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Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#353877) Verfasst am: 05.10.2005, 11:36 Titel: Kostenexplosion und Demographie: die Probleme des Gesundheitssystems? |
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Zwei angebliche Probleme des Gesundheitssystems werden öfteres in der Diskussion genannt:
die Kostenexplosion und die demographische Entwicklung.
Dazu ein guter Artikel, der zeigt, dass das Problem primär bei den Einnahmen liegt: "Was wird aus dem Gesundheitssystem?"
Teil 1: "Kostenexplosion" und "demografischer Wandel"
Teil 2: Die Konzepte der Parteien zur Gesundheitsreform
Zu dem Argument der Kostenexplosion:
Lutz Köppe hat folgendes geschrieben: | In der GKV sind etwa 88 Prozent der Bevölkerung versichert, die allerdings lediglich rund 50 Prozent der gesamten Gesundheitskosten Deutschlands verursachen. Die "Kostenexplosion", von der häufig zu lesen ist, wird in seriösen Publikationen verneint, wenn nicht nur die Entwicklung der absoluten Kosten gesehen, sondern der Bezug der Gesundheitskosten zum Bruttoinlandsprodukt hergestellt wird. Die Kassenärztliche Vereinigung Berlins (KVB) vermerkt auf ihrer Website:
"Die GKV-Aufwendungen an den Gesundheitsausgaben liegen insgesamt bei rund 50 Prozent. Bezogen auf das BIP schwankte dieser Anteil zwischen 1980 und 1998 von 5,53 Prozent bis 6,18 Prozent und ist seit 1997 auf unter 6 Prozent gefallen. Anders gesagt: Über nunmehr zwei Jahrzehnte ist der Anteil der GKV-Ausgaben am BIP in Deutschland nahezu konstant geblieben."
Im Wochenbericht 7/2003 des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung wird der naheliegende Schluss gezogen:
"Gerade an letzterer Größe (dem Verhältnis zwischen GKV-Ausgaben zum BIP) müsste sich eine Kostenexplosion nachweisen lassen; sie ist für den Zeitraum ab 1975 jedoch nicht erkennbar... Die Auswertung der vorliegenden Daten lässt nicht den Schluss zu, dass es zur Finanzkrise der GKV und zu den Beitragssatzsteigerungen durch eine Kostenexplosion der Gesundheitsausgaben gekommen ist."
Auch im Vergleich mit anderen entwickelten kapitalistischen Staaten sind die Gesamtkosten des deutschen Gesundheitssystems und insbesondere der Anteil der GKV daran nicht auffällig hoch. |
Zu beachten ist, dass 88% der Bevölkerung - die gesetzlich Versicherten - nur 50% der Kosten verursachen. Wahrscheinlicher ist, dass hier schon das Zwei-Klassen-System der medizinischen Versorgung widergespiegelt wird.
Zu den Problem der demographischen Entwicklung:
Lutz Köppe hat folgendes geschrieben: | Das andere Schreckgespenst, das geschaffen worden ist, um zu helfen, dem Volk die Notwendigkeit der Reform plausibel zu machen, ist der "demografische Wandel". Doch der demografische Wandel war im vergangenen Jahrhundert gravierender als er in der Zukunft sein wird.
Im Jahr 1900 kamen noch 12,4 Personen zwischen 15 und 65 Jahre auf eine Person ab 65. 1950 waren es noch 6,9 und im Jahr 2000 lediglich noch 4,1. Die prognostizierte weitere Abnahme auf einen Wert von 2,0 in den nächsten fünfzig Jahren erscheint in diesem Kontext kaum noch bedrohlich. Die Produktivitätssteigerungen des 20. Jahrhunderts fingen - trotz zweier Weltkriege - die ungünstige demografische Entwicklung auf. Weshalb sollte das in der Zukunft nicht so sein? Die Menschheit befindet sich im Zeitalter einer technologischen Revolution und die damit zukünftig verbundenen Produktivitätssprünge werden jene des 20. Jahrhunderts zweifellos in den Schatten stellen. |
Zu dem diskutiert der Autor, dass es sowohl der SPD, als auch der Union bei ihren Konzepten in erster Linie um Entlastung der "Arbeitgeber" geht, was zu Mehrbelastungen und Leistungseinschränkungen für die "Arbeitnehmer" führt. Die Konzepte sind also - obwohl auf dem ersten Blick sehr weit auseinander - recht ähnlich, weshalb hier eine Einigung bei der großen Koalition der Wahlverlierer zu erwarten ist und damit weitere Verschlechterungen auf die Mehrheit zukommen werden.
_________________ Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!
The only general I like is called strike
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Stefan auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 6217
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(#353901) Verfasst am: 05.10.2005, 12:14 Titel: |
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Zitat: | Zu dem diskutiert der Autor, dass es sowohl der SPD, als auch der Union bei ihren Konzepten in erster Linie um Entlastung der "Arbeitgeber" geht, was zu Mehrbelastungen und Leistungseinschränkungen für die "Arbeitnehmer" führt. Die Konzepte sind also - obwohl auf dem ersten Blick sehr weit auseinander - recht ähnlich, weshalb hier eine Einigung bei der großen Koalition der Wahlverlierer zu erwarten ist und damit weitere Verschlechterungen auf die Mehrheit zukommen werden. |
Das ist ja nun keine Überraschung. Aber nicht nur Arbeitgeber werden entlastet. Auch die Pharmaindustrie und ihre Apotheker, sowie die GKV kommen so gut wie ungeschoren davon. Die Zeche zahlen Versicherte und Ärzte.
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