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Wendor registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.01.2005 Beiträge: 1548
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(#358056) Verfasst am: 13.10.2005, 14:14 Titel: Geschichtliche Erinnerungen ,,,, zum Beispiel – Chruschtschow.... |
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Unsere Tagespresse heute – unter:
Zurückgeblättert – ist dort folgendes zu lesen:
DER SOWJETISCHE MINISTERPRÄSIDENT NIKITA CHRUSCHTSCHOW
sorgt am 13. Oktober 1960 bei der 15. UN-Vollversammlung in
New York für Ruhe im Plenum, indem er seinen Schuh auszieht und
mit diesem mehrmals auf den Tisch hämmert.
Zuvor hatte der Versammlungsleiter vergeblich versucht,
sich Aufmerksamkeit zu verschaffen und dabei den Ordnungshammer zertrümmert.
Nach dem Eklat forderte der für seine Emotionsausbrüche bekannte Chruschtschow vehement
eine Neuorganisation der UNO. Im Dezember verabschiedete die Uno eine Erklärung
zur Gewährung der Unabhängigkeit an Kolonialvölker.
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Richtig so.
Wenn sie sich schon benehmen wie eine Horde wilder Affen,
den mit einem Hammer auf sich aufmerksam machenden Versammlungsleiter zu irgnorieren,
spätestens der Schlag mit einem Schuh aufs Pult, hatte mit Sicherheit ihre Aufmerksamkeit erregt.
Sehr interessant das Buch seines Sohnes Sergej Chruschtschow:
DIE GEBURT EINER SUPERMACHT
Ein Buch über meinen Vater.
Wobei Sergej Chruschtschow in einem Interview sagte,
das besonders die Deutschen lesen sollten.
Schon ,,, aber 616 Seiten müssen erst gelesen werden.
Dazu noch starker Priem.
Von wegen die Russen wären hinterlistig.
Andere sind es noch viel mehr. Wer hätte das wohl gedacht.
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Wendor registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.01.2005 Beiträge: 1548
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(#358255) Verfasst am: 13.10.2005, 21:29 Titel: Re:Wer - rüstete wen - zu Tode? |
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In einem Interview gab Sergej Chruschtschow - betreffs oben besagtem Buches – Die Geburt einer Supermacht - , folgendes zum Ausdruck:
„Die Periode 1953 bis 1964 war eine kritische Zeit in der Geschichte unseres Landes – die Periode des Überganges von der Vorbereitung des 3. Weltkrieges zur friedlichen Koexistenz. Diese Periode ist gekennzeichnet durch die Halbierung der Streitkräfte der UdSSR, wobei der Präsident der USA, John F. Kennedy, gleichzeitig anerkannte, daß die UdSSR die Parität als Militärmacht erreichte, und damit die Fähigkeit besaß, den Gegner zu vernichten.
Und eben in diesen Jahren verwandelte sich die Sowjetunion in eine Supermacht, und trotzdem verringerten sich die Militärausgaben sehr wesentlich. War dies überhaupt möglich? Ja, es war so. Dazu war es notwendig, sich von der Auffassung zu verabschieden, die bis zu dieser Zeit herrschte. Sie bestand darin, daß bei der Lösung des Sicherheitsproblems von den Berufsmilitärs alle Kräfte zu bilanzieren sind. Jeder Panzer, jedes Flugzeug unserer Seite wurde mit der analogen Technik eines wahrscheinlichen und eines unwahrscheinlichen Gegners bilanziert. Zur Realisierung einer solchen Doktrin waren in unserem Lande einfach nicht die Kräfte und Ressourcen vorhanden. „Wir ruinieren uns, wir bleiben mit heruntergelassenen Hosen zurück“, so überzeugte der Vater seine Opponenten im Generalstab und im Verteidigungsministerium.
In diesen Jahren leitete mein Vater eine jähe Wende in der Militärdoktrin ein, die in der Hinwendung zur asymetrischen Garantie der Sicherheit bestand. Man entwickelte hauptsächlich nur jene Waffenarten, mit deren Hilfe es möglich war, den Gegner davon zu überzeugen, daß ein Angriff auf uns sinnlos war. Die Sinnlosigkeit begründete sich auf dem Fakt, daß ein hypothetischer Sieg mit einem solchen Preis bezahlt werden mußte, der für einen zivilisierten Staat unannehmbar war.
Die neue Strategie erlaubte es, auf die Entwicklung solcher sehr teuren Waffengattungen wie – die Überwasserflotte und die Fernluftflotte – zu verzichten. Gleichzeitig war es möglich, die Zahl der Panzer und auch die Mannschaftsstärke im Vergleich zur Stalinzeit um das Zehnfache zu vermindern.
Die freigesetzten Ressourcen dienten zur Produktion von Lebensmitteln, zum Bau von Wohnhäusern und zur Erhöhung des Lebensstandards des Volkes. Dies war eine Zeit der härtesten Prüfungen, weil alles selbst produziert werden mußte (Anm.: Hierbei zu Bedenken, Rußland hatte die meisten Menschen im Krieg verloren, vor allem Männer). Der Außenhandel war erst am Anfang seiner Entwicklung. Wir konnten weder Getreide, noch Fleisch oder Werkzeuge und Geräte kaufen.
Mein Buch erhebt keinen Anspruch, alle Ereignisse, die in diesen Jahren Abliefen, zu behandeln. Ich beschreibe nur jene Lebenssphären unseres Landes, die ich als Augenzeuge selbst erlebt habe. Ich sehe meine Aufgabe nicht darin, irgendwelche Gutachten abzugeben und meinen eigenen Vater zu bewerten. Das kann nicht die Aufgabe des Sohnes sein. Ich hoffe jedoch sehr, daß mein Buch in der Lage sein wird, den Kontakt zu dieser Zeit wieder herzustellen, um einen Ausweg aus der heutigen, nicht einfachen Situation des Landes zu finden, der auch in einer asymetrischen Strategie bestehen muß. Die Verzettelung der Kräfte muß letztlich zu neuem Unheil führen. (Anm.: Wie recht er hat.)
Der aufmerksame Leser findet im vorgelegten Buch viel Gemeinsames mit dem im Jahre 1994 von mir publizierten zweibändigen Buch „Nikita Chruschtschow, Krisen und Raketen“. Das vorgelegte Buch ist das Ergebnis der Überarbeitung des vorangegangenen. Einiges habe ich weggelassen, anderes hinzugefügt, unvermeidliche Fehler verbessert und das ganze präzisiert. Außerdem habe ich den Titel verändert. Weil sich der alte Titel nicht als erfolgreich erwies. Der alte Titel führte dazu, daß das Buch mit der Kubakrise einerseits und mit der Geschichte der Raketentechnik andererseits verbunden wurde. Der von mir gewählte neue Titel entspricht mehr dem beschriebenen Inhalt des Buches.
Schließlich möchte ich mich bei all jenen bedanken, deren Hilfe ich bei der Niederschrift und bei der Publikation dieses Buches in Anspruch genommen habe. Dabei handelt es sich an erster Stelle um Valentina Nikolaewna, die Frau des Sohnes von Nikita Sergeewitsch, die Mitarbeiter meiner heimatlichen Wissenschaftlichen Produktionsvereinigung „Maschinostroenie“, besonders um die verstorbene Marka Bendetorowitsch Gurewitsch, die das Manuskript rezensiert hat, sowie um Oberst Sergej Ewgenewitsch Sokolowskij, der viele Fakten präzisieren half. Außerdem möchte ich mich bei dem Kollegen aus dem Institut für Internationale Studien, Thomas Wattson von der Brown-Universität, bedanken, der es mir ermöglichte, mich ungestört mit der Vorbereitung des Buches und seiner Herausgabe zu befassen.
Ein großes Dankeschön sage ich all denen, die ich nicht erwähnen konnte, ohne deren Hilfe es jedoch nicht möglich gewesen wäre, dieses Buch zu vollenden.“
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Dazu im Buch von Chalmers Johnson – Ein Imperium verfällt. Ist die Weltmacht USA am Ende? – zu lesen:
Mit der Aufrüstung der USA, wurde nicht nur die UdSSR zu Tode gerüstet, sondern die USA rüsteten sich ebenfalls zu Tode,
die Kosten überstiegen bisher alles Dagewesene.
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air
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(#358375) Verfasst am: 14.10.2005, 01:44 Titel: Re:Wer - rüstete wen - zu Tode? |
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Wendor hat folgendes geschrieben: | Dazu im Buch von Chalmers Johnson – Ein Imperium verfällt. Ist die Weltmacht USA am Ende? – zu lesen:
Mit der Aufrüstung der USA, wurde nicht nur die UdSSR zu Tode gerüstet, sondern die USA rüsteten sich ebenfalls zu Tode,
die Kosten überstiegen bisher alles Dagewesene. |
Allerdings war man sehr irrational, agierte viel mit Täuschung und aus Furcht. Zum Beispiel haben die Sowjets, als sie erfahren hatten, daß einer von ihren Dutzenden Militärflughäfen in den nächsten Tagen von einem Spionageflugzeug photographiert werden sollte, all ihre Bomber eines bestimmten Typs vorher dorthin verlegt. Beim nächsten Flugplatz ein paar Tage später standen unten wieder zwanzig Bomber. Mit dem Resultat, daß die USAner gedacht haben, die Sowjets hätten (pi mal Daumen mal Anzahl der Flugzeuge mal Anzahl der großen Militärflughäfen) um die fünfhundert Bomber dieses Typs. Was wiederum der US-Waffenindustrie neue Aufträge beschert hat, denn man mußte ja jetzt selbst fünfhundert neue Bomber (oder vergleichbares Material) bauen. Tatsächlich bestand die interpretierte Überlegenheit aber nicht.
Irgendwo gab es mal eine Projektion, nach der, wenn man realistische Zahlen ansetzte, die Sowjets einen hypothetischen konventionell geführten "Dritten Weltkrieg" entweder innerhalb von vierzehn Tagen hätten gewinnen müssen, oder besiegt worden wären. Wenn man sieht, daß gewisse kleine Staaten auch in Jahren nicht unter Kontrolle zu bringen sind [Irak, Tschetschenien] und militärische Kampagnen dort immense Ressourcen erfordern, wäre es aber genauso für "den Westen" eine Utopie gewesen, in den "Ostblock" einzumarschieren.
Das Problem ist, daß sich die taktische Doktrin heute gewandelt hat. Sowohl die Sowjets als auch die USA hatten viel zu viel zu verlieren, als daß sie einander offen bekämpft hätten (deswegen gab es die Bruderkriege z.B. in Vietnam, Afghanistan und am Horn von Afrika, aber so erklärt sich auch die Passivität des Westens bei der Niederschlagung des Arbeiteraufstands in der DDR, des Ungarnaufstands und des Prager Frühlings). Heute denkt man, man müsse so handeln wie ein hypothetischer Gegner, der zu allem bereit ist. Mit Chruschtschow konnte man immerhin verhandeln, mit einem hypothetischen Terroristen Goldstein, so sagt man, kann man nicht verhandeln, weil er aus seinem Denken heraus nichts zu verlieren hat. Und man denkt jetzt, man müsse selbst so handeln, als ob man nichts zu verlieren hätte. Deswegen, denkt man, kann man aufsässige Länder (inklusive der Zivilbevölkerung dort) auch nuken.
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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