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Baldur auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 05.10.2005 Beiträge: 8326
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(#367859) Verfasst am: 04.11.2005, 17:01 Titel: Pros und Kontras der "Planwirtschaft". |
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Ich sammel einfach mal und bin gespannt was herauskommt.
Was fällt euch denn so ein?
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Baldur auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 05.10.2005 Beiträge: 8326
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(#367869) Verfasst am: 04.11.2005, 17:26 Titel: |
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PRO: Gerechte Verteilung von Gütern und Waren. Jeder hat die gleichen Möglichkeiten der Beschaffung und des Zugangs zu jedweder Ware. und jedem Gut.
Kontra: Es wird nach den Bedürfnissen der Gemeinschaft produziert. Individuelle Interessen werden wenig berücksichtigt. Nur eine geringe Palette an Waren mit wenigen Variationen, dafür aber relevanten Unterschieden.
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enpassant registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2005 Beiträge: 522
Wohnort: leipzig
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(#367965) Verfasst am: 04.11.2005, 19:42 Titel: |
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venicius hat folgendes geschrieben: | Kontra: Es wird nach den Bedürfnissen der Gemeinschaft produziert. Individuelle Interessen werden wenig berücksichtigt. Nur eine geringe Palette an Waren mit wenigen Variationen, dafür aber relevanten Unterschieden. |
Kontra II: Dieser unsägliche realitäts- und menschenferne Schwachsinn hat noch nie funktioniert, sondern die armseligen Menschen, wann immer er ihnen als angeblicher Gipfelpunkt von Moral und Gerechtigkeit aufgezwungen wurde, in den wirtschafltlichen und sozialen Abgrund gestürzt. Kann man denn eigentlich Empirie so sehr verachten, um solcherlei Wolkenkuckucksheime immer noch ernsthaft zu diskutieren???
_________________ Was das ewige Leben ist, weiß ich nicht - aber das gegenwärtige ist ein schlechter Spaß! (Voltaire)
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Yamato Teeist
Anmeldungsdatum: 21.08.2004 Beiträge: 4548
Wohnort: Singapore
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(#367969) Verfasst am: 04.11.2005, 19:44 Titel: |
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Kontra: Es ist schwierig den Bedarf der Gemeinschaft im Voraus zu planen. Mangelnde Versorgung mit Gütern kann die Folge sein.
Pro: Es kann keine künstliche Güterverknappung, die den Preis erhöht, stattfinden.
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Mario Hahna aktiviert
Anmeldungsdatum: 04.04.2005 Beiträge: 9607
Wohnort: München
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(#367978) Verfasst am: 04.11.2005, 19:49 Titel: |
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enpassant hat folgendes geschrieben: | Kontra II: Dieser unsägliche realitäts- und menschenferne Schwachsinn hat noch nie funktioniert, sondern die armseligen Menschen, wann immer er ihnen als angeblicher Gipfelpunkt von Moral und Gerechtigkeit aufgezwungen wurde, in den wirtschafltlichen und sozialen Abgrund gestürzt. Kann man denn eigentlich Empirie so sehr verachten, um solcherlei Wolkenkuckucksheime immer noch ernsthaft zu diskutieren??? |
Das mit den Bananen war echt übel!
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enpassant registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2005 Beiträge: 522
Wohnort: leipzig
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(#368001) Verfasst am: 04.11.2005, 20:03 Titel: |
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Thao hat folgendes geschrieben: | Das mit den Bananen war echt übel! |
Ja klar, dass Anmerkungen auf diesem traurigen Level kommen, konnte ja nicht ausbleiben...
"Übel" ist es indessen immer, von Dingen zu schwadronieren, von denen man keine Ahnung hat - wie man sieht.
_________________ Was das ewige Leben ist, weiß ich nicht - aber das gegenwärtige ist ein schlechter Spaß! (Voltaire)
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Mario Hahna aktiviert
Anmeldungsdatum: 04.04.2005 Beiträge: 9607
Wohnort: München
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(#368015) Verfasst am: 04.11.2005, 20:19 Titel: |
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Du kommst aus dem Osten, hat euch der Kapitalismus nicht in den sozialen Abgrund gestürzt?
Aber lecker Banänsche gibt es jetzt : )
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enpassant registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2005 Beiträge: 522
Wohnort: leipzig
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(#368022) Verfasst am: 04.11.2005, 20:26 Titel: |
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Thao hat folgendes geschrieben: | Du kommst aus dem Osten, hat euch der Kapitalismus nicht in den sozialen Abgrund gestürzt?
Aber lecker Banänsche gibt es jetzt : ) |
Wie schon gesagt, man müsste wissen, wovon man redet - und etwas Interesse am Kausalitätsprinzip wär auch nicht übel...
Im übrigen waren es wohl eher Evangelisten mit ihren Kopfgeburten wie z.B. du einer zu sein scheinst, die den Osten in den "sozialen Abgrund" gestürzt haben.
Und, falls es dich beruhigt: Bananen mag ich überhaupt nicht!
_________________ Was das ewige Leben ist, weiß ich nicht - aber das gegenwärtige ist ein schlechter Spaß! (Voltaire)
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Mario Hahna aktiviert
Anmeldungsdatum: 04.04.2005 Beiträge: 9607
Wohnort: München
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(#368028) Verfasst am: 04.11.2005, 20:30 Titel: |
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War eh nur Spaß, musst dich nicht aufregen
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fenriswolf Das Ende ist nah !
Anmeldungsdatum: 23.08.2003 Beiträge: 376
Wohnort: Celle
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(#368084) Verfasst am: 04.11.2005, 21:14 Titel: |
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KONTRA :
Fehlende Konkurrenz zwischen Herstellern. Die Konkurrenz führt in der Regel zu ständiger Innovationsbereitschaft. Quasimonopole wie in der Planwirtschaft hemmen den Verbesserungsdruck von Produkten. Da war man wohl beispielsweise froh , nach etlichen Jahren Wartezeit überhaupt ein Auto zu bekommen , egal wie es dann aussieht , was es leistet , in welcher Qualität.
So führt Beispielsweise der Kampf zwischen Airbus und Boeing zu permanenter Verbesserung der Modelle , wie sonst überall auch. Planwirtschaft ist Innovationsgift , lasse mir aber gerne Gegenbeispiele nennen.
KONTRA :
Planwirtschaft reagiert nicht schnell genug auf veränderte Wünsche und Bedürfnisse der Konsumenten.
_________________ Gott ißt Brot.
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#368108) Verfasst am: 04.11.2005, 21:38 Titel: |
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venicius hat folgendes geschrieben: | PRO: Gerechte Verteilung von Gütern und Waren. Jeder hat die gleichen Möglichkeiten der Beschaffung und des Zugangs zu jedweder Ware. und jedem Gut.
Kontra: Es wird nach den Bedürfnissen der Gemeinschaft produziert. Individuelle Interessen werden wenig berücksichtigt. Nur eine geringe Palette an Waren mit wenigen Variationen, dafür aber relevanten Unterschieden. |
Das hängt doch wohl davon ab, wie die Wirtschaft organisiert wird. Es spricht doch wohl überhaupt nichts dafür, dass in einer demokratisch organisierten Planwirtschaft die Menschen plötzlich ihre individuellen Interessen und Vorlieben ignorieren und dafür stimmen, dass nur "Einheitsmist" produziert wird und z.B. ihre Hobbys nicht mehr berücksichtig werden.
Das Problem ist, dass manche hier ein Gesellschaft, die von einer winzigen Minderheit beherrscht wurde und die im Interesse dieser Minderheit funktionierte, als Beispiel nehmen. Die Nomenklatura im Staatskapitalismus hatte nicht das Problem, dass sie nur Einheitswaren erhielten. Die hatten Zugang zu westlichen Waren und Firmen, die speziell für sie (z.B. Einrichtung für ihre Villen) produzierten.
fenriswolf hat folgendes geschrieben: | Fehlende Konkurrenz zwischen Herstellern. Die Konkurrenz führt in der Regel zu ständiger Innovationsbereitschaft. |
Was ist der Antrieb für Fortschritt? Konkurrenz? Der grösste Antrieb für den Fortschritt ist Faulheit und Bequemlichkeit. Arbeite mal ein paar Wochen und du wirst sehen, wo du auf Ideen für Verbesserungen und Veränderungen kommst.
fenriswolf hat folgendes geschrieben: | Planwirtschaft reagiert nicht schnell genug auf veränderte Wünsche und Bedürfnisse der Konsumenten. |
Das hängt ja wohl von der Organsiation ab. Wenn die Produktion direkt nach den Wünschen der Kunden erfolgt - was nur geplant möglich ist - dann ist dies wohl überhaupt kein Problem. Nur nebenbei: nennenswerte Bereiche der heutigen Produktion erfolgt auf Bestellung, also nach einem Plan. Nur wird dieser Plan nicht von den Konsumenten gemacht, sondern von konkurrierenden Konzernen, die sich gegenseitig Marktanteile abjagen wollen und eine möglichst hohe Rendite erzielen wollen. Das Ergebnis ist, dass Menschen mit zu geringen Einkommen überhaupt ihre Wünsche nicht befriedigen können, weil eine Produktion für diese nicht rentabel ist. Andererseits gibt es eine permante Überproduktion bzw. geringe Produktionsauslastungen, weil die Planung eben nicht nach den Wünschen der Konsumenten erfolgt, sondern jeder Konkurrent plant, den eigenen Anteil zu vergrössern - was nicht funktionieren kann.
Im übrigen gibt es Sektoren, bei der die Produktion nur auf Bestellung erfolgt: teuere Luxusgüter (wie Luxuswägen) und grossen Investitionen wie Kraftwerke und Industrieroboter.
Es wäre schon ein enormer Fortschritt in der Diskussion, wenn man realisieren würde, dass Planwirtschaft im Kapitalismus gang und gäbe ist und die entscheidende Frage nicht "Marktwirtschaft" oder "Planwirtschaft" ist, sondern wer die Wirtschaft kontrolliert.
_________________ Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!
The only general I like is called strike
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Kef registrierter User
Anmeldungsdatum: 10.09.2005 Beiträge: 54
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(#368360) Verfasst am: 05.11.2005, 11:29 Titel: |
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PRO: fällt mir nichts ein was wirklich besser laufen würde.
CONTRA: es funktioniert nicht 5 jahre im vorraus auf die produktoffensiven der konkurenz zu reagieren.
wobei, wenn ich mir den letzten prototypen der sachsenwerke anschaue und den 3 jahre später erschienen golf-I von vw.
wobei das aber die stecknadel im heuhaufen war.
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#368386) Verfasst am: 05.11.2005, 12:37 Titel: |
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Kef hat folgendes geschrieben: | PRO: fällt mir nichts ein was wirklich besser laufen würde.
CONTRA: es funktioniert nicht 5 jahre im vorraus auf die produktoffensiven der konkurenz zu reagieren.
wobei, wenn ich mir den letzten prototypen der sachsenwerke anschaue und den 3 jahre später erschienen golf-I von vw.
wobei das aber die stecknadel im heuhaufen war. |
Noch mal: Planwirtschaft im Kapitalismus ist normal. Bei einem Auto wird natürlich 5 Jahre im voraus geplant, weil die Entwicklung so lange braucht. Die Produktion braucht ebenfalls Zeit und wird natürlich geplant.
Die Frage ist, wer kontrolliert die Gesellschaft. Und danach kann man darüber diskutieren, ob es überhaupt eine Alternative zu einer demokratischen Planwirtschaft gibt, wenn man eine demokratische Wirtschaft - also nicht diktatorisch kontrolliert - will
_________________ Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#368464) Verfasst am: 05.11.2005, 16:07 Titel: |
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Das größte Kontra: Die Planer und diejenigen, die sie beraten, sind ganz weit oben in der Hierarchie, viel weiter als die Manager in einem heutigen Großkonzern. Solche Leute entwickeln ihre eigenen elitären, abgehobenen und weltfremden Ideen. Stellt euch vor, Brüssel würde bestimmen, wie Sitzgarnituren auszusehen hätten und wie populäre Musik zu klingen hätte.
Bei solchen Strukturen kommt eine demokratische Entscheidung oben einfach nur mehr sehr grobschlächig oder gar nicht an.
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#368503) Verfasst am: 05.11.2005, 16:56 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Das größte Kontra: Die Planer und diejenigen, die sie beraten, sind ganz weit oben in der Hierarchie, viel weiter als die Manager in einem heutigen Großkonzern. Solche Leute entwickeln ihre eigenen elitären, abgehobenen und weltfremden Ideen. Stellt euch vor, Brüssel würde bestimmen, wie Sitzgarnituren auszusehen hätten und wie populäre Musik zu klingen hätte.
Bei solchen Strukturen kommt eine demokratische Entscheidung oben einfach nur mehr sehr grobschlächig oder gar nicht an. |
Das hängt von der Struktur ab. Eine Struktur, die ähnlich kopflastig wie die parlamentarische Demokratie ist, kann natürlich nicht im Interesse der Mehrheit funktionieren. Eine solche Struktur hat das gleiche Problem wie die Struktur heutiger Grosskonzerne. Dies haben in der BRD nominell auch Vertreter der "Arbeitnehmer" im Vorstand, die aber keiner demokratischen Kontrolle unterliegen.
Heute gibt es derart viele Kommunikationsmöglichkeiten, dass eine "basis"demokratische Organisation der Wirtschaft leicht möglich ist. Die Produktion kann bei aufwendigeren, nicht alltäglichen Güter auf Bestellung, z.B. per Internet erfolgen - die Kombination davon ist dann der Plan. Tägliche Gebrauchsgüter werden nach Bedarf produziert, der heute leicht feststellbar ist und eigentlich auch bekannt ist, nur durch die Konkurrenz und die Profitinteressen der Konzerne nicht berücksichtigt werden kann. Die Kontrolle dieses Plan, der einfach durch gesammelte individuelle Wünsche aufgestellt wird, erfolgt dann einerseits durch Nachbarschaftsräte (also die Produzenten in ihrer Funktion als Konsument) und andererseits durch die Produzenten (Arbeiter) in den Produktionsstätten selbst.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#368511) Verfasst am: 05.11.2005, 17:09 Titel: |
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@max: Was du da beschreibst strapaziert die Semantik des Begriffs "Plan" doch sehr. (Gehört deshalb wahrscheinlich nicht hierher.) Werde noch meine 2¢ dazu geben.
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#368520) Verfasst am: 05.11.2005, 17:17 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: | @max: Was du da beschreibst strapaziert die Semantik des Begriffs "Plan" doch sehr. (Gehört deshalb wahrscheinlich nicht hierher.) Werde noch meine 2¢ dazu geben. |
Ich bin der Meinung, dass die Frage "Planwirtschaft" oder "Marktwirtschaft" schon falsch ist, weil es real keine "Marktwirtschaft" gibt, da im Kapitalismus eben ein Grossteil auch geplant wird (halt nur nicht zentral - mit Ausnahme von staatlicher Infrastruktur und des Militärs). Es gibt und gab nie eine Wirtschaft, die per Angebot und Nachfrage gesteuert wurde. Dies kann wohl auch nicht funktionieren und ich sehe auch nicht, wie diese ideologische Idee mit einer demokratischen Organisation kombiniert werden kann.
Wenn die Wirtschaft so organisiert wird, wie ich oben beschrieben habe, ist dies natürlich eine Planwirtschaft. Nur ist es eben keine Planwirtschaft, die von einer Minderheit von Bürokraten kontrolliert wird. Die Gleichsetzung von Staatskapitalismus mit Planwirtschaft ist eben nur irreführend.
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#368537) Verfasst am: 05.11.2005, 17:56 Titel: |
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Pro:
- Gewinne werden größtenteils wiederinvestiert und nicht als Privateigentum konsumiert.
- Durch die sehr hohe Betriebsgröße wird mehr Produktivität erzielt.
- Durch Steuerung der Preise kann der Konsum zentral stärker gesteuert und der Luxuskonsum gezielter eingeschränkt werden.
- Durch das starke Kollektivwesen können beim Konsum viele Ressourcen gespart werden (zb. Bus und Bahn statt Auto, Sommerlager statt individueller Tourismus, Kino statt Fernsehen, Blockhäuser statt Ein-Familien-Haus in den suburbanen Gegenden).
- Durch direkte staatliche Kontrolle der Finanzen sind Börsencrashs fast unmöglich.
- Durch staatliche Kontrolle der Finanzen ist die Eigentumsspekulation eingeschränkt und die Zinsbelastung der Binnenwirtschaft nicht gegeben.
- Arbeitslosigkeit kann durch staatlich kontrollierten Arbeitsmarkt vollständig eliminiert werden.
- Durch gute Sozialleistungen sind auch hohe Bildungseinrichtungen für jeden unabhängig von seinem finanziellen Einkommen zugänglich.
- Das Bildungssystem ist auf westlichem Niveau.
- Die Einstellung zum Eigentum ist ungezwungener.
- Die wirtschaftlich bedingten Benachteiligungen der Frau können seitens des Staates beseitigt werden.
- Die wirtschaftliche Abhängigkeit von privaten Personen, die das ausnutzen könnten ist geringer.
- Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten werden durch allgemeine Planung ausgeglichen, wenn ein Betrieb geschlossen werden muss.
- Die Einkommensschere ist insgesamt relativ gering.
Kontra:
- Starke Demotivation und sehr schlechtes Arbeitsklima durch Einschränkung oder Ausschaltung der Privatinitiative und weil der Wohlstand wenig oder gar nicht von der wirtschaftlichen Leistung abhängt.
- Starke Störungen in Produktionsabläufen sind durch die mangelhafte Flexibilität der Planwirtschaft und Lethargie der meisten Arbeiter kaum unter Kontrolle.
- Durch unvorhersehbare Störungen, Situationen und mangelhafte Flexibilität der Planwirtschaft wird am Bedürfniss der Bevölkerung nicht selten einfach vorbeiproduziert.
- Viele Ressourcen gehen auch durch Korruption und Diebstahl verloren. An Arbeitsplätzen werden zum Beispiel immer wieder wichtige Gegenstände und Werkzeuge gestohlen.
- Viele wichtige Informationen und Statistiken kommen stark verspätet, gar nicht oder gar verfälscht in die Chefetage der Planbürokraten. Es werden völlig unrealistische Ziele beschlossen.
- Der Schwarzmarkt umgeht teilweise die Ziele und Prinzipien des Staates und verformt die Ressourcenverteilung.
- Durch überschüssiges Geld und mangelhafte Waren entstehen Warteschlangen. Es wird mit Mangelwaren spekuliert und der Schwarzmarkt profitiert davon. Das Vertrauen in die Währung leidet stark darunter.
- Folgenreiche Arbeitsunfälle werden durch mangelhafte Sicherheitsmaßnahmen und die starke Nachlässigkeit am Arbeitsplatz sehr begünstigt (extremes Beispiel: Tschernobyl)
- Die Infrastruktur und die Rohstoffverteilung werden sehr schlecht organisiert, was die Produktion der Fertigwaren erschwert.
- Durch die statistische Perspektive der Planbürokratie wird kaum auf die Qualität der Waren geschaut, die dadurch teilweise völlig unbrachbar werden.
- Die Planbürokraten haben oft keinen Bezug zur Praxis und manchmal sehr mangelhafte Kenntnisse. Das führt zu Fehlentscheidungen, Verschwendungen und noch mehr Spekulationen.
- Durch die geringe Bedeutung der Rentabilität und Beschaffung der Arbeitsplätze als Selbstzweck werden manche Arbeitskräfte völlig verschwendet.
- Durch die überwucherte Bürokratie werden noch mehr Arbeitskräfte verschwendet.
- Durch die geringe Relevanz der Rentabilität kommen in den staatlichen Betrieben viele Leute eher durch ihre Bekanntschaften zu guten Waren, Dienstleistungen und Arbeitsplätzen, als durch ihre tatsächliche Leistung.
- Ungeachtet der propagierten Gleichheit gibt es eine politische Elite, die auf Kosten der Allgemeinheit in Luxus lebt.
- Planwirtschaften auf staatlicher Ebene gab es bis jetzt nur als Diktaturen.
- Planwirtschaften werden oft mit sinnlosen Prestigeprojekten propagiert ("Kulturpaläste", "Zukunftskaufhäusermodelle", bevorzugte Versorgung von bestimmten Regionen aus politischen Gründen, so auch Ostberlin in der DDR usw....)
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#368543) Verfasst am: 05.11.2005, 18:06 Titel: |
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max hat folgendes geschrieben: | Sokrateer hat folgendes geschrieben: | @max: Was du da beschreibst strapaziert die Semantik des Begriffs "Plan" doch sehr. (Gehört deshalb wahrscheinlich nicht hierher.) Werde noch meine 2¢ dazu geben. |
Ich bin der Meinung, dass die Frage "Planwirtschaft" oder "Marktwirtschaft" schon falsch ist, weil es real keine "Marktwirtschaft" gibt, da im Kapitalismus eben ein Grossteil auch geplant wird (halt nur nicht zentral - mit Ausnahme von staatlicher Infrastruktur und des Militärs). Es gibt und gab nie eine Wirtschaft, die per Angebot und Nachfrage gesteuert wurde. Dies kann wohl auch nicht funktionieren und ich sehe auch nicht, wie diese ideologische Idee mit einer demokratischen Organisation kombiniert werden kann.
Wenn die Wirtschaft so organisiert wird, wie ich oben beschrieben habe, ist dies natürlich eine Planwirtschaft. Nur ist es eben keine Planwirtschaft, die von einer Minderheit von Bürokraten kontrolliert wird. Die Gleichsetzung von Staatskapitalismus mit Planwirtschaft ist eben nur irreführend. |
Noch mehr Semantik. Genauso könnest du die strikteste Planwirtschaft durch Angebot und Nachfrage ersetzen. In der Praxis haben wir eine gemischte Wirtschaft. Manche Teile sind komplett planwirtschaftlich organisiert. (Bildungswesen, Teile des Gesundheitswesen)
Und das ist auch gut so und effizient, den in diesen Bereichen kann man wirklich gut planen.
z.B.: 1% aller über 60-Jährigen haben jedes Jahr einen Oberschenkelhalsbruch -> Zahl der Operationen, Krankenhausaufenthalte, Materialverbrauch sind gut planbar.
Bei anderen herrscht Angebot und Nachfrage in unveränderter Form (ebay, Auktionen, Flohmarkt)
In beiden Bereichen sind am Ideal schon ziemlich gut dran. Das sollte man nicht in fundamentalistischer Weise für ein neues System über den Haufen werfen.
Sonst hat man halt eine Mischung. Autokonzerne haben Pläne. Nur welcher dieser Pläner erfolgreich ist, das bestimmt dann schon wieder Angebot und Nachfrage. SUVs verkaufen sich momentan gut, 3-Liter-Autos (VW Lupo) nicht. In diesem Bereich der Wirtschaft brauchen wir bessere Alternativen.
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#368544) Verfasst am: 05.11.2005, 18:08 Titel: |
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max hat folgendes geschrieben: |
Was ist der Antrieb für Fortschritt? Konkurrenz? Der grösste Antrieb für den Fortschritt ist Faulheit und Bequemlichkeit. Arbeite mal ein paar Wochen und du wirst sehen, wo du auf Ideen für Verbesserungen und Veränderungen kommst. |
Ich glaube, du solltest der APPD beitreten...
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#368550) Verfasst am: 05.11.2005, 18:19 Titel: |
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@ Hannibal: so gut wie alle deine Kritikpunkte beziehen sich nicht allgemein auf eine Planwirtschaft, sondern konkret auf den Staatskapitalismus.
Z.B. "Starke Demotivation und sehr schlechtes Arbeitsklima durch Einschränkung oder Ausschaltung der Privatinitiative". Wie kommst du darauf? Dein Argument stimmt perfekt für die heutigen Umstände im Kapitalismus, in der es eben NULL Eigeninitiative der Arbeiter möglich ist und diese KEINE Kontrolle über die Produktion haben und deshalb enorm entfremdet sind. Genau die gleichen Umstände - also keine Kontrolle durch die Arbeiter - gab im Staatskapitalismus.
Eigeninitiative ist sehr wohl mit einer demokratischen Planwirtschaft vereinbar, ist es deren Voraussetzung. Die Planung erfolgt eben nicht von einer zentralen Behörde oder einer Unternehmensbürokratie, sondern durch den Konsumenten selbst. Es ist die direkte Verbindung zwischen Bedarf und Produktion. Diese ist im Kapitalismus nicht möglich, weil die Produktion nicht den Bedarf, sondern eine möglichst hohe Rendite als Ziel hat.
Und denk mal über mein "Faulheits"-Argument nach. Warum will man bessere Technologien? Um weniger Arbeit zu haben. Warum mehr Automatisation? Um weniger Zeit für langweilige Tätigkeiten aufwenden zu müssen. Fortschritt beruht darauf, dass man ein besseres Leben haben will - und dazu gehört eben halt auch, dass man dafür weniger arbeiten will. Und das hat nichts mit einer Haltung à la APPD zu tun, sondern einfach mit Erfahrung.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Bei anderen herrscht Angebot und Nachfrage in unveränderter Form (ebay, Auktionen, Flohmarkt) |
Na ja, da gibt es ein fixes Angebot und die Preise schwanken um den Wert durch Angebot und Nachfrage. Ideal ist da überhaupt nichts.
Ideal wäre, wenn der Bedarf und das Angebot identisch sind und jeder seine Bedürfnisse befriedigen kann. Und davon ist der Kapitalismus meilenweit entfernt, wo trotz Überfluss in allen Bereichen Mangel (Hunger etc.) weit verbreitet ist.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#368551) Verfasst am: 05.11.2005, 18:21 Titel: |
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Hannibal hat folgendes geschrieben: |
- Die Einstellung zum Eigentum ist ungezwungener.
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Nicht, wenn du 15 Jahre auf deinen Trabbi warten musst.
Hannibal hat folgendes geschrieben: |
- Die Einkommensschere ist insgesamt relativ gering.
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In der Sowjetunion war die Einkommensschere gigantisch. Die Kontrollklasse (nach Michael Albert) hatte die ganze Macht und entlohne sich fürstlich. Was würden denn unsere Manager und wichtigen Angestellten machen, wenn die Unternehmen keine Dividende oder Gewinnausschüttungen an den Kapitalisten abführen müssten. Die Löhne der weiter unten Stehenden erhöhen?
Wohl kaum.
Hannibal hat folgendes geschrieben: |
- Starke Demotivation und sehr schlechtes Arbeitsklima durch Einschränkung oder Ausschaltung der Privatinitiative und weil der Wohlstand wenig oder gar nicht von der wirtschaftlichen Leistung abhängt.
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Sehe keinen Unterschied zur real existierenden Marktwirtschaft. Denn Einkommen hängt auch innerhalb einer Firma von Macht ab, nicht vom Arbeitsaufwand, oder der Anstrengung.
Hannibal hat folgendes geschrieben: |
- Viele Ressourcen gehen auch durch Korruption und Diebstahl verloren. An Arbeitsplätzen werden zum Beispiel immer wieder wichtige Gegenstände und Werkzeuge gestohlen.
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Kannst du erläutern, warum das in der Marktwirtschaft anders sein soll?
Hannibal hat folgendes geschrieben: |
- Folgenreiche Arbeitsunfälle werden durch mangelhafte Sicherheitsmaßnahmen und die starke Nachlässigkeit am Arbeitsplatz sehr begünstigt (extremes Beispiel: Tschernobyl)
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Sehe hierin keine Spezialität der Planwirtschaft.
Hannibal hat folgendes geschrieben: |
- Die Infrastruktur und die Rohstoffverteilung werden sehr schlecht organisiert, was die Produktion der Fertigwaren erschwert.
- Durch die statistische Perspektive der Planbürokratie wird kaum auf die Qualität der Waren geschaut, die dadurch teilweise völlig unbrachbar werden.
- Die Planbürokraten haben oft keinen Bezug zur Praxis und manchmal sehr mangelhafte Kenntnisse. Das führt zu Fehlentscheidungen, Verschwendungen und noch mehr Spekulationen.
- Durch die geringe Bedeutung der Rentabilität und Beschaffung der Arbeitsplätze als Selbstzweck werden manche Arbeitskräfte völlig verschwendet.
- Durch die überwucherte Bürokratie werden noch mehr Arbeitskräfte verschwendet.
- Durch die geringe Relevanz der Rentabilität kommen in den staatlichen Betrieben viele Leute eher durch ihre Bekanntschaften zu guten Waren, Dienstleistungen und Arbeitsplätzen, als durch ihre tatsächliche Leistung.
- Ungeachtet der propagierten Gleichheit gibt es eine politische Elite, die auf Kosten der Allgemeinheit in Luxus lebt.
- Planwirtschaften auf staatlicher Ebene gab es bis jetzt nur als Diktaturen.
- Planwirtschaften werden oft mit sinnlosen Prestigeprojekten propagiert ("Kulturpaläste", "Zukunftskaufhäusermodelle", bevorzugte Versorgung von bestimmten Regionen aus politischen Gründen, so auch Ostberlin in der DDR usw....)
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Vieles davon ist beobachtbar, aber ob ein zwingender Zusammenhang zur Planwirtschaft besteht, ist eine andere Frage. Die Abgehobenheit und Praxisferne der Manager aus dem Großbürgertum erkennen wir auch bei unseren Konzernen. In Klein- und Mittelbetrieben ist das anders.
Sinnlose Prestigeprojekte sind auch eine Spezialität der Großkonzene. Dazu gehören ausschweifende Parties (Hartz )
Viele dieser Phänomene entstehen also, wenn in einer großen Hierarchie zentralistisch entschieden wird.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#368557) Verfasst am: 05.11.2005, 18:30 Titel: |
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max hat folgendes geschrieben: |
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Bei anderen herrscht Angebot und Nachfrage in unveränderter Form (ebay, Auktionen, Flohmarkt) |
Na ja, da gibt es ein fixes Angebot und die Preise schwanken um den Wert durch Angebot und Nachfrage. Ideal ist da überhaupt nichts. |
Nein, denn hier geht es um die Wiederverwertung alter Dinge und Sammelobjekte, was noch dazu lokal stattfindet. Wenn zu wenig dabei rausspringt, macht sich keiner die Mühe ein ebay-Angebot reinzustellen und abzuwickeln oder gar nach verwertbaren Dingen zu suchen.
Und solange persönlicher Besitz von Konsumgütern erlaubt ist, haben diese für jeden einen bestimmten Wert (in Form von Geld oder Arbeitsstunden oder wasauchimmer sei dahingestellt). Und jeder ist Experte dafür, wieviel ihm was wert ist.
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#368562) Verfasst am: 05.11.2005, 18:41 Titel: |
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max hat folgendes geschrieben: | @ Hannibal: so gut wie alle deine Kritikpunkte beziehen sich nicht allgemein auf eine Planwirtschaft, sondern konkret auf den Staatskapitalismus. |
In diesem Fall auch ganz bewusst.
Ich setze Planwirtschaft eben mit dem Staatsdingsbums gleich und nicht mit deiner demokratischen Selbstverwaltung. Oder hast du den Anspruch, dass deine Wirtschaftsform ebenfalls unter die Kategorie "Planwirtschaft" kommt?
Ich persönlich stelle mir unter Planwirtschaft eben genau das vor, was es zb. in Osteuropa gab, eben eine zentral geplante und gesteuerte Wirtschaft. Ich dachte auch, dass es in diesem Thread auch genau darum geht, um die staatliche Planwirtschaft, welche ich in meinem ersten Beitrag hier auch kritisiert habe, damit wir uns nicht missverstehen.
max hat folgendes geschrieben: |
Z.B. "Starke Demotivation und sehr schlechtes Arbeitsklima durch Einschränkung oder Ausschaltung der Privatinitiative". Wie kommst du darauf? Dein Argument stimmt perfekt für die heutigen Umstände im Kapitalismus, in der es eben NULL Eigeninitiative der Arbeiter möglich ist und diese KEINE Kontrolle über die Produktion haben und deshalb enorm entfremdet sind. Genau die gleichen Umstände - also keine Kontrolle durch die Arbeiter - gab im Staatskapitalismus. |
Klar darfst du hier im Kapitalismus eine eigene Initiative starten und eine Firma gründen. Und ob Mitarbeiter Kontrolle über ein Unternehmen haben, hängt vom jeweiligen Unternehmen ab. Es gibt durchaus jetzt bereits soetwas wie Betriebsräte und manche Firmen sind eine Aktiengesellschaft, wo Mitarbeiter sogar Teilinhaber sind.
max hat folgendes geschrieben: |
Eigeninitiative ist sehr wohl mit einer demokratischen Planwirtschaft vereinbar, ist es deren Voraussetzung. |
Nein, die Voraussetzung bei deinem System ist die Unterordnung der Indiviualität gegenüber dem Kollektiv, der auf lokaler Ebene über dein Leben bestimmt. Eine Diktatur der Mehrheit ist keine Demokratie im Sinne des Freiheitsideals. Menschenrechte stehen meiner Meinung nach über jedem Beschluss, selbst wenn er demokratisch sein sollte.
max hat folgendes geschrieben: | Die Planung erfolgt eben nicht von einer zentralen Behörde oder einer Unternehmensbürokratie, sondern durch den Konsumenten selbst. Es ist die direkte Verbindung zwischen Bedarf und Produktion. |
Ich kann mich eh noch in etwa erinnern. Der Konsument soll hierbei den Bedarf bestimmen und der Produzent die Art und Weise, wie es produziert wird. Das ist schön und gut. Aber es ergeben sich dennoch Probleme. Von denen habe ich dir in früheren Diskussionen auch schon oft erzählt, wenngleich ich hier zeitweise einiges selbst missverstanden habe und daher zurück nehmen musste.
Ja, dein System könnte funktionieren. Aber der Kapitalismus würde sich wieder auf Dauer überlegen zeigen.
max hat folgendes geschrieben: | Diese ist im Kapitalismus nicht möglich, weil die Produktion nicht den Bedarf, sondern eine möglichst hohe Rendite als Ziel hat. |
Im Kapitalismus wird das Problem doch ziemlich gut gelöst. Der Markt regelt die Preise und machen Sachen, wo ein erhöhter Bedarf besteht, profitabler. Hier kann jeder selbst entscheiden, was er konsumiert und braucht nur den Preis einzukalkulieren, ohne dass ein Kollektiv für ihn bestimmen müsste. Das Problem ist hier eher die Tatsache, dass im Kapitalismus oft künstliiche Bedürfnisse erzeugt werden und die realen Bedürfnisse teilweise auf der Strecke bleiben.
max hat folgendes geschrieben: |
Und denk mal über mein "Faulheits"-Argument nach. Warum will man bessere Technologien? Um weniger Arbeit zu haben. Warum mehr Automatisation? Um weniger Zeit für langweilige Tätigkeiten aufwenden zu müssen. Fortschritt beruht darauf, dass man ein besseres Leben haben will - und dazu gehört eben halt auch, dass man dafür weniger arbeiten will. Und das hat nichts mit einer Haltung à la APPD zu tun, sondern einfach mit Erfahrung. |
Aber wenn man seiner Faulheit Vorrang gibt, dann läuft gar nichts mehr. Die Zeit fürs faul sein muss man sich eben auch erst einmal erarbeiten und diese Herausforderung muss ebenfalls wahrgenommen werden.
Außerdem: Ist mehr Freizeit das einzige Ziel der Wirtschaft?
Neue Konsumgüter, neue Technologien machen die Freizeit doch auch qualitativ attracktiver. Ist doch ein Reiz, wenn eines Tages viele Menschen regelmässig Urlaub im Weltall oder vielleicht gar auf entfernten Planeten machen werden. Mehr Freizeit alleine ist vielleicht der Wunsch der Faulheit, aber das Streben nach Neuem, nach mehr Wohlstand und mehr Vielseitigkeit im Leben ist doch auch ein wichtiger Motor für Kreativität, für die ein freier Markt eben mehr Möglichkeiten bietet, als ein regionaler Kollektivismus.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Dominik ...
Anmeldungsdatum: 16.10.2004 Beiträge: 1341
Wohnort: Deutschland
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(#368664) Verfasst am: 06.11.2005, 00:08 Titel: |
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Pro: In einer staatlich gelenkten Wirtschaft ist es möglich den Einzelnen vom Überlebenskampf zu entbinden, der ihn unvernünftig handeln lässt (zB hinsichtlich Resourcenvergeudung, gesundheitsschädigende Arbeitsbedingungen, unmenschlichkeit = Ellenbogenprinzip,...)
Contra: Wäre es möglich heute schon eine funktionierende Planwirtschaft zu errichten und den Menschen ein vom Überlebenskampf unabhängiges Leben führen zu lassen, würde der Stress abnehmen, die Lebensqualität zunehmen und eventuell die Geburtenrate wieder steigen. Das ist das Letzte was ich meinem Planeten wünsche...
...wobei mir gerade der Widerspruch auffällt. Bevölkerungszunahme ist hochgradig unvernünftig. Die Frage ist, ob der Einzelne die moralische Größe besitzt auf Kinder zu verzichten um den nächsten Weltkrieg zu verschieben...
Aber vielleicht ist ja beides ein Lösungsansatz. Die Chinesen haben die staatlich verordnete ein-Kind-Politik, wir haben durch den Stress (Arbeitssuche, Wohnungsschuldenabbezahlen,...) insgesamt so wenig Bock auf Kinder, dass auch bei uns die Geburtenrate rückläufig ist....
Ist euch eigentlich schon mal die ökologische Dimension von guten PC-Spielen klargeworden? Paarungsfähige Männchen verbringen ihre Jugend mit dem unterhaltsamen Drücken von Knöpfen und vergessen dabei die Fortpflanzung. Der Planet wird entlastet... die Wege des Herrn sind unglaublich
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erebus wandelndes Paradoxon
Anmeldungsdatum: 14.08.2005 Beiträge: 998
Wohnort: ius talionis
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(#368678) Verfasst am: 06.11.2005, 01:09 Titel: |
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Hannibal hat folgendes geschrieben: | Pro:
Kontra:
- Viele Ressourcen gehen auch durch Korruption und Diebstahl verloren. An Arbeitsplätzen werden zum Beispiel immer wieder wichtige Gegenstände und Werkzeuge gestohlen.
- Folgenreiche Arbeitsunfälle werden durch mangelhafte Sicherheitsmaßnahmen und die starke Nachlässigkeit am Arbeitsplatz sehr begünstigt (extremes Beispiel: Tschernobyl)
- Die Infrastruktur und die Rohstoffverteilung werden sehr schlecht organisiert, was die Produktion der Fertigwaren erschwert.
- Die Planbürokraten haben oft keinen Bezug zur Praxis und manchmal sehr mangelhafte Kenntnisse. Das führt zu Fehlentscheidungen, Verschwendungen und noch mehr Spekulationen.
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Tss, tss, tss
Du hast offensichtlich noch nie mit einem Lagerverwalter geredet; was in dem Unternehmen, für das ich arbeite nicht schon alles verschwunden ist:
vom Klebstoff bis hin zum Kugelhahn für's Nahwärmenetz (selbstredend inklusive Gabelstabler, den man dafür braucht)
Tschernobyl hat rein garnichts bewiesen;
die Japaner hatten auch schon Probleme mit ihren Kraftwerken, der Reaktorunfall geschah bei einem Experiment und vor allem ! die hatten Atomkraft !
Durch Planwirtschaft kann man gerade Wegstrecken effektiver planen;
die Privatpersonen würden hingegen weitere Wege haben, da Infrastruktur mehr auf die Produktion zugeschnitten wäre.
Das ist in Unternehmen anders?
Lass dir mal von jemandem, der gerade von der Uni kommt, sagen wie Du deinen Job, den Du wirklich anständig machst, zu erledigen hast.
Nebenbei:
Der Bund und die Länder sind sicherlich näher an einer Planwirtschaft, als die private Wirtschaft;
wer von beiden plant denn genauer?
Folgendes "Pro" habe ich übrigens nicht verstanden:
Zitat: | Das Bildungssystem ist auf westlichem Niveau. |
Entweder ist meine Fähigkeit in Statistiken Wahrheit zu entdecken eingegangen, oder das westl. Niveau von schulischer Bildung beinhaltet eine deutlich höhere Analphabetenquote.
Oder etwas weiter ausgeschwiffen und sehr platt:
Kuba: Planwirtschaft
Argentinien: Marktwirtschaft
K. weißt eine soziale und gesundheitliche Grundsicherung auf und glänzt mit einem hervorragendem Bildungssystem
man ist vom atheistischen zum sekulären Staat durch eine Verfassungsänderung in 1992 gekommen
A. hat ständige Probleme mit der instabilen Währung, der Handel liegt nieder
90% der Bevölkerung ist römisch-katholisch
Grüße
Erebus
PS: Ich bin übrigens gegen Planwirtschaft...
_________________ Es reicht bereits den physikalischen Gesetzen und den biologischen Regeln zu unterliegen.
Wir brauchen keine gesellschaftlichen Zwänge, die uns letztendlich zerbrechen.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#368679) Verfasst am: 06.11.2005, 01:17 Titel: |
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Hannibal hat folgendes geschrieben: | Es gibt durchaus jetzt bereits soetwas wie Betriebsräte. |
Was Betriebsräte angeht, so ist die Organisation der Mitarbeiterbeteiligung allerdings ziemlich 'für den Arsch'.
Z.B. hat in der Firma meiner Mutter ein Betriebsrat, den nur ein winziger Teil der Belegschaft überhaupt wollte, die 'Mitarbeiterversammlung' abgelöst, weil der Betriebsrat als Institution staatlich abgesichert wird, die Mitarbeiterversammlung jedoch nicht (sie war eine firmeninterne Angelegenheit, die auf Absprache der Mitarbeiter und des Chefs bestand).
Und jetzt? Jetzt richtet der Betriebsrat, den kaum jemand überhaupt wollte, die Firma zu Grunde...
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#368691) Verfasst am: 06.11.2005, 02:08 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Hannibal hat folgendes geschrieben: | Es gibt durchaus jetzt bereits soetwas wie Betriebsräte. |
Was Betriebsräte angeht, so ist die Organisation der Mitarbeiterbeteiligung allerdings ziemlich 'für den Arsch'.
Z.B. hat in der Firma meiner Mutter ein Betriebsrat, den nur ein winziger Teil der Belegschaft überhaupt wollte, die 'Mitarbeiterversammlung' abgelöst, weil der Betriebsrat als Institution staatlich abgesichert wird, die Mitarbeiterversammlung jedoch nicht (sie war eine firmeninterne Angelegenheit, die auf Absprache der Mitarbeiter und des Chefs bestand).
Und jetzt? Jetzt richtet der Betriebsrat, den kaum jemand überhaupt wollte, die Firma zu Grunde... |
Das nennt man Sozialdemokratie. Die Strategie der Sozialdemokraten zur "Überwindung" des Kapitalismus scheint zu sein, dass man ihn einfach zu Tode bürokratisiert.
Ich habe auch von ähnlichen Beispielen gehört, dass die Mitarbeiter sich mit dem Unternehmer ohne genauere staatliche Regulierungen gut verstanden und die Kooperation zur Zufriedenheit aller funktionierte. Aber da meint der Vater Staat was "Gutes" für die "armen und ausgebeuteten" Arbeiter tun zu können und installiert völlig unpersönliche und typisch staatsbürokratische "Vertretungen".
Solche realitätsfremde Handlungen sind eigentlich typisch für die "soziale Marktwirtschaft".
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#368692) Verfasst am: 06.11.2005, 02:12 Titel: |
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Und natürlich haben einige private Unternehmer durchaus von sich selbst aus ein Interesse daran, dass seine Mitarbeiter ebenfalls mitbestimmen und mitreden können. Chefs sind nuneinmal auf Meinungen und Informationen über die Arbeit angewiesen. Unternehmer, die produktiv arbeiten wollen, werden das Arbeitsklima nicht vernachlässigen.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#368699) Verfasst am: 06.11.2005, 02:51 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Hannibal hat folgendes geschrieben: |
- Die Einstellung zum Eigentum ist ungezwungener.
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Nicht, wenn du 15 Jahre auf deinen Trabbi warten musst.
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Ich meinte es natürlich allgemein.
Zitat: |
In der Sowjetunion war die Einkommensschere gigantisch. Die Kontrollklasse (nach Michael Albert) hatte die ganze Macht und entlohne sich fürstlich. Was würden denn unsere Manager und wichtigen Angestellten machen, wenn die Unternehmen keine Dividende oder Gewinnausschüttungen an den Kapitalisten abführen müssten. Die Löhne der weiter unten Stehenden erhöhen?
Wohl kaum. |
Meines Wissens waren die Privilegien der Beamten und Betriebsleiter der UDSSR auf den meisten Ebenen eher bescheiden. Bei den obersten Parteichefs sah das sicher anders aus. Besonders Breschnew soll sich selbst und seine nahen Verbündeten hemmungslos bereichert haben.
Allerdings soll die Einkommensschere insgesamt doch relativ gering gewesen sein, weil eben fast alle wenig verdienten. Und schließlich startete Andropow eine große Kampange gegen die Korruption, die sich sogar gegen die Mächtigsten richtete. Er lies auch die Zensur und die Repressalien in manchen Bereichen lockern, damit mehr Kritik an den sogenannten "Apparatschniks" an die Öffentlichkeit gelangt.
Zitat: |
Sehe keinen Unterschied zur real existierenden Marktwirtschaft. Denn Einkommen hängt auch innerhalb einer Firma von Macht ab, nicht vom Arbeitsaufwand, oder der Anstrengung. |
Hast du in einer Planwirtschaft gelebt? Solche Nachlässigkeiten, wie sie dort üblich waren, könntest du dir auch in dieser teilweise freien Marktwirtschaft nicht einmal über kurze Dauer leisten.
Zitat: |
Kannst du erläutern, warum das in der Marktwirtschaft anders sein soll? |
Sicher treten die Probleme, die in der Planwirtschaft alltäglich waren, auch hier in Prezedenzfällen auf, doch geraten diese hier, selbst wenn sie in staatlichen Instanzen erfolgt sind, in der Regel sofort an die Öffentlichkeit.
Das Arbeitsklima ist hier doch grundsätzlich anders, als in der Planwirtschaft, wo man selbst bei krassen Verspätungen oder ähnlichen schweren disziplinären Verstössen wenig zu befürchten hatte. Es kam in der DDR meines Wissens immer wieder vor, dass man zu bestimmten Zeiten einfach nicht zur Arbeit erschien, um spezielle Waren zu ergattern, die man in der Freizeit kaum erhalten hätte.
Annette Kaminsky schildert in ihrem Buch "Kleine Konsumgeschichte der DDR" einen ebenfalls nicht seltenen Fall, wo eine Speditionsfirma ihre eigentliche Aufgabe vernachlässigte und statt dessen ihre Mitarbeiter vorrangig versorgte. Da sind die Lastwagen teilweise nicht zwischen den Vorgeschriebenen Punkten A und B gefahren, sondern zu den weniger leeren Märkten nach Ostberlin, um dann die Waren der Hamsterkäufe an die Mitarbeiter dieser Spedition zu verteilen.
Es gab kaum Mitarbeiter, die nicht irgendwie ihre Möglichkeiten am Arbeitsplatz nutzten, um sich Vorteile zu verschaffen.
So lassen Buschaufeure unauffällig ihre Busse stehen und verkaufen dann privat das Benzin des Busses, während sich die anderen Menschen stark über die unregelmässigen Fahrzeiten und den Mangel an Benzin ärgerten.
Solche Zustände dürften hier im "Westen" doch ziemlich selten vorkommen.
Zitat: |
Sehe hierin keine Spezialität der Planwirtschaft. |
Unfälle kamen in der Planwirtschaft wesentlich öfter vor, als hier. Es gab in der UDSSR noch lange vor dem Unfall bei Tschernobyl einen anderen nuklearen Unfall Ende der Fünfziger, welcher eine ähnliche Größenordnung annahm, jedoch geheimgehalten werden konnte, weil die Strahlung fast gänzlich wieder auf das Gebiet der riesigen UDSSR herabfiel.
Es gab in der UDSSR aber auch zahlreiche kleinere Havarien, die ebenfalls lange Zeit verschwiegen wurden, aber im Westen sofort ein Thema für die internationale Presse gewesen wäre.
Hier gibt es eine unvollständige Aufzählung dieser Unfälle. Bereits lange vor Tschernobyl wussten die UDSSR-Machthaber genau, welche Gefahr von den Schrottreaktoren des RBMK-Typs ausgeht: http://www.benoroe.de/tschernobyl/tsch_02.htm
Auch die chinesischen Bergwerke sind ein gutes Beispiel, wie viele Unfälle es in solchen Systemen gibt. Tschernobyl war lediglich einer von mehreren Gipfeln solcher Unfälle, die immer wieder vorkammen und auch in kleineren Maßstäben Opfer forderten.
Zitat: |
Vieles davon ist beobachtbar, aber ob ein zwingender Zusammenhang zur Planwirtschaft besteht, ist eine andere Frage. Die Abgehobenheit und Praxisferne der Manager aus dem Großbürgertum erkennen wir auch bei unseren Konzernen. |
Da gebe ich dir allerdings Recht.
Es ist wirklich völlig anders, wenn man mit aller Freundlichkeit in einer kleinen Bar oder einem Wurststand bedient wird, als wenn man bereits beim Betretten einer größeren Disco von einem Türsteher mies angeschaut wird.
Zitat: |
Viele dieser Phänomene entstehen also, wenn in einer großen Hierarchie zentralistisch entschieden wird. |
Eben. Aber auch andere Faktoren tragen dazu bei. Je detaillierter sich Gesetze in dein Leben einmischen und je mehr sie jeden kleinsten Mist in digitaler Genauigkeit zu regeln versuchen, desto schwieriger können sie geltend gemacht werden.
Wer die Anzahl der Paragraphe zu stark erhöht, der senkt automatisch die Achtung vor dem Gesetz. Wer den freien Markt verbietet, der fördert den Schwarzmarkt.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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