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Langzeitarbeitslosensyndrom
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Jolesch
Freund des kleineren Übels



Anmeldungsdatum: 11.07.2004
Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII

Beitrag(#381357) Verfasst am: 03.12.2005, 15:59    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Entweder etwas ist ein Lohn, oder etwas ist eine Sozialleistung.


Laut Gesetz bekommen sie keinen Lohn, sondern eine „Mehraufwandsentschädigung“. Am Kopf kratzen
Mir erschließt sich der Sinn eines heitern Begrifferatens nicht ganz...


Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben:
Es wäre schön wenn das System durch das freiwillige Engagement mündiger Individuen am Laufen gehalten würde - aber soweit sind wir noch nicht, Regeln und Bestimmungen müssen Druck ausüben.


Bist du der Meinung, dass alle (oder auch nur die Meisten) Ein-Euro-Jobber unwillig sind, sich einen vernünftigen Job zu suchen?
Das scheint mir jedenfalls deine Aussage zu implizieren...


Nein, der Meinung bin ich nicht. Druck kann helfen, aber der größte Druck nützt nichts, wenn keine Arbeitsplätze da sind.

Bis sie einen "vernünftigen" Job gefunden haben, können sie etwas zur Gemeinschaft beitragen. Zeit für Arbeitssuche, Fortbildung, etc. muss natürlich sein. Ich möchte nochmal betonen, dass ich das konkrete deutsche System nicht verteidige, sondern das (von mir vermutete) dahinterstehende Prinzip. Das deutsche System hat offensichtliche Fehler (Bürokratie, Vernichtung "echter" Arbeit, etc.)
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Storm by Tim Minchin
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Raphael
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#381360) Verfasst am: 03.12.2005, 16:00    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Raphael hat folgendes geschrieben:
Wie ich schon angedeutet habe, reden wir hier über etwas, wovon wir keine Informationen haben. Ich kann mir schon vorstellen, dass z.B. der Club der Behinderten und ihrer Freunde in einer Großstadt ein paar Leute hat, die im Rahmen einer gemeinnützigen und zusätzlichen Arbeitsgelegenheit behinderte Menschen beim Einkaufen begleiten und dann halt naturgemäß auch die Einkäufe nach Hause tragen. Das wäre akzeptabel. Hier herrscht aber die allgemeine Vorstellung, Frau Bankdirektorsgattin Gräfin Groß von Kotz bekommt vom Arbeitslosen Josua Hungerleider die Handtasche hinterhergetragen. Deshalb brauchen wir Informationen, ehe wir weiterreden.

Da ist natürlich etwas dran.

In dem Kindergarten, in dem ich derzeit arbeite, kommt für einige Stunden täglich eine Küchenhilfe. Die ist eine Ein-Euro-Jobberin. Wenn man ALG2, Wohnungs- und Heizungskosten sowie den Verwaltungsaufwand zusammenrechnet, kommt bestimmt ein ordentlichen Batzen zusammen. Man könnte in Kindergärten reguläre Stellen für Hauswirtschaftskräfte schaffen. Das würde in mehrfacher Hinsicht Sinn machen. Die pädagogischen Kräfte hätten mehr Zeit, ihren Bildungsauftrag nachzukommen, dessen Priorität seit PISA gerne beschworen wird. Auch wenn Erzieherinnen nicht gerade als Spitzenverdienerinnen gelten können, erscheinen sie mir als Geschirrspülerinnen dennoch überbezahlt. Die Küchenhilfe hätte den anerkannten Status einer regulären Arbeitskraft. Sie wäre nicht länger Leistungsempfängerin sondern Leistungsträger.

Diese ganze work-for-welfare Idee erscheint mir zunehmend als unsinnig. Die Leute kosten den Staat Geld - für Leistungen, für Verwaltungsaufwand und durch Steuerausfälle. Warum gibt man dieses Geld nicht für gescheite Arbeitsplätze aus, von denen man wirklich etwas hat?



weil kein privater oder öffentlicher Arbeitgeber sie aus seinen allgemeinen Einnahmen bezahlen kann oder will - bescheuert, aber es ist so
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#381361) Verfasst am: 03.12.2005, 16:01    Titel: Antworten mit Zitat

Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben:
Einen Beitrag einzufordern, ist für mich nicht dasselbe wie "Leben nach den Wünschen anderer auszurichten". Es wäre schön wenn das System durch das freiwillige Engagement mündiger Individuen am Laufen gehalten würde - aber soweit sind wir noch nicht, Regeln und Bestimmungen müssen Druck ausüben.

Als ich arbeitslos war, habe ich den Druck auch ohne Regeln und Bestimmungen gespürt. Ich habe mir selbst eine gemeinnützige Arbeit gesucht, durch die ich mich weiter qualifiziert habe. Zum Glück war meine Arbeitslosigkeit vor Hartz4. Ich konnte mir erlauben, die Vorschläge des Arbeitsamtes abzulehnen. Sonst wäre ich vermutlich heute ein Langzeitarbeitsloser.

Eine entscheidende Frage ist für mich, wer die Entscheidungen treffen kann, wie ein Mensch wieder in Arbeit kommt. Ich traue da meinen eigenen Urteil mehr als dem professioneller Vermittler. Dass mit den Ein-Euro-Jobs Arbeit staatlich verwaltet und zugewiesen wird, erscheint mir alles andere als liberal. Komisch, dass gerade Hartz4 als Ausdruck liberaler Ideologie begriffen wird.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44698

Beitrag(#381364) Verfasst am: 03.12.2005, 16:02    Titel: Antworten mit Zitat

Raphael hat folgendes geschrieben:
Wie ich schon angedeutet habe, reden wir hier über etwas, wovon wir keine Informationen haben. Ich kann mir schon vorstellen, dass z.B. der Club der Behinderten und ihrer Freunde in einer Großstadt ein paar Leute hat, die im Rahmen einer gemeinnützigen und zusätzlichen Arbeitsgelegenheit behinderte Menschen beim Einkaufen begleiten und dann halt naturgemäß auch die Einkäufe nach Hause tragen. Das wäre akzeptabel.


Dem könnte ich sogar zustimmen. Wobei es dann vielleicht sinnvoller wäre, den Ein-Euro-Jobber dort fest einzustellen, um ihn aus der Arbeitslosigkeit herauszubekommen, und gleichzeitig den Club der Behinderten als gemeinnützige Organisation entsprechend staatlich unterstützt...
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Raphael
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#381365) Verfasst am: 03.12.2005, 16:04    Titel: Antworten mit Zitat

Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Entweder etwas ist ein Lohn, oder etwas ist eine Sozialleistung.


Laut Gesetz bekommen sie keinen Lohn, sondern eine „Mehraufwandsentschädigung“. Am Kopf kratzen
Mir erschließt sich der Sinn eines heitern Begrifferatens nicht ganz...





Der Begrifflichkeit der Sozialleistungsgesetze kann man nicht mit Logik beikommen. Arbeitslosengeld II ist ja auch kein Arbeitslosengeld, sondern Sozialhilfe.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#381366) Verfasst am: 03.12.2005, 16:04    Titel: Antworten mit Zitat

Raphael hat folgendes geschrieben:
weil kein privater oder öffentlicher Arbeitgeber sie aus seinen allgemeinen Einnahmen bezahlen kann oder will - bescheuert, aber es ist so

Bescheuert erscheint mir als treffendes Wort. Es heißt ständig, wir hätten kein Geld, um zum Beispiel Schulen zu renovieren. Aber wir leisten uns fast 5 Millionen Arbeitslose. Arbeitsplätze sind nicht bezahlbar, weil die Sozialabgaben hoch sind, und die sind nicht zuletzt so hoch, weil es so viele Leistungsempfänger und so wenig Einzahler gibt. Ich habe zunehmend das Gefühl, dass wir uns selbst austricksen.
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Raphael
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#381370) Verfasst am: 03.12.2005, 16:07    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben:
Einen Beitrag einzufordern, ist für mich nicht dasselbe wie "Leben nach den Wünschen anderer auszurichten". Es wäre schön wenn das System durch das freiwillige Engagement mündiger Individuen am Laufen gehalten würde - aber soweit sind wir noch nicht, Regeln und Bestimmungen müssen Druck ausüben.

Als ich arbeitslos war, habe ich den Druck auch ohne Regeln und Bestimmungen gespürt. Ich habe mir selbst eine gemeinnützige Arbeit gesucht, durch die ich mich weiter qualifiziert habe. Zum Glück war meine Arbeitslosigkeit vor Hartz4. Ich konnte mir erlauben, die Vorschläge des Arbeitsamtes abzulehnen. Sonst wäre ich vermutlich heute ein Langzeitarbeitsloser.

Eine entscheidende Frage ist für mich, wer die Entscheidungen treffen kann, wie ein Mensch wieder in Arbeit kommt. Ich traue da meinen eigenen Urteil mehr als dem professioneller Vermittler. Dass mit den Ein-Euro-Jobs Arbeit staatlich verwaltet und zugewiesen wird, erscheint mir alles andere als liberal. Komisch, dass gerade Hartz4 als Ausdruck liberaler Ideologie begriffen wird.



Die Arbeitsgelegenheiten bedürfen deshalb der Anerkennung durch die Behörde, weil sonst die gerade hier im Forum ja immer beschworene Gefahr des Abbaus regulärer Arbeitsplätze zu Gunsten solcher Arbeitsgelegenheiten sich schrankenlos verwirklichen würde.
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Tarvoc
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Beiträge: 44698

Beitrag(#381371) Verfasst am: 03.12.2005, 16:08    Titel: Antworten mit Zitat

Raphael hat folgendes geschrieben:
Hier ist die Gegenleistung des Beziehers seine Mitwirkung an der Eingliederung ins Erwerbsleben.


Nach deiner Logik müsste ein Arbeitsloser übrigens sogar die Partizipation an einem Ein-Euro-Job verweigern, um das Arbeitslosengeld zu bekommen. Warum? Weil Ein-Euro-Jobs reguläre Arbeitsplätze vernichten und somit die "Eingliederung ins Erwerbsleben" gerade erschweren.

Raphael hat folgendes geschrieben:
bzw. die Teilnahme an einer Beschäftigungsmaßnahme


Ach so, dann geht es also eigentlich um eine Beschäftigungstherapie? Mit den Augen rollen

Raphael hat folgendes geschrieben:
Wie schon Paulus sagt: Wer nicht arbeitet (gemeint ist: obwohl er könnte, dürfte und Gelegenheit hat), soll auch nicht essen.


Auch an dich nochmal meine Frage:
Bist du der Meinung, dass alle (oder auch nur die Meisten) Ein-Euro-Jobber unwillig sind, sich einen vernünftigen Job zu suchen?

Raphael hat folgendes geschrieben:
Weil kein privater oder öffentlicher Arbeitgeber sie aus seinen allgemeinen Einnahmen bezahlen kann oder will.


Dann sollte man aber nicht zuerst die Arbeitslosen in die Pflicht nehmen, sondern erstmal die Arbeitgeber.
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Jolesch
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Beitrag(#381373) Verfasst am: 03.12.2005, 16:09    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Als ich arbeitslos war, habe ich den Druck auch ohne Regeln und Bestimmungen gespürt. Ich habe mir selbst eine gemeinnützige Arbeit gesucht, durch die ich mich weiter qualifiziert habe. Zum Glück war meine Arbeitslosigkeit vor Hartz4. Ich konnte mir erlauben, die Vorschläge des Arbeitsamtes abzulehnen. Sonst wäre ich vermutlich heute ein Langzeitarbeitsloser.

Eine entscheidende Frage ist für mich, wer die Entscheidungen treffen kann, wie ein Mensch wieder in Arbeit kommt. Ich traue da meinen eigenen Urteil mehr als dem professioneller Vermittler. Dass mit den Ein-Euro-Jobs Arbeit staatlich verwaltet und zugewiesen wird, erscheint mir alles andere als liberal. Komisch, dass gerade Hartz4 als Ausdruck liberaler Ideologie begriffen wird.



Die Frage ist inwieweit du repräsentativ bist. Klar ist, dass durch manche bürokratische Regelung persönliche Initiative behindert oder die dahinter stehende Motivation abgetötet wird. (Eine mir bekannte 40jährige Chefsekretärin mit über 20 Jahren Berufserfahrung wurde unter Kürzungs-Drohungen in einen Schreibmaschinenkurs gesteckt Argh )
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Beiträge: 44698

Beitrag(#381379) Verfasst am: 03.12.2005, 16:12    Titel: Antworten mit Zitat

Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben:
Bis sie einen "vernünftigen" Job gefunden haben, können sie etwas zur Gemeinschaft beitragen.


Das Problem ist nur, dass die Ein-Euro-Jobs vernünftige Jobs vernichten und so gerade dazu beitragen, dass weniger Leute vernünftige Jobs finden?

Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben:
Das deutsche System hat offensichtliche Fehler.


Genau darum geht es aber. Ob das Konzept der Ein-Euro-Jobs irgendwo sinnvoll wäre, ist gar nicht die Frage. Die Frage ist, ob es hier und jetzt, in dieser Umgebung und in dieser Form sinnvoll ist.
Und das ist es in keinster Weise.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44698

Beitrag(#381384) Verfasst am: 03.12.2005, 16:15    Titel: Antworten mit Zitat

Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben:
Klar ist, dass durch manche bürokratische Regelung persönliche Initiative behindert oder die dahinter stehende Motivation abgetötet wird.


Das Problem ist, dass das unserem momentanen Sozialsystem strukturell innewohnt und durch die neuen Regelungen (gerade auch Hartz-4 und die Ein-Euro-Jobs) noch verschlimmert wird.

Ein bürokratisch schlankes und trotzdem 'faires' Sozialsystem wäre die einzige Lösung - dann könnte man auch über eine Verpflichtung von Arbeitslosen zu sozialer Arbeit nachdenken.

Darf ich nochmal auf mein Konzept des garantierten Mindestlohns, ausgezahlt in (wertverfallenden) 'Handelshilfen' aufmerksam machen, wie ich es schon an mehreren Stellen in diesem Forum konkretisiert habe? Das würde übrigens gleichzeitig auch eine gewalt- und steuerloselose Umverteilung von Oben nach Unten zur Folge haben. (Ich weiss, dass diese Aussage im ersten Moment absurd erscheint, aber sie trifft zu. Wenn ihr wollt, kann ich das andernorts erläutern.)
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#381394) Verfasst am: 03.12.2005, 16:25    Titel: Antworten mit Zitat

Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben:
Die Frage ist inwieweit du repräsentativ bist.

Das ist natürlich die Frage. Und wem man die unvoreingenommene Beantwortung dieser Frage zutraut.

Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben:
Klar ist, dass durch manche bürokratische Regelung persönliche Initiative behindert oder die dahinter stehende Motivation abgetötet wird. (Eine mir bekannte 40jährige Chefsekretärin mit über 20 Jahren Berufserfahrung wurde unter Kürzungs-Drohungen in einen Schreibmaschinenkurs gesteckt Argh )

Als ich ehrenamtlich arbeiten wollte, habe ich beim AAmt angefragt, ob das geht. Das AAmt hat daraufhin gesagt, man könne eine Maßnahme daraus machen. Damals fragte ich mich, wie das wohl in die Statistik eingehen würde. Mein Verdacht war: Das Arbeitsamt würde mein Engagement zur staatlichen Maßnahme umdefinieren. Sollte ich durch meine Initiative Arbeit finden, so würde dies als erfolgreiche staatliche Maßnahme gezählt, um auch in Zukunft die verbreitete Annahme zu rechtfertigen, Arbeitslose seien träge und müssten staatlich gelenkt werden. Vielleicht bin ich Verschwörungstheoretiker.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44698

Beitrag(#381397) Verfasst am: 03.12.2005, 16:29    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Vielleicht bin ich Verschwörungstheoretiker.


Du passt aber nicht wirklich in mein Fünfermodell:

http://666kb.com/i/10zor7bd3vg8x.bmp

Das heißt, es gibt zwei Möglichkeiten:
Entweder du bist kein Verschwörungstheoretiker oder mein Modell wurde gerade falsifiziert.

Wir können ja 'ne Abstimmung machen... noc
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#381403) Verfasst am: 03.12.2005, 16:36    Titel: Antworten mit Zitat

Was mir in dem Schaubild unklar ist, ist die Bedeutung psychiatrischer Hilfe.

Wird dadurch Fanatiker zum Ignoranten? Oder kann auch der Ignorante zum Fanatiker werden? Oder anders: Bezieht sich der Hinweis auf den Psychiater nur auf den oberen der Pfeile oder auf beide?
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Raphael
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Beiträge: 8362

Beitrag(#381405) Verfasst am: 03.12.2005, 16:38    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Raphael hat folgendes geschrieben:
Hier ist die Gegenleistung des Beziehers seine Mitwirkung an der Eingliederung ins Erwerbsleben.


Nach deiner Logik müsste ein Arbeitsloser übrigens sogar die Partizipation an einem Ein-Euro-Job verweigern, um das Arbeitslosengeld zu bekommen. Warum? Weil Ein-Euro-Jobs reguläre Arbeitsplätze vernichten und somit die "Eingliederung ins Erwerbsleben" gerade erschweren.


Dem ist nicht so. Ich habe einen Kollegen, dessen Arbeit nur darin besteht, Anträge auf Einrichtung von Arbeitsgelegenheiten zu prüfen. Seine Ablehnungsquote ist hoch, eben weil er diejenigen Anträge ausschließt, die den Wettbewerb verzerren, z.B. durch Einsatz von Arbeitslosen an Stelle der Einrichtung eines regulären Beschäftigungsverhältnisses mit Sozialversicherungspflicht.

Zitat:
Raphael hat folgendes geschrieben:
bzw. die Teilnahme an einer Beschäftigungsmaßnahme


Ach so, dann geht es also eigentlich um eine Beschäftigungstherapie? Mit den Augen rollen


Wortklauber. "Beschäftigung" ist amtlich ein Synonym für "Arbeit".

Zitat:
Raphael hat folgendes geschrieben:
Wie schon Paulus sagt: Wer nicht arbeitet (gemeint ist: obwohl er könnte, dürfte und Gelegenheit hat), soll auch nicht essen.


Auch an dich nochmal meine Frage:
Bist du der Meinung, dass alle (oder auch nur die Meisten) Ein-Euro-Jobber unwillig sind, sich einen vernünftigen Job zu suchen?


Wieso denn? Eine Arbeitsgelegenheit kommt ja nur dann in Frage, wenn sich eine reguläre Arbeit nicht finden lässt. Im Einzelfall liegt das auch mal an Sabotage durch den Arbeitslosen selbst, aber als Regelfall kann ich das nicht erkennen.

Zitat:
Raphael hat folgendes geschrieben:
Weil kein privater oder öffentlicher Arbeitgeber sie aus seinen allgemeinen Einnahmen bezahlen kann oder will.


Dann sollte man aber nicht zuerst die Arbeitslosen in die Pflicht nehmen, sondern erstmal die Arbeitgeber.


Dann beschließ, Politiker zu werden.
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#381408) Verfasst am: 03.12.2005, 16:41    Titel: Antworten mit Zitat

Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben:
Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Als ich arbeitslos war, habe ich den Druck auch ohne Regeln und Bestimmungen gespürt. Ich habe mir selbst eine gemeinnützige Arbeit gesucht, durch die ich mich weiter qualifiziert habe. Zum Glück war meine Arbeitslosigkeit vor Hartz4. Ich konnte mir erlauben, die Vorschläge des Arbeitsamtes abzulehnen. Sonst wäre ich vermutlich heute ein Langzeitarbeitsloser.

Eine entscheidende Frage ist für mich, wer die Entscheidungen treffen kann, wie ein Mensch wieder in Arbeit kommt. Ich traue da meinen eigenen Urteil mehr als dem professioneller Vermittler. Dass mit den Ein-Euro-Jobs Arbeit staatlich verwaltet und zugewiesen wird, erscheint mir alles andere als liberal. Komisch, dass gerade Hartz4 als Ausdruck liberaler Ideologie begriffen wird.



Die Frage ist inwieweit du repräsentativ bist. Klar ist, dass durch manche bürokratische Regelung persönliche Initiative behindert oder die dahinter stehende Motivation abgetötet wird. (Eine mir bekannte 40jährige Chefsekretärin mit über 20 Jahren Berufserfahrung wurde unter Kürzungs-Drohungen in einen Schreibmaschinenkurs gesteckt Argh )


Auch dafür gibt es eine Erklärung. Die Behörden haben zweckgebunde Mittel im Haushalt, und die müssen verpulvert werden. Also müssen immer genug Leute in anstehende Maßnahmen kommen, wenn keine sinnvollen, dann eben sinnlose. So einfach ist die Welt. Und so verrückt.
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44698

Beitrag(#381409) Verfasst am: 03.12.2005, 16:42    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Wird dadurch Fanatiker zum Ignoranten? Oder kann auch der Ignorante zum Fanatiker werden? Oder anders: Bezieht sich der Hinweis auf den Psychiater nur auf den oberen der Pfeile oder auf beide?


Das kommt sicherlich auf den Psychiater an. noc
Eigentlich bezieht sich die Beschriftung nur auf den oberen Teil des Doppelpfeils...
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#381410) Verfasst am: 03.12.2005, 16:43    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben:
Die Frage ist inwieweit du repräsentativ bist.

Das ist natürlich die Frage. Und wem man die unvoreingenommene Beantwortung dieser Frage zutraut.

Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben:
Klar ist, dass durch manche bürokratische Regelung persönliche Initiative behindert oder die dahinter stehende Motivation abgetötet wird. (Eine mir bekannte 40jährige Chefsekretärin mit über 20 Jahren Berufserfahrung wurde unter Kürzungs-Drohungen in einen Schreibmaschinenkurs gesteckt Argh )

Als ich ehrenamtlich arbeiten wollte, habe ich beim AAmt angefragt, ob das geht. Das AAmt hat daraufhin gesagt, man könne eine Maßnahme daraus machen. Damals fragte ich mich, wie das wohl in die Statistik eingehen würde. Mein Verdacht war: Das Arbeitsamt würde mein Engagement zur staatlichen Maßnahme umdefinieren. Sollte ich durch meine Initiative Arbeit finden, so würde dies als erfolgreiche staatliche Maßnahme gezählt, um auch in Zukunft die verbreitete Annahme zu rechtfertigen, Arbeitslose seien träge und müssten staatlich gelenkt werden. Vielleicht bin ich Verschwörungstheoretiker.



Nein. Genau so läuft der Hase. Smilie
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44698

Beitrag(#381411) Verfasst am: 03.12.2005, 16:46    Titel: Antworten mit Zitat

Raphael hat folgendes geschrieben:
Ich habe einen Kollegen, dessen Arbeit nur darin besteht, Anträge auf Einrichtung von Arbeitsgelegenheiten zu prüfen. Seine Ablehnungsquote ist hoch, eben weil er diejenigen Anträge ausschließt, die den Wettbewerb verzerren, z.B. durch Einsatz von Arbeitslosen an Stelle der Einrichtung eines regulären Beschäftigungsverhältnisses mit Sozialversicherungspflicht.


Mit anderen Worten: Die Ein-Euro-Jobber machen Jobs, die vorher überhaupt keiner gemacht hat.
Ich glaube, mein Begriff "Beschäftigungstherapie" passt schon ganz gut. Mr. Green

Raphael hat folgendes geschrieben:
Wortklauber. "Beschäftigung" ist amtlich ein Synonym für "Arbeit".


Richtig. Und "Beschäftigungstherapie" ist auch ein Synonym für "Arbeitstherapie".

Raphael hat folgendes geschrieben:
Dann beschließ, Politiker zu werden.


Ich spiele in der Tat mit dem Gedanken, kenne aber zumindest im Moment keine Partei, die sich meine Konzepte auch nur ansehen würde... Mit den Augen rollen

Raphael hat folgendes geschrieben:
Auch dafür gibt es eine Erklärung. Die Behörden haben zweckgebunde Mittel im Haushalt, und die müssen verpulvert werden.


Geschockt Solange man sich selbst solche Scheinprobleme macht, können sinnvolle Lösungen ja schlichtweg gar nicht funktionieren...
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#381418) Verfasst am: 03.12.2005, 16:56    Titel: Antworten mit Zitat

Raphael hat folgendes geschrieben:
Nein. Genau so läuft der Hase. Smilie

Danke.
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#381419) Verfasst am: 03.12.2005, 16:57    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Raphael hat folgendes geschrieben:
Ich habe einen Kollegen, dessen Arbeit nur darin besteht, Anträge auf Einrichtung von Arbeitsgelegenheiten zu prüfen. Seine Ablehnungsquote ist hoch, eben weil er diejenigen Anträge ausschließt, die den Wettbewerb verzerren, z.B. durch Einsatz von Arbeitslosen an Stelle der Einrichtung eines regulären Beschäftigungsverhältnisses mit Sozialversicherungspflicht.


Mit anderen Worten: Die Ein-Euro-Jobber machen Jobs, die vorher überhaupt keiner gemacht hat.
Ich glaube, mein Begriff "Beschäftigungstherapie" passt schon ganz gut. Mr. Green


Absurd. Ist eine Arbeitsgelegenheit an Stelle eines regulären Arbeitsplatzes vorgesehen, schreist Du. Ist das nicht der Fall, schreist Du auch. Ja was denn nun?

Zitat:
Raphael hat folgendes geschrieben:
Wortklauber. "Beschäftigung" ist amtlich ein Synonym für "Arbeit".


Richtig. Und "Beschäftigungstherapie" ist auch ein Synonym für "Arbeitstherapie".


Dann sind für Dich wohl alle Arbeitnehmer in Therapie.

Zitat:
Raphael hat folgendes geschrieben:
Dann beschließ, Politiker zu werden.


Ich spiele in der Tat mit dem Gedanken, kenne aber zumindest im Moment keine Partei, die sich meine Konzepte auch nur ansehen würde... Mit den Augen rollen


Ich empfehle die Linke, Linkspartei, PDS oder wie die SED im Moment heißen mag.
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caballito
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 12112
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Beitrag(#381443) Verfasst am: 03.12.2005, 17:40    Titel: Antworten mit Zitat

Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben:
Damit sollen einerseits öffentliche Tätigkeiten erledigt werden, die ohne diese Arbeitskräfte nicht zu leisten wären. Zum Anderen sollen die Arbeitsgelegenheiten dazu dienen, Langzeitarbeitslose wieder an den Rhythmus eines festen Arbeitstages zu gewöhnen und so deren Einstellung für Arbeitgeber attraktiver zu machen. Drittens werden sozialpolitische Motive verfolgt. So wurde festgestellt, dass viele Arbeitslose nicht nur unter dem Einkommensverlust durch Arbeitslosigkeit, sondern auch an der Beschäftigungslosigkeit an sich leiden.


Tja, das ist die gängige Politpropaganda, mit der das ganze Schmackhaft gemacht werden soll ...

"die ohne diese Arbeitskräfte nicht zu leisten wäre" heißt ja wohl "die ohne diese diese nicht anständig bezahlten Arbeitskräfte nicht zu leisten wären" (es hätte ja niemand was dagegen, wenn Leute für diese Arbeiten eingestellt und anständig bezahlt würden). Es geht also um Arbeiten, für die man nicht zahlen "kann" - aber dieses "kann" ist in Wirklichkeit auch ein "will", denn wenn ich mir eine Dienstleistung nicht kaufen kann, dann muss ich eben drauf verzichten. Wenn ich das nicht kann oder will, muss ich zahlen. Hier aber geht es darum, dass man die Arbeit unbedingt gemacht haben will, aber dafür nicht zahlen will.

"wieder an den Rhythmus eines festen Arbeitstages zu gewöhnen und so deren Einstellung für Arbeitgeber attraktiver zu machen" - Da fragt man sich doch, wieso die Leute überhauot Langzeitarbeitslos geworden sind, wenn die Arbeitgeber nur drauf warten, sie einzustellen, wenn sie nur an "geregelte Arbeit" gewöhnt wären. Das Argumet mag Sinn haben für Jugendliche ohne Ausbildung, die sich auf diese Weise für einen Hilfsarbeiterjob qualifizieren - Aber der potentielle Arbeitgeber des arbeitslosen Akademikers wird sich wohl kaum von einer Zwangsbeschägtigung als Friedhofsgärtner im Lebenslauf beeindrucken lassen. Von daher ist das ganze nur ein Aspekt der Herabstufung zum Hilfsarbeiter.

"So wurde festgestellt, dass viele Arbeitslose nicht nur unter dem Einkommensverlust durch Arbeitslosigkeit, sondern auch an der Beschäftigungslosigkeit an sich leiden"

Mir kommen die Tränen. Etliche engagieren sich ehrenamtlich (solange sie nicht durch 1€Jobs daran gehindert werden), und im Übrigen stört es wohl keinen, wenn denen, die das wollen, entsprechende Beschäftigungsmöglichkeiten geboten werden. Es geht hier aber um Zwang. Und vollends zum Hohn wird das Ganze, wenn (siehe oben) damit ein höherqualifizierter zum Holfsarbeuter herabgestuft wird, und das dann als Maßnahme verkauft wird, ihn aufzumuntern ...


Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben:
Mir scheint das ein tolle Idee zu sein, die mangelhaft umgesetzt wurde. Imo spricht nichts dagegen, dass die, die momentan die Gemeinschaft mehr brauchen, anderen mit ihrer Arbeitsleistung helfen. Missbrauch muss in praktisch jeder gesellschaftlichen "Einrichtung" bekämpft wreden, so auch hier Schulterzucken


Du sagst das richtige: mit ihrer Arbeitsleistung - aber dann soll man das bitte als Arbeitsleistung anerkennen - täte man dies, würden sie nicht "momentan die Gemeinschaft mehr brauchen" - Fakt ist doch wohl, dass man die Betroffenen ihre Abeitsleitung erbringen lässt, und das ganze als Almosen für eben diese hinstellt.
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Die Gedanken sind frei.

Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Beitrag(#381445) Verfasst am: 03.12.2005, 17:44    Titel: Antworten mit Zitat

Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben:
dragonfly hat folgendes geschrieben:

Es wäre mir übrigens anders herum extrem peinlich, also wenn mir ein Arbeitsloser beim Tragen helfen würde. Verlegen


Ich hoffe die ist auch der Kellner peinlich der die dein Schnitzel bringt, der Tellerwäscher der deine Speisereste abkrazt, und die Putzfrau die deine Urinspritzter im Klo entfernt. Oder gehst du nie Essen? zwinkern


Wenn derjenige dafür nicht ein angemssenes Kellner-/Tellerwäscher-/Kloputzergehalt bekäme, von dem er sich seinerseits am Abend sein Schnitzel leisten kann, wäre es das. Allerdings.
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caballito
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Beitrag(#381449) Verfasst am: 03.12.2005, 17:47    Titel: Antworten mit Zitat

Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben:
Und wie blind muss man sein um gemeinützige Arbeit als Ausgleich für soziale Leistungen mit Sklaverei und Zwangsarbeit gleichzusetzten?


Nur so blind, um nicht zu sehen, dass Arbeit mit Entgelt und nicht mir Sozialleistungen zu kompensieren ist.
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caballito
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Beitrag(#381455) Verfasst am: 03.12.2005, 17:56    Titel: Antworten mit Zitat

Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben:
Und Arbeitslose können mit ihrer momentan nicht gebrauchten Arbeitskraft einen Beitrag leisten.


wenn es einen Beitrag gibt, den sie damit leisten können, dann wird sie offensichtlich gebraucht. Merkst du was?

Die Argumentation lässt sich reduzieren auf: "Da die Gesellschaft deine Arbeitskraft nicht braucht, ist es recht und billig, dass du sie für das einsetzt, wofür die Gesellschaft sie braucht." Damit wird der achso wichtige Beitrag für das Gemeinwohl -udn damit zuzgleich dei Leistung dessen, der ihn leistet- für wertlos erklärt.

Entweder die Arbeitskraft wird gebraucht - dann kann man nichts damit begründen, dass sie nicht gebraucht werde, weil das dann eine Lüge ist - oder sie wird nicht gebraucht - dann gibt es nichts, was derjenige tun könnte.
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Tarvoc
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Beitrag(#381457) Verfasst am: 03.12.2005, 17:59    Titel: Antworten mit Zitat

Raphael hat folgendes geschrieben:
Absurd. Ist eine Arbeitsgelegenheit an Stelle eines regulären Arbeitsplatzes vorgesehen, schreist Du. Ist das nicht der Fall, schreist Du auch. Ja was denn nun?


Warum soll man Leute eine Arbeit machen lassen, die offensichtlich gar nicht gemacht werden muss?
Die Ein-Euro-Jobs werden ja damit begründet, dass die Arbeitslosen auch einen Beitrag leisten sollten. Welcher Beitrag wird aber damit geleistet, dass sie eine überflüssige Arbeit verrichten? Das ist nicht einsichtig. Entweder muss eine Arbeit geleistet werden, oder sie muss nicht geleistet werden. Aber sich eine Arbeit auszudenken, um die Leute zu beschäftigen, wozu soll das denn gut sein? Ein Teil Deutschlands hatte sowas übrigens auch schonmal. Hat schon damals nicht geklappt.

Aber vielleicht benennst du 'mal konkret, was für Arbeiten Ein-Euro-Jobber so machen. Vielleicht könnte ich dann genauer sagen, welche davon ich für sinnvoll halte. Bei dem Beispiel mit dem Behindertenclub habe ich ja schon gesagt, dass es einen gewissen Sinn hat, habe jedoch auch einen Gegenvorschlag gemacht, der mit weniger bürokratischem Aufwand verbunden wäre...

Raphael hat folgendes geschrieben:
Dann sind für Dich wohl alle Arbeitnehmer in Therapie.


Nein, nur alle, die eine Arbeit machen, die weder gesellschaftlich notwendig ist, noch sie selbst oder die Gesellschaft in irgendeiner Weise weiterbringen. Müsste eigentlich einleuchten, dass genau solche und nur solche Arbeit als 'Arbeitstherapie' bezeichnet wird, die eigentlich unnötig ist und nur erfunden wurde, damit die betreffende Person überhaupt irgendwie beschäftigt wird.

Raphael hat folgendes geschrieben:
Ich empfehle die Linke, Linkspartei, PDS.


Ganz gewiss nicht. So einem Haufen komme ich ganz sicher nicht zu nahe.
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Tarvoc
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Beitrag(#381471) Verfasst am: 03.12.2005, 18:39    Titel: Antworten mit Zitat

Ach ja: Ich habe übrigens in meinem Forum einen Thread zu dem Thema "Garantiertes Grundeinkommen in Handelshilfen" eröffnet - eine Idee, die ich in diesem Thread ja auch kurz angesprochen hatte und die für einige Teilnehmer hier vielleicht von Interesse sein könnten. Einige haben ja den Link zu meinem Forum bereits, falls ihn jedoch noch jemand will, kann er mir ja mailen. Smilie
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Wygotsky
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Beitrag(#381473) Verfasst am: 03.12.2005, 18:44    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Ach ja: Ich habe übrigens in meinem Forum einen Thread zu dem Thema "Garantiertes Grundeinkommen in Handelshilfen" eröffnet - eine Idee, die ich in diesem Thread ja auch kurz angesprochen hatte und die für einige Teilnehmer hier vielleicht von Interesse sein könnten. Einige haben ja den Link zu meinem Forum bereits, falls ihn jedoch noch jemand will, kann er mir ja mailen. Smilie

Wo ist denn dein Forum?
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Tarvoc
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Beitrag(#381479) Verfasst am: 03.12.2005, 19:05    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Wo ist denn dein Forum?


Ich habe dir eine PN geschickt.
Ich gebe den Link nur per PN heraus, da ich einige eher destruktive User hier, wie z.B. Wendor oder DerTorsten, nicht dort haben möchte. Aber jeder, der den Link haben möchte, kann per PN oder auch hier im Thread danach fragen. Den Allermeisten hier werde ich den Link mit Freuden geben. Smilie


Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 05.12.2005, 00:20, insgesamt einmal bearbeitet
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Raphael
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Beitrag(#381487) Verfasst am: 03.12.2005, 19:31    Titel: Antworten mit Zitat

@ Tarvoc

Im Bereich unserer ARGE sind klassische Tätigkeitsbereiche für Arbeitsgelegenheiten das Sozialwesen, der Umweltschutz, der Denkmalschutz und die Pflege der öffentlichen Anlagen, also die Gebiete, in denen Geld dünn gesät ist, weshalb Stellen dort in aller Regel nicht geschaffen werden können. So ist es zwar wünschenswert, die öffentlichen Plätze, Wege und Gärten hübsch und sauber zu halten, Denkmäler zu sichern und zu erhalten, Biotope zu pflegen, betreutes Wohnen für behinderte und alte Menschen möglich zu machen, aber nichts davon ist zwingend erforderlich. Ohne Arbeitsgelegenheiten können diese Arbeiten also nicht, nicht im vollen Umfange oder nicht zum jetzigen Zeitpunkt durchgeführt werden (Definition der Zusätzlichkeit). Dass sie gemeinnützig sind, bedarf wohl keiner näheren Diskussion.
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