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Nietzsche
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schinkentee
pathologischer Amnesist



Anmeldungsdatum: 27.05.2004
Beiträge: 112
Wohnort: Kiel

Beitrag(#398601) Verfasst am: 09.01.2006, 15:36    Titel: Nietzsche Antworten mit Zitat

Vorweg: Ich habe hier ein paar Fragen zu Nietzsche und wusste nicht genau, wo ich jenes 'reinschreiben soll. Ich bitte also die Mods darum, das Thema bei Bedarf zu verschieben.

Also ich wollte damit anfangen etwas Nietzsche zu lesen und vor allem zu verstehn. Wobei das Verstehn bei mir nicht so einfach ist. Ich bin irgendwie diese Materie nicht gewohnt (interessiert mich aber dennoch).
Wie dem auch sei habe ich angefangen 'Also sprach Zarathustra' zu lesen. Und dazu habe ich sofort ein paar Fragen, die mir hier sicherlich beantwortet werden können.

Das erste, meiner Meinung nach Elementare, habe ich bereits nicht ganz kapiert. Den Übermenschen. So weit ich das deuten kann meint er damit nicht den Wert eines Menschen, sondern ein Geisteszustand bzw. eine Erkenntnis. Aber da ich in dieser Art von Texten mehr als neu bin bitte um um etwas Starthilfe. Über nützliche Links würde ich mich auch freuen, denn das erste was ich gefunden habe is dies: http://www.hjp.ch/texte/Philosophie/Nietzsche.htm

Und das ist selbst für einen Laien wie mich unterste Schublade.

Die zweite Frage hängt mit der Hinterwelt zusammen. Die Passage muss ich mir wohl ein paar mal noch durchlesen, denn ich habe so gut wie garnichts verstehen können. Ist die Hinterwelt eine Umschreibung für Religionansätze oder wie muss man das deuten?

Mögen vielleicht peinliche Fragen sein, aber wer nicht fragt, der wirds nie verstehen. Wie bereits erwähnt würde ich auch nützliche Links gerne weiterverfolgen. Danke im Vorraus!
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Johnnyboy
Stück Scheiße



Anmeldungsdatum: 26.06.2005
Beiträge: 2562
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Beitrag(#398617) Verfasst am: 09.01.2006, 15:59    Titel: Antworten mit Zitat

Einfach gesagt, ist der Übermensch nach Nietzsches Vorstellung jemand der es schafft die ihm vom Milieu aufgezwungene Denkweise zu überwinden und sich selbst zu verwircklichen. Zumindest habe ich das so verstanden. Der Übermensch nach Nietzsche hat nichts mit dem Übermenschen zu tun den die Nazis propagierten, genaugenommen waren die Nazis - und sind es immernoch - das genaue Gegenteil von Nietzsches Übermenschen, nämlich dümmliche, geistig enteignete Zombies.
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schinkentee
pathologischer Amnesist



Anmeldungsdatum: 27.05.2004
Beiträge: 112
Wohnort: Kiel

Beitrag(#398624) Verfasst am: 09.01.2006, 16:06    Titel: Antworten mit Zitat

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Einfach gesagt, ist der Übermensch nach Nietzsches Vorstellung jemand der es schafft die ihm vom Milieu aufgezwungene Denkweise zu überwinden und sich selbst zu verwircklichen. Zumindest habe ich das so verstanden. Der Übermensch nach Nietzsche hat nichts mit dem Übermenschen zu tun den die Nazis propagierten, genaugenommen waren die Nazis - und sind es immernoch - das genaue Gegenteil von Nietzsches Übermenschen, nämlich dümmliche, geistig enteignete Zombies.


Das mit den Nazis war mir klar, aber deine Interpretation werde ich mir mal zu Gemüte führen und die entsprechenden Textstellen noch einmal lesen. Danke dir!
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Kommissar Plattfuß
Rüpel



Anmeldungsdatum: 13.08.2004
Beiträge: 2353
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Beitrag(#398627) Verfasst am: 09.01.2006, 16:10    Titel: Antworten mit Zitat

Ein kleiner Hinweis an schinkentee: Sollte "Schmerzlos" irgend etwas in diesem Thread schreiben, dann glaub' ihm kein Wort! Mr. Green
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#398631) Verfasst am: 09.01.2006, 16:17    Titel: Antworten mit Zitat

dragonfly hat folgendes geschrieben:
Ein kleiner Hinweis an schinkentee: Sollte "Schmerzlos" irgend etwas in diesem Thread schreiben, dann glaub' ihm kein Wort! Mr. Green


Bezüglich Nietzsche sollte man Schmerzlos in der Tat kritisch lesen. Ich habe das Gefühl, er verzerrt Nietzsche manchmal absichtlich, um den Stil und die Art mancher anderen Nietzsche-Leser zu karikieren... Mit den Augen rollen
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- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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kolja
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Anmeldungsdatum: 02.12.2004
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Beitrag(#398635) Verfasst am: 09.01.2006, 16:24    Titel: Antworten mit Zitat

schinkentee hat folgendes geschrieben:
Vorweg: Ich habe hier ein paar Fragen zu Nietzsche und wusste nicht genau, wo ich jenes 'reinschreiben soll. Ich bitte also die Mods darum, das Thema bei Bedarf zu verschieben.

Philosophie ist eine Geisteswissenschaft, als gehört dieser Thread nach Wissenschaft und Technik. Hab ihn verschoben.
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schinkentee
pathologischer Amnesist



Anmeldungsdatum: 27.05.2004
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Beitrag(#398643) Verfasst am: 09.01.2006, 16:39    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für das verschieben.

Naja dann wird das bei mir nicht greifen, schliesslich lese ich das aus Interesse und nicht aus Überzeugung. Ich hoffe mal das ist ein nachvollziehbarer Unterschied.
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Wolf
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Beitrag(#398645) Verfasst am: 09.01.2006, 16:43    Titel: Antworten mit Zitat

@kolja war Nietzsche der Ansicht das Geisteswissenschaften Wissenschaften sind?
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Wolf
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Beitrag(#398653) Verfasst am: 09.01.2006, 16:53    Titel: Re: Nietzsche Antworten mit Zitat

schinkentee hat folgendes geschrieben:
Das erste, meiner Meinung nach Elementare, habe ich bereits nicht ganz kapiert. Den Übermenschen. So weit ich das deuten kann meint er damit nicht den Wert eines Menschen, sondern ein Geisteszustand bzw. eine Erkenntnis. Aber da ich in dieser Art von Texten mehr als neu bin bitte um um etwas Starthilfe.

Beim Übermenschen handelt es sich nicht um einen 'Super'menschen sondern einen 'Hinüber'menschen. Der Übermensch steht zwischen(oder im) Widerspruch von hemmngslosen Genießen/Trieben und dummen Fasten/Keuschheit. Er hat also das 'richtige' Maß gefunden. Er ist kreativ im schaffen, wie ein Kind. Aber er schafft nichts was bleib bzw er legt keinen Wert darauf. Dem Übermenschen selbst liegt nichts daran zu bleiben. Der Übermensch ist ein fortgeschrittener Menscher, der bereits auf der anderen Seite des Ufers ist. Kurzum ich zwinkern
Der Übermensch wird leider mW nirgends genau charackterisiert.
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Katatonia
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Beitrag(#398656) Verfasst am: 09.01.2006, 16:57    Titel: Antworten mit Zitat

Der von Nietzsche beschriebene Menschentyp 'Übermensch' zeichnet sich durch die Entfaltung des eigenen schöpferischen Potenzials und des eigenen Willens aus sowie durch das konsequente Ja-Sagen zur Welt. Weiterhin kann er charakterisiert werden durch Stolz, Mut, Selbstbestimmung, Verhaftetsein im Diesseits, Lebensfreude und Lebenstüchtigkeit. Der 'Übermensch' setzt überdies selbst Werte.

Bei dem Wort 'Hinterwelt' bin ich mir grad nicht sicher, aber ist damit nicht das gemeint, was Nietzsche so entschieden verwarf: alles Jenseitige? Wie gesagt, kann sein, dass ich bezüglich dieses Punktes etwas verwechsele.
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schinkentee
pathologischer Amnesist



Anmeldungsdatum: 27.05.2004
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Beitrag(#398659) Verfasst am: 09.01.2006, 17:00    Titel: Antworten mit Zitat

Soweit ich weiss, hat er den Übermenschen mit der Hinterwelt in Verbindung gebracht über das Bild mit der Brücke vom Affen zum Übermenschen. Das der Mensch eben diese Brücke sei.
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Wolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2004
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Beitrag(#398660) Verfasst am: 09.01.2006, 17:01    Titel: Antworten mit Zitat

schinkentee hat folgendes geschrieben:
Soweit ich weiss, hat er den Übermenschen mit der Hinterwelt in Verbindung gebracht über das Bild mit der Brücke vom Affen zum Übermenschen. Das der Mensch eben diese Brücke sei.
Kannste die Stelle mal zitieren?
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Tarvoc
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Beitrag(#398661) Verfasst am: 09.01.2006, 17:02    Titel: Antworten mit Zitat

Ach so, das soll hier mit 'Hinterwelt' gemeint sein. Ich wunderte mich schon...
"Der Mensch ist ein Seil, gespannt zwischen Tier und Übermensch. Ein Seil über dem Abgrunde."
Von einer 'Hinterwelt' ist da m.W. nicht die Rede. Der Übermensch ist selbst die andere 'Seite' des Seils...
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schinkentee
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Beitrag(#398673) Verfasst am: 09.01.2006, 17:25    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Milde ist Zarathustra den Kranken. Wahrlich, er zürnt nicht ihren Arten des Trostes und Undanks. Mögen sie Genesende werden und Überwindende und einen höheren Leib sich schaffen.


Lies mich spontan an die Verwandlung in den Übermenschen denken.

Zitat:
Redlicher redet und reiner der gesunde Leib, der vollkommne und rechtwinklige: und er redet vom Sinn der Erde.


Habe ich mit seiner Erfahrung verknüpft, die Anfangs beschrieben wird mit dem Toten, den er am Baum beerdigt. Stand die nicht im Zusammenhang mit dem Übermenschen?

Wie gesagt habt Nachsicht mit mir, das ist alles neu für mich. So habe ich das jedenfalls versucht zu deuten.
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kolja
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Beitrag(#398690) Verfasst am: 09.01.2006, 17:47    Titel: Antworten mit Zitat

modorok hat folgendes geschrieben:
@kolja war Nietzsche der Ansicht das Geisteswissenschaften Wissenschaften sind?

Öhm, keine Ahnung. Aber das Forum ist der Ansicht:

FGH-Forenübersicht hat folgendes geschrieben:
Wissenschaft und Technik
Geistes- und Naturwissenschaften inkl. das, was manche für wissenschaftlich halten

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schinkentee
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Beitrag(#398693) Verfasst am: 09.01.2006, 17:51    Titel: Antworten mit Zitat

ich fand 'grotesk' wegen meiner link angabe so passend.
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kolja
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Beiträge: 16631
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Beitrag(#398710) Verfasst am: 09.01.2006, 18:15    Titel: Antworten mit Zitat

schinkentee hat folgendes geschrieben:
ich fand 'grotesk' wegen meiner link angabe so passend.

Aargh, du hast recht. Das hier verursacht bestimmt Augenkrebs:


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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#398723) Verfasst am: 09.01.2006, 18:36    Titel: Antworten mit Zitat

Das ist die Seite von Hans Joss. Ich glaube, der hatte auch mal ein ganz kurzes Gastspiel bei uns im Forum... unter dem Nickname "HJP", wenn ich mich nicht irre.

Der ist ein ganz besonders "lustiger Vogel"... Mit den Augen rollen
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Rudolf
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Anmeldungsdatum: 19.01.2004
Beiträge: 1460

Beitrag(#398915) Verfasst am: 09.01.2006, 22:55    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
@kolja war Nietzsche der Ansicht das Geisteswissenschaften Wissenschaften sind?


Ja nun, er hatte mal mit 25 oder so kurz das Vorhaben, etwas "anständiges" anzufangen (Chemie wenn ich mich recht erinnere), wurde dann aber in dem zartem alter zur außerordentlichen Professur berufen. Mir wäre nicht bekannt, dass er nachher nochmal über einen Wechsel nachgedacht hätte.

Quelle: Meine Erinnerung seiner Taschenbiographie (von Rowohlt glaubsch), bei Bedarf kram ich sie vielleicht sogar mal raus.

Allgemein sehe ich doch einen nicht unironischen Widerspruch zwischen dem Idealbild des einzelgängerischen Übermenschen, der einsam in den berühmten eisigen Höhen vor charakterlicher Überlegenheit beinahe platzt - so oder ziemlich ähnlich kommt es doch recht wörtlich in Nietzsches Schriften - und andrerseits Nietzsches Leben als Universitätsprofessor, also bei einem Institut, das doch weniger eigenes Denken als mehr das Übernehmen des Gedachten anderer begünstigt/erfordert.
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Katatonia
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Anmeldungsdatum: 05.04.2005
Beiträge: 826

Beitrag(#460016) Verfasst am: 26.04.2006, 04:17    Titel: Antworten mit Zitat

Habe auch mal eine Frage zu Nietzsche.
Wenn ich mich recht erinnere, hat er deutlich zwischen Mitgefühl und Mitleid unterschieden, wobei er Letzteres verwarf (es führe zur Verdopplung von Leid etc.). Dem Mitgefühl aber soll er positiv gegenübergestanden haben. Weiß jemand, wie Nietzsche diese Einstellung begründete, welche Gründe er also zur Befürwortung des Mitgefühls anführte?
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#460038) Verfasst am: 26.04.2006, 08:28    Titel: Antworten mit Zitat

Mitleid, besonders im christlichen Sinne, ist für Nietzsche im Grunde eine Form der Heuchelei. Wenn z.B. jemand abschätzig sagt: 'Ich habe echt Mitleid mit dir', dann meint er damit eigentlich: 'Ich verachte dich zutiefst.' Nach Nietzsche zeigt sich in der Unfähigkeit, diese Verachtung offen auszusprechen, auch gleichzeitig eine tiefe Selbstverachtung.

Mitgefühl hingegen ist ehrlich und umfassend. Nietzsches Theorie des Mitgefühls richtet sich vor Allem auf die Mitfreude. Also das Mit-Freuen, wenn einem Freund etwas Gutes widerfährt. Somit drückt Mitgefühl eine echte emotionale Verbundenheit zu einem anderen Menschen aus.
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Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#460081) Verfasst am: 26.04.2006, 10:26    Titel: Re: Nietzsche Antworten mit Zitat

schinkentee hat folgendes geschrieben:
Vorweg: Ich habe hier ein paar Fragen zu Nietzsche und wusste nicht genau, wo ich jenes 'reinschreiben soll. Ich bitte also die Mods darum, das Thema bei Bedarf zu verschieben.

Also ich wollte damit anfangen etwas Nietzsche zu lesen und vor allem zu verstehn. Wobei das Verstehn bei mir nicht so einfach ist. Ich bin irgendwie diese Materie nicht gewohnt (interessiert mich aber dennoch).
Wie dem auch sei habe ich angefangen 'Also sprach Zarathustra' zu lesen. Und dazu habe ich sofort ein paar Fragen, die mir hier sicherlich beantwortet werden können.

Das erste, meiner Meinung nach Elementare, habe ich bereits nicht ganz kapiert. Den Übermenschen. So weit ich das deuten kann meint er damit nicht den Wert eines Menschen, sondern ein Geisteszustand bzw. eine Erkenntnis. Aber da ich in dieser Art von Texten mehr als neu bin bitte um um etwas Starthilfe. Über nützliche Links würde ich mich auch freuen, denn das erste was ich gefunden habe is dies: http://www.hjp.ch/texte/Philosophie/Nietzsche.htm

Und das ist selbst für einen Laien wie mich unterste Schublade.

Die zweite Frage hängt mit der Hinterwelt zusammen. Die Passage muss ich mir wohl ein paar mal noch durchlesen, denn ich habe so gut wie garnichts verstehen können. Ist die Hinterwelt eine Umschreibung für Religionansätze oder wie muss man das deuten?

Mögen vielleicht peinliche Fragen sein, aber wer nicht fragt, der wirds nie verstehen. Wie bereits erwähnt würde ich auch nützliche Links gerne weiterverfolgen. Danke im Vorraus!


Nun, ich will mal meine bescheidene Intepretation des Nietzschanischen "Übermenschen" beisteuern:

Erstens: Nietzsche geht es hier um den Gegensatz zwischen "Elite" und "Pöbel". Aus der Konzeption des "Übermenschen" spricht Massenverachtung, ja Menschenverachtung.

Der weiter entwickeltere Mensch soll über den "Untermenschen", über die "Herde" herrschen. Somit ist also der "Übermensch" auch gleichzeitig der "Herrenmensch", und dieses Konzept kommt ganz ohne das Konstrukt der "Herrenrasse" aus, so dass viele Nietzscheaner darin eine Stärke und einen Unterschied zum faschistischen Rassismus sehen. Genau genommen stellt jedoch der Rassismus nur ein Beispiel für menschliche Hierarchiebildung dar, so dass man sich hier nicht zu früh freuen sollte. Auch eine "internationale arische Elite" oder so, die aus mehreren Phänotypen sich zusammen setzt, bleibt ein Diskriminierungs-Konzept.

Der zweite Punkt, weshalb der reaktionäre Pastorensohn Nietzsche sich aussschliesslich auf die übermässige "Weiterentwickling" nur des Menschen - bzw. bestimmter Menschen! - stürzte und stützte, ist der, dass er darin einen Ersatz zu und eine erfolgversprechende Ablenkung von einer gesellschaftlichen Weiterentwicklung erblickte. Konkret war er vor allem Antisozialist, weniger Antichrist.

Das, was Nietzsche am Christentum vor allem hasste, waren dessen humanistische Moralanteile. Nicht umsonst sagte er ja in einem Aphorismus in aller Deutlichkeit:

Nietzsche hat folgendes geschrieben:
Eigentlich ist nur der moralische Gott tot!


Ich verweise auch auf zwei Quellen zu diesem unsäglichen Thema:

Zitat:
Mit einem Paukenschlag möchte Sloterdijk die Feindseligkeiten zwischen Philosophie und Naturwissenschaften beenden, um Wissen und Geist, Philosophie und Naturwissenschaften zu versöhnen. Ihm schwebt eine demokratiefreie Arbeitsgemeinschaft aus echten Philosophen und einschlägigen Gentechnikern vor, die nicht länger moralische Fragen erörtern, sondern praktische Maßnahmen ergreifen. Diesem Elitenverbund fällt die Aufgabe zu, mithilfe von Selektion und Züchtung die genetische Revision der Gattungsgeschichte einzuleiten. So wird Nietzsches schönster Traum bald wahr: die Zarathustra-Fantasie vom Übermenschen. (...)

"Was zähmt noch den Menschen?" Für einen Moment klammert sich Sloterdijk an seinen Hausgott Martin Heidegger - und wird bitter enttäuscht. Der bewunderte Heidegger, klagt er, habe sich in den "beispiellos düsteren Jahren nach (!) 1945" in seine Hütte verkrochen und sei zum andächtigen "Hüter des Seins" introvertiert. Was damals anachronistisch, aber verständlich war, ist heute gefährlich. Die Zeit ruft nicht nach Hirtenspielen, sondern nach Entscheidungen. Die Zeit drängt. Die Gewalt wächst. "Es genügt, sich klar zu machen, daß die nächsten langen Zeitspannen für die Menschheit Perioden der gattungspolitischen Entscheidung sein werden." Doch schon sieht Sloterdijk eine "Lichtung". Darauf die Gentechnik mit ihren Instrumenten Selektion und Züchtung. "Die Lichtung ist zugleich ein Kampfplatz und ein Ort der Entscheidung der Selektion." Witterte nicht schon Nietzsche den Kampf zwischen "Kleinzüchtern und Großzüchtern (...), Humanisten und Superhumanisten, Menschenfreunden und Übermenschenfreunden"?


http://zeus.zeit.de/text/1999/36/199936.sloterdijk1_.xml


Und etwas theoretischer gehalten:

http://trend.infopartisan.net/trd1100/t081100.html

Prinzipiell halte ich es für fatal, Nietzsche als Kronzeugen für Religionskritik zu benutzen. Damit macht man im Grund den Bock zum Gärtner.

Und nein, die Faschisten haben Nietzsche nicht missbraucht, auch wenn sie ihn hier und da fälschen.

Insgesamt ist dessen antimarxistische, antihumanistische, antidemokratische und sozialdarwinistische Philosophie für all die Rosenbergs, Goebbels und Mussolinis gehau das gewesen, was sie suchten, um ihren "Kampf" zu heiligen ...-

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Xamanoth
auf eigenen Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 07.04.2006
Beiträge: 7962

Beitrag(#460090) Verfasst am: 26.04.2006, 10:33    Titel: Re: Nietzsche Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Insgesamt ist dessen antimarxistische, antihumanistische, antidemokratische und sozialdarwinistische Philosophie für all die Rosenbergs, Goebbels und Mussolinis gehau das gewesen, was sie suchten, um ihren "Kampf" zu heiligen ...-

Skeptiker

Richtig. Aber wenn ein Nazi nikedriegen Ranges sich auf Nietzsche breuft, degradiert er sich selbst, da er zugibt, dass er kein Übermensch ist. Es ging wenn ich das richtig verstanden habe, um den Kampf (oder, besser die Konkurrenz) aller gegn aller, nicht um den Völker gegen Völker.

Der Übermaensch wäre niemals dem Ruf "du bist nichts, dein Vok ist alles gefolgt, wäre niemals sich unterordnend im Gleichschritt marschiert.

Nietzsche ist eben nicht nur zu Angriffen gegen die Religion, s#ondern auch fü Angriffe gegen Gutmenschen und Idealisten aller Art (Marxisten, alt-68er, Feministinnen, jede Form von Moralisten) geeignet.

Wenn ich die Kernthese Nietzschen richtig verstanden habe, lautet sie: Die Starken mögen herrschen, die Schwachen sollen dienen oder sterben, also strebe jeder danach, zu den starken zu gehören. Von Blind Guarian gibt es ein schönes Lied über Nietzsche (an der Grenze zu seinem Wahnsinn spielend:

Blind guardian hat folgendes gesungen:
Zitat:
Punishment divine
It ist warm and tender
But very soon it will turn cold
Shadows stare down
from the walls
out of the mist
its coming closer now
it never rains
it pours on me
So let the sains
Set up the courtyard
the unpleasant cage
The obvious point is
im insane
was i aware
whom i had slain
i fear i was:
the faceless
the nameless
speaking bush set on fire
no one ever dared to speak
o shame on me
i dont believe
The here and now
is all we living for

Witness my last breath
i do not regret a word I`ve said
The strong will survive
The weak must die
And out of teh mist
it ist coming closer now
Sinner and saints
the grateful slaves

Natures law instead
of god in heaven

From far beyond
i can herar them sing
songs of innocence
I hear the angels sing
Despite the facts so cclear
It cannot be
what we cant see
I must admit
it sound so sweet

Angels sing
i hear angels sidn
far beyond i hear them sing
it is true
it is true
wie dont exist
from far beyond i hear
them sing

well we all know
theere is no other side
no good and evil
i knowl right between
there is no borderlinge
this is punishment divine

Surrounded by nihgt
ive been offered insight
there is none but
the sinnd and pride
am I wrong am i right
am i losing my sight
abandoning the superior mind

The voices cease
it is gone away
i vanished to the point of no return

Right away i will bie gone
gone i will bie gone
through the vallesy grey
through the shapless land
i walk alone
im le#ft alone
Through the deepest void
a blackened paradise
i walkd alone
im left alone

Ist einer meiner Lieblingssongs.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#460149) Verfasst am: 26.04.2006, 12:10    Titel: Re: Nietzsche Antworten mit Zitat

@ Skeptiker:
Weisst du, mit Leuten, die Nietzsche zu verbissen verteidigen, habe ich schon seiten- oder stundenlange Diskussionen und hitzige Debatten geführt, um Nietzsches Leistungen zu relativieren, bzw. seine durchaus vorhandenen Schattenseiten herauszustellen und ihn zu kritisieren. Einseitige Betrachtungen oder gar eine Verehrung Nietzsches und seiner Philosophie liegen mir also in jeder Hinsicht fern.

Aber eine Erfahrung, die ich auch gemacht habe, ist, dass der Versuch, mit Leuten zu diskutieren, die Begriffe wie 'Sozialdarwinismus' oder 'Nationalsozialismus' in Bezug auf Nietzsche verwenden, so ziemlich fast nie zu irgendwas auch nur im Ansatz Sinnvollem führt. Suspekt

Daher lasse ich deine Aussagen einfach 'mal so stehen. fnord
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Skeptiker
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Beiträge: 16834
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Beitrag(#460485) Verfasst am: 26.04.2006, 20:31    Titel: Re: Nietzsche Antworten mit Zitat

Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Insgesamt ist dessen antimarxistische, antihumanistische, antidemokratische und sozialdarwinistische Philosophie für all die Rosenbergs, Goebbels und Mussolinis gehau das gewesen, was sie suchten, um ihren "Kampf" zu heiligen ...-

Richtig.


Und zwar empirisch-historisch nachweisbar! freakteach

Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Aber wenn ein Nazi nikedriegen Ranges sich auf Nietzsche breuft, degradiert er sich selbst, da er zugibt, dass er kein Übermensch ist.


Der NSDAP-Mob hatte stets eine "gesunde" Aufstiegsmentalität, um seinen "Rang" (= seine Stellung in der Hackordnung! -) zu verbessern und wähnte sich anderen "Rassen" und Nationen überlegen. Heute, im postmodernen Faschismus, geht es mehr um die Identifikation mit "höheren Kulturen" u.a.

Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Es ging wenn ich das richtig verstanden habe, um den Kampf (oder, besser die Konkurrenz) aller gegn aller, nicht um den Völker gegen Völker.


Stimmt, darum geht es den Sozialdarwinisten. Der Kampf der Völker ist vielleicht ein Spezialfall davon.

Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Der Übermaensch wäre niemals dem Ruf "du bist nichts, dein Vok ist alles gefolgt, wäre niemals sich unterordnend im Gleichschritt marschiert.


Also, ob nun jemand dem faschistischen/militaristischen Ruf folgt oder diesen Ruf ausstößt, - das ist doch nur eine Frage der Arbeitsteilung. Oder ist ein faschistischer/militaristischer Führer/General weniger faschistisch/militaristisch, weil er nicht selber marschiert, sondern anderen den Marsch bläst?

Wenn Du das Zarathustra-Kapitel "vom Kriege" liest, dann siehst Du, dass Nietzsche auch an solchen, denen das "du sollst" mehr zählt, als das "ich will" seine merkwürdige Freude hatte.

http://gutenberg.spiegel.de/nietzsch/zara/als3010.htm#krieg

Bekannte Nazi-Philosophen wie Heidegger waren nicht besser als der Mob, welcher selbst Hand anlegte.

Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Nietzsche ist eben nicht nur zu Angriffen gegen die Religion, sondern auch für Angriffe gegen Gutmenschen und Idealisten aller Art (Marxisten, alt-68er, Feministinnen, jede Form von Moralisten) geeignet.


Welcher Art sollen denn diese "Angriffe" sein, die mit Nietzsche gegen die genannten Gruppen geführt werden? Doch nicht von der Art, wie sie zwischen '33-'45 geführt wurden?

Wie ich schon sagte: Echte Religionskritik ist mit Nietzsche nicht zu haben. Dieser vernichtet mit seiner "Hammerphilosophie" vor allem die humanistischen und moralischen Anteile der Religion, nicht aber den religiösen Volksbetrug und die Religion als Instrument der Klassenherrschaft.

Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Wenn ich die Kernthese Nietzschen richtig verstanden habe, lautet sie: Die Starken mögen herrschen, die Schwachen sollen dienen oder sterben, also strebe jeder danach, zu den starken zu gehören.


Das nennt man im Fachjargon auch Sozialdarwinismus.
Aber Du hast es perfekt ausgedrückt!

Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Von Blind Guarian gibt es ein schönes Lied über Nietzsche (an der Grenze zu seinem Wahnsinn spielend:

Blind guardian hat folgendes gesungen:
Zitat:
Punishment divine
It ist warm and tender
But very soon it will turn cold
Shadows stare down
from the walls
out of the mist
its coming closer now
it never rains
it pours on me
So let the sains
Set up the courtyard
the unpleasant cage
The obvious point is
im insane
was i aware
whom i had slain
i fear i was:
the faceless
the nameless
speaking bush set on fire
no one ever dared to speak
o shame on me
i dont believe
The here and now
is all we living for

Witness my last breath
i do not regret a word I`ve said
The strong will survive
The weak must die
And out of teh mist
it ist coming closer now
Sinner and saints
the grateful slaves

Natures law instead
of god in heaven
...

Ist einer meiner Lieblingssongs.


"Natures law instead of god in heaven" - Die Naturgesetze anstelle religiöser Gesetze.

Das Problem Nietzsches ist, dass es für ihn gar keine gesellschaftlichen Kategorien und Zusammenhänge gibt; darin ähnelt er dem "Anarchisten" Max Stirner ("Der Einzige"). Nietzsche naturalisiert und biologisiert Gesellschaft und Geschichte und verdammt folglich auch den Fortschrittsbegriff an sich.

Ich halte dies für nicht besonders fruchtbar, um die Welt zu verstehen, um es mal höflich auszudrücken.

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
@ Skeptiker:
Weisst du, mit Leuten, die Nietzsche zu verbissen verteidigen, habe ich schon seiten- oder stundenlange Diskussionen und hitzige Debatten geführt, um Nietzsches Leistungen zu relativieren, bzw. seine durchaus vorhandenen Schattenseiten herauszustellen und ihn zu kritisieren. Einseitige Betrachtungen oder gar eine Verehrung Nietzsches und seiner Philosophie liegen mir also in jeder Hinsicht fern.

Aber eine Erfahrung, die ich auch gemacht habe, ist, dass der Versuch, mit Leuten zu diskutieren, die Begriffe wie 'Sozialdarwinismus' oder 'Nationalsozialismus' in Bezug auf Nietzsche verwenden, so ziemlich fast nie zu irgendwas auch nur im Ansatz Sinnvollem führt. Suspekt

Daher lasse ich deine Aussagen einfach 'mal so stehen. fnord


Danke, dass Du das so stehen lässt, Tarvoc! skeptisch

ad 'Sozialdarwinismus': Was ist das denn anderes als das, was Nietzsche ausdrückt?

http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialdarwinismus

ad 'Nationalsozialismus': Seit wann waren die deutschen Faschisten "Sozialisten". Muss man denn deren Eigenbezeichnung übernehmen? Ich rate dringend davon ab:

http://www.h-ref.de/organisationen/nsdap/nazis-sozialisten.php

Skeptiker
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Zuletzt bearbeitet von Skeptiker am 26.04.2006, 20:39, insgesamt einmal bearbeitet
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Beitrag(#460491) Verfasst am: 26.04.2006, 20:36    Titel: Antworten mit Zitat

dragonfly hat folgendes geschrieben:
Ein kleiner Hinweis an schinkentee: Sollte "Schmerzlos" irgend etwas in diesem Thread schreiben, dann glaub' ihm kein Wort! Mr. Green


- Was denn...nur weil ich es gewagt habe auch
mal Nietzsche ein wenig zu kritisieren ? zwinkern

Ich begründe zumindest(immerhin) meine Aussagen.
Das bedeutetet ja noch nicht, dass einer zustimmen muß.

Das man auf einer "christlichen" Homepage nix nettes über Nietzsche
findet...ist doch eigentlich klar. Aber so voreingenommen bin ich da nicht.
Nietzsche war ein Kind seiner Zeit...bei all seiner eigenen "unzeitgemäßen"
Betrachtung(wie er es nannte).

Um Nietzsche einigermaßen nachvollziehen zu können,
ist es von Vorteil ein wenig in den Spuren Nietzsches zu
wandeln...d.h. ein paar Grundkenntnisse bezüglich Schopenhauers
sind praktisch Pflicht. Nietzsche grenzt sich stark von ihm ab und
manche seiner Aussagen sind ihm genau entgegengesetzt.
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Beitrag(#460503) Verfasst am: 26.04.2006, 20:43    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
dragonfly hat folgendes geschrieben:
Ein kleiner Hinweis an schinkentee: Sollte "Schmerzlos" irgend etwas in diesem Thread schreiben, dann glaub' ihm kein Wort! Mr. Green


Bezüglich Nietzsche sollte man Schmerzlos in der Tat kritisch lesen. Ich habe das Gefühl, er verzerrt Nietzsche manchmal absichtlich, um den Stil und die Art mancher anderen Nietzsche-Leser zu karikieren... Mit den Augen rollen


- Ich habe gar nix dagegen, dass man mich kritisch liest.
Ausserdem habe ich es gar nicht nötig "Nietzsche" zu karikieren...
Zwischen Worten und Taten liegen manchmal Welten.
Auch bei Nietzsche. Er selbst(im wirklichen Leben) war z.B. durchaus
sehr sensibel und auch mitfühlend. Nietzsche "philosophiert" mit dem "Hammer".
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Beiträge: 7962

Beitrag(#460518) Verfasst am: 26.04.2006, 21:05    Titel: Re: Nietzsche Antworten mit Zitat

Ich habe bisher nur wenig von Nietzsche gelesen, teilweise den Zaratustra in der Schulde (das ist aber schon so lange her, dass ich nicht mehr viel weiß und ich glaube nicht, das ich viel verstanden habe), und den Antichristen, erst recht keine Sekundärliteratur., nur noch ein paar Auffsätze und Zusammenfassungen.
Deswegen bin ich auch nicht zu einer echten Nietzschekritik fähig. Ich versuche aber trotzdem, dir zu antworten, da mich das Thema brennend interessiert. Alle nachfolgenden Zitate zitieren Skeptiker.

Kannn man eigenltihc sagen, dass er Neosatanismus (tu was du willst) nichts anderees als eine esoterische, platte Version von Nietzsches Philosophie ist?


Zitat:
Der NSDAP-Mob hatte stets eine "gesunde" Aufstiegsmentalität, um seinen "Rang" (= seine Stellung in der Hackordnung! -) zu verbessern und wähnte sich anderen "Rassen" und Nationen überlegen. Heute, im postmodernen Faschismus, geht es mehr um die Identifikation mit "höheren Kulturen" u.a.

Den gibt es bei den Christen auch, das besserfühlen gegenüber Heiden, Häretikern, Ungläubigen... Wollte Nietzsche sollche Auffangmentalitäten nicht bekämpfen, und jedes Individuum nach der individuellen, nicht kollektiven Größe streben lassen?


Zitat:
Also, ob nun jemand dem faschistischen/militaristischen Ruf folgt oder diesen Ruf ausstößt, - das ist doch nur eine Frage der Arbeitsteilung. Oder ist ein faschistischer/militaristischer Führer/General weniger faschistisch/militaristisch, weil er nicht selber marschiert, sondern anderen den Marsch bläst?

Das ist keine moralische Frage, sondern eher eine von Macht. Der General, vielleicht aber auch nur nur die Nazielite, hatten ihren Willen zur Macht erfüllt. Jeder Rangniedrigere macht sich jedoch zu einem Handlanger , zu einem Sklaven.

Zitat:
Bekannte Nazi-Philosophen wie Heidegger waren nicht besser als der Mob, welcher selbst Hand anlegte.

Allerdings nicht, ebenfalls Sklaven.

Zitat:
Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Nietzsche ist eben nicht nur zu Angriffen gegen die Religion, sondern auch für Angriffe gegen Gutmenschen und Idealisten aller Art (Marxisten, alt-68er, Feministinnen, jede Form von Moralisten) geeignet.


Welcher Art sollen denn diese "Angriffe" sein, die mit Nietzsche gegen die genannten Gruppen geführt werden? Doch nicht von der Art, wie sie zwischen '33-'45 geführt wurden?

Nein. Indem man erklärt, dass deren Vorstellung ovn Moral und einem angeblchen Gutenim Menschen, einer Forderung nach Altruistisch, letztenendes bodenlos, eben eine Schwäche ist.

Zitat:
Wie ich schon sagte: Echte Religionskritik ist mit Nietzsche nicht zu haben. Dieser vernichtet mit seiner "Hammerphilosophie" vor allem die humanistischen und moralischen Anteile der Religion, nicht aber den religiösen Volksbetrug und die Religion als Instrument der Klassenherrschaft.

Nein, aber hammerschläge können manchmal auch ganz nett zu lesen sein, und der Glaube, das das Christentumdie überlegene Moral biete, gehört ja auch zum argumentativen kern des christlichen Glaubens.

Zitat:
Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Wenn ich die Kernthese Nietzschen richtig verstanden habe, lautet sie: Die Starken mögen herrschen, die Schwachen sollen dienen oder sterben, also strebe jeder danach, zu den starken zu gehören.

Das nennt man im Fachjargon auch Sozialdarwinismus.
Aber Du hast es perfekt ausgedrückt!

Einereits sträubt sich das ,, was ich für mein Gewissen halte dagegen, aber ich muss zugeben, dass dieser Satz eine düstere Faszination auf mich ausübt.

Die entscheidende Frage - und das ist eine provokative, zynische, mit anderenWorten, interessante Frage - ist nicht, ob Nietzsche ein Sozialdarwinist war, sondern ob und wenn ja warum dieser Sozialdarwinismus verwerflich ist.
Kann es übrgens sein, dass der Marquis de Sade (Justine ist ein -äh... interessantes Werk) viele dieser Elemente vorwegnimmt? Und Machiavelly ebenfalls?
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goldberg
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Anmeldungsdatum: 20.04.2006
Beiträge: 63

Beitrag(#460614) Verfasst am: 26.04.2006, 23:19    Titel: Re: Nietzsche Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Erstens: Nietzsche geht es hier um den Gegensatz zwischen "Elite" und "Pöbel". Aus der Konzeption des "Übermenschen" spricht Massenverachtung, ja Menschenverachtung.

Der weiter entwickeltere Mensch soll über den "Untermenschen", über die "Herde" herrschen. Somit ist also der "Übermensch" auch gleichzeitig der "Herrenmensch", und dieses Konzept kommt ganz ohne das Konstrukt der "Herrenrasse" aus, so dass viele Nietzscheaner darin eine Stärke und einen Unterschied zum faschistischen Rassismus sehen.


Lieber Skeptiker,

eine Haltung ist brandgefährlich, und an ihr krankt leider auch ein wenig Deine Stellungnahme: Nur, weil jemand bestimmte Begrifflichkeiten prägt bzw. erst in den Sprachgebrauch einführt, kann man ihn nicht dafür verantwortlich machen, was die Geschichte zuweilen aus ihnen macht! Ja: Nietzsche spricht davon, dass es erst nach ihm große Politik geben werde. Ja, Nietzsche spricht davon, es werde Kriege geben, wie es sie noch nie auf Erden gegeben habe. Es wäre aber vollkommen vermessen und irreführend, Nietzsches "Zarathustra" oder auch "Ecce homo" (worin sich die beiden eben genannten Passagen finden) als irgendeine logische, nachgerade prophetische Vorausdeutung des Nationalsozialismus' zu verstehen! Nietzsches "Wille zur Macht" unterlag in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts einer - wenn auch zugegeben überaus hässlichen - Fehlinterpretation. Der Konflikt Nietzsches, seine "Umwertung aller Werte" bezieht sich auf einen erkenntnistheoretischen Grundkonflikt, den Hebbel recht prägnant in seinen Tagebüchern zusammenfasst:

Zitat:
Der Mensch denkt sich leichter einen Gott als sich selbst.


Aus dieser Sklaverei will Nietzsche den Menschen befreien, und folgerichtig benennt er selbst am Ende von "Ecce homo" den Grundkonflikt: Es geht um "Dyonisos gegen den Gekreuzigten", um den Menschen aus dieser selbstgewählten Unterdrückung wieder seiner Selbstbestimmung zu überführen. Mithin ist Nietzsches Philosophie eine überaus diesseitige, lebensbejahende - und wer wöllte das in engen Zusammenhang bringen zu den Jahren '33 bis '45?

LG
goldberg
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Zuletzt bearbeitet von goldberg am 26.04.2006, 23:42, insgesamt einmal bearbeitet
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#460621) Verfasst am: 26.04.2006, 23:28    Titel: Antworten mit Zitat

Schmerzlos hat folgendes geschrieben:
Ausserdem habe ich es gar nicht nötig "Nietzsche" zu karikieren...

Ich schrieb auch nicht, dass du Nietzsche karikierst, sondern dass du gewisse Nietzsche-Leser karikierst. Mit den Augen rollen
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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