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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#409908) Verfasst am: 29.01.2006, 02:43 Titel: Bombardierung Dresdens rettete Juden das Leben |
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Rettendes Inferno
Zitat: | Wer die Toten von Dresden betrauert, darf die Toten von Auschwitz nicht vergessen. Und eine wirkliche Erinnerung bedeutet, empfindsam für die Opfer werden, ohne dass vergessen wird, wer dieses Leid einst verursacht hat. Auch in Dresden am 13. Februar 1945 |
In Erinnerung an diesen gesperrten Thread: http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=250989#250989
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#409965) Verfasst am: 29.01.2006, 11:02 Titel: |
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Ich halte es für völlig daneben, die Opfer von Auschwitz gegen die von Dreden aufzurechnen, auch wenn, was niemand abstreiten kann, zwischen ihnen eine kausale Verknüpfung besteht.
Ja, im Zuge des Angriffs konnten etliche Juden untertauchen, so auch Viktor Klemperer. Aber was soll denn das? Der Angriff diente wohl kaum diesem Zweck, und ebensogut (oder sogar noch viel wahrscheinlicher) hätten ihm auch Juden zum Opfer fallen können, bei etlichen wird das auch der Fall gewesen sein. Kurzum, ich finde es mehr als hirnrissig, den Bombenangriff auf Dreseden anhand eines einzelnen, unbeabsichtigten und zufälligen Nebeneffekts zu bewerten.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Der unbekannte Gott apolitischer Atheist
Anmeldungsdatum: 24.07.2003 Beiträge: 1595
Wohnort: Das alte Europa
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(#410746) Verfasst am: 30.01.2006, 23:24 Titel: |
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Das sehe ich auch so. Vielleicht sind genausoviele verstckte Juden bei dem Angriff gestorben, wie untertauchen konnten.
Davon abgesehen, will man sagen, daß das Leben von ein paar Menschen mehr wert ist als das Leben von Zehntausenden? Nur, weil sie verfolgt wurden?
_________________ "Unwissenden scheint, wer Weises sagt, nicht klug zu sein." (Euripides)
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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#410846) Verfasst am: 31.01.2006, 01:45 Titel: |
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Für die Verfolgten schien das schon einen Unterschied zu machen... aber das ist ja nur eine vereinzelte Meinung eines Verfolgten...
Zitat: | Ich weiß noch, wir saßen am Tisch, den Kopf in der Hand. Meine Mutter weinte und dann sagte er: 'Uns kann eigentlich nur ein großer Angriff retten.' Es gab schon vorher ein paar kleinere in Dresden, doch dann kam der große Angriff." |
Zitat: | "Man war da einfach allem ausgesetzt. Schutzlos wurde man angepöbelt, bespuckt und ganze Schulklassen liefen hinterher und schrien 'Judenschwein! Runter vom Bürgersteig!'." |
Wenn ich an Dresden denke, muss ich an die Toten von Auschwitz denken... sorry... deshalb hält sich mein Mitleid mit den deutschen Opfern in Grenzen... aber ich bin mir unsicher, ob da nicht zuviel Wut gegen die Nazis mitschwingt... oder vielleicht bin ich auch nur ein hoffnungsloser Antideutscher
Aber vielleicht ändert sich diese Haltung noch...
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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Antichrist O_o
Anmeldungsdatum: 14.10.2005 Beiträge: 132
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(#410849) Verfasst am: 31.01.2006, 01:53 Titel: |
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Wenn ich an Irak & Afghanistan denke, muss ich an die Toten vom 11.9.2001 denken... sorry... deshalb hält sich mein Mitleid mit den arabischen Opfern in Grenzen.
_________________ Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Pong verfilmt werden muss
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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#410851) Verfasst am: 31.01.2006, 02:10 Titel: |
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Antichrist hat folgendes geschrieben: | Wenn ich an Irak & Afghanistan denke, muss ich an die Toten vom 11.9.2001 denken... sorry... deshalb hält sich mein Mitleid mit den arabischen Opfern in Grenzen.
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http://de.wikipedia.org/wiki/Afghanen <--- Araber?
Nach 1945 hat es ziemlich lange gedauert bis die Deutschen überhaupt ihre Schuld eingestanden haben... und haben sich entweder in verblendete Verdrängung ergeben oder in eine Opferrolle hineingekuschelt... das galt für beide Staaten DDR und BRD...
Jetzt nach 60 Jahren wird dieses Opfergehabe immer schlimmer, denn die bösen Briten waren schlimme Kriegsverbrecher... und weil die Deutschen so sehr gelitten haben, haben sie heute Verständnis für alle bedrängten Völker auf der Welt... bis auf die Israelis, denn das sind ja... huch, pssst...
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#410855) Verfasst am: 31.01.2006, 02:16 Titel: |
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Der Angriff auf Dresden ist ein Kriegsverbrechen. Ja auch die Allierten beginngen Kriegsverbrechen. Ja die sind auch falsch gewesen.
_________________ Trish:(
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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#410862) Verfasst am: 31.01.2006, 02:36 Titel: |
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modorok hat folgendes geschrieben: | Der Angriff auf Dresden ist ein Kriegsverbrechen. Ja auch die Allierten beginngen Kriegsverbrechen. Ja die sind auch falsch gewesen. |
Aus friedensethischer Sicht hast du Recht. Nur reagierten die Alliierten damals auf die kriegerische Aggression eines menschenverachtenden Regimes und eines bis zum bitteren Ende kämpfenden Feindes und setzten alle ihnen zu Verfügung stehenden Mittel ein, um diesen Aggressor zu besiegen...
Und immer wieder stelle ich mir die Frage: Wo waren die Massen an deutschen Widerstandskämpfern?
Wieviele Antifaschisten waren unter den Opfern in Dresden?
Das sind die Fragen, die mich bewegen...
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#410866) Verfasst am: 31.01.2006, 02:42 Titel: |
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AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: | modorok hat folgendes geschrieben: | Der Angriff auf Dresden ist ein Kriegsverbrechen. Ja auch die Allierten beginngen Kriegsverbrechen. Ja die sind auch falsch gewesen. |
Aus friedensethischer Sicht hast du Recht. Nur reagierten die Alliierten damals auf die kriegerische Aggression eines menschenverachtenden Regimes und eines bis zum bitteren Ende kämpfenden Feindes und setzten alle ihnen zu Verfügung stehenden Mittel ein, um diesen Aggressor zu besiegen...
| Ein Mittel das bekanntlich nicht funktioniert. Zitat: |
Und immer wieder stelle ich mir die Frage: Wo waren die Massen an deutschen Widerstandskämpfern?
Wieviele Antifaschisten waren unter den Opfern in Dresden?
| Was spielt das für eine Rolle? Zitat: |
Das sind die Fragen, die mich bewegen... |
Mich bewegt wie schnell einem Unsympathie( ob nun gerechtfertigt oder nicht) dazu verleitet Unrecht zu beschönigen/verdeitigen oder gar fordern. (Erinnert mich ans Georges Pädophile, wenn ich dich und dein Niveau auch weit höher schätze)
_________________ Trish:(
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sascha bekennender magnusfe-Fan
Anmeldungsdatum: 30.08.2004 Beiträge: 1449
Wohnort: Bremen
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(#410867) Verfasst am: 31.01.2006, 02:54 Titel: |
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War das denn damals nicht generell so, das man da noch nicht so zwischen Soldaten und Zivilisten unterschieden hat? Bei den deutschen Bomben- und V2-Angriffen auf England sind doch auch zahlreiche Zivilisten ums Leben gekommen, und in Hiroshima auch. Im Großen und Ganzen aber bin ich der Meinung, dass bei Kriegen generell nicht von einer Kollektivschuld eines Volkes zu reden ist, sondern es sind immer wenige Mächtige, die die Fäden ziehen. (Im Dritten Reich gabs allerdings nun wirklich sehr viele Mitläufer, was wohl an der dem Volk staatlich verordneten Gehirnwäsche-Propaganda gelegen haben dürfte.) Wenn ich bei der Bundeswehr Soldat bin, muss ich schließlich auch generell im Kriegsfall kämpfen, und kann nicht danach entscheiden, ob ich mit der Politik der gerade herrschenden Regierung einverstanden bin. Aber ehrlich gesagt, für so einen wie G. Schröder würd ich jedenfalls niemals freiwillig in den Krieg ziehen, da würd ich eher zur Gegenseite überlaufen und für die kämpfen ;-P
modorok hat folgendes geschrieben: | AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: | Aus friedensethischer Sicht hast du Recht. Nur reagierten die Alliierten damals auf die kriegerische Aggression eines menschenverachtenden Regimes und eines bis zum bitteren Ende kämpfenden Feindes und setzten alle ihnen zu Verfügung stehenden Mittel ein, um diesen Aggressor zu besiegen... | Ein Mittel das bekanntlich nicht funktioniert. | Wieso, das hat doch funktioniert!?! Das Dritte Reich, Italien und Japan wurden von den Alliierten besiegt, oder nicht?
Zuletzt bearbeitet von sascha am 31.01.2006, 03:03, insgesamt einmal bearbeitet |
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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#410868) Verfasst am: 31.01.2006, 03:01 Titel: |
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modorok hat folgendes geschrieben: | AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: | modorok hat folgendes geschrieben: | Der Angriff auf Dresden ist ein Kriegsverbrechen. Ja auch die Allierten beginngen Kriegsverbrechen. Ja die sind auch falsch gewesen. |
Aus friedensethischer Sicht hast du Recht. Nur reagierten die Alliierten damals auf die kriegerische Aggression eines menschenverachtenden Regimes und eines bis zum bitteren Ende kämpfenden Feindes und setzten alle ihnen zu Verfügung stehenden Mittel ein, um diesen Aggressor zu besiegen...
| Ein Mittel das bekanntlich nicht funktioniert. Zitat: |
Und immer wieder stelle ich mir die Frage: Wo waren die Massen an deutschen Widerstandskämpfern?
Wieviele Antifaschisten waren unter den Opfern in Dresden?
| Was spielt das für eine Rolle? Zitat: |
Das sind die Fragen, die mich bewegen... |
Mich bewegt wie schnell einem Unsympathie( ob nun gerechtfertigt oder nicht) dazu verleitet Unrecht zu beschönigen/verdeitigen oder gar fordern. (Erinnert mich ans Georges Pädophile, wenn ich dich und dein Niveau auch weit höher schätze) |
Ich sage meine Meinung nicht ohne Bauchgrummeln, das gebe ich zu... ich führe in dieser Frage eine leidenschaftliche Diskussion mit meinen eigenen Überzeugungen... auf jeden Fall gelingt es mir mir nicht eine überwiegend objektive, rationale Haltung einzunehmen...
Für mich ist vor allem die Schuldfrage evident und die sehe ich auf Seiten der Deutschen... was haben die Deutschen getan, um Dresden zu verhindern? Wieviel Macht hatten die Deutschen ihr eigenes Schicksal zu bestimmen? Kam das alles von "oben", aus den Bombenflugzeugen? Ich denke, dies sind entscheidende Fragen und nicht die Frage, ob die Briten übertrieben gehandelt haben...
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#410871) Verfasst am: 31.01.2006, 03:08 Titel: |
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AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: |
Für mich ist vor allem die Schuldfrage evident und die sehe ich auf Seiten der Deutschen... was haben die Deutschen getan, um Dresden zu verhindern? Wieviel Macht hatten die Deutschen ihr eigenes Schicksal zu bestimmen? Kam das alles von "oben", aus den Bombenflugzeugen? Ich denke, dies sind entscheidende Fragen und nicht die Frage, ob die Briten übertrieben gehandelt haben... | Was haben die Allierten getan? Seid 42 wussten sie meiner Erinnerung nach vom Holocaust, sie haben ihn moralisch zu tiefst verurteilt, aber getan haben sie nichts, obwohl es für sie sicher einfacher als für die Dresnder Zivilbevölkerung gewesen wäre.
(Selbst wenn die Allierten etwas unternommen hätten ändern das nichts an meiner Bewertung über die allierten Kriegsverbrechen)
_________________ Trish:(
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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#410875) Verfasst am: 31.01.2006, 03:24 Titel: |
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modorok hat folgendes geschrieben: | AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: |
Für mich ist vor allem die Schuldfrage evident und die sehe ich auf Seiten der Deutschen... was haben die Deutschen getan, um Dresden zu verhindern? Wieviel Macht hatten die Deutschen ihr eigenes Schicksal zu bestimmen? Kam das alles von "oben", aus den Bombenflugzeugen? Ich denke, dies sind entscheidende Fragen und nicht die Frage, ob die Briten übertrieben gehandelt haben... | Was haben die Allierten getan? Seid 42 wussten sie meiner Erinnerung nach vom Holocaust, sie haben ihn moralisch zu tiefst verurteilt, aber getan haben sie nichts, obwohl es für sie sicher einfacher als für die Dresnder Zivilbevölkerung gewesen wäre.
(Selbst wenn die Allierten etwas unternommen hätten ändern das nichts an meiner Bewertung über die allierten Kriegsverbrechen) |
Wenn die Alliierten die Gleise nach Auschwitz oder die KZs selbst bombardiert hätten, hätten die Deutschen keine Juden mehr getötet. Willst du das sagen? Das wäre naiv... und was hätten sie deiner Meinung sonst tun sollen? Appelle an die Moral der Deutschen richten? Das hat nicht mal der Papst getan... und geholfen hätte es sicher auch nicht...
Weiter: Die Bedeutung von Städten für die Kriegsproduktion ist offensichtlich. Und die Kapitulation Deutschlands war nicht abzusehen...deswegen war Dresden auch ein legitimes Ziel...
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#410883) Verfasst am: 31.01.2006, 06:09 Titel: |
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AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: | Weiter: Die Bedeutung von Städten für die Kriegsproduktion ist offensichtlich. Und die Kapitulation Deutschlands war nicht abzusehen...deswegen war Dresden auch ein legitimes Ziel... |
Imposante Terrorakte...
W.Churchill hat folgendes geschrieben: | „Mir scheint, dass der Moment gekommen ist, wo das Bombardieren deutscher Städte, nur um den Terror zu vermehren, wenngleich andere Vorwände angeführt werden, überdacht werden sollte. Andernfalls werden wir ein völlig zerstörtes Land kontrollieren…Die Zerstörung von Dresden stellt die Ausführung alliierter Bombardierungen von nun an ernsthaft in Frage.…Ich sehe die Notwendigkeit für eine präzisere Konzentration auf militärische Ziele…anstelle von bloßen Terrorakten und mutwilligen Zerstörungen, wie imposant diese auch sein mögen.“ |
Aber zum eigentlichen Thema:
Ralph Giordano hat es dahingehend beschrieben, daß er bei den alliierten Bombenangriffen eine gewisse Freude und Grimm empfand, obwohl er und seine Familie durch die Bombardierungen selbst in akuter Lebensgefahr schwebten. Ich finde das befremdlich, aber verdenken kann ich es ihm nicht. Schließlich waren es aus seiner Sicht keine Feinde, sondern Befreier.
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16339
Wohnort: Arena of Air
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(#410887) Verfasst am: 31.01.2006, 06:45 Titel: |
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Man muß aber gleichzeitig bekunden, daß die Kriegsproduktion in Deutschland auch dem Ende des Krieges zu gar nicht so stark geschädigt war. 1945 war die Produktion sogar höher als in den Jahren zuvor. Natürlich hatten die Bomben einen gewissen moralischen Effekt. Einerseits natürlich, weil das ja der Heimatfront einen immensen Motivationsschub geleistet hat, wenn mal wieder eine deutsche Stadt in Schutt und Asche fiel. Andererseits - wie ich z.B. aus dem Nachhall des Großangriffs auf Hamburg -- "Operation Gomorrha" -- weiß --, hat sich dort erstmal zwei Wochen lang kein Vertreter des Regimes blicken lassen, weil man befürchtete, die Wut der Bevölkerung könnte sich letztlich an den Nazis entladen. Andererseits gab es aber auch die resignierende Position, daß ein Frieden viel schlechter werden könnte als der Krieg schon war --: Die Versorgungslage war in den Nachkriegsjahren tatsächlich noch angespannter als selbst während des Krieges -- auch wenn sich die vorherigen Gegner (im übrigen auch die Russen) bemüht haben, die Not zu lindern, auch wenn das der eigenen Bevölkerung Nachteile brachte.
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#410895) Verfasst am: 31.01.2006, 08:23 Titel: |
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sascha hat folgendes geschrieben: |
modorok hat folgendes geschrieben: | AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: | Aus friedensethischer Sicht hast du Recht. Nur reagierten die Alliierten damals auf die kriegerische Aggression eines menschenverachtenden Regimes und eines bis zum bitteren Ende kämpfenden Feindes und setzten alle ihnen zu Verfügung stehenden Mittel ein, um diesen Aggressor zu besiegen... | Ein Mittel das bekanntlich nicht funktioniert. | Wieso, das hat doch funktioniert!?! Das Dritte Reich, Italien und Japan wurden von den Alliierten besiegt, oder nicht? |
Um den Widerstandswillen der Deutschen zu brechen, oder, je nach Sichtweise, ihren Widerstnd gegen das Naziregime zu entfachen, waren die Bombenangriffe absehbar völlig untauglich. So manchen Deutschen werden sie vielmehr dazu gebracht haben, weiterhin der Nazipropaganda zu glauben, der zufolge die deutsche Niederlage nicht Befreiung bedeutete, sondern vielmehr völlige Vernichtung Deutschlands. Somit war der Bombenkrieg im psychologischen Hinblick sogar eher kontraproduktiv. Bemerkenswerterweise errreichte die deutsche Kriegsproduktion erst im Jahre 1943 ihren Höhepunkt, was zeigt, daß sich der Bombenkrieg in dieser Hinsicht als ineffizient erwies. Ein viel größerer Effekt, um die deutsche Kriegsmaschinerie zu lähmen, wäre zu erzielen gewesen, wenn rechtzeitig und zielgerichtet bestimmte Schlüsselindustrien bombardiert worden wären.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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hacketaler Frauen ficken ist was für Schwuchteln!
Anmeldungsdatum: 10.02.2005 Beiträge: 6031
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(#410921) Verfasst am: 31.01.2006, 09:59 Titel: |
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also ganz ehrlich: ich hätte an verantwortlicher stelle in der englischen oder amerikanischen führung sicher ähnlich gehandelt. ich kann den alliierten ihre eingesetzten mittel nicht ernsthaft vorwerfen.
es war nicht ihr krieg. sie wurden angegriffen und sie mussten sich verteidigen. und sie mussten gewinnen! oder ist hier irgendwer, der bedauert welche seite gewonnen hat?
wir reden doch hier aus einer anderen situation. wollt ihr als general der britischen armee anno 43-45 entscheiden welcher bombenangriff oder welche andere aktion jetzt noch genau nötig ist, um das quentchen für den sieg auszumachen und welcher angriff womöglich nur noch die opferzahl erhöht?
ich möchte nicht als der general im geschichtsbuch stehen, der soviele deutsche (städte/anlagen/strassen/truppen) verschont hat, dass es für die nazis zum sieg gereicht hat.
diese diskussion ist reichlich abstrakt und ziemlich abstrus. möglich dass bezüglich der wirkung dieser bombenangriffe fehleinschätzungen gemacht wurden. vermutlich wurden noch 587 andere sachen "falsch" eingeschätzt. aber ich akzeptiere, dass die alliierten alles getan haben, um den krieg möglichst schnell für sich zu entscheiden. und das hat letztendlich vermutlich mehr opfer verhindert, als geschaffen!
und eine extrem feindliche gesinnung kann man ihnen angesichts der nachkriegsjahre nun auch nicht unterstellen. wenn man sich anschaut wie nach dem 1. wk oder früher mit gegnern umgesprungen wurde, dann hätte das grauen und die unmenschlichkeit des nazi-regimes ein ganz anderes kaliber an siegerjustiz bedingen können. es hat aber die vernunft regiert. finde ich ehrlich einen der bemerkenswertesten vorgänge in der geschichte.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#410940) Verfasst am: 31.01.2006, 11:07 Titel: |
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hacketaler hat folgendes geschrieben: | also ganz ehrlich: ich hätte an verantwortlicher stelle in der englischen oder amerikanischen führung sicher ähnlich gehandelt. ich kann den alliierten ihre eingesetzten mittel nicht ernsthaft vorwerfen. |
Das ist insofern richtig, als zumindest in der ersten Hälfte der Krieges Luftangriffe das einzige Mittel der Briten war, um gegen Deutschland offensiv zu werden. Falsch ist es insofern, als mit den Terrorangriffen gegen die Zivilbevölkerung falsch eingesetzt wurde.
Zu berücksichtigen ist ferner zwar, daß die Allierten über keine Sturzkampfbomber hit hoher Zielgenauigkeit verfügten, so daß sie ganze Städte plattmachten, wenn sie einen Bahnhof meinten. Andererseits hätte sie auch nichts abgehalten, sich solche Waffen zu beschaffen.
hacketaler hat folgendes geschrieben: | es war nicht ihr krieg. sie wurden angegriffen und sie mussten sich verteidigen. und sie mussten gewinnen! oder ist hier irgendwer, der bedauert welche seite gewonnen hat? |
Ich sicher nicht. Ich bewundere Chruchill dafür, denn seiner Standhaftigkeit (und zwar von 1940 bis 41 allein auf scheinbar verlorenem Posten) ist es zu verdanken, daß das Naziregime bezwungen wurde. Das ist aber kein Grund, über alle Schweinereien hinwegzusehen, die dabei begangen wurden.
hacketaler hat folgendes geschrieben: | wir reden doch hier aus einer anderen situation. wollt ihr als general der britischen armee anno 43-45 entscheiden welcher bombenangriff oder welche andere aktion jetzt noch genau nötig ist, um das quentchen für den sieg auszumachen und welcher angriff womöglich nur noch die opferzahl erhöht? |
Dafür sollten Militärs Experten auf ihrem Gebiet sein, um gerade das beurteilen zu können. Vielmehr ist es aber so, daß die Bombenangriffe daraufhin optimiert wurden, möglichst viel Vernichtung unter der Zivilbevölkerung anzurichten. Zu diesem Zweck wurden in den USA sogar typische Berliner Mietshäuser originalgetreu nachgebaut, um eine möglichst umfassende Vernichtung von Wohnbebauung studieren zu können. Die Opfer an der Zivilbevölkerung waren dabei kein Kollateralschaden, sondern bewußt herbeigeführter Zweck.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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CoS Antitheist
Anmeldungsdatum: 10.07.2005 Beiträge: 2734
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(#411434) Verfasst am: 01.02.2006, 02:46 Titel: |
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Zitat: | Nur reagierten die Alliierten damals auf die kriegerische Aggression eines menschenverachtenden Regimes und eines bis zum bitteren Ende kämpfenden Feindes und setzten alle ihnen zu Verfügung stehenden Mittel ein, um diesen Aggressor zu besiegen... |
Indem man Wahllos auf Zivilisten (darunter Frauen und Kinder, sowie unbewaffnete) schießt besiegt man einen Aggressor? Achso - Na dann ists doch super, dass die Ammies irakische Kindergärten mit Phosphor und Nepalm bewerfen...
An einem Krieg sind immer mindestens 2 Parteien beteiligt. Die Angriffe auf Dresden, sowie die Atombomben auf Japan sind beides Kriegsverbrechen, für die man die alliierten hätte zur Rechenschaft ziehen sollen. Allerdings saßen die alliierten ja auf dem Richterstuhl...
_________________ "Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#411483) Verfasst am: 01.02.2006, 08:26 Titel: |
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CoS hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Nur reagierten die Alliierten damals auf die kriegerische Aggression eines menschenverachtenden Regimes und eines bis zum bitteren Ende kämpfenden Feindes und setzten alle ihnen zu Verfügung stehenden Mittel ein, um diesen Aggressor zu besiegen... |
Indem man Wahllos auf Zivilisten (darunter Frauen und Kinder, sowie unbewaffnete) schießt besiegt man einen Aggressor? Achso - Na dann ists doch super, dass die Ammies irakische Kindergärten mit Phosphor und Nepalm bewerfen...
An einem Krieg sind immer mindestens 2 Parteien beteiligt. Die Angriffe auf Dresden, sowie die Atombomben auf Japan sind beides Kriegsverbrechen, für die man die alliierten hätte zur Rechenschaft ziehen sollen. Allerdings saßen die alliierten ja auf dem Richterstuhl... |
Es gibt eine "Legende", daß die deutschen UBootbesatzungen im 2.WK oftmals im Wasser treibende Schiffbrüchige versenkter feindlicher Schiffe mit Schusswaffen getötet hätten. Aufgegriffen wird dieses Thema z.B. in dem dümmlichen Hollywood-Schundmovie "U-571". Wie es zu dieser absurden Legende kam, ist unklar. In diesem Artikel werden die tatsächlichen Hintergründe näher beleuchtet.
Kptl. Eck, Kommandant von U 852, ist in einem zweifelhaften Prozess als Kriegsverbrecher verurteilt und später hingerichtet worden(nachzulesen in: Hans Herlin - Verdammter Atlantik / T.P. Savas - Lautlose Jäger). Tatsächlich ist die Peleus-Affäre der einzig bekannte Fall, in dem Angehörige der Kriegsmarine Schiffbrüchige vorsätzlich beschossen haben und deren Tod billigend in Kauf nahmen.
Das Urteil gegen Eck war zu hart. Ich bin der Ansicht, daß seine Unerfahrenheit und vor allem seine Dämlichkeit mildernd hätten angerechnet werden sollen. Dämlich deshalb, weil selbst der größte Idiot gewußt hätte, daß eine Vernichtung verräterischer Wrackteile und Lifeboats den Versenkungsort nicht verheimlichen können, da ein versenkter Tanker einen riesigen, tagelangen Ölteppich hinterläßt...
http://www.ubootarchiv.de/dieboote/u0085.html hat folgendes geschrieben: | U 85 war das erste Boot, dass nach Beginn der "Operation Paukenschlag" am 13.01.1942 an der Amerikanischen Küste versenkt wurde.
Das Boot blieb während des Gefechtes an der Oberfläche. Nachdem U 85 nun schwer getroffen wurde, wurde der Befehl zum Verlassen das Bootes gegeben. Als sich nun etwa die Hälfte der U-Boot-Männer im Wasser befanden, begann das Boot schnell zu sinken. Daraufhin warf die "USS Roper" 11 Wasserbomen nach dem immernoch sinkenden Boot und zwischen die im Wasser treibenden Überlebenden. Alle Mann starben bei den Explosionen der Wasserbomben.
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Lt. Cdr. H. Howe, der damalige Kommandant von USS Roper, wurde nicht etwa wegen dieses Kriegsverbrechens angeklagt, sondern hoch dekoriert. Wo kein Kläger, da kein Richter.
The Laconia Incident ist ähnlich gelagert und führte in der Konsequenz zum sogenannten Laconia-Befehl von Dönitz.
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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Der unbekannte Gott apolitischer Atheist
Anmeldungsdatum: 24.07.2003 Beiträge: 1595
Wohnort: Das alte Europa
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(#411991) Verfasst am: 02.02.2006, 01:15 Titel: |
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AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: | modorok hat folgendes geschrieben: | AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: |
Für mich ist vor allem die Schuldfrage evident und die sehe ich auf Seiten der Deutschen... was haben die Deutschen getan, um Dresden zu verhindern? Wieviel Macht hatten die Deutschen ihr eigenes Schicksal zu bestimmen? Kam das alles von "oben", aus den Bombenflugzeugen? Ich denke, dies sind entscheidende Fragen und nicht die Frage, ob die Briten übertrieben gehandelt haben... | Was haben die Allierten getan? Seid 42 wussten sie meiner Erinnerung nach vom Holocaust, sie haben ihn moralisch zu tiefst verurteilt, aber getan haben sie nichts, obwohl es für sie sicher einfacher als für die Dresnder Zivilbevölkerung gewesen wäre.
(Selbst wenn die Allierten etwas unternommen hätten ändern das nichts an meiner Bewertung über die allierten Kriegsverbrechen) |
Wenn die Alliierten die Gleise nach Auschwitz oder die KZs selbst bombardiert hätten, hätten die Deutschen keine Juden mehr getötet. Willst du das sagen? Das wäre naiv... und was hätten sie deiner Meinung sonst tun sollen? Appelle an die Moral der Deutschen richten? Das hat nicht mal der Papst getan... und geholfen hätte es sicher auch nicht...
Weiter: Die Bedeutung von Städten für die Kriegsproduktion ist offensichtlich. Und die Kapitulation Deutschlands war nicht abzusehen...deswegen war Dresden auch ein legitimes Ziel... |
Schon wieder dieses Thema. Oft genug gesagt wurde ja jetzt, daß zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt war, daß die Zerstörung der Städte keinen positiven Effekt für ein schnelles Kriegsende zugunsten der Alliierten bedeutete (im Gegenteil wurden die vorrückenden Armeen oft durch die zertrümmerten Städte behindert).
Aber die eigentliche Frage ist die:
Rechtfertigt ein Verbrechen ein anderes? (Unabhängig davon, in welchem Größenverhältnis die Verbrechen stehen. Eine solche Frage würde zu nichts führen)
Rechtfertigt wirklich Massenmord eine Vernichtungs- und Racheaktion? Sind auch die Atombombenabwürfe gerechtfertigt? Wäre es Deiner Meinung nach gerechtfertigt gewesen, eine Atombombe auf Berlin oder Deiner Heimatstadt abzuwerfen?
_________________ "Unwissenden scheint, wer Weises sagt, nicht klug zu sein." (Euripides)
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Der unbekannte Gott apolitischer Atheist
Anmeldungsdatum: 24.07.2003 Beiträge: 1595
Wohnort: Das alte Europa
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(#411993) Verfasst am: 02.02.2006, 01:33 Titel: |
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hacketaler hat folgendes geschrieben: | wir reden doch hier aus einer anderen situation. wollt ihr als general der britischen armee anno 43-45 entscheiden welcher bombenangriff oder welche andere aktion jetzt noch genau nötig ist, um das quentchen für den sieg auszumachen und welcher angriff womöglich nur noch die opferzahl erhöht?
ich möchte nicht als der general im geschichtsbuch stehen, der soviele deutsche (städte/anlagen/strassen/truppen) verschont hat, dass es für die nazis zum sieg gereicht hat. |
Alle Bombenangriffe auf Innenstädte haben den Sieg weder beschleunigt noch ermöglicht. Das war auch den Briten spätestens 1944 klar.
hacketaler hat folgendes geschrieben: | diese diskussion ist reichlich abstrakt und ziemlich abstrus. möglich dass bezüglich der wirkung dieser bombenangriffe fehleinschätzungen gemacht wurden. vermutlich wurden noch 587 andere sachen "falsch" eingeschätzt. aber ich akzeptiere, dass die alliierten alles getan haben, um den krieg möglichst schnell für sich zu entscheiden. und das hat letztendlich vermutlich mehr opfer verhindert, als geschaffen! |
Der Bombenkrieg hat kaum Opfer verhindert, die Vernichtung der Juden und anderer Minderheiten ging ungehindert vonstatten, in der Bevölkerung wurde der Haß auf die Gegner nur noch mehr geschürt, ein Kriegsende wurde nicht schneller herbeigeführt. Es wurde am Ende auch gar nicht mehr falsch eingeschätzt, sondern war zum Teil Fortsetzung der bisherigen Zerstörungsstrategie, zum Teil simple Rache, zum Teil der Wille, die Identität der Deutschen dauerhaft auszulöschen. Auch an Dich die Frage: Waren die Atombomben gerechtfertigt und wäre eine Atombombe im 2. WK auf Berlin oder auch Deine Heimatstadt Deiner Meinung nach gerechtfertigt gewesen?
hacketaler hat folgendes geschrieben: | und eine extrem feindliche gesinnung kann man ihnen angesichts der nachkriegsjahre nun auch nicht unterstellen. wenn man sich anschaut wie nach dem 1. wk oder früher mit gegnern umgesprungen wurde, dann hätte das grauen und die unmenschlichkeit des nazi-regimes ein ganz anderes kaliber an siegerjustiz bedingen können. es hat aber die vernunft regiert. finde ich ehrlich einen der bemerkenswertesten vorgänge in der geschichte. |
Deutschland war zerstört, und die neue Bedrohung durch Rußland wurde immer aktueller. Die größte Hilfe haben noch dazu die USA geleistet, nicht die Briten, die selbst genug damit zu tun hatten, mit den Lasten des Krieges fertig zu werden; immerhin die meisten überschüssigen Bomben hatten sie noch schnell entsorgt...
_________________ "Unwissenden scheint, wer Weises sagt, nicht klug zu sein." (Euripides)
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CoS Antitheist
Anmeldungsdatum: 10.07.2005 Beiträge: 2734
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(#412002) Verfasst am: 02.02.2006, 02:00 Titel: |
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Der unbekannte Gott hat folgendes geschrieben: | Alle Bombenangriffe auf Innenstädte haben den Sieg weder beschleunigt noch ermöglicht. Das war auch den Briten spätestens 1944 klar. |
Das sehe ich ganz genau so. Außerdem war m.E. bekannt, dass Dresden keinerlei militärische Ziele bietet. Trotzdem wurde gezielt Dresden für die Bombardierungen gewählt - Warum? Um den Siegeswillen der Deutschen zu brechen, in dem man Frauen und Kinder ermordet? Ich glaube damit hat man doch nur die deutsche Propaganda bestätigt.
_________________ "Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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hacketaler Frauen ficken ist was für Schwuchteln!
Anmeldungsdatum: 10.02.2005 Beiträge: 6031
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(#412092) Verfasst am: 02.02.2006, 11:09 Titel: |
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Der unbekannte Gott hat folgendes geschrieben: | Auch an Dich die Frage: Waren die Atombomben gerechtfertigt
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ja, ich kann zumindest meinungen nachvollziehen, die das behaupten.
Zitat: |
und wäre eine Atombombe im 2. WK auf Berlin oder auch Deine Heimatstadt Deiner Meinung nach gerechtfertigt gewesen?
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u.U.
und nochmal:
ich will das vorgehen der alliierten nicht bedingungslos verteidigen, werde aber selbst meinerseits keine vorwürfe wie hier teilweise vorbringen. dazu bewerte ich die rollenverteilung (angreifer / verteidiger) zu hoch.
sollte der iran wider meines erwartens einen weg finden anzugreifen, dann werde ich seinem selbst erwählten schicksal zuschauen.
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Hans-Peter registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.12.2004 Beiträge: 551
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(#413282) Verfasst am: 04.02.2006, 00:56 Titel: |
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Der grundlegende Unterschied bzgl. des Bombenkrieges liegt in den verschiedenen Vorstellungen und Konzeptionen der am 2. Weltkrieg beteiligten Mächte begründet:
Die deutsche Luftwaffe war als taktische Waffe zur Unterstützung der Operationen des Heeres gedacht und konzipiert. Entsprechend war sie auch mit Flugzeugen ausgestattet. Jagdflugzeuge mit geringer Reichweite, Sturzkampfbomber und mittlere, zweimotorige Bomber mit verhältnismäßig geringer Bombenzuladung. Geeignet, dem eigenen Heer aus der Luft einen Weg zu bahnen bzw. das frontnahe Gebiet zu belegen.
Die Luftstreitkräfte der westlichen Alliierten waren von vorneherein für den strategischen Luftkrieg konzipiert. Die USA hinkten anfangs etwas hinterher, jedoch lernten sie schnell. Entsprechend war die materielle Ausstattung und die Entwicklungen der Flugzeugfabriken. Das Gewicht lag hier auf Langstreckenjägern und viermotorigen Bombern mit großer Reichweite und sehr hoher Bombenzuladung.
Es gab in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg diverse Vorstellungen über den zukünftigen Krieg und wie man in diesen schnell siegen könne. Insbesondere der Abwurf von Gas-Bomben über großen Städten wurde auf westlicher Seite diskutiert und favorisiert.
Unter dem Namen des italienischen Generals Douhet gingen solche und ähnliche Theorien als Douhetismus in die Geschichte ein.
Entsprechend sind die beiden berühmtesten Luftangriffe des zweiten Weltkriegs zu sehen.
In Couventry, ein Zentrum der britischen Luftrüstung, sollte durch Ausschaltung der dort mitten in der Stadt angesiedelten Flugzeugmotorenfabriken während der Luftschlacht um England der RAF ein schwerer Schlag versetzt werden. Aufgrund der innerstädtischen Lage wurde die Stadt stark in Mitleidenschaft gezogen. Man nahm dies billigend in Kauf - es war aber nicht der Zweck und das Ziel dieses Angriffs. Das Schlagwort vom "coventrieren" wurde dann angesichts der Folgen des Angriffs als Propaganda-Waffe von Deutschland in's Spiel gebracht und kehrte sich dann in der Weise gegen seine Urheber, daß man nun behauptete, der Zweck des Angriffs sei die Vernichtung der Stadt gewesen.
In Dresden war das Ziel entsprechend der britischen Luftdoktrin die Vernichtung der Stadt möglichst mit Bevölkerung.
Es bleibt festzuhalten: Bomber-Harris war weder ein "Kind" der Umstände dieses Krieges noch war die Royal Air Force zufällig zu solchen Aktionen gekommen. Die Grundlagen hierfür wurden bereits zum Ende des Ersten Weltkrieges in der RAF gelegt.
So Juden durch den Angriff auf Dresden gerettet wurden, hatten sie sehr viel Glück, dem wohlkalkulierten, die sich in der Stadt aufhaltenden Menschen vernichten sollenden Feuersturm entronnen zu sein.
_________________ "Ja! Nach drei Wochen Krieg in Deutschland wußten wir Bescheid: Wären die Mädchen Deutsche gewesen - jeder hätte sie vergewaltigen und danach erschiessen dürfen und es hätte fast als kriegerische Tat gegolten..."
Alexander Solschenizyn, Der Archipel GULAG
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#413291) Verfasst am: 04.02.2006, 01:11 Titel: |
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Hans-Peter hat folgendes geschrieben: | Unter dem Namen des italienischen Generals Douhet gingen solche und ähnliche Theorien als Douhetismus in die Geschichte ein. |
Danke, ich kam einfach nicht mehr auf den Namen.
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16339
Wohnort: Arena of Air
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(#413331) Verfasst am: 04.02.2006, 02:15 Titel: |
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Der unbekannte Gott hat folgendes geschrieben: | Das sehe ich auch so. Vielleicht sind genausoviele verstckte Juden bei dem Angriff gestorben, wie untertauchen konnten.
Davon abgesehen, will man sagen, daß das Leben von ein paar Menschen mehr wert ist als das Leben von Zehntausenden? Nur, weil sie verfolgt wurden? |
Interessant war im Zusammenhang mit dem Bombenkrieg auch, daß dann und wann mal abgeschossene Bomberbesatzungen in die Hände der Deutschen geraten sind, und manchmal diese dann kurzen Prozeß gemacht haben. Die Alliierten hatten dabei tatsächlich erwartet, daß die Deutschen ihre Gefangenen human behandeln. Sie hatten also erwartet, daß diejenigen, die die Bomben abgeworfen und damit den Tod so Vieler verursacht hatten, besser behandelt wurden als diese ihre Ziele behandelt haben. Sie selbst aber haben in dem Zusammenhang aber auch nicht besser gehandelt als die Deutschen, als diese ihre Großangriffe auf Städte flogen. Wer also besser sein will, sollte andere Ziele haben als ebenso willkürlich zu handeln wie die selbsternannten "Herrenmenschen". Er sollte zum Beispiel gezielter angreifen, ... .
Man kann nicht ein Leben gegen ein Leben bewerten. Trotzdem ist das Schicksal der Verfolgten nicht gleichgültig. Wir wollen einmal ganz stark vermuten, daß den Alliierten sehr wohl bewußt war, wer die Verfolgung von Juden und Andersdenkenden organisiert hat. Zumindest theoretisch wäre es doch auch möglich gewesen, sehr gezielt anzugreifen, zum Beispiel gezielt die Gestapo-Stellen zu zerstören, das RSHA, die Propagandasender. Hätte es nicht mehr Unterstützung für die Gegenseite gebracht, wenn diese ganz klar zum Ausdruck gebracht hätte, daß nicht die Zivilbevölkerung das Ziel der Angriffe war, sondern diejenigen, die den Krieg, den Terror zu verantworten hatten [nun ja, Verantwortung... ], hätte das nicht den Unmut über die Nazis wesentlich mehr gestärkt als das die aus der Luft gebrachte Vernichtung der "Befreier" getan haben konnte? (Ein "chirurgischer Angriff" ist wohl immer noch besser als ein Flächenbombardement.)
Natürlich darf man so nicht argumentieren, denn schließlich ist eine Stadt aus einer Höhe von ein paar Kilometern gesehen ja nur eine amorphe graue Masse, und man kann sich als Bombenschütze ja nicht ausmalen, was gleich da unten passieren wird... .
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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