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Geld für Arbeit
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Valen MacLeod
Antitheist



Anmeldungsdatum: 11.12.2004
Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden

Beitrag(#408391) Verfasst am: 26.01.2006, 13:06    Titel: Geld für Arbeit Antworten mit Zitat

Irgendein kluger Kopf sagte mal: "Eine Gesellschaft kann nicht gerecht funktionieren, wenn man mit Geld mehr Geld verdient, als mit Arbeit."

Das dem so ist, beweist dieser Artikel: http://www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/nachrichten/?cnt=794252

Ob sich daran wohl jemals was ändern wird?

Früher sagte man mal, es gäbe eine 'Grenze' mit den Arbeitnehmern auf der einen Seite und den Arbeitgebern auf der anderen. Inzwischen hat sich das verschoben. Es sind Arbeitslose, Sozailhilfeempfänger, Familien, Selbständige, kleine und mittlere Unternehmen auf der einen Seite und Industrie, Versicherungen und Banken auf der anderen Seite. Und das global.

Bin ich der Einzige, der das so sieht??

Inzwischen machen geförderte Arbeitslose auch noch die letzten Löhne kaputt und in den Kassen der Arbeitsagenturen ist für sinnvolle Weiterbildung kein Geld mehr. Fällt man aus dem Beschäftigungprozess einmal raus, kommt man, ausser mit Glück, auch fast nicht mehr rein. Hat man einen Job, hat man keine Zeit mehr für Weiterbildung. Hat man keinen Job, hat man kein Geld dafür.

Ich frage mich, wo das Verständnis der Habenden dafür geblieben ist, dass ihr Hab und Gut nur so lange sicher ist, solange auch die Nicht-Habenden wenigstens genug zum gut über die Runden kommen haben.

Denke nur ich das, oder is der soziale Frieden in Deutschland drastisch in Gefahr? Oder sind wir alle (ausser mir <g>) schon total Talkshow-abgestumpft?

Wie hoch muss der Druck werden, um endlich Gegendruck zu erzeugen? Oder kann man die Tendenz, dass die beiden grossen Parteien plötzlich soziale Themen für sich wiederentdecken als Silberstreif am Horizont sehen?
_________________
V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.
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hacketaler
Frauen ficken ist was für Schwuchteln!



Anmeldungsdatum: 10.02.2005
Beiträge: 6031

Beitrag(#408439) Verfasst am: 26.01.2006, 15:12    Titel: Re: Geld für Arbeit Antworten mit Zitat

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:


Ob sich daran wohl jemals was ändern wird?



ja.

Zitat:

Bin ich der Einzige, der das so sieht??


nein.

Zitat:

Ich frage mich, wo das Verständnis der Habenden dafür geblieben ist, dass ihr Hab und Gut nur so lange sicher ist, solange auch die Nicht-Habenden wenigstens genug zum gut über die Runden kommen haben.


dieses verständnis gibt es nicht (mehr).

Zitat:

Denke nur ich das, oder is der soziale Frieden in Deutschland drastisch in Gefahr?


in deutschland ist er noch nichtmal am meisten gefährdet zwinkern

Zitat:

Oder sind wir alle (ausser mir <g>) schon total Talkshow-abgestumpft?


leider zu viele, ja.

Zitat:

Wie hoch muss der Druck werden, um endlich Gegendruck zu erzeugen?


in deutschland offenbar höher. in den usa offenbar höher. in frankreich scheint er ausreichend...

Zitat:

Oder kann man die Tendenz, dass die beiden grossen Parteien plötzlich soziale Themen für sich wiederentdecken als Silberstreif am Horizont sehen?


nein. das ist nur eine erweiterung zu dem talkshow-müll.
die werden dafür den gegendruck hoffentlich am heftigsten abbekommen zornig
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Latenight
registrierter User



Anmeldungsdatum: 17.05.2005
Beiträge: 2549

Beitrag(#408441) Verfasst am: 26.01.2006, 15:17    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wie hoch muss der Druck werden, um endlich Gegendruck zu erzeugen?

Vielleicht sollte man fragen, wie langes es noch dauert, bis man endlich versteht, dass die Mechanismen, die den Wohlstand gebracht haben, überstrapaziert wurden und dass genau wegen diesen Mechanismen jetzt andere Teile der Welt einen explosionsartigen Aufschwung erleben?

Zitat:
Irgendein kluger Kopf sagte mal: "Eine Gesellschaft kann nicht gerecht funktionieren, wenn man mit Geld mehr Geld verdient, als mit Arbeit."

Dieser kluge Kopf übersieht aber, dass wer nur seine Arbeitskraft anzubieten hat, oft nicht mal genug zum nackten Überleben erwirtschaften kann.
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Valen MacLeod
Antitheist



Anmeldungsdatum: 11.12.2004
Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden

Beitrag(#408442) Verfasst am: 26.01.2006, 15:19    Titel: Re: Geld für Arbeit Antworten mit Zitat

hacketaler hat folgendes geschrieben:


in deutschland offenbar höher. in den usa offenbar höher. in frankreich scheint er ausreichend...

Ohja! Ich wünschte, wir hätten eine Streikkultur wie die Franzosen!
Statt dessen rühmen wir uns noch des 'Standortvorteils' dass wir sie nicht haben. Mit den Augen rollen
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Stefan
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 6217

Beitrag(#408485) Verfasst am: 26.01.2006, 16:43    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:

Vielleicht sollte man fragen, wie langes es noch dauert, bis man endlich versteht, dass die Mechanismen, die den Wohlstand gebracht haben, überstrapaziert wurden und dass genau wegen diesen Mechanismen jetzt andere Teile der Welt einen explosionsartigen Aufschwung erleben?


Die Mechanismen waren vielleicht nicht überstrapaziert, sie funktionierten aber (besser), als die "anderen Teile der Welt", die jetzt profitieren (tun sie das wirklich, oder profitieren nur Unternehmen in den Ländern?), noch hinter dem "eisernen Vorhang" verborgen waren.
Ich meine, heute funktionieren die Mechanismen etwas anders, als vor 25 Jahren. Es sind nicht mehr die selben.


Merkel will das Deutschland in zehn Jahren zu den drei wachstumsstärksten Ländern in Europa gehört. Auf ihrer Eröffnungsrede beim WEF in Davos, sagte sie:
Zitat:
Arbeit braucht Wachstum und Wachstum braucht Freiheit


Neoliberale Floskel, die hinlänglich widerlegt ist. Aber sie erntete fast kritiklose Zustimmung. Es wird also noch eine Zeit lang so weitergehen, mit der Umschichtung von unten nach oben.
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AntagonisT
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Beitrag(#408515) Verfasst am: 26.01.2006, 17:52    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:

..oder profitieren nur Unternehmen in den Ländern?


..der Kanditat erhält 100 Punkte!

zwinkern
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Hannibal
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Beitrag(#408522) Verfasst am: 26.01.2006, 17:58    Titel: Re: Geld für Arbeit Antworten mit Zitat

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
Irgendein kluger Kopf sagte mal: "Eine Gesellschaft kann nicht gerecht funktionieren, wenn man mit Geld mehr Geld verdient, als mit Arbeit."


Wie Recht er doch hat.

Aber mal sehen.
Ich habe gerade mein ganzes Vermögen in einen high-risk-Fond gesteckt. zwinkern
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Hannibal
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Beitrag(#408524) Verfasst am: 26.01.2006, 18:07    Titel: Antworten mit Zitat

@Valen MacLeod

Aber um aufs eigentliche Thema zu kommen: Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit der Freiwirtschaftstheorie.

Da kann ich beispielsweise den Experten Helmut Creutz empfehlen mit seinem Buch ""Die 29 Irrtümer rund ums Geld". Hier legt er die Probleme der Wirtschaft sehr gut dar. Auch im Internet dürfte Einiges zu finden sein.

www.freiwirtschaft.de bietet eine kurze aber gute Lektüre.

Sehr logisch erklärt ist es hier: http://www.blaues-dreieck.de/Seiten/4LitInfo/VierRegelnKap.htm

Dort findet man auch interessante weiterführende Links.
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Valen MacLeod
Antitheist



Anmeldungsdatum: 11.12.2004
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Beitrag(#408552) Verfasst am: 26.01.2006, 19:02    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Irgendein kluger Kopf sagte mal: "Eine Gesellschaft kann nicht gerecht funktionieren, wenn man mit Geld mehr Geld verdient, als mit Arbeit."

Dieser kluge Kopf übersieht aber, dass wer nur seine Arbeitskraft anzubieten hat, oft nicht mal genug zum nackten Überleben erwirtschaften kann.

Was daran liegt, das die (auch die geistige) Arbeitskraft rettungslos unterbewertet wird. Das ist natürlich wirtschaftspolitisches Kalkül, denn sollte Arbeitskraft höher bewertet werden, hätte ja der Anbieter auch mehr über deren Einsatz mitzureden.

So ist die grosse Mehrheit ein Heer von Lohnsklaven.
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Hannibal
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Anmeldungsdatum: 07.11.2003
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Beitrag(#408555) Verfasst am: 26.01.2006, 19:09    Titel: Antworten mit Zitat

Inzwischen versuche ich ein eigenes Muster zu entwickeln, mit welchem ich die Leute mit freiwirtschaftlichen Ideen überzeugen kann. Und zwar nach einer stark vereinfachten Darstellung des Finanzkreislaufes (weil es Anders nuneinmal nicht geht!):

Man stelle sich eine Wirtschaft vor, wo es einen regen Geldkreislauf und verhältnissmässig wenig Vermögen gibt und wo der Zinsumfang noch verhältnissmässig zur gesamten Wirtschaft ralativ gering ist. Also eine Wirtschaftslage, wo der Zins die Wirtschaft als Gesamtes noch wenig belastet.

Hier haben wir meistens einen einfachen, weitgehend geschlossenen Geldkreislauf, der sich im (relativ) hohen Maß noch direkt zwischen der Produktion und dem Konsum dreht.

Das heißt, der Unternehmer hat sein eigenes Geld, investiert durch einen direkten Kauf in seine Produktionsmitteln, produziert und erhält wieder Geld vom Konsumenten. Dieser Zustand lässt sich immer wieder in den Anfängen einer aufblühenden kapitalistischen Wirtschaft beobachten, nachdem es vorher einen mehr oder weniger totalen Zusammenbruch gab. Ein Beispiel für eine solche Anfangsblühte des Kapitalismus ist die Zeit des BRD-Wirtschaftswunders.

Doch mit der Zeit ist im Kapitalismus eine gewisse Tendenz zu sehen. Nämlich, dass der anfangs noch mehr oder weniger direkte Kreislauf durch den Zins angezapft wird. Das hängt mit dem Vermögenswachstum zusammen, welches im Kapitalismus wohl "normal" ist. Seit den Jahren der Wirtschaftsblühte bis heute ist das Vermögen in Deutschland um ein Mehrfaches schneller gewachsen, als die Wirtschaft selbst. Man könnte meinen, Wirtschaft und Vermögen seien das selbe, aber das ist ein fataler Irrtum, denn die Wirtschaft stellt nämlich nur den Gegenwert des Geldkreislaufs (alles was in einem Jahr produziert und konsumiert wurde) aber nicht des Vermögens dar!

Deffinieren wir aber erst einmal Vermögen! Vermögen ist alles Geld, welches man besitzt und zwar nicht nur als Bargeld, sondern auch am Bankkonto, Sparbuch, Aktie, Anleihe, Fond usw..

Halten wir am für dieses Thema fundamental wichtigem Fakt fest, dass Vermögen, oder zumindest das Allermeiste davon dem eigentlichen Besitzer momentan nicht zur Verfügung steht.
Jemand, der Geld gegen Zinsen leiht, gibt sein Geld nicht mehr direkt in den Geldkreislauf hinein, sondern über denjenigen, der das Geld nun zu Verfügung hat, es aber eben nicht besitzt und dafür auch noch Zinsen zahlen muss. Die Zinsen kommen aber meistens aus dem Geldkreislauf und werden zu noch mehr Vermögen gemacht.

Warum kommen die Zinsen meistens aus dem Geldkreislauf?
Aus dem Vermögen wird Geld nur dann wieder direkt in den Kreislauf gebracht, wenn für dieses Geld etwas gekauft, oder damit direkt etwas unternommen (im betrieblichem Sinne) wird. Dies geschieht tatsächlich mal hier und mal dort. Aber insgesamt und volkswirtschaftlich betrachtet wächst das Vermögen durch den Zins immer weiter und zwar sehr viel schneller als die Wirtschaft, wie bereits erwähnt wurde.

Wir haben also ein wachsendes Vermögen auf Kosten des Geldkreislaufes. Das wirkt sich hemmend für die wirtschaftliche Entwicklung aus. Das alleine wäre aber noch nicht DAS Problem. Für die Freiwirtschaft ist nicht der Zins der "Buhmann", denn der Zins ist nur ein Symptom und hat viele Ursachen.

Durch wachsendes Vermögen entzieht sich immer mehr Geld aus dem Geldkreislauf. Dabei mangelt es im Geldkreislauf an Geld und es wird immer abhängiger von Anleihen aus dem Vermögen, wodruch das Vermögen aber nur noch stärker steigt.

Es ist darüber hinaus in diesem Punkt nicht wesentlich, ob ein Aktionär/Geldverleiher nur von Zinsen lebt, oder gleichzeitig Unternehmer ist, denn in beiden Fällen merkt er die Tatsache, dass sich die Unternehmensführung immer weniger, der Geldverleih aber immer mehr auszahlt, denn hier fließt das Geld letztendlich hin und kann wieder verliehen werden.

Kurz: Die Rendite für das Unternehmentum und damit auch für die Arbeit selbst sinkt in Relation zum Ertrag durch den Zins.

Die Folgen des wachsendenden Zinsumfanges sind dann ein anderes, aber ebenfalls sehr wichtiges Kapitel.
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Valen MacLeod
Antitheist



Anmeldungsdatum: 11.12.2004
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Beitrag(#408557) Verfasst am: 26.01.2006, 19:13    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:

Merkel will das Deutschland in zehn Jahren zu den drei wachstumsstärksten Ländern in Europa gehört. Auf ihrer Eröffnungsrede beim WEF in Davos, sagte sie:
Zitat:
Arbeit braucht Wachstum und Wachstum braucht Freiheit


Neoliberale Floskel, die hinlänglich widerlegt ist. Aber sie erntete fast kritiklose Zustimmung. Es wird also noch eine Zeit lang so weitergehen, mit der Umschichtung von unten nach oben.

Stimmt.
Solche Sprüche sind dialektischer Dünnschiss wie Sprüche wie: "Die Ausnahme bestätigt die Regel." oder "Arbeit macht frei.".

Das wird so oft wiederholt, bis die dumme Masse daran glaubt.

Letztlich braucht weder die Arbeit noch die Freiheit wirklich ein Wachstum. Da sich Güter und Dienstleistungen in einem geschlossenen System (Planet Erde) nicht unendlich vermehren lassen, ist es unvernüftig ein Wirtschaftsystem auf der Wachstumsidee aufzubauen.

Ist aber eigentlich schon ein alter Hut...

Warum uns aber die Parteien immer noch die Wunderheilungrezepte unserer Grosseltern vorbeten - und so viele von uns auf diesen abergläubischen Humbug auch noch reinfallen, kann mir vielleicht mal jemand erklären, der schlauer ist, wie ich?!
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Zuletzt bearbeitet von Valen MacLeod am 26.01.2006, 20:26, insgesamt einmal bearbeitet
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Hannibal
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Beitrag(#408563) Verfasst am: 26.01.2006, 19:25    Titel: Antworten mit Zitat

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
Latenight hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Irgendein kluger Kopf sagte mal: "Eine Gesellschaft kann nicht gerecht funktionieren, wenn man mit Geld mehr Geld verdient, als mit Arbeit."

Dieser kluge Kopf übersieht aber, dass wer nur seine Arbeitskraft anzubieten hat, oft nicht mal genug zum nackten Überleben erwirtschaften kann.

Was daran liegt, das die (auch die geistige) Arbeitskraft rettungslos unterbewertet wird. Das ist natürlich wirtschaftspolitisches Kalkül, denn sollte Arbeitskraft höher bewertet werden, hätte ja der Anbieter auch mehr über deren Einsatz mitzureden.

So ist die grosse Mehrheit ein Heer von Lohnsklaven.


Das liegt an indirekten Faktoren, die durch die Politik teilweise direkt (zb. Staatsschulden) und teilweise indirekt (zb. Arbeitslosigkeit) verursacht wurden.

Ein zentrales politisches Kalkül kann ich aber im Laufe der gesamten Geschichte der BRD spätestens seit der Ölkrise 1973 nicht erkennen. Der Staat ist total schwerfällig, manövrierunfähig und überbürokratisiert geworden. Es geht nur noch um verschiedene Interessensgruppen, die die Politiker stark mitbestimmen und durch den Staat befriedigt werden. Inzwischen sind es Tausende von Interessen, die das Handeln des Staates wiederspiegeln, wobei diese Interessen sich sogar gegenseitig widersprechen. Ein zentrales Konzept lässt sich beim besten Willen nicht erkennen.
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Stefan
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Beitrag(#408572) Verfasst am: 26.01.2006, 19:37    Titel: Antworten mit Zitat

Hannibal hat folgendes geschrieben:
...Der Staat ist total schwerfällig, manövrierunfähig und überbürokratisiert geworden. Es geht nur noch um verschiedene Interessensgruppen, die die Politiker stark mitbestimmen und durch den Staat befriedigt werden. Inzwischen sind es Tausende von Interessen, die das Handeln des Staates wiederspiegeln, wobei diese Interessen sich sogar gegenseitig widersprechen. Ein zentrales Konzept lässt sich beim besten Willen nicht erkennen.


Doch! Hier.

Zitat:
Wie jedes Jahr treffen sich Ende Januar die selbst ernannten "Global Leaders" zum WEF-Jahrestreffen in Davos. Die 1000 grössten Firmen der Welt sind zum privaten Treffen geladen, die Bevölkerung bleibt ausgesperrt. So undurchsichtig die Veranstaltung aber ist, so unübersehbar sind die Folgen der Machenschaften dieser Konzerne: Menschenrechtsverletzungen aus Profitgier, skrupellose Umwelt-verschmutzung, fortschreitende Umverteilung von "unten" nach "oben".
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Hannibal
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Beitrag(#408658) Verfasst am: 26.01.2006, 22:55    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
Hannibal hat folgendes geschrieben:
...Der Staat ist total schwerfällig, manövrierunfähig und überbürokratisiert geworden. Es geht nur noch um verschiedene Interessensgruppen, die die Politiker stark mitbestimmen und durch den Staat befriedigt werden. Inzwischen sind es Tausende von Interessen, die das Handeln des Staates wiederspiegeln, wobei diese Interessen sich sogar gegenseitig widersprechen. Ein zentrales Konzept lässt sich beim besten Willen nicht erkennen.


Doch! Hier.

Zitat:
Wie jedes Jahr treffen sich Ende Januar die selbst ernannten "Global Leaders" zum WEF-Jahrestreffen in Davos. Die 1000 grössten Firmen der Welt sind zum privaten Treffen geladen, die Bevölkerung bleibt ausgesperrt. So undurchsichtig die Veranstaltung aber ist, so unübersehbar sind die Folgen der Machenschaften dieser Konzerne: Menschenrechtsverletzungen aus Profitgier, skrupellose Umwelt-verschmutzung, fortschreitende Umverteilung von "unten" nach "oben".


Das ist deren Sicht der Dinge.
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Beitrag(#408994) Verfasst am: 27.01.2006, 14:36    Titel: Antworten mit Zitat

Hannibal hat folgendes geschrieben:
Stefan hat folgendes geschrieben:
Hannibal hat folgendes geschrieben:
...Der Staat ist total schwerfällig, manövrierunfähig und überbürokratisiert geworden. Es geht nur noch um verschiedene Interessensgruppen, die die Politiker stark mitbestimmen und durch den Staat befriedigt werden. Inzwischen sind es Tausende von Interessen, die das Handeln des Staates wiederspiegeln, wobei diese Interessen sich sogar gegenseitig widersprechen. Ein zentrales Konzept lässt sich beim besten Willen nicht erkennen.


Doch! Hier.

Zitat:
Wie jedes Jahr treffen sich Ende Januar die selbst ernannten "Global Leaders" zum WEF-Jahrestreffen in Davos. Die 1000 grössten Firmen der Welt sind zum privaten Treffen geladen, die Bevölkerung bleibt ausgesperrt. So undurchsichtig die Veranstaltung aber ist, so unübersehbar sind die Folgen der Machenschaften dieser Konzerne: Menschenrechtsverletzungen aus Profitgier, skrupellose Umwelt-verschmutzung, fortschreitende Umverteilung von "unten" nach "oben".


Das ist deren Sicht der Dinge.


Meine auch. Deine offensichtlich nicht. Was ist denn an dieser Sichtweise falsch?
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Hannibal
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Beitrag(#408998) Verfasst am: 27.01.2006, 15:04    Titel: Antworten mit Zitat

Vergiss eins nicht: Es gibt kein "richtig" und "falsch" und das schon gar nicht in der Politik!

Man muss sich ja nur vorstellen, wie widersprlüchlich die Vorschläge professioneller Ökonomen sind, um zb. die Wirtschaft zu beleben. Viele Experten, die selbst noch so ausgiebig studiert haben, kommen zu völlig kontären Schlüssen.


Helmut Creutz hat folgendes geschrieben:
"...Und was die Überwindung der Arbeitslosigkeit betrifft, so kann man die Vorschläge gleich duzendweise sammeln: Da plädiert einer für die Verkürzung der Wochenarbeitszeiten, ein anderer für deren Verlängerung, ein Dritter für die Heraufsetzung der Lebensarbeitszeit und ein Vierter für deren Herabsetzung. Wieder ein anderer fordert eine Senkung der Löhne, damit sich Investitionen rentieren, und ein Weiterer deren Erhöhung, damit sich die Nachfrage belebt...

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Beitrag(#409015) Verfasst am: 27.01.2006, 16:12    Titel: Antworten mit Zitat

Hannibal hat folgendes geschrieben:
Vergiss eins nicht: Es gibt kein "richtig" und "falsch" und das schon gar nicht in der Politik!

...


Du weichst aus.
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Hannibal
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Beitrag(#409029) Verfasst am: 27.01.2006, 17:14    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:

Du weichst aus.


Also. Wie gesagt. Ich bin der Ansicht, dass die Politik kein zentrales Konzept hat.
Die Maßnahmen der Politiker sind widersprüchig.

Beispielsweise wird einerseits unter dem Vorwand der "sozialen Gerechtigkeit" eine stark-progressive Steuer praktiziert, also, dass die hohen Einkommen mehrfach höhere Prozentsätze zahlen müssen, als die niedrigeren. Aber auf der anderen Seite hat das deutsche Steuersystem so viele Lücken und Ausnahmen, dass besonders viele unter den Reichen nur geringe oder teilweise überhaupt keine Steuer zahlen müssen.

Ich darf darauf hinweisen, dass der bei weitem größte Teil der Staatsausgaben in den Sozialbereich fallen. Andererseits werden auch erhebliche Gelder an Unternehmen gezahlt und es gibt viele Steuergeschenke an Konzerne und vor allem als Zinsen an die Spekulanten, die die Staatsanleihen tätigen. Auch hier ist es widersprüchig.

Eine typische Vorgehensweise der Politik ist: Zuerst schafft man irgendwelche Regelungen mit laut propagierten "guten Vorsätzen". Dann, wenn diese Regelungen nachträglich immer hinderlicher werden, werden diese "guten Vorsätze" trotzdem munter weiter gepredigt und diese Regelungen nicht mehr abgeschafft, sondern durch zusätzliche Regelungen widerum in "notwendigen" oder "dringenden Fällen" umgangen, die widerum mit "guten Vorsätzen" parfümiert werden. Weil man "gute Sachen" eben nicht abschaffen will, werden immer mehr "sinnvolle Regelungen" erlassen, aber nur in den seltensten Fällen wieder abgeschafft, selbst wenn sie später fast nur noch schaden. So nimmt die Bürokratie immer weiter zu.

Die Sozialausgaben machten vor ein paar Jahrzehnten nur einen Bruchteil der heutigen aus. Bis heute haben sie sich um ein Mehrfaches gesteigert. Das geschah aber nicht, weil der Staat seine Leistungen für die "Armen" erhöht hätte, sondern, weil sich die Zahl der angeblich Bedürftigen um ein Mehrfaches vermehrte.

Das heißt: Die Sozialausgaben stiegen schlicht durch die Untätigkeit der Regierungen.

Als Reaktion darauf wollte man mit Hartz IV die Gruppe an die die Sozialausgaben gehen, wieder verkleinen, mit dem Versuch sie auf die wirklich Bedürftigen zu beschränken.
Allerdings entstand dadurch ein so enormer Verwaltungsaufwand, dass die Kosten für den Staat nicht wie geplant sanken, sondern sogar wuchsen. Auch das Ziel, die Arbeitslosigkeit zu verkleinern, ist offensichtlich gescheitert. Bereits sehr früh äußerten sich Skeptiker, dass Hartz IV das Arbeitslosenproblem sogar verschlimmern könnte.

Auch hier lässt sich nur ein konzeptloses Wirr Warr ohne eines zentralen Konzeptes entdecken. Einerseits lobte die damalige Regierung diese Reform stets als sozial und verwies dabei auf die Erhöhung des Regelsatzes. Die Tatsache aber, dass sich die Bedingungen, um den vollen Regelsatz tatsächlich zu erhalten, sehr stark verschärft und verkompliziert haben, wurde natürich unter anderem durch die Komplexität des neuen Systems verschleiert. Regelsatz heißt nämlich noch lange nicht, dass man den tatsächlich bekommt.

Paradoxerweise meinen manche Anhänger der damaligen rot-grünen Regierung sogar, dass Hartz IV die Bürokratie durch Pauschalisierungen und Abschaffung von einigen Sonderleistungen abgebaut hätte. Daraus kann man in der Tat herauslesen, dass der Bürokratieabbau tatsächlich ein ursprüngliches Ziel von Hartz IV gewesen sein könnte.

In der Praxis wurde aber gleichzeitig so Vieles an neuem Verwaltungsaufwand geschaffen, so dass dieses neue System trotz Einsparungen - meist auf Kosten der Empfänger - trozdem teurer geworden ist, als das alte System. Die ständigen Überprüfungen, ob die vielfältigen und komplexen Bedingungen für die Auszahlung von ALG II gegeben sind, verlangen eben sehr viel an neuem Bürokram. Es kommt sogar nicht selten zu Klagen in den Verwaltungsgerichten, die eine zusätzliche bürokratische Belastung darstellen, weil die Rechtslage seit Hartz IV bei weitem komplexer ist als früher. Einem ALG-II-Empfänger gelang es sogar, einen Prozess zu gewinnen. Damit setzt eine neue Welle von Anklagen an. Auch die Anzahl der Anträge ist drastisch gestiegen. Jeder einzelne Antrag muss extra ausgearbeitet werden, was auch für mehr Bürokratie sorgt.

Hartz IV hatte also viele Ziele. Doch durch dessen Widerspruche ist nur noch ein Chaos geworden, welches nicht zu weniger, sondern zu mehr Arbeitslosigkeit geführt hat. Ein Chaos, welches nicht zu weniger, sondern zu mehr Bürokratie geführt hat. Ein Chaos, welches den Staat nicht weniger, sondern mehr kostet. Ein Chaos, welches die Wirtschaft nicht voranbringt, sondern hemmt.

Denn wenn man durch Hartz IV keine Teuerung, sondern tatsächlich die geplante Einsparung im Sozialsystem erreicht hätte, dann würde sich die große Koalition nicht gezwungen sehen, die Mehrwertsteuern noch einmal erheblich zu erhöhen, was sie wahrscheinlich jetzt auch tun wird. Im Endeffekt leider sogar die Wirtschaft unter Hartz IV.

Aber nicht nur wegen dieser teuren Bürokratie. Auch das Prinzip der mehr oder weniger unbezahlten Zwangsarbeit ist nicht gerade für die Betroffenen motivierend. Es demotiviert die Menschen sogar noch stärker, als die Planwirtschaft in der DDR, wo es sogar eine sehr freie Berufswahl gab, wo man den Lohn auch selbst je nach Job, zu welchem man es auch immer brachte, kassierte, anstatt dass man wie bei Hartz IV nur einen winzigen Teil dieses Lohnes behält und weiter auf die ALG-II-Zahlung angewiesen ist.

Das alles ist Konzeptlosigkeit pur.
Noch ein Beispiel:

Bis zum Antritt der rot-grünen Regierung sank die Steuer auf Unternehmensgewinne kontinuierlich. Dann stieg sie leicht wieder an, um unter der gleichen Regierung wieder leicht zu sinken. Auch hier: Kein zentrales Konzept, sondern wahlloses herumdrücken an den Schaltern des Staates.
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Beitrag(#409114) Verfasst am: 27.01.2006, 19:20    Titel: Antworten mit Zitat

Hannibal hat folgendes geschrieben:

Also. Wie gesagt. Ich bin der Ansicht, dass die Politik kein zentrales Konzept hat.
Die Maßnahmen der Politiker sind widersprüchig.


Ach so, ok. Das stimmt, setzt aber vorraus, daß Politiker wirklich das Heft in der Hand halten und die Lage ändern wollten. Denn in Wirklichkeit widersprechen sie sich nur verbal. Im Handeln sind sie sich weitestgehend einig, wie man sehr schön an der großen Koalition erkennen kann. Es gibt aber einen Konsens zwischen Regierung und Wirtschaft.
Die Politiker haben in Sachen Wirtschaftspolitik den Stab längst an die Unternehmen abgegeben. Für Sozialpolitik ist da kein Platz.
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Valen MacLeod
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Beitrag(#409240) Verfasst am: 27.01.2006, 23:09    Titel: Antworten mit Zitat

Hannibal hat folgendes geschrieben:

Beispielsweise wird einerseits unter dem Vorwand der "sozialen Gerechtigkeit" eine stark-progressive Steuer praktiziert, also, dass die hohen Einkommen mehrfach höhere Prozentsätze zahlen müssen, als die niedrigeren. Aber auf der anderen Seite hat das deutsche Steuersystem so viele Lücken und Ausnahmen, dass besonders viele unter den Reichen nur geringe oder teilweise überhaupt keine Steuer zahlen müssen.

Steuerfreibeträge lohnen sich eben nur, wenn auch eine hohe Steuerlast da ist! Was meinst Du, warum der Steuerfreibetrag für Kinder erhöht werden soll und nicht das Kindergeld?!
Höheres Kindergeld würde denen nützen, die wenig Geld haben. Der höhere Steuerfreibetrag aber denen, die eh' viel Geld haben.

So kann man vortäuschen, den Reichen zu nehmen und den Armen (ja, den Armen, denn als Durchschnittsverdiener mit nur einem Einkommen und Frau und Kind ist man heute in Deutschland arm!) zu geben und soziale Gerechtigkeit und Ausgleich vortäuschen.

Hannibal hat folgendes geschrieben:
Als Reaktion darauf wollte man mit Hartz IV die Gruppe an die die Sozialausgaben gehen, wieder verkleinen, mit dem Versuch sie auf die wirklich Bedürftigen zu beschränken.


Vielleicht zeigt sich durch Hartz IV auch nur, wie viele wirklich Bedürftige es bei uns schon gibt?!

Wo das Geld dann bleibt ist hier zu sehen:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,397513,00.html

Zitat:
...nachdem weniger Arbeitslose nach der Hartz IV-Reform in das Arbeitslosengeld II wechselten, als ursprünglich erwartet.

Alle die, die man in die Sozialhilfe abgedrängt hat und die damit jetzt den Städten und Gemeinden auf der ohnehin leeren Tasche liegen.

Zitat:
Auch habe die Bundesagentur Einsparungen bei Berufsausbildungsförderung, Weiterbildungszuschüssen sowie dem Kurzarbeitergeld verzeichnet.

Man genehmigt - nachdem man es jahrelang unqulifiziert tat - nun einfach keine Weiterbildungen mehr.

Nach meiner unqualifizierten, völlig am Markt (aber nicht an der IHK) vorbeikonzeptionierten Umschulung zum Mediengestalter D+P hab ich mal nach einer kleinen Weiterbildung in punkto PHP und SQL-Datenbanken beim A-Team nachgefragt. Wurde abgelehnt, weil sie es nunal nicht in ihrem Leistungskatalog haben und sich dort einfach keiner auskennt.
Hätten sie es genehmigt, hätte ich einen Job bekommen, so hab ich immer noch keinen, weil man Skriptsprachen und Datenbanken einfach braucht.

Wie auch immer die sich nennen. Sie wirken nicht auf den Arbeitsmarkt - sie verwalten nur Arbeitslose.

Und der Lacher kommt am Schluss:
Zitat:
Die Behörde habe mit ihrer Reform "den Nachweis erbracht, dass ein Träger einer Sozialversicherung wirtschaftlich und erfolgreich arbeiten kann", sagte Becker.


Da fällt mir dann nur noch ein Zitat aus dem Werner-Film ein:
Zitat:
Kanzler! Haben wir gelacht?!

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Hannibal
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Beitrag(#409561) Verfasst am: 28.01.2006, 16:50    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:

Ach so, ok. Das stimmt, setzt aber vorraus, daß Politiker wirklich das Heft in der Hand halten und die Lage ändern wollten.


Wenn es um echte Veränderungen geht, dann werden sie, besonders wenn sie unpopulär sind, möglichst geheim gehalten und veschleiert. Die Hauptarbeit der Politiker besteht darin, eine möglichst gute Figur vor der Bevölkerung zu machen und nicht, um wirklich etwas zu verbessern oder ehrlich aufzuklären. Ehrlich sein wurde in der Politik nie konsequent versucht - sondern nur in gewissen Ansätzen (und selbst das nur sehr selten), die aber nicht selten auch in die Hose gingen.

Daher aggiert fast jeder Politiker gewissermaßen populistisch. Populäre Sachen werden groß an die Wand gemalt, während die Unpopulären im Chaos untergehen und mit populären "Zuckerln" "parfümiert" werden. Unter anderem entstehen gerade dadurch immer mehr Regelungen, Regulierungen, Sondergesetze, Ausnahmebestimmungen, Zuwendungen, Steuergeschenke, Privilegien usw..

Stefan hat folgendes geschrieben:
Denn in Wirklichkeit widersprechen sie sich nur verbal. Im Handeln sind sie sich weitestgehend einig, wie man sehr schön an der großen Koalition erkennen kann.


Es wird teilweise versucht, eine Einigkeit nach außen zu demonstrieren. Aber die Interessen der jeweiligen Politiker gehen weit auseinander. Die Ziele, die folglich gesetzt werden sind dann sehr vielfältig und abgestumpft. Sie widersprechen sich selbst und werden dadurch neutralisiert. Dabei gehen sehr viele Ressourcen verloren. Und die Bürokratie wächst.

Und selbst wenn eine Regierung mal tatsächlich (relativ) einig ist, dann werden dessen Maßnahmen durch spätere Regierungen neutralisiert. Natürlich geschieht dies meistens in einem längerem Prozess, in welchem immer mehr Lücken und Ausnahmen geschaffen werden. Das ist eine mehr als typische Vorgangsweise der Politik. Dadurch wächst der Verwaltungsapparatt noch weiter.

Stefan hat folgendes geschrieben:
Es gibt aber einen Konsens zwischen Regierung und Wirtschaft.
Die Politiker haben in Sachen Wirtschaftspolitik den Stab längst an die Unternehmen abgegeben.


Diese Sichtweise greift für mich zu kurz und klingt nach einer Verschwörungstheorie.
In Wirklichkeit sind die Verhältnisse weitaus komplizierter. Die Unternehmen sind zwar eine starke, aber bei weitem nicht die einzige Interessensgruppe.

Jede größere Interessensgruppe hat eine Lobby, auch die Arbeitnehmer, die Selbstständigen, Klein-, Mittel- und Großunternehmer, Aktionäre und Spekulanten, Bürokraten und öffentlich Bedienstete, das Militär, die ausländischen Staaten, die Arbeitslosen, die Ausländer, wobei die Gegner der Ausländer offensichtlich die stärkere Lobby haben, dann viele Hilfsorganisationen, die teilweise populistischen Bürgerinitiativen, Vereine, Clubs, alles mögliche. Dann kommen die Interessen der Politiker innerhalb einer Partei. Noch vielfältiger sind sie innerhalb einer Koalition und noch einmal vielfältiger sind sie im gesamten Parlament. Alles ist vertreten. Natürlich in unterschiedlicher Stärke.

Vergiss nicht, dass die Politik unter anderem sehr viele populistische Prestigeobjekte betreibt. Zum Beispiel ist die Windenergie sehr uneffektiv, als Mittel zum Umweltschutz sehr umstritten und kostet einfach nur Unmengen an Geld, wird aber massenhaft subventioniert. Dagegen wird die Atomenergie vor allem aus ideologischen Gründen bekämpft. Es gibt zwar auch eine Lobby der Atomindustrie, aber die Antiatomlobby ist so stark, dass es ein Hohn ist, wenn man mit dem Finger auf die "Atomlobby" zeigt.
Aber auch die Kirchen gehören zu den Interessensgruppen.

Vergiss nicht, dass der bei weitem größte Teil der Staatsausgaben im Sozialbereich verbraucht werden: http://www.destatis.de/basis/d/fist/fist03_1.php

Die Sozialausgaben sind in den letzten Jahrzehnten drastisch angestiegen und steigen weiter. Aber wie gesagt. Die Sozialausgaben sind nicht deshalb, weil der Staat seine Sozialleistungen erhöht, sondern, weil die Zahl der Bedürftigen immer weiter wächst, zb. Arbeitslose.

An zweiter Stelle kommen gleich nach den Sozialausgaben bereits die Zinsen der Staatsschulden! Diese werden in den meisten Statistken gar nicht angegeben.
Ebenfalls nicht angegeben ist der Verwaltungsaufwand und die enorm teure Bürokratie, die in Deutschland überwuchert ist.

Zitat:
Für Sozialpolitik ist da kein Platz.


Im Gegenteil. Für die Sozialpolitik ist meiner Meinung nach sogar viel zu viel Platz.
Aber um hier die Kosten endlich drastisch zu reduzieren, müsste die Regierung weit größere Hürden überwinden:
Weist du, was für ein gewalttätiger Mob sich versammeln, Autos anzünden, unbeteiligte Leute zu Tode prügeln und den Staat in seinen Grundfesten erschüttern würde, wenn die Regierung ernsthaft versuchen würde das megateure Sozialsystem endlich auf ein vernünftiges Maß zu senken?
Dagegen ist die Vorgangsweise des Unternehmertums noch ganz "harmlos". Aber nur im Vergleich dazu, denn die Reichenlobbies haben auch zweifellos zum Teil sehr erpresserische Methoden, gegen die ich entschieden vorgehen würde.
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Stefan
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Beitrag(#409578) Verfasst am: 28.01.2006, 17:06    Titel: Antworten mit Zitat

Tja, Hannibal, was soll ich dazu sagen? Ich versuch mal:
Wenn ich behaupten würde, die Stadt Bielefeld existiert in Wirklichkeit gar nicht, dann kannst du mir gerne mit der vielzitierten "Verschwörungstheorie" kommen. Wenn aber der Einfluß der Wirtschaft auf die Wirtschaftspolitik mit diesem Totschlagargument verniedlicht werden soll, ist das ziemlich blauäugig.

Natürlich gibt es viele Interessengruppen, ich schrieb aber extra Wirtschaftspolitik.

Was deine Einstellung zu unseren Sozialsystemen angeht, so hatten wir das Vergnügen schon an anderer Stelle. Du hast von neoliberal auf freiwirtschaftlich umgeschwenkt? Das freut mich, jetzt hoffe ich, daß du auch bald deine soziale Ader entdeckst. zwinkern
Ansonsten stimme ich deinem letzten Beitrag im Großen und Ganzen zu.
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Valen MacLeod
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Beitrag(#409631) Verfasst am: 28.01.2006, 18:10    Titel: Antworten mit Zitat

Hannibal hat folgendes geschrieben:
Zum Beispiel ist die Windenergie sehr uneffektiv, als Mittel zum Umweltschutz sehr umstritten und kostet einfach nur Unmengen an Geld, wird aber massenhaft subventioniert. Dagegen wird die Atomenergie vor allem aus ideologischen Gründen bekämpft. Es gibt zwar auch eine Lobby der Atomindustrie, aber die Antiatomlobby ist so stark, dass es ein Hohn ist, wenn man mit dem Finger auf die "Atomlobby" zeigt.


[ironie] Du verdammter manipulativer Bastard! [/ironie]
Kaum das man Dir mal den Rücken zudreht, kommt mal schnell so ein kleiner intriganter Einschub, der eigentlich mit dem Thema ja nichts zu tun, als pseudoobjetives Beispiel Stimmungsmache betreibt!
Wenn die Windenergie mal soviel an Subventionen frisst, wie es die Atomenergie immer noch tut, kannst Du mal eine Rechnung aufmachen! Die Kernspaltung wär nie aus den Experimetierstadien gekommen, hätten die Betreiber auch für die Folgekosten aufkommen müssen! Nur die Ölkriese hat da überhaupt einen Markt entstehen lassen!
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Latenight
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Beitrag(#410555) Verfasst am: 30.01.2006, 17:46    Titel: Antworten mit Zitat

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
Was daran liegt, das die (auch die geistige) Arbeitskraft rettungslos unterbewertet wird. Das ist natürlich wirtschaftspolitisches Kalkül, denn sollte Arbeitskraft höher bewertet werden, hätte ja der Anbieter auch mehr über deren Einsatz mitzureden.

Vielleicht habe ich mich zu diplomatisch ausgedrückt.

Der Satz:
Zitat:
"Eine Gesellschaft kann nicht gerecht funktionieren, wenn man mit Geld mehr Geld verdient, als mit Arbeit."

Ist inhaltlich kompletter Blödsinn.
Ein Arbeiter mit einer Schaufel erarbeitet mehr als ein Arbeiter mit blanken Händen.
Ein Arbeiter mit einem Bagger erarbeitet mehr als ein Arbeiter mit einer Schaufel.
Schon in einem so simplen Beispiel ist klar, dass der Kapitaleinsatz darüber entscheidet, welcher Gegenwert mit ein und demselben Arbeitseinsatz erwirtschaftet werden kann. Entsprechend hoch korreliert der Lebensstandard in einer Volkswirtschaft mit der Kapitallastigkeit ihrer Infrastruktur.

Eine Gesellschaft, in der man durch bloße Arbeitskraft also mehr verdienen kann als mit "Geld" ist eine, in der es kein Geld gibt oder das Geld nichts wert ist.

Jeder Arbeiter in Deutschland ist sehr gut damit beraten, nie zu vergessen, dass er deswegen ein soviel bequemeres Leben führt als der senegalesische Arbeiter, weil ein Kapitaleigner sein Geld in die Infrastruktur gesteckt hat, die er für seine Arbeit nutzen kann.
In einer Gesellschaft, in der "die Arbeit" mehr lohnt, als Kapital zu mehren, sind die Menschen sehr arm, weil ohne Kapitalstock auch die Infrastruktur kaum entwickelt ist.
Dagegen ist eine Gesellschaft, in der sich mit Geld viel verdienen lässt auch wohlhabend, weil viele Investoren ihr Geld in die Entwicklung ihrer Infrastruktur stecken.
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Valen MacLeod
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Beitrag(#410697) Verfasst am: 30.01.2006, 22:27    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
Der Satz:
Zitat:
"Eine Gesellschaft kann nicht gerecht funktionieren, wenn man mit Geld mehr Geld verdient, als mit Arbeit."

Ist inhaltlich kompletter Blödsinn.
Ein Arbeiter mit einer Schaufel erarbeitet mehr als ein Arbeiter mit blanken Händen.
Ein Arbeiter mit einem Bagger erarbeitet mehr als ein Arbeiter mit einer Schaufel.

Genau das bestätigt meine Aussage. Denn wenn das notwendige Kapital für Investitionen in der Firma verbleibt, ermöglicht es mit Arbeit Geld zu verdienen. Wenn es aber in den spekulativen Aktienmarkt abwandert, weil man sich dort mehr Rendite erhofft, fehlt es für die Produktion und behindert den Wohlstand.

Latenight hat folgendes geschrieben:
Eine Gesellschaft, in der man durch bloße Arbeitskraft also mehr verdienen kann als mit "Geld" ist eine, in der es kein Geld gibt oder das Geld nichts wert ist.

Darum sollte man Arbeit (Produktion) auch nicht auf Arbeitskraft reduzieren. Das wäre manipulativ.

Heute zeigen die Aktienmärkte ein Wachstum, das durch kein reales Wirtschaftswachstum gedeckt ist. Das wird sich rächen. Und das nicht nur im Neuen Markt.
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Hannibal
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Beitrag(#411150) Verfasst am: 31.01.2006, 18:39    Titel: Antworten mit Zitat

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:

Steuerfreibeträge lohnen sich eben nur, wenn auch eine hohe Steuerlast da ist! Was meinst Du, warum der Steuerfreibetrag für Kinder erhöht werden soll und nicht das Kindergeld?!
Höheres Kindergeld würde denen nützen, die wenig Geld haben. Der höhere Steuerfreibetrag aber denen, die eh' viel Geld haben.
So kann man vortäuschen, den Reichen zu nehmen und den Armen (ja, den Armen, denn als Durchschnittsverdiener mit nur einem Einkommen und Frau und Kind ist man heute in Deutschland arm!) zu geben und soziale Gerechtigkeit und Ausgleich vortäuschen.


Ok. So kann man es auch sehen, dass durch die nominell höheren Steuersätze und gleichzeitig die vielen Ausnahmen bei der Lohnsteuer ein "Ausgleich" nur vorgetäuscht wird. Das ändert aber nichts daran, dass dieses Verhalten eben doppeldeutig ist und somit eines klaren zentralen Konzeptes entbehrt. Und dieses Fehlen eines solchen Konzeptes hat gravierende Folgen. Dadurch wird nicht nur die Staatsbürokratie aufgebläht, sondern auch die der privaten Unternehmen.
Dazu kommen noch viele weitere Schwierigkeiten, dessen Erwähnung aber den Rahmen sprengen würde.


Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:

Vielleicht zeigt sich durch Hartz IV auch nur, wie viele wirklich Bedürftige es bei uns schon gibt?!

Wo das Geld dann bleibt ist hier zu sehen:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,397513,00.html

Zitat:
...nachdem weniger Arbeitslose nach der Hartz IV-Reform in das Arbeitslosengeld II wechselten, als ursprünglich erwartet.

Alle die, die man in die Sozialhilfe abgedrängt hat und die damit jetzt den Städten und Gemeinden auf der ohnehin leeren Tasche liegen.


Dieser Spiegelbericht berichtet in der Tat einseitig aus der Sicht der Bundesagentur für Arbeit. Viele dieser "Einsparungen" waren nichts Anderes, als eine Verlagerung der Last auf andere staatliche Institutionen. Diesen Verdacht habe ich übrigens auch bei anderen "Kürzungen", als nur bei der 2,2-Mrd.-Euro-"Einsparung", die du bereits aus dem Spiegel zitiert hast.

Denn nachdem ich überall las, dass die Kosten durch Hartz IV insgesamt nicht wie erwartet sanken, sondern sogar anstiegen, ist mir dieser Spiegel-Bericht über die vollen Kassen der Bundesagentur sehr suspect. Hier hätte ich nämlich einen Bericht, der die Hartz-IV-Mehrkosten beschreibt: http://www.handelsblatt.com/pshb/fn/relhbi/sfn/buildhbi/cn/GoArt!200013,200050,993294/grid_id/1149472/SH/0/depot/0/

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:

Man genehmigt - nachdem man es jahrelang unqulifiziert tat - nun einfach keine Weiterbildungen mehr.


Und das auch noch, obwohl es gerade an qualifizierten Kräften trotz der hohen Arbeitslosigkeit in einigen Bereichen teilweise sogar mangelt. Bildung ist in der Tat ein sehr wichtiger Sektor, welcher dringend reformiert und optimiert werden muss. In die Zukunft blickend werden gerade in diesem Sektor mehr und nicht weniger Staatsausgaben notwendig sein. Und das sage ich als Befürworter eines radikalen staatlichen Sparkurses.

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:

Nach meiner unqualifizierten, völlig am Markt (aber nicht an der IHK) vorbeikonzeptionierten Umschulung zum Mediengestalter D+P hab ich mal nach einer kleinen Weiterbildung in punkto PHP und SQL-Datenbanken beim A-Team nachgefragt. Wurde abgelehnt, weil sie es nunal nicht in ihrem Leistungskatalog haben und sich dort einfach keiner auskennt.
Hätten sie es genehmigt, hätte ich einen Job bekommen, so hab ich immer noch keinen, weil man Skriptsprachen und Datenbanken einfach braucht.

Wie auch immer die sich nennen. Sie wirken nicht auf den Arbeitsmarkt - sie verwalten nur Arbeitslose.


Das ist doch spätestens seit den Neunzigern so. Der Wiener Politiker Johannes Hahn hat diese Soziobürokratie mit sehr passenden Worten kritisiert, denn sie tut nur "verwalten statt gestalten".

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:

Und der Lacher kommt am Schluss:
Zitat:
Die Behörde habe mit ihrer Reform "den Nachweis erbracht, dass ein Träger einer Sozialversicherung wirtschaftlich und erfolgreich arbeiten kann", sagte Becker.


Da fällt mir dann nur noch ein Zitat aus dem Werner-Film ein:
Zitat:
Kanzler! Haben wir gelacht?!


Diese "Einsparungen" kamen vor allem durch das Nichtstun dieser Behörde zustande und gerade dort, wo eben mehr Geld notwendig ist, wurde gekürzt. So gab man den Arbeitslosen den Rest... Nein
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Beitrag(#411161) Verfasst am: 31.01.2006, 19:02    Titel: Antworten mit Zitat

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:

Kaum das man Dir mal den Rücken zudreht, kommt mal schnell so ein kleiner intriganter Einschub, der eigentlich mit dem Thema ja nichts zu tun, als pseudoobjetives Beispiel Stimmungsmache betreibt!
Wenn die Windenergie mal soviel an Subventionen frisst, wie es die Atomenergie immer noch tut, kannst Du mal eine Rechnung aufmachen!


Es kann durchaus sein, dass die Atomenergie in absoluten Zahlen sogar viel mehr staatliche Subventionen verschlingt, als es die Windenergie tut. Aber die Windenergie macht widerum nur einen verhältnissmässig kleinen Anteil an Deutschlands Stromversorgung aus, so dass eine bestimmte Portion an Atomstrom weit billiger ist, als eine entsprechende Einheit aus der Windenergie.

Wenn Atomstrom übrigens tatsächlich so teuer wäre, warum fordern die Grünen dann nicht einfach die Abschaffung oder zumindest eine Kürzung der Subventionen für den Strommarkt? Der freie Markt würde das dann regeln und zeigen, was wirklich teurer ist. Ich bin ohne Weiteres für die Streichung vieler Subventionen. Dann könnte man ja sehen, welche Energiequelle letztendlich stärker auf staatliche Förderungen angewiesen war.

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
Die Kernspaltung wär nie aus den Experimetierstadien gekommen, hätten die Betreiber auch für die Folgekosten aufkommen müssen! Nur die Ölkriese hat da überhaupt einen Markt entstehen lassen!


Unabhängig, ob du Recht hast, bin ich wie gesagt tatsächlich dafür, dass wir massiv die Subventionen in allen Energiequellen abbauen und dann sehen wir ja bald, welche dieser Quellen am schnellsten vom Markt verschwinden.

Die Ölkrise ist übrigens auch eine sehr ernste Sache, die bei weitem unterschätzt wurde. Nun bereichern sich teilweise mittelalterliche Stammesstaaten und Königreiche nicht nur auf unsere Kosten sondern auch auf Kosten der ärmsten Entwicklungsländer, die teilweise keine nennenswerten Rohstoffe haben. Es ist darüber hinaus bekannt, dass Staaten, wie zb. Saudi-Arabien den religiösen Fundamentalismus und Extremismus sogar im Ausland massiv fördern - mit den Ölgeldern.

Für mich heißt das: Man hätte schon viel früher die Forschung nach wirklich rentablen alternativen Energien massivst vorantreiben müssen!
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Beitrag(#411181) Verfasst am: 31.01.2006, 19:37    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
Tja, Hannibal, was soll ich dazu sagen? Ich versuch mal:
Wenn ich behaupten würde, die Stadt Bielefeld existiert in Wirklichkeit gar nicht, dann kannst du mir gerne mit der vielzitierten "Verschwörungstheorie" kommen. Wenn aber der Einfluß der Wirtschaft auf die Wirtschaftspolitik mit diesem Totschlagargument verniedlicht werden soll, ist das ziemlich blauäugig.

Natürlich gibt es viele Interessengruppen, ich schrieb aber extra Wirtschaftspolitik.


Na gut. Dass die Wirtschaftspolitik massiv von Unternehmens- und Börsenvertretern unterwandert wird, stimmt auch wieder. Dabei wird oft nicht ausreichend wahrgenommen, dass diese Personen meist stets zu ihren eigenen Gunsten aggieren und ihnen eine makroskopische Sichtweise für die Volkswirtschaft fehlt, die man in der Wirtschaftspolitik unbedingt braucht. Insofern stimme ich dir zu.

Stephan hat folgendes geschrieben:

Was deine Einstellung zu unseren Sozialsystemen angeht, so hatten wir das Vergnügen schon an anderer Stelle. Du hast von neoliberal auf freiwirtschaftlich umgeschwenkt? Das freut mich, jetzt hoffe ich, daß du auch bald deine soziale Ader entdeckst. zwinkern
Ansonsten stimme ich deinem letzten Beitrag im Großen und Ganzen zu.


Ich fasse es nicht. Weinen Ich werde immer linker. *heul* *heul*

Eigentlich sollte man als Diskutant seine Meinung nicht ändern. Aber ich bin halt nicht der Hardliner-typ, der völlig blind gegenüber den Gegenargumenten ist. Die Freiwirtschaftstheorie habe ich lange Zeit gar nicht gekannt, muss ich sagen. Die Argumente dieser Theorie haben mich einfach überzeugt. Sie waren einfach logisch. Einfach ehm... klangen einfach sinnvoll. Sie hatten auch einen viel intelligentereren Zusammenhang, als zb. der Marxismus.

Aber bei der sozialen Ader muss ich aufpassen, weil sie nicht weit weg von der Freiwirtschaftstheorie ist. Möglicherweise werden gewisse sozialpolitische Elemente dennoch notwendig sein, weil die Vermögenbildung zur Anzapfung des Geldkreislaufs und damit zum Wachsen des Zinsanteils an der Volkswirtschaft führt.
Doch ich werde versuchen, trotz dieser Bedingungen eine möglichst freie Marktwirtschaft auszuarbeiten, die aber widerum an die jetzige Situation in Deutschland und in einer anderen Programmversion auch für Österreich angepasst werden soll.

Mein aktuellstes politisches Ziel, welches ich bei dol2day erklärt habe, ist eine liberale Marktwirtschaft, die optimal mit freiwirtschaftlichen Elementen verbunden werden soll. Das ist eine schwierige Aufgabe und wird sicher noch viel konkrette Ausarbeitung brauchen, die ich gerade mit einigen anderen Mitgliedern aus dol2day bespreche.

Auf jeden Fall wird im Programm meiner politischen Initiative ein drastischer Bürokratieabbau geplant sein. Auch gesellschaftspolitisch wird es radikalliberale Reformforderungen geben.
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Valen MacLeod
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Beitrag(#411289) Verfasst am: 31.01.2006, 22:52    Titel: Antworten mit Zitat

Hannibal hat folgendes geschrieben:
Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
Wenn die Windenergie mal soviel an Subventionen frisst, wie es die Atomenergie immer noch tut, kannst Du mal eine Rechnung aufmachen!

Es kann durchaus sein, dass die Atomenergie in absoluten Zahlen sogar viel mehr staatliche Subventionen verschlingt, als es die Windenergie tut. Aber die Windenergie macht widerum nur einen verhältnissmässig kleinen Anteil an Deutschlands Stromversorgung aus, so dass eine bestimmte Portion an Atomstrom weit billiger ist, als eine entsprechende Einheit aus der Windenergie.

Damit erklärst Du es Dir doch selbst. Es ist ganz normal, das die Stückkosten bei der Atomenergie geringer sind, da ja mehr produziert wird. (Wobei ich das nichtmal unterschreiben würde, das es ja bei der Windenergie um längst bewährte Technik geht.)

Hannibal hat folgendes geschrieben:
Wenn Atomstrom übrigens tatsächlich so teuer wäre, warum fordern die Grünen dann nicht einfach die Abschaffung oder zumindest eine Kürzung der Subventionen für den Strommarkt? Der freie Markt würde das dann regeln und zeigen, was wirklich teurer ist. Ich bin ohne Weiteres für die Streichung vieler Subventionen. Dann könnte man ja sehen, welche Energiequelle letztendlich stärker auf staatliche Förderungen angewiesen war.

Bist Du bereit 45-50ct/kWh Atomstrom zu zahlen?

Hannibal hat folgendes geschrieben:
Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
Die Kernspaltung wär nie aus den Experimetierstadien gekommen, hätten die Betreiber auch für die Folgekosten aufkommen müssen! Nur die Ölkriese hat da überhaupt einen Markt entstehen lassen!

Unabhängig, ob du Recht hast, bin ich wie gesagt tatsächlich dafür, dass wir massiv die Subventionen in allen Energiequellen abbauen und dann sehen wir ja bald, welche dieser Quellen am schnellsten vom Markt verschwinden.


Dummerweise dann eben nicht die innovativsten, sondern die die noch ausgereizt werden müssen... und das auf Kosten unser aller Gesundheit. Es müssten den Betreibern nämlich alle Folgekosten berechnet werden, incl. Lagerkosten für die nächsten 20000 Jahre, incl Bewachung der Lagerstandorte, regelmässige Kontrollen und incl. aller Gesundheitsschäden in der Bevölkerung, etc. Die eon-Börsenkurse würden ins bodenlose fallen.

Hannibal hat folgendes geschrieben:
Die Ölkrise ist übrigens auch eine sehr ernste Sache, die bei weitem unterschätzt wurde.

Und wird! Öl zu verbrennen ist das Hirnloseste, was man machen kann. Dummerweise tue ich das auch immer noch in unserem familieneigenen Dieselfahrzeug. Unser nächster wird aber ein Gasfahrzeug, das wir in Zweifel auch auf Methan umrüsten können. Und das können wir bald beim Bauern nebenan kaufen.


Hannibal hat folgendes geschrieben:
Nun bereichern sich teilweise mittelalterliche Stammesstaaten und Königreiche nicht nur auf unsere Kosten sondern auch auf Kosten der ärmsten Entwicklungsländer, die teilweise keine nennenswerten Rohstoffe haben. Es ist darüber hinaus bekannt, dass Staaten, wie zb. Saudi-Arabien den religiösen Fundamentalismus und Extremismus sogar im Ausland massiv fördern - mit den Ölgeldern.

Für mich heißt das: Man hätte schon viel früher die Forschung nach wirklich rentablen alternativen Energien massivst vorantreiben müssen!


Haben wir dem kaufmännischen und dem technischen Werksleiter des WKF (Siemens AG) auf der Basis siemenseigener Zahlen schon während meiner Ausbildung bei einem Seminar in Furth i.W. vorgerechnet. Erst Jahre später erfuhr ich, warum deren Lächeln während unseres Vortrags immer eisiger wurde. ich wusste noch nichts von der KWU. zwinkern

Wir hatten erklärt, würde man 50% des bis dahin jährlich erzeugten Atomstroms durch solaren Wasserstoff ersetzen, würde das 200000 Arbeitsplätze über 20 Jahre sichern.

das ist natürlich nix, was ein Kernkraftwerksbauer gern hört - schon gar nicht vom eigenen Azubi. Überrascht
Meine Stelle durfte ich aber behalten! Sehr glücklich
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Beitrag(#412077) Verfasst am: 02.02.2006, 10:50    Titel: Antworten mit Zitat

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
Genau das bestätigt meine Aussage. Denn wenn das notwendige Kapital für Investitionen in der Firma verbleibt, ermöglicht es mit Arbeit Geld zu verdienen.


Trotzdem verdient der Kapitalist mit seinem reinvestierten Geld einen ganzen Arsch voll mehr als der Arbeiter mit seiner Arbeit. Ist das jetzt plötzlich kein Problem mehr?
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