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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#421484) Verfasst am: 22.02.2006, 19:16 Titel: Ethno-Romantik |
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Hab gerade in der Bücherei eine DVD des Film "Whale Rider" gesehen und mich daran erinnert, daß ich den Film, als ich ihn im Kino sah, ziemlich grottenschlecht fand.
Im groben ist die Handlung folgende: In einer dörflichen, stark traditionsorientierten Moari-Gesellschaft in Neuseeland lehnt sich ein Mädchen -- da mit der traditionellen Rollenverteilung nicht recht zufrieden -- gegen die traditionelle Ordnung, verkörpert durch ihren Großvater, auf. Allerdings geht die Auflehnung nur so weit, als es erforderlich ist, daß sie sich innerhalb des traditionellen Gefüges einen ihr genehmen Platz erkämpft -- was ihr auch gelingt. Die traditionelle Ordnung wird merkwürdig von grundsätzlicher Kritik weitgehend ausgenommen und erscheint eher als Ethno-Idylle.
Setzen wir die ganze Szenerie nach -- sagen wir -- Oberbayern. Wir sehen eine traditionsorientierte, religiös geprägte, männerdominierte, bäuerliche Gesellschaft, in der es jeder, der nicht konform mit dem geht, was seit Jahrhunderten als richtig gilt, sehr schwer hat. Der Betrachter speziell aus dem linksalternativen Milieu wird kaum zögern, darin patriarchale Herrschaftsstrukturen, strukturelle Gewalt und bla zu sehen. Womit er ja auch gar nicht unrecht hat. Und komisch: kaum spielt das Ganze in Neuseeland unter Maoris, wird dem Zuschauer das gleiche Szenario als Heile Welt verkauft, die allenfalls kleine -- behebbare -- Schönheistfehler aufweist.
Ist jemandem schon mal Ähnliches aufgefallen?
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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weyoun registrierter User
Anmeldungsdatum: 02.02.2006 Beiträge: 46
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(#421494) Verfasst am: 22.02.2006, 20:13 Titel: |
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Zitat: | Ist jemandem schon mal Ähnliches aufgefallen?
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ja, multikulti funktioniert so.
man hält volksgruppen für legitime kategorisierungen der menschen, die nur da renovierungsbedürftig sind wo es für gutmenschen unertäglich wird, frauenbeschneidung etc.
alles andere wird unter dem deckmantel "angeborene kultur" und "das war da ja schon immer so"
gepackt
_________________ gutes buch:
michael heinrich: kritik der politischen ökonomie
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Shevek ohne jeglichen Respekt vor Autoritäten
Anmeldungsdatum: 23.01.2006 Beiträge: 4289
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(#421524) Verfasst am: 22.02.2006, 21:21 Titel: |
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weyoun hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Ist jemandem schon mal Ähnliches aufgefallen?
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ja, multikulti funktioniert so.
man hält volksgruppen für legitime kategorisierungen der menschen, die nur da renovierungsbedürftig sind wo es für gutmenschen unertäglich wird, frauenbeschneidung etc.
alles andere wird unter dem deckmantel "angeborene kultur" und "das war da ja schon immer so"
gepackt |
Na ja, das ist schon etwas übertrieben und mit multikulti hat das wohl kaum was zu tun.
Aber das es (erschreckend viele) Menschen gibt, die gerade nichtstaatliche Völker entweder per se als gut oder per se als primitive Wilde einstufen ist mir auch schon aufgefallen.
Kommt mir immer eher vor wie Mangel an Differenzierung. Da wird ein Urteil gefällt (oft auch als Reaktion auf andere Urteile), und einfach allgemein der Kultur übergestülpt, anstatt Kulturen genauer und differenzierter zu betrachten.
Zu den wesentlichen Erkenntnissen, die ich aus meinem Ethnologiestudium gezogen habe gehört, dass auch andere Kulturen eben nicht ganz toll oder ganz schlecht sind. Da haben Menschen andere Wege gefunden sich zu organisieren. Das kann besser sein, schlechter sein, oder eben auch nur anders, meistens gibt es gutes und schlechtes und das kann man natürlich genauso kritisieren, wie die europäischen Kulturen.
Die Lebensweise der Maori nicht zu kritisieren weil sie Maori sind ist genauso dumm, wie sie zu kritisieren nur weil sie Maori sind.
Grüße
Shevek
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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#421574) Verfasst am: 22.02.2006, 23:08 Titel: |
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Na also!
Hier scheint man sich langsam vom Kulturrelativismus zu verabschieden.
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Fluse KLERIKERFEINDIN
Anmeldungsdatum: 27.10.2003 Beiträge: 2034
Wohnort: Niedersachsen
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(#421593) Verfasst am: 22.02.2006, 23:29 Titel: |
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weyoun hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Ist jemandem schon mal Ähnliches aufgefallen?
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ja, multikulti funktioniert so.
man hält volksgruppen für legitime kategorisierungen der menschen, die nur da renovierungsbedürftig sind wo es für gutmenschen unertäglich wird, frauenbeschneidung etc.
alles andere wird unter dem deckmantel "angeborene kultur" und "das war da ja schon immer so"
gepackt |
Stimme voll zu
_________________ Die Bibel ist ein HIRNWEICHSPÜLER und HIRNWEISSFÄRBER mit
Extra Sündenlösekraft und Weissfärbekraft ( Magnusfe)
Jesusfreak zahl allein für deine Pfaffen!
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Shevek ohne jeglichen Respekt vor Autoritäten
Anmeldungsdatum: 23.01.2006 Beiträge: 4289
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(#421797) Verfasst am: 23.02.2006, 10:54 Titel: |
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Hallo,
vieles dieser Sichtweise ist allerdings eine nicht unbedingt perfekte, aber doch verständliche, Reaktion auf diese unerträglicher Arroganz vieler Europäer/US-Amerikaner, die sich allen anderen überlegen fühlen.
Dazu kommt die Erkenntnis, dass man eine Kultur ehe man sie kritisiert verstehen sollte, und ich zumindest weiß nicht genug über die Kultur der Maori, um sie wirklich zu verstehen. Und natürlich die uralte, und immer so schön vergessene Erkenntnis, dass man mit Kritik am besten bei sich selbst anfängt.
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Mario Hahna aktiviert
Anmeldungsdatum: 04.04.2005 Beiträge: 9607
Wohnort: München
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(#421814) Verfasst am: 23.02.2006, 12:38 Titel: |
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Shevek hat folgendes geschrieben: | Hallo,
vieles dieser Sichtweise ist allerdings eine nicht unbedingt perfekte, aber doch verständliche, Reaktion auf diese unerträglicher Arroganz vieler Europäer/US-Amerikaner, die sich allen anderen überlegen fühlen.
Dazu kommt die Erkenntnis, dass man eine Kultur ehe man sie kritisiert verstehen sollte, und ich zumindest weiß nicht genug über die Kultur der Maori, um sie wirklich zu verstehen. Und natürlich die uralte, und immer so schön vergessene Erkenntnis, dass man mit Kritik am besten bei sich selbst anfängt.  |
Genau.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#421835) Verfasst am: 23.02.2006, 13:59 Titel: |
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@Ralf:
Diese Ethnoromantik hat in Europa schon viele Jahrhunderte Tradition.
Siehe bei Wikipedia: Edler Wilder
Shevek hat folgendes geschrieben: | Und natürlich die uralte, und immer so schön vergessene Erkenntnis, dass man mit Kritik am besten bei sich selbst anfängt.  |
Selbstkritik hat im Westen eine große Tradition. Die Deutschen betreiben sie sogar bis zur Selbstzerfleischung, nämlich sogar die Rechtsextremen, die ja eigentlich Patrioten sein müssten. aber stattdessen das eigene Volk hassen.
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hacketaler Frauen ficken ist was für Schwuchteln!
Anmeldungsdatum: 10.02.2005 Beiträge: 6031
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(#421836) Verfasst am: 23.02.2006, 14:03 Titel: |
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so schlimm fand ich whale rider gar nicht.
immerhin kapiert es der opa am ende auch
und meine verlobte hat rotz und wasser geheult...
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Shevek ohne jeglichen Respekt vor Autoritäten
Anmeldungsdatum: 23.01.2006 Beiträge: 4289
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(#421837) Verfasst am: 23.02.2006, 14:08 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: | @Ralf:
Diese Ethnoromantik hat in Europa schon viele Jahrhunderte Tradition.
Siehe bei Wikipedia: Edler Wilder |
Das Bild des "edlen Wilden" ist aber genauso ein Zerrbild, wie das Bild des brutalen Primitiven, und unterscheidet sich nur dadurch, dass der edle Wilde als gut angesehen wird. Intelligenz wird ihm genauso wenig zugesprochen.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Shevek hat folgendes geschrieben: | Und natürlich die uralte, und immer so schön vergessene Erkenntnis, dass man mit Kritik am besten bei sich selbst anfängt.  |
Selbstkritik hat im Westen eine große Tradition. Die Deutschen betreiben sie sogar bis zur Selbstzerfleischung, nämlich sogar die Rechtsextremen, die ja eigentlich Patrioten sein müssten. aber stattdessen das eigene Volk hassen. |
Macht es nicht falsch.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#421849) Verfasst am: 23.02.2006, 14:46 Titel: |
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Shevek hat folgendes geschrieben: | Das Bild des "edlen Wilden" ist aber genauso ein Zerrbild, wie das Bild des brutalen Primitiven, und unterscheidet sich nur dadurch, dass der edle Wilde als gut angesehen wird. Intelligenz wird ihm genauso wenig zugesprochen. |
Nicht unbedingt. Es gibt da den beliebten Handlungsstrang, in dem der Wilde quasi als Ethnologe in die Zivilisation kommt und von dort über die seltsamen Aktivitäten der zivilisierten berichtet. (Soweit ich weiß hat Rosseau dieses Thema erfunden, aber es wurde oft kopiert.)
In abgeschwächter Form sieht man das immer wieder. Auch z.B. bei Crocodile Dundee.
Der Wilde, der in die Zivilisation kommt, wundert sich, was die Zivilisierten für umständlichen, unnötigen Unfug betreiben. Der Wilde kann einfachere Problemlösungen anbieten oder hat das zivilisatorische Brimborium gar nicht nötig. Er wird daher oft als Weise und Erhaben dargestellt.
Oder sieh dir auch den Bereich der Alternativmedizin und Esoterik an. Dieses Zeugs stammt vorgeblich fast immer aus einer anderen Kultur, die angeblich Kenntnisse hatte, "die wir ja schon wieder vergessen und verlernt haben". Hier wird Tradition als etwas Gutes angesehen. (TCM = Traditionelle Chinesische Medizin)
Witzigerweise sind es oft diejenigen, die nach der Weisheit der edlen Wilden suchen, von eben jenen ausgenutzt werden. Diese philippinische Operationsmethode, bei der nur mit der Hand operiert wird, wurde ja erst in den 60ern/70ern von Gaunern erfunden, um westliche Naivgläubige auszunehmen.
Shevek" hat folgendes geschrieben: | Macht es nicht falsch. |
Mangelndes Selbstwertgefühl und selbstzerfleischender Selbsthass wird beim Menschen in der Psychologie als Pathologie betrachtet.
Viele Menschen leben auch hier in Wien in unbegründeter Angst, mit dem Glauben, dass alles so schlecht wäre und mit dem implizierten Glauben, dass es anderswo besser sein müsse und machen sich so das Leben nur unnötig schwer. Der Großteil dieser Ängste und Gemütshaltungen ist objektiv einfach unhaltbar.
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Shevek ohne jeglichen Respekt vor Autoritäten
Anmeldungsdatum: 23.01.2006 Beiträge: 4289
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(#421856) Verfasst am: 23.02.2006, 15:18 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Shevek hat folgendes geschrieben: | Das Bild des "edlen Wilden" ist aber genauso ein Zerrbild, wie das Bild des brutalen Primitiven, und unterscheidet sich nur dadurch, dass der edle Wilde als gut angesehen wird. Intelligenz wird ihm genauso wenig zugesprochen. |
Nicht unbedingt. Es gibt da den beliebten Handlungsstrang, in dem der Wilde quasi als Ethnologe in die Zivilisation kommt und von dort über die seltsamen Aktivitäten der zivilisierten berichtet. (Soweit ich weiß hat Rosseau dieses Thema erfunden, aber es wurde oft kopiert.)
In abgeschwächter Form sieht man das immer wieder. Auch z.B. bei Crocodile Dundee.
Der Wilde, der in die Zivilisation kommt, wundert sich, was die Zivilisierten für umständlichen, unnötigen Unfug betreiben. Der Wilde kann einfachere Problemlösungen anbieten oder hat das zivilisatorische Brimborium gar nicht nötig. Er wird daher oft als Weise und Erhaben dargestellt. |
Ja und? Kritik an der eigenen Kultur zu vermitteln indem man sie durch die Augen eines Fremden betrachten läßt ist eine gute Methode.
Und nicht alle Europäer sind so boniert, dass sie meinen grundsätzlich anderen Menschen überlegen zu sein, es gibt auch andere. Ja und? Habe ich das bestritten?
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Oder sieh dir auch den Bereich der Alternativmedizin und Esoterik an. Dieses Zeugs stammt vorgeblich fast immer aus einer anderen Kultur, die angeblich Kenntnisse hatte, "die wir ja schon wieder vergessen und verlernt haben". Hier wird Tradition als etwas Gutes angesehen. (TCM = Traditionelle Chinesische Medizin)
Witzigerweise sind es oft diejenigen, die nach der Weisheit der edlen Wilden suchen, von eben jenen ausgenutzt werden. Diese philippinische Operationsmethode, bei der nur mit der Hand operiert wird, wurde ja erst in den 60ern/70ern von Gaunern erfunden, um westliche Naivgläubige auszunehmen. |
Sie haben also die Europäer gepflegt verarscht und ausgetrickst - spricht dafür, dass sie zumindest nicht dümmer sind.
Esoterik und Alternativmedizin sind übrigens unterschiedliche Dinge, auch wenn sie sich überschneiden. Esoterik mischt zusammen was es findet, und macht daraus einen netten Brei an Mystik und Lebenseinstellung, und Alternativmedizin sucht Alternativen zur Schulmedizin - und findet sie auch. Da wo sie diese kritiklos übernimmt wird es zu Esoterik, da wo sie sich vorurteilsfrei mit den neuen Erkenntnissen auseinandersetzt, bleibt es Wissenschaft.
Das es nicht nur in Europa Medizinische Erkenntnisse gab ist doch nicht verwunderlich, und einiges davon ist sinnvoll. Einiges nicht. Es schräg anzusehen, weil es nicht europäisch oder weil es traditionell ist, ist genauso dumm, wie sich drauf zu stürzen, weil es aus einem anderen Erdteil stammt.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Shevek" hat folgendes geschrieben: | Macht es nicht falsch. |
Mangelndes Selbstwertgefühl und selbstzerfleischender Selbsthass wird beim Menschen in der Psychologie als Pathologie betrachtet.. |
Das ist nicht Selbstkritik.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#421875) Verfasst am: 23.02.2006, 16:56 Titel: |
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Shevek hat folgendes geschrieben: | Ja und? Kritik an der eigenen Kultur zu vermitteln indem man sie durch die Augen eines Fremden betrachten läßt ist eine gute Methode. |
Das Problem ist, dass dieser witzige Trick zur Selbstkritik ein Selbstläufer wurde und viele anfingen an die Existenz des edlen Wilden zu glauben.
Shevek hat folgendes geschrieben: | Sie haben also die Europäer gepflegt verarscht und ausgetrickst - spricht dafür, dass sie zumindest nicht dümmer sind. |
Aber nicht edel und toll finde ich derartiges Verbrechen auf keinen Fall.
Shevek hat folgendes geschrieben: | Alternativmedizin sucht Alternativen zur Schulmedizin - und findet sie auch |
Echte Alternativen, also Methoden mit Wirksamkeitsnachweis, sind automatisch und per Definition Teil der wissenschaftlichen Medizin (die von manchen verächtlich als Schulmedizin bezeichnet wird)
Witzigerweise berufen sich gerade viele alternativmedizinische Strömungen gerade auf strikte schulische Weitergabe. (Siehe traditionelle chinesische Medizin)
Die wissenschaftliche Medizin entwickelt sich hingegen weiter und ist vermittels wissenschaftlicher Methode selbstbereinigend. Die Wissenschaft erfindet jedes Jahr Dutzende von neuen und damit anfangs alternativen Behandlungsmethoden, die ältere Methoden ablösen und irgendwann einmal als geradezu mittelalterlich erscheinen lassen. In den nächsten Jahren wird die Stammzellenforschung die größte Quelle für echte Alternativen sein.
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Mario Hahna aktiviert
Anmeldungsdatum: 04.04.2005 Beiträge: 9607
Wohnort: München
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(#421894) Verfasst am: 23.02.2006, 17:53 Titel: |
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Du schreibst irgendwie an Shevek vorbei.
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Shevek ohne jeglichen Respekt vor Autoritäten
Anmeldungsdatum: 23.01.2006 Beiträge: 4289
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(#421945) Verfasst am: 23.02.2006, 20:56 Titel: |
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Thao hat folgendes geschrieben: | Du schreibst irgendwie an Shevek vorbei. |
Och, das ist nicht so wild, ich antworte trotzdem.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Shevek hat folgendes geschrieben: | Ja und? Kritik an der eigenen Kultur zu vermitteln indem man sie durch die Augen eines Fremden betrachten läßt ist eine gute Methode. |
Das Problem ist, dass dieser witzige Trick zur Selbstkritik ein Selbstläufer wurde und viele anfingen an die Existenz des edlen Wilden zu glauben. |
Auch da: Na und?
Es bleibt, dass es viele Europäer gab - und gibt, die sich für denen, die sie als die Wilden betiteln, überlegen halten. Schon die Bezeichnung "Wilder" zeigt doch diese Vorstellung.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Shevek hat folgendes geschrieben: | Sie haben also die Europäer gepflegt verarscht und ausgetrickst - spricht dafür, dass sie zumindest nicht dümmer sind. |
Aber nicht edel und toll finde ich derartiges Verbrechen auf keinen Fall. |
Habe ich behauptet, dass Menschen nicht-Europäischer Herkunft besser sind?
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Shevek hat folgendes geschrieben: | Alternativmedizin sucht Alternativen zur Schulmedizin - und findet sie auch |
Echte Alternativen, also Methoden mit Wirksamkeitsnachweis, sind automatisch und per Definition Teil der wissenschaftlichen Medizin (die von manchen verächtlich als Schulmedizin bezeichnet wird) |
Werden aber nicht automatisch von europäischen Ärzten anerkannt.
Es wurde auch einiges an Wissen zerstört, als die Europäer wie die Vandalen über fremde Länder herzogen und in ihrer grenzenlosen Arroganz alles niedemachten, was nicht ihrem doch eher engen Weltbild entsprach.
Allerdings berührt das nicht das, was ich geschrieben habe, oder willst du bestreiten, dass es auch außerhalb Europas/Nordamerikas Wissenschaft gab und gibt?
Genauso wenig behaupte ich, dass etwas eine Methode gut ist, nur weil sie in irgendeinem Urwald statt in einem europäischen Labor entstanden ist.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Witzigerweise berufen sich gerade viele alternativmedizinische Strömungen gerade auf strikte schulische Weitergabe. (Siehe traditionelle chinesische Medizin)
Die wissenschaftliche Medizin entwickelt sich hingegen weiter und ist vermittels wissenschaftlicher Methode selbstbereinigend. Die Wissenschaft erfindet jedes Jahr Dutzende von neuen und damit anfangs alternativen Behandlungsmethoden, die ältere Methoden ablösen und irgendwann einmal als geradezu mittelalterlich erscheinen lassen. In den nächsten Jahren wird die Stammzellenforschung die größte Quelle für echte Alternativen sein. |
Ja und?
Allerdings geht die Wissenschaft (gerade die Medizin) auch Irrwege, und dann kann es besser sein, sich an alte Methoden, die seit hunderten von Jahren so angewendet werden, zu halten, statt das Neueste, noch nicht wirklich ausgereifte zu nehmen.
Und all das berührt nicht wirklich meine Aussage:
Zitat: | vieles dieser Sichtweise ist allerdings eine nicht unbedingt perfekte, aber doch verständliche, Reaktion auf diese unerträglicher Arroganz vieler Europäer/US-Amerikaner, die sich allen anderen überlegen fühlen.
Dazu kommt die Erkenntnis, dass man eine Kultur ehe man sie kritisiert verstehen sollte, und ich zumindest weiß nicht genug über die Kultur der Maori, um sie wirklich zu verstehen. Und natürlich die uralte, und immer so schön vergessene Erkenntnis, dass man mit Kritik am besten bei sich selbst anfängt |
Grüße
Shevek
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