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Hundefan Bester Freund des Menschen!
Anmeldungsdatum: 06.03.2006 Beiträge: 39
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(#425969) Verfasst am: 06.03.2006, 19:44 Titel: Was bringt uns der Export? |
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Hallo zusammen,
in Politik und Medien wird immer wieder die Wichtigkeit des Exports beschworen. Schaut man sich die Verhältnisse in unserem Land an, könnte man denken, daß unser Export schlecht laufen müsse. Doch weit gefehlt! Unser Export jagt von Rekord zu Rekord.
Mal zum Vergleich:
In den 60ern hatten wir einen Exportüberschuß von 4 Mrd. €. Wir hatten Vollbeschäftigung und es ging uns gut.
Heute haben wir mit 160 Mrd. € in etwa den vierzigfachen Exportüberschuß, Massenarbeitslosigkeit und es geht uns "schlecht". Der Wohlstand entwickelt sich also nicht parallel zum Export.
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Ist der Erhalt der hiesigen Arbeitsplätze vielleicht wichtiger als weitere Exportrekorde?
Setzt die Politik somit die falsche Priorität?
Wäre der sogenannte Protektionismus eine Lösung?
_________________ "Freedom is another word for nothing left to loose..." Janis Joplin
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#425980) Verfasst am: 06.03.2006, 19:57 Titel: |
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Wenn man exportiert kann man dafür entweder importieren oder im Ausland etwas kaufen. Beides machen wir Deutschen angeblich ganz gerne.
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hacketaler Frauen ficken ist was für Schwuchteln!
Anmeldungsdatum: 10.02.2005 Beiträge: 6031
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(#425988) Verfasst am: 06.03.2006, 20:12 Titel: Re: Was bringt uns der Export? |
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Hundefan hat folgendes geschrieben: |
In den 60ern hatten wir einen Exportüberschuß von 4 Mrd. €. Wir hatten Vollbeschäftigung und es ging uns gut.
Heute haben wir mit 160 Mrd. € in etwa den vierzigfachen Exportüberschuß, Massenarbeitslosigkeit und es geht uns "schlecht". Der Wohlstand entwickelt sich also nicht parallel zum Export.
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in den 60ern hatten wir die kuba-krise. heute haben wir nur noch kuba.
in den 60ern hatten wir ost und west.
in den 60ern hatten wir 2 fernsehsender, heute haben wir 200.
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Hundefan Bester Freund des Menschen!
Anmeldungsdatum: 06.03.2006 Beiträge: 39
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(#426001) Verfasst am: 06.03.2006, 20:29 Titel: |
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Wygotsky schrieb:
Zitat: | Wenn man exportiert kann man dafür entweder importieren oder im Ausland etwas kaufen. Beides machen wir Deutschen angeblich ganz gerne. | Das stimmt wohl zum Teil. Denn die Erträge des Exports wandern immer weniger in die Taschen der deutschen Verbraucher. In Deutschland findet vielfach nur noch die Endmontage statt (Automobilindustrie), während der große Teil der Produktion und damit die Lohneinkünfte in die Staaten der EU-Osterweiterung verlagert wurden. Somit entsteht auf dem Papier zwar ein hoher deutscher Export, die Einkommen werden jedoch nur noch zu einem kleinen Teil hier erzielt. Tendenz fallend.
hacketaler schrieb:
Zitat: | in den 60ern hatten wir die kuba-krise. heute haben wir nur noch kuba.
in den 60ern hatten wir ost und west.
in den 60ern hatten wir 2 fernsehsender, heute haben wir 200. | Meines Wissens war das Realeinkommen in manchen Zeiten der 60er höher als heute. Ein technischer Zeichner oder Maurer konnte damals eine vierköpfige Familie ernähren und gleichzeitig ein freistehendes Einfamilienhaus abbezahlen. Heutzutage muß ein Maurer seine Frau nebenbei Putzen lassen, damit das Geld für die drei-Zimmer-Mietwohnung reicht. Man vergleiche auch mal die Abgabenlast damals zu heute!
Ist nicht das Kernproblem der heutigen Finanzmisere das Abwandern der Produktionsstätten, der daraus resultierenden Arbeitslosigkeit und der damit einhergehenden Kostenlast auf den Schultern der verbliebenen, arbeitenden Bevölkerung? Müßte nicht der Staat Mittel und Wege finden, die Produktionsstätten wieder ins Land zu holen? Welche Mittel könnten das sein?
_________________ "Freedom is another word for nothing left to loose..." Janis Joplin
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Mario Hahna aktiviert
Anmeldungsdatum: 04.04.2005 Beiträge: 9607
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(#426009) Verfasst am: 06.03.2006, 20:51 Titel: |
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Hundefan hat folgendes geschrieben: | Ist nicht das Kernproblem der heutigen Finanzmisere das Abwandern der Produktionsstätten, der daraus resultierenden Arbeitslosigkeit und der damit einhergehenden Kostenlast auf den Schultern der verbliebenen, arbeitenden Bevölkerung? |
Nein. Das will uns die Industrie weißmachen (Druckmittel), aber die Zahlen geben das nicht her.
Rationalisierung/Automatisierung hat uns wesentlich mehr Arbeitsplätze gekostet und wird auch weiterhin wesentlich mehr Arbeitsplätze kosten.
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Hundefan Bester Freund des Menschen!
Anmeldungsdatum: 06.03.2006 Beiträge: 39
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(#426013) Verfasst am: 06.03.2006, 20:59 Titel: |
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Thao schrieb:
Zitat: | Das will uns die Industrie weißmachen (Druckmittel), aber die Zahlen geben das nicht her. | Hast Du Zahlen, die das belegen?
Zitat: | Rationalisierung/Automatisierung hat uns wesentlich mehr Arbeitsplätze gekostet und wird auch weiterhin wesentlich mehr Arbeitsplätze kosten. | Die Automatisierung hat uns sicher eine Menge Arbeitsplätze gekostet. Ist aber nicht gleichzeitig aufgrund der demographischen Entwicklung die Zahl der arbeitsfähigen Inländer gesunken? Hätten sich beide Effekte nicht in etwa ausgleichen müssen? Ist somit die Kinderarmut deutscher Familien die optimale Entwicklung?
Hätte es nicht eine Sozialabgabe auf Fertigungsroboter geben müssen, damit die Automatisierung nicht nur den Konzernen, sondern der Allgemeinheit zugute kommt und so die Renten von Robotern erwirtschaftet werden?
_________________ "Freedom is another word for nothing left to loose..." Janis Joplin
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Mario Hahna aktiviert
Anmeldungsdatum: 04.04.2005 Beiträge: 9607
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(#426031) Verfasst am: 06.03.2006, 21:32 Titel: |
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Hundefan hat folgendes geschrieben: | Thao schrieb:
Zitat: | Das will uns die Industrie weißmachen (Druckmittel), aber die Zahlen geben das nicht her. | Hast Du Zahlen, die das belegen? |
Es gibt keine verlässliche Statistik dazu, deswegen kann die Industrie ja so wunderbar erpressen.
Hundefan hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Rationalisierung/Automatisierung hat uns wesentlich mehr Arbeitsplätze gekostet und wird auch weiterhin wesentlich mehr Arbeitsplätze kosten. | Die Automatisierung hat uns sicher eine Menge Arbeitsplätze gekostet. Ist aber nicht gleichzeitig aufgrund der demographischen Entwicklung die Zahl der arbeitsfähigen Inländer gesunken? Hätten sich beide Effekte nicht in etwa ausgleichen müssen? Ist somit die Kinderarmut deutscher Familien die optimale Entwicklung? |
Warum sollten sich beide Effekte ausgleichen? Sitzt da jemand, der die Automatisierung der Bevölkerungsentwicklung anpasst? Komische Frage!
Ich glaube du machst dir nicht klar, um welche Ausmaße es geht, welches Automatisierungspotential allein durch Computer geschaffen wurde/wird.
Hundefan hat folgendes geschrieben: | Hätte es nicht eine Sozialabgabe auf Fertigungsroboter geben müssen, damit die Automatisierung nicht nur den Konzernen, sondern der Allgemeinheit zugute kommt und so die Renten von Robotern erwirtschaftet werden? |
Die Lohnnebenkosten müssen vom Lohn abgekoppelt werden und über allgemeine Steuern finanziert werden, so dass es für die Einnahmen irrelevant ist, wieviele Arbeitslose wir haben. Abgaben auf Fertigung bergen durchaus die Gefahr von Produktionsverlagerung, da muss man schon cleverer besteuern.
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Hundefan Bester Freund des Menschen!
Anmeldungsdatum: 06.03.2006 Beiträge: 39
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(#426046) Verfasst am: 06.03.2006, 21:57 Titel: |
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Thao schrieb:
Zitat: | Es gibt keine verlässliche Statistik dazu, deswegen kann die Industrie ja so wunderbar erpressen. | Hm, ohne verlässliche Statistik ist Deine These von der Erpressung durch die Industrie allerdings ebenfalls auf Sand gebaut.
Zitat: | Warum sollten sich beide Effekte ausgleichen? Sitzt da jemand, der die Automatisierung der Bevölkerungsentwicklung anpasst? Komische Frage! | Beide Effekte müßten sich zumindest zum Teil ausgleichen, denn die arbeitsfähige Bevölkerung nimmt ab und die Arbeitsstellen nehmen durch Automatisierung ebenfalls ab. Zum Vergleich beider Größenordnungen fehlen mir allerdings die Zahlen.
Zitat: | Ich glaube du machst dir nicht klar, um welche Ausmaße es geht, welches Automatisierungspotential allein durch Computer geschaffen wurde/wird. | Wird wohl stimmen, doch etliche Stellen wurden auch im Bereich Informatik geschaffen. Darüber hinaus auch Nachfrage für den privaten Bereich, was ebenfalls nicht wenige Stellen schuf.
Zitat: | Die Lohnnebenkosten müssen vom Lohn abgekoppelt werden und über allgemeine Steuern finanziert werden, so dass es für die Einnahmen irrelevant ist, wieviele Arbeitslose wir haben. | Mir scheint, die Rechnung geht nicht so ohne weiteres auf. Denn sollte die Zahl der Arbeitslosen bzw. der ALG2-Empfänger steigen, müßten deren Steuerlast auf die verbliebenen Einkommensbezieher verteilt werden --> Steuererhöhung. Der Zusammenhang zwischen Höhe der Arbeitslosigkeit und Höhe der Einnahmen wäre wieder gegeben.
Abgesehen davon bedeutet die Abkopplung der Lohnnebenkosten vom Lohn ein Entlassen der Unternehmen aus dem Mittragen der Lasten. Es fände also eine Umverteilung der Lasten vom Unternehmer zum Arbeiter statt. Ob das gut wäre - grade mit Hinblick auf die schwächelnde Binnenkonjunktur?
Zitat: | Abgaben auf Fertigung bergen durchaus die Gefahr von Produktionsverlagerung, da muss man schon cleverer besteuern. | Um Besteuerung, Einkommen und Vermeidung von Produktionsverlagerungen unter einen Hut zu bringen, sprach ich ja in meinem Anfangsposting den Protektionismus an. China praktiziert das so: Wer etwas in China verkaufen will, muß auch dort Produktion ansiedeln.
_________________ "Freedom is another word for nothing left to loose..." Janis Joplin
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Mario Hahna aktiviert
Anmeldungsdatum: 04.04.2005 Beiträge: 9607
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(#426079) Verfasst am: 06.03.2006, 23:29 Titel: |
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Hundefan hat folgendes geschrieben: | Hm, ohne verlässliche Statistik ist Deine These von der Erpressung durch die Industrie allerdings ebenfalls auf Sand gebaut. |
Die Zahlen die es gibt, deuten in eine andere Richtung. Schätzungen gehen von 300.000 lohnkostenbedingt verlagerten Arbeitsplätzen nach Osteuropa aus, im Vergleich zu den Rationalisierungen/Automatisierungen ist das wenig. Im Dienstleistungsbereich geht man von ca.40% Rationalisierungspotential aus.
Hundefan hat folgendes geschrieben: |
Beide Effekte müßten sich zumindest zum Teil ausgleichen, denn die arbeitsfähige Bevölkerung nimmt ab und die Arbeitsstellen nehmen durch Automatisierung ebenfalls ab. Zum Vergleich beider Größenordnungen fehlen mir allerdings die Zahlen. |
Mir ist völlig unklar, warum du einseitig Bevölkerungsschrumpfung und Automatisierungsverluste gegenrechnen willst, die Verluste durch Produktionsverlagerungen aber davon ausnehmen willst. Zu der Größenordnung, die Zahl der Arbeitsfähigen nimmt erst seit 2000 ab, vorher gab es sogar einen Anstieg. Dagegen stehen Millionen von Arbeitsplatzverlusten durch Rationalisierung/Automatisierung.
Hundefan hat folgendes geschrieben: | Wird wohl stimmen, doch etliche Stellen wurden auch im Bereich Informatik geschaffen. Darüber hinaus auch Nachfrage für den privaten Bereich, was ebenfalls nicht wenige Stellen schuf. |
Glaubst du das wirklich? Recherchier mal nach Zahlenmaterial und du wirst dich wundern, um welche Größenordnungen es geht!
Hundefan hat folgendes geschrieben: |
Mir scheint, die Rechnung geht nicht so ohne weiteres auf. Denn sollte die Zahl der Arbeitslosen bzw. der ALG2-Empfänger steigen, müßten deren Steuerlast auf die verbliebenen Einkommensbezieher verteilt werden --> Steuererhöhung. Der Zusammenhang zwischen Höhe der Arbeitslosigkeit und Höhe der Einnahmen wäre wieder gegeben. |
Peanuts. Schau dir mal die Unternehmensgewinne in den letzten Jahren an. Womit wir zum nächsten Punkt kommen.
Hundefan hat folgendes geschrieben: |
Abgesehen davon bedeutet die Abkopplung der Lohnnebenkosten vom Lohn ein Entlassen der Unternehmen aus dem Mittragen der Lasten. Es fände also eine Umverteilung der Lasten vom Unternehmer zum Arbeiter statt. Ob das gut wäre - grade mit Hinblick auf die schwächelnde Binnenkonjunktur? |
Nein, so war das nicht gemeint. Natürlich müssen primär die Unternehmen steuerlich belastet werden, hier sind clevere Modelle gefragt, die Abwanderung wenig lohnend machen. Im schlimmsten Fall müssen wir es wie die Skandinavier machen, mir wäre eine deutlich stärkere Belastung von Unternehmen lieber, aber das wird nicht einfach.
Außerdem sollte die Staatsquote massiv erhöht werden, das schafft Arbeitsplätze und erhöht Lebensqualität.
Hundefan hat folgendes geschrieben: |
Um Besteuerung, Einkommen und Vermeidung von Produktionsverlagerungen unter einen Hut zu bringen, sprach ich ja in meinem Anfangsposting den Protektionismus an. China praktiziert das so: Wer etwas in China verkaufen will, muß auch dort Produktion ansiedeln. |
Dann müsste Deutschland aus der EU austreten. Nicht realistisch.
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erebus wandelndes Paradoxon
Anmeldungsdatum: 14.08.2005 Beiträge: 998
Wohnort: ius talionis
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(#426483) Verfasst am: 07.03.2006, 21:54 Titel: |
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Hundefan,
wie kommst Du auf diese absurde Annahme, dass der Export Arbeit vernichtet?
Darf ich dir David Ricardo mit seiner Theorie der komperativen Kostenvorteile sehr anschaulich, logisch und wie ich finde auch einfach erklären.
Alle Rechnungen, die ich je in den Händen hielt und welche ich als wissenschaftlich einstufte, bewiesen, dass Deutschland zu jeder Zeit Nutznießer der Globalisierung ist.
Hätten wir ein geringeres Außenhandelssaldo, so hätten wir so manchen Arbeitslosen mehr...
Denk' nur an den Dienstleistungssektor:
Früher wurdest Du an Tankstellen bedient, es gab bedeutend mehr Beschäftigte als Schuhputzer oder Barbier usw.
Das Wegfallen etlicher Berufe und die technische Entwicklung, welche Thao ausreichend darlegte, vernichteten Arbeitsplätze.
Zur Altersstruktur habe ich beim Statistischen Bundesamt folgendes gefunden, was ich leider wegen Inkompatibilität des Plugins (oder schlicht falscher Installation o.ä.) nicht ansehen kann:
1961-2001
Es grüßt
Erebus
_________________ Es reicht bereits den physikalischen Gesetzen und den biologischen Regeln zu unterliegen.
Wir brauchen keine gesellschaftlichen Zwänge, die uns letztendlich zerbrechen.
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Hundefan Bester Freund des Menschen!
Anmeldungsdatum: 06.03.2006 Beiträge: 39
Wohnort: Auf´m Sofa
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(#432716) Verfasst am: 14.03.2006, 17:06 Titel: |
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Sorry, daß ich solange nicht geantwortet habe, aber ich lag mit ner Grippe im Bett.
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@Thao
Zitat: | Mir ist völlig unklar, warum du einseitig Bevölkerungsschrumpfung und Automatisierungsverluste gegenrechnen willst, die Verluste durch Produktionsverlagerungen aber davon ausnehmen willst. Zu der Größenordnung, die Zahl der Arbeitsfähigen nimmt erst seit 2000 ab, vorher gab es sogar einen Anstieg. Dagegen stehen Millionen von Arbeitsplatzverlusten durch Rationalisierung/Automatisierung. | Nö, die Produktionsverlagerungen will ich davon gar nicht ausnehmen. Mir ging es u.a. darum, zu zeigen, daß die Bevölkerungsabnahme positiv zu bewerten ist. Und nicht negativ, wie es uns die Politiker weismachen wollen. Daß die Rationalisierung jede Menge Arbeitsplätze gekostet hat denke ich auch.
Zitat: | Außerdem sollte die Staatsquote massiv erhöht werden, das schafft Arbeitsplätze und erhöht Lebensqualität. | Diese Logik erschließt sich mir nicht. Mit hoher Staatsquote verbinde ich eher einen krakenähnlichen Staat, der immer mehr Geld aus dem Bürger saugt, um es für unsinnige Projekte wie Erhöhung des EU-Beitrages zu verbraten.
Zitat: | Hundefan hat folgendes geschrieben:
Um Besteuerung, Einkommen und Vermeidung von Produktionsverlagerungen unter einen Hut zu bringen, sprach ich ja in meinem Anfangsposting den Protektionismus an. China praktiziert das so: Wer etwas in China verkaufen will, muß auch dort Produktion ansiedeln.
Dann müsste Deutschland aus der EU austreten. Nicht realistisch. | Keineswegs. Das müßte natürlich eine Regelung der EU-Hochlohnländer sein. Hier sieht man wieder wie verhängnisvoll die EU-Osterweiterung war. Alternativ könnte man auch über EU-weite Lohn- und Unternehmenssteuerstandards nachdenken.
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@erebus
Zitat: | wie kommst Du auf diese absurde Annahme, dass der Export Arbeit vernichtet?
Darf ich dir David Ricardo mit seiner Theorie der komperativen Kostenvorteile sehr anschaulich, logisch und wie ich finde auch einfach erklären. | Kleines Mißverständnis! Ich meine nicht, daß Export an sich Arbeitsplätze vernichtet, sondern nicht die entscheidende Einflußgröße bzgl. des entstehenden Wohlstandes ist. Deutschland ist dafür das beste Beispiel. Ricardos Theorie geht im Fall aktuelles Deutschland auch ein wenig an der Realität vorbei, da kein Land mehr ein Industriegut biliger als ein anderes herstellen kann - zumindestens nicht was die Produktionsverfahren anbetrifft. Die Produktionsverfahren sind weitgehend optimiert. Jetzt lassen sich nur noch Kostenvorteile durch ausbeuten der Arbeitnehmer erzielen und der Unternehmer macht das Rennen, der die Arbeiter am besten schindet. Um diesem für die Allgemeinheit schädlichem Treiben ein Riegel vor zu schieben, sollten die EU Lohnstandards festlegen - Mindestlöhne.
Zitat: | Hätten wir ein geringeres Außenhandelssaldo, so hätten wir so manchen Arbeitslosen mehr... | Kann man so nicht sagen, denn da die Steigerung des Außenhandelssaldos hier nicht mehr Arbeitsplätze schafft drängt sich der Umkehrschluß auf, daß weniger Saldo bestenfalls weniger Geld in den Konzerntaschen bedeutet.
Deine verlinkte Statistik konnte ich leider auch nicht ansehen. Keine Ahnung, welches Plugin dort verwendet wird.
_________________ "Freedom is another word for nothing left to loose..." Janis Joplin
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Konstrukt konstruktiver Radikalist
Anmeldungsdatum: 19.08.2005 Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten
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(#432728) Verfasst am: 14.03.2006, 17:39 Titel: |
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Die Statistiken zum Export sind mit äußerster Vorsicht zu genießen.
Denn es werden zum Beispiel all jene Unternehmen dabei mitgezählt, die eigentlich im Ausland (z.B. Polen) produzieren, ihren Hauptsitz jedoch in Deutschland haben und auf die angeblich exportierten Produkte in Deutschland ihre Steuern zahlen. Das macht z.B. dann Sinn, wenn in Deutschland höhere Abschreibungssätze gelten oder Subventionen fliessen, deren Fluß man natürlich nicht versiegen lassen will. Auch Vorsteuern können hierbei eine Rolle spielen. Insgesamt gibt es bekanntlich eine Menge Tricks, die gnadenlos angewendet werden. D.h. also, daß ein guter Teil der sogenannten Exporte in der Realität gar nicht exportiert wird, sondern eher importiert und nur über Deutschland weitergeleitet bzw. berechnet wird. Außerdem kann ein Exportüberschuß auch als volkswirtschaftlich schädlich betrachtet werden.
_________________ "Geisteskrank den eignen Namen sagen: Ich ich ich ich denke also bin ich - Bin ich nicht! Ich ist geisteskrank. Und kauf mir was." (Peter Licht)
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erebus wandelndes Paradoxon
Anmeldungsdatum: 14.08.2005 Beiträge: 998
Wohnort: ius talionis
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(#432862) Verfasst am: 14.03.2006, 22:20 Titel: |
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Konstrukt23 hat folgendes geschrieben: | Auch Vorsteuern können hierbei eine Rolle spielen. |
Ich frage mich noch immer, wie sich die Erhöhung der Umsatzsteuer auf 190 Promille wirklich auswirken wird.
Auf jeden Fall halte ich diesen Schritt für Fahrlässig...
Hundefan hat folgendes geschrieben: | Ich meine nicht, daß Export an sich Arbeitsplätze vernichtet, sondern nicht die entscheidende Einflußgröße bzgl. des entstehenden Wohlstandes ist. |
Ersetze "entstehenden" durch "bestehenden", so können wir nochmal reden;
derzeitig ist es tatsächlich so, dass der Export die wirtschaftliche Entwicklung trägt.
Hundefan hat folgendes geschrieben: | da kein Land mehr ein Industriegut biliger als ein anderes herstellen kann - zumindestens nicht was die Produktionsverfahren anbetrifft. |
Das ist nicht richtig; selbst für die Herstellung von Basischemikalien (welche ihren Namen durchaus verdient haben) gibt es oft verschiedene Verfahren und ein paar davon stehen noch unter Patentschutz.
Hundefan hat folgendes geschrieben: | Die Produktionsverfahren sind weitgehend optimiert. Jetzt lassen sich nur noch Kostenvorteile durch ausbeuten der Arbeitnehmer erzielen und der Unternehmer macht das Rennen, der die Arbeiter am besten schindet. |
Von diesen Irrglauben (s.o.) wird auch so mancher Manager getrieben.
Ich "freue" mich schon darauf, dass so mancher Politiker feststellt, dass die bisherige Energiepolitik völlig versagt hat und es günstig wird Menschen in Hamsterräder steckt um Strom zu erzeugen (klar, maßlos übertrieben)
Der "Faktor Mensch" ist oftmals nicht der größte Kostenanteil und vermeintliche Einsparpotenziale können in der Zukunft einen Wettbewerbsnachteil mit sich bringen.
(bestes Beispiel: Personalentwicklung)
Konstrukt23 hat völlig richtig festgestellt, dass die Statistik auch so manchen "Fehler" aufweist,
doch die Produktionen, welche vor allem auf den Export ausgerichtet sind, müssten Arbeitsplätze abbauen, sollte der Export wegfallen.
Allerdings hat er auch hiermit völlig Recht:
Konstrukt23 hat folgendes geschrieben: | Außerdem kann ein Exportüberschuß auch als volkswirtschaftlich schädlich betrachtet werden. |
Es grüßt
Erebus
PS: Ab und an wäre es wirklich schön den "volkommenen Markt" der volkswirtschfaftlichen Theorie vorzufinden...
[Nachtrag]
Falls es noch akut sein sollte: Gute Besserung!
_________________ Es reicht bereits den physikalischen Gesetzen und den biologischen Regeln zu unterliegen.
Wir brauchen keine gesellschaftlichen Zwänge, die uns letztendlich zerbrechen.
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