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Schuld, Mittäterschaft, Opfer?

 
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Nergal
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11433

Beitrag(#452093) Verfasst am: 14.04.2006, 18:04    Titel: Schuld, Mittäterschaft, Opfer? Antworten mit Zitat

Weil wir gerade, eigentlich ständig, über Religionen diskutieren deren Anhänger ein menschenverachtendes Weltbild verinnerlicht haben bzw unterstützen, dies alleine durch ihren Gott legitimiert sehen und keine anderen Maßstäbe anlegen bzw nicht anlegen können.
Nun meine Frage dazu: In wie weit sind die Anhänger einer Religion mitschuldig so sie zwar nicht selbst als Mörder/Terroristen tätig werden diese Taten aber gutheißen oder sich einer Äußerung enthalten, in wie weit ist man schuldig wenn man ein derartiges Weltbild stützt und derartige Gewaltakte in kauf nimmt?

Dazu fällt mir immer wieder das Beispiel des jungen Mannes ein der außer dem Nazionalsozialismus nichts kennengelernt hatte und mit 20 bei der SS-Totenkopf landete und skrupellos mordete.

In wie weit ist also jemand schuldig?
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Xamanoth
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Anmeldungsdatum: 07.04.2006
Beiträge: 7962

Beitrag(#452096) Verfasst am: 14.04.2006, 18:08    Titel: Re: Schuld, Mittäterschaft, Opfer? Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:

Nun meine Frage dazu: In wie weit sind die Anhänger einer Religion mitschuldig so sie zwar nicht selbst als Mörder/Terroristen tätig werden diese Taten aber gutheißen

Höchstens wegen Dummheit, das ist aber kein Verbrechen. Man kann auch die Selbstjustiz an einem Kinderschänder gutheißen, ohne schuldig zu sein.

Nergal hat folgendes geschrieben:

in wie weit ist man schuldig wenn man ein derartiges Weltbild stützt und derartige Gewaltakte in kauf nimmt?

Man müsste die Aspekte der Anstiftung und/oder Beihilfe schon sehr weit auslegen. Es gibt schließlich Kuschelislame, die gar nicht wissen, wie brutal der Kern ihrer Religion ist, oder sogr Immane, die dies nicht wahrhaben wollen. Genau, wie es Kuschelchristen gibt.




[/quote]
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sparkle
usual suspect



Anmeldungsdatum: 23.03.2006
Beiträge: 95
Wohnort: Asien

Beitrag(#455773) Verfasst am: 20.04.2006, 01:40    Titel: Antworten mit Zitat

Nein.
Erstens sind alle Religionen (zumindest die, die ich kenne) im Kern dazu da, dass sie die Menschen besser (!!!) machen. Gewalt, Expansionismus etc. kamen erst spaeter hinzu.
Zweitens entscheidet sich in traditionellen Laendern in der Regel niemand bewusst fuer seine Religion, sondern wird hineingeboren.
_________________
born to be free
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Surata
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Anmeldungsdatum: 29.03.2005
Beiträge: 17383

Beitrag(#455811) Verfasst am: 20.04.2006, 09:27    Titel: Re: Schuld, Mittäterschaft, Opfer? Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
Weil wir gerade, eigentlich ständig, über Religionen diskutieren deren Anhänger ein menschenverachtendes Weltbild verinnerlicht haben bzw unterstützen, dies alleine durch ihren Gott legitimiert sehen und keine anderen Maßstäbe anlegen bzw nicht anlegen können.


Ich denke, der Durchschnittsgläubige in unseren Gefilden hat eben dieses menschenverachtendes Weltild gar nicht verinnerlicht.

Deswegen reagieren sie (manche, viele, je nach Erfahrung) ja gerne mal geschockt, wenn man Dogmas, unschöne Stellen in der Bibel (im Gegensatz zu den schönen) oder die Geschichte der Religionen etwas genauer anspricht.

Weil sie sich selbst nur das ihnen passende rauspicken, ignorieren sie den Rest und identifizieren sich nicht mit den negativen Seiten und fühlen sich dafür auch nicht verantwortlich.

Mit gefällt das absolut nicht, aber wenn ich mich umschau, gibt es dieses Verhalten in nahezu allen Bereichen, ob Politik, Sport, Verehrung von Idolen usw.
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Doc Extropy
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 07.03.2006
Beiträge: 6149

Beitrag(#455814) Verfasst am: 20.04.2006, 09:33    Titel: Antworten mit Zitat

sparkle hat folgendes geschrieben:
Nein.
Erstens sind alle Religionen (zumindest die, die ich kenne) im Kern dazu da, dass sie die Menschen besser (!!!) machen. Gewalt, Expansionismus etc. kamen erst spaeter hinzu.
Zweitens entscheidet sich in traditionellen Laendern in der Regel niemand bewusst fuer seine Religion, sondern wird hineingeboren.


Irrtum. Die Religionen dienten nur dem Zweck der Absicherung des bequemen Lebens für die Herrschenden (inkl. der religiösen Funktionäre).

"Besser" gilt hier nur im Sinne von "pflegeleichter", "fortpflanzungsfreudiger (zwecks Lohndumping, etc...)" und dergleichen.
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Heike J
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#455815) Verfasst am: 20.04.2006, 09:41    Titel: Antworten mit Zitat

Doc Extropy hat folgendes geschrieben:
sparkle hat folgendes geschrieben:
Nein.
Erstens sind alle Religionen (zumindest die, die ich kenne) im Kern dazu da, dass sie die Menschen besser (!!!) machen. Gewalt, Expansionismus etc. kamen erst spaeter hinzu.
Zweitens entscheidet sich in traditionellen Laendern in der Regel niemand bewusst fuer seine Religion, sondern wird hineingeboren.


Irrtum. Die Religionen dienten nur dem Zweck der Absicherung des bequemen Lebens für die Herrschenden (inkl. der religiösen Funktionäre).

"Besser" gilt hier nur im Sinne von "pflegeleichter", "fortpflanzungsfreudiger (zwecks Lohndumping, etc...)" und dergleichen.


Jepp, "besser" ist halt eine Frage der Interpretation. Bessere Untertanen, bessere Soldaten.
Menschen, die in ein enges Korsett religiöser Normen gezwängt werden, sind nun mal leichter zu händeln, als selbstbestimmte, selbstdenkende Menschen.
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Surata
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Anmeldungsdatum: 29.03.2005
Beiträge: 17383

Beitrag(#455817) Verfasst am: 20.04.2006, 09:45    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:

Menschen, die in ein enges Korsett ideologischer Normen gezwängt werden, sind nun mal leichter zu händeln, als selbstbestimmte, selbstdenkende Menschen.


Änderung von mir. Ich denke so ist es umfassender.
Auch Religionen sind Ideologie.
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Sehwolf
registrierter User



Anmeldungsdatum: 26.03.2006
Beiträge: 10077

Beitrag(#455935) Verfasst am: 20.04.2006, 12:41    Titel: Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
In wie weit sind die Anhänger einer Religion mitschuldig so sie zwar nicht selbst als Mörder/Terroristen tätig werden diese Taten aber gutheißen oder sich einer Äußerung enthalten, in wie weit ist man schuldig wenn man ein derartiges Weltbild stützt und derartige Gewaltakte in kauf nimmt?
Schuldig sind sie nicht, aber blöd und inkonsequent: Das woraus die einen die Brechtigung zum Mord begründen, dient den anderen als Basis ihres Glaubens. Eine Art passiver Schuld sehe ich höchstens darin, dass sie durch ihre bloße "Mitgliedschaft" Macht verleihen: Der Papst zB spricht für alle Katholiken, auch wenn zB seine Entscheidung bzgl. Verhütung/Aids von den allerwenigstens für moralisch gehalten wird. Da liegt mE die Inkosequenz des durchschnittlichen deutschen (europäischen) Christen, daraus würde ich aber in dem Falle noch keine direkte Schuld ableiten. Spätestens wegen so einer Frage müßte man als Christ konsequenterweise aus der Kirche austreten imho.


T.
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Heidi
registrierter User



Anmeldungsdatum: 06.03.2006
Beiträge: 113

Beitrag(#455942) Verfasst am: 20.04.2006, 12:50    Titel: Re: Schuld, Mittäterschaft, Opfer? Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
Weil wir gerade, eigentlich ständig, über Religionen diskutieren deren Anhänger ein menschenverachtendes Weltbild verinnerlicht haben bzw unterstützen, dies alleine durch ihren Gott legitimiert sehen und keine anderen Maßstäbe anlegen bzw nicht anlegen können.
Nun meine Frage dazu: In wie weit sind die Anhänger einer Religion mitschuldig so sie zwar nicht selbst als Mörder/Terroristen tätig werden diese Taten aber gutheißen oder sich einer Äußerung enthalten, in wie weit ist man schuldig wenn man ein derartiges Weltbild stützt und derartige Gewaltakte in kauf nimmt?


Nur Angehöriger einer Religion zu sein, macht noch keine Schuld aus. Denn eine Angehörigkeit reicht von "etwas" evtl. auch nur "Schein" bis zu "fanatisch".

Allerdings, wenn man als Angehöriger einer Religion schon so weit geht, mörderische/terroristische Taten gutzuheißen, dann haben die mörderischen/terroristischen Taten ihren Zweck erfüllt, denn die Gläubigen stehen dahinter und derjenige, der das gutheißt bzw. in Kauf nimmt, ist durchaus in gewissem Sinne mit schuld.

Wer sich aber einer Äußerung dazu enthält, muss nicht unbedingt schlecht sein, weil er eben die Taten nicht verurteilt. Das kommt ja manchmal auch etwas aufs Umfeld drauf an.

Die Frage ist eben wirklich, inwieweit sich jemand tatsächlich auf das ganze Weltbild stützt, das auch die terroristischen Taten mit einschließt. Und das ist bei Religionen wirklich nicht leicht zu sagen.

Finde es übrigens gut, dass du das Beispiel mit dem SS-Man gebracht hast, das zeigt, dass du Ideologien auch als eine Art Religion ansieht.
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#456093) Verfasst am: 20.04.2006, 17:03    Titel: Antworten mit Zitat

"Schuld" hat man immer, wenn man (mit) dafür verantwortlich ist, wenn schlimme Dinge geschehen.

Unwissenheit schützt davor nicht; sie mindert nur die Schuld.

Ein Großteil des Erfolges der christlichen Religion beruht auf dem Aspekt, dass sie meines Erachtens völlig richtig erfasst hat, dass sich jeder Mensch zwangsläufig im Leben "schuldig" macht.

Die Schlußfolgerung ("Erbsünde" etc.) sind nur nicht richtig.

Jeder hat im Leben die Chance , zu lernen.

"Das Beispiel des jungen Mannes (...), der außer dem Nazionalsozialismus nichts kennengelernt hatte und mit 20 bei der SS-Totenkopf landete und skrupellos mordete. " istfiktiv, denn selbstverständlich hatte jedermann auch im NS-Staat andere Dinge kennengelernt außer dem NS.

Manche mehr, mache weniger, und wir heute lebenden sind weitgehend NS-frei sozialisiert in der Regel.

Künftige Generationen werden versucht sein, über uns so zu urteilen wie wir über die "blutrünstigen Hunnen".

Ich hoffe, dass sie dass dann nicht in einem Internetforum machen werden, denn die Frage nach menschlicher Schuld ist viel zu komplex, um an einem solchen Ort diskutiert, geschweige denn beantwortet werden zu können.
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 22267

Beitrag(#456204) Verfasst am: 20.04.2006, 20:09    Titel: Antworten mit Zitat

Es gibt dazu, wieder mal, einen Aufsatz von Paul Tillich, der sich mit der Frage der Kollektivschuld der Deutschen auseinander setzt und auf die Frage hier glaube ich übertragbar ist.
Wer verbrecherische Taten gutheißt, macht sich natürlich schuldig, wenn auch in geringerem Maße als die Täter und Mittäter. In diesem direkten Sinne, in dem man das Wort "schuldig" gewöhnlich gebraucht, machen sich natürlich Leute, die nur die Religion teilen, die Taten aber nicht gutheißen (oder gar verurteilen), auch nicht schuldig. (Genauso, wie jemand im Dritten Reich nicht schuldig war, nur weil er Deutscher war.)
Allerdings spricht Tillich auch von einer Schuld, die dadurch entsteht, dass man nicht genug getan hat (oder zu schwach, zu dumm ... war), um die Verbrechen zu verhindern. In diesem Sinn, schreibt Tillich, habe auch er angesichts des Dritten Reichs "Schuld" gefühlt, weil er sich fragte, ob er nicht mehr hätte dagegen tun können (obgleich er einer der wenigen Theologen war, die absolut eindeutig und ohne jedes Herumeiern gegen den NS Stellung bezogen haben, und deswegen auch direkt 1933 emigrieren musste). In diesem Sinne könnte sich vielleicht auch jeder Muslim, Christ, Hindu ... "schuldig" fühlen angesichts von Verbrechen, die im Namen seiner Religion verübt werden, weil er sich fragen könnte, ob er nicht unter seinen Glaubensgenossen stärker für eine friedliche Religion hätte werben können.
Das ist aber eine Schuld, die erstens niemand einem anderen von außen zusprechen kann; und der man zweitens auch nicht durch Religionswechsel/-austritt würde entgehen können (selbst wenn man so einfach bewusst seinen Glauben ablegen wollen könnte), denn auch dadurch würde man ja keine Verbrechen verhindern. Im Gegenteil würde man seine Religion um so stärker den Fanatikern überlassen.
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sparkle
usual suspect



Anmeldungsdatum: 23.03.2006
Beiträge: 95
Wohnort: Asien

Beitrag(#456490) Verfasst am: 21.04.2006, 07:45    Titel: Antworten mit Zitat

Doc Extropy hat folgendes geschrieben:

"Besser" gilt hier nur im Sinne von "pflegeleichter", "fortpflanzungsfreudiger (zwecks Lohndumping, etc...)" und dergleichen.


Mit "besser" meinte ich, dass alle Religionen das Toeten, Stehlen, usw. als moralisch verwerflich betrachten. Wie gesagt, die Ausnahmeregeln (Du darfst alles toeten, das nicht xlich ist) kamen erst spaeter.
_________________
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Nergal
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11433

Beitrag(#456671) Verfasst am: 21.04.2006, 14:19    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Mit "besser" meinte ich, dass alle Religionen das Toeten, Stehlen, usw. als moralisch verwerflich betrachten. Wie gesagt, die Ausnahmeregeln (Du darfst alles toeten, das nicht xlich ist) kamen erst spaeter.


Stimmt so nicht!

Die christliche/jüdische Rel. zB. unterschied von Anfang an zwischen zB töten im Auftrag Gottes und Mord dh dem Töten außerhalb der göttlichen Ordnung, oder wier erklärst du dir das Moses mit den Gesetzestafeln vom Berg stige und dann 3000 der Goldkalbjünger töten lies obwohl auf seinen Tafeln stand "Du sollst nicht töten!" ?
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