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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#462118) Verfasst am: 29.04.2006, 12:09 Titel: |
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Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | - Nun, deshalb halte ich "z.B." trotzdem nix von einem rassistisch motivierten Sozialdarwinismus
oder einer völligen Entgrenzung des Kapitalismus...also dem gar nix mehr Einhalt gebietet.
Die Übertragung von Verhältnissen die wir meinen in der Natur zu erkennen - auf den
Menschen - ist schon derartig oft gescheitert, dass sie dementsprechend wenig Sinn
macht. Ist ein bisschen spät für die "Rückkehr ins Königreich der Tiere".
Der Mensch ist nicht nur ein Raubtier, sondern auch ein soziales Wesen. |
Weißt du eigentlich wa für einen Unsinn du da schreibst? Auch in der Natur gibt es nihct nur Kampf, sondern auch Kooperation in Masse. Und natürlich gelten die Gesetze der Natur auch für den #Menschen, schließlich ist der Mensch auch nicht mehr als ein Tier, das in der Evolution Glück hatte.
Maßgeblich kann aber nicht die Betrachtung von verschiedenen Tierarten, sondern von Artgenossen untereinander sein.
Und da gibt es auch so etwas wie soziales Verhalten - und Kriege. Elephanten, Affen, Löwen, Wölfe, ja selbst Ameisen- Bienen- und Termitenschwärme können helfen, soziale Prozesse zu verstehen.
Die Maschinengewehre besagen nichts über einen Unterschied des menschlichen Charakters zum tierischen, sondern nur über die Möglichkeiten.
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#462131) Verfasst am: 29.04.2006, 12:33 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | - Nun, deshalb halte ich "z.B." trotzdem nix von einem rassistisch motivierten Sozialdarwinismus
oder einer völligen Entgrenzung des Kapitalismus...also dem gar nix mehr Einhalt gebietet.
Die Übertragung von Verhältnissen die wir meinen in der Natur zu erkennen - auf den
Menschen - ist schon derartig oft gescheitert, dass sie dementsprechend wenig Sinn
macht. Ist ein bisschen spät für die "Rückkehr ins Königreich der Tiere".
Der Mensch ist nicht nur ein Raubtier, sondern auch ein soziales Wesen. |
Weißt du eigentlich wa für einen Unsinn du da schreibst? |
- Klar, weiß ich was ich schreibe. Nicht erst seit gestern.
Zitat: | Auch in der Natur gibt es nihct nur Kampf, sondern auch Kooperation in Masse. |
- Stimmt genau. Soweit so gut.
Zitat: | Und natürlich gelten die Gesetze der Natur auch für den #Menschen, schließlich ist der Mensch auch nicht mehr als ein Tier, das in der Evolution Glück hatte. |
- Nun, ich sehe keinen stichhaltigen Grund,
warum sich ein Mensch, wie z.B. ein "Wolf"
verhalten sollte. (Oder den Wölfen gleich werden sollte)
Die Verhaltensweise eines Menschen ist doch
offensichtlich nicht die Gleiche wie die des Wolfes.
"Lasst uns alle Wölfe sein !" - klingt jedenfalls
nicht sehr vernünftig.
Wenn es also bereits die Kategorie "Mensch",
gibt, dann mache ich mich nicht zum Affen.
Selbst wenn wir davon abstammen oder
meinetwegen gemeinsame Vorfahren haben.
Genetisch sind ja alle Lebewesen miteinander
verwandt.
Was ist der Affe für den Menschen?
Ein Gelächter oder eine schmerzliche Scham.
Friedrich Nietzsche, (1844 - 1900)
Im Vergleich zum Menschen ist selbst der stattlichste Affe scheußlich.
Heraklit von Ephesus, (etwa 540 - 480 v. Chr.),
Zitat: | Maßgeblich kann aber nicht die Betrachtung von verschiedenen Tierarten, sondern von Artgenossen untereinander sein. |
- Deshalb sage ich ja, dass es nicht viel Sinn macht
den Mensch ins Königreich der Tiere zurückzuverfrachten.
Daß ihr doch wenigstens als Tiere vollkommen wäret!
Aber zum Tiere gehört die Unschuld.
Friedrich Nietzsche, (1844 - 1900), deutscher Philosoph
Zitat: | Und da gibt es auch so etwas wie soziales Verhalten - und Kriege. Elephanten, Affen, Löwen, Wölfe, ja selbst Ameisen- Bienen- und Termitenschwärme können helfen, soziale Prozesse zu verstehen. |
- Sicher. Nur der Mensch zeichnet sich noch mit ein
wenig mehr "Vorstellungsvermögen" aus. Das heißt,
er reflektiert und abstrahiert. Z.B. kann sich ein
Mensch in andere Lebewesen hineinversetzen.
(also z.B. in deren Verhaltensweisen)
Zitat: | Die Maschinengewehre besagen nichts über einen Unterschied des menschlichen Charakters zum tierischen, sondern nur über die Möglichkeiten. |
- Nun, es gibt wohl nicht viele Tierarten, die dazu fähig sind sich selbst auszulöschen.
Der Mensch sieht sich ja an der Spitze der sogenannten Nahrungskette oder auch
gelegentlich als Krone der Schöpfung oder stellt den Menschen in den Mittelpunkt
des Universums(so wie bei manchen Humanisten). Da wird also schon deutlich,
dass der Mensch meint er müsse einen Herrschaftsanspruch vertreten.
Die meisten Tiere töten ja nicht zum Vergnügen. Der Mensch durchaus.
Ich fürchte, die Tiere betrachten den Menschen als ein Wesen ihresgleichen, das in höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat, - als das wahnwitzige Tier, als das lachende Tier, als das weinende Tier, als das unglückselige Tier.
Friedrich Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft
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Miserabella registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.03.2005 Beiträge: 68
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(#466464) Verfasst am: 05.05.2006, 12:13 Titel: re |
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@ Schmerzlos
Irgendwie werde ich nicht ganz schlau, worum es dir überhaupt geht, bei deiner "Nietzscheanalyse", aber mir kommt es so vor, als wenn für dich nur die Interpretationen wahr sind, die nach deinem Dafürhalten das Etikett Buddhismus tragen, was auch immer du darunter verstehst.
Ich will gar nicht bestreiten, dass dies nicht dein gutes Recht ist, nur, und das ist natürlich meine Interpretation:
Solange du unter dieser Brille Nietzsche liest, wirst du m. E. nicht wirklich verstehen können, was Nietzsche wesentlich ausmacht und zwar deshalb, so vermute ich, weil dir eine Heilslehre im Nacken sitzt, die Nietzsche selbst so nicht akzeptiert hätte.
Mag sein, dass Nietzsche den Buddhismsu nicht buddhistisch verstanden hat, warum auch, täte er es, wäre er "Buddhist" und nicht Nietzsche und man tut sich m.E. wesentlich leichter, wenn man erkennt, dass ein wesentliches Element in Nietzsches Denken zu sein scheint, sich selbst zu erkennen und dadurch, jenen elementaren Wunsch nach Freiheit zu erlangen, der nun mal nur durch sich selbst zu erreichen ist.
Gruß Miserabella
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Cato Der Freund der Bösen
Anmeldungsdatum: 13.08.2005 Beiträge: 970
Wohnort: Wolkenkuckucksheim
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(#466934) Verfasst am: 05.05.2006, 22:34 Titel: |
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Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | - Nietzsche vertrat einen individuellen Relativismus.
Gäbe es Gott, wie könnten wir es ertragen, nicht Gott zu sein.
Friedrich Nietzsche, (1844 - 1900) |
Was etwas sehr Lobenswertes ist, möchte ich noch hinzufügen.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | - Nun, deshalb halte ich "z.B." trotzdem nix von einem rassistisch motivierten Sozialdarwinismus oder einer völligen Entgrenzung des Kapitalismus...also dem gar nix mehr Einhalt gebietet. Die Übertragung von Verhältnissen die wir meinen in der Natur zu erkennen - auf den Menschen - ist schon derartig oft gescheitert, dass sie dementsprechend wenig Sinn macht. Ist ein bisschen spät für die "Rückkehr ins Königreich der Tiere".
Der Mensch ist nicht nur ein Raubtier, sondern auch ein soziales Wesen. |
Seine Wurzeln zu verleugnen ist für gewöhnlich wenig hilfreich; aber wir sind uns tatsächlich mal in einem Punkt einig? Wie konnte es bloß so weit kommen? Den Kapitalismus wird dies trotzdem nicht retten, mag er auch unter bestimmten Bedingungen recht brauchbar sein – eine Zukunft hat diese systematische Ressourcenverschwendung und Ineffizienz durchaus nicht...
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | - Diese Wiederholung mit dem "Gezücht" oder "Züchtung" halte ich für Unfug.
Es gibt auch genügend Menschen die "z.B." behindert sind und denen ich trotzdem
nicht absprechen würde, dass sie "wertvoll" sind. |
Dennoch wird hier vielerlei herangezüchtet, das mir so ganz und gar nicht gefällt: Die heutigen Schulen vermitteln wohl kaum noch etwas das man Bildung nennen könnte; die Massenarbeitslosigkeit führt zu einer permanenten Existenz- und Zukunftsangst, der Bereitschaft alles zu tun, wenn man doch dafür nur seinen Arbeitsplatz sicher habe - ein sehr mächtiges Werkzeug; die systematische Verdummung durch Massenmedien und Massenunterhaltung; dazu noch die politische Entmündigung der Menschen; die Privatisierung des öffentlichen Lebens und des geistigen Leben – was für Menschen wohl aus solchen Zuständen hervorgehen werden?
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | - Nunja, wenn man betrachtet, was sich der "Sozialstaat" über Jahre alles
geleistet hat, dann wird jetzt nur deutlich, dass das nicht gut gehen konnte.
D.h. Reformen sind nun unvermeidlich - bis unausweichlich.
Ich kenne jedenfalls keinen Staat der sich so ein
soziales Netz leistet. Jammern wird da nicht
helfen. Letztlich geht es uns immer noch
besser als den meisten anderen Staaten. |
Noch; aber man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, wie tief dieser Staat fallen wird; politische Notwendigkeiten und Zwecke lassen sich eben nicht für immer ausblenden – und eine Regierung, die es über Jahrzehnte nicht kümmert wie sich ihre Bevölkerung entwickelt, die zahlt einen hohen Preis, sollten ihr einmal die Bürger ausgehen... und die Reformen von Merkel und Konsorten beschleunigen den Niedergang – ein wohlhabendes Land kann eben nicht mit armen Billiglohnländern nach Marktpreisen konkurrieren...
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: |
Der Mittelstand ist zweifellos nicht begeistert
von den sehr hohen Lohnnebenkosten. |
Kümmert dies den Staat? Er ruht auf der Masse seiner bürgerlichen Mittelschicht und lässt er diese zu Grunde gehen im Namen niedriger Löhne, so gibt es niemanden, der sich um sein weiteres Schicksal kümmert – die Reichen sind heutzutage nicht mehr an ihren Staat gebunden. Die ganze Welt steht ihnen und ihrem Kapital offen und so fließt auch nichts mehr zurück in die jeweiligen Gemeinwesen...
_________________ Im Übrigen bin ich dafür, dass der Monotheismus zerstört werden muss.
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#467430) Verfasst am: 06.05.2006, 18:14 Titel: Re: re |
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Miserabella hat folgendes geschrieben: | @ Schmerzlos
Irgendwie werde ich nicht ganz schlau, worum es dir überhaupt geht, bei deiner "Nietzscheanalyse", |
- Eine Nietzscheanalyse war das (noch) nicht.
Seine Philosophie ist dafür auch viel zu komplex, um da eine bestimmte
Schublade aufzumachen. Nietzsche ging es darum, den für ihn gegebenen
Nihilismus zu überwinden. Also mehr oder weniger einem sinnlosen und
bedeutungslosen Dasein - nach der Verkündigung des Todes Gottes -
einen neuen Sinn zu geben.
Er fragt daher: "Müssen wir nicht selber zu Göttern werden ?" Seine Antwort
darauf ist sein Übermensch, dass ein Regulativ darstellt. Der "Übermensch"
ist nach ihm der Sinn der Erde.
Zitat: | aber mir kommt es so vor, als wenn für dich nur die Interpretationen wahr sind, die nach deinem Dafürhalten das Etikett Buddhismus tragen, was auch immer du darunter verstehst. |
- Nietzsche war "ekektisch". Das heißt er hat sich überall reichlich bedient, wo es im sinnvoll
erschien. Sein philosophischer Ziehvater war Schopenhauer(Neobuddhismus),
von dem er später eine geistige Trennung vollzog.
Zitat: | Ich will gar nicht bestreiten, dass dies nicht dein gutes Recht ist, nur, und das ist natürlich meine Interpretation:
Solange du unter dieser Brille Nietzsche liest, wirst du m. E. nicht wirklich verstehen können, was Nietzsche wesentlich ausmacht |
- Ich kann Deine Meinung akzeptieren, allerdings scheint Dir Nietzsches
Anspruch noch nicht so recht klar zu sein. Ich habe gar nicht behauptet
Nietzsche sei Buddhist, sondern er würde sich in seinem Werk immer
wieder auf alt-indische Schriften beziehen. Insbesondere Schopenhauer.
Die Verbindungen zu diesen Denkrichtungen sind jedenfalls sehr deutlich.
Er vertritt geradezu ein "Anti-Nirwana". Die Begrifflichkeit des Übermenschen
hat er bei Buddha beispielsweise abgekupfert - allerdings vertritt er da seine
ganz "eigene" Interpretation, also durchaus sehr verzerrt.
Auch bezogen auf den Brahmaismus finden sich bei ihm Einflüsse.
Z.B. seine Vorstellungen in Bezug auf ein Kastensystem oder sogar
viele erkenntnistheoretische Einsichten. Z.B. die "Bedingte Entstehung",
oder seine Welt des "Werdens". Aber das nur am Rande.
Nietzsche ging davon aus, dass das Dasein überhaupt
nur ästhetisch gerechtfertigt sei. Daher wollte er
das Leben vergöttlichen. So hat er denn als
sogenannter Nihilist, dann doch noch einen
Wert angenommen. (nämlich das Leben)
Schon sind wir beim "Existenzialismus"
angelangt.
Zitat: | und zwar deshalb, so vermute ich, weil dir eine Heilslehre im Nacken sitzt, die Nietzsche selbst so nicht akzeptiert hätte. |
- Da vermutest Du falsch. Mir sitzt weder Nietzsche noch Buddha im Nacken.
Ich habe mich ziemlich lange mit diesen Philosophien beschäftigt.
Allerdings auch mit dem Christentum und noch so einigen
anderen Sachen. Das macht mich ja nicht zum Buddhisten,
Nietzschianer oder Christen. Sonst wäre ja jeder der
die Bibel liest Christ...
Zitat: | Mag sein, dass Nietzsche den Buddhismsu nicht buddhistisch verstanden hat, warum auch, täte er es, wäre er "Buddhist" und nicht Nietzsche |
- Wenn er sich schon so reichlich bedient, dann würde ich wenigstens erwarten,
dass er das womit er sich beschäftigt auch versteht. Aber weder Schopenhauer
noch Nietzsche konnten den Buddhismus so richtig nachvollziehen.
So ist bei Schopenhauer von "Willensverneinung" die Rede und
bei Nietzsche von Willensbejahung. Schopenhauer wollte
den Willen sogar zum "Ding an sich" machen.
Nietzsche hielt den Buddhismus für so eine Art Askese oder Diätik...
Zitat: | und man tut sich m.E. wesentlich leichter, wenn man erkennt, dass ein wesentliches Element in Nietzsches Denken zu sein scheint, sich selbst zu erkennen und dadurch, jenen elementaren Wunsch nach Freiheit zu erlangen, der nun mal nur durch sich selbst zu erreichen ist.
Gruß Miserabella |
- Er war schon ein kleiner Egozentriker.
Nietzsche sah im "Willen zur Macht" das Entscheidende,
bzw. das bezieht er dann auf seine "Selbsterkenntnis".
Wenn Freiheit gewollt auf Kosten anderer geht,
was ist das dann für eine Freiheit...
Gruß Schmerzlos
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Zwischenrufer registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.05.2006 Beiträge: 91
Wohnort: Berlin
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(#468599) Verfasst am: 08.05.2006, 11:36 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Darf ich euren Streit mal bitte, nur ganz kurz, unterbrechen und eine Frage zu Nietzsche stellen?
Hat er nicht total gegen seine Lehre gelebt? Also kein Widerspruch innerhalb des Werkes, sondern zwischen Werk und Leben?
- hypochondrischer Vegetarier
- im Alltag angeblich höflich und bescheiden
- als Kind stiller, ernster, braver Junge, der sogar mal Pfarrer werden wollte (stimmt das?)
- umarmt ein Pferd aus Mitlied, wenn es geschlagen wird |
+ seine mangelnde Souveränität bei Frauen
Photo mit Lou und Paul Ree
http://www.virtusens.de/walther/lou_ree.jpg
Wer hat die Peitsche in der Hand!
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Miserabella registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.03.2005 Beiträge: 68
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(#475647) Verfasst am: 15.05.2006, 17:50 Titel: Re: re |
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@ Schmerzlos
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: |
Seine Philosophie ist dafür auch viel zu komplex, um da eine bestimmte
Schublade aufzumachen. |
Ganz richtig.
Zitat: | Nietzsche ging es darum, den für ihn gegebenen
Nihilismus zu überwinden. Also mehr oder weniger einem sinnlosen und
bedeutungslosen Dasein - nach der Verkündigung des Todes Gottes -
einen neuen Sinn zu geben. |
Das verstehe ich irgendwie ganz anders. Nietzsche scheint mir und das erwähnt er selbst seinem inneren Psychologen zu folgen, in der Beurteilung seiner Wirklichkeit und kommt ja schließlich dazu gerade das Erschaffen selbst, gegen die Sinnlosigkeit des Nihilimus zu setzen.
Die Sinnlosigkeit des Leidens, nicht das Leiden, war der Fluch, der bisher über der Menschheit ausgebreitet lag, - und das asketische Ideal bot ihr einen Sinn. Es war bisher der einzige Sinn, irgendein Sinn ist besser als gar kein Sinn, ...die ungeheure Leere scheint ausgefüllt , die Tür schloss sich vor allem selbstmörderischen Nihilsmus zu. Die Auslegung - es ist kein Zweifeln - bracht eneutes Leiden unter die Perspektive der ScHuld, aber trotz alledem, der Mensch war gerettet, er hatte einen Sinn....
Es geht hier nicht darum, den Nihilsimus gut zu heißen, sondern dem was ist, ins Auge zu schauen und die ungeheure Kraf, mehr an Kraft zu entdecken, Freiheit zu gewinnen im Schaffen.
Zitat: | Er fragt daher: "Müssen wir nicht selber zu Göttern werden ?" |
Wo ist das Problem?
Zitat: | Nietzsche war "ekektisch". Das heißt er hat sich überall reichlich bedient, wo es im sinnvoll
erschien. Sein philosophischer Ziehvater war Schopenhauer(Neobuddhismus),
von dem er später eine geistige Trennung vollzog. |
Ähm, irgendwie bekomme ich da geistiges Ohrenschmerzen, bei dieser Schublade. Man kann nun mal nur mit dem Philosophieren, was da ist und letztendlich ist jeder Philosoph der Erschaffer seiner nachvollzogenen Gedanken und wenn er bewußt ist, der Sucher nach dem, was sein Denken ausmacht.
Zitat: | Ich will gar nicht bestreiten, dass dies nicht dein gutes Recht ist, nur, und das ist natürlich meine Interpretation:
Solange du unter dieser Brille Nietzsche liest, wirst du m. E. nicht wirklich verstehen können, was Nietzsche wesentlich ausmacht |
Zitat: | Ich habe gar nicht behauptet
Nietzsche sei Buddhist, |
Und ich wiederum habe nicht behauptet, dass du das behauptet hast, sondern habe erwähnen wollen, dass jemand, der Buddha versteht, wohl Buddhist sein muß, was ich allerdings im Nachhinein sehr unsauber von mir gedacht finde, denn wie du richtig sagst, ist man ja nicht unbedingt Christ, wenn man die Lehre versteht und selbst dann ist man nur wieder das eigene Begreifen, natrülich mit der ganzen Palette an Argumenten.
Zitat: | sondern er würde sich in seinem Werk immer
wieder auf alt-indische Schriften beziehen |
Das ist für mich kein Argument, weil ich noch nicht einmal weiß, wofür es denn ein Argument sein soll. Dass Nietzsche die alten Inder kannte, dürfte klar sein und dennoch entwickelt er eigene Gedanken . Dass Gedanken sich ähneln, ist ja kein Geheimnis, wichtig scheint mir, dass sie nachvollzogen werden.
Zitat: | Er vertritt geradezu ein "Anti-Nirwana". Die Begrifflichkeit des Übermenschen
hat er bei Buddha beispielsweise abgekupfert - allerdings vertritt er da seine
ganz "eigene" Interpretation, also durchaus sehr verzerrt. |
Wie rechtfertigst du dies? Wer zuerst lebt, dem gehört der Gedanke?
Ich habe nichts dagegen, gedankliche Parallelen aufzudecken, das ist für mich selbst eine Art Sport, aber das Wort abkupfern käme mir nicht über die Lippen, nicht wenn ich den gedanklichen Prozess eines Menschen, der nun mal stattfindet, achten möchte.
Und es ist nun mal so, dass Nietzsche mit seiner eigenen Interpretation niemals eine Verzerrung sein kann.
[quote]Das macht mich ja nicht zum Buddhisten,
Nietzschianer oder Christen. Sonst wäre ja jeder der
die Bibel liest Christ...[/quot€]
Klingt gut. Ich selbst mag allgemeine Bezeichnungen, was man ist, sowieso nicht.
Zitat: | - Wenn er sich schon so reichlich bedient, |
Tut mir leid, ich halte das einfach für ne komische Marotte, das so zu benennen.
Zitat: | Nietzsche hielt den Buddhismus für so eine Art Askese oder Diätik... |
Er betrachtet ihn ja auch aus einem ganz anderen Blickwinkel.
Der Buddhismus ist hundert Mal realistischer als das Christenthum, - er hat die Erbschaft des objektiven und kühlen Probleme-Stellens im Leibe, er kommt nach einer Hunderte von Jahren dauernden philosophischen Bewegung, der Begriff "Gott" ist bereits abgethan, als er kommt. Der Buddhismus ist die einzige eigentlich positivistische Religion, die uns die Geschichte zeigt, auch noch in seiner Erkenntnisstheorie (einem strengen Phänomenalismus -), er sagt nicht mehr "Kampf gegen Sünde", sondern, ganz der Wirklichkeit das Recht gebend, "Kampf gegen das Leiden". Er hat - dies unterscheidet ihn tief vom Christenthum - die Selbst-Betrügerei der Moral-Begriffe bereits hinter sich, - er steht, in meiner Sprache geredet, jenseits von Gut und Böse. - Die zwei physiologischen Thatsachen, auf denen er ruht und die er ins Auge fasst, sind: einmal eine übergrosse Reizbarkeit der Sensibilität, welche sich als raffinirte Schmerzfähigkeit ausdrückt, sodann eine Übergeistigung, ein allzulanges Leben in Begriffen und logischen Prozeduren, unter dem der Person-Instinkt zum Vortheil des "Unpersönlichen" Schaden genommen hat (- Beides Zustände, die wenigstens Einige meiner Leser, die "Objektiven", gleich mir selbst, aus Erfahrung kennen werden) Auf Grund dieser physiologischen Bedingungen ist eine Depression entstanden: gegen diese geht Buddha hygienisch vor. Er wendet dagegen das Leben im Freien an, das Wanderleben, die Mässigung und die Wahl in der Kost; die Vorsicht gegen alle Spirituosa; die Vorsicht insgleichen gegen alle Affekte, die Galle machen, die das Blut erhitzen; keine Sorge, weder für sich, noch für Andre. Er fordert Vorstellungen, die entweder Ruhe geben oder erheitern - er erfindet Mittel, die andren sich abzugewöhnen. Er versteht die Güte, das Gütig-sein als gesundheitfördernd. Gebet ist ausgeschlossen, ebenso wie die Askese; kein kategorischer Imperativ, kein Zwang überhaupt, selbst nicht innerhalb der Klostergemeinschaft (- man kann wieder hinaus -) Das Alles wären Mittel, um jene übergrosse Reizbarkeit zu verstärken. Eben darum fordert er auch keinen Kampf gegen Andersdenkende; seine Lehre wehrt sich gegen nichts mehr als gegen das Gefühl der Rache, der Abneigung, des ressentiment (- "nicht durch Feindschaft kommt Feindschaft zu Ende": der rührende Refrain des ganzen Buddhismus ... ) Und das mit Recht: gerade diese Affekte wären vollkommen ungesund in Hinsicht auf die diätetische Hauptabsicht. Die geistige Ermüdung, die er vorfindet, und die sich in einer allzugrossen "Objektivität" (das heisst Schwächung des Individual-Interesses, Verlust an Schwergewicht, an "Egoismus") ausdrückt, bekämpft <er> mit einer strengen Zurückführung auch der geistigsten Interessen auf die Person. In der Lehre Buddha's wird der Egoismus Pflicht: das "Eins ist Noth", das "wie kommst du vom Leiden los" regulirt und begrenzt die ganze geistige Diät (- man darf sich vielleicht an jenen Athener erinnern, der der reinen "Wissenschaftlichkeit" gleichfalls den Krieg machte, an Sokrates, der den Personal-Egoismus auch im Reich der Probleme zur Moral erhob.)
Die Voraussetzung für den Buddhismus ist ein sehr mildes Klima, eine grosse Sanftmuth und Liberalität in den Sitten, kein Militarismus; und dass es die höheren und selbst gelehrten Stände sind, in denen die Bewegung ihren Heerd hat. Man will die Heiterkeit, die Stille, die Wunschlosigkeit als höchstes Ziel, und man erreicht sein Ziel. Der Buddhismus ist keine Religion, in der man bloss auf Vollkommenheit aspirirt: das Vollkommne ist der normale Fall. -
Es ist zwar richtig, das Nietzsche Buddha als ein Physiologen zu betrachten scheint, aber damit hat er ja nicht ganz unrecht, denn anzunehmen, dass sich eine spirituelle Heiterkeit auch auf den Körper wirkt, ist ja nicht falsch.
Zitat: | Wenn Freiheit gewollt auf Kosten anderer geht,
was ist das dann für eine Freiheit... |
Ich weiß nicht. So wie ich den Zarathustra verstehe und das ist nun mal wie N. selbst sagt, das Werk, auf welches seine ganze Philosophie hinausläuft, ist dies die Beschreibung seines eigenen (Freiheit !) Erkennens.
Gruß Miserabella
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