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Was sollte das primäre Ziel der Rechtssprechung sein? |
Verbrechern die gerechte und verdiente Strafe zukommen zu lassen. |
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6% |
[ 3 ] |
Obiges, wobei aber auch praktische Zielsetzungen nicht aus den Augen zu verlieren sind. |
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4% |
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Das friedliche Miteinander der Gesellschaft und die Rechte des einzelnen zu schützen. |
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82% |
[ 39 ] |
Anderes (bitte erläutern). |
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6% |
[ 3 ] |
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Stimmen insgesamt : 47 |
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Autor |
Nachricht |
Yrsin Yrrsinniger Kritiker
Anmeldungsdatum: 27.04.2006 Beiträge: 137
Wohnort: St.Gallen
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(#465915) Verfasst am: 04.05.2006, 18:39 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | (Allerdings bildet Dein Beispiel mMn einen solchen Sachverhalt nicht ab). |
Also hätte dMn mein Freund ethisch richtig gehandelt? (Aus deiner Sicht natürlich)
Zitat: |
Nichts. Ich wollte es einfach nur vergleichbarer zur diskutierten Situation machen.
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Ok.
Zitat: | Du kannst mMn hier nicht die Bevölkerung fragen, |
Klar kann ich das. Und ich würde es auch tun. Schliesslich sind die Bewohner der Stadt die Betroffenen.
Zitat: |
Du kannst nur die Ausgelosten fragen, ob sie mit ihrer Hinrichtung einverstanden sind. |
Das bringt nichts. Denn sie werden nicht einverstanden sein, sonst hätten sie sich im voraus gemeldet.
Zitat: | Eine Mehrheitsentscheidung über den Entzug von Grundrechten ist mMn nicht zulässig. |
Ich stimme hier Caballito zu, dass man dementsprechend nur unter dem Teil der Bevölkerung losen würde, welche sich für eine Hinrichtung entschieden haben.
Zitat: | Würdest Du sie trotzdem hinrichten lassen? |
Deus hat mich mit seinem Argument überzeugt. Ich würde nicht auf Forderungen eines Terroristen eingehen.
_________________ "Kein Mensch ist Solipsiist, wenn er auf dem Bürgersteig steht und versucht, sich die Scheisse von den Schuhen zu kratzen." Robert A. Wilson
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Yrsin Yrrsinniger Kritiker
Anmeldungsdatum: 27.04.2006 Beiträge: 137
Wohnort: St.Gallen
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(#465933) Verfasst am: 04.05.2006, 19:11 Titel: |
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caballito hat folgendes geschrieben: |
Das hat niemand bestritten. Die Freg war nicht, ob Unterlassungen Handlungen gleich sein können, dondern ob das im Flugzeugbeispiel der Fall ist. |
Ah, ok.
Nun, es stimmt, dass die Regierung das Flugzeug nicht abgeschossen hat. Auch indirekt nicht. Aber mit diesem indirekt meinte ich nicht das Abschiessen, sondern das Sterbenlassen. In beiden Fällen würde die Unschuldige Person sterben, egal wie die Regierung reagiert. In beiden Fällen, bei der Unterlassung oder der Handlung, stirbt die Person.
Zitat: |
Vermutlich deine Meinung zu der These, dass, wenn er nicht schießt, das einer Tötungshandlung gegen dich gleichkomme. |
In diesem Fall wäre ich dagege, dass mein Freund schiesst.
Zitat: | Yrsin hat folgendes geschrieben: |
Das Problem bei diesem Beispiel ist, dass man nicht weiss, ob der Mann wirklich eine Atombome hat (im Gegensatz zum Flugzeug, wo man über dieses Wissen verfügt). |
Wieos? Wo ist diesbezüglich der Unterschied? |
Dass man das Flugzeug kurz vor dem Einschlag abschiessen könnte. Man hätte die Sicherheit, dass die Terroristen nicht blufen. (Wieso sollten sie eigentlich?)
Zitat: |
Aha. Bei den Flugzeuginsassen geht es auch um ihr Leben. Die aber willst du nicht fragen? |
1. Kann ich nicht.
2. Es bringt überhaupt nichts. Ihr Tod wäre sowieso gewiss.
Zitat: |
Moment mal. Eben hast du gesagt, es geht um ihr Leben, Jetzt aber fragst du hinterher nach Freiwilligen? Könnte es sein, das da Leute dafür abstimmen, andere zu opfern? Geht es dann aber noch um ihr Leben? |
Bei der Abstimmung wussten sie nicht, ob sich einige freiwillig melden würden.
Schliesslich geht es immer noch um ihr Leben, da sie, genau wie alle BefürworterInnen, im selben Los-Topf sind.
Zitat: | Solange du nur unter denen lost, die dafür waren, find ich das ok. |
Stimmt.
Eine andere Frage: Nehmen wir an, du bist amerikanischer Präsident. Du hast von deinem Geheimdienst erfahren, dass sich Hitler in einem Haus in Berlin befindet (du hast 100%ige Gewissheit). Das Problem ist nur, dass sich bei ihm ein unschuldiger Amerikaner befindet. Die einzige Möglichkeit, Hitler zu töten, wäre ein Raketenangriff. Würdest du den Abschussbefehl geben?
_________________ "Kein Mensch ist Solipsiist, wenn er auf dem Bürgersteig steht und versucht, sich die Scheisse von den Schuhen zu kratzen." Robert A. Wilson
Zuletzt bearbeitet von Yrsin am 04.05.2006, 21:44, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#465983) Verfasst am: 04.05.2006, 20:03 Titel: |
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caballito hat folgendes geschrieben: | Auch wenn du sagst, dass es für dich kein warum gebe, dann stellt sich die Frage, warum nicht. Natürlich kannst du dich dieser Frage schlicht verweigern - aber dann ist genau das eben jene absolute Setzung, die du angeblich nicht hast. |
Nein. Ich kann mich der Frage verweigern auch aus anderem Grunde als einer absoluten Setzung. Beispielsweise aus Überdruß oder Prioritätsüberlegungen.
Aber ich will sie noch einmal beantworten: Also warum gibt es für mich kein Warum? Weil aus meiner Sicht das derzeit beste Wissen die wahrnehmbare Welt als naturgesetzlich modelliert. Eine "Ursache" oder gar ein "Grund" sind also Beschreibungen von emergent-kausalen Mechanismen.
caballito hat folgendes geschrieben: | An irgendeiner Stelle antwortest du nämlich einfach "weil da so ist", mit dem Anspruch, dass diese Aussage einfach "offensichtlich richtig" sei, ... |
Besser: ... daß diese Aussage ein funktionsfähiges Modell ist.
caballito hat folgendes geschrieben: | ... und verweigerst dich der Reflexion, dass dies eben keine absolute Wahrheit, sondern eine ebenso willkürliche Fundamentalsetzung ist wie die der anderen. |
Nö.
caballito hat folgendes geschrieben: | Ich kann mir schon vorstellen, dass es sich toll anfühlt, sich auf diese Weise den anderen als absolut objektiv überlegen zu fühlen, aber deswegen ist es trotzdem ein ebenso unberechtigter und ebenso überheblicher Absolutheitsanspruch wie der der Kirchen. |
So ein Unsinn.
caballito hat folgendes geschrieben: | Und solange du den nicht aufgibst, werde ich dich weiter nerven. |
Tu was Du nicht lassen kannst.
caballito hat folgendes geschrieben: | /Ediit:/ Du vergisst, dass auch die "Naturgesetze" von Menschen gemacht sind! |
Die derzeit besten Modelle, die wir Menschen gefunden haben, beschreiben die Naturgesetze selbst als Modelle, die unabhängig von Menschen funktionieren. Es ist vollkommen unerheblich, ob ihnen eine absolute Relalität oder sowas zukommt.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Deus ex Machina registrierter User
Anmeldungsdatum: 14.03.2006 Beiträge: 789
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(#466190) Verfasst am: 04.05.2006, 23:42 Titel: |
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caballito hat folgendes geschrieben: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Wenn es eine objektive Grenze gibt, ab der etwas realistisch möglich ist oder nicht, dann gib mir die doch an. Die Beweislast liegt bei dir (anscheinend der Lieblingssatz der FGH-User ). |
Und wieder einer, der eine Pauschalantwort auf ein ganzes Spektrum haben will ... Wie soll das denn gehen? Im konkreten Einzelfall ist es meist ziemlich klar, ob oder ob nicht. |
Eben, "ziemlich". Bestreitest du, dass es einen Verhandlungsfall geben kann, in dem Richter A die Möglichkeit der Unschuld als realistisch, Richter B sie als unrealistisch einstuft? Denn nichts anderes bedeutet subjektiv und somit nicht objektiv.
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Ist es nicht ein grösseres Unrecht, einen Unschuldigen zu verurteilen, als ihn, wenn er schon verurteilt ist, so zu behandeln, als ob er schuldig wäre? |
"Ja natürlich ..." |
Nachträgliche Hervorhebung.
Ich stelle die beiden Sachverhalte nicht als Alternativen dar, sondern habe nur darauf hingewiesen, dass du für ersteres einen weniger strengen Massstab benützt.
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Dabei hast du dich doch immer dafür ausgesprochen, dass der Staat unter keinen Umständen Unschuldigen schaden zufügen darf. |
Wo genau? |
Dann können wir uns also auch darauf einigen, dass es unter Umständen nicht vermeidbar ist, Unschuldigen schaden zuzufügen? Wenn ja, stimmst du mir auch darin zu, dass dies in Hinsicht auf das Gemeinwohl geschieht?
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Ist es entscheidender, ob sie von meiner Hand sterben, als wieviele unnötig sterben? |
Hmmm ... willst du jetzt damit sagen, dass im einen Fall der Tod nötig wäre? |
Nein, ihr Tod ist deshalb unnötig, weil ich ihn verhindern könnte und er niemandem dient. |
Der Tod der Flugzeuginsassen ist unnötig, weil du ihn verhindern könntest und er niemandem dient? War das nicht meine These?  |
Ich meine natürlich den Tod der Stadtbewohner, der unnötig ist, den ich verhindern könnte.
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Lässt du tausende Unschuldige unnötig sterben, um dir nicht die Finger schmutzig zu machen? |
Nein, um nicht hunderte Unschuldige zu töten. |
Das habe ich damit gemeint... Da die hundert sowieso sterben, ist die Frage lediglich, ob sie es von meiner Hand tun oder aufgrund einer anderen Ursache. Im ersteren Falle aber könnte ich eine Million Menschenleben retten. In diesem Sinne würdest du lieber tausende Unschuldige sterben lassen, um dir nicht die Finger schmutzig zu machen. |
"Nicht die Finger dreckig machen wollen" bedeutet, es zu wollen, aber nicht tun zu wollen. Hör auf, mir zu unterstellen, den Abschuss zu wollen! |
Ach, wozu mühe ich mich eigentlich ab?
Die hundert sterben so oder so. Entweder von deiner Hand oder aufgrund einer anderen Ursache. Im erstern Falle könnte aber eine Million gerettet werden. Dennoch würdest dich für die letztere Möglichkeit entscheiden. Nur weil du die hundert nicht töten willst? Dann stellst du deine Abneigungen gegen eine Handlung über das Leben von einer Million Menschen.
Zitat: | Außerdem habe ich bereits gesagt, dass man nicht wissen kann, dass sie sowieso sterben. Hör also auf, als unverrückbare Tatsache hinzustellen, was keine ist. |
Was, wenn es *keine realistische Möglichkeit* (deine Phrase) gibt, dass die hundert nicht sterben?
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Ich schreibe die Aussage deshalb für dich hier nieder: Nur weil mein Gefühl sich dagegen sträubt, eine Tat zu tun, muss sie nicht falsch sein. |
Danke, wär aber nicht nötig gewesen, hab ich nämlich durchaus verstanden. Trotzdem fährt der Vergleich Rollstuhl, weil es ja bestimmte Gründe gibt, wieso es nicht falsch ist. Und die sind im anderen Fall eben nicht gegeben. |
Das ändert nichts an der Aussage, weshalb der Vergleich passt.
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Deus ex Machina registrierter User
Anmeldungsdatum: 14.03.2006 Beiträge: 789
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(#466232) Verfasst am: 05.05.2006, 01:40 Titel: |
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caballito hat folgendes geschrieben: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | caballito hat folgendes geschrieben: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Nein. Man kann es nicht allgemein regeln, in dem Sinne, dass man aus einer kleinen Anzahl allgemein gehaltener Grundsätze das Vorgehen in jeder konkreten Situation ableiten. Soweit dies im Vorhinein möglich ist, soll man das Vorgehen in den einzelnen Problemfällen klar regeln. |
Wo habe ich das behauptet, dass es aus den allgemeinen Grundsätzen unmittelbar folgen müsste? |
Wo habe ich behauptet, dass du das behauptet hast? |
Nirgends. Aber du meintest, mich darüber belehren zu müssen, dass es nicht so sei. |
Nachträgliche Hervorhebung.
Überall siehst du versteckte Anschuldigungen und Belehrungen... Ich habe dich nicht belehrt, sondern nur meine Aussage erläutert.
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Ist der Postbote Müller, der von der Wehrmacht eingezogen und an die Westfront geschickt wurde, "schuldig"? |
Er ist gefährlich. |
Jetzt ist es plötztlich erlaubt, Unschuldige zu töten, um andere zu schützen?
Wenn "gefährlich" ein Kriterium ist, ist es auch legitim, einen mit einer stark ansteckenden tödlichen Krankheit Erkrankten zu töten, wenn es keine Möglichkeit gibt, ihn unter Quarantäne zu setzen. Etwas was du, vermute ich mal, strikt ablehnen würdest.
Wo ist der Unterschied?
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Weshalb ist es legitim, ihn zu töten? |
Notwehr. |
Aus Sicht der US-Regierung nicht. Sie sendet ihre Truppen aus, um den Postboten Müller zu töten, obwohl er ohne diese Aktion keinem Amerikaner gefährlich werden könnte.
Zitat: | Ggf. könnte auch eine Rolle spielen, dass im Krieg andere Regeln gelten. |
Dann können wir uns also auch darauf einigen, dass die Regeln von der konkreten Situation abhängig sind und keine absolute Gültigkeit besitzen können (allenfalls unter gesellschaftlichen Normalbedingungen).
Zitat: | Zitat: | Was ist mit der Bombardierung von Flugzeugfabriken, wobei unschuldige Mechaniker oder sowjetische Zwangsarbeiter getötet werden? |
Kollateralschaden.
...
Kollateralschaden ist das, worauf man nicht gezielt hat. |
Man weiss aber, dass sich die sowjetischen Zwangsarbeiter in der Fabrik befinden. Dein "worauf man nicht gezielt hat" kann also höchstens in dem Sinne gelten "wem der Angriff nicht gegolten hat". Und genau das gleiche gilt für die Passagiere an Bord des Atombombenflugzeuges. Worin besteht der Unterschied zwischen diesen und den Zwangsarbeitern?
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Ein Polizist beobachtet, wie ein Geisteskranker kurz davor ist, fünf Menschen zu erschiessen. Soll er ihn erschiessen?
Wenn ja sprichst du ihm sein Recht auf Unversehrtheit seiner Person alleine deshalb ab, weil du somit fünf Menschen retten kannst. |
Nein. Weil ich jemanden vor ihm retten muss. |
Dann würde ich gerne den Unterschied zu der Situation, wo man den einen töten muss, um die fünf zu retten, ohne dass der eine an dieser Situation beteiligt ist, also z.B. im Seuchen-Beispiel, herausgearbeitet sehen, da die Tötung in letzterer ja nicht legitim sei. Worin besteht der Zusammenhang zwischen der Erlaubnis, den Geisteskranken zu töten und der Tatsache, dass er es ist, der die fünf bedroht und nicht ein anderer Umstand.
Der Geisteskranke ist nur augrund unglücklicher Umstände ein solcher. Letztlich beruht deine Aussage also nur darauf, dass du das Zurückverfolgen der Kausalkette, die zur Situation führte, irgendwo abbrichst.
Zitat: | Interessant übrigens, dass du hier von fünfen sprichst. Was, wenn es nur einer wäre? Oder wenn es mehr Angreifer als Angegriffene gäbe. Spielte das eine Rolle? |
Natürlich.
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Deiner Meinung nach kann man also letztlich durch Erziehung, Propaganda und Indoktrination sein Recht verlieren. |
Nein. Wieso? Bloß, weil jemand indoktriniert wurde, wird er natürlich nicht erschoosen. |
Nachträgliche Hervorhebung.
Aber die Umstände, die es deiner Ansicht nach erlauben, ihn zu erschiessen, sind darauf zurückzuführen, dass er indoktriniert ist.
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Was ist, wenn sich - warum auch immer - an Bord des Atombombers jemand befindet, der nichts mit dem Angriff zu tun hat? |
Dann gilt der Abschuss immer noch dem Bomber, und nicht ihm. |
Dann erkläre mir doch bitte, worin der Unterschied zu einem von Terroristen gekapperten Flugzeug besteht. Der Abschuss gilt dort auch nicht den Passagieren sondern dem Flugzeug.
Bin gespannt, was du dir jetzt ausdenkst. |
Dann greift halt das Recht des Flugzeugs auf Leben und Flugzeugwürde. Oops - das hat ja gar keines ....
Bleibt das Recht des Eigentümers des Flugzeugs auf sein Eigentum. Nun ja, man wird ihn vielleicht entschädigen müssen. |
Nachträgliche Hervorhebung.
Aha, ins gezwungen-lächerliche abgleiten. Ich hätte etwas besseres von dir erwartet.
Nichts gegen Sarkasmus, aber dass du gerade jetzt am entscheidenden Punkt ausweichst hätte ich nicht gedacht.
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | An Bord des Flugzeuges befindet sich ein CIA-Agent, der die Terroristen erkannt hat und eine SMS mit ihren Namen geschickt hat. (Ja, beim 9/11 sind mehrere Handy-Verbindungen aus den Flugzeugen zustande gekommen.) Sie sind als absolut fanatische Top-Terroristen bekannt. |
Wenn man so sicher ist, dass sie welche sind, wieso sitzen sie dann nicht im Knast? |
Die Fahnung war bisher nicht erfolgreich.
Lass uns einfach annehmen, die Umstände seien so beschaffen, dass es *keine realistische Möglichkeit* gibt, dass das Flugzeug die Stadt trifft.
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Aha. Warum hast du dann dein "Bauchgefühl" ins Spiel gebracht und nicht klar mit "ja" geantwortet? |
Agent hat mich gefragt: Zitat: | wäre für Dich in meinem obigen Beispiel eine Folterung des Kindes ethisch genau gleich zu bewerten wie eine Folterung des Bombenlegers? |
Ich wollte einfach präzisieren, wie weit die Antwort "ja" ist und wie weit nicht. |
Warum war das so wichtig? Warum konntest du nicht einfach "ja" antworten? Warum musstest du ungestellte Fragen mitbeantworten. Vor allem angesichts der Tatsache, dass die Frage offensichtlich zu dem Zwecke gestellt war, dads du vor dem "ja" zurückscheust? |
Genau deshalb. Weil ich das zu erwartende Missverständnis und Empören darüber, wie weit mein "Ja" gilt, nicht aufkommen lassen wollte.
Also, klar und deutlich: Da es sich nicht um eine Strafe handelt, ist die Folterung des Kindes in dem beschriebenen Falle ethisch gleich zu bewerten wie die Folterung des Bombenlegers (abgesehen von der Tatsache, dass der "Erfolg" im letztern Falle sicherer ist).
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Eine Geimschaft kann keine Interessen haben, die nicht Interessen ihrer Individuen sind. |
Sie kann keine Interessen haben, die Interessen aller ihrer Mitglieder sind. |
Das ist nicht, was ich geschrieben habe. |
Danke für den Hinweis. |
Deine Version ist eine Binsenweisheit. Ich hab mir bei meiner Version schon was gedacht. |
Ich halte beides für Binsenweiheiten .
Wenn es dir darum ging, warum hast du mich denn darauf aufmerksam gemacht, dass unsere Aussagen nicht identisch sind?
Zitat: | Na gut, wollen wir mal nicht so sein: Vermutlich für das, gegen Krankhiet B. Aber wenn die A-Kranken 8 und die B-Kranken 80 sind, wohl doch das gegen A. Im Zweifel wahrscheinlich das gegen meine eigene Krankheit. So egoistisch bin ich dann doch. |
Gut. Für welches Heilmittel sollte ein Arzt sich Gesetz/Ethik zufolge entscheiden?
Zitat: | Nun gut, die Zahl ist ein Kriterium. Aber kein sonderlich hochrangiges. Hier setzt du zwei ansonsten völlig gleich gelagerte Fälle gegeneinander, die sich nur in der Zahl unterscheiden. Logisch, dass die Zahl zum entscheidenden Kriterium wird, wenn sie das einzige ist. |
Ok. Aber mE ist die Zahl das mit Abstand wichtigste Kriterium. Was sind denn deine Favoriten? Alter, Fähigkeiten der Menschen,...? (Deine Gefühle für die Menschen zählen nicht, da wir ja davon sprechen, was das Soll sein soll.)
Ausserdem ist die Zahl das einzige für die Rechtssprechung verwendbare Kriterium.
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Ich sehe aber auch und vor allem die himmelschreiende Entmenschlichung, ein Volk sterben zu lassen, um keine Grundsätze zu brechen. |
Worin genau liegt die Entmenschlichung, einem Menschen ein Heilmittel nicht zu verabreichen, das man nicht hat? Oder ein Heilmittel nicht zu prodizieren, weil amn datzu einen menschen töten müsste? |
Du könntest das Volk abzüglich eines Menschen vor dem Tod retten. Du würdest es nicht tun, obwohl du die Möglichkeiten dazu hättest. |
Und worin genau liegt da die Entmenschlichung? Wird ein Mensch entmenschlicht, weil er krank wird und stirbt? |
Nein, aber weil man ihn sterben lässt, obwohl man ihn retten könnte.
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Ich würde es bei 42 zu rettenden Menschen noch nicht fordern aber bei 43 schon. |
Warum grade bei 43? |
Was wollte ich wohl mit dem rolleye-Smiley aussagen?
Aber ich versuche mal einen eigenen Antwort-Versuch auf meine ursprüngliche Frage geben.
Ich nehme an, wir gehen darin einig, dass man sich für m statt n Menschen entscheidet (entscheiden soll) wenn m>n und beide Fälle - wie du sagst - "völlig gleich gelagert" sind, wie also z.B. in meinem Medikament-Beispiel.
Schwierig wird die Frage erst, wenn man sich fragt, wieviele Menschen man töten darf, um n Menschen zu retten, die voraussichtlich aufgrund anderer Ursachen sterben werden. Agents und deine Antwort ist Null, in allen Fällen. Ich und mit mir - so nehme ich an - die Mehrheit der Menschen, wäre bereit einen Menschen zu töten um eine Million zu retten. Bei Fällen, in denen man einen töten muss, um zwei zu retten, ist die Sache nicht mehr so klar. Dennoch muss - da stimme ich dir zu - die Grenze von der Gesellschaft im Vorraus festgelegt werden, um sie unabhängig davon zu machen, wer sich dann im entscheidenden Fall gerade in welcher Situation befindet. Ein Vorschlag: Man führt eine Volksabstimmung durch, jeder gibt die Anzahl Menschen an, ab der er es für legitim hält, einen Menschen zu töten. Das Mittel wird zur gesetzlichen Vorschrift und hat ohne wenn und aber zu gelten.
Wie gesagt, soll nur ein erster Anstoss sein.
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Wir leben aber in einer Gesellschaft, in der es unzählig viele verschiedene Antworten auf diese Frage gibt. Letztlich muss der Justitzapparat sich in etwa dem Mittel anpassen. |
Muss er das? Wo steht das? |
Worauf sonst? Auf dein Rechtsempfinden? Natürlich muss der Justitzapparat vor kurzfristigen Meinungsschwankungen u.ä., all dem, was du ja schon trefflich beschrieben hast, geschützt werden.
Ja ich weiss, es gab Zeiten, in denen es dem Rechtsempfinden der Menschen entsprach, Hexen zu verbrennen. Siehst du eine Alternative? |
Gibt es bereits. Nennt sich Menschenrechte. |
Die Frage war, auf welcher Zielsetzung der Justitzapparat aufgebaut wird und ich habe dich gefragt, ob es eine Alternative zum Rechtsempfinden des Volkes gibt.
Zitat: | Und BTW: Was, wenn einer Terrorist ist, und davor ist, die künftige Großmutter jenes Diktators umzubringen, der den Atomkrieg auslösen würde? |
Es gibt nichts, was dafür sprechen würde. Geradesogut könnte er die künftige Grossmutter dessen umbringen, der den Weltfrieden und das Ende des Hungers bringt.
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Was du meinst, ist natürlich, dass du die Bahn nicht umleiten würdest. Warum nicht? |
Warum sollte ich? Welche Verpflichtung habe ich den einen gegenüber, einen anderen für sie zu opfern? |
Den dreien gegenüber. Eben, Schutzpflicht für die Menschenwürde.
Zitat: | Zwei Vergewaltiger überfallen eine Frau und massakrieren sie. Würde man weinen erscheißen, würde der andere sofort die Frau töten. Man muss sie also beide töten, um die Frau zu retten. |
Jedenfalls halte ich es für unangebracht, weinen zu erscheißen, obwohl deine erscheißene Rechtschreibung zum weinen ist .
Zitat: | Pech für die Frau. Man kann ihr leider nicht helfen, denn die Leben der zwei Vergewaltiger sind mehr Wert als ihres. |
Ja. Abgesehen davon, dass sie nicht ihr Leben sondern "nur" ihre Unversehrtheit verliert.
(War das jetzt wieder eine Falle?)
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Eben: Wenn es noch nie eine Katastrophe dieses Typs gegeben und sie auch niemand vorhergesehen hat. |
Eien Katastrophe ist eine Katatstrophe ist eine Katatstrophe. So arg viele Typen gibts da nicht, eigentlcih nur Naturkatastrophen, Fahrlässig herbeigeführte und vorsätzlcih herbeigeführte ... Was neues kann ich da schwer vorstellen. |
9/11 ist ein Musterbeispiel. |
Was ist grundsätzlich neu an 9/11? |
Dass Terroristen mehrere Flugzeuge mit der Absicht gekappert haben, in die wichtigsten Gebäude eines Landes zu fliegen... also so ziemlich alles.
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Du würdest zuschauen, wie neben den Menschen im Flugzeug auch noch die unzähligen Opfer den Tod finden, obwohl du das verhindern könntest. |
So für sich und aus dem Zusammenhang heraus macht das irgendwie ein Monster aus mir. Sowas aber auch .... |
Jedenfalls ist es das, was du geschrieben hast.
Zitat: | Man kann auch Selbstmord begehen und seine Organe spenden. Trotzdem schauen die meisten Menschen seelenruhig zu, wie Menschen sterben, die mit den Organen hätten gerettet werden können. |
Um nochmal auf den Rollstuhlfahrer zurückzukommen...
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Deiner Meinung nach ist es ja immer noch illegitim. Warum? |
Weil die Gesellschaft kein Recht, das Leben dieses einen zu fordern. |
Es wäre doch gesetzlich legitimiert. |
Wenn eine Gesellschaft kein Recht zu etwas hat, kann sie es auch nicht gesetzlich legitimieren. |
Also gibt es ein absolutes Recht jenseits von Gesetz und Moralempfinden. |
Eines? Hunderte! |
Dann bedeutet "Die Gesellschaft hat kein Recht, das Leben dieses einen zu fordern" nichts anderes als "Ich bin dagegen, dass die Gesellschaft das Leben dieses einen fordert". Wie gesagt, was du für richtig hältst ist allein deine Sache und nicht kritisierbar. Aber "die Gesellschaft hat kein Recht" tönt so, als ob das irgendwie objektiv so wäre.
Können wir uns also auch darauf einigen, dass eine Gesellschaft, die das Leben eines Menschen fordert, um den grössten Teil der restlichen Bevölkerung zu retten, nicht per se schlecht ist, sondern nur aufgrund deiner Bewertung? Dass die Tat, einen Menschen für viele andere zu opfern also nur insofern schlecht ist, als sie deinem Rechtsempfinden (und dem vieler andern) widerstrebt?
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Inwiefern hat sie also "kein Recht"? Es widerspricht deinem Rechtsempfinden - klar. Kannst du mir einen weiteren Grund nennen? |
Nenne mir einen, dass sie das Recht hätte. |
Es entspricht dem Rechtsempfinden der Mehrheit und ist gesetzlich legitimiert. Ich sehe keine weiteren Kriterien. |
Dann hatte das dritte Reich das Recht, die Juden ins KZ zu stecken. |
Quod erat expectandum.
Siehe oben.
Zitat: | Das ist dann sein Problem. Man kann niemanden töten mit der Begründung, wenn man es nicht tätem würde er sich ohnehin wünschen, tot zu sein. |
Stimmt, aber das war nicht meine Begründung für das töten, sondern dafür, weshalb ich nicht glaube, dass du dich nicht opfern würdest.
Zitat: | Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Ich glaube aber, dass jeder Mensch - auch du - dafür zu sehr ein Sozialwesen ist, nicht aufgrund von anerzogenem "Gemeinnutz geht vor Eigennutz" sondern ganz alleine aufgrund seiner Natur. |
Wenn dem so ist, sollte es ja nicht allzuschwer sein, Leute zu finden, die sich freiwillg opfern.en. |
...wenn die Alternative wäre, als einziger Mensch weiterzuleben (denn darüber sprachen wir). Nein, würde es in der Tat nicht.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#466663) Verfasst am: 05.05.2006, 17:15 Titel: |
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Yrsin hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | (Allerdings bildet Dein Beispiel mMn einen solchen Sachverhalt nicht ab). |
Also hätte dMn mein Freund ethisch richtig gehandelt? (Aus deiner Sicht natürlich) |
Dein Beispiel war: jemand bedroht Dich mit einer Waffe. Dein Freund hat die Möglichkeit, Dich zu retten. Er tut es nicht, weil er dafür den Bedroher verletzen/töten müsste.
Nehmen wir an, die Bedrohung sei wirklich akut und nehmen wir an, Dein Freund müsse den Bedroher zumindest extrem verletzen, um Dich zu beschützen.
MMn wäre es legitim, wenn Dein Freund hier eingreift. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass er die Pflicht dazu hat. Die hat er nicht, (denn vielleicht schätzt er die Situation als nicht so bedrohlich ein oder vielleicht hat er eine Hemmung, jemanden zu verletzen oder zu töten), und deswegen dürftest Du ihm mMn auch nicht böse sein, falls er nicht eingreift und Du trotzdem durch einen glücklichen Zufall der Situation entkommst. Es ist also kein Beispiel für ein ethisch gebotenes Handeln.
Yrsin hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Du kannst mMn hier nicht die Bevölkerung fragen, |
Klar kann ich das. Und ich würde es auch tun. Schliesslich sind die Bewohner der Stadt die Betroffenen. Zitat: |
Du kannst nur die Ausgelosten fragen, ob sie mit ihrer Hinrichtung einverstanden sind. |
Das bringt nichts. Denn sie werden nicht einverstanden sein, sonst hätten sie sich im voraus gemeldet.
Zitat: | Eine Mehrheitsentscheidung über den Entzug von Grundrechten ist mMn nicht zulässig. |
Ich stimme hier Caballito zu, dass man dementsprechend nur unter dem Teil der Bevölkerung losen würde, welche sich für eine Hinrichtung entschieden haben.
Zitat: | Würdest Du sie trotzdem hinrichten lassen? |
Deus hat mich mit seinem Argument überzeugt. Ich würde nicht auf Forderungen eines Terroristen eingehen. |
Ok, ich sehe schon, Du akzeptierst das Beispiel nicht. Macht aber nichts, ich denke mir einfach ein anderes Beispiel aus:
In einer großen Stadt (Berlin, für Dich Zürich) hat jemand eine Atombombe platziert. Diese wird in 48 Stunden explodieren. Bei einer Explosion würden sehr, sehr viele Menschen sterben (direkt und durch Spätfolgen). Die Atombombe könnte entschärft werden, wenn man denn wüßte, wo sie wäre. Das aber weiß man nicht. Man hat jedoch 100 Verdächtige festgenommen und ist sich sehr sicher, dass nur einer von ihnen die Bombe gelegt haben kann und ergo einer von ihnen weiß, wo die Bombe zu finden ist. Man befragt die Verdächtigen; alle bestreiten, etwas mit der Bombe zu tun zu haben.
Soll man diese Verdächtigen nun der Reihe nach foltern? Und wenn man nichts herausbekommt, sollte man dann der Reihe nach ihre Familie und sonstigen Verwandten vor den Augen der Verdächtigen foltern, um sie (bzw. den einen mutmaßlichen Täter) zum Reden zu bringen? Sollte man über die Zulässigkeit diese Folterung eine Volksabstimmung machen lassen?
Sagen wir mal, es ginge in diesem Falle um 500 Leute (inkl. der Angehörigen, die nach und nach ebenso gefoltert würden). Würdest Du diese 500 Leute opfern wollen, um die Millionen anderen zu retten? Wo genau ist die Grenze bei Dir? Wie würdest Du das (Straf-)Recht ändern wollen?
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Deus ex Machina registrierter User
Anmeldungsdatum: 14.03.2006 Beiträge: 789
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(#466764) Verfasst am: 05.05.2006, 19:09 Titel: |
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Sorry, aber ich halte dein Beispiel schon wieder für unpassend .
Wenn man alle hundert folterte, bis sie sagen, wo die Bombe versteckt ist, würden auch die Unschuldigen irgendwann etwas ausspucken, damit die Folter aufhört. Der wahre Bombenleger kann nach einer Weile irgendeinen Ort angeben und selbst wenn man alle hundert genannten Orte absuchen würde, wäre man noch keinen Schritt weiter und wüsste imme noch nicht, wer der Bombenleger ist.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#466772) Verfasst am: 05.05.2006, 19:20 Titel: |
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Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Sorry, aber ich halte dein Beispiel schon wieder für unpassend .
Wenn man alle hundert folterte, bis sie sagen, wo die Bombe versteckt ist, würden auch die Unschuldigen irgendwann etwas ausspucken, damit die Folter aufhört. Der wahre Bombenleger kann nach einer Weile irgendeinen Ort angeben und selbst wenn man alle hundert genannten Orte absuchen würde, wäre man noch keinen Schritt weiter und wüsste imme noch nicht, wer der Bombenleger ist. |
Man will nicht wissen, wer der Bombenleger ist, man will nur wissen, wo die Bombe ist.
Nimm an, dass aufgrund der enormen Gefährdungslage alle Ergebnisse der Folter live übertragen werden und jeder neue angebliche Ort der Bombe quasi fast in Echtzeit durch die Bevölkerung überprüft werden kann.
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Yrsin Yrrsinniger Kritiker
Anmeldungsdatum: 27.04.2006 Beiträge: 137
Wohnort: St.Gallen
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(#467212) Verfasst am: 06.05.2006, 13:45 Titel: |
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caballito hat folgendes geschrieben: |
Yrsin hat folgendes geschrieben: | Meiner Meinung nach sollte sie es. |
Soll oder sollte? Und warum? |
Sie soll es. Und zwar aus dem Grund, dass es in dieser Situation die Aufgabe der Regierung ist, so viele Menschen wie möglich vor dem Tod zu retten.
Zitat: |
Wie wärs mit dem Vertrauen der Bevölkerung, nicht von der eigenen Regierung abgeschossen zu werden? |
Wie wärs mit dem Vertrauen, dass die Regierung nicht 1 Million ihrer Bürger sterben lässt?
Zitat: | Da schreibt mann einmal was ohne Tippfehler, dann können die andern nicht lesen  |
Zitat: | Yrsin hat folgendes geschrieben: | Nehmen wir also an der Oberdamm bricht und die Regierung dreht Däumchen, dann ist das doch eine Handlung. Oder etwa nicht?
Die Unterlassung (den Oberdamm nicht zu reparieren) ist auch eine Handlung. Nämlich diejenige, dass sie eben gerade nichts tut. |
Ja. Und? |
Ich wollte nur nochmals darauf hinweisen, dass die Bevölkerung eine Unterlassung auch als Handlung aufnehmen kann.
Zitat: |
Stimmt auffallend. Mir war nicht klar, dass dir das klar ist, denn genauso hattest du im Flugzeugbeispiel begründet, dass sie darf. |
Ob eine Regierung etwas darf, ist etwas anderes, als ob sie etwas soll.
Dürfen tut sie es nur, wenn sie dazu das Recht hat. Sollen tut sie es, wenn es ethisch gefordert wird. Also auch dann, wenn sie nicht das Recht dazu hat.
Mmn soll sie es jedoch erst, wenn sie es auch darf (wenn es also auch in der Verfassung/im Gesetz steht).
Zitat: | Yrsin hat folgendes geschrieben: |
Wie jetzt? =P
Teilst du Singers Meinung? |
Nein. |
Schade.
Zitat: |
Also, wenn meine eigene Regierung moch abschießen kann, obwohl ich nix böses betan habe, dann sehe ich das durchaus als Bedrohung meiner Freiheit. |
Nochmals: ersetze "abschiessen" durch "sterbenlassen".
_________________ "Kein Mensch ist Solipsiist, wenn er auf dem Bürgersteig steht und versucht, sich die Scheisse von den Schuhen zu kratzen." Robert A. Wilson
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Yrsin Yrrsinniger Kritiker
Anmeldungsdatum: 27.04.2006 Beiträge: 137
Wohnort: St.Gallen
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(#467235) Verfasst am: 06.05.2006, 14:17 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Es ist also kein Beispiel für ein ethisch gebotenes Handeln. |
Was wäre denn dMn ein Beispiel für ethisch gebotenes Handeln?
Zitat: |
Soll man diese Verdächtigen nun der Reihe nach foltern? |
Man sollte in diesem Beispiel niemanden foltern, da man nicht davon ausgehen darf, dass der Verdächtige die Wahrheit sagen wird.
Zitat: | Wie würdest Du das (Straf-)Recht ändern wollen? |
Dass die Regierung die Legitimität besitzt, eigene BürgerInnen, zu töten, um damit andere Personen zu retten. Die BürgerInnen dürfen jedoch nur dann getötet werden, wenn eine sehr sehr grosse Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie sowieso umgebracht werden (z.b. durch Terroristen).
_________________ "Kein Mensch ist Solipsiist, wenn er auf dem Bürgersteig steht und versucht, sich die Scheisse von den Schuhen zu kratzen." Robert A. Wilson
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#467656) Verfasst am: 06.05.2006, 22:28 Titel: |
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Yrsin hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Es ist also kein Beispiel für ein ethisch gebotenes Handeln. |
Was wäre denn dMn ein Beispiel für ethisch gebotenes Handeln? |
Wenn Du zum Beispiel einen Verkehrsunfall mitbekommst, bei dem Menschen verletzt werden. Dann hast Du mMn die ethische Pflicht, dort zu helfen (und sei es nur, um andere Hilfe anzufordern.)
Yrsin hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Soll man diese Verdächtigen nun der Reihe nach foltern? |
Man sollte in diesem Beispiel niemanden foltern, da man nicht davon ausgehen darf, dass der Verdächtige die Wahrheit sagen wird. |
Du drückst Dich ein wenig um die Antwort. Es geht ja um die mögliche Rettung von millionen Menschen und ich verstehe Dich so, dass Deiner Meinung nach der Staat eine Pflicht hat, diese zu retten, auch wenn dadurch Menschenrechte Unbeteiligter aufs Gröbste verletzt würden. Wäre das so, dann müsste der Staat diese Rettung zumindest versuchen, auch wenn der Erfolg nicht garantiert ist. Die Verdächtigen können zwar die Unwahrheit sagen, aber die Aussagen sollen in dem Beispiel ja fast in Echtzeit überprüft werden können, daher werden Falschaussagen nicht viel nutzen. Außerdem, wenn wir Dein Konstrukt von unten der "sowieso Todgeweihten" verwenden, dann spielt es eigentlich auch keine Rolle, ob der Erfolg der Folter eintritt oder nicht.
Yrsin hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Wie würdest Du das (Straf-)Recht ändern wollen? |
Dass die Regierung die Legitimität besitzt, eigene BürgerInnen, zu töten, um damit andere Personen zu retten. Die BürgerInnen dürfen jedoch nur dann getötet werden, wenn eine sehr sehr grosse Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie sowieso umgebracht werden (z.b. durch Terroristen). |
Man würde damit also quasi diese Bürger schon für tot erklären, um damit zu legitimieren, ihnen ihre verbrieften Menschenrechte entziehen zu können. Ich kann mir eine solche Konstruktion im Moment nicht so richtig vorstellen. Würde die Zahl, also das Verhältnis zwischen "Todgeweihten" und Bedrohten, für Dich eine Rolle spielen? Und wenn ja, welche Formel würdest Du ansetzen?
Mal eine andere Frage in diesem Zusammenhang: nehmen wir an, Du wärst ein erfahrener Unfallchirurg in einer Klinik. Ein Verkehrsunfall ist passiert und zwei Schwerverletzte werden eingeliefert. Der Eine wird nach Deiner Einschätzung, bedingt durch langjährige Erfahrung, den Tag nicht überleben. Der Andere hat eine lebensgefährliche Verletzung an einem wichtigen Organ. Du gehst davon aus, dass er sterben wird, wenn er nicht innerhalb der nächsten Stunde ein neues Organ bekommt. Würdest Du es ethisch richtig finden, den Ersten zu töten, um sein unverletztes Organ dem anderen verpflanzen zu können, so dass dieser eine Überlebenschance hat?
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Yrsin Yrrsinniger Kritiker
Anmeldungsdatum: 27.04.2006 Beiträge: 137
Wohnort: St.Gallen
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(#468014) Verfasst am: 07.05.2006, 19:56 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
Wenn Du zum Beispiel einen Verkehrsunfall mitbekommst, bei dem Menschen verletzt werden. Dann hast Du mMn die ethische Pflicht, dort zu helfen (und sei es nur, um andere Hilfe anzufordern.) |
*zustimm*
Und mal ohne Beispiele (=P): Wie würdest du eine allgemeine Pflicht formulieren? Wäre diese absolut?
Zitat: | Du drückst Dich ein wenig um die Antwort. |
Nein. Auch wenn es hier um ein hypothetisches Beispiel geht, sollte es dennoch einer gewissen Logik folgen. Denn weshalb sollte ein Terrorist plötzlich Mitleid für die Leute bekommen, die er umbringen will?
Zitat: | Es geht ja um die mögliche Rettung von millionen Menschen und ich verstehe Dich so, dass Deiner Meinung nach der Staat eine Pflicht hat, diese zu retten, auch wenn dadurch Menschenrechte Unbeteiligter aufs Gröbste verletzt würden. |
Bloss, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gäbe, diese zu retten. Man könnte jedoch die Stadt evakuieren und/oder die Atombombe suchen.
Zitat: | Wäre das so, dann müsste der Staat diese Rettung zumindest versuchen, auch wenn der Erfolg nicht garantiert ist. |
Der Staat sollte versuchen die Bevölkerung zu evakuieren und die Atombome suchen. Die Chance, dass dabei so viele Menschen wie möglich gerettet werden ist grösser als bei einer Folterung. Vor allem dann, wenn es sich um einen skrupellosen Terroristen handelt.
Zitat: |
Würde die Zahl, also das Verhältnis zwischen "Todgeweihten" und Bedrohten, für Dich eine Rolle spielen? Und wenn ja, welche Formel würdest Du ansetzen? |
Hm.. Dies ist situationsbedingt und sollte verhältnismässig sein.
Zitat: | Würdest Du es ethisch richtig finden, den Ersten zu töten, um sein unverletztes Organ dem anderen verpflanzen zu können, so dass dieser eine Überlebenschance hat? |
Aufgrund von Erfahrungen sollte man nicht darauf schliessen, dass der Schwerverletzte sterben wird. Wenn man jedoch Bücher und andere Studien zu Rate ziehen kann, welche ebenfalls auf einen sicheren Tod schliessen, dann würde ich den Chirurgen für seine Tat nicht verurteilen.
_________________ "Kein Mensch ist Solipsiist, wenn er auf dem Bürgersteig steht und versucht, sich die Scheisse von den Schuhen zu kratzen." Robert A. Wilson
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#474075) Verfasst am: 13.05.2006, 17:44 Titel: |
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Yrsin hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Wenn Du zum Beispiel einen Verkehrsunfall mitbekommst, bei dem Menschen verletzt werden. Dann hast Du mMn die ethische Pflicht, dort zu helfen (und sei es nur, um andere Hilfe anzufordern.) | *zustimm*
Und mal ohne Beispiele (=P): Wie würdest du eine allgemeine Pflicht formulieren? Wäre diese absolut? |
Diese Pflicht gibt es doch: unterlassene Hilfeleistung.
Yrsin hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Würdest Du es ethisch richtig finden, den Ersten zu töten, um sein unverletztes Organ dem anderen verpflanzen zu können, so dass dieser eine Überlebenschance hat? | Aufgrund von Erfahrungen sollte man nicht darauf schliessen, dass der Schwerverletzte sterben wird. Wenn man jedoch Bücher und andere Studien zu Rate ziehen kann, welche ebenfalls auf einen sicheren Tod schliessen, dann würde ich den Chirurgen für seine Tat nicht verurteilen. |
Jeder Mensch hat einen sicheren Tod vor sich.
Der Grundsatz unserer Verfassung ist der, dass Menschenleben nicht gegeneinander aufgerechnet werden dürfen, dass jeder Mensch gleich viel wert ist, unabhängig von irgendwelchen äußeren Gegebenheiten. Demnach folgt automatisch, dass der Chirurg im beschriebenen Fall keineswegs das Recht hat, das Leben des einen Patienten zu beenden, um den anderen zu retten. Wenn Du anderer Meinung bist, dann möchtest Du eine andere Ethik und auch eine andere Verfassung. (Ich nehme an, dass die Grundlagen der Verfassung in der Schweiz ähnlich sind wie in Deutschland.)
Ich bin der Meinung, dass sich der Grundsatz der universell geltenden Menschenwürde sehr gut bewährt hat und bin absolut gegen eine Änderung dieser Maxime.
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#474080) Verfasst am: 13.05.2006, 17:53 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
Ich bin der Meinung, dass sich der Grundsatz der universell geltenden Menschenwürde sehr gut bewährt hat und bin absolut gegen eine Änderung dieser Maxime. |
Richtig. Geht zum Glück auch nicht.
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