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CoS Antitheist
Anmeldungsdatum: 10.07.2005 Beiträge: 2734
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(#475469) Verfasst am: 15.05.2006, 14:48 Titel: |
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Zitat: | also - wer - bitte - hat denn die ä. Pyramiden gebaut? |
Das fliegende Spaghettimonster. Wer sonst?
_________________ "Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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VanHanegem Weltmeister
Anmeldungsdatum: 24.04.2006 Beiträge: 3184
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(#475810) Verfasst am: 15.05.2006, 20:28 Titel: |
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Ahriman hat folgendes geschrieben: | Ich habe schon auf das gravierendste Beispiel hingewiesen: Die ägyptischen Pyramiden. |
Die Auffassung daß Götter unsterblich seien halte ich zwar für ein Zeichen, daß die eigene Sterblichkeit als Manko empfunden wird. Reicht aber als Beleg für die Eingangsthese dieses Thread nicht aus.
Ahriman hat folgendes geschrieben: | Religionen ohne einen Jenseitsglauben sind Ausnahmen. |
Dieser Satz ist unzutreffend, denn GLAUBE (mit dem Präfix Jenseits- und anderen) ist eine Eigenheit von Christentum und Islam. Eher lasse ich gelten "Jenseitsvorstellung". Dann wäre allerdings zu fragen ob z.B. der Konfuzianismus mit 1 Mrd. Anhängern wirklich als "Ausnahme" zu qualifizieren sei.
Ahriman hat folgendes geschrieben: | Die Furcht vor dem Tod und die Hoffnung auf ein Weiterleben ist über die ganze Welt verbreitet und uralt. |
Ist das die zwingende Folgerung aus Jenseitsvorstellung? Schon mal drüber nachgedant, daß es durchaus auch eine Hoffnung auf den Tod und Furcht vor Weiterleben geben könnte? Damit landen wir sofort bei ...
nothing hat folgendes geschrieben: | und wo sind die Griechen? ha? |
... bei denen die Furcht vor der ewigen blutleeren Existenz als Psyche im Ais schließlich zur vergleichsweise tröstlichen Philosophie Epikurs führte.
Ahriman hat folgendes geschrieben: | Was aber sollen solche Beigaben nützen, wenn man nicht geglaubt hat, daß der Tote sie in seinem jenseitigen Leben irgendwie gebrauchen kann? |
Darüber haben Curtius und Schliemann schon in Mykene gestritten. Auc wir werden das wohl kaum abschließend klären. Auch HEUTE sind Beigaben noch üblich. Stelle doch in den Erbengemeinschaften diese Frage und stelle die Statistik dann hier in den Thread.
Ahriman hat folgendes geschrieben: | So manche Bestattungsriten und Opfer am Grab sollten auch dafür sorgen, daß der Tote nicht irgendwie zurückkam und Unheil stiftete. |
Das spricht doch ganz klar dafür, daß am Anfang der Entwicklung einer Jenseitsvorstellung die Angst vor dem steht, was nach dem Tod folgt.
Damit sind wir wieder beim Thema dieses Thread. Umgekehrt wird ein Schuh draus:
Erster Schritt auf dem Niveau der Naturreligion: Die Vorstellung der Nicht-Existenz sprengt die Möglichkeiten des menschlichen Bewußtseins. Dies erzeugt Angst vor einer Existenz nach dem Tod und Strategien/Rituale damit umzugehen.
Zweiter Schritt auf Niveau des Poly- und Monotheismus: Die Angst wird instrumentalisiert um Gesetze mit Autorität zu untermauern.
_________________ Hup Holland Hup, Oranje winnt de cup (2022)
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Machel als Doppelnick gesperrt
Anmeldungsdatum: 06.06.2005 Beiträge: 727
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(#475839) Verfasst am: 15.05.2006, 21:03 Titel: |
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Ich denke eher dass der Glaube an Gott einer Furcht vor dem Leben oder einer Furcht vor anderen Wesen entspringt. Gerade mit diesem Glauben aber will man seiner Furcht Herr werden. Früher fürchtete und achtete die Natur. Der Glaube hat aber dazu geführt, dass man sie bezwingen und beherrschen wollte. Wo das nicht ging half man sich mit seiner Fantasie aus. Dieser Glaube ist also eher ein Ausdruck des menschlichen Egos, welches zur Macht strebt. Man braucht ja auch immer Begründungen warum man besser ist als andere und wennkeine realen Gründe vorhanden sind, hilft man sich eben mit so einem Glauben aus, mit dem man sein Ego über das Ego von anderen stellen kann. So eben kann aus jedem Würstchen ein Erhabener werden.
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Chinasky dirty ol' man
Anmeldungsdatum: 27.03.2006 Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden
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(#475969) Verfasst am: 15.05.2006, 22:55 Titel: |
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Die Angst vor dem Tod ist vielleicht zum Teil für den Glauben verantwortlich. Ich vermute den wichtigsten Grund aber woanders: Wir fragen nicht nur nach dem Sinn des Lebens - sondern vor allem nach dem Sinn des Leidens! Leid (in Form von Schmerzen) ist etwas, das wir besonders konkret erfahren. Glück und Leidlosigkeit sind kaum bewußt zu erleben (meist werden wir uns erst über Glück und Genuß bewußt, wenn sie schon vorbei oder zumindest im Abklingen begriffen sind). Deswegen ist die Sinnfrage hier auch nicht drängend. Beim Leid indessen sehr wohl.
Ich meine, daß das menschliche Denken eines ist, welches überall Sinn vermutet. Wir sind dann erfolgreich, wenn wir unsere Umwelt als eine Art Optionen, unsere Ziele zu erreichen, wahrnehmen. Macht es Sinn, auf die andere Straßenseite zu wechseln? Macht es Sinn, den Hebel an diesem Punkt anzusetzen? Macht es Sinn, jetzt die Aktien zu verkaufen?
Unsere Bedürfnisse sind das a priori, sie zu befriedigen gelingt uns nur, wenn wir "sinnvolle" Lösungstrategien entwickeln. So ist eine gewisse utilitaristische Einstellung gegenüber der Welt zutiefst menschlich.
Daher tendieren wir dazu, selbst dort Sinnzusammenhänge zu erkennen, wo überhaupt keine vorhanden sind. Es ist sozusagen für unser Denken notwendig. Je mehr wir von der Welt "verstehen", desto mehr macht für uns alles Sinn: wir erkennen, wie sinnvoll die Wurzeln der Bäume sind, die Flügel des Schmetterlings, die Anordnung der Zylinder in einem Rennwagenmotor...
Und uns will nicht in den Kopf, daß manche relevanten Phänomene nix mit Sinnzusammenhängen zu tun haben. Dem Phänomen des Leides aber können wir nicht ausweichen. Klar, wir erkennen, daß ein gewisses Druckempfinden sinnvoll ist. Auch unsere Empfänglichkeit für Hitze- oder Kälteschmerz erfahren wir als sinnvoll. Aber was ist mit all den Leidenssituationen, in denen wir leiden, ohne einen Sinn darin zu erkennen? Wenn uns ein gelieber Angehöriger durch einen Unfall oder ein Verbrechen entrissen wird? Wenn wir an einer unheilbaren Krankheit leiden? Wenn unser Körper im Alter immer mehr verfällt? Wir suchen nach einem Sinn dafür - und finden keinen.
Wir suchen auch nach dem Sinn von seelischem Leid: Wozu ist enttäuschtes Vertrauen da? Wozu unerwiderte Liebe? Wozu Einsamkeit?
Gerade Einsamkeit ist ein Gefühl, das früher oder später jeder mal kennenlernt. Und wer nicht hohl und oberflächlich ist, wird irgendwann jene Einsamkeit erkennen, die durch noch soviele Freunde und Familienangehörige nicht behoben werden kann. Dieses absolute Alleinsein des Individuums - wenn es einmal erahnt wird, stellt sich sofort die Frage: Warum? Eigentlich kann man dieses absolute Alleinsein gedanklich gar nicht auf Dauer ertragen. Es muß einfach anders sein, es muß einen Ausweg aus dieser Einsamkeit geben.
Hierin also, in der Unerträglichkeit der Einsamkeit und in der Suche nach dem Sinn des Leidens - hierin sehe ich die Hauptgründe des religiösen Glaubens. Denn das absurde Bewußtsein, wie es Camus in seinem "Mythos von Sisyphos" skizziert - es ist für Ottonormalverbraucher kaum auf Dauer erträglich.
_________________ Still confused - but on a higher level.
Mein Zeugs auf deviantart
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tommitulpe registrierter User
Anmeldungsdatum: 15.05.2006 Beiträge: 8
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(#475993) Verfasst am: 15.05.2006, 23:18 Titel: |
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Ich denke es trifft schon zu, wenn Religion, so absurd wie sie oftmals repräsentiert wird, als Opium fürs Volk zu betrachten. Allerdings ist Religiosität vom eigentlichen Sinn her eine Besinnung auf Bezugspunkte des Ursprungs. Der/Die Bezugspunkte sind nach der allgemeinen spirituellen Hermeneutik durch Todesangst teilweise verdeckt, weswegen Religion an sich dem Zweck dienen soll sich von Ängsten zu lösen. Wärend im Mittelalter Religion dazu benutzt wurde Macht auszuüben wird dies heute mit Konsum bewerkstelligt, im Mittelpunkt steht die Triebfeder Angst, die in Todesangst wurzelt.Die heutige Religion ist der Konsumwahn -letztlich beschäftigt sich denke ich jeder Mensch mit seinem Sein und der Natur des Ganzen das jeder seine eigene Religion hat und das war und ist auch so in Glaubenskreisen die aufdiktiert bekommen an was sie zu glauben haben.
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#476551) Verfasst am: 16.05.2006, 16:53 Titel: |
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Mannomann, es ist gängige Rede heute bei uns "Ich habe ein Haus gebaut." Keiner sagt: "Meier Hochtief GmbH. hat für mich ein Haus gebaut."
Die Pharaonen ließen die Pyramiden bauen (gefällt dir diese Formulierung endlich?), um unsterblich zu werden. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Warum? Der Tod als solcher muß ihnen also irgendwie unangenehm gewesen sein.
Und die Indianer wären bei weitem nicht so tapfer gewesen, hätten sie nicht die Überzeugung gehabt, in die ewigen Jagdgründe zu gelangen. Wie war das noch bei den Germanen? Oder waren es die Wikinger? Wenn sie im Krieg fielen, kamen sie nach Walhalla. Das ist der uralte Dreh, auf dem Christentum und Islam heute noch herumreiten. Auch die Kerle, die die Flugzeuge in die Türme steuerten, waren am Tag vorher noch im Striptease-Schuppen: Eine Vorschau auf das Moslem-Paradies.
Alle glaubten sie an irgendein "Leben", eine Existenz nach dem Tod, auch die Griechen hatten ihren Hades. Orpheus war dort und suchte seine Eurydike.
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VanHanegem Weltmeister
Anmeldungsdatum: 24.04.2006 Beiträge: 3184
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(#476903) Verfasst am: 16.05.2006, 21:08 Titel: |
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Ahriman hat folgendes geschrieben: | Die Pharaonen ließen die Pyramiden bauen (gefällt dir diese Formulierung endlich?), um unsterblich zu werden. |
Zum 2. Mal: Die Pharaonen waren als Götter natürlich unsterblich. Die dürfte der Untermauerung der Autorität gedient haben. Inwieweit die Unsterblichkeit der Pharaonen irgendwelche Ängste des niederen Volkes besänftigt haben soll wird auch weiter nicht klar.
Ahriman hat folgendes geschrieben: | Und die Indianer wären bei weitem nicht so tapfer gewesen, hätten sie nicht die Überzeugung gehabt, in die ewigen Jagdgründe zu gelangen. Wie war das noch bei den Germanen? Oder waren es die Wikinger? Wenn sie im Krieg fielen, kamen sie nach Walhalla. Das ist der uralte Dreh, auf dem Christentum und Islam heute noch herumreiten. Auch die Kerle, die die Flugzeuge in die Türme steuerten, waren am Tag vorher noch im Striptease-Schuppen: Eine Vorschau auf das Moslem-Paradies.
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Hier wird ohne Rücksicht auf Verluste alles (Indianer Nord- und Südamerikas, Germanen, Moslems) gnadenlos über einen Kamm geschoren.
Selbstmordkommandos gab es auch in Japan (schon vergessen?) wo das Ziel die Auflösung des Ich war. Zu den Indianern: m.W. gibts da sehr friedliche und sehr aggressive Stämme. Ist das Verhalten mit der Jenseitsvorstellung dieser Leute irgendwie korreliert? Hier lerne ich gerne dazu - der Beitrag müßte dann aber über schlechtverdautes Halbwissen auf Karl May Niveau (Stichwort "ewige Jagdgründe") etwas hinausgehen. Um den Bezug auf den Eingangsbeitrag herzustellen wäre es auch angebracht zu erläutern, was der Animismus der Indianer überhaupt noch mit Gottesglauben zu tun hat.
m.W. hat es für Vietnamesen sehr nachteilige Folgen, wenn sie nicht korrekt beerdigt werden. Waren sie deswegen als Krieger weniger tapfer als Amerikaner?
Ahriman hat folgendes geschrieben: | Alle glaubten sie an irgendein "Leben", eine Existenz nach dem Tod, auch die Griechen hatten ihren Hades. |
zum 2. Mal: Epikur mußte den echten Tod erst erfinden um einigen Griechen die Angst vor dem Hades zu nehmen. Wobei bei den Griechen die Jenseitsvorstellung nichts mit Glauben zu tun hatte.
Ahriman hat folgendes geschrieben: | Orpheus war dort und suchte seine Eurydike. |
... um sie schnellstens aus dem Hades wieder zu wegzubringen
...und trotz alledem wird von den Griechen berichtet, daß sie tapfere Krieger gewesen seien.
_________________ Hup Holland Hup, Oranje winnt de cup (2022)
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