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Deus ex Machina registrierter User
Anmeldungsdatum: 14.03.2006 Beiträge: 789
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(#476908) Verfasst am: 16.05.2006, 21:10 Titel: Freiwirtschaft |
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GiordanoBruno hat folgendes geschrieben: | Wir können uns gerne über den Freihandel unterhalten. Ich habe ja gesagt ein Interessantens Gedankenexperiment. Leider nicht funktionfähig, aber dass zu erklären würde diesen Thread sprengen. Mach einen neuen auf. |
Bitteschön.
Offenbar meinte GiordanoBruno eigentlich "Freiwirtschaft", daher habe ich den Titel des Threads entsprechend abgeändert und den Teil der anschließenden Diskussion, der sich tatsächlich auf "Freihandel" bezieht, in einen neuen Thread abgeteilt - kolja
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GiordanoBruno ...
Anmeldungsdatum: 01.04.2006 Beiträge: 1516
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(#477517) Verfasst am: 17.05.2006, 17:39 Titel: |
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Reden wir doch einmal über die grundlegenden Ideen, wie da wäre freier Grund, und freies Kapital.
Beides sollte, nach den Ideen der Theorie, keine Wertsteigerung erfahren, (im Falle des Kapitals sogar mit Negativen Zins belegt werden) um sie selbst als Handelsobjekt unatraktiv zu machen.
Soweit so gut, oder so schlecht, weil des Grundübel und einer der Knackpunkte dieser Idee ist der Umstand, das beides quasi immer so Vorhanden sein müsste wie es nachgefragt wird. Also eigentlich Unendlich viel Grund und Unendlich viel Geld.
Warum. Ganz einfach. Sollte der Grund nicht unendlich sein (und er ist es ja offensichtlich auf dieser Erde nicht ) dann würde bald eine Verknappung eintreten weil jeder sein Stück haben möchte.
Schade aber auch, müsste man da sagen, aber es kann nicht jeder ein Stückchen haben, oder nicht jeder ein gleichgutes Stück, oder der eine saftigstes Wisenland in Oberbayern, nahe München und der andere ein Stückchen Sand in der Sahara. Nicht sehr gerecht oder? Dazu kommt das die Leute untereinander anfangen würden ihre Grundsücke schwarz zu handeln (das nennt man Schwarzmarkt) und damit alles was diese Theorie so schön macht. Kaputt machen.
Geld ist genau das gleiche. Entweder es ist im Überfluss vorhanden, und verilert damit seine Bedeutung als "Geld" oder es ist nicht im Überfluss vorhanden und wird damit immer mehr wert, egal ob man es mit einem Strafzins belegt oder nicht.
Oder um es frei nach Jurrassicpark zu sagen. "Das Leben findet immer einen Weg."
gb
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#477570) Verfasst am: 17.05.2006, 18:48 Titel: |
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Könnte man bitte mal klären, ob es hier um freien Markt oder um Freiwirtschaft geht, udn dann über eben das reden, und für das andere meinethalben einen anderen Thread aufmachen?
Danke!
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Deus ex Machina registrierter User
Anmeldungsdatum: 14.03.2006 Beiträge: 789
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(#477581) Verfasst am: 17.05.2006, 19:00 Titel: |
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Freihandel =/= Freiwirtschaft
Nun, ich befürworte jedenfalls beides.
Freihandel zumindest soweit, als sich wirklich alle daran halten (keine Agrarsubventionen u.ä.) und er sich auf diejenigen Länder beschränkt, die ein funktionierendes Staats- und Wirtschaftssystem haben und somit konkurrenzfähig sind. Denn Staaten, denen schon die Grundvoraussetzungen fehlen, können im freien Wettbewerb nur verlieren. Primäres Ziel in der Entwicklungshilfe sollte es deshalb mE sein, diese Bedingungen zu schaffen, Hilfe zur Selbsthilfe also und nicht ein Land jahrelang durchzufüttern und damit erst recht von diesen Hilfen abhängig zu machen.
Eine Antwort von caballito auf diese Passage findet sich mittlerweile im abgeteilten Thread über "Freihandel" - kolja
GB hat folgendes geschrieben: | Sollte der Grund nicht unendlich sein (und er ist es ja offensichtlich auf dieser Erde nicht Smilie ) dann würde bald eine Verknappung eintreten weil jeder sein Stück haben möchte.
Schade aber auch, müsste man da sagen, aber es kann nicht jeder ein Stückchen haben, oder nicht jeder ein gleichgutes Stück, oder der eine saftigstes Wisenland in Oberbayern, nahe München und der andere ein Stückchen Sand in der Sahara. |
Es geht ja gerade darum, dass Boden eben nicht vermehrbar ist. Man fordert aber nun nicht, wie du es darstellst, dass jeder ein Stückchen bekommt und damit dann nicht handeln darf, sondern dass der Staat die Grundstücke an den Meistbietenden verpachtet.
Die Bodenreform ist aber sowieso nicht der zentrale Punkt der Freiwirtschaft und mE auch nicht unbedingt nötig.
GB hat folgendes geschrieben: | Geld ist genau das gleiche. Entweder es ist im Überfluss vorhanden, und verilert damit seine Bedeutung als "Geld" oder es ist nicht im Überfluss vorhanden und wird damit immer mehr wert, egal ob man es mit einem Strafzins belegt oder nicht. |
Natürlich ist es möglich, dass die Deflation höher ist als die Umlaufgebühr. Dann wäre man aber immer noch besser dran, als ohne die Gebühr.
Da das Geld aber umlaufgesichert wäre, hätte die Zentralbank die Möglichkeit die umlaufende Geldmenge exakt zu bestimmen und das Preisniveau somit konstant zu halten.
Dass es möglich ist, ist empirisch erwiesen. Guckst du hier.
edit: @caballito: Irgendwie kommst du mir immer zuvor.
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#477632) Verfasst am: 17.05.2006, 20:01 Titel: |
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Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Es geht ja gerade darum, dass Boden eben nicht vermehrbar ist. Man fordert aber nun nicht, wie du es darstellst, dass jeder ein Stückchen bekommt und damit dann nicht handeln darf, sondern dass der Staat die Grundstücke an den Meistbietenden verpachtet. |
Das erinnert dann aber wieder an den Staatsmonopolkapitalismus, der sich selber Sozialismus nannte. Dadurch, dass der Staat zum alleinigen, allumfassenden Großgrundbesitzer gemacht wird, wird das Problem des Großgrundbesitzes nicht gelöst, sondern verschärft.
Wenn, dann sollte man den Schluss ziehen, dass es kein Eigentum am Boden als solchem geben kann - aber bitte konsequent und für niemenden, auch nicht den Staat. Stattdessen könnte es eigentum an der (künstlich erzeugten) "Nutzbarkeit" des Bodens geben, d.h., man könnte zwar kinen Felsen besitzen, wohl aber einen Acker.
Das hätte ebenfalls zur Folge, dass Eigentum an ungenutztem Grund verfällt.
Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Natürlich ist es möglich, dass die Deflation höher ist als die Umlaufgebühr. Dann wäre man aber immer noch besser dran, als ohne die Gebühr. |
Die "Gebühr" gibt es doch schon. Nennt sich Inflation
Ansonsten: Warum soll man Geld nicht horten dürfen? Ist doch z.B. ganz normal, dass man was ansammelt für den Ruhestand. Und für manches braucht man eben größere Summen an Kapital. Die müssen sich ansammeln lassen. Klar wird es zum Problem, wenn Geld praktisch aus dem Verkehr gezogen wird, Aber wo passiert das denn in großem Maß?
Mir fallen da eigentlich nur die großen AGs ein, bzw. die zum Pyramidenspiel verkommene Aktienbörse. Aber das ist ein ganz anderes Problem, da braucht man keine Umlaufgebühr für - zumal sie in dem Fall ja auch gar nichts nützen würde, es sei denn, sie läge auf den Aktien selbst, und das wär Blödsinn.
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#477640) Verfasst am: 17.05.2006, 20:09 Titel: |
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caballito hat folgendes geschrieben: | Könnte man bitte mal klären, ob es hier um freien Markt oder um Freiwirtschaft geht, udn dann über eben das reden, und für das andere meinethalben einen anderen Thread aufmachen?
Danke! |
Da dieser Thread mit einem Zitat von GiordanoBruno startet und dieser offensichtlich "Freiwirtschaft" meinte, habe ich diesen Thread hier entsprechend umbenannt und den Teil der Diskussion abgeteilt, der sich tatsächlich mit "Freihandel" befasst.
-> http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?t=12491
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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Deus ex Machina registrierter User
Anmeldungsdatum: 14.03.2006 Beiträge: 789
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(#477870) Verfasst am: 17.05.2006, 23:48 Titel: |
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caballito hat folgendes geschrieben: | Die "Gebühr" gibt es doch schon. Nennt sich Inflation  |
Nein. Die Inflation hat keinen Einfluss auf den Realzins (denn Realzins bedeutet ja Nominalzins minus Inflation). Die Inflation wird auf die Zinsen einfach draufgerechnet (sog. Fisher-Effekt), weshalb eine hohe Inflation es nicht unattraktiver macht, Geld zu sparen, sondern einen laienhaften Kapitalbesitzer, der die Inflation nicht von den Zinsen abzieht, sogar noch mehr zum sparen verleitet.
Zitat: | Ansonsten: Warum soll man Geld nicht horten dürfen? Ist doch z.B. ganz normal, dass man was ansammelt für den Ruhestand. |
Darum geht es nicht - und klar, es muss möglich sein für den Imobilenkauf, Altersvorsorge usw. Geld zu sammeln.
Zitat: | Klar wird es zum Problem, wenn Geld praktisch aus dem Verkehr gezogen wird, Aber wo passiert das denn in großem Maß? |
1. Durch den Zinseszinseffekt wachsen Vermögen exponentiell an (sofern sie nicht verkonsumiert werden, was ab einer bestimmten Grösse nicht mehr möglich ist).
=> Vermögen werden immer grösser
2. Vermögenszuwachs für den einen bedeutet zwansläufig Vermögensverlust für den andern.
=> Verschuldung wird immer grösser
Skizze von Prof. Dr. Bernd Senf:
Situation in Deutschland:
Die Vermögen wie die Verschuldung wachsen weitaus schneller, als die Wirtschaft, weshalb die Zinsen irgendwann nicht mehr bezahlt werden können:
Einleuchtend, nicht?
Fatal ist es nun zu denken, man könne die Schulden gesammtvolkswirtschaftlich abbauen. Die Schulden verteilen sich auf die Unternehmen, Private und die öffentliche Hand. Da die Vermögen zwangsläufig anwachsen, müssen es auch die Schulden in ihrer Summe tun. Wenn z.B. der Staat seine Schulden abbauen würde, so schöbe er sie nur auf die privaten Haushalte und die Unternehmen ab. Ist ja logisch: Der Staat hat seine Einnahmen von diesen, das Geld, das er wieder auszahlt, geht auch an diese zurück. Will er seine Schulden abbauen, muss er mehr einnehmen als ausgeben. Also müssen Private und Unternehmen mehr an Vermögen abgeben, als sie zurückerhalten. Einen Schuldenabbau kann es also gesammtvolkswirtschaftlich nie geben, höchstens eine Schuldenumverteilung.
So, das reicht mal für's erste. Ich könnte noch seitenweise mehr schreiben.
Zitat: | Mir fallen da eigentlich nur die großen AGs ein, bzw. die zum Pyramidenspiel verkommene Aktienbörse. Aber das ist ein ganz anderes Problem, da braucht man keine Umlaufgebühr für - zumal sie in dem Fall ja auch gar nichts nützen würde, es sei denn, sie läge auf den Aktien selbst, und das wär Blödsinn. |
Mit Umlaufgebühr erhalten die Unternehmen das Geld Zinslos - jeder ist froh, wenn er nach zehn Jahren gleich viel Geld zurückerhält, wie er gegeben hat.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#477886) Verfasst am: 18.05.2006, 00:04 Titel: |
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@Deus ex Machina:
Studierst du Wirtschaft?
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Deus ex Machina registrierter User
Anmeldungsdatum: 14.03.2006 Beiträge: 789
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(#477900) Verfasst am: 18.05.2006, 00:28 Titel: |
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Nein.
War der Gedanke hinter deiner Frage:
"Reiss hier nicht so das Maul auf ohne entsprechende Bildung."
oder
"Wow, du hasts's echt auf dem Kasten."
?
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Stefan auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 6217
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(#477902) Verfasst am: 18.05.2006, 00:30 Titel: |
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Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Nein.
War der Gedanke hinter deiner Frage:
"Reiss hier nicht so das Maul auf ohne entsprechende Bildung."
oder
"Wow, du hasts's echt auf dem Kasten."
?
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*grins* Die Zinsproblematik wurde hier schon sehr oft diskutiert - ohne das das "neoliberale Lager" im FGH sich davon beeindrucken ließe...
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#477911) Verfasst am: 18.05.2006, 00:50 Titel: |
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Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | War der Gedanke hinter deiner Frage:
"Reiss hier nicht so das Maul auf ohne entsprechende Bildung."
oder
"Wow, du hasts's echt auf dem Kasten."
? |
Der Hintergrund war eher: Diese Überlegungen zu Vermögen und Schulden kannte ich noch gar nicht. Wo hätte ich mit so etwas in Berührung kommen können?
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Deus ex Machina registrierter User
Anmeldungsdatum: 14.03.2006 Beiträge: 789
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(#478047) Verfasst am: 18.05.2006, 11:30 Titel: |
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Während eines Studiums der Wirtschaftswissenschaften sehr wahrscheinlich nicht. Die grosse Mehrzahl der Ökonomen tut die Freiwirtschaft als linke Spinnerei ab. Also: Autodidaktik.
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#478901) Verfasst am: 19.05.2006, 15:56 Titel: |
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Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: | Während eines Studiums der Wirtschaftswissenschaften sehr wahrscheinlich nicht. |
Um genau zu sein, in einem Studium der bürgerlichen Wirtschafts"wissenschaften", deren Lehren nichts Anderes sind, als Kartenhäuser auf dem Fundament mathematischen Unsinns (Zinssystem und ewig exponentielles Wachstum).
Im "Kapital" ist das Alles sehr ausführlich und einfach erläutert, woraus auch hervorgeht, warum die Freiwirtschaftsspinner nie einen Fuß auf den Boden bekamen und bekommen KÖNNEN. Weil nämlich der kapitalistische Staat das Instrument der (Groß-, insbesondere Finanz-)Kapitalisten ist, die Gesellschaft ihren Interessen zu unterwerfen, also NIEMALS ein System schaffen KANN und WIRD, welches diese Interessen verletzt.
Ebenso könnten die Freiwirtschaftsspinner umsatteln und begründen, warum günstig wäre, Gesetze zu erlassen, die das Wetter so regeln, daß der Landwirtschaft die günstigsten Bedingungen entstehen.
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Deus ex Machina registrierter User
Anmeldungsdatum: 14.03.2006 Beiträge: 789
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(#479019) Verfasst am: 19.05.2006, 18:43 Titel: |
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DerTorsten hat folgendes geschrieben: | Im "Kapital" ist das Alles sehr ausführlich und einfach erläutert, woraus auch hervorgeht, warum die Freiwirtschaftsspinner nie einen Fuß auf den Boden bekamen und bekommen KÖNNEN. Weil nämlich der kapitalistische Staat das Instrument der (Groß-, insbesondere Finanz-)Kapitalisten ist, die Gesellschaft ihren Interessen zu unterwerfen, also NIEMALS ein System schaffen KANN und WIRD, welches diese Interessen verletzt. |
Hat der Kommunismus nicht das genau gleiche Problem, da ja die Politiker nur Lakaien des Kapitals sind?
Jedenfalls gibt und gab es in den oberen Rängen mehr Sympathisanten der Freiwirtschaft als des Kommunismus, wie z.B. den französischen Finanzminister und Ministerpräsidenten Daladier oder den Wirtschaftsnobelpreisträger Fisher.
Ausserdem hat sich die Freiwirtschaftslehre im Gegensatz zum Sozialismus in der Praxis hervorragend verwirklichen lassen (ja, ich weiss, in der DDR...) und genoss in der Bevölkerung weitgehende Akzeptanz, ohne dass dazu Umerziehungslager nötig gewesen wären oder die Menschenrechte in gröbster Weise hätten verletzt werden müssen.
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Yrsin Yrrsinniger Kritiker
Anmeldungsdatum: 27.04.2006 Beiträge: 137
Wohnort: St.Gallen
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(#483520) Verfasst am: 27.05.2006, 15:01 Titel: |
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Welche Rolle hat dMn der Staat noch inne?
Darf er noch in die Wirtschaft eingreifen?
Bleibt die Steuer erhalten? (Oder ist dies dMn nicht ein Eingriff des Staates in die Wirtschaft?)
_________________ "Kein Mensch ist Solipsiist, wenn er auf dem Bürgersteig steht und versucht, sich die Scheisse von den Schuhen zu kratzen." Robert A. Wilson
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#483529) Verfasst am: 27.05.2006, 15:24 Titel: |
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Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: |
Ausserdem hat sich die Freiwirtschaftslehre im Gegensatz zum Sozialismus in der Praxis hervorragend verwirklichen lassen ... |
Ach ja? Wo? Mit welchem Ergebnis für wen?
Eine Scheißhausparole in den Raum zu werfen, ist recht mager.
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Yrsin Yrrsinniger Kritiker
Anmeldungsdatum: 27.04.2006 Beiträge: 137
Wohnort: St.Gallen
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(#483554) Verfasst am: 27.05.2006, 16:10 Titel: |
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Das Beispiel von Wörgel ist ein Beleg dafür, dass es funktionieren kann. Das es der heutigen Zeit angepasst werden muss, bestreitet wohl niemand, aber es zeigt, dass Deus ex nicht bloss "eine Scheisshausparole in den Raum geworfen hat"..
_________________ "Kein Mensch ist Solipsiist, wenn er auf dem Bürgersteig steht und versucht, sich die Scheisse von den Schuhen zu kratzen." Robert A. Wilson
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siar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2006 Beiträge: 7
Wohnort: Heidelberg
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(#483560) Verfasst am: 27.05.2006, 16:16 Titel: |
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Hallo,
welche Blüten der unkontrollierte Markt treibt, kann man hier nachlesen:
http://www2.onwirtschaft.t-online.de/dyn/c/80/17/47/8017478.html
1,5 Milliarden $ ist immerhin das hundertfache was unser Herr Ackermann verdient. Ob jetzt dieser "Verdienst" wieder als Begründung für maßlose Erhöhungen der Managergehälter herhalten muß?
Vielleicht kann mir einer der Wirtschaftexperten hier erklären, ob diese abartigen Gehälter irgendwie erwirtschaftet werden können, oder ob die Wirtschaft und die Kapitalmärkte inzwischen mit Spielgeld ohne Gegenwert funktionieren.
Grüßle
siar
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#483565) Verfasst am: 27.05.2006, 16:19 Titel: |
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Yrsin hat folgendes geschrieben: | Das Beispiel von Wörgel ist ein Beleg dafür, dass es funktionieren kann. |
Nö, es zeigt im Gegenteil, daß es eben vor dem Hintergrund des Kapitalismus NICHT funktionieren kann, weil es Kapitalinteressen verletzt und durch die Kapitalisten zerstört wird. Solche Kapitalismusverbesserungsideen inclusive praktischer Experimente gabs schon in früheren Jahrhunderten, z.B. durch Robert Owen. Sie sind Wunschdenken.
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Deus ex Machina registrierter User
Anmeldungsdatum: 14.03.2006 Beiträge: 789
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(#484201) Verfasst am: 28.05.2006, 17:51 Titel: |
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Hat zwar nicht direkt was mit dem Thema zu tun, aber: Das mag zwar so machem schwer aufstossen, aber diese exorbitanten Managergehälter sind nicht das eigentliche sondern ein notwendiges Übel. Ich kann es wirklich nachvollziehen, wenn man sich angesichts dieser Zahlen sehr ungerecht behandlt fühlt - ich arbeite ja selbst für einen Hungerlohn - aber wen willst du kritisieren? Den Lohnempfänger? Würdest du etwa sagen: "Ach was, soviel ist meine Arbeit doch nicht wert, gebt mir die Hälfte"? Den, der den Lohn bezahlt? Wenn er bereit ist, soviel zu bezahlen, muss er doch damit rechnen, dass das Geld auch wieder reinkommt, dass ihm die Arbeit des Managers soviel Wert ist, dass sonst ein anderer bereit wäre, diesen Lohn zu bezahlen. Wenn in der Lohnbestimmung Vetternwirtschaften eine Rolle gespielt haben, muss man natürlich etwas dagegen unternehmen, aber ansonsten halte ich alles, was über progressive Einkommenssteuern hinausgeht, also die freie Preisbildung behindern will, für falsch.
Mehr als zynisch finde ich es allerdings, wenn diese Löhne dann mit sowas wie "hohe Verantwortung" oder "Stress" begründet werden. Anders als mit freiem Markt ist das nicht zu rechtfertigen.
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Deus ex Machina registrierter User
Anmeldungsdatum: 14.03.2006 Beiträge: 789
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(#484565) Verfasst am: 29.05.2006, 03:04 Titel: |
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DerTorsten hat folgendes geschrieben: | Ach ja? Wo? |
Musterbeispiel ist immer noch das hier.
In früher Zeit auch:
Zitat: | Im ptolemäischen Ägypten wurde Getreide als Geld verwendet, das in Speichern eingelagert wurde, wobei Tonscherben als Besitznachweis ausgegeben wurden. Diese wurden dann als Geld im Wirtschaftsleben verwendet. Das Getreide konnte man sich mit einem gewissen Verfalls- und Lagerabschlag pro Jahr wieder bei Bedarf abholen. Dieses System kam zwischen 322 und 30 v. u. Z. auf, nach der Eroberung Ägyptens durch die Römer wurde das römische Münzgeld eingeführt.
Im Mittelalter wurde in Europa von den lokalen Herrschern und Klöstern das Münzgeld (z.B. Brakteaten) in bestimmten Situationen für ungültig erklärt und mit einem Abschlag gegen Neuprägungen umgetauscht. Diese Abstände variierten - von mehrfach jährlich bis zu alle 7 Jahre; bei den Abschlägen gab es Schwankungen zwischen etwa 15% und 40%. Die Differenz fiel jeweils an den Herrscher bzw. an das Kloster. Dies war hauptsächlich zwischen den Jahren 1075 und 1400 gebräuchlich. Aufgrund von Handhabungsproblemen mit der angewachsenen Geldmenge, dem Silberschmelzverlust beim Umprägen und auf Drängen von Kaufleuten, die ein dauerhaftes, weitreichendes Geld wollten, wurde die sog. "Münzverrufung" aufgegeben und durch Handels- und Verbrauchssteuern ersetzt.
Beide Wirtschaftsräume entwickelten während dieser Zeit große kulturelle Leistungen (fast alle Kathedralbauten entstanden zu jener Zeit - sie wurden aber nach anderen Quellen vom Templerorden, der Bankenfunktion ausübte, finanziert) und materiellen Wohlstand für ihre Bevölkerungen; nach der Änderung des Geldsystems kam es in beiden Fällen zu einem Niedergang. Dieser Niedergang wurde allerdings auch durch den Abfluss des Silbers in den Orient aufgrund des Gewürz- und Weihrauchhandels verursacht. Deutlich verstärkt wurde dieser Abfluss noch durch die Arbitrage-Geschäfte der Venezianier (Silber gegen Gold). (Literatur: Zarlenga, Der Mythos vom Geld). Das Silberbergwerk in Schwaz/Tirol brachte ab 1450 eine gewisse Erleichterung (12.000 Knappen, zweitgrößte Stadt im Habsburgerreich). |
Gegenwärtig gibt es verschieden Projekte in Deutschland, guckst zu z.B. hier.
DerTorsten hat folgendes geschrieben: | ...spinner... ...Scheißhausparole... |
Dein aktiver Wortschatz erweckt nicht gerade den Eindruck besonders umfangreich zu sein. Und mit den Argumenten hast du's auch nicht so, was?
DerTorsten hat folgendes geschrieben: | ...es zeigt im Gegenteil, daß es eben vor dem Hintergrund des Kapitalismus NICHT funktionieren kann, weil es Kapitalinteressen verletzt und durch die Kapitalisten zerstört wird... |
Aha, weil ein Lösungsversuch Kapitalinteressen verletzt kann er nicht funktionieren. Erstens ist das kein Argument gegen die Idee als solche und zweitens, ich wiederhole mich, inwiefern geht es dem Kommunismus in dieser Hinsicht besser?
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Ich habe wirklich schon genügend freiwirtschaftskritische Texte gelesen und meistens wird darin nicht viel mehr als ein Strohmann attackiert, von wegen "Es ist doch nicht böse Zinsen zu verlangen, wenn man für eine bestimmte Zeit auf sein Geld verzichtet". Gegen den in meinem längeren Posting angedeuteten Gedankengang habe ich jedenfalls noch kein stichhaltiges Argument gehört. Ich wäre noch so froh, wenn es eines gäbe, aber ich glaube nicht mehr daran, dass es eines gibt.
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Deus ex Machina registrierter User
Anmeldungsdatum: 14.03.2006 Beiträge: 789
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(#502820) Verfasst am: 20.06.2006, 00:28 Titel: |
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*push*
Da ich mir solche Mühe gegeben habe, diese Grafiken hochzuladen, möchte ich nochmal darauf zurückkommen, nachdem durch die Diskussion mit DerTorsten etwas vom ursprünglichen Thema abgelenkt wurde.
Selbst Wikipedia stellt es als Tatsache hin, dass "Zinseszinssysteme exponentiell [wachsen] und nach wenigen Generationen jede Wirtschaft durch Überforderung der Schuldner [sprengen]. Deshalb kann und wird es nie solche gigantischen Schulden geben, da diese zu jedem kapitalistischen Zyklusende per Währungswechsel elegant als uneinbringbar ausgebucht werden oder in den Wirren von Hungeraufständen und Eroberungskriegen in Vergessenheit geraten."
Deshalb meine Fragen:
Gibt es in dem in meinem Posting dargestellten Gedankengang einen Fehler? Wenn nein, soll man, wie es das Wiki-Zitat suggeriert, akzeptieren, dass Zinssysteme jeweils nach wenigen Generationen zusammenbrechen oder was könnte man ansonsten dagegen tun? (So lenkt man durch rhetorische Fragen den Leser dorthin, wo man ihn haben möchte. )
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#502909) Verfasst am: 20.06.2006, 08:12 Titel: |
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Deus ex Machina hat folgendes geschrieben: |
Aha, weil ein Lösungsversuch Kapitalinteressen verletzt kann er nicht funktionieren. Erstens ist das kein Argument gegen die Idee als solche und zweitens, ich wiederhole mich, inwiefern geht es dem Kommunismus in dieser Hinsicht besser? |
Weil der SOZIALISMUS die kapitalistische Gesellschaft ablöst und damit die Kapitalinteressen wegfallen. Du verstehen? Keine Kapitalisten - kein Kapital. Die Freiwirtschaftsspinner tasten dagegen die ökonomische Grundlage der Gesellschaft nicht an. Völlig unklar bleibt auch, wer aus welchen Motiven und mit welchen Mitteln die - zugegeben recht schönen - Wunschträume umsetzen soll.
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Malone auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.09.2004 Beiträge: 5269
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(#502993) Verfasst am: 20.06.2006, 12:09 Titel: |
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Die freiwirtschaftliche Idee gefällt mir, wenn auch nicht als alleiniges Heilmittel. Die Umsetzung gestaltet sich meiner Ansicht nach in der Zeit elektronischen Geldes und globalen Kapitalmarktes jedoch schwierig, und wahrscheinlich auch gar nicht notwendig, wenn durch eine entsprechende Umverteilung die Notwendigkeit, Schulden aufzunehmen, weitaus geringer wäre. Der Staat könnte rein theoretisch von den Vermögenden so viel Steuern einnehmen, dass er seine Schulden komplett abbauen kann und keine Neuverschuldung aufnehmen müsste. Bei der geringen Kapitalnachfrage blieben dann auch automatisch die Zinsen klein.
Aber andererseits könnte die Notwendigkeit, Geld bei einer Demurrage loszuwerden und in Form von billigen Krediten an die Konsumenten weiterzureichen, die Wirtschaft ungeheuer beleben. Oder würden mächtige Wirtschaftssubjekte eine andere Bezahlung als Geld verlangen können? Schwieriges Thema, leider sind viele Freiwirte tatsächlich in der Ecke esoterischer Spinner anzusiedeln und einige tilten schon aus bei der Frage, wie mit dem elektronischen Geld umzugehen sei. Leider kenne ich keine einzige neutrale wissenschaftliche Abhandlung zu dem Thema.
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#503035) Verfasst am: 20.06.2006, 13:17 Titel: |
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Ja, und? Vieles wäre möglich, wenn eben der Kapitalismus nicht Kapitalismus wäre und der Kapitalistenstaat nicht nur die Lakaientruppe der Kapitalisten. Seit wann ist dem Lakaien gestattet, seinem Herren die Einkünfte zu kürzen und unter die Knechte zu verteilen?
Hier wird munter drauflosschwadroniert, als ob es keine gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gäbe und man nur eine gute Idee brauche, damit Alle glücklich und gerecht ins Paradies einziehen.
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Malone auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.09.2004 Beiträge: 5269
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(#503107) Verfasst am: 20.06.2006, 14:40 Titel: |
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Ist ja gut. Gibt es hier keine Ignore-Funktion?
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#503125) Verfasst am: 20.06.2006, 14:59 Titel: |
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Malone hat folgendes geschrieben: | Ist ja gut. |
Eben. Warum hältst Du dann aber an dem Freiwirtschaftsschwachsinn fest?
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Pug 404 not found
Anmeldungsdatum: 04.12.2005 Beiträge: 801
Wohnort: New Sodom (Karlsruhe)
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(#503138) Verfasst am: 20.06.2006, 15:10 Titel: |
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Warum hältst du an den Kommunismus fest, obwohl doch schon des öfteren hier festgestellt worden ist das der K. "dünnpfiff" ist.
SCNR
_________________ Viel Glück uns allen!
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#503179) Verfasst am: 20.06.2006, 15:38 Titel: |
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Pug hat folgendes geschrieben: | Warum hältst du an den Kommunismus fest, obwohl doch schon des öfteren hier festgestellt worden ist das der K. "dünnpfiff" ist. |
Argumentfreie Nullaussage.
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Yrsin Yrrsinniger Kritiker
Anmeldungsdatum: 27.04.2006 Beiträge: 137
Wohnort: St.Gallen
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(#503367) Verfasst am: 20.06.2006, 19:10 Titel: |
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Boah. Nun bitte keine Grundsatzdiskussion zum Kommunismus..
DerTorsten hat folgendes geschrieben: |
Weil der SOZIALISMUS die kapitalistische Gesellschaft ablöst und damit die Kapitalinteressen wegfallen. Du verstehen? Keine Kapitalisten - kein Kapital. |
Umgekehrt. Kein Kapital - keine Kapitalisten.
Und was ist eigentlich Kapital? Dies ist alles Eigentum, das ohne eigene Arbeitsleistung ein Einkommen abwirft, gleichgültig ob als Zins, Bodenrente oder Sachkapitalrendite. In der Freiwirtschaft pendelt sich der Zins bei 0 ein - Kapital wird es also nicht mehr geben. Und mit ihr verschwinden auch die Kapitalisten.
DerTorsten hat folgendes geschrieben: | Die Freiwirtschaftsspinner tasten dagegen die ökonomische Grundlage der Gesellschaft nicht an. |
Was verstehst du unter ökonomischer Grundlage? Die Marktwirtschaft? Nein. Die wird in der Freiwirtschaft wahrlich nicht angetastet.
DerTorsten hat folgendes geschrieben: | Völlig unklar bleibt auch, wer aus welchen Motiven und mit welchen Mitteln die - zugegeben recht schönen - Wunschträume umsetzen soll. |
Sofern du dir schon mal Deus' Beiträge gelesen hast, dann siehst du aus welchen Motiven man diese "Wunschträume" umsetzen soll. Übrigens hast du zu seinen Fragen immer noch nicht konkrete Antworten geliefert.
_________________ "Kein Mensch ist Solipsiist, wenn er auf dem Bürgersteig steht und versucht, sich die Scheisse von den Schuhen zu kratzen." Robert A. Wilson
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