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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#480031) Verfasst am: 21.05.2006, 14:25 Titel: Die politische Klasse |
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Liebe Leute,
der Begriff "Klasse" ist, wenns um die Einteilung von Menschen bezüglich ihrer gesellschaftlichen Stellung geht, nicht besonders beliebt. Das erinnert so an Klassengegensätze und Klassenkampf, Herrschende und Beherrschte, Ausbeutende und Ausgebeutete, Unterdrücker und Unterdrückte. Wer in solchen Kategorien denkt, ist nicht mehr weit davon entfernt, zu fragen, wozu z.B. seine Klasse, die Arbeiterklasse, welche sowieso die ganzen gesellschaftlichen Werte schafft, eine andere Klasse, die Kapitalistenklasse, braucht, deren gesellschaftliche Aufgabe darin besteht, sich einen großen Teil dieser gesellschaftlichen Werte aneignen, anzuhäufen oder zu verschlemmen - Alles mit der Begründung, das stünde ihnen wegen des Risikos und der Verantwortung zu, was sie lauthals von ihren politischen und Medienlakaien in die Runde krähen lassen. Bloß daß das Risiko hauptsächlich das Risiko ihrer Lohnarbeiter ist, für weniger Lohn mehr arbeiten zu müssen und letztlich auf die Straße zu fliegen und die Verantwortung darin besteht, die Arbeiter so anzustellen, auszupressen und zu feuern, daß der Profit immer das mögliche Maximum erreicht.
Deshalb beschäftigen die Kapitalisten zu Hunderten und Tausenden Dummköpfe und / oder Verräter, welche behaupten, diese, in ihrer Charakterisierung wesentlich auf Marx und Engels zurückgehenden Klassen gäbe es nicht mehr, gäbe es in dieser Form nicht mehr, ihre unvereinbaren Interessengegensätze bestünden nicht mehr oder es gäbe mal eben andere und / oder neue Klassen. So schlug eines Tages auch die ideologische Geburtsstunde der "politischen Klasse", deren Existenz mir erst gestern wieder von einem recht bekannten "Linken", der sich ansonsten auch ganz gern mal auf Marx beruft, verkündet wurde.
Nun, was soll diese "politische Klasse" sein? Soweit ich den verschwommenen Begriff verstanden habe, umfaßt diese Klasse alle Menschen, welche politische Entscheidungsträger sind. Ihre Handlungen sind darauf ausgerichtet, Angehörige der politischen Klasse zu bleiben (bzw. weniger schmeichelhaft, ihren Platz am parlamentarischen Diätenfreßnapf oder sonstige existenzsichernde politische Ämter zu behalten). Deshalb sind sie zutiefst volks- oder besser wählerverbunden, weil sie ja wiedergewählt werden und / oder ihre politische Karriere fortsetzen wollen.
Allerdings hat die Sache ein paar Haken. Angeblich leben wir ja in einer Demokratie. Somit bestimmte ja JEDER wahlberechtigte Bürger die Politik, wäre also der "politischen Klasse" zuzurechnen. Zumindest Jeder, welcher sein Wahlrecht noch wahrnimmt, obwohl er längst gemerkt hat, daß die Stelle, an der er sein Kreuz macht, nur an den Gesichtern und Sprüchen der Parlamentarier etwas ändert, nicht aber an der Politik. Darüberhinaus wäre mit völlig schleierhaft, warum Parlament und Regierung von Myriaden von Lobbyisten, hauptsächlich denen von Großunternehmen, umschwärmt werden wie der Hundehaufen von Fliegen. Sie sind ja nur auf Wiederwahl aus, wahre und integere Volks(ver)treter, deren Auftrag die Interessenvertretung der Wähler und deren Ziel die Wiederwahl ist. Die Kapitalisten sind wohl doch ziemlich dumm, haufenweise Geld in Lobbyarbeit und Zuwendungen, Beraterhonorare, Aufsichtsratsposten und Parteispenden zu stecken, da das bei den nur dem Wahlbürger verpflichteten Rittern von der aufrechten Gestalt sowieso nicht zieht.
Aber sei's drum, lassen wir die "politische Klasse" mal gelten. Das würde dennoch nichts am Marxschen Klassenbegriff ändern. Denn der bezieht sich auf die Stellung in der Produktion, also auf die ökonomische Basis der Gesellschaft, nicht auf ihren ideologisch-politischen Überbau. Und die Angehörigen der "politischen Klasse" stammen bekanntlich aus verschiedenen ökonomischen Klassen, leisten Lohnarbeit (beispielsweise als Berater), sind selbständig oder nebenbei Eigentümer von Unternehmen, welche selbst Lohnarbeiter beschäftigen.
Klassen sind Mengen von Elementen, welche sich durch grundlegende gemeinsame Eigenschaften und grundlegende Unterschiede zu den Elementen anderer Klassen auszeichnen. Diese Klasseneinteilung wird durch die Zuordnung eines Elements in anderen Systemen nicht angetastet. Betrachte ich z.B. das Geschlecht, kann ich Männer und Frauen (bis auf seltene unklare Fälle) unterscheiden. Das ändert sich auch dann nicht, wenn ich zudem noch in Blonde, Brünette, Rothaarige oder Kleine und Große, Dicke und Dünne unterscheide.
Die "politische Klasse" hat NICHTS mit der Marxschen Klassenzuordnung aufgrund der Stellung des Individuums im Produktionsprozeß zu tun, sowenig wie andere angebliche neue Klassen. Auch eine Änderung der Marxschen Klassenmerkmale ist nicht eingetreten.
All die Bemühungen, Klassenbegriffe und -definitionen zu verwischen, sind nichts Anderes als Versuche, den Klassenkampf und seine objektiven Ursachen zu leugnen.
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Doc Extropy dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 07.03.2006 Beiträge: 6149
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(#480038) Verfasst am: 21.05.2006, 14:33 Titel: |
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Sie hörten eine Sondersendung des schwarzen Kanals.
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Tapuak registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.02.2006 Beiträge: 1264
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(#480041) Verfasst am: 21.05.2006, 14:37 Titel: Re: Die politische Klasse |
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DerTorsten hat folgendes geschrieben: | Die "politische Klasse" hat NICHTS mit der Marxschen Klassenzuordnung aufgrund der Stellung des Individuums im Produktionsprozeß zu tun |
Hat das denn irgendwer behauptet? Eine Schulklasse hat auch nichts mit Marx zu tun. Nur besteht keine Notwendigkeit, darauf hinzuweisen, weil keiner das bestreitet.
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Misterfritz mini - mal
Anmeldungsdatum: 09.03.2006 Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien
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(#480043) Verfasst am: 21.05.2006, 14:38 Titel: |
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Doc Extropy hat folgendes geschrieben: | Sie hörten eine Sondersendung des schwarzen Kanals.  |
das letzte mal, als ich mit klassen zu tun hatte, ging ich noch zur schule....
_________________ I'm tapping in the dusternis
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Hatuey registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.02.2004 Beiträge: 2821
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(#480044) Verfasst am: 21.05.2006, 14:39 Titel: |
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Zitat: | All die Bemühungen, Klassenbegriffe und -definitionen zu verwischen, sind nichts Anderes als Versuche, den Klassenkampf und seine objektiven Ursachen zu leugnen. |
Bei einem Radio Eriwan Witz wurde die Frage gestellt, ob alle Menschen in der Sowjetunion gleich seien, die Antwort lautete im Prinzip ja, aber andere seien gleicher. Das trifft auf jedes kommunistische System zu, in jeden Staat gab es eine Oberschicht die weit mehr Privilegien besassen, als der Rest der Bevölkerung. Mit Ausnahme von Kambocha unter den Roten Kyhmer, wo jeder eine Brille trug umgebracht wurde.
Du solltest dich lieber einmal den Verhältnissen in Nordkorea auseinandersetzen, dort sind die Klassenunterschiede noch größer, als in jedem kapitaltischen Land.
Aber dann kommt je ständig die Standardantworten, diese Staaten seien nie kommunistisch gewesen, aber genauso gut könnte ein Nazi sagen, das 3. Reich war nie Nationalsozialistisch, da die meisten FühÜhrungskräfte in ihrem Aussehen nicht den typischen "Arier" verkörperten.
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#480045) Verfasst am: 21.05.2006, 14:43 Titel: Re: Die politische Klasse |
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Tapuak hat folgendes geschrieben: |
Hat das denn irgendwer behauptet? |
Allerdings. Von der erwähnten Person wurde diese "politische Klasse" den Marxschen Klassen hinzugefügt. Und nicht nur von ihr.
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#480046) Verfasst am: 21.05.2006, 14:44 Titel: |
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milhous hat folgendes geschrieben: |
Aber dann kommt je ständig die Standardantworten, diese Staaten seien nie kommunistisch gewesen, |
Sind sie auch nicht.
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aber genauso gut könnte ein Nazi sagen, das 3. Reich war nie Nationalsozialistisch, da die meisten FühÜhrungskräfte in ihrem Aussehen nicht den typischen "Arier" verkörperten.[/quote]
Sehr seltsamer Vergleich. Den Unterschied zwischen drittem Reich und Sowjetstaaten/Korea hat da jemand offenstlichtlich nicht begriffen: Die einen sind schrecklich trotz ihrer theoretischen Basis, die adneren wegen dieser.
@DerTorsten: Verstehe, jeder der die gesellschaft anders sieht, oder auch nur Marx anders liest als du ist ein Idiot oder Verräter. So gehen die Katholiken auch gegen Leute an, die die Bibel anders verstehen als sie.
Ich wusste gar nicht, dass du jetzt ex cathedra über die einzige und wahre gesellschafts- und Marxdetutung entscheidest.
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Tapuak registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.02.2006 Beiträge: 1264
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(#480050) Verfasst am: 21.05.2006, 14:49 Titel: Re: Die politische Klasse |
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DerTorsten hat folgendes geschrieben: | Tapuak hat folgendes geschrieben: |
Hat das denn irgendwer behauptet? |
Allerdings. Von der erwähnten Person wurde diese "politische Klasse" den Marxschen Klassen hinzugefügt. Und nicht nur von ihr. |
Und du siehst es jetzt als deine Aufgabe an, die orthodoxe marxistische Terminologie gegen Reformversuche zu verteidigen?
Eine der wenigen Eigenschaften, die ich an Marxisten immer geschätzt habe, war die Hinwendung zur Realität, also der Wille, tatsächlich etwas gesellschaftlich zu bewirken anstatt sich um Worte zu streiten. Aber das scheint wohl auch eine Illusion gewesen zu sein.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#480051) Verfasst am: 21.05.2006, 14:51 Titel: |
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Ich verstehe nicht, was damit widerlegt werden soll, dass jemand zwei Klassen zugehören kann?
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Hatuey registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.02.2004 Beiträge: 2821
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(#480055) Verfasst am: 21.05.2006, 14:55 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: |
milhous hat folgendes geschrieben: |
.
aber genauso gut könnte ein Nazi sagen, das 3. Reich war nie Nationalsozialistisch, da die meisten FühÜhrungskräfte in ihrem Aussehen nicht den typischen "Arier" verkörperten., |
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Sehr seltsamer Vergleich. Den Unterschied zwischen drittem Reich und Sowjetstaaten/Korea hat da jemand offenstlichtlich nicht begriffen: Die einen sind schrecklich trotz ihrer theoretischen Basis, die adneren wegen dieser.
....[/quote][/quote]
Stimmt, der Kommunismus hat den Anspruch hummanistisch zu sein, aber wo immer ein solches System errichtet wird, wird automatisch die Freiheit abgeschaft und ein System wie in George Orwells "1984" eingeführt.
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#480057) Verfasst am: 21.05.2006, 14:57 Titel: |
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milhous hat folgendes geschrieben: |
Stimmt, der Kommunismus hat den Anspruch hummanistisch zu sein, aber wo immer ein solches System errichtet wird, wird automatisch die Freiheit abgeschaft und ein System wie in George Orwells "1984" eingeführt. |
Ein "solches" System, wie du es da beschreibst, hat mit Kommunismus nichts zu tun.
Und Orwell hast du auch missverstanden. (Der war nämlich Kommunistischer als du wahrhaben willst.
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Tapuak registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.02.2006 Beiträge: 1264
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(#480060) Verfasst am: 21.05.2006, 14:58 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Ich verstehe nicht, was damit widerlegt werden soll, dass jemand zwei Klassen zugehören kann? |
Das würde dem holzschnittartigen marxistischen Weltbild widersprechen (Ausbeuter/Ausgebeutete, Kapitalisten/Arbeiter, gut/böse, schwarz/weiß usw).
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#480061) Verfasst am: 21.05.2006, 14:59 Titel: |
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Tapuak hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | Ich verstehe nicht, was damit widerlegt werden soll, dass jemand zwei Klassen zugehören kann? |
Das würde dem holzschnittartigen marxistischen Weltbild widersprechen (Ausbeuter/Ausgebeutete, Kapitalisten/Arbeiter, gut/böse, schwarz/weiß usw). |
Das mit der "politischen Klasse" ist aber im marxistischen Sinne in der Tat Quatsch, da der Klassenbegriff sich durch die Stellung zu den Produktionsmitteln und zum Kapital definiert.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#480063) Verfasst am: 21.05.2006, 15:01 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Ein "solches" System, wie du es da beschreibst, hat mit Kommunismus nichts zu tun. |
Mit Kommunismus nicht, aber mit DemTorsten.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#480068) Verfasst am: 21.05.2006, 15:09 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Tapuak hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | Ich verstehe nicht, was damit widerlegt werden soll, dass jemand zwei Klassen zugehören kann? |
Das würde dem holzschnittartigen marxistischen Weltbild widersprechen (Ausbeuter/Ausgebeutete, Kapitalisten/Arbeiter, gut/böse, schwarz/weiß usw). |
Das mit der "politischen Klasse" ist aber im marxistischen Sinne in der Tat Quatsch, da der Klassenbegriff sich durch die Stellung zu den Produktionsmitteln und zum Kapital definiert. |
Nicht ganz: Wenn man die Klassen wie folgt aufteilt geht das:
Produktivklasse ("Arbeiterklasse")
Kapitalisten
Kontrollklasse (Politiker, Gewerkschaftler)
Natürlich ist dieser Entwurf hypothetisch und jedes Individuum ist frei, sich in einer oder mehreren beliebigen dieser Klassen zu befinden (zumindest nach unten steht dies frei), aber es ist auch nicht theoretischer als der Marxismus.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#480075) Verfasst am: 21.05.2006, 15:20 Titel: Re: Die politische Klasse |
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Tapuak hat folgendes geschrieben: |
Eine der wenigen Eigenschaften, die ich an Marxisten immer geschätzt habe, war die Hinwendung zur Realität, also der Wille, tatsächlich etwas gesellschaftlich zu bewirken anstatt sich um Worte zu streiten. Aber das scheint wohl auch eine Illusion gewesen zu sein. |
Mitnichten. Ausgangspunkt der Auseinandersetzung war die aktuelle Mindestlohninitiative, zu welcher sich ver.di, NGG, IGM, Linkspartei.PDS und WASG zusammenfanden.
Der genannte "Linke" vertritt die Auffassung, die Politik werde von der "politischen Klasse" bestimmt und deren Motiv sei die Wiederwahl. Weshalb Massendemonstrationen ausreichen würden, um die Angehörigen dieser "Klasse" davon zu überzeugen, daß sie den Mindestlohn einführen müssen, weil sie ja wiedergewählt werden wollen.
Ich hielt dem entgegen, daß soziale Maßnahmen nur dann vom Parlament beschlossen werden, wenn man dessen Auftraggeber, die Kapitalisten, mittels Streik und Boykott unter Druck setzt, weil die, wenn ihnen der Profit wegbricht, zum Telefon greifen und ihre(n) Lobbyisten anrufen, der dann zu seinen Parlamentariern geht und die Zustimmung zur Gesetzesvorlage anweist. So, wie schon zu Bismarcks Zeiten Sozialgesetze nur durch ökonomische Gewalt gegen die Herrschenden erzwungen wurden - und nicht, weil eine "politische Klasse" wiedergewählt werden wollte.
Das Verständnis der gesellschaftlichen Klassenstruktur hat ganz unmittelbare Auswirkungen auf ganz aktuelle politische Kämpfe. Diese sind nur erfolgreich zu führen, wenn man Volksverdummer, wie z.B. die Verkünder der "politischen Klasse" bloßstellt.
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Stefan auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 6217
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(#480085) Verfasst am: 21.05.2006, 15:31 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: |
Produktivklasse ("Arbeiterklasse")
Kapitalisten
Kontrollklasse (Politiker, Gewerkschaftler)
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Produktivklasse ("Arbeiterklasse", Mittelstand)
Kontrollklasse (Gewerkschaften, Presse, Behörden) (mit Einschränkungen)
Kapitalisten (Regierungen, Konzerne und deren Institutionen)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#480087) Verfasst am: 21.05.2006, 15:31 Titel: |
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Stefan hat folgendes geschrieben: | Kontrollklasse (Gewerkschaften, Presse, Behörden) |
+ Pfaffen.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Stefan auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 6217
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(#480091) Verfasst am: 21.05.2006, 15:34 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Stefan hat folgendes geschrieben: | Kontrollklasse (Gewerkschaften, Presse, Behörden) |
+ Pfaffen. |
Stimmt. Und Pfaffen.
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Tapuak registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.02.2006 Beiträge: 1264
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(#480095) Verfasst am: 21.05.2006, 15:36 Titel: Re: Die politische Klasse |
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DerTorsten hat folgendes geschrieben: | Mitnichten. Ausgangspunkt der Auseinandersetzung war die aktuelle Mindestlohninitiative, zu welcher sich ver.di, NGG, IGM, Linkspartei.PDS und WASG zusammenfanden. [...] |
Ah ja, ich verstehe, danke für die Erläuterung. Bitte um Verzeihung, dass ich nicht so auf dem Laufenden bin, was die szeneinternen Graben- und Selbstzerfleischungskämpfe angeht.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#480098) Verfasst am: 21.05.2006, 15:41 Titel: |
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Wie gesagt, hypothetisch
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Stefan auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 6217
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(#480101) Verfasst am: 21.05.2006, 15:46 Titel: |
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Ich habe mir derThorstens Eingangsposting jetzt zweimal durchgelesen und finde er hat Recht. Soweit er bei dieser simplen Feststellung bleibt und nicht seine Antworten darauf propagiert, bin ich mal wieder in völliger Übereinstimmung mit ihm.
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#480103) Verfasst am: 21.05.2006, 15:47 Titel: Re: Die politische Klasse |
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Tapuak hat folgendes geschrieben: |
Ah ja, ich verstehe, danke für die Erläuterung. Bitte um Verzeihung, dass ich nicht so auf dem Laufenden bin, was die szeneinternen Graben- und Selbstzerfleischungskämpfe angeht.  |
Wieder nur nahezu getroffen (auch daneben genannt). Die Mindestlohninitiative läuft in einem immer breiteren Bündnis. Die notwendigen Kampfmaßnahmen ergeben sich sowieso aus der aktuellen Situation. Wir arbeiten da nur schon etwas vor.
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Tapuak registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.02.2006 Beiträge: 1264
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(#480118) Verfasst am: 21.05.2006, 16:17 Titel: Re: Die politische Klasse |
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DerTorsten:
Nochmal zurück zum Ausgangsthema: Angenommen, die "politische Klasse" ist aus marxistischer Sicht eine überflüssige oder falsche Kategorie. Stellt dann nicht auch schon die Unterscheidung zwischen "Lumpenproletariat" und "Stehkragenproletariat" eine überflüssige Differenzierung dar, weil sie die nach deiner Meinung "objektiv" gleichen Interessen dieser beiden Gruppen verschleiert?
(So stelle ich mir Diskussionen im salonmarxistischen Debattierclub vor. )
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#480123) Verfasst am: 21.05.2006, 16:37 Titel: Re: Die politische Klasse |
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Tapuak hat folgendes geschrieben: |
Stellt dann nicht auch schon die Unterscheidung zwischen "Lumpenproletariat" und "Stehkragenproletariat" eine überflüssige Differenzierung dar, weil sie die nach deiner Meinung "objektiv" gleichen Interessen dieser beiden Gruppen verschleiert? |
Tja, was ich hier analysierte, war die Einordnung in VERSCHIEDENEN Zuordnungssystemen. In DEMSELBEN Zuordnungssystem kann man durchaus Klassen weiter unterteilen, wie das z.B. aus der Biologie recht bekannt ist: Reich - Unterreich - Abteilung - Unterabteilung - Stammgruppe - Stamm - Überklasse - Klasse - Unterklasse - Überordnung - Ordnung - Unterordnung - Familie - Unterfamilie - Gattung - Art - Unterart; hier z.B., wie ein Esel eingeordnet wird:
http://www.tierseiten.com/unpaarhufer/unpaarhufersystematik.html hat folgendes geschrieben: | Reich: Animalia (Tiere)
Unterreich: Metazoa (Vielzeller)
Abteilung: Eumetazoa (Gewebetiere)
Unterabteilung: Bilateria (bilateralsymmetrische Tiere)
Stammgruppe: Deuterostomia (Rückenmarkstiere)
Stamm: Chordata (Chordatiere)
Unterstamm: Vertebrata (Wirbeltiere)
Überklasse: Gnathostomata (Kiefermäuler)
Klasse: Mammalia (Säugetiere)
Unterklasse: Eutheria, Placentalia (Plazentatiere)
Überordnung: Mesaxonia (Mittelachsentiere)
Unterordnung: Hippomorpha (Pferdeverwandte)
Familie: Equidae (Pferde)
Gattung: Equus (Pferde)
Art: Equus asinus (Afrikanischer Wildesel) ?
Unterart: Equus asinus asinus (Hausesel) |
Die Differenzierung der Proletarier ist zur Kennzeichnung bestimmter Merkmale verschiedener Proletarier nützlich. Sie beeinflussen nicht die objektiven Klasseninteressen, aber die Interessen der Unterklasse. Für uns ist durchaus interessant, welchen Leuten man besser nicht den Rücken zukehren sollte.
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