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göttertod Atheist und Zweifelsäer
Anmeldungsdatum: 20.08.2004 Beiträge: 1565
Wohnort: Freiburg
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(#490745) Verfasst am: 06.06.2006, 21:12 Titel: Meine erste philosophische Klausur |
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19.05.2006 geschrieben
Aufgabenart: Textproduktive Aufgabe
Thema: Der sokratische Dialog
Aufgabe: Führen Sie den folgenden Anfang eines sokratischen Dialoges zu Ende und kommentieren Sie Ihr Ergebnis.
Sokrates: Sei gegrüßt, lieber Ibrahim. Es trifft sich sehr gut, dass Du gerade jetzt vorbei kommst, wo ich mit meinen Freunden darüber spreche, dass Menschen sich schon immer philosophische Fragen gestellt haben und die Schhöpfungsgeschichte des Alten Testaments der Bibel ein Beispiel dafür ist, Antworten auf solchen Fragen zu geben. Hast Du nicht einen Moment Zeit, um uns das an einem Beispiel zu erklären?
jetzt kommt mein Teil....(Rechtschreib- u. Gramatikfehler sind nicht behoben)
Ibrahim:
Wie, an einem Beispiel erklären? Die Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments der Bibel ist nicht ein Beispiel, sondern "Die Antwort" auf alle Fragen des Menschen. Sagt zumindest Pfarrer Pius und sagen meine Eltern.
Notiz des Lehrers zu diesem Absatz:
+ These
- keine nähere Erläuterung: philosophische Frage, Antwort
- konkreter Bezug zum Schöpfungsbericht fehlt
Sokrates:
Wie erklärst du dir den Umstand, dass Imam Özduruk durch (lt. Lehrkraft: unter Berufung auf den) den Koran ganz andere Antworten gibt, oder eine andere Gottesvorstellung hat. Oder ein jüdischer Rabbi, oder ein buddistischer Mönch, ein Siux-Indianer, ein Hinduist, ein Pantheist, ein Naturalist, ein Atheist, ein Humanist, ...usw.
Wie erklärst du dir die verschiedenen Konzepte von Antwortmöglichkeiten auf philosophische Fragen?
N.d.L.z.d.A.:
+ Relativierung durch andere Auffassungen
Ibrahim:
Dadurch, dass alle, ausser die Christen, noch den falschen Weg beschreiten. Die Wahrheit noch nicht erkannt haben. Einer falschen philosophischen Antwort hinterher jagen. Lehrte mich zumindest Pfarrer Pius und meine Eltern.
N.d.L.z.d.A.:
- Begründung fehlt: Offenbarung
Sokrates: Was unterscheidet die Erziehung deiner Person mit christlichen Werten, von der Erziehung anderer Personen mit anderen philosophischen Antwortkonzepten?
N.d.L.z.d.A.:
- unvermittelter Übergang
Ibrahim:
Ausser im unterschiedlichen Wahrheitsgehalt, aus der Perspektive der jeweiligen Menschen, verschiedenener philosophischer Konzepte, unterscheiden sich die Erzogenen kaum. Wir alle sind Menschen in dieser einen Welt in der wir zusammen leben.
N.d.L.z.d.A.:
- so nicht haltbar: z.B. unterschiedliche Moralkonzepte
Sokrates:
Hast du schon mal jemanden getroffen, der sich in seiner Meinung , in seinem Urteil geirrt hat?
Ibrahim:
Schon oft.
Sokrates:
Auch deine Eltern, oder Pfarrer Pius?
Ibrahim:
Alle genannten haben aus meiner sicht schon falsche Gedanken geäussert und sich im nachhinein wieder korrigiert. Einmal hat der Pfarrer Pius einen Passanten in der Stadt, der nach dem Weg zum Rathaus fragte, in die falsche Richtung geschickt. Erst im nachhinein, durch Gespräche mit anderen viel ihm auf, dass er sich geirrt hatte, und korrigierte seine Meinung.
Sokrates:
Da Menschen, wie du sagtest, irren können und manchmal erst durch Prüfung ihrer Gedanken mit anderen zum richtigen Urteil kommen. Und an sich alle Menschen von Geburt an gleich sind und sich , in unserer Fragestellung, nur im "anerzogenen", also nicht selbst reflektierten, Wahrheitsgehalt ihrer philosophischen Antwortkonzepte unterscheiden. Wäre es dann nicht redlich und logisch die Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments der Bibel, erstmal als ein mögliches philosophisches Antwortkonzept zu bennenen? Als eines unter vielen, welches in der Realität und unter Menschen durch einen selbst zu prüfen ist?
Lehrerstatement:
- schiefes Argument: Vergleich Frage nach dem Weg - Schöpfungsgeschichte
- Erläuterung fehlt (bezieht sich wohl auf die letzte Frage von Sokrates)
Ibrahim:
Sokrates, ich bin dir zu Dank verpflichtet. Aus diesem Blickwinkel habe ich es noch nie betrachtet. Nun brauche ich aber Ruhe und Zeit, und vielleicht, manchmal deine Hilfe, um darüber nachzudenken.
Gesamtbewertung des Lehrers:
"Die Arbeit zeigt, dass der Verfasser die Methode des Sokratischen Dialoges in Grundzügen beherrscht. Er geht von einer z.T. gelungenen Ausgangsthese aus, lässt sie durch Sokrates prüfen und gelangt zu einem Wiederspruch zum absoluten Wahrheitsanspruch der Bibel.
Diese Leustung ist dadurch beeinträchtigt, dass nicht geklärt wird, was eine philosophische Frage ist (als hätte ich z.B. nicht die vier Kantischen Fragen aufzählen können, grrrr) und nicht konkret erläutert wird, inwiefern der Schöpfungsbericht Antworten auf philosophische Fragen bietet (als hätte ich auch das nicht gekonnt, grr). Im Verlaufe der Argumentation sind manche Ungenauigkeiten bzw. Unstimmigkeiten zu finden:
- Es wird auch zu wenig differenziert, was den versciedenen religiösen und weltanschaulichen Konzepten gemeinsam ist und worin sie sich unterscheiden.
- Es ist nicht haltbar, dass sich die Menschen aufgrund ihrer Erziehung nicht unterscheiden. (Wo liest er das heraus? Hier will er mich wohl bewusst, oder unbewusst, falsch verstehen)
- Ein kollektives Werk wie das Alte Testament, insbesondere der Schöpfungsbericht, ist nicht mit der Frage nach dem Weg zum Rathaus zu vergleichen. (Krampf, hier hat er auch nicht verstanden, welche Analogie ich verdeutlichen wollte)
Der Kommentar fehlt.
Insgesamt erreicht die Arbeit die Note
4+ (6 Punkte)
Kriterien:
a) Methode des Sokratischen Dialoges (Formulierung und Prüfung einer These)
b) Qualität der Ausgangsthese
c) Nachvollziehbarkeit / Stringenz des Gedankenganges
d) Reflexion (formales und inhaltliches Gelingen)
Notenspiegel
eine 1, zwei 2, fünf 3, fünf 4, zwei 5, eine 6
Mein Lehrer ist Manfred Zimmermann, welcher auch Federführend am Lehrrahmenprogramm des Berliner Ethikunterrichtes ist.
Grundsätzlich ist er eher dem säkularen und vernünftigen, als dem theologischen Spektrum zuzuordnen. Aber bereits zwei mal hat er im Unterricht die wissenschaftlichen Theorien, gleich wie gut sie sich in der Realität behaupten, gleichgesetzt mit einer religiösen Theorie, wie z.B. dem Christentum. Ausser von mir kam in der Klasse kein Einspruch, was wohl daran liegt, dass die meisten religiös, oder sonst wie beschränkt sind. Dieser immer wieder aufkommende und mir unverständliche Anflug von Relativismus ist mir so zuwieder, dass ich mir nächstes Jahr den anderen Philosophielehrer unserer Schule anschauen werde.
Aber was haltet ihr von dem Dialog und seiner Beurteilung??
Kritik erwünscht. (wie auch immer vom Lehrer)
_________________ auf dass die Bücher von "Iain Banks" Wirklichkeit werden
The Jimmy Dore Show
jede Tradition ist es wert sich an sie zu erinnern, aber nicht jede Tradition ist es wert gelebt zu werden
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22263
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(#491142) Verfasst am: 07.06.2006, 12:56 Titel: |
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Ohne schon auf den Inhalt einzugehen, möchte ich es als etwas merkwürdig bezeichnen, die Kritik an einem Lehrer und seiner Bewertung einer Klausur hier derartig, mit vollem Namen, öffentlich zu machen.
Ich wurde göttertod oder hilfsweise einen Moderator bitten, das zu ändern.
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göttertod Atheist und Zweifelsäer
Anmeldungsdatum: 20.08.2004 Beiträge: 1565
Wohnort: Freiburg
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(#491194) Verfasst am: 07.06.2006, 14:17 Titel: |
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Genau darüber habe ich auch vorher nachgedacht.
Ich kam aber zu dem Ergebnis, dass es rechtens ist. Den in diesem Forum, wie auch im alltäglichen Leben, werden ständig Personen mit ihren Äusserungen und Sichtweisen beurteilt.
Schau doch nur mal in den Politikchannel.
Oder zählt dort ein Argument wie z.B. "Ja diese Leute wollen ja in die Öffentlichkeit und ihre Positionen zur Diskussion stellen"
Aber wo ist dann die Grenze?? Beim Karolineurteil?
Soll es mir verboten sein mit meinen Klassenkameraden über die Arbeit zu diskutieren? Oder liegt die Grenze bei meiner Familie? Oder bei meinen Freunden?
Dieser Mensch ist Angehöriger einer staatlichen Institution und nimmt für sich in Anspruch zu Beurteilen, was Andere (Schüler) für Sichtweisen und Argumente vertretten.
Wenn du jetzt sagst, "Ok, man kann ja alles hier diskutieren, nur den Namen sollte man Weglassen". Dann frage ich mich, Weshalb?
Diese Person steht sehr wohl in der Öffentlichkeit, will es sogar bewusst, sonst würde er ja kaum der Vorsitzende der Rahmenplankommission Ethik in Berlin sein.
Oder ist das eine Unterorganisation des BND???
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#491202) Verfasst am: 07.06.2006, 14:26 Titel: |
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göttertod hat folgendes geschrieben: | Diese Person steht sehr wohl in der Öffentlichkeit, will es sogar bewusst, sonst würde er ja kaum der Vorsitzende der Rahmenplankommission Ethik in Berlin sein. |
Aus diesem Grund ist m.E. die Namensnennung akzeptabel.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22263
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(#491216) Verfasst am: 07.06.2006, 14:39 Titel: |
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Die Tätigkeit eines Lehrers, inkl. der Beurteilung einer Klausur, ist nicht "Öffentlichkeit", ebensowenig wie die völlig legitime Diskussion darüber im Schüler- und Bekanntenkreis (wenn der Begriff "Öffentlichkeit" nicht jeden Sinn verleiren soll). Deswegen hat der Lehrer, auf seine Tätigkeit bezogen, keineswegs die Öffentlichkeit "gesucht".
Ein jedermann - zumindest zum Lesen - zugängliches Forum im Internet ist dagegen Öffentlichkeit (das ist freilich nur meine persönliche Ansicht, für eine jurstische Beurteilung würde ich mich über eine Einschätzung eines der hier anwesenden Juristen freuen). Deswegen hat der Name hier m.E. nichts verloren.
Außerdem bringst du damit außer der Sach- auch eine persönliche Ebene ins Spiel, womit von der Sachebene unnötig abgelenkt wird.
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joyborg registriert
Anmeldungsdatum: 20.01.2004 Beiträge: 2235
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(#491221) Verfasst am: 07.06.2006, 14:42 Titel: |
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Grundsätzlich würde ich sagen, daß du die Hälfte der Aufgabe (Kommentar) gar nicht bearbeitet hast, daher konnte er die Arbeit wohl kaum besser als 4+ bewerten.
Die Bemerkungen zu den einzelnen Absätzen scheinen mir einleuchtend, auch die Gesamtbewertung untendrunter. Du hast ein kleines Theaterstück geschrieben, aber für eine Klausur (90 Minuten?) find ich es etwas kurz. (Das ist aber eigentlich egal. Aber für den zweiten Teil hätte die Zeit doch noch reichen können?)
Zitat: | Diese Leustung ist dadurch beeinträchtigt, dass nicht geklärt wird, was eine philosophische Frage ist (als hätte ich z.B. nicht die vier Kantischen Fragen aufzählen können, grrrr) und nicht konkret erläutert wird, inwiefern der Schöpfungsbericht Antworten auf philosophische Fragen bietet (als hätte ich auch das nicht gekonnt, grr). |
Warum hast du das (v.a. Letzteres) denn nicht gemacht? Dann, mit Kommentar, wärs doch mindestens eine 2 gewesen.
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#491245) Verfasst am: 07.06.2006, 15:03 Titel: |
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Welche Klasse ist denn das?
Zitat: | Aufgabe: Führen Sie den folgenden Anfang eines sokratischen Dialoges zu Ende und kommentieren Sie Ihr Ergebnis. |
Stimmt, Du hast einen Teil vergessen - und zwar den relevanten Teil. Somit ist eine 4+ noch recht gut.
Zitat: | + These
- keine nähere Erläuterung: philosophische Frage, Antwort
- konkreter Bezug zum Schöpfungsbericht fehlt |
Hier würde ich es nicht für notwendig erachten, einen konkreten Bezug zum Schöpfungsbericht herzustellen. Du baust ja gerade eine Argumentation auf, die sich eben nicht a nden Inhalten festmacht.
Zitat: | N.d.L.z.d.A.:
- Begründung fehlt: Offenbarung |
Stimmt. Ist allerdings kein gravierender Fehler, weil es das Problem lediglich eine Stufe anhebt - auch andere Religionen bilden sich ja ein, offenbart worden zu sein.
Zitat: | N.d.L.z.d.A.:
- unvermittelter Übergang |
Stimmt.
Zitat: | N.d.L.z.d.A.:
- so nicht haltbar: z.B. unterschiedliche Moralkonzepte |
Stimmt. Sonst gäbe es keine Streitigkeiten um Burkas, Beschneidungen oder Anchovis auf Pizza.
Zitat: | Lehrerstatement:
- schiefes Argument: Vergleich Frage nach dem Weg - Schöpfungsgeschichte
- Erläuterung fehlt (bezieht sich wohl auf die letzte Frage von Sokrates) |
... oder auf den zweiten Teil der Aufgabe ....
Ich stimme aber mit Dir überein, daß hier erkennbar ist, daß es darum geht, daß Menschen prinzipiell fehlbar sind, und man sich also auch nicht in allem blind auf sie verlassen kann - selbst wenn es die Eltern oder der Pfarrer sind.
Zitat: | Diese Leustung ist dadurch beeinträchtigt, dass nicht geklärt wird, was eine philosophische Frage ist (als hätte ich z.B. nicht die vier Kantischen Fragen aufzählen können, grrrr) und nicht konkret erläutert wird, inwiefern der Schöpfungsbericht Antworten auf philosophische Fragen bietet (als hätte ich auch das nicht gekonnt, grr). Im Verlaufe der Argumentation sind manche Ungenauigkeiten bzw. Unstimmigkeiten zu finden: |
Die ersten beiden Forderungen finde ich in der Aufgabenstellung nicht wieder. Insbesondere der Punkt bezüglich Antworten auf Philosophische Fragen in der Schöpfungsgeschichte ergibt sich nicht mehr aus dem Verlauf des Dialogs.
Zitat: | - Ein kollektives Werk wie das Alte Testament, insbesondere der Schöpfungsbericht, ist nicht mit der Frage nach dem Weg zum Rathaus zu vergleichen. |
Das ist der einzige grobe Fehler, den Dein Lehrer hier macht. Insbesondere weil die Unvergleichbarkeit zu Deinen Gunsten geht: Wer schon den Weg zum Rathaus nicht kennt, wird den zum Himmel erst recht nicht wissen; wohingegen jemand der nicht alle Antworten zu wissen glaubt Dich durchaus bis zur Stadtmitte schicken könnte.
Zitat: | Kriterien:
a) Methode des Sokratischen Dialoges (Formulierung und Prüfung einer These)
b) Qualität der Ausgangsthese
c) Nachvollziehbarkeit / Stringenz des Gedankenganges
d) Reflexion (formales und inhaltliches Gelingen) |
a) Du warst in der Tat etwas sprunghaft.
b) Welche Ausgangsthese? Die fiktive These im Dialog? Da sollte völlig egal sein, wie gut di eist, solange der Dialog was taugt.
c) + d) ohne Deinen Kommentar fast nicht zu beurteilen.
hier fehlen übrigens die oben angeführten Forderungen.
Wie gesagt, insgesamt ist die Note sicherlich gerechtfertigt. Über einzelne Punkte ließe sich diskutieren, allerdings ist nicht offensichtlich, wie sehr die jeweils die Endnote beeinflussen.
Rasmus.
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
If you ask the wrong questions you get answers like '42' or 'God'.
"Glaubst Du noch oder hüpfst Du schon?"
Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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Greg auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.03.2006 Beiträge: 1098
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(#491281) Verfasst am: 07.06.2006, 15:35 Titel: |
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@göttertod:
Wenn du wüsstest wie meine Philosophieklausuren waren!
Oder gar erst meine Facharbeit in Philosophie!
Mein Lehrer hat sie erst gar nicht ganz durchgelesen. Es war nur ungefähr bis zur Hälfte
rot Angestrichen bzw. Anmerkungen. Die Facharbeit war 2+.
Danach hatte ich eine 3. In jeder Klausur, bei jeder mündlichen Notenbekanntgabe.
Und die meisten Klausuren hatten eh immer dasselbe Thema: Descartes Meditationen. Mehr nicht.
Von der 12 bis zum Abi. Und wir sind auch nur bis zum 3. oder 4. Kapitel gekommen. Jede Stunde die Wiederholung der letzten und immer Ankündigungen, dass wir demnächst mal das Tempo anziehn.
Ich fands easy.
Zuletzt bearbeitet von Greg am 07.06.2006, 15:36, insgesamt einmal bearbeitet |
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22263
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(#491282) Verfasst am: 07.06.2006, 15:35 Titel: Re: Meine erste philosophische Klausur |
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So, jetzt zum Inhaltlichen.
1. Wie meine Vorredner schon bemerkten, fehlt der zweite Teil (der Eigenkommentar), sprich die Selbstreflexion, komplett. Das ist gravierend.
2. Die Aufgabe war, diesen Anfang des Dialogs zu Ende zu führen:
göttertod hat folgendes geschrieben: | Sokrates: [...] , wo ich mit meinen Freunden darüber spreche, dass Menschen sich schon immer philosophische Fragen gestellt haben und die Schhöpfungsgeschichte des Alten Testaments der Bibel ein Beispiel dafür ist, Antworten auf solchen Fragen zu geben. Hast Du nicht einen Moment Zeit, um uns das an einem Beispiel zu erklären? |
Darauf, inwieweit der biblische Schöpfungsbericht als (ich ergänze: in mythologischer Sprache gegebene) Antwort auf eine philosophische Frage (danach, warum die Welt existiert) verstanden werden könnte (und auch auf die dafür nötige Begriffsklärung, was eine philosophische Frage ist), gehst du aber schlicht nicht ein. Insofern ist der Lehrerkommentar ...
göttertod hat folgendes geschrieben: | Notiz des Lehrers zu diesem Absatz:
+ These
- keine nähere Erläuterung: philosophische Frage, Antwort
- konkreter Bezug zum Schöpfungsbericht fehlt |
... m.E. schon OK. Und damit hast du auch schon beim ersten Teil der Arbeit die Hauptaufgabenstellung vermieden.
3. Hier ...
göttertod hat folgendes geschrieben: | "Alle genannten haben aus meiner sicht schon falsche Gedanken geäussert und sich im nachhinein wieder korrigiert. Einmal hat der Pfarrer Pius einen Passanten in der Stadt, der nach dem Weg zum Rathaus fragte, in die falsche Richtung geschickt. Erst im nachhinein, durch Gespräche mit anderen viel ihm auf, dass er sich geirrt hatte, und korrigierte seine Meinung."
...
Lehrerstatement:
- schiefes Argument: Vergleich Frage nach dem Weg - Schöpfungsgeschichte |
... freilich würde ich Rasmus Recht geben:
Rasmus hat folgendes geschrieben: | Das ist der einzige grobe Fehler, den Dein Lehrer hier macht. Insbesondere weil die Unvergleichbarkeit zu Deinen Gunsten geht: Wer schon den Weg zum Rathaus nicht kennt, wird den zum Himmel erst recht nicht wissen; wohingegen jemand der nicht alle Antworten zu wissen glaubt Dich durchaus bis zur Stadtmitte schicken könnte. |
Sehe ich genauso.
Insgesamt kommt mir die Bewertung aber völlig in Ordnung vor.
Schließlich:
göttertod hat folgendes geschrieben: | Grundsätzlich ist er eher dem säkularen und vernünftigen, als dem theologischen Spektrum zuzuordnen. Aber bereits zwei mal hat er im Unterricht die wissenschaftlichen Theorien, gleich wie gut sie sich in der Realität behaupten, gleichgesetzt mit einer religiösen Theorie, wie z.B. dem Christentum. Ausser von mir kam in der Klasse kein Einspruch, was wohl daran liegt, dass die meisten religiös, oder sonst wie beschränkt sind. Dieser immer wieder aufkommende und mir unverständliche Anflug von Relativismus ist mir so zuwieder, dass ich mir nächstes Jahr den anderen Philosophielehrer unserer Schule anschauen werde. |
Du scheinst der hier stark vertretenen Fraktion anzugehören, die nicht nur selbst atheistisch ist, sondern auch denkt, dass das die einzig vernünftige, quasi "wissenschaftlich beweisbare" Position wäre, und alles andere reiner Aberglauben. Sprich: Du bist ein atheistischer Fundamentalist. Dafür spricht, dass du den "Relativismus", womit du offenbar nicht nur eigene Standpunktlosigkeit meinst, sondern auch die Meinung, dass man in objektiv unentscheidbaren weltanschaulichen Fragen die möglichen Antworten als gleichberechtigt ansieht, offenbar ebenso verscbscheust wie Benedikt XVI.
Ob du damit bei einem anderen Philosophielehrer besser ankommst, möchte ich sehr stark bezweifeln.
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#491350) Verfasst am: 07.06.2006, 16:54 Titel: Re: Meine erste philosophische Klausur |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | 2. Die Aufgabe war, diesen Anfang des Dialogs zu Ende zu führen: |
Ichh alte es für legitim, daß der Schüler hier das Thema wechselt; damit müssen Lehrer leben, wenn sie offene Textaufgaben stellen. Ich würde da auch keine böse Absicht oder Nicht-Wissen unterstellen wollen. Es ist nur äußerst bedingt Aufgabe des Schülers, zu erraten worauf der Lehrer hinaus wollte.
Die Aufgabe hätte leicht fokussiert werden können, indem der Rahmen vorgegeben worden wäre, bzw. die Frage nach Kommentaren entsprechend konkretisiert worden wäre.
Der Schüler wird hier in eine Situation versetzt, in der er einen Dialog zu Papier zu bringen hat; das macht es bisweilen recht schwer, andere Hintergründe zu erkennen. Wenn der Dialog aber schlüssig ist, wurde die Aufgabe erfüllt. Meiner Meinung nach ist das hier der Fall.
Zitat: | Du scheinst der hier stark vertretenen Fraktion anzugehören, die nicht nur selbst atheistisch ist, sondern auch denkt, dass das die einzig vernünftige, quasi "wissenschaftlich beweisbare" Position wäre, und alles andere reiner Aberglauben. Sprich: Du bist ein atheistischer Fundamentalist. Dafür spricht, dass du den "Relativismus", womit du offenbar nicht nur eigene Standpunktlosigkeit meinst, sondern auch die Meinung, dass man in objektiv unentscheidbaren weltanschaulichen Fragen die möglichen Antworten als gleichberechtigt ansieht, offenbar ebenso verscbscheust wie Benedikt XVI.
Ob du damit bei einem anderen Philosophielehrer besser ankommst, möchte ich sehr stark bezweifeln. |
Ich denke man kann damit bei beiden Lehrern weit kommen - man muß es nur richtig machen. Aber die vorliegende Beurteilung des Lehrers lässt nicht vermuten, daß er auf Grund seiner persönlichen Überzeugungen die Arbeit schlecht bewertet hätte. Im Gegenteil, mir scheint daß der Grundgedanke der Arbeit durchaus wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde, und ich denke auch daß man mit dem Thema eine wesentlich bessere Note hätte erreichen können.
Zitat: | Diese Leustung ist dadurch beeinträchtigt, dass [...] nicht konkret erläutert wird, inwiefern der Schöpfungsbericht Antworten auf philosophische Fragen bietet |
Diese Frage lässt sich durchaus beantworten, auch wenn man der Überzeugung ist, daß die Antworten des Schöpfungsberichtes falsch sind.
Rasmus.
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
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Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22263
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(#491373) Verfasst am: 07.06.2006, 17:37 Titel: Re: Meine erste philosophische Klausur |
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Rasmus hat folgendes geschrieben: | Ichh alte es für legitim, daß der Schüler hier das Thema wechselt; damit müssen Lehrer leben, wenn sie offene Textaufgaben stellen. Ich würde da auch keine böse Absicht oder Nicht-Wissen unterstellen wollen. Es ist nur äußerst bedingt Aufgabe des Schülers, zu erraten worauf der Lehrer hinaus wollte.
Die Aufgabe hätte leicht fokussiert werden können, indem der Rahmen vorgegeben worden wäre, bzw. die Frage nach Kommentaren entsprechend konkretisiert worden wäre.
Der Schüler wird hier in eine Situation versetzt, in der er einen Dialog zu Papier zu bringen hat; das macht es bisweilen recht schwer, andere Hintergründe zu erkennen. Wenn der Dialog aber schlüssig ist, wurde die Aufgabe erfüllt. Meiner Meinung nach ist das hier der Fall. |
Naja ... ich halte Aufgabenstellung und Dialoganfang für klar; und die Antwort Ibrahims geht auf die Frage Sokrates nun einmal nicht richtig ein. Damit halte ich den Dialog auch nicht für wirklich schlüssig und denke "Thema gewechselt" = "Thema verfehlt".
Rasmus hat folgendes geschrieben: | Ich denke man kann damit bei beiden Lehrern weit kommen - man muß es nur richtig machen. Aber die vorliegende Beurteilung des Lehrers lässt nicht vermuten, daß er auf Grund seiner persönlichen Überzeugungen die Arbeit schlecht bewertet hätte. Im Gegenteil, mir scheint daß der Grundgedanke der Arbeit durchaus wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde, und ich denke auch daß man mit dem Thema eine wesentlich bessere Note hätte erreichen können. |
Das denke ich auch - soweit es die atheistische Haltung selbst betrifft. Allerdings habe ich den Eindruck, dass göttertod von einer objektiven Höherwertigkeit seiner Haltung ausgeht (ich zitiere doppelt, aber macht nix), und der Meinung zu sein scheint, der Lehrer habe diese besonders zu unterstützen:
Zitat: | Grundsätzlich ist er eher dem säkularen und vernünftigen, als dem theologischen Spektrum zuzuordnen. Aber bereits zwei mal hat er im Unterricht die wissenschaftlichen Theorien, gleich wie gut sie sich in der Realität behaupten, gleichgesetzt mit einer religiösen Theorie, wie z.B. dem Christentum. Ausser von mir kam in der Klasse kein Einspruch, was wohl daran liegt, dass die meisten religiös, oder sonst wie beschränkt sind. Dieser immer wieder aufkommende und mir unverständliche Anflug von Relativismus ist mir so zuwieder, dass ich mir nächstes Jahr den anderen Philosophielehrer unserer Schule anschauen werde. |
Damit aber wird er wohl bei keinem Lehrer weit kommen.
(Dabei ist mir allerdings unklar, was er mit "wissenschaftlicher Theorie" meint - meinte er zB Evolutionstheorie vs Kreationismus, hätte er natürlich recht, da es hier um innerweltliche, naturwissenschaftliche Themen geht. Es hört sich aber so an, als meine er eine materialistisch-atheistische Theorie, die nur Naturwissenschaft als Erkenntismethode zulässt und die Wirklichkeit damit für hinreichend beschrieben hält - das kann aber die Naturwissenschaft selbst nicht entscheiden, sondern ist wiederum eine philosophische Frage.)
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#491400) Verfasst am: 07.06.2006, 18:23 Titel: Re: Meine erste philosophische Klausur |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Naja ... ich halte Aufgabenstellung und Dialoganfang für klar; und die Antwort Ibrahims geht auf die Frage Sokrates nun einmal nicht richtig ein. Damit halte ich den Dialog auch nicht für wirklich schlüssig und denke "Thema gewechselt" = "Thema verfehlt". |
Das Thema hat aber Ibrahim gewechselt; und zwar auf eine Art und Weise, die nicht unrealistisch ist. Und zwar in einem fiktiven Dialog - und nur den zu schreiben war die Aufgabe für den Schüler. Die Aufgabenstellung für den Schüler waren schlicht unvollständig.
(Nach wie vor ein Absolutes Highlight meiner Schulzeit: Die Physikklausur fragt mich, wo ich am liebsten wäre, wenn auf der Erde die Schwerkraft ausfallen würde, und warum. Ich habe lange überlegt, worauf der Lehrer mit der Frage hinaus wollte. Mir war völlig klar, da der Situation nicht überleben würde, weil die Atmosphäre verschwinden würde. Meine Antwort: In Australien. Da wäre ich noch nie gewesen, wollte ich schon immer mal hin, und wenn ich sowieso sterben muß, und mir aussuchen darf, wo, dann halt da. Gab volle Punktzahl, weil die Frage korrekt beantwortet wurde.
Die gewünschte Antwort wäre gewesen: An einem der beiden Pole, weil man da selber nicht von der Erde geschleudert werden würde.)
Rasmus.
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göttertod Atheist und Zweifelsäer
Anmeldungsdatum: 20.08.2004 Beiträge: 1565
Wohnort: Freiburg
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(#491745) Verfasst am: 07.06.2006, 23:32 Titel: |
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Ich danke euch erstmal für eure offenen Worte.
Ja, jetzt mit einem kühleren Blick und eurer Hilfe kann ich die Benotung nachvollziehen. Und ich weiß, dass ich oftmals fundamental wirke und bin. Trotzallem bin ich auch offen für Gegenargumente, da ich alles was ich bisher über den kritischen Rationalismus laß am überzeugensten fand.
Um so schlimmer ist es für mich, wenn religiöse Glaubensdogmen auf ein gleichhohes Podest gestellt werden, wie z.b. die Quantentheorie, oder die Relativitätstheorie.
Oft denke ich, er will es über diese Schiene machen, um den Hardcorereligiösen einen Weg zu ebnen. Das die religiösen Schüler sich selbst entdecken können, ihre Möglichkeit zur freien Entscheidung, das eine Abzulehnen und das andere Anzunehmen. Das gewissermassen ihr eigenes Weltbild in ihren eigenen Hände liegt. Psychologisch sicherlich manchmal hilfreich (hab das Buch "Wie diskutiere ich mit fundamentalisten ohne den Verstand zu verlieren" zwar schon gekauft, aber noch nicht gelesen), deswegen halte ich den fundamentalen Atheisten auch manchmal zurück, wenn ich denke es wäre kontraproduktiv. Ich will kein Unmensch sein, kein Pisser und Querulant, kein Stresser der das Leben aller verkompliziert und der nur nervt.
Eigentlich will ich nur helfen, das Leben für alle Menschen lebenswerter zu gestalten. Und das ich hier hin und wieder über das Ziel hinausstoße sehe ich. Aber ich sehe auch wie interessiert, neugierig und bereichert sich Menschen fühlen, wenn ich den fundamentalistischen Atheisten heraushängen lasse. Der ist bei mir ja immer gekoppelt mit dem Humanismus. Und um hier wieder einmal ein wenig zu provozieren - ein Humanist, der anderen auch das Recht auf Dummheit, Einfältigkeit, Glauben zugesteht, solange sie keinen Blödsinn betreiben, der zu groß ist (z.B. Mahmud Ahmadinedschad, oder Osama, oder Bush).
Nichtsdestotrotz muss wenigstens ich Position beziehen, gerade wenn der Lehrer es nicht tut.
Sicherlich handelt er so um niemanden von den Schülern aufgrund seines Glaubens zu diskreditieren, sondern um ihn in seinen Fähigkeiten selbständig zu denken zu bestärken.
Herr Zimmermann hat viel humor und bringt mich oft zum Lachen, selbst wenn ich mich über ihn ärgere. Und ich bin froh, dass es überhaupt Menschen wie ihn, in solchen Positionen gibt.
Ich wäre aufgrund meiner fundamentaleren Haltung wahrscheinlich nicht geeignet für solch einen Job, zumindest in der heutigen Zeit. Das habe ich jetzt verstanden.
@tillich:
was meinst du damit genau??
Zitat: | objektiv unentscheidbaren weltanschaulichen Fragen |
@Rasmus:
Zitat: | Du baust ja gerade eine Argumentation auf, die sich eben nicht an den Inhalten festmacht. |
Ja. Ich wollte eigentlich darauf hinaus, dass alle Fragen letztlich bei Gott landen. Das Gott die Antwort auf alle Fragen ist. Aber hier habe ich wohl auch geschludert.
Aber aus Fehlern lernt man. Hoffe ich zumindest.
Danke euch
_________________ auf dass die Bücher von "Iain Banks" Wirklichkeit werden
The Jimmy Dore Show
jede Tradition ist es wert sich an sie zu erinnern, aber nicht jede Tradition ist es wert gelebt zu werden
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joyborg registriert
Anmeldungsdatum: 20.01.2004 Beiträge: 2235
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(#491755) Verfasst am: 08.06.2006, 00:13 Titel: |
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göttertod hat folgendes geschrieben: |
Nichtsdestotrotz muss wenigstens ich Position beziehen, gerade wenn der Lehrer es nicht tut. |
Vielleicht sehe ich den Sinn von Philosophie-Unterricht anders als du. Aber für mich geht es dabei dabei vor allem darum, daß man gewisse Werkzeuge kennenlernt, z.B. Logik.
Der persönliche Glauben ist in "der Philosophie" eigentlich nicht so wichtig. (edit: Vielleicht bei Kierkegaard...?)
Aber die Frage nach "Gut" und "Böse" (oder "Schlecht", je nachdem), d.h. nach dem Ursprung der Moral, kann nunmal auch durch die Existenz eines Gottes beantwortet werden, das geht ja von Epikur bis Kant, die haben sich an dem Gottthema ganz schön abgearbeitet.
"Position beziehen" kannst du doch den ganzen Tag lang, in der Philo-Stunde fände ich eher Zuhören (nicht dem Lehrer, sondern den Philosophen) angesagt, denn das meiste, was wir so bahnbrechend vor uns hin denken, hat schonmal jemand aufgeschrieben..
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Mario Hahna aktiviert
Anmeldungsdatum: 04.04.2005 Beiträge: 9607
Wohnort: München
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(#491759) Verfasst am: 08.06.2006, 00:18 Titel: |
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Die Namensnennung ist juristisch in Ordnung.
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#491761) Verfasst am: 08.06.2006, 00:25 Titel: |
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joyborg hat folgendes geschrieben: | Aber die Frage nach "Gut" und "Böse" (oder "Schlecht", je nachdem), d.h. nach dem Ursprung der Moral, kann nunmal auch durch die Existenz eines Gottes beantwortet werden, das geht ja von Epikur bis Kant, die haben sich an dem Gottthema ganz schön abgearbeitet. |
Alle Antworten dieser Art die ich kenne, sind logisch nicht haltbar.
Abgesehen davon: Wieso sollte man Unwahrheiten unwidersprochen hinnehmen? Ich Lehrer auch in anderen Fächern korrigiert, wenn sie Fehler gemacht haben.
Zitat: | "Position beziehen" kannst du doch den ganzen Tag lang, in der Philo-Stunde fände ich eher Zuhören (nicht dem Lehrer, sondern den Philosophen) angesagt, denn das meiste, was wir so bahnbrechend vor uns hin denken, hat schonmal jemand aufgeschrieben..  |
Das eine schließt das andere nicht aus.
Man sollte den Spinnern nicht mehr Raum zugestehen, wenn sich das vermeiden lässt. So gesehen finde ich die Thematik für den Philosophieunterricht schon ein wenig befremdlich ...
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
If you ask the wrong questions you get answers like '42' or 'God'.
"Glaubst Du noch oder hüpfst Du schon?"
Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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joyborg registriert
Anmeldungsdatum: 20.01.2004 Beiträge: 2235
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(#491764) Verfasst am: 08.06.2006, 00:33 Titel: |
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Rasmus hat folgendes geschrieben: |
Man sollte den Spinnern nicht mehr Raum zugestehen, wenn sich das vermeiden lässt. So gesehen finde ich die Thematik für den Philosophieunterricht schon ein wenig befremdlich ... |
Ja schön, aber wie willst du Schülern das Theodizee-Problem (darum geht es doch wohl in der Klausur) nahebringen, ohne von Gott zu sprechen?
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16339
Wohnort: Arena of Air
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(#491767) Verfasst am: 08.06.2006, 00:48 Titel: |
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joyborg hat folgendes geschrieben: | Rasmus hat folgendes geschrieben: |
Man sollte den Spinnern nicht mehr Raum zugestehen, wenn sich das vermeiden lässt. So gesehen finde ich die Thematik für den Philosophieunterricht schon ein wenig befremdlich ... |
Ja schön, aber wie willst du Schülern das Theodizee-Problem (darum geht es doch wohl in der Klausur) nahebringen, ohne von Gott zu sprechen? |
[sinniert]Die Wikipedia listet ja eine ganze Latte an "Lösungsvorschlägen" auf, von der Relativierung der Eigenschaften eines solchen Gottes bis hin zur Zurückweisung der Frage selbst. Jedenfalls löst sich das Theodizeeproblem aber auch dann in Wohlgefallen auf, wenn man einen persönlichen Feelgood-Gott hat, der alles für einen selbst zum Besten richtet. Es ist nur übel das, was man als übel empfindet. Und schon gar nur dann, wenn man damit selbst in Bezug gesetzt wird. Wer selbst nichts Negatives erlebt, kommt vielleicht entsprechend gar nicht einmal so sehr in die Nähe der Theodizeefrage als eines konkreten Problems. Ansonsten könnten wohl kaum angesichts des Umstandes, daß mittlerweile Weizen zum Heizen verwendet wird, die Christen vom "Brot als Kulturgut" oder vom "Brot in der heilsgeschichtlichen Beziehung" faseln und dabei verschweigen, daß es hier nicht um Bibelmoral geht, sondern darum, daß andernorts Menschen verhungern und wir jeden Tag Tausende Tonnen von Nahrungsmitteln vernichten. [/sinniert]
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Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#491773) Verfasst am: 08.06.2006, 01:03 Titel: |
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joyborg hat folgendes geschrieben: | Rasmus hat folgendes geschrieben: |
Man sollte den Spinnern nicht mehr Raum zugestehen, wenn sich das vermeiden lässt. So gesehen finde ich die Thematik für den Philosophieunterricht schon ein wenig befremdlich ... |
Ja schön, aber wie willst du Schülern das Theodizee-Problem (darum geht es doch wohl in der Klausur) nahebringen, ohne von Gott zu sprechen? |
Es ging mir hier nicht um den Lehrplan, sondern um den Schüler, der Lehrern und Klassenkameraden Kontra gibt, wenn die die Inhalte der Bibel mit Argumenten verwechseln.
Bei näherem Hinsehen ist die gestellte Aufgabe tatsächlich geeignet, den Schülern zu zeigen, daß Religion keine Verlässlichen Antworten auf philosophische Fragen liefert.
Sokrates hat folgendes geschrieben: | Sei gegrüßt, lieber Ibrahim. Es trifft sich sehr gut, dass Du gerade jetzt vorbei kommst, wo ich mit meinen Freunden darüber spreche, dass Menschen sich schon immer philosophische Fragen gestellt haben und die Schhöpfungsgeschichte des Alten Testaments der Bibel ein Beispiel dafür ist, Antworten auf solchen Fragen zu geben. Hast Du nicht einen Moment Zeit, um uns das an einem Beispiel zu erklären? |
Wer die Aufgabe richtig bearbeitet, wird Ibrahim die zunächst aufgestellte these verteitigen lassen, und ihn dann, unter der Anleitung von Sokrates, Stück für Stück erkennen lassen, daß er so nicht Recht hatte.
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
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göttertod Atheist und Zweifelsäer
Anmeldungsdatum: 20.08.2004 Beiträge: 1565
Wohnort: Freiburg
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(#491786) Verfasst am: 08.06.2006, 01:50 Titel: |
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Rasmus:
Zitat: | Wer die Aufgabe richtig bearbeitet, wird Ibrahim die zunächst aufgestellte these verteitigen lassen, und ihn dann, unter der Anleitung von Sokrates, Stück für Stück erkennen lassen, daß er so nicht Recht hatte. |
ganz genau, und hier erkenne ich das hohe Gut eines Herrn Zimmermanns und seiner Arbeit. Auch wenn ich nicht mit allem übereinstimme, was er im Unterricht von sich gibt.
Jede zweite Stunde jammert einer in der Klasse (zumeist von den Religiösen), dass man ja schizophren werden muss, um einen Sokratischen Dialog über den Schöpfungsbericht zu machen (unter Mithilfe meiner stetig stressenden, aber auch stets produktiven Einwürfe).
Was aber eigentlich nichts anderes ist, als Empathie auf höherem Niveau (die genannte Schizophrenie). Und ein sich Einlaßen auf andere Denkkonstrukte/-ansätze.
_________________ auf dass die Bücher von "Iain Banks" Wirklichkeit werden
The Jimmy Dore Show
jede Tradition ist es wert sich an sie zu erinnern, aber nicht jede Tradition ist es wert gelebt zu werden
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#491797) Verfasst am: 08.06.2006, 02:47 Titel: |
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göttertod hat folgendes geschrieben: | Rasmus:
Zitat: | Wer die Aufgabe richtig bearbeitet, wird Ibrahim die zunächst aufgestellte these verteitigen lassen, und ihn dann, unter der Anleitung von Sokrates, Stück für Stück erkennen lassen, daß er so nicht Recht hatte. |
ganz genau, und hier erkenne ich das hohe Gut eines Herrn Zimmermanns und seiner Arbeit. Auch wenn ich nicht mit allem übereinstimme, was er im Unterricht von sich gibt. |
Quatsch in doch mal dem Unterricht an und frag, warum er das macht. Es scheint ja so, als hättet ihr keine größeren Probleme und interessant ist es ja wohl allemal für dich. Wenn Du das erzählst hast Du gute Chancen auf eine Antwort. (Im Studium haben wir die Philo-Seminar nicht ohne Grund immer maßlos überzogen ... sich mit Philosophen zu unterhalten ist einfach geil!)
Zitat: | Jede zweite Stunde jammert einer in der Klasse (zumeist von den Religiösen), dass man ja schizophren werden muss, um einen Sokratischen Dialog über den Schöpfungsbericht zu machen |
Mögliche Antwort: Nicht schizophren - lernwillig und bereit, die eigene Meinung in Frage zu stellen. Wie es sich für einen wahren Freund der Weisheit (vulgo Filosof)gehört.
Zitat: | (unter Mithilfe meiner stetig stressenden, aber auch stets produktiven Einwürfe). |
Zitat: | Was aber eigentlich nichts anderes ist, als Empathie auf höherem Niveau (die genannte Schizophrenie). Und ein sich Einlaßen auf andere Denkkonstrukte/-ansätze. |
Ja. Wobei ich es für durchaus bezeichnend halte, daß die damit so ein Problem haben. Ich habe grundsätzlich kein Problem zumindestens im Rahmen einer Diskussion eine andere Meinung zu vertreten. (Es sei denn, die Meinung ist logisch nicht haltbar, weil in sich zu unschlüssig; aber das ist alles durchhaltbar.)
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#491803) Verfasst am: 08.06.2006, 03:26 Titel: Re: Meine erste philosophische Klausur |
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göttertod hat folgendes geschrieben: | Sokrates: Sei gegrüßt, lieber Ibrahim. Es trifft sich sehr gut, dass Du gerade jetzt vorbei kommst, wo ich mit meinen Freunden darüber spreche, dass Menschen sich schon immer philosophische Fragen gestellt haben und die Schhöpfungsgeschichte des Alten Testaments der Bibel ein Beispiel dafür ist, Antworten auf solchen Fragen zu geben. Hast Du nicht einen Moment Zeit, um uns das an einem Beispiel zu erklären?
jetzt kommt mein Teil....(Rechtschreib- u. Gramatikfehler sind nicht behoben)
Ibrahim:
Wie, an einem Beispiel erklären? Die Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments der Bibel ist nicht ein Beispiel, sondern "Die Antwort" auf alle Fragen des Menschen. Sagt zumindest Pfarrer Pius und sagen meine Eltern.
Notiz des Lehrers zu diesem Absatz:
+ These
- keine nähere Erläuterung: philosophische Frage, Antwort
- konkreter Bezug zum Schöpfungsbericht fehlt |
Ich stimme mit dem Lehrer überein. Der Einstieg ist ungünstig gewählt. Anstatt ein Beispiel für philosophische Fragen zu wählen, das eben auf philosophische Fragen im Schöpfungsbericht hinweist, stürzt Du Dich wie der Schüler in Monty Pythons "Der Sinn des Lebens" auf die Klitoris. Du stürzt Dich auf die Frage, ob der Schöpfungsbericht wahr ist, aber ignorierst die Fragestellung, ob man anhand der Schöfungsberichtes erkennen kann, dass die Menschen sich schon immer philosophische Fragen gestellt haben. Da gibt es weitaus bessere Möglichkeiten den Dialog zu beginnen.
Ist der Mensch die Krone der Schöpfung? Woher kommt die Erkenntnis von "gut" und "böse"? Und woher sollten Adam und Eva wissen, dass es böse ist, vom Baum der Erkenntnis zu essen, wenn sie nicht zwischen "gut" und "böse" unterscheiden konnten?
Da bietet sich wirklich viel mehr an (vor allem aus philosophischer Sicht) als ein plumper Dialog über die Wahrhaftigkeit des Schöpfungsberichtes.
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Rae dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.05.2006 Beiträge: 5427
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(#491811) Verfasst am: 08.06.2006, 06:09 Titel: Re: Meine erste philosophische Klausur |
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Kramer hat folgendes geschrieben: |
Ist der Mensch die Krone der Schöpfung? |
Ich kenne kein höheres Geschöpf auf Erden, als den Menschen.
Zitat: |
Woher kommt die Erkenntnis von "gut" und "böse"? |
Durch den ungehorsam Gott gegenüber, dem Essen der Frucht (Sünde).
Zitat: |
Und woher sollten Adam und Eva wissen, dass es böse ist, vom Baum der Erkenntnis zu essen, wenn sie nicht zwischen "gut" und "böse" unterscheiden konnten? |
Weil es Ihr Schöpfer ihnen gesagt hat.
Sie Ihm aus liebe hätten gehorchen können.
Aus dankbarkeit für all das Schöne und Gute das sie geniessen durften.
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AntagonisT Master of Disaster
Anmeldungsdatum: 28.09.2005 Beiträge: 5587
Wohnort: 2 Meter über dem Boden
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(#491822) Verfasst am: 08.06.2006, 07:57 Titel: Re: Meine erste philosophische Klausur |
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raejeschua hat folgendes geschrieben: |
Ich kenne kein höheres Geschöpf auf Erden, als den Menschen.
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Doch, Giraffen z. B.
_________________ “Primates often have trouble imagining an universe not run by an angry alpha male.”
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Rae dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.05.2006 Beiträge: 5427
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(#491851) Verfasst am: 08.06.2006, 09:35 Titel: Re: Meine erste philosophische Klausur |
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AntagonisT hat folgendes geschrieben: |
Doch, Giraffen z. B. |
Eine interessante Anwort auf meine Feststellung.
Sie zeigt sehr schön, wie beschränkt unsere Wortwahl ist und wie Worte
anderst ausgelegt werden können, als sie der Schreiber gedacht hat.
Vor allem wenn man es so haben will...
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göttertod Atheist und Zweifelsäer
Anmeldungsdatum: 20.08.2004 Beiträge: 1565
Wohnort: Freiburg
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(#491986) Verfasst am: 08.06.2006, 12:32 Titel: |
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Rasmus:
Zitat: | Quatsch in doch mal dem Unterricht an und frag, warum er das macht. |
Einmal hatte ich ihm gesagt, dass ich vielleicht Etiklehrer werden will (jetzt, wenn alles gut läuft, Kognitionswissenschaften/träum). Woraufhin er gesagt hatte, ich müsste dann weniger fundamental sein - also gewissermassen mehr relativieren. Wie oben schon erläutert verstehe ich vielleicht den psychologischen Ansatz, aber letztlich korrekt und konsequent finde ich es nicht gerade.
Aber vielleicht für einen Lehrer, im Unterricht, der einfachste Zugang zu den Schülern.
Ich frag ihn mal.
Kramer:
Zitat: | Du stürzt Dich auf die Frage, ob der Schöpfungsbericht wahr ist, aber ignorierst die Fragestellung, ob man anhand der Schöfungsberichtes erkennen kann, dass die Menschen sich schon immer philosophische Fragen gestellt haben. Da gibt es weitaus bessere Möglichkeiten den Dialog zu beginnen.
Ist der Mensch die Krone der Schöpfung? Woher kommt die Erkenntnis von "gut" und "böse"? Und woher sollten Adam und Eva wissen, dass es böse ist, vom Baum der Erkenntnis zu essen, wenn sie nicht zwischen "gut" und "böse" unterscheiden konnten? |
Die entscheidenste Frage, im Zusammenhang mit der Bibel" ist für mich immernoch "Gib es deren Gott". Denn alle deine genannten Fragen umgehen, mehr oder weniger geschickt, die Frage nach der Berechtigung dieses Weltbildes.
So oft schon habe ich eine Diskussion mit Gläubigen abrupt in andere Bahnen gelenkt, gerade mit dem Hinweis, der Sinnlosigkeit solch einer Diskussion, wenn man die Grundfrage nicht geklärt hat.
Und diesen Weg wollte ich beschreiten. Bei mir war sich Sokrates klar, das er einen gläubigen Menschen fragt. Im Dialog habe ich mir nur deine genannten Fragen gespart und bin gleich zum Kern vorgedrungen (auch hier mehr oder weniger gelungen).
Joyborg meinte ja denke ich etwas ähnliches:
Zitat: | Ja schön, aber wie willst du Schülern das Theodizee-Problem (darum geht es doch wohl in der Klausur) nahebringen, ohne von Gott zu sprechen? |
Letztlich geht es um die Sinnhaftigkeit des Gottesbildes und nicht um irgendwelche systemimmanenten Fragestellungen.
AntagonisT:
Zitat: | Doch, Giraffen z. B. |
Humor
_________________ auf dass die Bücher von "Iain Banks" Wirklichkeit werden
The Jimmy Dore Show
jede Tradition ist es wert sich an sie zu erinnern, aber nicht jede Tradition ist es wert gelebt zu werden
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#492017) Verfasst am: 08.06.2006, 13:22 Titel: |
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Thao hat folgendes geschrieben: | Die Namensnennung ist juristisch in Ordnung. |
Gehe ich Recht in der Annahme, dass sie es in diesem Fall auf Grund der Position des Lehrers ist, oder wäre sie es generell?
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22263
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(#492080) Verfasst am: 08.06.2006, 14:46 Titel: Re: Meine erste philosophische Klausur |
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Rasmus hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Naja ... ich halte Aufgabenstellung und Dialoganfang für klar; und die Antwort Ibrahims geht auf die Frage Sokrates nun einmal nicht richtig ein. Damit halte ich den Dialog auch nicht für wirklich schlüssig und denke "Thema gewechselt" = "Thema verfehlt". |
Das Thema hat aber Ibrahim gewechselt; und zwar auf eine Art und Weise, die nicht unrealistisch ist. Und zwar in einem fiktiven Dialog - und nur den zu schreiben war die Aufgabe für den Schüler. |
Nu, es geht aber nicht um irgendeinen fiktiven Dialog, und zwar gerade nicht um eine realistische Abbildung eines möglichen Gesprächs, indem man schon mal das Thema wechselt, sondern um einen sokratsichen Dialog. Und in dem werden (denke ich - mit Platon habe ich mich lange nicht beschäftigt) die gestellten Probleme bearbeitet.
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göttertod hat folgendes geschrieben: | @tillich:
was meinst du damit genau??
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | objektiv unentscheidbaren weltanschaulichen Fragen | |
Na, damit meine ich, dass die zentralen weltanschaulichen Fragen - "Gibt es einen Gott? Wie ist die Welt entstanden? Gibt es ein Ziel für den Menschen, wenn ja, was ist es? usw.usw." - nicht durch einen logisch gültigen Beweis, schon gar nicht durch naturwissenschaftliches Experiment, "beweisbar" sind. Sowohl die sog. Gottesbeweise als auch die Versuche, eine Unmöglichkeit Gottes nachzuweisen, sind m.E. gescheitert (auch wenn die einen wichtige Hinweise über die existenzielle Situation des Menschen, die anderen über die kritische Infragestellung des Gottesbildes liefern).
ZB die Frage nach der "Entstehung der Welt" (oder, wenn man die zeitliche Komponente rausnehmen will, die Frage, warum etwas ist und nicht nichts), die eine der Fragen ist, auf die der Schöpfungsbericht mythologisch antwortet: Ob die Welt per Zufall aus dem Nichts entstanden ist, immer schon da war, von einem deistischen Gott einmal in Gang gesetzt wurde oder von einem persönlichen Gott geschaffen wurde und erhalten wird, lässt sich weder durch logische Schlüsse noch durch naturwissenschaftliche Beobachtung "beweisen". Letztere kann mythologische Detailaussagen korrigieren, erstere können logische Widersprüche aufdecken; beides ist wichtig, damit hat es sich aber auch.
Weltanschauungen können möglichst überzeugend gelebt werden, sie können einer systematischen Darstellung und Untersuchung unterzogen werden (zB: wie hängen Ontologie und Ethik zusammen?) - bewiesen werden können sie nicht.
Gerade die Naturwissenschaft ist dafür untauglich, weil es ihre Grundvoraussetzung ist, so zu arbeiten, "als ob es Gott nicht gäbe". Das funktioniert natürlich auch ganz gut. Beweist aber nix, weil es nur die Verständlichkeit der Welt für den Menschen zeigt, aber nicht die Arbeitshypothese zum Ergebnis umdeklarieren kann.
Fundamentalisten dagegen neigen dazu, ihre eigene Weltanschauung - sprich die Grundantworten, nicht die Detailfragen, die im o.a. Sinn kritisierbar sind - für "objektiv richtig" und Anhänger anderer Ideen für grundsätzlich defizitär zu halten (in moralischer, intellektueller oder psychischer Hinsicht).
Deswegen ist es auch weder ein "psychologischer Ansatz" noch grundsätzlicher "Relativismus", die Weltanschauungen von der intersubjektiven Warte des Lehrers aus gleich zu behandeln, sondern mE die einzig mögliche Herangehensweise. Das ändert gar nichts daran, dass man selbst ja versuchen kann, seine eigene Position möglichst überzeugend zu vertreten. Man kann sie eben nur nicht "beweisen".
Was man natürlich kann, ist zu zeigen, dass zB Kreationismus und praktische Anwendung der Naturwissenschaften nicht zusammengehen oder mit einer Ethik, die Lebensschutz will und angeblich von der menschlichen Situation ausgeht, aber Kondome verbietet, etwas nicht stimmen kann. Dergleichen Beispile gäbe es unzählige. Damit entscheidet man aber nicht die Grundfragen, ob zB die Welt geschaffen wurde oder die Ethik transzendental begründet werden muss, und dergleichen.
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#492265) Verfasst am: 08.06.2006, 16:50 Titel: Re: Meine erste philosophische Klausur |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Nu, es geht aber nicht um irgendeinen fiktiven Dialog, und zwar gerade nicht um eine realistische Abbildung eines möglichen Gesprächs, indem man schon mal das Thema wechselt, sondern um einen sokratsichen Dialog. Und in dem werden (denke ich - mit Platon habe ich mich lange nicht beschäftigt) die gestellten Probleme bearbeitet. |
Stimmt.
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
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Quoth the Raven: Nevermore!
Anmeldungsdatum: 28.02.2005 Beiträge: 120
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(#492334) Verfasst am: 08.06.2006, 17:41 Titel: Re: Meine erste philosophische Klausur |
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raejeschua hat folgendes geschrieben: |
Ich kenne kein höheres Geschöpf auf Erden, als den Menschen.
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Ich kenne auch kein niederes.
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