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Atheisten = Nihilisten?
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VT_340
asymptotischer Hund



Anmeldungsdatum: 08.06.2006
Beiträge: 621
Wohnort: Essen

Beitrag(#497953) Verfasst am: 15.06.2006, 12:26    Titel: Atheisten = Nihilisten? Antworten mit Zitat

Ahoi,
Vor kurzem hat mich mein Philosophie Lehrer mal wieder auf die Palme gebracht.
Ausgehend von seiner streng katholischen Ader ( katholischer Philosophie Lehrer.. Haha..) ging es letztens um die Begründung von Werten und Moral. Seiner Meinung nach lassen sich Werte nur mit Religion begründen. Sämtliche Menschenrechte sind z.B erst durch die Christliche Moral zu stande gekommen etc. Jegliche Versuche Werte ohne Religion zu begründen sind zum scheitern verurteilt, so die Lehrfachkraft.
Daraus folgt dann natürlich auch dass alle Atheisten (oder streng genommen sogar alle Konfessionslosen) Herschaften Nihilsten sind. Sie leben also ohne Werte, und könnten daher machen was sie wollen. Auch Menschen töten und Sachen klauen, um das mal etwas zu dramatisieren.

Im Speisesaal hat er die Tage noch ganz nebenbei Kardinal Meißner bezüglich seines WJT Zitates recht gegeben. Mir gegenüber eigentlich eine große Beleidigung, da ich ohne Religion oder Gott erzogen wurde und er mich so indirekt als geisten Krüppel bezeichnet hat. Nunja, in diesem moment kamen mir vor lauter amusement nur noch die Tränen. Das war in diesem Moment einfach zu hart. Warum wir Jugendliche heut zu Tage nichts mehr enst nehmen können, und über alles Lachen müssten meinte er dann noch. Nunja. Harter Kerl.
Toll ist auch dass wir im Unterricht nicht mit Büchern oder Sekundärliteratur Arbeiten sondern immer nur von ihm verfasste Zettel in die Hand gedrückt bekommen. Einmal haben wir eine Textstelle von Satre auseinander genommen, das wars auch schon. Traurig
Dafür schauen wir drei Filme hintereinander die uns zeigen dass eine Despotie immer im Desaster endet, und daher der Staat eine unerlässliche Instanz darstellt.
Immerhin bekommt man dann wenigstens seine 2+ auf dem Zeugnis was aber auch nur ein geringer Trost ist.

Kann mir also mal jemand was zu dem Werte Kram erzählen?

Gruß

Alex
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Rasmus
entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst



Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#497966) Verfasst am: 15.06.2006, 12:40    Titel: Re: Atheisten = Nihilisten? Antworten mit Zitat

VT_340 hat folgendes geschrieben:
Ahoi,
Vor kurzem hat mich mein Philosophie Lehrer mal wieder auf die Palme gebracht.
Ausgehend von seiner streng katholischen Ader ( katholischer Philosophie Lehrer.. Haha..) ging es letztens um die Begründung von Werten und Moral. Seiner Meinung nach lassen sich Werte nur mit Religion begründen. Sämtliche Menschenrechte sind z.B erst durch die Christliche Moral zu stande gekommen etc. Jegliche Versuche Werte ohne Religion zu begründen sind zum scheitern verurteilt, so die Lehrfachkraft.
Daraus folgt dann natürlich auch dass alle Atheisten (oder streng genommen sogar alle Konfessionslosen) Herschaften Nihilsten sind. Sie leben also ohne Werte, und könnten daher machen was sie wollen. Auch Menschen töten und Sachen klauen, um das mal etwas zu dramatisieren.


Konsequent wäre an dieser Stelle, aufzustehen, und ihm eins in die Fresse zu hauen...

Zitat:
Im Speisesaal hat er die Tage noch ganz nebenbei Kardinal Meißner bezüglich seines WJT Zitates recht gegeben. Mir gegenüber eigentlich eine große Beleidigung, da ich ohne Religion oder Gott erzogen wurde und er mich so indirekt als geisten Krüppel bezeichnet hat.


Übel ...


Zitat:
Nunja, in diesem moment kamen mir vor lauter amusement nur noch die Tränen. Das war in diesem Moment einfach zu hart. Warum wir Jugendliche heut zu Tage nichts mehr enst nehmen können, und über alles Lachen müssten meinte er dann noch. Nunja. Harter Kerl.


Lass dich von dem Arschloch nicht provozieren; und wenn er's all zu doll treibt, beschwer Dich über ihn. Habt Ihr Vertrauenslehrer oder so? Was ist das für eine Schule? klingt nach Internat ....


Zitat:
Kann mir also mal jemand was zu dem Werte Kram erzählen?


Die Kurzfassung ist: Der Pauker hat Unrecht, in so ziemlich jeder Beziehung. Kommst du an Kant ran?

Rasmus.
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Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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VT_340
asymptotischer Hund



Anmeldungsdatum: 08.06.2006
Beiträge: 621
Wohnort: Essen

Beitrag(#497979) Verfasst am: 15.06.2006, 12:51    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,
Keine Internat, sondern eine katholische Schule.
Das Ganze ist aber eigentlich weniger schlimm als es sich anhört, wir müssen weder beten, noch zum Gottesdienst erscheinen.
Auch der Lehrer hat durchaus seine liberalen Seiten, oft hört man von ihm auch Sätze wie "jetzt lassen wir Gott erst einmal aus dem Spiel" etc.
Kant ist komischer weise sein lieblings Philosoph.
Kann man jenes Problem nicht mit dem Kategorischen Imperativ lösen? Oder greift auch dieser letzendlich auf Religiösitäten zurück?
Auch dieses Thema haben wir nur sehr oberflächlich behandelt weshalb ich da nichts genaues zu sagen kann.

Ich werde diese Meißner-Sache im Unterricht noch mal aufgreifen, wenn er dem Schwachmat dann vor versammelter Mannschaft wieder recht gibt, werde ich komentarlos den Raum verlassen.


Gruß

Alex
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Xamanoth
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Anmeldungsdatum: 07.04.2006
Beiträge: 7962

Beitrag(#497993) Verfasst am: 15.06.2006, 13:00    Titel: Antworten mit Zitat

VT_340 hat folgendes geschrieben:
Hallo,
Keine Internat, sondern eine katholische Schule.
Das Ganze ist aber eigentlich weniger schlimm als es sich anhört, wir müssen weder beten, noch zum Gottesdienst erscheinen.
Auch der Lehrer hat durchaus seine liberalen Seiten, oft hört man von ihm auch Sätze wie "jetzt lassen wir Gott erst einmal aus dem Spiel" etc.
Kant ist komischer weise sein lieblings Philosoph.
Kann man jenes Problem nicht mit dem Kategorischen Imperativ lösen? Oder greift auch dieser letzendlich auf Religiösitäten zurück?
Auch dieses Thema haben wir nur sehr oberflächlich behandelt weshalb ich da nichts genaues zu sagen kann.

Ich werde diese Meißner-Sache im Unterricht noch mal aufgreifen, wenn er dem Schwachmat dann vor versammelter Mannschaft wieder recht gibt, werde ich komentarlos den Raum verlassen.


Gruß

Alex

Der Imperativ liegt unseren sogenannten, Menschenrechten zugrunde, ebenso die Menschheitszweckformel (jeder Mensch ist a<ls Subjekt, nciht als Objeekt zu betrachten).

Hinzu kommt die auch von Kant indirekt favorisierten Theorie eines imaginären Gesellschaftsvertrages,m der eben die Rechte für jeden begründet.

Nur ist das leider nicht so absolut wie eine reiligiöse begründung.

Wenn ich sage: Jeder Mensch aht von Natur, von Gott, aufgrund des göttlichen Funkens, aufgrund unseres angeblich christlichen Menschenbidles etv.c. einen Wert an sich, mithin Menscehnwürde, ist das viel leichter und unkomplizierter als eine rationale säkulare Begründung.
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Sermon
panta rhei



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine

Beitrag(#498003) Verfasst am: 15.06.2006, 13:08    Titel: Re: Atheisten = Nihilisten? Antworten mit Zitat

VT_340 hat folgendes geschrieben:
Kann mir also mal jemand was zu dem Werte Kram erzählen?


http://ibka.org/artikel/miz98/werte.html

http://www.leitkultur-humanismus.de/entgleisungen.htm

http://ibka.org/artikel/miz90/instructio.html

http://ibka.org/artikel/ag98/1945.html

http://ibka.org/artikel/ersatz.html

http://fowid.de/datenarchiv/uebersicht/

http://fowid.de/nc/datenarchiv/uebersicht/themenfeld/von-moral-und-tugenden/
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Rene Hartmann
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
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Beitrag(#498043) Verfasst am: 15.06.2006, 14:02    Titel: Re: Atheisten = Nihilisten? Antworten mit Zitat

VT_340 hat folgendes geschrieben:

Kann mir also mal jemand was zu dem Werte Kram erzählen?


Es lassen sich eine ganze Reihe Denker anführen, die die christliche Moral kritisch gesehen haben. Gerade ist mit was von John Stuart Mill untergekommen:

Zitat:

Was christliche Moral heißt, besser aber theologische genannt werden sollte, war nicht das Werk Christi oder der Apostel, sondern ist viel späteren Ursprungs. Die katholische Kirche hat sie in den ersten fünf Jahrhunderten schrittweise aufgebaut, und obwohl sie nicht stillschweigend von den Neuerern und Protestanten angenommen wurde, hat man sie doch viel weniger umgeformt, als man annehmen sollte. In der Tat haben sie sich meist damit zufriedengegeben, die Zusätze des Mittelalters zu beseitigen, an deren Stelle jede Sekte neue Zusätze machte, entsprechend ihrem eigenen Wesen und Absichten. Ich wäre der letzte zu bestreiten, dass die Menschheit dieser Moral und ihren ersten Lehrern viel schuldet, aber ich sage auch frei heraus, dass sie in vielen wichtigen Punkten unvollständig und einseitig ist und dass, wenn nicht Gedanken und Empfindungen, die sie nicht billigt, zur Ausbildung europäischen Lebens und Charakters beigetragen hätten, die Angelegenheiten der Menschheit in viel schlechterer Verfassung wären als jetzt. Die (sogenannte) christliche Moral trägt alle Zeichen der Reaktion, sie ist zum großen Teil Protest gegen das Heidentum. Ihr Ideal ist eher verneinend als bejahend, eher leidend als tatkräftig, eher Unschuld als Adel, Enthaltsamkeit vom Bösen eher als energisches Streben zum Guten. In ihren Vorschriften herrscht (wie richtig bemerkt wurde) das "du sollst nicht!" ungebührlich vor über das "du sollst!" In ihrem Abscheu vor der Sinnlichkeit machte sie die Askese zum Ideal, allmählich wurde sie in eines der Legalität herabgewürdigt. Sie stelt die Hoffnung auf das Paradies und die Furcht vor der Hölle als die vorgeschriebenen und gebilligten Motive eines tugendhaften Lebens hin, hierin tief unter die besten Lehren der Antike fallend und - was an ihr liegt - alles rechtfertigend, was der menschlichen Moral einen wesentlich selbstischen Charakter geben kann, indem sie jedermanns Pflichgefühl von den Interessen seiner Mitmenschen löst, ausgenommen insofern man ihm einen egoistischen Anlass liefert, sich um sie zu kümmern. Sie ist ihrem Wesen nach eine Lehre passiven Gehorsams, prägt Unterwürfigkeit gegen jede bestehende Obrigkeit ein, der man allerdings nicht aktiv gehorchen soll, wenn sie etwas Religionswidriges befiehlt, der man aber nicht widerstehen soll - noch weniger gegen sie revoltieren! -, was sie uns auch Böses antun möge.

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Rene Hartmann
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 1404
Wohnort: Rhein-Main

Beitrag(#498044) Verfasst am: 15.06.2006, 14:03    Titel: Antworten mit Zitat

Ansonsten kann ich das von Deschner herausgegebene Buch "Das Christentum im Urteil seiner Gegner" empfehlen.
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VT_340
asymptotischer Hund



Anmeldungsdatum: 08.06.2006
Beiträge: 621
Wohnort: Essen

Beitrag(#498055) Verfasst am: 15.06.2006, 14:23    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,
Zu Mill und Bentham haben wir auch Blätter bekommen.Mindesten eine ganze Seite "Kritik am Utilitarismus" - daran erinnere ich mich noch.
Zu Deschner meinte er "den nimmt sowieso keiner ernst".
Ich hab nur mal abermals krähte der Hahn von Deschner durchgeblättert. Gefunden habe ich nur Seitenlange beweise für irgendwelche Schandtaten des Christentums. Sicherlich interessant aber nicht das was ich suche.
Dass der Verein viel Dreck am stecken hatte/hat sollte eigentlich jeder wissen.. zwinkern

Trotzdem Danke! Smilie
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GermanHeretic
Individualoptimist & Kulturpessimist



Anmeldungsdatum: 16.06.2004
Beiträge: 4932

Beitrag(#498065) Verfasst am: 15.06.2006, 14:37    Titel: Re: Atheisten = Nihilisten? Antworten mit Zitat

Rasmus hat folgendes geschrieben:
VT_340 hat folgendes geschrieben:
Ahoi,
Vor kurzem hat mich mein Philosophie Lehrer mal wieder auf die Palme gebracht.
Ausgehend von seiner streng katholischen Ader ( katholischer Philosophie Lehrer.. Haha..) ging es letztens um die Begründung von Werten und Moral. Seiner Meinung nach lassen sich Werte nur mit Religion begründen. Sämtliche Menschenrechte sind z.B erst durch die Christliche Moral zu stande gekommen etc. Jegliche Versuche Werte ohne Religion zu begründen sind zum scheitern verurteilt, so die Lehrfachkraft.
Daraus folgt dann natürlich auch dass alle Atheisten (oder streng genommen sogar alle Konfessionslosen) Herschaften Nihilsten sind. Sie leben also ohne Werte, und könnten daher machen was sie wollen. Auch Menschen töten und Sachen klauen, um das mal etwas zu dramatisieren.


Konsequent wäre an dieser Stelle, aufzustehen, und ihm eins in die Fresse zu hauen...

Das beweist natürlich sofort, daß man auch ohne Götter Werte besitzen kann. Mit den Augen rollen
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"Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück." (Henrik Ibsen)
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nocquae
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18183

Beitrag(#498140) Verfasst am: 15.06.2006, 15:54    Titel: Re: Atheisten = Nihilisten? Antworten mit Zitat

VT_340 hat folgendes geschrieben:
Daraus folgt dann natürlich auch dass alle Atheisten (oder streng genommen sogar alle Konfessionslosen) Herschaften Nihilsten sind. Sie leben also ohne Werte, und könnten daher machen was sie wollen. Auch Menschen töten und Sachen klauen, um das mal etwas zu dramatisieren.
Nun, diese Definition vün Nihilismus hat sich irgendwie in den letzten Jahrzehnten ausbeweitet, es gab aber mal eine Zeit, in der Nihilismus so definiert wurde, dass ein Nihilist nicht an die "transzendente" also "absolute" Begründbarkeit von Werten glaubt.
Nihilisten würden Werte also - wie's ja auch schon immer war ... - durch Konvention festgelegt.

Dass Religionen die Menschenrechte geschaffen hätten, dazu würde ich von deinem Lehrer hingegen einige Belge haben wollen - die zu erbringen dürfte ihm recht schwerfallen.

Immerhin hat sich kaum wer jemals so gegen die Einführung von Rechten gestemmt wie die Kirchen ...
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In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, als viel gefährlicher, als derjenige, der den Schmutz macht.
-- Kurt Tucholsky
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VT_340
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Anmeldungsdatum: 08.06.2006
Beiträge: 621
Wohnort: Essen

Beitrag(#498149) Verfasst am: 15.06.2006, 16:13    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Nihilisten würden Werte also...


Nihilisten haben Werte? Daswäre mir neu skeptisch
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Shadaik
evolviert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#498152) Verfasst am: 15.06.2006, 16:20    Titel: Antworten mit Zitat

VT_340 hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Nihilisten würden Werte also...


Nihilisten haben Werte? Daswäre mir neu skeptisch

Posts, auf die man antwortet, sollte man auhc lesen. zwinkern
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#498153) Verfasst am: 15.06.2006, 16:21    Titel: Antworten mit Zitat

VT_340 hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Nihilisten würden Werte also...


Nihilisten haben Werte? Daswäre mir neu skeptisch


Natürlich ist das möglich. Nihilsten verneinen ja zuerst einmal lediglich die althergebrachten Werte und ziehen es evtl dazu noch in Zweifel, dass es allgemeingültige Werte überhaupt gibt.

Dennoch wird auch ein Nihilist meist beispielsweise regelmäßig pünktlich zur Arbeit erscheinen. Nicht aber weil er es für einen prinzipiellen Wert hält, pünktlich zu kommen, sondern aus anderen, individuellen Gründen; etwa dem, seinen Lebensunterhalt zu erhalten.
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Rasmus
entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst



Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#498188) Verfasst am: 15.06.2006, 17:37    Titel: Re: Atheisten = Nihilisten? Antworten mit Zitat

GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Rasmus hat folgendes geschrieben:
Konsequent wäre an dieser Stelle, aufzustehen, und ihm eins in die Fresse zu hauen...

Das beweist natürlich sofort, daß man auch ohne Götter Werte besitzen kann. Mit den Augen rollen


Erstens, war das eher Ausdruck meiner Wut über solche unfähigen Dummbratzen wie besagten Lehrer, und ansonsten nicht weiter ernst gemeint,

zweitens: Ja!

Sofern es sich sonst um einen Schüler handelt, der sich durch gutes Benehmen auszeichnet, würde das sehr schön demonstrieren, wie absurd die Behauptung des Lehrers ist.

Drittens wäre eine r akzeptable Variante - die für den Schüler aber nur wenig risikoärmer ist - die freundlich lächelnd gestellte Frage, was denn der Lehrer glaubt, wieso er von diesem Atheisten gerade keine Tracht Prügel erhält Smilie
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Schmerzlos
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Anmeldungsdatum: 02.08.2003
Beiträge: 4554

Beitrag(#498220) Verfasst am: 15.06.2006, 18:03    Titel: Re: Atheisten = Nihilisten? Antworten mit Zitat

VT_340 hat folgendes geschrieben:
Kann mir also mal jemand was zu dem Werte Kram erzählen?


- Es gibt Religionen die z.B. ganz gut ohne "Schöpfergott" auskommen,
die also dementsprechend "atheistisch" sind und den Theismus mehr
oder weniger belächeln. Z.B. den "Buddhismus".

Die vertreten beispielsweise auch "Werte" mit sehr hohen Ansprüchen.
Ebenso wie der Nihilismus bei denen als "falsche Ansicht" gesehen wird.

In diesem Zusammenhang ist z.B. Schopenhauer ganz interessant.

Ebenso bekannt ist z.B. der Humanismus - der sich gerne auf die Aufklärung
beruft und in vieler Hinsicht ganz gut ohne eine Gottesvorstellung auskommt.


Ein anderer, nicht wegzuerklärender und seine heillosen Folgen täglich manifestierender Grundfehler des Christentums ist, daß es widernatürlicherweise den Menschen losgerissen hat von der Tierwelt, welcher er doch wesentlich angehört, und ihn nur ganz allein gelten lassen will, die Tiere geradezu als Sachen betrachtend. Die bedeutende Rolle, welche im Brahmanismus und Buddhismus durchweg die Tiere spielen, verglichen mit der totalen Nullität im Christentum, bricht diesem letzteren den Stab; so sehr man auch an solche Absurdität in Europa gewöhnt sein mag. Arthur Schopenhauer, (1788 - 1860), deutscher Philosoph
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Rene Hartmann
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 1404
Wohnort: Rhein-Main

Beitrag(#498324) Verfasst am: 15.06.2006, 20:13    Titel: Antworten mit Zitat

VT_340 hat folgendes geschrieben:
Hallo,
Zu Mill und Bentham haben wir auch Blätter bekommen.Mindesten eine ganze Seite "Kritik am Utilitarismus" - daran erinnere ich mich noch.
Zu Deschner meinte er "den nimmt sowieso keiner ernst".
Ich hab nur mal abermals krähte der Hahn von Deschner durchgeblättert. Gefunden habe ich nur Seitenlange beweise für irgendwelche Schandtaten des Christentums. Sicherlich interessant aber nicht das was ich suche.
Dass der Verein viel Dreck am stecken hatte/hat sollte eigentlich jeder wissen.. zwinkern


Das von mir erwähnte Buch enthält Texte verschiedenster Autoren, die von Deschner lediglich zusammengestellt und herausgegeben wurden.
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Stingery
Atholik



Anmeldungsdatum: 06.05.2006
Beiträge: 716

Beitrag(#498376) Verfasst am: 15.06.2006, 21:04    Titel: Antworten mit Zitat

Die in der heutigen Gesellschaft festgesetzten Werte, die als wertvoll und schützenswert gelten, und die von der Kirche so wiedergegeben werden, als seien diese ohne die Kirche undenkbar, sind eigentlich die Werte, die der Aufklärung entstammen. Freiheit, Gleichheit, allgemeine Gerechtigkeit, Demokratie, Liberalismus, Meinungs- und Redefreiheit, Gleichberechtigung usw. sind alles Werte und Errungenschaffen, die hart und mit vielen Opfern erkämpft und immer wieder gegen die Kirche durchgesetzt werden mussten. die Kirche ist selbst nur ein Trittbrettfahrer -- sie war es eigentlich immer, selbst in ihrer Entstehungszeit --, der das übernimmt, was allgemein als "gut" gilt und dem den eigenen Stempel aufdrückt. Aber nicht nur Werte und moralische Richtlinien sind von einer solchen kirchlichen Raub-Annektierung betroffen, so wurde nämlich z.B. auch mit dem Weihnachtsfest und der Lebensgeschichte von Jesus verfahren. Das alles war schon vorher da, es war bei den Menschen beliebt oder für sie gewohnt, deshalb wurde es übernommen.
Der Begriff "Nächstenliebe", der immer wieder in Bezug auf christliche Werte fällt, ist nach kirchlicher Ansicht natürlich typisch christlich und für die christliche Moral beispielgebend. Doch wie äußert sich diese Nächstenliebe? Analysiert man die Vergangenheit des Christentums, oder beobachtet man nur das Verhalten von bekennenden Christen und sogar Kirchenvätern, stellt man unweigerlich fest, dass nur der Gleichgläubige, also der Christ als der "Nächste" gilt. Anders- oder Ungläubige werden dagegen wie Blutfeinde bekämpft; früher mit Schwert und Lanze, heute mit Beschimpfung und Ausgrenzung. Selbst vor anderen Christen machen viele Kirchenväter nicht halt. Für viele Katholiken sind Evangelen gleichzusetzen mit Verrätern oder Ausseitigen.
Es heißt "Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst". Doch wie sehr liebt der Christ sich selbst, wie sehr soll er sich denn selbst lieben dürfen? Nach der "heiligen" Schrift und nach der überlieferten Auffassung etlicher Kirchenurväter und auch heutiger Christen, gilt der menschliche Körper als verwerflich, als das Instrument zur Sünde. Der Körper wurde und wird auch heute noch gegeißelt, gemartert und verschandelt. Wie sehr kann sich also der Christ selbst lieben, wenn er seinen Körper dermaßen verabscheut? Mit dieser Betrachtungsweise ist es kaum verwaunderlich, dass die so hoch geschätze christliche Nächstenliebe nach heutiger aufgeklärter Sicht eigentlich gar nichts mit Liebe oder auch nur Nettigkeit zu tun hat. Christen sind die Menschen, die als erstes und am meisten gegen andere Menschen vorgehen, wenn diese ihre Ansichten nicht teilen.
Für mich ist es höchst unredlich, unmoralisch und inhuman, sich heute noch zum Christentum zu bekennen.
_________________
Zombie [...bi], der; -[s], -s [engl. zombi(e), westafrik. Wort]: Toter, der ein willenloses Werkzeug dessen ist, der ihn zum Leben erweckt hat.

Christ [k...] der; -en, -en <gr>: siehe Zombie
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alfons
Bär



Anmeldungsdatum: 24.04.2005
Beiträge: 1167

Beitrag(#498400) Verfasst am: 15.06.2006, 21:27    Titel: Antworten mit Zitat

Das Beste, was ich bisher zum Thema "Gibt es Werte ohne Religion" gelesen habe, ist der Aufsatz "Muss man Religiosität respektieren" von Jan Philipp Reemtsma. Er fängt direkt mit dem Meißner-Zitat an. Du findest ihn hier:

http://www.monde-diplomatique.de/pm/2005/08/12/a0043.text.name,askeTFDyS.n,0

Mit Sicherheit hat auch Volker Dittmar auf seiner Seite eine Auseinandersetzung mit der Idee, dass Religion wichtig sei, weil sonst niemand weiß, was Gut und Böse ist. Ich habe die Stelle nicht auf Anhieb gefunden, aber schau doch selber einmal nach. Hier:

http://www.dittmar-online.net/sitemap.html

Alfons
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Ragmaanir
Fieser Necessitator



Anmeldungsdatum: 12.06.2005
Beiträge: 833
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#498496) Verfasst am: 15.06.2006, 23:15    Titel: Antworten mit Zitat

alfons hat folgendes geschrieben:

Ich habe die Stelle nicht auf Anhieb gefunden


Ich habe es zwar nur überflogen, aber es sieht schonmal gut aus:
http://www.dittmar-online.net/print/p_vortrag.html
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Dieser Post enthält die unumstößliche, objektive Wahrheit.
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Mario Hahna
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Anmeldungsdatum: 04.04.2005
Beiträge: 9607
Wohnort: München

Beitrag(#498504) Verfasst am: 15.06.2006, 23:27    Titel: Antworten mit Zitat

Ragmaanir hat folgendes geschrieben:
alfons hat folgendes geschrieben:

Ich habe die Stelle nicht auf Anhieb gefunden


Ich habe es zwar nur überflogen, aber es sieht schonmal gut aus:
http://www.dittmar-online.net/print/p_vortrag.html


Allerdings, lies dir das mal durch damit kannst du deinen Lehrer platt machen.
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alfons
Bär



Anmeldungsdatum: 24.04.2005
Beiträge: 1167

Beitrag(#498520) Verfasst am: 15.06.2006, 23:38    Titel: Antworten mit Zitat

Ragmaanir hat folgendes geschrieben:
alfons hat folgendes geschrieben:

Ich habe die Stelle nicht auf Anhieb gefunden


Ich habe es zwar nur überflogen, aber es sieht schonmal gut aus:
http://www.dittmar-online.net/print/p_vortrag.html


Euthyphrons Dilemma - genau das war, was ich gemeint hatte.

Zitat:
"Aus diesem kann man nun folgern, dass wir eine Moral ohne Gott begründen können und dies sogar wegen der geschilderten Probleme tun müssen. Es gibt also keine Verbindung von Religion zur Moral. Eine weitere Evidenz dafür sind die Gräuel, die im Namen des Christentums begangen wurden. Wer also behauptet, die Religion möge vielleicht nicht wahr sein, sie sei aber zur Begründung einer Moral unerlässlich, den kann man auf Euthyphrons Dilemma verweisen. "


Danke, Ragmaanir Ich liebe es...

(Aber der Reemtsma-Aufsatz ist auch Klasse!)

Alfons
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CoS
Antitheist



Anmeldungsdatum: 10.07.2005
Beiträge: 2734

Beitrag(#498549) Verfasst am: 16.06.2006, 00:29    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Für mich ist es höchst unredlich, unmoralisch und inhuman, sich heute noch zum Christentum zu bekennen.

bravo
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"Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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gwarpy
Psychonaut



Anmeldungsdatum: 19.09.2004
Beiträge: 2012
Wohnort: KinA

Beitrag(#498554) Verfasst am: 16.06.2006, 00:48    Titel: Re: Atheisten = Nihilisten? Antworten mit Zitat

VT_340 hat folgendes geschrieben:
Sämtliche Menschenrechte sind z.B erst durch die Christliche Moral zu stande gekommen


Frage Deinen Lehrer doch mal, warum ausgerechnet der Vatikan bis heute die Menschenrechte nicht angenommen hat, und sich damit selbst in eine Reihe mit Ländern wie dem Iran oder Nordkorea stellt..


gwarpy
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Gaius Julius Caesar
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Stingery
Atholik



Anmeldungsdatum: 06.05.2006
Beiträge: 716

Beitrag(#498555) Verfasst am: 16.06.2006, 00:52    Titel: Re: Atheisten = Nihilisten? Antworten mit Zitat

gwarpy hat folgendes geschrieben:
VT_340 hat folgendes geschrieben:
Sämtliche Menschenrechte sind z.B erst durch die Christliche Moral zu stande gekommen


Frage Deinen Lehrer doch mal, warum ausgerechnet der Vatikan bis heute die Menschenrechte nicht angenommen hat, und sich damit selbst in eine Reihe mit Ländern wie dem Iran oder Nordkorea stellt..


gwarpy

Das ist allerdings sehr interessant! Wusste ich auch noch nicht Smilie
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Christ [k...] der; -en, -en <gr>: siehe Zombie
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CoS
Antitheist



Anmeldungsdatum: 10.07.2005
Beiträge: 2734

Beitrag(#498578) Verfasst am: 16.06.2006, 01:40    Titel: Re: Atheisten = Nihilisten? Antworten mit Zitat

gwarpy hat folgendes geschrieben:
VT_340 hat folgendes geschrieben:
Sämtliche Menschenrechte sind z.B erst durch die Christliche Moral zu stande gekommen


Frage Deinen Lehrer doch mal, warum ausgerechnet der Vatikan bis heute die Menschenrechte nicht angenommen hat, und sich damit selbst in eine Reihe mit Ländern wie dem Iran oder Nordkorea stellt..


gwarpy

Wusste ich auch noch nicht! Kann man das nachlesen?
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"Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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gwarpy
Psychonaut



Anmeldungsdatum: 19.09.2004
Beiträge: 2012
Wohnort: KinA

Beitrag(#498587) Verfasst am: 16.06.2006, 02:01    Titel: Antworten mit Zitat

http://www.uni-duisburg-essen.de/imperia/md/content/ekfg/ute_gerhard_frauenrechte.pdf (Seite 11)
http://www.kath.ch/index.php?na=11,0,0,0,d,37585
Frauenrechte im Menschenrechtsdiskurs (Seite 12)
http://www.leitkultur-humanismus.de/entgleisungen.htm


gwarpy
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Rasmus
entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst



Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#498593) Verfasst am: 16.06.2006, 02:10    Titel: Re: Atheisten = Nihilisten? Antworten mit Zitat

CoS hat folgendes geschrieben:
gwarpy hat folgendes geschrieben:
VT_340 hat folgendes geschrieben:
Sämtliche Menschenrechte sind z.B erst durch die Christliche Moral zu stande gekommen


Frage Deinen Lehrer doch mal, warum ausgerechnet der Vatikan bis heute die Menschenrechte nicht angenommen hat, und sich damit selbst in eine Reihe mit Ländern wie dem Iran oder Nordkorea stellt..


gwarpy

Wusste ich auch noch nicht! Kann man das nachlesen?


äh... wohl nicht.

United Nations Association in Canada hat folgendes geschrieben:
Q: Who are the signatories of the Declaration?

A: Since the Declaration is not legally binding technically, there are no signatories to the Declaration. Instead, the Declaration was ratified through a proclamation by the General Assembly on December 10, 1948 with a count of 48 votes to none with only 8 abstentions. This was considered a triumph as the vote unified very diverse, even conflicting political regimes.


Zu Deutsch etwa:

Wer hat die Deklaration unterzeichnet?

Da die Deklaration nicht bindend ist, hat sie auch niemand unterzeichnet. Statdessen wurde wurde die Deklaration am 10. Dezember 1948 von der Vollversammlung der Vereinten Nationen mit 48 zu 0 Stimmen und nur 8 Enthaltungen ratifiziert. Dies wurde als Triumph betrachtet, da die Deklaration sehr unterschiedliche und sogar sich streitende politische Regimes vereinte.


Der Vatikan ist kein Vollmitglied der UNO, somit weder Stimmberechtigt noch an die Beschlüsse gebunden.

Nichts desto trotz hat der Vatikan einige separate Verträge angenommen; nähere Details gibt es hier (Suche nach "Holy See"]

In verschiedener Form beteiligt:

the International Convention on the Elimination of All Forms of Racial Discrimination
the Convention against Torture and Other Cruel, Inhuman or Degrading Treatment or Punishment
the Convention on the Rights of the Child
the Optional Protocol to the Convention on the Rights of the Child (CRC-OP-AC) on the involvement of children in armed conflict;
the Optional Protocol to the Convention on the Rights of the Child (CRC-OP-SC) on the sale of children, child prostitution and child pornography;

Nicht beteiligt hat sich der Vatikan an

the International Covenant on Economic, Social and Cultural Rights
the International Covenant on Civil and Political Rights
the Optional Protocol to the International Covenant on Civil and Political Rights
the Second Optional Protocol to the International Covenant on Civil and Political Rights, aimed at the abolition of the death penalty
the Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination against Women
the Optional Protocol to the Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination against Women
the International Convention on the Protection of the Rights of All Migrant Workers and Members of Their Families

Insbesondere die beiden verlinkten Verträge entsprechen inhaltlich weitestgehend der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte; ohne jetzt nachgesehen zu haben meine ich, der Vatikan ist zumindestens im ECOSOC vertreten, der den ersten Vertrag überwacht. Es wäre also ein leichtes, zur Unterschrift eingeladen zu werden - und ich bin nichtmal sicher, ob das notwendig ist.

Ich weiß nicht von allen Verträgen ob und wie der Vatikan ihnen beitreten könnte, kann mir aber praktisch nicht vorstellen, daß dem was im Weg stehen würde.
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Alchemist
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
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Wohnort: Hamburg

Beitrag(#498925) Verfasst am: 16.06.2006, 14:06    Titel: Antworten mit Zitat

alfons hat folgendes geschrieben:
Das Beste, was ich bisher zum Thema "Gibt es Werte ohne Religion" gelesen habe, ist der Aufsatz "Muss man Religiosität respektieren" von Jan Philipp Reemtsma. Er fängt direkt mit dem Meißner-Zitat an. Du findest ihn hier:

http://www.monde-diplomatique.de/pm/2005/08/12/a0043.text.name,askeTFDyS.n,0

Mit Sicherheit hat auch Volker Dittmar auf seiner Seite eine Auseinandersetzung mit der Idee, dass Religion wichtig sei, weil sonst niemand weiß, was Gut und Böse ist. Ich habe die Stelle nicht auf Anhieb gefunden, aber schau doch selber einmal nach. Hier:

http://www.dittmar-online.net/sitemap.html

Alfons



Danke für den Aufsatz Alfons, den finde ich sehr gut geschrieben.

Hier eine wie ich finde bemerkenswerte Stelle:

Zitat:
Es stimmt, dass es viele Menschen gibt, die sich von der Moderne überfordert fühlen, die eine Gesellschaft funktionaler Differenzierung mit Rollenpluralismus, unklarer Wertehierarchie, rollenabhängigen Inklusionsmodi etc. zu sehr anstrengt und die deshalb danach streben, ihre Weltsicht drastisch zu vereinfachen. Im Extremfall werden sie Mitglied einer Bande, die klar zwischen Gut und Böse unterscheidet, sich zum Guten in der Welt erklärt und dem Rest der Welt den Krieg erklärt - die Banden heißen dann al-Qaida, Rote Armee Fraktion, Manson Family oder Aum.
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Zumsel
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Beiträge: 4667

Beitrag(#501179) Verfasst am: 18.06.2006, 14:39    Titel: Antworten mit Zitat

VT_340 hat folgendes geschrieben:
Kann man jenes Problem nicht mit dem Kategorischen Imperativ lösen? Oder greift auch dieser letzendlich auf Religiösitäten zurück?


Ja, zumindest beruht er auf derselben Metaphysik, die auch Grundlage christlicher Philosophie ist.
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Darwin Upheaval
Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator



Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
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Beitrag(#505432) Verfasst am: 22.06.2006, 20:30    Titel: Re: Atheisten = Nihilisten? Antworten mit Zitat

VT_340 hat folgendes geschrieben:
Ahoi,
Vor kurzem hat mich mein Philosophie Lehrer mal wieder auf die Palme gebracht.
Ausgehend von seiner streng katholischen Ader ( katholischer Philosophie Lehrer.. Haha..) ging es letztens um die Begründung von Werten und Moral. Seiner Meinung nach lassen sich Werte nur mit Religion begründen. Sämtliche Menschenrechte sind z.B erst durch die Christliche Moral zu stande gekommen etc. Jegliche Versuche Werte ohne Religion zu begründen sind zum scheitern verurteilt, so die Lehrfachkraft. [...] Kann mir also mal jemand was zu dem Werte Kram erzählen?


Erstens ist eine humane Ethik nicht notwendigerweise an Religion gebunden - die sogenannten "christlichen" Werte und Verhaltenscodizes lassen sich durchaus auch auf materialistischer Grundlage begründen (Bunge und Mahner 2004). Zweitens haben die angeborenen, überkulturell gültigen Verhaltensweisen ihren Ursprung in den Prozessen der biologischen Evolution. Drittens wurde seit Sokrates immer wieder philosophisch begründet, weshalb der Versuch einer theologischen Rechtfertigung von Ethik in einem Dilemma mündet: Sind Gottes Gebote lediglich deshalb gut, weil Gott sie gebietet? Wenn ja, wäre es dann moralisch gerechtfertigt, Kinder zu foltern oder zu ermorden, wenn Gott ein entsprechendes Gebot aufstellte? Wer (abgesehen davon, dass Derartiges an verschiedenen Stellen der Bibel immer wieder geschah) behauptet, ein allgütiger Gott würde niemals derartig grausame Gebote erlassen, gibt damit zu, daß Gott selbst über moralische Maßstäbe verfügt, die nicht in seinem eigenen Ermessen liegen, sondern durch weltimmanente Prinzipien begründet werden können (Schmidt-Salomon 2005, S. 5-8 ).
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