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Frank registrierter User
Anmeldungsdatum: 31.07.2003 Beiträge: 6643
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(#363725) Verfasst am: 25.10.2005, 21:15 Titel: Die gesetzliche Krankenversicherung wird wohl für manchen teurer |
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Spiegel Online hat folgendes geschrieben: |
Neben einer Mehrwertsteuererhöhung steht eine drastische Anhebung der Krankenkassenbeiträge für Besserverdienende zur Diskussion.
...
Nach Informationen der "Berliner Zeitung" ist unter anderem im Gespräch, die kostenlose Mitversicherung von Familienangehörigen in der gesetzlichen Krankenversicherung einzuschränken. Diskutiert werde die Einführung eines sogenannten negativen Ehegattensplittings. Betroffen davon wären ausschließlich Einverdiener-Haushalte mit hohem Einkommen.
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Das Streichen der kostenlose Mitversicherung von Ehefrauen ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Für viele "Besserverdiener"-Ehen ohne Kinder würde sich damit die gesetzliche Krankenversicherung nicht mehr rechnen. Wer kann, wird dann wohl in die private Versicherung flüchten.
Spiegel Online hat folgendes geschrieben: |
Derzeit sind in der gesetzlichen Krankenversicherung nicht-berufstätige Ehepartner beitragsfrei beim berufstätigen Partner mitversichert. Dieser muss Beiträge bis zur sogenannten Beitragsbemessungsgrenze von gegenwärtig 3525 Euro zahlen. Das Gehalt oberhalb dieser Grenze bleibt unberücksichtigt. Bei einem negativen Ehegattensplitting würde das Einkommen der Eheleute rechnerisch auf beide Partner verteilt. Anschließend sollen beide Einkommenshälften bis zur Beitragsbemessungsgrenze mit Beiträgen belegt werden.
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Das kann richtig teuer werden.
Spiegel Online hat folgendes geschrieben: |
Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze
Nach einem Bericht des "Handelsblatts" ziehen die Sozialpolitiker von Union und SPD auch eine generelle Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze in Erwägung. In der gesundheitspolitischen Arbeitsgruppe bei den Koalitionsverhandlungen werde diskutiert, die jetzige Beitragsbemessungsgrenze auf die Versicherungspflichtgrenze von 3900 Euro Monatseinkommen oder auf die Beitragsbemessungsgrenze in der Renten- und Arbeitslosenversicherung von 5200 Euro zu erhöhen.
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Damit würde man erreichen, das der erlauchte Kreis derer, die sich privat versichern dürfen, kleiner wird. Die, die zwischen 3900 Euro und 5200 Euro verdienen, werden dann aber kräftig abgemolken.
Wie gut, das ich privat versichert bin.
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Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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(#363749) Verfasst am: 25.10.2005, 21:47 Titel: Re: Die gesetzliche Krankenversicherung wird wohl für manchen teurer |
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Große Koalition einig: Der absichtsvoll produzierte Schuldenberg des Bundes soll in erster Linie durch weitere Sozialkürzungen reduziert werden
Zitat: | Ein entscheidender Punkt wird bei den Verhandlungen der Koalitionäre jedoch konsequent ausgeklammert werden: Das Riesenloch in den öffentlichen Haushalten ist die direkte Folge der – von der Union mitgetragenen – Steuerpolitik der letzten Bundesregierung. Die von Finanzminister Hans Eichel (SPD) im Jahr 2000 durchgesetzte Unternehmenssteuerreform führte bereits im ersten Folgejahr zu einem Rückgang des Gewinnsteueraufkommens um 20 Milliarden. Die Steuerquote, also der Anteil der vereinnahmten Steuern am Bruttoinlandsprodukt sank zwischen 2000 und 2005 von 23 auf den historischen Tiefstand von 20,1 Prozent. Läge diese Quote heute auf dem Niveau des Jahres 2000, stünden dem Bund im laufenden Jahr exakt jene 66 Milliarden zur Verfügung, die jetzt als »Deckungslücke« bzw. deren Zinslast den Haushalt auszehren. Ferner hätten ausreichende Mittel für ein öffentliches Investitionsprogramm zur Ankurbelung der Binnenkonjunktur zur Verfügung gestanden, das ohne zusätzliche Neuverschuldung hätte realisiert werden können.
Man müßte schon extrem gutgläubig sein, wenn man diese gigantische Umverteilung als bloßen »handwerkliche Fehler« oder als »Fehleinschätzung« durchgehen ließe. Das Gegenteil ist der Fall: Die bewußte Auszehrung der öffentlichen Kassen ist zentraler Bestandteil einer neoliberalen Politik, die den Staat weitgehend auf die Rolle des Garanten des »freien Spiels der Marktkräfte« reduzieren will. Haushaltsdefizite in zweistelliger Milliardenhöhe sind dabei stets ein treffliches Argument für die weitere Privatisierung der sozialen Sicherungssysteme und der Infrastruktur und die Reduzierung der öffentlichen Daseinsfürsorge auf ein Minimum. |
_________________ "Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon)
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Chaja registrierter User
Anmeldungsdatum: 06.08.2005 Beiträge: 83
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(#364148) Verfasst am: 26.10.2005, 20:51 Titel: Re: Die gesetzliche Krankenversicherung wird wohl für manchen teurer |
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Wer liest denn noch dieses längst zum neoliberalen Kampfblatt mutierte Magazin?
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hacketaler Frauen ficken ist was für Schwuchteln!
Anmeldungsdatum: 10.02.2005 Beiträge: 6031
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(#364155) Verfasst am: 26.10.2005, 21:06 Titel: Re: Die gesetzliche Krankenversicherung wird wohl für manchen teurer |
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Frank hat folgendes geschrieben: |
Das Streichen der kostenlose Mitversicherung von Ehefrauen ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Für viele "Besserverdiener"-Ehen ohne Kinder würde sich damit die gesetzliche Krankenversicherung nicht mehr rechnen. Wer kann, wird dann wohl in die private Versicherung flüchten.
.....
Damit würde man erreichen, das der erlauchte Kreis derer, die sich privat versichern dürfen, kleiner wird. Die, die zwischen 3900 Euro und 5200 Euro verdienen, werden dann aber kräftig abgemolken.
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also 3900 euro definiere ich aber noch nicht als "besserverdiener". bei 5200 kann man anfangen drüber zu diskutieren, aber das verdient in der schweiz jeder sachbearbeiter in der buchhaltung
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Frank registrierter User
Anmeldungsdatum: 31.07.2003 Beiträge: 6643
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(#364165) Verfasst am: 26.10.2005, 21:28 Titel: Re: Die gesetzliche Krankenversicherung wird wohl für manchen teurer |
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hacketaler hat folgendes geschrieben: |
also 3900 euro definiere ich aber noch nicht als "besserverdiener".
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Ich ja auch nicht. Und was sagt schon der Bruttolohn aus? Netto unter Abzug aller Steuern und Zwangsabgaben / Zwangsversicherungen.
Wer vom Staat (als bedürftige Familie mit Asylstatus) 1300 EUR für eine Wohnung + Sozialhilfe spendiert bekommt, dem geht es weit besser als eine Famile mit einem normalen Gehalt, die ihre Wohnung selbst zahlen müssen.
hacketaler hat folgendes geschrieben: |
bei 5200 kann man anfangen drüber zu diskutieren, aber das verdient in der schweiz jeder sachbearbeiter in der buchhaltung  |
Wenn man schon nach Bruttolohn geht, dann kann man erst ab 100 000 EUR im Jahr halbwegs von Besserverdiener sprechen.
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AntagonisT Master of Disaster
Anmeldungsdatum: 28.09.2005 Beiträge: 5587
Wohnort: 2 Meter über dem Boden
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(#364166) Verfasst am: 26.10.2005, 21:30 Titel: Re: Die gesetzliche Krankenversicherung wird wohl für manchen teurer |
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Chaja hat folgendes geschrieben: |
Wer liest denn noch dieses längst zum neoliberalen Kampfblatt mutierte Magazin? |
Ich - mein WG-Mitbewohner bekommt den Spiegel seit 3 Jahren ins Haus geschickt, obwohl
er ihn nie abonniert hatte. Da er nie etwas liest, überlässt er ihn immer mir.
Hast aber recht, Geld ausgeben würd´ ich für den Spiegel auch nicht mehr...
_________________ “Primates often have trouble imagining an universe not run by an angry alpha male.”
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Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
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(#364174) Verfasst am: 26.10.2005, 21:40 Titel: Re: Die gesetzliche Krankenversicherung wird wohl für manchen teurer |
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Chaja hat folgendes geschrieben: |
Wer liest denn noch dieses längst zum neoliberalen Kampfblatt mutierte Magazin? |
Ich lese den Spiegel sehr gerne. Vielleicht fühlst du dich hier wohler: http://www.jungewelt.de/index.php (Garantiert Liberalismusfrei )
_________________ Storm by Tim Minchin
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hacketaler Frauen ficken ist was für Schwuchteln!
Anmeldungsdatum: 10.02.2005 Beiträge: 6031
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(#364181) Verfasst am: 26.10.2005, 21:49 Titel: Re: Die gesetzliche Krankenversicherung wird wohl für manchen teurer |
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Frank hat folgendes geschrieben: | hacketaler hat folgendes geschrieben: |
also 3900 euro definiere ich aber noch nicht als "besserverdiener".
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Ich ja auch nicht. Und was sagt schon der Bruttolohn aus? Netto unter Abzug aller Steuern und Zwangsabgaben / Zwangsversicherungen.
Wer vom Staat (als bedürftige Familie mit Asylstatus) 1300 EUR für eine Wohnung + Sozialhilfe spendiert bekommt, dem geht es weit besser als eine Famile mit einem normalen Gehalt, die ihre Wohnung selbst zahlen müssen.
hacketaler hat folgendes geschrieben: |
bei 5200 kann man anfangen drüber zu diskutieren, aber das verdient in der schweiz jeder sachbearbeiter in der buchhaltung  |
Wenn man schon nach Bruttolohn geht, dann kann man erst ab 100 000 EUR im Jahr halbwegs von Besserverdiener sprechen. |
eben.
hier bleibt mir von meinem lohn wenigstens noch was übrig.
wer in brd ne familie unterhalten muss, der kommt mit 5000 euro vielleicht hin. aber von wohlstand sprechen ist ja ein hohn.
was natürlich nicht heissen soll, dass es genug gibt, die noch weniger haben. aber deshalb mittlere einkommen noch mehr zu schröpfen ist lächerlich.
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nocquae diskriminiert nazis
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18183
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(#364207) Verfasst am: 26.10.2005, 22:47 Titel: Re: Die gesetzliche Krankenversicherung wird wohl für manchen teurer |
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hacketaler hat folgendes geschrieben: | aber deshalb mittlere einkommen noch mehr zu schröpfen ist lächerlich. | neinnein, wir brauchen eine großangelegte umverteilung von unten nach oben, damit wohlhabende wieder stärker investieren können. hörst du denn niemals prop... ähem ... nachrichten?
_________________ In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, als viel gefährlicher, als derjenige, der den Schmutz macht.
-- Kurt Tucholsky
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hacketaler Frauen ficken ist was für Schwuchteln!
Anmeldungsdatum: 10.02.2005 Beiträge: 6031
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(#364284) Verfasst am: 27.10.2005, 07:22 Titel: Re: Die gesetzliche Krankenversicherung wird wohl für manchen teurer |
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NOCQUAE hat folgendes geschrieben: | hacketaler hat folgendes geschrieben: | aber deshalb mittlere einkommen noch mehr zu schröpfen ist lächerlich. | neinnein, wir brauchen eine großangelegte umverteilung von unten nach oben, damit wohlhabende wieder stärker investieren können. hörst du denn niemals prop... ähem ... nachrichten? |
wieso eine solche reaktion?
ich bin natürlich für eine höhere belastung hoher einkommen (nicht umsonst ging meine stimme auch nach links).
aber eben hoher einkommen!
einkommen zwischen 4 und 5.000 meine ich damit nicht. nach steuern/abgaben und grundversorgung der familie (selbst bei nur einem kind) bleibt da nämlich nicht mehr viel übrig. wenn dann noch was für die tilgung der hypothek weggeht oder das kind zum studieren ne wohnung braucht oder (immer häufiger) noch nen 1000er an die pflegeanstalt der oma geht, dann ist der vermeintliche grossverdiener bei null. zurücklegen für die zeit nach dem crash des staatlichen rentensystems is da nicht mehr....
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Frank registrierter User
Anmeldungsdatum: 31.07.2003 Beiträge: 6643
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(#368594) Verfasst am: 05.11.2005, 19:53 Titel: |
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Spiegel Online hat folgendes geschrieben: |
Konkret will die SPD von beitragsfrei versicherten Ehegatten einen Pauschalbeitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung verlangen, wenn die Einkünfte des Ehegatten über der Beitragsbemessungsgrenze von 3525 Euro im Monat liegen. Ausnahmen soll es geben, wenn Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt werden. Ferner macht die SPD in ihrem Textvorschlag klar, dass sie die Versicherungspflichtgrenze von 3900 Euro aufheben und eine "Versicherungspflicht für alle" einführen will. Beamte und Selbstständige sollen zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung wählen können.
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Es ist erstaunlich, dass man der unkündbaren Beamtenkaste Sonderprivilegien einräumt. Leuten, die nie von Harz4 & Co betroffen sind, schiebt man auch noch Zucker in den Arsch.
Und zahlen sollen ausschließlich die Arbeitnehmer. Da war ja selbst die Bürgerversicherung noch halbwegs gerecht.
Und für diejenigen, die jetzt in der PKV sind, wird es auch massiv teurer, da kaum jüngere Kunden mehr hinzukommen. Da mag es dann für den einen oder anderen wieder interessant werden, zurück in die gesetzliche Krankenkasse zu kommen.
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hacketaler Frauen ficken ist was für Schwuchteln!
Anmeldungsdatum: 10.02.2005 Beiträge: 6031
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(#368611) Verfasst am: 05.11.2005, 21:07 Titel: |
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Frank hat folgendes geschrieben: |
Es ist erstaunlich, dass man der unkündbaren Beamtenkaste Sonderprivilegien einräumt. Leuten, die nie von Harz4 & Co betroffen sind, schiebt man auch noch Zucker in den Arsch.
Und zahlen sollen ausschließlich die Arbeitnehmer. Da war ja selbst die Bürgerversicherung noch halbwegs gerecht.
Und für diejenigen, die jetzt in der PKV sind, wird es auch massiv teurer, da kaum jüngere Kunden mehr hinzukommen. Da mag es dann für den einen oder anderen wieder interessant werden, zurück in die gesetzliche Krankenkasse zu kommen. |
es sind in der mehrheit selbst beamte. das ist das problem.
mein schwiegervater z.B. hält es nun seit einigen jahren schon so, dass er grundsätzlich keinen beamten mehr wählt. auch wenn er dabei nicht mehr seine eigentliche partei wählen kann.
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Frank registrierter User
Anmeldungsdatum: 31.07.2003 Beiträge: 6643
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(#368650) Verfasst am: 05.11.2005, 23:13 Titel: |
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hacketaler hat folgendes geschrieben: |
es sind in der mehrheit selbst beamte. das ist das problem.
mein schwiegervater z.B. hält es nun seit einigen jahren schon so, dass er grundsätzlich keinen beamten mehr wählt. auch wenn er dabei nicht mehr seine eigentliche partei wählen kann. |
Angesichts des Hartz4 Risikos, das praktisch jeden normalen Arbeitnehmer ereilen kann, ist der Luxus einer lebenslangen Beschäftigungsgarantie für eine spezielle Klientel nicht vermittelbar.
Man sollte das Beamtentum auf einige neuralgische Kernbereiche zurückführen und den Rest mit Angestellten versehen. Es ist nicht einzusehen, dass ein hochqualifizierter Arbeitsloser zu einem Ein-Euro Idiotenjob gezwungen wird, und der bildungsmäßig weit unter diesem stehende Beamte eine ruhige Kugel (ich meine hier Verwaltungsbeamte und nicht Polizisten & Co) im Büro schieben kann. Wenn schon 1 Euro Job, dann im Dienste des Staates um Beamte einzusparen. Es macht doch gesellschaftlich keinen Sinn, Minderqualifizierte in Positionen zu belassen, und höher Qualifizierte zu Handlangerjobs zu verdonnern.
Wenn wir schon so viele arbeitslose Akademiker haben, sollten wir diese in die Verwaltung stecken und natürlich auf Leistung setzen. Beamte sollten für die gleiche Arbeit nur 60% des Gehaltes Netto bekommen. Wenn diese 100% haben wollen, sollen sie gefälligst auf ihre Unkündbarkeit verzichten.
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Raphael auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.02.2004 Beiträge: 8362
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(#368683) Verfasst am: 06.11.2005, 01:35 Titel: |
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@ Frank
Schlimm, welchen Stammtischschwachsinn Du hier absonderst.
Zunächst mal zur Kranken- und Pflegeversicherung. Ich zahle mtl. 180 € Beitrag. Ein verheirateter oder verpartnerter Beamter, dessen Ehefrau oder Lebenspartner nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist, muss einen zweiten Beitrag zahlen, denn im Gegensatz zu Arbeitnehmern gibt es da keine beitragsfreie Familienversicherung. Und natürlich wird für jedes Kind auch ein eigener Beitrag fällig.
Nun zur Qualifikation. Offiziell genügt die FH-Reife, tatsächlich geht aber nichts ohne Abitur. Sechs Semester FH-Studium, davon drei Theorie, drei Praxis. Abschluss Diplomprüfung. Deine so viel höher qualifizierten Grundsicherungsempfänger ("Hartz IV" ist ein Modeausdruck, den es in der Realität nicht gibt) müssen also allesamt Universitätsabsolventen sein.
Jetzt zur ruhigen Kugel. Meine Wochenarbeitszeit beträgt offiziell 40 Stunden, faktisch 45. Meine Arbeit ist die eines Juristen, obwohl ich theoretisch keiner bin. Ich müsste also von meiner Tätigkeit her eigentlich A 14 haben, kriege aber nur A 11, das sind 2 500 € "netto", wovon die Kranken-, Pflege- und Rentenversicherungsbeiträge abgehen, so dass 2 162 € echt netto verbleiben. Für eine AGH (sog. "1-€-Job") gibt's 1.30 € die Stunde, das sind bei 20 Wochenstunden 26 €. Um auf den Monatsbetrag zu kommen, wird das mit 4.33 multipliziert, ergibt 112.58 €. Dazu kommen für einen Alleinstehenden ohne Berücksichtigung der ebenfalls gezahlten Beiträge zur Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung 345 € Regelleistung und die angemessenen Unterkunfts- und Heizkosten von -gehen wir mal vom Durchschnitt in meinem Bereich aus- 300 €. Haben wir schon mal alles zusammen rd. 757 €. Nehmen wir an, ich hätte auch nur 20 Arbeitsstunden, so dass wir mein Nettoeinkommen für offiziell 40 Stunden halbieren, dann wären das 1 081 €. Dann habe ich auf die Arbeitszeit umgelegt 324 € mtl. mehr als ein Grundsicherungsbezieher, das sind täglich 10.80 €. Ist gar nicht so viel über der Sozialhilfe, nicht wahr? Und das willst Du mir auch noch um 40% kürzen. Tolle Idee.
Und nun zur Unkündbarkeit. Mit Ablauf des 31.12.2004 habe ich -Beamter hin, Beamter her- meine frühere Arbeitsstelle verloren. Ich hatte in einem Sozialamt gearbeitet, die Sozialämter wurden aufgelöst, ich wurde arbeitslos. (O-Ton Bürgermeister: "Ab 1.1. hab ich keine Arbeit mehr für Sie. Gehen Sie freiwillig, oder Sie werden gegangen.") Glücklicherweise bot sich mir zum 1.1.2005 ein neuer Arbeitsplatz, allerdings zunächst befristet auf fünf Jahre, wovon eines schon bald um ist. Bekanntlich ist das SGB II ja ein Gesetz mit Verfalldatum 31.12.2009, samt Behörden.
Und zum Schluss noch zu Deinen Akademikern. Ich bin auch einer, aber ich trau mir nicht zu, als Lehrer, Chemiker, Ingenieur, Betriebswirt oder sonst was zu arbeiten. Dafür erlaube ich mir aber auch die Einschätzung, dass z.B. ein Ingenieur -das ist nach meiner Erfahrung die Hauptgruppe der arbeitslosen Akademiker- meine Arbeit nicht machen könnte. Du machst die gleiche Milchmädchenrechnung wie jene Stammtischbrüder, die Ausländerzahlen gegen Arbeitslosenzahlen aufrechnen.
Ach ja - und noch was: Die breite Masse der Grundsicherungsbezieher besteht keineswegs aus Akademikern, sondern weit überwiegend aus Personen mit und ohne Hauptschulabschluss und mit keiner oder nicht akademischer Ausbildung.
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erebus wandelndes Paradoxon
Anmeldungsdatum: 14.08.2005 Beiträge: 998
Wohnort: ius talionis
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(#514596) Verfasst am: 03.07.2006, 22:54 Titel: |
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1. Was ist die gesetzliche Versicherung heute denn de facto?
Oder andersrum gefragt: Was willst Du noch streichen?
2. siehe 1.
3. Ich verstehe nicht, weshalb Kinder mitbezahlt werden, nicht werkstätige Partner hingegen nicht.
4. Weil sich immer wieder zeigt, dass große Unternehmen für große Ineffizienz bekannt sind oder damit Wettbewerbsbeschränkungen besser umzusetzen sind?
5. Aha, wer will das prüfen?
"Sie hatten heute morgen ein Toast- und kein Sonnenblumenkernbrot; ihr Versicherungsprämie wird um 12,79 € angehoben"
Und das wegen Extremsport und dessen Unfällen:
Die meisten Verletzungen passieren bei Teamsport, allen voran Fußball. So gesehen muss jeder der Fußball spielt mehr zahlen -> Unfug und nicht zu prüfen
Sparsamkeit zu belohnen hingegen fänd ich sehr gut - ich kann einfach keine Omis und Opis mehr sehen, die morgens 8 Uhr bereits die Praxen bevölkern (so dass die arbeitende Bevölkerung wegen Krankschreibungen oder eines schnellen Arztbesuchs vor der Arbeit unnötig lange warten müssen).
Zudem habe ich gelesen, dass der durschnittliche Deutsche mehr als einmal im Monat zum Hausarzt geht - geht's noch? Ich meine nicht, dass chronisch Kranke seltener zum Arzt sollten, sondern dass Rentner denen langweilig ist, aus den Praxen vertrieben gehören.
Es grüßt
Erebus
_________________ Es reicht bereits den physikalischen Gesetzen und den biologischen Regeln zu unterliegen.
Wir brauchen keine gesellschaftlichen Zwänge, die uns letztendlich zerbrechen.
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Frank registrierter User
Anmeldungsdatum: 31.07.2003 Beiträge: 6643
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(#515181) Verfasst am: 04.07.2006, 16:23 Titel: |
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erebus hat folgendes geschrieben: | 1. Was ist die gesetzliche Versicherung heute denn de facto?
Oder andersrum gefragt: Was willst Du noch streichen? |
Spiegel 27/2006 hat folgendes geschrieben: |
Nirgendwo sonst in Europa stehen Aufwand und Ertrag in einem so eklatanten Missverhältnis wie hierzulande. Bereits Anfang der neunziger Jahre klagte der damalige Gesundheitsminister Horst Seehofer, dass es dem System "nicht an Geld mangelt, sondern an Qualität". Der Sachverständigenrat für das Gesundheitswesen belegte in einem Gutachten vor fünf Jahren, wie Kassenpatienten gleichzeitig unter „Über-, Unter- und Fehlversorgung“ zu leiden hätten.
...
In Krankenhäusern wird auf Rekordniveau geröntgt, gespritzt und operiert, doch der Heilerfolg ist bescheiden. Eine monströse Umverteilungsbürokratie wurde geschaffen, um medizinische Versorgung für alle zu gewährleisten
...
Die Folge ist eine Vollkaskomentalität, die dazu führt, dass mitgenommen wird, was mitzunehmen ist. Kein Versicherter wird für die Folgen seiner Lebensführung in die Pflicht genommen.
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Das ist die derzeitige Situation in der GKV. Und jetzt kommen wir mal dazu, was wirklich in einer Basisversicherung solidarisch abgesichert werden müsste:
Otto-Wolff-Institut Discussion Paper 1/2004 hat folgendes geschrieben: |
These 1: Der Umfang des zu versichernden Leistungspaket in der obligatorischen Krankenversicherung richtet sich nach dem Umfang der für die Leistungsschwächsten der Gesellschaft in Notlagen von der Gesellschaft finanzierten Leistungen.
...
These 2: Leistungsblöcke werden heute ohne Bezug auf nachvollziehbare Kriterien per Gesetz festgelegt. Die Kriterien zur Definition des Leistungskataloges im Sozialgesetzbuch sind teilweise diffus. Das Verfahren zur Bewertung von Leistungen anhand dieser Kriterien erlaubt interessengeleitete Einflussnahme.
...
These 3: Die Aufnahme einer Verpflichtung zur Versorgung mit präventiven Leistungen in einen obligatorischen Leistungskatalog lässt sich ausschließlich für Leistungen mit dem Ziel der Epidemiebekämpfung rechtfertigen.
...
These 4: Leistungen aus dem Bereich der Akut-Behandlung lassen sich rechtfertigen soweit sie medizinische Notfälle betreffen, mittelbar oder unmittelbar drohende Lebensgefahren abwenden oder verringern können, zur Wiedererlangung der Erwerbsfähigkeit von (potentiellen) Erwerbspersonen und zur Sicherung der Eigenständigkeit von nicht (potentiell) Erwerbstätigen dienen. Weiterhin sind symptomlindernde Maßnahmen zu versichern, sofern eine niedrige Preiselastizität hinsichtlich der Leistungsinanspruchnahme unterstellt werden kann.
...
These 5: Rehabilitative Maßnahmen müssen insoweit abgesichert werden, als sie die Erwerbsfähigkeit von (potentiellen) Erwerbspersonen und die Eigenständigkeit von nicht (potentiell) Erwerbstätigen sichern.
...
These 6: Spezifische Kosten für stationäre und ambulante Pflegeleistungen müssen abgesichert werden. Dabei sind Verfahren zu entwickeln, nach denen Pflegeleistungen von reinen Hotelleistungen getrennt ermittelt und indexiert werden können.
...
These 7: Zur Vermeidung ineffizienter Kostenverlagerungen und zur Optimierung von Behandlungsabläufen ist es notwendig, die heute nach den unterschiedlichen Büchern des SGB von unterschiedlichen Institutionen zu tragenden gesundheitsspezifischen Leistungen einheitlich in einem Krankenversicherungsvertrag zu versichern.
...
These 8: Zur Vermeidung allgegenwärtiger Wissensprobleme und ineffizienten Verzerrungen der Innovationsanreize müssen Diagnosen, nicht aber Einzelleistungen oder Behandlungsleitlinien vorgegeben werden. Der Qualitätswettbewerb der Versicherer sorgt für eine Offenlegung der für die Versicherten notwendigen Informationen über unterschiedliche Behandlungsprogramme und Leistungskataloge.
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These 9: Es lässt sich festhalten, dass eine obligatorische Absicherung des Einkommensrisikos durch Krankheit begründbar ist. Diese Absicherung hat allerdings nicht zwangsläufig im Rahmen der Krankenversicherung zu geschehen, sondern kann auch als Lohnfortzahlung oder Vermögensbildung gedeckt werden. Gleiches gilt für die Versicherung des Einkommensrisikos im Krankheitsfall der Kinder.
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Und das ganze jetzt auf den Punkt gebracht:
Otto-Wolff-Institut Discussion Paper 1/2004 hat folgendes geschrieben: |
Behandlung ist Lebensnotwendig ?
Behandlung/Reha - Leistung ist zur Erhaltung der Selbsthilfebefähigung notwendig?
Behandlung/Reha - Leistung ist zur Erhaltung der Eigenständigkeit notwendig?
Pflegeleistung ist für ein "menschen würdiges Leben "notwendig?
Erkrankung ist keine Bagatelleerkrankung?
Keine Aufnahme der Diagnose in Pflichtleistungskatalog
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Frank registrierter User
Anmeldungsdatum: 31.07.2003 Beiträge: 6643
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(#515200) Verfasst am: 04.07.2006, 16:37 Titel: |
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erebus hat folgendes geschrieben: | 3. Ich verstehe nicht, weshalb Kinder mitbezahlt werden, nicht werkstätige Partner hingegen nicht. |
Weil man von Kindern nicht erwarten kann, dass sie Erwerbstätig sind.
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erebus wandelndes Paradoxon
Anmeldungsdatum: 14.08.2005 Beiträge: 998
Wohnort: ius talionis
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(#515319) Verfasst am: 04.07.2006, 19:12 Titel: |
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Dingens hat folgendes geschrieben: | These 3: Die Aufnahme einer Verpflichtung zur Versorgung mit präventiven Leistungen in einen obligatorischen Leistungskatalog lässt sich ausschließlich für Leistungen mit dem Ziel der Epidemiebekämpfung rechtfertigen. |
Sehr kurzsichtig, wenn man bedenkt wieviel teurer eine Behandlung (im Gegensatz zu Vorbeugung) ist.
Eine Mutter 3er Kinder, von denen das jüngste gerade 2,5 Monate alt ist
wird nicht mitversichert, weil man nicht die Millionärsgattin, die ohnehin privat versicht ist, mitversichern möchte?
Habe ich doch richtig verstanden?
Ach ja:
Die Liste beantwortet nicht wirklich die Frage.
Vielleicht habe ich es übersehen, aber was ist mit chronischen Krankheiten?
Müssen diese einen erst erwerbsunfähig machen, um von der Krankenkasse übernommen zu werden?
10 € Eintritt beim Arzt, Zuzahlung zu Medikamenten (bei mir kürzlich für Antibiotika - und wenn man hier noch nicht den Schlussstrich zieht, wo dann?), Krankenhausgeld, usw.
Ich verweise noch einmal dezent auf das Problem, dass Rentner aus Langeweile oder weil sie dehydratisiert sind, zum Arzt gehen...
Es grüßt
Erebus
_________________ Es reicht bereits den physikalischen Gesetzen und den biologischen Regeln zu unterliegen.
Wir brauchen keine gesellschaftlichen Zwänge, die uns letztendlich zerbrechen.
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Frank registrierter User
Anmeldungsdatum: 31.07.2003 Beiträge: 6643
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(#515364) Verfasst am: 04.07.2006, 20:32 Titel: |
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erebus hat folgendes geschrieben: |
Eine Mutter 3er Kinder, von denen das jüngste gerade 2,5 Monate alt ist
wird nicht mitversichert, weil man nicht die Millionärsgattin, die ohnehin privat versicht ist, mitversichern möchte?
Habe ich doch richtig verstanden?
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Es gibt nicht den Beruf Mutter. Wenn Bedarf besteht und das Gehalt des Ehemanns nicht ausreicht (oder keine weiteren Vermögenswerte vorhanden sind), muss der Staat einspringen. Aber nur dann. Außerdem gibt es die kostenlose Versicherung von Ehefrauen auch ohne Kinder. Dass ist nun durch nichts zu rechtfertigen.
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#515368) Verfasst am: 04.07.2006, 20:40 Titel: |
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erebus hat folgendes geschrieben: | [
Ich verweise noch einmal dezent auf das Problem, dass Rentner aus Langeweile oder weil sie dehydratisiert sind, zum Arzt gehen...
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Auch Schüler, Kleinkinder mit Eltern, Urlauber, Teilnehmer von Großveranstaltungen, Betrunkene.
Daß Rentner dir so besonders auffallen, liegt an der demografischen Struktur unseres Landes. Rentner sind einfach die größte Bevölkerungsgruppe, also sind sie auch beim Arzt die größte Gruppe.
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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erebus wandelndes Paradoxon
Anmeldungsdatum: 14.08.2005 Beiträge: 998
Wohnort: ius talionis
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(#516046) Verfasst am: 05.07.2006, 19:25 Titel: |
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Sanne hat folgendes geschrieben: | erebus hat folgendes geschrieben: | [
Ich verweise noch einmal dezent auf das Problem, dass Rentner aus Langeweile oder weil sie dehydratisiert sind, zum Arzt gehen...
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Auch Schüler, Kleinkinder mit Eltern, Urlauber, Teilnehmer von Großveranstaltungen, Betrunkene.
Daß Rentner dir so besonders auffallen, liegt an der demografischen Struktur unseres Landes. Rentner sind einfach die größte Bevölkerungsgruppe, also sind sie auch beim Arzt die größte Gruppe. |
Mir fällt auf, dass keine andere Gruppe in der Lage ist die Sprechstundenhilfe mit Vornamen anzusprechen.
Und mir fällt auf, dass Schüler und Arbeitnehmer möglichst früh morgens zum Arzt sollten, wenn sie krank sind, damit die Krankmeldung rechtzeitig eingeht - aber zu der Urzeit sehe ich auch mehr Rentner...
Ich weiß, dass man im Alter gebrechlicher wird,
genauso wie ich weiß, dass durch Studien nachgewiesen wurde, dass die meisten Alten zu wenig trinken.
Am Verhalten der Rentner schließe ich häufig, dass sie mit wahren Nichttigkeiten bereits zum Arzt gehen oder sich gar die Krankheiten nur einbilden. Ich habe den Eindruck, dass es nicht nur zu wenig Kleinkindbetreuung in diesem Land vorhanden ist, sondern es auch zu wenig sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten für Rentner gibt.
Und Frank,
an sich gehen wir bezüglich der Hausfrauen konform:
Förderung wenn notwendig - allerdings gehst Du den komplizierteren, aber wahrscheinlich kostengünstigeren Weg.
Es grüßt
Erebus
_________________ Es reicht bereits den physikalischen Gesetzen und den biologischen Regeln zu unterliegen.
Wir brauchen keine gesellschaftlichen Zwänge, die uns letztendlich zerbrechen.
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