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Piwi auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.07.2006 Beiträge: 411
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(#524038) Verfasst am: 16.07.2006, 19:40 Titel: Gerechtigkeit gibt es das? |
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Ich möchte hier die etwas provozierende Frage nach Gerechtigkeit stellen.
Der Ruf nach Gerechtigkeit ist jedenfalls keine Dummheit, Gerechtigkeit ist für jedes Sozialwesen eine unabdingbare Notwendigkeit. Die aber von einem einzelnen Menschen nicht verwirklicht werden kann. Gerechtigkeit ist also nichts individuelles, sondern hat allgemeingültigen Charakter.
Ein Beispiel: Wenn alle zur angestrebten Vorteilsnahme lügen, was Ungerechtigkeit zur Folge hat, dann wird damit jeder einzelne zu seinem Schutz angehalten auch zu Lügen. Damit geht aber u. a. die Konkurenzfähigkeit verloren, weil Scharlatane aller Colours in verantwortliche Positionen kommen können. Als Folge davon muß sich die Solidargemeinschaft mehr oder weniger auflösen. Dies erlaubt die Schlußfolgerung, Gemeinwohl geht vor Eigennutz. Bei Zuwiederhandlung werden alle bestraft, und das nicht zu knapp sondern doch wohl eher reichlich.
Die alten Römer hatten da einen guten Spruch:
Es wird Gerechtigkeit geschehen und wenn die Welt daran zugrunde geht.
(Lat.: Fiat jutitia et peread mundus)
Ich finde die alten Römer hatten unbestreitbar Ahnung von Staatsführung, die wußten wie man das richtig macht. Dazu als Frage eine kleine Anregung zum nachdenken. Unterscheidet sich unser kulturelles Niveau von dem der Menschen aus vergangenen Epochen? Ich meine nein, denn die Antwort auf diese Frage sollte sich auf die Menschen beziehen und nicht auf die Technik. In diesem Sinn ist es unerheblich ob die Menschen mit Keulen oder mit Atombomben auf einander losgehen.
Zur Klärung kann zudem auf die Geschichtsschreibung zurückgegriffen werden. Darin werden Ereignisse beschrieben, die sich eignen die Sache transparent zu machen. Als Beispiel kann hier der amerikanische Bürgerkrieg, die französiche Revoluton, der Nationalsizailismus, der Fall der Berliner Mauer und viels mehr aufgeführt werden. Vergegenwärtiget euch bitte die Umstände die zu diesen Ereignissen geführt haben. Damit wird erkennnbar bei Ungerechtigkeit bauen sich Kräfte auf die praktisch alles änderm können. Die Kräfte wirken aber unabhängig davon was die Verantwortlichen möchten und was nicht. Das bedeutet, diese Kräfte machen u. a. menschliche Kompetenz unwirksam. Das ist praktisch wie ein Amtsenthebungsverfahren (mehrheitlicher Vertrauensentzug), aber ein natürlicher also kein juristischer und auch kein Administrativer. Um mit diesen Kräften Planen und Zielgerichtet handeln zu können, ist es sehr angeraten demokratische Prinzipien nicht nur als banale Lippenbekenntnis zu behandeln.
Um meinen Standpunkt noch transparenter zu machen verweise ich auf die vielen Menschen dir vor uns gelebt haben. In der Summe wurde von diesen vielen Menschen der Terminus Ungerechtigkeit ganz deutlich mit einem negativen Vorzeichen ausgestattet. Das kommt nicht von ungefähr, dem liegt mit absoluter Sicherheit keine Willkür zugrunde, sondern ist mit realer Lebenserfahrung zu begründen. Wer sich schlauer wähnt als diese vielen Menschen, der wird füher oder später auch die ensprechenden Lektionen erhalten. An der Richtigkeit dieser Aussage habe ich persönlich überhaupt keinen Zweifel.
Das Problem ist nur, Gottes Mühlen wahlen zwar unglaublch fein, aber halt auch unglaublich langsam.
Und einen dritten Aspekt kann ich mit der Sexualität anführen. Die Sexalität ist ein sehr starker Trieb. Das ist so von der Natur vorgesehen, das muß auch so sein, sonst wären die Meschen schon lange ausgestorben. Wegen der stärke dieses Triebes können Menschen, die unter einer geweissen kindlichen Naivität leiden, zu der Meinung finden diesen Trieb gewissermaßen als roten Leitfaden fürs leben verwenden zu können. Das hat sehr fatale Folgen. Denn von diesem intelektuellen Niveau aus ist es nicht mehr möglich die Merkmale sorgsam behandeln zu können, die den Menschen vom Tier unterscheiden. Und dieses wiederum macht Ungerechtigkeiten aller Art sehr wahrscheinlich womöglich sogar unausweichlich.
Als Resumee könnte man noch erwähnen, die Gerechtigkeit wirkt nicht auf der individuellen sondern ausschließlich auf der allgemeingültigen Ebene. Von daher können eher einfältige Menschen zu der Ansicht finden sie könnten risikolos ungerechte Entscheidungen treffen. Aber das ist wie ausgeführt ein Irrtum. Denn Gerechtigkeit ist keine Dummheit, sondern ein Regularium, das über dem (jeden) einzelnen und somit auch über den Menschen steht. Gemeinhin werden solchen Regularien etwas göttliches zuerkannt. Dem sich die Menschen folgerichtig, um strafe oder sonstige Nachteile zu vermeiden, unterzuordnen haben. In diesem Sinn zeigt reale Ungerechtigkeit bei den verantwortlichen auch ein gewisses Maß an fehlender Integrität und/oder einen Mangel an Sachverstand.
Zur fehlenden Integrität und zum mangel an Sachvertstand wäre noch anzumerken, das trifft leider Gottes auf jeden von uns zu.
Begründung:
Über einen nennenswerte Zeitraum kann es beim besten Willen keinen Menschen geben der perfekt ist. Das ist wahr weil es viele Probleme gibt zu deren Lösung man sich der Hellseherei bedienen müßte oder man müßte allwissend sein. Und das sind aber Fähigkeiten auf die kein Mensche zrückgreifen kann.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#524054) Verfasst am: 16.07.2006, 20:12 Titel: |
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Gerechtigkeitsgefühl (Fairnessgefühl) implementiert bei sozialen Wesen eine spieltheoretische Optimierung: Wenn die Mehrheit der Individuen auf Fairness achtet (am besten nicht nur bei eigener Beteiligung), wird Kooperation weniger riskant. Betont faire Spieler sammeln Vertrauenspunkte.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Sehwolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 10077
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(#524060) Verfasst am: 16.07.2006, 20:21 Titel: Re: Gerechtigkeit gibt es das? |
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Piwi hat folgendes geschrieben: | Gerechtigkeit ist für jedes Sozialwesen eine unabdingbare Notwendigkeit. | na logisch Piwi hat folgendes geschrieben: | Die aber von einem einzelnen Menschen nicht verwirklicht werden kann. | wie sollte sie sonst Piwi hat folgendes geschrieben: | Gerechtigkeit ist also nichts individuelles, sondern hat allgemeingültigen Charakter. | das wird einige der "Philospohen" hier auf den Plan rufen. Das überlasse ich denen Piwi hat folgendes geschrieben: | Dies erlaubt die Schlußfolgerung, Gemeinwohl geht vor Eigennutz. | Bist du sicher?
Wie wär's alternativ mit der Erkenntnis: Aus purem Eigennutz verhalte ich mich zum Wohle der Gemeinschaft. Dadurch wird aus dem Gemeinnutz ein Eigennutz und der (konstruierte) Widerspruch löst sich auf. Piwi hat folgendes geschrieben: | Ich finde die alten Römer hatten unbestreitbar Ahnung von Staatsführung, die wußten wie man das richtig macht. | Ob das die Völker, die in den Genuss der Pax Romana kamen alle so sahen? Und Die Sklaven Auch? Und die Gladiatoren, die ihr Leben in der Arena opferten? Und die Christen, die an Kreuzen starben von Löwen gefressen wurde? Und und und ... Piwi hat folgendes geschrieben: | In diesem Sinn ist es unerheblich ob die Menschen mit Keulen oder mit Atombomben auf einander losgehen. | Theoretisch hast du da recht. Aber praktisch? Würden wir uns über Rafsandingsda aufregen wenn er den "Keulensperrvertrag" brechen würde? Piwi hat folgendes geschrieben: | Zur Klärung kann zudem auf die Geschichtsschreibung zurückgegriffen werden. Darin werden Ereignisse beschrieben, die sich eignen die Sache transparent zu machen. Als Beispiel kann hier der amerikanische Bürgerkrieg, die französiche Revoluton, der Nationalsizailismus, der Fall der Berliner Mauer und viels mehr aufgeführt werden. Vergegenwärtiget euch bitte die Umstände die zu diesen Ereignissen geführt haben. Damit wird erkennnbar bei Ungerechtigkeit bauen sich Kräfte auf die praktisch alles änderm können. Die Kräfte wirken aber unabhängig davon was die Verantwortlichen möchten und was nicht. Das bedeutet, diese Kräfte machen u. a. menschliche Kompetenz unwirksam. Das ist praktisch wie ein Amtsenthebungsverfahren (mehrheitlicher Vertrauensentzug), aber ein natürlicher also kein juristischer und auch kein Administrativer. Um mit diesen Kräften Planen und Zielgerichtet handeln zu können, ist es sehr angeraten demokratische Prinzipien nicht nur als banale Lippenbekenntnis zu behandeln. | Den Absatz kann ich leider nicht ganz verstehen, zumindest nicht den Teil nach der eher banalen Wahrheit am Anfang Piwi hat folgendes geschrieben: | Um meinen Standpunkt noch transparenter zu machen verweise ich auf die vielen Menschen dir vor uns gelebt haben. In der Summe wurde von diesen vielen Menschen der Terminus Ungerechtigkeit ganz deutlich mit einem negativen Vorzeichen ausgestattet. Das kommt nicht von ungefähr, dem liegt mit absoluter Sicherheit keine Willkür zugrunde, sondern ist mit realer Lebenserfahrung zu begründen. Wer sich schlauer wähnt als diese vielen Menschen, der wird füher oder später auch die ensprechenden Lektionen erhalten. | Den Absatz kann ich leider nicht ganz verstehen, zumindest nicht den Teil vor der eher banalen Wahrheit am Ende Piwi hat folgendes geschrieben: | An der Richtigkeit dieser Aussage habe ich persönlich überhaupt keinen Zweifel. | Solche Aussagen machen mich in höchstem Maße misstrauisch. Im wesentlichen assoziere ich mit solchen Postulaten die Beendigung eines jeden freien Disputs. Überwiegend werden solche solche Sätze von Fundamentalisten geäußert, glaube ich Piwi hat folgendes geschrieben: | Das Problem ist nur, Gottes Mühlen wahlen zwar unglaublch fein, aber halt auch unglaublich langsam. | Ohne Kommentar Piwi hat folgendes geschrieben: | Und einen dritten Aspekt kann ich mit der Sexualität anführen. Die Sexalität ist ein sehr starker Trieb. Das ist so von der Natur vorgesehen, das muß auch so sein, sonst wären die Meschen schon lange ausgestorben. Wegen der stärke dieses Triebes können Menschen, die unter einer geweissen kindlichen Naivität leiden, zu der Meinung finden diesen Trieb gewissermaßen als roten Leitfaden fürs leben verwenden zu können. Das hat sehr fatale Folgen. Denn von diesem intelektuellen Niveau aus ist es nicht mehr möglich die Merkmale sorgsam behandeln zu können, die den Menschen vom Tier unterscheiden. Und dieses wiederum macht Ungerechtigkeiten aller Art sehr wahrscheinlich womöglich sogar unausweichlich. | Das sehe ich anders: Der Mensch sollte endlich anerkennen, dass er im Grunde "nur ein Tier" ist, dadurch würde er mE um einiges "menschlicher" Piwi hat folgendes geschrieben: | Als Resumee könnte man noch erwähnen, die Gerechtigkeit wirkt nicht auf der individuellen sondern ausschließlich auf der allgemeingültigen Ebene. | Wie ist das zu verstehen. Willst du ein Rechtssystem in dem individuelle Rechte zugunsten der Rechte auf einer allgemeingültigen Ebene geopfert werden? Wenn ja, was ist diese Ebene, wer definiert sie und ihre Rechte Piwi hat folgendes geschrieben: | Gemeinhin werden solchen Regularien etwas göttliches zuerkannt. Dem sich die Menschen folgerichtig, um strafe oder sonstige Nachteile zu vermeiden, unterzuordnen haben. In diesem Sinn zeigt reale Ungerechtigkeit bei den verantwortlichen auch ein gewisses Maß an fehlender Integrität und/oder einen Mangel an Sachverstand. | Ja das hat man bis zum Beginn der Aufklärung so gesehen. Regularien sind etwas göttliches, deshalb verbrannte, ermordete, vergewaltigte, brandschatze und ausrottetetete man überall dort, wo andere Menschen ihre Regularien von anderen Göttern hatten, obwohl die Regularien in Fällen sich sogar sehr ähnelten
grüße T.
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Johnnyboy Stück Scheiße
Anmeldungsdatum: 26.06.2005 Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon
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(#524111) Verfasst am: 16.07.2006, 21:13 Titel: |
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Zitat: | Über einen nennenswerte Zeitraum kann es beim besten Willen keinen Menschen geben der perfekt ist. |
"Perfekt" ist ein unsinniges Wort, übrigens genauso wie "Gerechtigkeit". Diese Wörter spieglen Sachverhalte wieder, die außerhalb einer bedingten Perspektive keinen Sinn ergeben, bzw. schlichtweg nicht exestieren.
Es ist genauso unsinnig über "Gerechtigkeit" zu diskutieren, wie es unsinnig ist über "Gut" und "Böse" oder was "perfekt" ist zu reden. Das Einzige was der Mensch tun kann um Konflikten aus dem Weg zu, ist der Versuch nach einer möglichst funktionstüchtigen Konvention zu leben, die einen möglichst großen Teil des gemeinen Willens wiederspiegelt. Mit "Gerechtigkeit" hat das nichts zu tun.
_________________ "Das Leben des Starken erfüllt seinen Sinn, das des Schwachen seinen Zweck".
Zuletzt bearbeitet von Johnnyboy am 16.07.2006, 21:16, insgesamt einmal bearbeitet |
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#524115) Verfasst am: 16.07.2006, 21:15 Titel: |
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Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Versuch nach einer möglichst funktionstüchtige Konvention zu leben, die einen möglichst großen Teil des gemeinen Willens wiederspiegelt. |
Und eben so wird der Begriff Gerechtigkeit oft definiert.
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Johnnyboy Stück Scheiße
Anmeldungsdatum: 26.06.2005 Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon
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(#524116) Verfasst am: 16.07.2006, 21:17 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Versuch nach einer möglichst funktionstüchtige Konvention zu leben, die einen möglichst großen Teil des gemeinen Willens wiederspiegelt. |
Und eben so wird der Begriff Gerechtigkeit oft definiert. |
Dann wurde Sokrates also zurecht hingerichtet?
Edit; Hab das "oft" übersehen.
_________________ "Das Leben des Starken erfüllt seinen Sinn, das des Schwachen seinen Zweck".
Zuletzt bearbeitet von Johnnyboy am 16.07.2006, 21:18, insgesamt einmal bearbeitet |
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Piwi auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.07.2006 Beiträge: 411
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(#524117) Verfasst am: 16.07.2006, 21:17 Titel: |
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Wenn man sich Hintergründe und Zusammenhänge vergegenwärtigen möchte nützt es nix Regeln und deren Ausnahmen aufzuzählen.
Es ist z. B. wissenschaftlich hochgradig verpöhnt wenn von einem oder mehreren Details auf das Ganze geschlossen werden soll.
Einen Überblick kann man sich nur verschaffen, mittels einer Zusammenschau, in der individuelle Aspekte keine Rolle spielen.
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Piwi auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.07.2006 Beiträge: 411
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(#524119) Verfasst am: 16.07.2006, 21:19 Titel: |
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Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Versuch nach einer möglichst funktionstüchtige Konvention zu leben, die einen möglichst großen Teil des gemeinen Willens wiederspiegelt. |
Und eben so wird der Begriff Gerechtigkeit oft definiert. |
Dann wurde Sokrates also zurecht hingerichtet? |
Sokrates hat den Fehler gemacht und die Gefahr nicht rechtzeitig erkannt, somit konnt er nicht vorsorgen und hat also den Preis zu bezahlen.
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Johnnyboy Stück Scheiße
Anmeldungsdatum: 26.06.2005 Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon
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(#524120) Verfasst am: 16.07.2006, 21:20 Titel: |
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Piwi hat folgendes geschrieben: | Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Versuch nach einer möglichst funktionstüchtige Konvention zu leben, die einen möglichst großen Teil des gemeinen Willens wiederspiegelt. |
Und eben so wird der Begriff Gerechtigkeit oft definiert. |
Dann wurde Sokrates also zurecht hingerichtet? |
Sokrates hat den Fehler gemacht und die Gefahr nicht rechtzeitig erkannt, somit konnt er nicht vorsorgen und hat also den Preis zu bezahlen. |
Ja irgendwie biegt mans immer hin.
_________________ "Das Leben des Starken erfüllt seinen Sinn, das des Schwachen seinen Zweck".
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Piwi auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.07.2006 Beiträge: 411
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(#524123) Verfasst am: 16.07.2006, 21:25 Titel: |
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Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Über einen nennenswerte Zeitraum kann es beim besten Willen keinen Menschen geben der perfekt ist. |
"Perfekt" ist ein unsinniges Wort, übrigens genauso wie "Gerechtigkeit". Diese Wörter spieglen Sachverhalte wieder, die außerhalb einer bedingten Perspektive keinen Sinn ergeben, bzw. schlichtweg nicht exestieren.
Es ist genauso unsinnig über "Gerechtigkeit" zu diskutieren, wie es unsinnig ist über "Gut" und "Böse" oder was "perfekt" ist zu reden. Das Einzige was der Mensch tun kann um Konflikten aus dem Weg zu, ist der Versuch nach einer möglichst funktionstüchtigen Konvention zu leben, die einen möglichst großen Teil des gemeinen Willens wiederspiegelt. Mit "Gerechtigkeit" hat das nichts zu tun. |
Ich würde sagen dein Vokabular ist ziemlich dünn, wenn du alle diese Wörter als unsinnig behandelst. Sprache ist etwas natürlich gewachsenes, das korrigieren zu wollen ist mir zu verwegen, da mach ich nicht mit.
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Sehwolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 10077
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(#524127) Verfasst am: 16.07.2006, 21:26 Titel: |
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Piwi hat folgendes geschrieben: | Wenn man sich Hintergründe und Zusammenhänge vergegenwärtigen möchte nützt es nix Regeln und deren Ausnahmen aufzuzählen.
Es ist z. B. wissenschaftlich hochgradig verpöhnt wenn von einem oder mehreren Details auf das Ganze geschlossen werden soll.
Einen Überblick kann man sich nur verschaffen, mittels einer Zusammenschau, in der individuelle Aspekte keine Rolle spielen. |
Wie funktionert das? Ein Überblick über das Ganze bei Ausblendung sätmlicher Teilaspekte des Ganzen?
Darf man - um dein Paradebeispiel zu zitieren - bei der Betrachtung von Wölfen nicht mehr einzelne Tiere betrachten?
T.
Zuletzt bearbeitet von Sehwolf am 16.07.2006, 21:33, insgesamt einmal bearbeitet |
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#524129) Verfasst am: 16.07.2006, 21:28 Titel: |
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Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Versuch nach einer möglichst funktionstüchtige Konvention zu leben, die einen möglichst großen Teil des gemeinen Willens wiederspiegelt. |
Und eben so wird der Begriff Gerechtigkeit oft definiert. |
Dann wurde Sokrates also zurecht hingerichtet? |
Nein. Ich deute den Begriff Gerechtigkeit ganz untilitaristisch: Maximales Glück für maximale Zahl - bestmöglicher Ausgleich meistmöglicher Interessen.
Sokrates Hinrichtung war insofern ungerecht, als eine Gesellschaft die es nötig hat, Meinungen so brachial hinzurichten, das individuelle Glück potentiell einschränkt.
Zuletzt bearbeitet von Xamanoth am 16.07.2006, 21:33, insgesamt einmal bearbeitet |
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#524130) Verfasst am: 16.07.2006, 21:28 Titel: |
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Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | "Perfekt" ist ein unsinniges Wort, übrigens genauso wie "Gerechtigkeit". |
Nicht im Geringsten. Ich kann mir für beide Worte durchaus Situationen vorstellen, in denen ihr Gebrauch Sinn macht.
Zum Beispiel wenn ich einen Caipirinha gemixt habe, ein Freund ihn probiert und dann freudestrahlend ausruft: "Wie immer: Perfekt!"
Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Diese Wörter spieglen Sachverhalte wieder, die außerhalb einer bedingten Perspektive keinen Sinn ergeben, bzw. schlichtweg nicht exestieren. |
Das ist eine Bedingung für unsinnige Worte? Dann sind wohl alle Worte unsinnig?
Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Es ist genauso unsinnig über "Gerechtigkeit" zu diskutieren, wie es unsinnig ist über "Gut" und "Böse" oder was "perfekt" ist zu reden. |
Natürlich. Allerdings halte ich diese Feststellung für wenig bedeutsam.
Genauer gesagt: Diese Feststellung ist nur innerhalb einer Sprachkonzeption von Bedeutung, die selbst schon ganz klassisch metaphysisch ist. Genauer gesagt aristotelisch-metaphysisch (obwohl die meisten westlichen Denker ähnliche Sprachkonzeptionen entwickelten). Dahinter steckt die Vorstellungen, dass Begriffe, welche durch Definitionen festgelegt werden, irgendwie genau das 'Wesen' der Dinge abbilden sollen. Um eine solche metaphysische Sprachkonzeption überhaupt aufrecht erhalten zu können, ist man nicht nur gezwungen, unglaublich viele Aspekte der realen Sprache auszublenden (wie zum Beispiel soziale Aspekte der Sprache, Sprache als Gebrauchsgegenstand, etc.), sondern benötigt darüber hinaus auch noch eine ganze Menge metaphysischer Voraussetzungen (z.B. über die Verknüpfung von Begriff und Vorstellung, das Heranreichen von Begriffen an das Wesen der Dinge, und Anderes), die die Sprache bei näherer Betrachtung überhaupt nicht braucht, um zu funktionieren.
Kurz: Das Postulat des Abbildungscharakters der Sprache kann erstens ihre ihre tatsächlichen Funktionen nicht hinreichend erklären, steht zweitens auf wackeligstem metaphysischem und erkenntnistheoretischem Boden und versperrt drittens die Sicht auf andere Funktionen der Sprache. Daraus folgt übrigens auch, dass einem Wort nicht unbedingt eine konkrete Vorstellung im Geiste zugeordnet sein muss, damit es eine Anwendung (und damit einen Sinn) innerhalb eines Sprachspiels hat. Genau deshalb lehne ich Diskussionen darüber, was etwas 'ist', ebenso ab wie ontologische oder gar normativ verstandene Begriffsdefinitionen. Oder anders gesagt: Die Diskussion darum, was Gerechtigkeit 'ist', ist nicht aufgrund des Wortes 'Gerechtigkeit' Unsinn, sondern deshalb, weil ihr ein unpassendes Verständnis der Funktion von Sprache zu Grunde liegt.
Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Das Einzige was der Mensch tun kann um Konflikten aus dem Weg zu, ist der Versuch nach einer möglichst funktionstüchtigen Konvention zu leben, die einen möglichst großen Teil des gemeinen Willens wiederspiegelt. Mit "Gerechtigkeit" hat das nichts zu tun. |
Soso. Warum hat das denn nichts mit 'Gerechtigkeit' zu tun? Ich meine: Wenn der Begriff der Gerechtigkeit noch gar keinen Sinn hat, wie du ja behauptest, warum sollte man dann nicht eben genau das, was du hier beschreibst, 'Gerechtigkeit' nennen? Was hindert dich denn daran, es zu tun?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 16.07.2006, 21:31, insgesamt 3-mal bearbeitet |
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Louseign (-)
Anmeldungsdatum: 02.06.2006 Beiträge: 5585
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(#524134) Verfasst am: 16.07.2006, 21:30 Titel: |
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Hallo Piwi,
Du hast jetzt einen längeren Eingangspost geschrieben, der zwar eine Vielzahl an vagen Andeutungen enthält, aber nicht wirklich auf den Punkt bringt, was denn nun eigentlich Deine Frage ist.
Piwi hat folgendes geschrieben: | Wenn alle zur angestrebten Vorteilsnahme lügen, was Ungerechtigkeit zur Folge hat, dann wird damit jeder einzelne zu seinem Schutz angehalten auch zu Lügen. | Hier ist mir weder klar, was Du unter einer "angestrebten Vorteilsnahme" verstehst, noch, wieso das zur Ungerechtigkeit führen soll. Wenn wirklich alle lügen, dann hat doch jeder wieder die gleichen Voraussetzungen. Vielleicht ist Lüge als Tugend ein unerwünschter Zustand; ein ungerechter ist es jedenfalls nicht.
Piwi hat folgendes geschrieben: | Ich finde die alten Römer hatten unbestreitbar Ahnung von Staatsführung, die wußten wie man das richtig macht. | Hier kann ich mich nur den Ausführungen von Sehwolf anschließen.
Piwi hat folgendes geschrieben: | Als Beispiel kann hier der amerikanische Bürgerkrieg, die französiche Revoluton, der Nationalsizailismus, der Fall der Berliner Mauer und viels mehr aufgeführt werden. Vergegenwärtiget euch bitte die Umstände die zu diesen Ereignissen geführt haben. | Zumindest bei der Französischen Revolution und wohl auch dem Mauerfall lässt sich sagen, dass der Leidensdruck der einfachen Bevölkerung und die dadurch aufgestauten Aggressionen eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben.
Piwi hat folgendes geschrieben: | Damit wird erkennnbar bei Ungerechtigkeit bauen sich Kräfte auf die praktisch alles änderm können. | Dass die Leidensfähigkeit von Menschen auch ihre Grenzen hat und sich irgendwann ein Ventil sucht, ist nicht von der Hand zu weisen. Das meintest Du aber mit diesen Kräften wohl nicht. Und außerdem:
Piwi hat folgendes geschrieben: | Denn Gerechtigkeit ist keine Dummheit, sondern ein Regularium, das über dem (jeden) einzelnen und somit auch über den Menschen steht. Gemeinhin werden solchen Regularien etwas göttliches zuerkannt. Dem sich die Menschen folgerichtig, um strafe oder sonstige Nachteile zu vermeiden, unterzuordnen haben. | Über jedem einzelnen Menschen? Zumindest bei der Französischen Revolution stimmt das mal nicht. Immerhin haben vor den schließlich hingerichteten Monarchen Könige gelebt, die den von der Revolution gestürzten in Sachen Unterdrückung in nichts nachstanden - und denen ist Zeit ihres Lebens nichts passiert.
Piwi hat folgendes geschrieben: | Und einen dritten Aspekt kann ich mit der Sexualität anführen. Die Sexalität ist ein sehr starker Trieb. Das ist so von der Natur vorgesehen, das muß auch so sein, sonst wären die Meschen schon lange ausgestorben. Wegen der stärke dieses Triebes können Menschen, die unter einer geweissen kindlichen Naivität leiden, zu der Meinung finden diesen Trieb gewissermaßen als roten Leitfaden fürs leben verwenden zu können. Das hat sehr fatale Folgen. Denn von diesem intelektuellen Niveau aus ist es nicht mehr möglich die Merkmale sorgsam behandeln zu können, die den Menschen vom Tier unterscheiden. Und dieses wiederum macht Ungerechtigkeiten aller Art sehr wahrscheinlich womöglich sogar unausweichlich. | Was ist nun ausgerechnet daran so fatal? Menschen sind nun einmal mit unterschiedlichen intellektuellen Fähigkeiten ausgestattet. Das mag man als ungerecht empfinden. Es soll aber schon vorgekommen sein, dass Mitglieder der sogenannten Bildungsschicht die schlichteren Gemüter um ihr simples und sorgenfreies Weltbild beneideten.
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Piwi auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.07.2006 Beiträge: 411
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(#524135) Verfasst am: 16.07.2006, 21:31 Titel: |
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@Sehwolf
Es ist das wesentliche herauszuarbeiten, und das auf der allgemeingültigen Ebene.
Ihr solltet unser soziales Netz und die zugehörigen (moralischen) Wertvorstellungen nicht als zuverlässige Konstante betrachten.
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Johnnyboy Stück Scheiße
Anmeldungsdatum: 26.06.2005 Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon
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(#524137) Verfasst am: 16.07.2006, 21:34 Titel: |
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Zitat: | Warum hat das denn nichts mit 'Gerechtigkeit' zu tun? Ich meine: Wenn der Begriff der Gerechtigkeit noch gar keinen Sinn hat, wie du ja behauptest, warum sollte man dann nicht genau das, was du beschrieben hast, 'Gerechtigkeit' nennen? |
Wenn ich "unsinnig" schreibe dann meine ich unsinnig in seiner absoluten Bedeutung.
Die Gerechtigkeit(TM), die Perfektion(TM) gibt es nicht. Diese Begriffe machen nur aus einer indviduellen Perspektive Sinn.
Zitat: | Das ist eine Bedingung für unsinnige Worte? Dann sind wohl alle Worte unsinnig? |
Siehe oben.
Besser hätte ich schreiben sollen: Der Begriff "Gerechtigkeit" ist relativ unsinnig.
Von so einem Standpunktaus macht es tatsächlich keinen Sinn über die Gerechtigkeit zu reden. Damit meine ich vorallem den Wahrheitsanspruch der dahintersteckt, sprich das "richtige Handeln".
Gilt übrigens auch als Antwort auf:
Zitat: | Ich würde sagen dein Vokabular ist ziemlich dünn, wenn du alle diese Wörter als unsinnig behandelst. Sprache ist etwas natürlich gewachsenes, das korrigieren zu wollen ist mir zu verwegen, da mach ich nicht mit. |
_________________ "Das Leben des Starken erfüllt seinen Sinn, das des Schwachen seinen Zweck".
Zuletzt bearbeitet von Johnnyboy am 16.07.2006, 21:46, insgesamt 4-mal bearbeitet |
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#524140) Verfasst am: 16.07.2006, 21:35 Titel: |
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Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Diese Begriffe machen nur aus eienr indviduellen Perspektive Sinn. |
Im Gegenteil- sinnvoll sind diese eigentlich nur zur Bewertung staatlichen Handelns.
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Sehwolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 10077
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(#524143) Verfasst am: 16.07.2006, 21:35 Titel: |
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Piwi hat folgendes geschrieben: | @Sehwolf
Es ist das wesentliche herauszuarbeiten, und das auf der allgemeingültigen Ebene. |
Verdammt. Ich bin ja Einverstanden "mit Herausarbeiten von dem Wesentlichen", aber was zum Henker ist "die allgemeingültige Ebene"?
T.
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Piwi auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.07.2006 Beiträge: 411
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(#524146) Verfasst am: 16.07.2006, 21:42 Titel: |
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Sehwolf hat folgendes geschrieben: | Piwi hat folgendes geschrieben: | @Sehwolf
Es ist das wesentliche herauszuarbeiten, und das auf der allgemeingültigen Ebene. |
Verdammt. Ich bin ja Einverstanden "mit Herausarbeiten von dem Wesentlichen", aber was zum Henker ist "die allgemeingültige Ebene"?
T. |
Das ist eine Maxime aus der Wissenschaft, die vordert jede Versuchsanordnug muß überall auf der Welt und zu jeder Zeit das gleiche Ergebnis haben, um anerkannt werden zu können. Damit sollen individuelle "Zaubertricks" und Scharlatanerie ausgeschlossen werden.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#524149) Verfasst am: 16.07.2006, 21:46 Titel: |
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Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Wenn ich "unsinnig" schreibe dann meine ich unsinnig in seiner absoluten Bedeutung. |
Ich kenne keine absoluten Bedeutungen.
Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Die Gerechtigkeit(TM), die Perfektion(TM) gibt es nicht. |
Wie kannst du sie dir dann rechtlich schützen lassen?
Ich weiss nicht so ganz, was du aussagen willst. Bei der Gerechtigkeit handelt es sich beispielsweise um ein Konzept, welches eine Reihe verschiedener Phänomene zu erfassen versucht. Es stellt sich in der Tat die Frage, was du hier mit der Behauptung der Nichtexistenz dieses Konzepts eigentlich sagen willst. Meinst du, dass all diesen Phänomenen kein gemeinsamer Wesenskern zu Grunde liegt? Da würde ich dir allerdings zustimmen, allerdings aus anderen Gründen als du. Während du nämlich als Kriterium für den Sinn eines Begriffs immer noch einen gemeinsamen Wesenskern der von dem Begriff umfassten Phänomene forderst, lehne ich das Konzept des Wesens der Dinge als solches ab. Viel sinnvoller, als zu konstatieren, dass die Phänomene, die dieses Konzept umfassen soll, keinen gemeinsamen Wesenskern haben, finde ich es, zu sehen, ob bei diesen Phänomenen, oder anders gesagt den Situationen des Gebrauches des Begriffes 'Gerechtigkeit', Familienähnlichkeiten zu finden sind. Ob man also verschiedenartige Ähnlichkeitsbeziehungen zwischen ihnen finden kann. Bei der Gelegenheit kann man dann auch gleich Differenzen zwischen ihnen aufzeigen.
Auf diese Weise hat man den Begriff der Gerechtigkeit entmystifiziert, also ihn seines metaphysischen Gewandes entkleidet, während er bei dir immer noch als metaphysische Größe im Raum steht - zwar als eine, die abgelehnt wird, aber das beseitigt sie ja nicht. Denn obwohl du die Sinnhaftigkeit des Begriffes anzweifelst, hast du ihn ja an zumindest einer Stelle munter so weiterverwendet, als hätte er Sinn. Und zwar an der Stelle, an der du sagtest, etwas Bestimmtes habe nichts mit Gerechtigkeit zu tun.
Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Diese Begriffe machen nur aus einer indviduellen Perspektive Sinn. |
Sprache ist immer öffentlich. Eine Sprache, die nur privat Sinn macht, macht überhaupt keinen Sinn.
Wie schon gesagt kann ich mir sinnvolle Situationen des Gebrauches des Begriffes 'Gerechtigkeit' vorstellen. Und in der Tat können an diesen Situationen auch mehr als eine Person beteiligt sein - ja, es können sogar ganze Gesellschaften an solchen Sprachspielen beteiligt sein.
Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Besser hätte ich schreiben sollen: Der Begriff "Gerechtigkeit" ist relativ unsinnig. |
Das ist allerdings eine Tautologie. Relativ zu was?
Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Damit meine ich vorallem den Wahrheitsanspruch der dahintersteckt, sprich das "richtige Handeln". |
Naja, davon halte ich ohnehin nicht zu viel. Ist mir zu metaphysisch und zu moralinsauer.
Man kann aber Gerechtigkeitskonzeptionen als Leitfaden für eigenes Handeln entwickeln.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Johnnyboy Stück Scheiße
Anmeldungsdatum: 26.06.2005 Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon
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(#524153) Verfasst am: 16.07.2006, 21:51 Titel: |
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Zitat: | Auf diese Weise hat man den Begriff der Gerechtigkeit entmystifiziert, also ihn seines metaphysischen Gewandes entkleidet, während er bei dir immer noch als metaphysische Größe im Raum steht - zwar als eine, die abgelehnt wird, aber das beseitigt sie ja nicht. |
Das meinte ich mit "unsinnig". Ich habe den Begriff bewusst so gewählt als exestiere eine "metaphyische Größe" darin um diese dann abzulehnen. Womit ich dann auch andeuten wollte das es für mich keinen Sinn macht mich weiter mit diesem Begriff herumzuschalgen, oder besser: Nur noch einen relativen Sinn. Wahrheitsansprüche mag ich nicht, allerdings wird es ohne sie auch irgendwie banal.
Zitat: | Ich kenne keine absoluten Bedeutungen. |
Ich auch nicht.
Zitat: | Das ist allerdings eine Tautologie. Relativ zu was? |
Sage ich's mal so: Er macht nur dann Sinn, wenn jemand haargenau die gleiche Gerechtigkeitsvorstellung hat wie ich.
Zitat: | Man kann aber Gerechtigkeitskonzeptionen als Leitfaden für eigenes Handeln entwickeln. |
Klar.
Zufrieden jetzt?
_________________ "Das Leben des Starken erfüllt seinen Sinn, das des Schwachen seinen Zweck".
Zuletzt bearbeitet von Johnnyboy am 16.07.2006, 21:56, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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Piwi auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.07.2006 Beiträge: 411
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(#524156) Verfasst am: 16.07.2006, 21:53 Titel: |
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Da hier so zahlreich reagiert wird setze ich noch eins drauf, das bitte im Zusammenhang mit Gerechtigkeit zu sehen ist.
Aus meinen jahrzehntelangen Erfahrungen im Umgang mit meinen Mitmenschen, glaube ich behaupten zu können, es gibt Erwachsenen denen es erlaubt wurde sich die Mentalität von Kindern bewahren zu dürfen. Denn diese Erwachsenen wollen genau so behütet und umsorgt werden wie es eigentlich nur Kindern zusteht. Konkret möchten diese, die Erträge aus Leistungen die andere erbracht haben für sich nutzen, genau so wie es bei Kindern üblich und auch notwendig ist. Um das durchsetzen zu können, wird bei geeigneten Beteiligten mit Mobbing und Intrigen die zwischenmenschliche Atmosphäre mit Halbwahrheiten vergiftet (je mehr desto besser). Das kann wie es scheint legalisiert werden, indem bei Dritten der Blick auf die legitimen Belange der Nutznießer fokussiert und zur Bekräftigung die Betroffenen erniedrigt und übervorteilt werden. Es wird also keine sach- sondern eine personenbezogene Lösung betrieben. Wenn aber der Klügere nachgibt (der Spruch stimmt), dann bleibt derjenige dumm, der sich mit solchen Methoden durchsetzt. Daraus folgt, die Vorteilsnahme aus dieser Strategie muß erkauft werden, durch eine Beschränkung der Lösungssuche aufs Rezitieren. Mit diesem Rezitieren ist es aber unmöglich, für anstehende Probleme eine individuell passende Lösung ausarbeiten zu können. Woraus sich unbestreitbar ein gehöriges Maß an Inkompetenz ableiten läßt. Solche Menschen blockieren wegen ihrer egozentrischen Lebensart jedes Team das in der Sache effizient sein muß / sein will. Das was bei der Prozedur am Ende herauskommt ist ganz einfach Terror. Wenn das vom Staat legitimiert wird, dann ist das kurz und bündig staatlicher Terror! Aus der verfassungsmäßig verbürgten Grundordnung wird damit notwendiger Weise wertloser Schrott.
Vorausgesetzt das stimmt, sind davon wirklich alle betroffen und ist somit wert hier zur Diskusion gestellt zu werden.
Meine Idee war die Ungerechtigkeit in D festzustellen. Was nach meinen Schlußfolgerungen zum Zerfall von Europa und von D führen muß - ich kann aber nicht sagen wann das soweit ist. Ich kann nur sagen die Tendenz geht in diese Richtung.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#524158) Verfasst am: 16.07.2006, 21:54 Titel: |
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Sehwolf hat folgendes geschrieben: | Ich bin ja einverstanden "mit Herausarbeiten von dem Wesentlichen". |
Ich nicht.
Piwi hat folgendes geschrieben: | Das ist eine Maxime aus der Wissenschaft, die vordert jede Versuchsanordnug muß überall auf der Welt und zu jeder Zeit das gleiche Ergebnis haben, um anerkannt werden zu können. |
Ich würde das, um Missverständnisse zu vermeiden, aber anders formulieren. Ich würde eher sagen: Bei näherungsweise exakt gleichem Versuchaufbau muss ein Experiment immer vergleichbare Ergebnisse liefern können. An einen 'Wesenskern' kommt meines Erachtens übrigens auch die Wissenschaft nicht heran, obwohl sie vermutlich die Methode ist, die die am besten verwertbaren Heuristiken und Anwendungsmöglichkeiten liefert.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Piwi auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.07.2006 Beiträge: 411
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(#524165) Verfasst am: 16.07.2006, 22:02 Titel: |
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@Tarvoc
ich glaube du verwechselst da etwas.
Um Wissen im vornehmsten Sinn des Wortes Schaffen zu können, ist Scharlatanerie auszuschließen. Mit dieser Maximwe wird das relativ einfach machbar.
Für mich ließt sich das
"näherungsweise exakt"
widersprüchlich. Es kann nur näherungsweise oder exakt geben aber nicht beides gleichzeitig.
Zuletzt bearbeitet von Piwi am 16.07.2006, 22:04, insgesamt einmal bearbeitet |
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#524167) Verfasst am: 16.07.2006, 22:03 Titel: |
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Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Womit ich dann auch andeuten wollte das es für mich keinen Sinn macht mich weiter mit diesem Begriff herumzuschlagen. |
Du interessierst dich also überhaupt nur für Begriffe mit metaphysischem Hintergrund?
Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Oder besser: Nur noch einen relativen Sinn. |
Was ist denn ein 'nichtrelativer Sinn'?
Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Wahrheitsansprüche mag ich nicht, allerdings wird es ohne sie auch irgendwie banal. |
Finde ich gar nicht. Ganz im Gegenteil: Wo man (gerade im metaphysischen Sinne) über das Wahrsein einer Behauptung hinausgeht und anfängt, ihre Anatomie zu untersuchen, wird es für mich meistens erst so richtig interessant.
Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Ich auch nicht. |
Sicher?
Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Sage ich's mal so: Er macht nur dann Sinn, wenn jemand haargenau die gleiche Gerechtigkeitsvorstellung hat wie ich. |
Siehst du? Ich behaupte: Damit verkennst du die Funktionsweise von Sprache. Ich behaupte sogar, dass eben damit überhaupt erst das Metaphysische in die Sprache hineinkommt. Man braucht keine exakt identischen Vorstellungen von irgendwelchen Begriffen, um sie sinnvoll zu verwenden. Im Alltag benutzen wir ständig Begriffe, die nicht klar umrissen, sondern unscharf sind, und kommen trotzdem ganz gut klar. Und jeder Versuch, einen unscharfen Begriff mit aller Macht scharf zu machen, führt fast immer in die Metaphysik, die Sektiererei oder in den groben Unfug. Das liegt daran, dass sich die Bedeutung eines Begriffs viel mehr aus dem konkreten Gebrauch als aus abstrakten oder allgemeinen 'Vorstellungen' ergibt.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#524169) Verfasst am: 16.07.2006, 22:04 Titel: |
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Piwi hat folgendes geschrieben: | Um Wissen im vornehmsten Sinn des Wortes Schaffen zu können, ist Scharlatanerie auszuschließen. Mit dieser Maxime wird das relativ einfach machbar. |
Sicher. Na und? Habe ich das angezweifelt?
Piwi hat folgendes geschrieben: | Für mich ließt sich das
"näherungsweise exakt"
widersprüchlich. Es kann nur näherungsweise oder exakt geben aber nicht beides gleichzeitig. |
Hä? Na so ein Quatsch. Eine absolut exakte Reproduktion eines Versuches ist selbstverständlich unmöglich.
Exaktheit ist also immer ein Ideal, das nur näherungsweise zu erreichen ist.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 16.07.2006, 22:06, insgesamt einmal bearbeitet |
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Sehwolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 10077
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(#524171) Verfasst am: 16.07.2006, 22:05 Titel: |
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Piwi hat folgendes geschrieben: | Sehwolf hat folgendes geschrieben: | Piwi hat folgendes geschrieben: | @Sehwolf
Es ist das wesentliche herauszuarbeiten, und das auf der allgemeingültigen Ebene. |
Verdammt. Ich bin ja Einverstanden "mit Herausarbeiten von dem Wesentlichen", aber was zum Henker ist "die allgemeingültige Ebene"?
T. |
Das ist eine Maxime aus der Wissenschaft, die vordert jede Versuchsanordnug muß überall auf der Welt und zu jeder Zeit das gleiche Ergebnis haben, um anerkannt werden zu können. Damit sollen individuelle "Zaubertricks" und Scharlatanerie ausgeschlossen werden. |
Das nennt man ganz profan Reproduzierbarkeit, und hat eigentlich nichts mit dem von dir oben gesagten zu tun.
Nochmal: Du willst das wesentliche herausarbeiten in einer Gesamtbetrachtung, die alle Teilaspekte ignoriert und das alles auf einer allgemeingültigen Ebene?
Gibts es dafür irgendein einfaches Beispiel, was handfestes aus der Wissenschaft oder so?
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Sehwolf hat folgendes geschrieben: | Ich bin ja einverstanden "mit Herausarbeiten von dem Wesentlichen". |
Ich nicht.  | Du elender Sophisten-Schuft
T.
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Piwi auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.07.2006 Beiträge: 411
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(#524173) Verfasst am: 16.07.2006, 22:09 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Piwi hat folgendes geschrieben: | Das ist eine Maxime aus der Wissenschaft, die vordert jede Versuchsanordnug muß überall auf der Welt und zu jeder Zeit das gleiche Ergebnis haben, um anerkannt werden zu können. |
Ich würde das, um Missverständnisse zu vermeiden, aber anders formulieren. Ich würde eher sagen: Bei näherungsweise exakt gleichem Versuchaufbau muss ein Experiment immer vergleichbare Ergebnisse liefern können. (...) |
Zur Erinnerung.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#524176) Verfasst am: 16.07.2006, 22:10 Titel: |
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Piwi hat folgendes geschrieben: | Zur Erinnerung. |
Ich weiss, was ich geschrieben habe.
Wie ich sagte: Ich würde das anders formulieren.
Und du bist bis jetzt unfähig, an meiner Reformulierung sinnvoll Kritik zu üben.
Mit meiner Formulierung wird übrigens sogar eine positivistisch-induktionistische Scharlatanerie, wie du sie versuchst, ausgeschlossen.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Johnnyboy Stück Scheiße
Anmeldungsdatum: 26.06.2005 Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon
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(#524180) Verfasst am: 16.07.2006, 22:13 Titel: |
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Zitat: | Was ist denn ein 'nichtrelativer Sinn'? |
Jaja, den gibts nicht, ich weiss.
Zitat: | Du interessierst dich also überhaupt nur für Begriffe mit metaphysischem Hintergrund? |
Vielleicht hast du einfach nicht so viel Umgang mit Leuten, die einem ihre "Wahrheit(TM)" an den Kopf werfen wollen.
Zitat: | Wo man (gerade im metaphysischen Sinne) über das Wahrsein einer Behauptung hinausgeht und anfängt, ihre Anatomie zu untersuchen, wird es für mich meistens erst so richtig interessant. |
Zugebenermaßen ist das dann die einzige Tätigkeit, die noch übrigbleibt.
Ja - kommt das eigentlich sonst nie bei mir zum Ausdruck?
Zitat: | Man braucht keine exakt identischen Vorstellungen von irgendwelchen Begriffen, um sie sinnvoll zu verwenden. Im Alltag benutzen wir ständig Begriffe, die nicht klar umrissen, sondern unscharf sind, und kommen trotzdem ganz gut klar. |
Schon klar. Aber was ich oben schon geschrieben habe:
"Vielleicht hast du einfach nicht so viel Umgang mit Leuten, die einem ihre "Wahrheit(TM)" an den Kopf werfen wollen."
_________________ "Das Leben des Starken erfüllt seinen Sinn, das des Schwachen seinen Zweck".
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