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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22305
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(#521819) Verfasst am: 13.07.2006, 00:11 Titel: |
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Der unbekannte Gott hat folgendes geschrieben: | Es ist erstens äußerst unwahrscheinlich, daß eine Klosterbewohnerin eine fachliche Ausbildung in Biologie erhält, ... |
Was für ein Bild hast du vom Klosterleben? Warum sollte eine Nonne denn nicht Biologie studieren bzw. studiert haben? Und, sooderso: Wenn eine Nonne Lehrerin für das Fach Biologie werden will (und ihre Ordensregeln diesen Beruf gestatten), dann muss sie auch das entsprechende Fach studieren. Dh.: Sollte die Ausbildung tatsächlich "unwahrscheinlich" sein, dann würden auch "unwahrscheinlich" wenig Nonnen Biologielehrerinnen.
Der unbekannte Gott hat folgendes geschrieben: | ... und zweitens würde eine solche Ausbildung auch ihrer Weltanschauung vermutlich mehr widersprechen als jede andere fachliche Ausbildung für den normalen Schulunterricht. Evolution, Genetik, Entwicklungsbiologie usw. kann man nicht mit biblischem Weltbild unterrichten, Sexualkundeunterricht (der zur Biologie gehört) kann man nicht unterrichten, wenn man nach vorgegebener Meinung (unter Androhung des Kirchenausschlusses bei Widerspruch) Kondome für Sünde hält, wie Rasmus bereits sagte. |
Also erstens mal gibt es kein grundsätzliches Problem zwischen der Anerkennung naturwissenschaftlicher Kenntnisse und katholischem Glauben. Genetik sowieso nicht, bei Evolution und Entwicklungsbiologie mag das in der Praxis vorkommen, bei den ethischen Fragen des Sexualkundeunterrichts dürfte es am ehesten zu Problemen kommen können. Aber auch hier sollte man positive Ausnahmen im Einzelfall nicht für unmöglich halten - stell deine Vorurteile, nach denen Klosterbewohner grundsätzlicher die am weitesten von deiner eigenen Meinung bewohnte reaktionäre Denkwelt einnehmen müssen, mal zurück. Und so oder so, selbst wenn du im konkreten Fall Recht behältst, sind Anwendung des Lehrplans und des Dienstrechts gefragt und nicht im Vorhinein gefasste Sonderverbote.
Der unbekannte Gott hat folgendes geschrieben: | Und wenn alte Jungern Sexualkundeunterricht gäben, wäre das mit Sicherheit auch durchaus nicht richtig (im Übrigen möchte ich Dich bitten, in Diskussionen ein bißchen auf Deine Sprache zu achten). |
Du meinst also tatsächlich, dass es eine gute Sache wäre, wenn Damen ab 40 Jahren, die noch nie einer intimen Beziehung pflogen, keinen Sexualkundeunterricht gäben? Lustig. Wie sorgt man denn dafür?
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#521823) Verfasst am: 13.07.2006, 00:17 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Du meinst also tatsächlich, dass es eine gute Sache wäre, wenn Damen ab 40 Jahren, die noch nie einer intimen Beziehung pflogen, keinen Sexualkundeunterricht gäben? Lustig. Wie sorgt man denn dafür? |
Dafür kann man nicht sorgen. Aber dei meisten Menschen erkennenn von selbst, dass sie beispielsweise untauglich zum Tischlern sind, wenn sie nur noch zwei Finger haben.
Im Falle der Nonnen ist es ja aber geradezu Pflicht, nur zwei Finger zu haben und diese nichtmal benutzten zu dürfen.
Keine gute Idee, solchen Menschen Werkkundeunterricht lehren zu lassen, oder?
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22305
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(#521826) Verfasst am: 13.07.2006, 00:24 Titel: |
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Evilbert hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Du meinst also tatsächlich, dass es eine gute Sache wäre, wenn Damen ab 40 Jahren, die noch nie einer intimen Beziehung pflogen, keinen Sexualkundeunterricht gäben? Lustig. Wie sorgt man denn dafür? |
Dafür kann man nicht sorgen. Aber dei meisten Menschen erkennenn von selbst, dass sie beispielsweise untauglich zum Tischlern sind, wenn sie nur noch zwei Finger haben.
Im Falle der Nonnen ist es ja aber geradezu Pflicht, nur zwei Finger zu haben und diese nichtmal benutzten zu dürfen.
Keine gute Idee, solchen Menschen Werkkundeunterricht lehren zu lassen, oder? |
Naja, wenn du meinst, dass man zum Sexualkundeunterricht unbedingt als Lehrer selber Sex haben muss ...
Ich sähe da aber einen kleinen, aber feinen Unterschied: Im Werkunterricht wird in der Regel selbst zu Werke gegangen, im Sexualkundunterricht eher selten zu Sexe.
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#521830) Verfasst am: 13.07.2006, 00:33 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Du meinst also tatsächlich, dass es eine gute Sache wäre, wenn Damen ab 40 Jahren, die noch nie einer intimen Beziehung pflogen, keinen Sexualkundeunterricht gäben? |
Solche Leute sollten pauschal überhaupt keinen Unterricht geben. Wie sollten die jemals in der Lage sein, einem Kind bei irgendwelchen Problemen bei dem Thema zu helfen?
Zitat: | Lustig. Wie sorgt man denn dafür? |
Das das nicht immer geht hat überhaupt nichts damit zu tun, ob solche Leute dazu geeignet sind., Kinder zu unterrichten.
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
If you ask the wrong questions you get answers like '42' or 'God'.
"Glaubst Du noch oder hüpfst Du schon?"
Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#521831) Verfasst am: 13.07.2006, 00:33 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Naja, wenn du meinst, dass man zum Sexualkundeunterricht unbedingt als Lehrer selber Sex haben muss ...
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Gehabt haben müssen, nicht aktuell haben.
Das meine ich durchaus, und darüber hinaus muss man noch einige andere Qualitäten haben. Aber das lernst Du hoffentlich noch, das man anderen nix vermitteln kann, wovon man gar keine Ahnung hat.
Ist schon schwer genug wenn man fachwissenschaftlich einigermassen sortiert ist und pädagosich,m didaktisch und methodisch gut ist, im Sumpf des Alltags auf die aktuellen Erfordernisse einzustellen.
Du glaubst anscheinend, die Welt verändern zu können.
Mit Deinen Voraussetzungen gebe ich Dir keine zwei Jahre, bis du ausgebrannt bist, aber belehr mich ruhig eines besseren.
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22305
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(#521848) Verfasst am: 13.07.2006, 00:52 Titel: |
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Evilbert hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Naja, wenn du meinst, dass man zum Sexualkundeunterricht unbedingt als Lehrer selber Sex haben muss ...
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Gehabt haben müssen, nicht aktuell haben.
Das meine ich durchaus, und darüber hinaus muss man noch einige andere Qualitäten haben. |
Naja, um mal wieder ernst zu werden: Ich denke, dass Leute, die heutzutage ein Ordensgelübde ablegen, sich durchaus intensiv mit ihrer Sexualität beschäftigt haben, wenn sie ernsthaft vorhaben, in diesem Bereich ihres Lebens dauerhaft Askese zu üben.
Nachdem jeder aufgehört hat zu lachen: So sollte es jedenfalls sein. Und das es oft genug so sein könnte, denk ich schon. Und diese ernsthafte gedankliche Auseinandersetzung mit Sexualität halte ich für eine ähnlich taugliche Voraussetzung für einen gelungenen Sexualkundeunterricht wie das eigene Erleben - wobei letzteres ersteres ja keineswegs mit sich bringen muss.
Zitat: | Aber das lernst Du hoffentlich noch, das man anderen nix vermitteln kann, wovon man gar keine Ahnung hat. |
Für Sprüch à la "lernst du noch" kannst du dir einen schönen ruhigen Ort suchen. Wo die Sonne nicht hinscheint. Oder wo der Affe die Nuss versteckt.
Zitat: | Du glaubst anscheinend, die Welt verändern zu können.
Mit Deinen Voraussetzungen gebe ich Dir keine zwei Jahre, bis du ausgebrannt bist, aber belehr mich ruhig eines besseren. |
Welt verändern? Nö. Nicht wirklich. Ein paar Leuten ein paar Sachen beibringen und vielleicht helfen, mit ein paar Sachen besser zurechtzukommen. Das tät schon reichen. (Aber das sind natürlich die Sprüch, die alle von sich geben, die eigentlioch doch die Welt verändern wollen.)
Und Ausbrennen - naja, wer kanns vorher wissen? Ich weiß aber, dass ich nicht perfekt bin und nicht alles schaffen muss, kann Fehler zugeben und dergleichen. Hoffe ich. Nach den Lehrern, die ich beobachtet habe, hilft das gegen Ausbrennen. Aber man wird einfach sehen.
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QueenCrimson Bin Beginner, Mann; irgendwas fang ich immer an :)
Anmeldungsdatum: 29.01.2006 Beiträge: 208
Wohnort: Hoch im Norden
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(#521859) Verfasst am: 13.07.2006, 01:14 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Naja, um mal wieder ernst zu werden: Ich denke, dass Leute, die heutzutage ein Ordensgelübde ablegen, sich durchaus intensiv mit ihrer Sexualität beschäftigt haben, wenn sie ernsthaft vorhaben, in diesem Bereich ihres Lebens dauerhaft Askese zu üben. (...) Und diese ernsthafte gedankliche Auseinandersetzung mit Sexualität halte ich für eine ähnlich taugliche Voraussetzung für einen gelungenen Sexualkundeunterricht wie das eigene Erleben - wobei letzteres ersteres ja keineswegs mit sich bringen muss. |
Irgendwo (leider fällt mir grad partout nicht ein, wo... das Alter...) habe ich mal gelesen, daß der Katholizismus in bestimmten Regionen Afrikas vor allem deshalb nie wirklich eine Chance hatte, weil dort Häuptling, Medizinmann, Weise Frau oder Stammesälteste (oder wer auch immer im Dorf in geistigen Dingen um Rat gefragt wurde und Entscheidungen traf) prinzipiell nur jemand werden konnte, der eine Familie und Kinder hatte.
Nur jemanden, der mitten im wirklichen Leben stand, traute man zu, andere Menschen etwas zu lehren und ihnen geistigen / spirituellen Beistand zu leisten - entsprechend mißtrauisch reagierten diese Menschen auf zolibatäre Röckchenträger, die ihnen erzählen wollten, wie sie zu leben hätten.
Ich fand das immer sehr einleuchtend.
Übrigens gab es vor einigen Jahren mal einen Fall irgendwo in Mittel- oder Süddeutschland, in dem Nonnen als Biologie-Lehrerinnen (an einer katholischen Schule) sich geweigert hatten, den durch die staatlichen Rahmenrichtlinien vorgeschriebenen Sexualkundeunterricht - inkl. Aufklärung über verschiedene Verhütungsmethoden - zu erteilen.
Werd' mal sehen, ob ich das noch ergooglen kann - wurde damals im taz-Forum heiß diskutiert...
_________________ Das Universum ist nicht nur merkwürdiger, als wir annehmen;
es ist merkwürdiger, als wir überhaupt annehmen können." J.B.S. Haldane
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Der unbekannte Gott apolitischer Atheist
Anmeldungsdatum: 24.07.2003 Beiträge: 1595
Wohnort: Das alte Europa
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(#525613) Verfasst am: 18.07.2006, 23:33 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Was für ein Bild hast du vom Klosterleben? Warum sollte eine Nonne denn nicht Biologie studieren bzw. studiert haben? Und, sooderso: Wenn eine Nonne Lehrerin für das Fach Biologie werden will (und ihre Ordensregeln diesen Beruf gestatten), dann muss sie auch das entsprechende Fach studieren. Dh.: Sollte die Ausbildung tatsächlich "unwahrscheinlich" sein, dann würden auch "unwahrscheinlich" wenig Nonnen Biologielehrerinnen. |
Was für ein Bild ich vom Klosterleben habe? Heutzutage eher weniger das von hineingezwungenen Töchtern aus gutem Hause, die dann mit den Pfaffen Kinder zeugten. Wer heute so etwas macht, denkt darüber nach und entscheidet sich freiwillig (wobei ich es merkwürdig finde, freiwillig in eine Organisation einzutreten, die eine so von Zwang geprägte Geschichte hat), und gerade deshalb sind mir derlei Fundamentalisten suspekt.
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Also erstens mal gibt es kein grundsätzliches Problem zwischen der Anerkennung naturwissenschaftlicher Kenntnisse und katholischem Glauben. Genetik sowieso nicht, bei Evolution und Entwicklungsbiologie mag das in der Praxis vorkommen, bei den ethischen Fragen des Sexualkundeunterrichts dürfte es am ehesten zu Problemen kommen können. Aber auch hier sollte man positive Ausnahmen im Einzelfall nicht für unmöglich halten - stell deine Vorurteile, nach denen Klosterbewohner grundsätzlicher die am weitesten von deiner eigenen Meinung bewohnte reaktionäre Denkwelt einnehmen müssen, mal zurück. Und so oder so, selbst wenn du im konkreten Fall Recht behältst, sind Anwendung des Lehrplans und des Dienstrechts gefragt und nicht im Vorhinein gefasste Sonderverbote. |
Nun, wie Rasmus bereits sagte: Es ist sehr ungünstig, wenn jemand Geographie unterrichtete, der Vertreter einer Organisation ist, deren Lehre eine flache Erde vorschreiben. Für Evolution und Entwicklungsbiologie sind dementsprechend Vertreter eines katholischen Ordens ungeeignet, das sind aber integrale Bestandteile dieses Faches. Und Genetik ist so eng mit diesen beiden verflochten, daß es nicht unabhängig betrachtet werden kann.
Und beim Sexualkundeunterricht geht es nicht um ethische Fragen, sondern darum, den Kindern beizubringen, daß sie sich vor Krankheiten schützen müssen, daß sie wissen, wie Kinder entstehen usw. Daß im Übrigen selten auch positive Einzelfall-Ausnahmen unter Klosterbewohnern möglich sind, sei unbestritten, aber das rechtfertigt nicht den Einsatz derer an Schulen, die eine Bildungspflicht haben.
Dummerweise gelten in manchen Regionen auch Kirchenleute als unantastbar, so daß bei Nichtbeachtung aller Lehrpläne und Richtlinien durch solche das keine Folgen haben könnte, was man auch beachten müßte, so daß mich nicht die bestehenden bürokratischen Hürden zufriedenstellen.
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Du meinst also tatsächlich, dass es eine gute Sache wäre, wenn Damen ab 40 Jahren, die noch nie einer intimen Beziehung pflogen, keinen Sexualkundeunterricht gäben? Lustig. Wie sorgt man denn dafür? |
Ja. Daß es durchaus schwierig wäre, dafür zu sorgen, wurde ja bereits erwähnt, aber davon unabhängig läßt sich die Eignung diskutieren, handelt es sich gerade beim Sexualkundeunterricht um ein immer wichtiger werdendes Thema (Geschlechtskrankheiten wie AIDS, ungewollte Schwangerschaften usw.), das eine gewisse Erfahrung (im Gegensatz zu anderen Fächern, um auf Deine Vergleiche von vorhin zurückzukommen) voraussetzt: Es geht dabei um Menschenleben, um Schicksale.
_________________ "Unwissenden scheint, wer Weises sagt, nicht klug zu sein." (Euripides)
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