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Hilfe, das Mehrheitswahlrecht ist im Anmarsch!

 
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Cato
Der Freund der Bösen



Anmeldungsdatum: 13.08.2005
Beiträge: 970
Wohnort: Wolkenkuckucksheim

Beitrag(#567342) Verfasst am: 18.09.2006, 20:02    Titel: Hilfe, das Mehrheitswahlrecht ist im Anmarsch! Antworten mit Zitat

Wahrlich es gibt wenig Gutes über die Demokratie in Deutschland zu berichten; streng genommen handelt es sich beim hiesigen politischen System ohnehin um eine, vom Volk, auf Zeit, gewählte Oligarchie, mit despotischen Kompetenzen. Dem Volk wird jede aktive Beteiligung verweigert, weder muss es Gesetze, Verfassungsänderungen oder Staatsverträge absegnen, noch beschließt oder verwirft es internationale Abkommen; es hat auch nicht die Entscheidung über Krieg und Frieden in seinen Händen und es vergibt auch nicht die Ämter durch Wahl oder Losentscheid. Das Herrschen haben die Parteien dem Volk abgenommen und sind nun unzufrieden, dass ihrer so viele gewählt werden. So richtet sich ihr Groll nun gegen das einzig fortschrittliche und lobenswerte Element dieses Staates: Das Verhältniswahlrecht. Eigentlich ist dieses unverzichtbar in einer repräsentativen Demokratie, sofern man Minderheiten ein politisches Gewicht und einen, sie repräsentierenden, Grad an Teilhabe einräumen will. Der Staat profitiert schließlich davon, wenn kleinere Strömungen Themen ansprechen, die ansonsten keine Beachtung finden würden. Namentlich die Grünen tun dies. Selbsternannte Parteienkritiker wollen aber dieses Übel noch verstärken und betätigen sich nun als Roland Koch; und ganz wie dieser versuchen sie uns dumme Ideen aus Amerika anzudrehen, wie beispielsweise das Mehrheitswahlecht:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,437615,00.html

Freilich, als es Bush ins Präsidentenamt trug, da wurde es noch als undemokratisch gebrandmarkt, das Mehrheitswahlrecht; doch nun ist es das Wundermittel, von dem alle träumen – zumindest ist Heiner Geißler auch schwer begeistert davon.

Zitat:
Den Wählern kann man keinen Vorwurf machen. Vielmehr handelt es sich um ein Problem des Wahlsystems. Das Verhältniswahlrecht ist schuld an diesem Trend zur Zersplitterung. Der Philosoph Karl Popper hat einmal als Grundregel der Demokratie formuliert, dass das Wahlrecht die Möglichkeit geben muss, schlechte Regierungen wieder loszuwerden. Bei uns ist das oft gar nicht möglich. In Mecklenburg-Vorpommern hat die SPD gewaltig verloren und wird wohl trotzdem wieder den Ministerpräsidenten stellen, weil die Koalitionsmehrheit ausreicht. Deshalb sollte man auf Landesebene über eine Abschaffung des Verhältniswahlrechts nachdenken.


Ein merkwürdiges Demokratieverständnis kommt hier zum Ausdruck; immerhin weiß doch jedes Kind, dass in einer Demokratie das Volk selbst regiert und sich somit ja unmöglich selbst abwählen kann.

Zitat:
Im angelsächsischen Mehrheitswahlrecht stehen nur Direktkandidaten zur Wahl. Es gibt keine Listen. Das führt dazu, dass nur eine Partei die Mehrheit bekommt und ihr Programm ohne Abstriche durchsetzen kann. Es gibt einen klaren Verantwortlichen für die Politik, und der Wähler kann bei der nächsten Wahl die Konsequenzen ziehen.


Verantwortlichkeit? Es gibt hier eine Verantwortlichkeit für die Regierungstätigkeit? In der Art der römischen Republik, wo der Amtsträger während seiner Amtszeit zwar immun war, aber danach mit Anklagen rechnen musste? Oder meint der gute Mann, dass der Wähler eine Partei als verantwortlich wahrnehmen muss. Nur, tut er das nicht auch bei einer Koalition, wo er allen Beteiligten die Verantwortung für Erfolge und Misserfolge zuweißt (sofern, er nicht den Eindruck hat, dass einen der Partner mehr oder weniger Anteil an selbigen zufällt)? Wozu also der Terz? Aber die Vision, dass die CDU ihr Programm in Zukunft ohne Abstriche durchsetzten kann, gefällt mir ganz und gar nicht. Könnten wir die Dummheiten Brünings und die darauf notwendig folgende Tyrannis überspringen und gleich eine verfassungsgebende Versammlung einberufen, um das politische Leben neu zu ordnen?

Zitat:
Das ist die Kehrseite. Die politischen Köpfe der kleinen Parteien müssten sich in die großen integrieren, wenn sie Karriere machen wollten. Das ist ein großer Nachteil, aber noch viel undemokratischer ist es, dass der Wähler keine politische Verantwortung zurechnen kann. Nicht der Wähler bildet bei uns die Regierung, sondern die Parteiführer in Koalitionsverhandlungen nach der Wahl.


Vergibt nicht der Wähler die Stimmen, aus denen sich dann die Stimmanteile der einzelnen Parteien ableiten, und damit auch die Zahl der möglichen Regierungskonstellationen? Wo läge hier also der Vorteil? Ob nun ein Parteifürst, mit absoluter Mehrheit, eine Regierung von seinen Gnaden einberuft oder ob mehrere Parteifürsten sich auf eine Regierung einigen müssen, einen wirklichen Unterschied macht dies nicht – das Volk, zumindest, steht so oder so vor verschlossenen Türen und muss mit dem Ergebnis leben. Viel eher wäre es sinnvoll, den Fraktionszwang zu verbieten und so den Abgeordneten von seiner Partei unabhängiger zu machen. Die hier angedachte Übernahme englischer und amerikanischer Vorbilder verschlimmert nur die politische Misere: In Amerika wird der Präsident direkt vom Volk gewählt, das Amt des Parteivorsitzenden hat dort nicht dieselbe Machtfülle wie in Europa, wo der Parteivorsitzende automatisch fast immer auch Regierungschef ist. Auch sind dort die Parteien weniger hierarchisch und dogmatisch geprägt und die verschiedenen Fraktionen umfassen ein weiteres Spektrum. In Großbritannien dagegen kann man die Auswirkungen des Mehrheitswahlrechts in europäischen Verhältnissen studieren: Blairs New Labour wurde mit weniger als 40% der Stimmen gewählt, regiert aber mit einer soliden Mehrheit. Das Mehrheitswahlrecht verstärkt also die Entfremdung zwischen Staat und Bürgern, da nur noch die relative Mehrheit zählt und somit die Ohnmacht gegenüber der Regierung noch weiter verstärkt wird.
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Im Übrigen bin ich dafür, dass der Monotheismus zerstört werden muss.
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menteur
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Beitrag(#567371) Verfasst am: 18.09.2006, 21:12    Titel: Antworten mit Zitat

Prima! Großartig! Gaaaaaaaaaaanz toll! Mit den Augen rollen

Es ist ja auch viel einfacher Probleme zu ignorieren, als sich mit ihnen auseinander zu setzen. Ich glaube nicht, dass das bei der Bevölkerung gut ankommen wird. Das hoffe ich zumindest. Sie wird sich dann noch mehr verhohnepiepelt vorkommen, als sie sich jetzt schon fühlt.
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Stefan
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Beitrag(#567381) Verfasst am: 18.09.2006, 21:32    Titel: Antworten mit Zitat

menteur hat folgendes geschrieben:
Prima! Großartig! Gaaaaaaaaaaanz toll! Mit den Augen rollen

Es ist ja auch viel einfacher Probleme zu ignorieren, als sich mit ihnen auseinander zu setzen. Ich glaube nicht, dass das bei der Bevölkerung gut ankommen wird. Das hoffe ich zumindest. Sie wird sich dann noch mehr verhohnepiepelt vorkommen, als sie sich jetzt schon fühlt.


Die meisten werden's nicht merken, soviel ist sicher. Widerstand vom Volk? Wär' ja was ganz Neues. Obwohl... Am Kopf kratzen , kommt wohl darauf an, wie BILD die Sache sieht.
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menteur
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Beitrag(#567384) Verfasst am: 18.09.2006, 21:38    Titel: Antworten mit Zitat

Na klar. Wer sich sowieso nicht für die Politik interessiert, merkt es am Ende vielleicht nicht einmal oder wird es nur zur Kenntnis nehmen.

Aber für so blöd halte ich das deutsche Volk nun doch nicht, dass es sich darüber keine Gedanken machen wird.
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Stefan
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Beitrag(#567388) Verfasst am: 18.09.2006, 21:42    Titel: Antworten mit Zitat

menteur hat folgendes geschrieben:

Aber für so blöd halte ich das deutsche Volk nun doch nicht, dass es sich darüber keine Gedanken machen wird.


Nicht alle, aber zu viele, würden eine solche Änderung sogar begrüßen. Kommt nur darauf an, wie gut es verkauft wird. Ich bin sicher, eine überwältigende Mehrheit der Deutschen versteht unser Wahlsystem sowieso nicht.
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Stefan
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Beitrag(#567393) Verfasst am: 18.09.2006, 21:50    Titel: Antworten mit Zitat

Cato, ich stimme deinen Aussagen zwar weitestgehend zu, eine akute Gefahr, daß eine Änderung ansteht sehe ich zur Zeit aber nicht. Obwohl ich einer Änderung des Wahlrechts nicht abgeneigt bin. Z.B. wäre ich für die Abschaffung der Fünf Prozent Hürde.
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menteur
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Beitrag(#567395) Verfasst am: 18.09.2006, 21:52    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
menteur hat folgendes geschrieben:

Aber für so blöd halte ich das deutsche Volk nun doch nicht, dass es sich darüber keine Gedanken machen wird.


Nicht alle, aber zu viele, würden eine solche Änderung sogar begrüßen. Kommt nur darauf an, wie gut es verkauft wird. Ich bin sicher, eine überwältigende Mehrheit der Deutschen versteht unser Wahlsystem sowieso nicht.


Oh je, das Merchandizing. Da hast Recht!
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Stefan
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Beitrag(#567396) Verfasst am: 18.09.2006, 21:57    Titel: Antworten mit Zitat

menteur hat folgendes geschrieben:


Oh je, das Merchandizing.


Frage
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menteur
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Beitrag(#567407) Verfasst am: 18.09.2006, 22:08    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
menteur hat folgendes geschrieben:


Oh je, das Merchandizing.


Frage


Sorry, ich meinte Merchandising.


Stefan hat folgendes geschrieben:

Kommt nur darauf an, wie gut es verkauft wird.
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Stefan
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Beitrag(#567411) Verfasst am: 18.09.2006, 22:15    Titel: Antworten mit Zitat

menteur hat folgendes geschrieben:

Sorry, ich meinte Merchandising.


Und ich meinte nicht den Schreibfehler. Wenn du das "Verkaufsgestammel" der Politik als Merchandising bezeichnest, beleidigst du aber die "echten Markenhersteller". zwinkern
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Cato
Der Freund der Bösen



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Beitrag(#567426) Verfasst am: 18.09.2006, 22:35    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
Cato, ich stimme deinen Aussagen zwar weitestgehend zu, eine akute Gefahr, daß eine Änderung ansteht sehe ich zur Zeit aber nicht. Obwohl ich einer Änderung des Wahlrechts nicht abgeneigt bin. Z.B. wäre ich für die Abschaffung der Fünf Prozent Hürde.


Das wäre das andere Extrem und du weißt ja was Aristoteles sagt: Tugend ist die Mitte zwischen zwei nicht wünschenswerten Extremen; die 5 % Klausel stellt einen guten Kompromiss dar und daran sollte man nicht rumdoktern.
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Yrsin
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Beitrag(#567428) Verfasst am: 18.09.2006, 22:35    Titel: Re: Hilfe, das Mehrheitswahlrecht ist im Anmarsch! Antworten mit Zitat

Cato hat folgendes geschrieben:
Ein merkwürdiges Demokratieverständnis kommt hier zum Ausdruck;


Hier eine ausführlichere Meinung Poppers:

Wer soll herrschen?
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"Kein Mensch ist Solipsiist, wenn er auf dem Bürgersteig steht und versucht, sich die Scheisse von den Schuhen zu kratzen." Robert A. Wilson
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Stefan
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
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Beitrag(#567434) Verfasst am: 18.09.2006, 22:43    Titel: Antworten mit Zitat

Cato hat folgendes geschrieben:

Das wäre das andere Extrem und du weißt ja was Aristoteles sagt: Tugend ist die Mitte zwischen zwei nicht wünschenswerten Extremen;


Wo sich aber die Mitte meiner beiden unerwünschten Extreme befindet, definierst nicht du und auch nicht Aristoteles. zwinkern
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Raphael
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Beiträge: 8362

Beitrag(#567435) Verfasst am: 18.09.2006, 22:43    Titel: Antworten mit Zitat

Ein merkwürdiges Demokratieverständnis, in der Tat. Dazu passt die jüngste Steißgeburt des Bundestagspräsidenten Lammers: Da sich die ständigen Wahlen als störend bemerkbar machen, solle die Legislaturperiode des Bundestages auf fünf Jahre verlängert werden. Wer die Wahl als Störfaktor begreift, hat im zweithöchsten Staatsamt nichts zu suchen.
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menteur
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Beiträge: 888

Beitrag(#567436) Verfasst am: 18.09.2006, 22:44    Titel: Antworten mit Zitat

Cato hat folgendes geschrieben:
Stefan hat folgendes geschrieben:
Cato, ich stimme deinen Aussagen zwar weitestgehend zu, eine akute Gefahr, daß eine Änderung ansteht sehe ich zur Zeit aber nicht. Obwohl ich einer Änderung des Wahlrechts nicht abgeneigt bin. Z.B. wäre ich für die Abschaffung der Fünf Prozent Hürde.


Das wäre das andere Extrem und du weißt ja was Aristoteles sagt: Tugend ist die Mitte zwischen zwei nicht wünschenswerten Extremen; die 5 % Klausel stellt einen guten Kompromiss dar und daran sollte man nicht rumdoktern.


Ja eben. Die 5%-Hürde verhindert ja gerade diese Zersplitterung. Und diese Hürde ist doch allemal besser, als eine Regierung durch das Mehrheitswahlrecht.
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menteur
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Beiträge: 888

Beitrag(#567438) Verfasst am: 18.09.2006, 22:46    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
menteur hat folgendes geschrieben:

Sorry, ich meinte Merchandising.


Und ich meinte nicht den Schreibfehler. Wenn du das "Verkaufsgestammel" der Politik als Merchandising bezeichnest, beleidigst du aber die "echten Markenhersteller". zwinkern


Na gut. Nennen wir es einfach "Verkäufergeschwätz" oder auch "Sales talk". zwinkern
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Stefan
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Beiträge: 6217

Beitrag(#567439) Verfasst am: 18.09.2006, 22:48    Titel: Antworten mit Zitat

menteur hat folgendes geschrieben:
Die 5%-Hürde verhindert ja gerade diese Zersplitterung. Und diese Hürde ist doch allemal besser, als eine Regierung durch das Mehrheitswahlrecht.


Ein altes, überholtes Argument. Und gleich kommt bestimmt der Hinweis auf die Weimarer Republik? Die Machtergreifung der Nazis wegen einer fehlenden Maßnahme, die Splitterparteien aus der "Demokratie" raushält? Klasse, gut aufgepasst in der Schule. zynisches Grinsen
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Stefan
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Beitrag(#567444) Verfasst am: 18.09.2006, 22:55    Titel: Antworten mit Zitat

Dr. Degenhart Datterich hat folgendes geschrieben:
Ein merkwürdiges Demokratieverständnis, in der Tat. Dazu passt die jüngste Steißgeburt des Bundestagspräsidenten Lammers: Da sich die ständigen Wahlen als störend bemerkbar machen, solle die Legislaturperiode des Bundestages auf fünf Jahre verlängert werden. Wer die Wahl als Störfaktor begreift, hat im zweithöchsten Staatsamt nichts zu suchen.


Das Argument, daß wegen des fast erzwungenem Populismis wegen anhaltendem Dauerwahlkampfes, keine nachhaltige Politik gemacht werden kann, ist aber auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Sicher, Wahlen abzuschaffen wäre natürlich der falsche Weg. Aber den Status Quo zu verteidigen, halte ich auch nicht für sinnvoll.
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Raphael
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#567447) Verfasst am: 18.09.2006, 23:00    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
Dr. Degenhart Datterich hat folgendes geschrieben:
Ein merkwürdiges Demokratieverständnis, in der Tat. Dazu passt die jüngste Steißgeburt des Bundestagspräsidenten Lammers: Da sich die ständigen Wahlen als störend bemerkbar machen, solle die Legislaturperiode des Bundestages auf fünf Jahre verlängert werden. Wer die Wahl als Störfaktor begreift, hat im zweithöchsten Staatsamt nichts zu suchen.


Das Argument, daß wegen des fast erzwungenem Populismis wegen anhaltendem Dauerwahlkampfes, keine nachhaltige Politik gemacht werden kann, ist aber auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Sicher, Wahlen abzuschaffen wäre natürlich der falsche Weg. Aber den Status Quo zu verteidigen, halte ich auch nicht für sinnvoll.



Man kann ja durchaus Argumente bringen, aber Störung durch die Wahl an sich ist nun mal keines.
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menteur
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Anmeldungsdatum: 11.07.2006
Beiträge: 888

Beitrag(#567448) Verfasst am: 18.09.2006, 23:02    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
menteur hat folgendes geschrieben:
Die 5%-Hürde verhindert ja gerade diese Zersplitterung. Und diese Hürde ist doch allemal besser, als eine Regierung durch das Mehrheitswahlrecht.


Ein altes, überholtes Argument. Und gleich kommt bestimmt der Hinweis auf die Weimarer Republik? Die Machtergreifung der Nazis wegen einer fehlenden Maßnahme, die Splitterparteien aus der "Demokratie" raushält? Klasse, gut aufgepasst in der Schule. zynisches Grinsen


Verwundert

Ach, findest Du? Ich muss gestehen, dass ich da gar nicht so viel Ahnung habe, wie Du glaubst. Ich hab da eigentlich mehr gepennt, als aufgepasst. Diese Überlegung ist vorhin auf meinem Mist gewachsen. Aber gut, dass Du mich darauf hinweist.

Die Mehrheit bekommt man nicht, wenn man keine Stimmen hat, ob es die Hürde gibt oder nicht. Aber das wollen wir eigentlich nicht diskutieren.
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Stefan
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 6217

Beitrag(#567454) Verfasst am: 18.09.2006, 23:09    Titel: Antworten mit Zitat

menteur hat folgendes geschrieben:

Die Mehrheit bekommt man nicht, wenn man keine Stimmen hat, ob es die Hürde gibt oder nicht.


Jein.

Das Unwahrscheinlicherwerden einer Mehrheit durch Splitterparteien wird als Grund für die 5%-Klausel angeführt. Oder mit den Worten von wikipedia:

Zitat:
Sinn einer Sperrklausel dieser Art ist es, eine Konzentration der Sitzverteilung herbeizuführen, um stabile Mehrheiten zu fördern. Eingeführt wurde sie in Deutschland nach den Erfahrungen der Weimarer Republik, in der teilweise eine zweistellige Anzahl von Parteien im Parlament saß und es dadurch zunehmend erschwert worden war, eine tragfähige Regierungskoalition zu bilden. Die dadurch bedingte Situation trug mit dazu bei, dass die extremistischen Parteien am linken und insbesondere am rechten Rand der Gesellschaft verstärkten Zulauf erhielten und schließlich die Diktatur des Nationalsozialismus unter Adolf Hitler die erste deutsche Demokratie ablöste.
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Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#567458) Verfasst am: 18.09.2006, 23:13    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:

Das Argument, daß wegen des fast erzwungenem Populismis wegen anhaltendem Dauerwahlkampfes, keine nachhaltige Politik gemacht werden kann, ist aber auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Sicher, Wahlen abzuschaffen wäre natürlich der falsche Weg. Aber den Status Quo zu verteidigen, halte ich auch nicht für sinnvoll.


Da gibt es doch auch andere Lösungen. Man könnte z.B. alle Landtagswahlen gleichzeitig veranstalten, z.B. genau in der Mitte einer Bundestags-Legislaturperiode. Dann hätte man alle 2 Jahre Wahlkampf.
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menteur
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Anmeldungsdatum: 11.07.2006
Beiträge: 888

Beitrag(#567463) Verfasst am: 18.09.2006, 23:19    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
menteur hat folgendes geschrieben:

Die Mehrheit bekommt man nicht, wenn man keine Stimmen hat, ob es die Hürde gibt oder nicht.


Jein.

Das Unwahrscheinlicherwerden einer Mehrheit durch Splitterparteien wird als Grund für die 5%-Klausel angeführt. Oder mit den Worten von wikipedia:

Zitat:
Sinn einer Sperrklausel dieser Art ist es, eine Konzentration der Sitzverteilung herbeizuführen, um stabile Mehrheiten zu fördern. Eingeführt wurde sie in Deutschland nach den Erfahrungen der Weimarer Republik, in der teilweise eine zweistellige Anzahl von Parteien im Parlament saß und es dadurch zunehmend erschwert worden war, eine tragfähige Regierungskoalition zu bilden. Die dadurch bedingte Situation trug mit dazu bei, dass die extremistischen Parteien am linken und insbesondere am rechten Rand der Gesellschaft verstärkten Zulauf erhielten und schließlich die Diktatur des Nationalsozialismus unter Adolf Hitler die erste deutsche Demokratie ablöste.


Ja. Aber das ändert erstmal nichts daran, dass:

menteur hat folgendes geschrieben:

Die Mehrheit bekommt man nicht, wenn man keine Stimmen hat, ob es die Hürde gibt oder nicht.


Dass dadurch die extremen Parteien Zulauf bekommen, bezweifle ich nicht. Aber danke für das Zitat. ad acta
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Stefan
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Beitrag(#567469) Verfasst am: 18.09.2006, 23:28    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Stefan hat folgendes geschrieben:

Das Argument, daß wegen des fast erzwungenem Populismis wegen anhaltendem Dauerwahlkampfes, keine nachhaltige Politik gemacht werden kann, ist aber auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Sicher, Wahlen abzuschaffen wäre natürlich der falsche Weg. Aber den Status Quo zu verteidigen, halte ich auch nicht für sinnvoll.


Da gibt es doch auch andere Lösungen. Man könnte z.B. alle Landtagswahlen gleichzeitig veranstalten, z.B. genau in der Mitte einer Bundestags-Legislaturperiode. Dann hätte man alle 2 Jahre Wahlkampf.


Ja, denn auch das ist ungewollte Tatsache, daß bundespolitische Ereignisse bis tief in die Ergebnisse der Kommunalwahlen eindringen.
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Stefan
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 6217

Beitrag(#567470) Verfasst am: 18.09.2006, 23:31    Titel: Antworten mit Zitat

menteur hat folgendes geschrieben:

menteur hat folgendes geschrieben:

Die Mehrheit bekommt man nicht, wenn man keine Stimmen hat, ob es die Hürde gibt oder nicht.


Dass dadurch die extremen Parteien Zulauf bekommen, bezweifle ich nicht. Aber danke für das Zitat. ad acta


Die Zusammenhänge zwischen Mehrheiten zusammen zu bekommen und Mehrheiten verhindern zu können, bleiben aber erhalten. Dein "ad acta" nützt da nicht. Sehr glücklich
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menteur
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Anmeldungsdatum: 11.07.2006
Beiträge: 888

Beitrag(#567477) Verfasst am: 18.09.2006, 23:42    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
Die Zusammenhänge zwischen Mehrheiten zusammen zu bekommen und Mehrheiten verhindern zu können, bleiben aber erhalten. Dein "ad acta" nützt da nicht. Sehr glücklich


OK, da kann ich nur hoffen, dass Du bis morgen vergessen hast, mir hier geantwortet zu haben. zwinkern

Ich find den Link zum entsprechenden Post von dir grad nicht (in dem Du sagtest, dass Du dir nicht merkst, wer wie oder was schrieb). Schulterzucken
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Stefan
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 6217

Beitrag(#567480) Verfasst am: 18.09.2006, 23:48    Titel: Antworten mit Zitat

menteur hat folgendes geschrieben:
Stefan hat folgendes geschrieben:
Die Zusammenhänge zwischen Mehrheiten zusammen zu bekommen und Mehrheiten verhindern zu können, bleiben aber erhalten. Dein "ad acta" nützt da nicht. Sehr glücklich


OK, da kann ich nur hoffen, dass Du bis morgen vergessen hast, mir hier geantwortet zu haben. zwinkern

Ich find den Link zum entsprechenden Post von dir grad nicht (in dem Du sagtest, dass Du dir nicht merkst, wer wie oder was schrieb). Schulterzucken


Ich weiß was du meinst. Keine Bange. Prost
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Spartacus Leto
Ist hier raus!



Anmeldungsdatum: 27.08.2005
Beiträge: 5659

Beitrag(#570773) Verfasst am: 23.09.2006, 03:46    Titel: Antworten mit Zitat

Mehrheitswahlrecht? Das einzig gute daran wäre, dass die FDP nicht mehr im Bundestag wäre. Aber die Union hätte ausehend von der derzeiteigen Direktmandatsverteilung eine absolute Mehrheit.

Das gefällt mir überhaupt nicht. Allerdings würde sich die Politk nicht großartig im Vergleich zur Einheitskoalition ändern.
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