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Latina Ausgetreten
Anmeldungsdatum: 28.07.2006 Beiträge: 934
Wohnort: Börn, Hellvetia
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(#573964) Verfasst am: 28.09.2006, 15:06 Titel: |
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Chinasky: Ästhetik ist sicherlich ein Thema, welches mit dem Begriff "Kunst" sehr schnell in Verbindung gebracht wird. Du hast in deinem Beispiel mit dem kommentierten Schachspiel den Begriff "ästhetisch" gebraucht. Ich würde es nun nicht unbedingt so nennen. Für mich ist es eher etwas, was mir innerlich einen Anstoss gibt, mich überhaupt damit zu befassen, mich einzulassen. Es gibt eine Menge an Kunst/Performance, mit welcher ich gar nichts anfangen kann, die ich einfach übersehe, es gibt aber auch viel wo ich merke, dass ich innerlich eine Ablehnende Haltung einnehme (vorallem bei Performances). Aber auch diese ablehnende Haltung ist eine Reaktion auf das Präsentierte und von daher auch wertvoll. Es muss mir nicht alles einfach "gefallen", sonst wäre es zu glatt, zu belanglos.
Ich finde zum Beispiel (in der zeitgenössischen Kunst) die Werke von Cindy Sherman interessant; sie sind spannend, verwirrend, oft hässlich (diejenigen Werke wo sie alte Gemälde darstellt, allerdings sind es Fotografien und immer ist sie auf dem Bild zu sehen). Oder die Fotografien von Nan Goldin, welche eigentlich Schnappschüsse sind und doch so nah gehen.
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Zoff registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 21668
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(#574135) Verfasst am: 28.09.2006, 18:30 Titel: |
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@Suminoto:
Du stellst ständig irgendwelche Behauptungen auf, die Du nicht begründest und die oftmals zumindest fragwürdig sind.
Auf Diskussionsbeiträge gehst Du nicht ein, stattdessen gibt´s ein neues Posting in ähnlicher Form.
Zitat: |
"Es gibt unterschiedliche Kategorien von Kunst. Die höchste Kategorie der Kunst ist die Aktionskunst, deren Hohepriester der Lebenskünstler ist." |
Wer sagt, daß eine Kunstform über einer anderen steht?
Wer legt die Kategorien fest?
Du?
Und wer ist der Lebenskünstler? Warscheinlich auch Du, nehme ich mal an.
Was soll dieser Schwachsinn?
Und was hat es mit der von Dir verlinkten Webseite auf sich?
Soll das Satire sein? Das wäre dann aber nur Kleinkunst, wohl kaum Deine "Kategorie", und auerdem schlechte Satire, da über weite Strecken nicht überspitzt genug, und außerdem fehlt die Pointe.
Oder soll das Dein Ernst sein?
Dann ist es mit Abstand der größte Scheißdreck, den ich je zum Thema Klima gelesen habe, und ich habe zu diesem Thema schon recht viel Unsinn lesen müssen.
Vielleicht klärst Du uns mal auf.
Da ich, ich weiß nicht warum, irgendwie nicht glaube, daß Deine Aufklärung erfolgt, möchte ich mit einem Tip an alle verbleiben:
DON´T FEED THE TROLL!
Zuletzt bearbeitet von Zoff am 28.09.2006, 19:03, insgesamt einmal bearbeitet |
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#574136) Verfasst am: 28.09.2006, 18:32 Titel: |
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Chinasky, vielen vielen Dank. Das war sehr aufschlußreich.
Ich habe mir deine Bilder angesehen und einige davon in meine Sammlung aufgenommen.
Nehmen wir das Winterbild:
Ich brauche keine Erklärung dazu (den Text las ich erst, nachdem ich das Bild ein Weilchen angeschaut hatte). Daß es ein Märchen ist wird sofort klar, normalerweise gehen Fuchs und Hase anders miteinander um. Ich kann mir irgendeinen Dialog dazu ausdenken. Hat eigentlich schon mal irgendein Snob zu dir gesagt, daß es Kitsch sei? Könnte ich mir gut vorstellen.
Gerade hatten wir den Begriff Ästhetik. Wenn ich das definieren darf als etwas, das beim Betrachter (oder Hörer) Wohlgefallen, Behagen, Freude auslöst, dann trifft das auf dieses Bild zu. Und das ist es, was ich in meiner Einseitigkeit von der Kunst verlange und erwarte.
Freilich ist Kunst auch ein Mittel, Zeitkritik zu üben, und so müßte ich Käthe Kollwitz Werke als unästhetisch bezeichnen. Ich mag sie ja auch wirklich nicht. Außerdem ist ihre Kunst heute für mich überflüssig: Da kotzt mich die Tagesschau jeden Abend genügend an. Heinrich Zille hat seine Sozialkritik dagegen in Humor verpackt, wie das auch Charles Dickens so großartig konnte: Bei all seiner Schlechtigkeit und Gemeinheit ist der Schulmeister Squeers doch eine komische Person.
Zitat: | Der Fettschlitten von Beyus wirkt ja auch auf Dich, so sehr, daß Du ihn Dir gemerkt und ihn hier als Beispiel gebracht hast. |
Der hat sich wegen des Aufruhrs, den er verursachte, bei mir eingeprägt. Außerdem sehe ich ihn jedesmal, wenn ich in Ulm ins Museum gehe (ich wohne zehn Kilometer südlich Ulm). Genau aus dem gleichen Grund ist mir Lüpertz Aphrodite so gegenwärtig. Normalerweise verschwende ich auf sowas keinen zweiten Blick.
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Suminoto Außenseiter
Anmeldungsdatum: 17.09.2006 Beiträge: 93
Wohnort: Schwarzwald
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(#575502) Verfasst am: 01.10.2006, 15:08 Titel: Antworten auf an mich gerichtete Fragen. |
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Hallo Jolesch
Hallo Tante Käthe
... und einen freundlichen Gruß ins Forum
Jolesch hat folgendes geschrieben: | Wie mächtig? Gibt es Beispiele für diese Macht? |
Es gibt solche Beispiele. Ich führe gerne folgende 3 typische Beispiele an:
Da ist zunächst das Gemälde von Picasso zu nennen, welches den Titel "Guernica" trägt. Dieses Kunstwerk ist zum Symbol für Kriegsverbrechen geworden. Diese Tatsache bestätigte sich zuletzt am 5. Februar 2003 im UN-Sicherheitsrat in New York. Ehe US-Außenminister Colin Powell seine Falschmeldungen über das irakische ABC-Potential weltweit verkündete, ließ er die dort befindliche Kopie des Anti-Kriegsgemäldes "Guernica" von Pablo Picasso verhüllen.
Ein weiteres typisches Beispiel ist die in Beethovens 9. Sinfonie eingebaute Vertonung einer Dichtung von Schiller. Diese Vertonung hat es immerhin im Jahre 1972 durch demokratischen Beschluss zur Europahymne gebracht. Wenn Beethoven heute noch leben würde, so wäre er von diesem Erfolg keineswegs überrascht, weil genau dies die Absicht Beethovens war, dessen künstlerisches Bemühen ganz gezielt der Weltverbesserung zugedacht war.
Ferner ist Händel zu nennen, der in England tätig war. Als bei einer Aufführung seines Werkes "Der Messias" der König anwesend war, erhob sich dieser von tiefster Ehrfurcht ergriffen von seinem Sitzplatz, und mit ihm alle Anwesenden, als der Chor plötzlich anfing Händels berühmtes "Halleluja" zu singen. Alle Anwesenden hörten stehend der Musik Händels zu, bis der König sich wieder hinsetzte, was erst nach Beendigung des Chorgesangs geschah.
Kein geringerer als Mozart konnte über Händel sagen: "Händel weiß am besten von uns allen, was großen Effekt macht. Wo er es will, da schlägt er ein wie ein Donnerwetter". Selbst Beethoven, als er elend auf seinem Krankenbett lag, deutete mit seinem Finger auf eine vierzigbändige Händel-Ausgabe und sagte zu einem bekannten Klavierbauer, der gerade bei ihm zu Besuch war: "Das ist das Wahre!"
Jolesch hat folgendes geschrieben: | Wer legt diesen Zweck der Kunst fest und wie begründet er diesen? |
Es handelt sich hier nicht um einen von Menschen festgelegten Zweck, sondern um eine in sich selbst begründete Tatsache, mit der man sich ebenso abfinden muss, wie man sich mit dem Vorhandensein der Naturgesetze abfinden muss, ohne dafür eine Erklärung zu haben.
Bei der Kunst als Wegweiser haben wir es mit einer Funktion zu tun, die ebenso unwandelbar ist, wie die Tatsache, daß Materie eine atomare Struktur besitzt. Mit anderen Worten, wir haben es hier mit dem Vorhandensein einer naturbedingten Bestimmung zu tun, gegen die es keine Einrede geben kann, weil die Natur grundsätzlich immer recht hat.
Tante Käthe hat folgendes geschrieben: | Meditiere eine Weilchen über den Satz: "Ich singe weil ich ein Lied hab und nicht weil es euch gefällt." |
Dein Vortag erinnert mich an jemand, der allsonntäglich in der Kirche aus voller Kehle laut und falsch die Kirchenlieder mitgesungen hatte. Als er eines Tages deswegen angesprochen wurde, und gebeten wurde doch etwas leiser mitzusingen, damit er der Gemeinde nicht allzusehr auf die Nerven gehe, gab der tapfere Sänger zur Antwort: "Ich singe nicht der Gemeinde. Ich singe dem Allerhöchsten."
Man kann natürlich auch singen, ohne ein Lied zu haben, völlig grundlos, einfach nur so. Man kann auch rauchen und trinken, ohne dafür eine Begründung zu haben. Auch kann man völlig grundlos Tiere quälen oder jemand verprügeln, einfach nur so. Wer Gutes tun will, braucht ebenfalls dafür keine Begründung anzugeben. Es gibt überhaupt keine Begründung, die eine Tat wertvoller oder wertloser machen kann, als sie an sich schon ist.
Nicht jeder Sänger ist ein Künstler, und muss dies auch nicht unbedingt sein wollen. Es ist ja auch nicht alles Gold was glänzt. Kunst ist etwas Besonderes. Kunst wird von der hinter ihr stehenden Absicht getragen.
Das am schwierigsten zu beherrschende Musikinstrument überhaupt, ist die menschliche Stimme. Der Klang der menschlichen Stimme kann durchaus entzücken und mit Begeisterung erfüllen, kann aber auch das Gegenteil.
Auch kann der Mensch mit von ihm hergestellten Musikinstrumenten wunderbare Töne erzeugen. Er vermag darin sogar eine hervorragende Technik zu entwickeln, welche bezaubert und die Zuhörer lange unter dem Eindruck dieses Zaubers verweilen lässt.
Besucht man beispielsweise ein Konzert, eine Oper oder einen Ballettabend, so erlebt man als Zuschauer nur sehr selten, daß das Dargebotene wirklich singt, spielt oder tanzt. Oft ist unter 30 Darstellern nur einer dabei, der wirklich fasziniert. Oft ist auch gar keiner dabei.
Ein namhafter Choreograph hatte einmal erklärt, warum die meisten Tänzer die Musik mit Füßen treten, warum sie neben der Musik hertanzen und diese nur als Geräuschkulisse betrachten, die gegenüber ihrem tänzerischen Können irrtümlicherweise nur als Nebenrolle angesehen wird. Viele Künstler, die wirklich etwas können und ihre Kunst technisch sehr gut beherrschen, kommen oft über das akademische Niveau nicht hinaus.
Hinzu kommt noch, daß bedauerlicherweise das gesamte Wesen der künstlerischen Darbietung heutzutage mehr denn je unter dem Vorzeichen der Prostitution steht. Die Darbietung von Kunst ist ebenso zur Dienstleistung verkommen, wie das Wesen der Religiosität zum sozialen Dienst.
Wenn für eine künstlerische Darbietung Eintrittsgeld bezahlt wird, so wird für eine erstklassige Präsentation bezahlt, selbst wenn der Eintrittspreis extrem niedrig ist. Niemand bezahlt um schlecht bedient werden zu wollen. Oft wäre der umgekehrte Weg durchaus angemessen, nämlich daß die Künstler diejenigen bezahlen, die es sich antun wollen, ihre künstlerische Darbietungen anzusehen oder anzuhören.
Die Erhebung von Urheberrechten macht alle davon betroffenen Kunstwerke unfrei. Künstler, die einen geschützten Text vertonen und öffentlich verbreiten, können für solches Tun angeklagt und bestraft werden. Urheberrechte spannen Kunstwerke in einen Schraubstock und legen dem künstlerischen Wollen Anderer nicht nur Fesseln an, sondern bedrohen dies obendrein auch noch.
Es ist kein Geheimnis, daß viele Noten das Papier nicht wert sind, auf dem sie gedruckt sind. Bei der Literatur ist dies ebenso, die bedauerlicherweise zum überwiegenden Teil aus Schundliteratur besteht, obwohl Literatur eine vollendete Form der Kunst ist, und gerade das geschriebene und gesungene Wort das schönste Werkzeug der künstlerischen Ausdrucksform ist. Kurzum, die "Möchte-gern-Künstler" waren schon immer in der Mehrzahl.
Tante Käthe hat folgendes geschrieben: | Sprichst du von Bildender Kunst, Poetik, Musik?
Definiere "Tugend"! |
Wenn von Kunst die Rede ist, so ist immer von allen Arten der Kunst die Rede, zu denen auch der Tanz, die Architektur, das Design, die Berichterstattung, die Aktionskunst und das Betragen gehören. Es gibt künstlerische Darbietungen mit und ohne Worte. Der Text eines Liedes ist beispielsweise wichtiger als die Melodie.
Es gibt Komponisten und Interpreten. Ein schlechter Interpret kann die großartigste Komposition entstellen, und ein guter Interpret kann die schlechteste Komposition noch einigermaßen zum Klingen bringen. Diesbezüglich kommt es auf den Sänger an, und nicht auf das Lied. Im etwas größeren Rahmen kommt es dann auf den Dirigenten an, und nicht auf das Orchester.
Die Definition des Wortes "Tugend" ist recht einfach. Es kommt dabei jedoch nicht darauf an, wie ich oder andere Leute diesen Begriff definieren, sondern was Tugend tatsächlich und wirklich ist. Wenn von Tugend die Rede ist, so ist immer vom Betragen des Menschen die Rede. Mit dem Wort "Untugend" ist falsches Betragen bezeichnet.
Die wesentliche Aufgabe der Menschheit liegt nicht in der Kunst, der Religion oder der wissenschaftlichen Forschung, sondern im Lebenserfolg, dessen Grundlage richtiges Betragen ist. Kultur ist und bleibt immer nur ein Mittel zum Zweck, auf welches jedoch nicht verzichtet werden kann, ohne Nachteile hinnehmen zu müssen. Lebenserfolg ist die dringendste Notwendigkeit überhaupt.
Dankbarkeit und Verzicht sind die beiden Grundsäulen der Lebenskunst. Auf diesen beiden Beinen steht der Lebenserfolg. Alle Schwierigkeiten, die mit der Dankbarkeit nicht gemeistert werden können, können mit dem Verzicht überwunden werden.
Es gibt Leute, die gleich auf Anhieb alles verstehen. Andere sind schwer von Begriff und ihnen muss alles dreimal gesagt werden. Manchen auch zehnmal oder hundertmal. Es gibt sogar Langsamdenker wie mich zum Beispiel, die alles tausendmal hören müssen, ehe der Groschen fällt. Aber wohlgemerkt, eine Spätzündung ist keine Fehlzündung !!
Tante Käthe hat folgendes geschrieben: | Welchen Zweck verfolgte Antonio Vivaldi mit seinem Werk "Le Quattro Stagioni" ? Hatte er edle oder unedle Absichten, war sein Werk am Ende gar zwecklos und ganz und gar vom Unterhaltungswert bestimmt? Wollte er den Jahreszeiten Melodien und Klang verleihen? Zu welchem Zweck? Wie sieht die Zweckerfüllung eines Antonio Vivaldi aus? Ist dieser Komponist ein Künstler? |
Diesen offenherzigen Fragen gebührt eine nicht minder offenherzige Antwort. Das Werk "Le Quattro Stagioni" ist zwar ein populärer Ohrwurm, jedoch bezüglich der Aussagekraft weit entfernt von Beethovens neunter Sinfonie. Genau so, wie die Mittelmäßigkeit im Betragen der Menschen allgegenwärtig ist, so ist sie auch auf dem Gebiet der Kunst allgegenwärtig. Viele Künstler haben nur einen einzigen guten Wurf gelandet, und der Rest ist eher von bescheidener Qualität.
Wenn Vivaldi den Versuch unternahm, den Jahreszeiten Melodie und Klang verleihen zu wollen, so ist ihm dies nicht so gelungen, wie er es sich gewünscht haben mag. Dennoch gilt es zu wissen, daß ein ungeschickter und teilweise misslungener Versuch immer noch besser ist, als gar kein Versuch.
Der schönste und bewegendste und gerade deswegen auch bekannteste Satz Vivaldis kommt im Winter vor, und nicht im Frühling, wo er eigentlich hingehört. Auch die traditionelle Reihenfolge hätte Vivaldi ändern können. Der Frühling sollte am Ende stehen, und nicht der Winter, weil der Winter den Tod darstellt, und der Frühling die Auferstehung, wo alles erneut zum Leben erwacht. Der Winter ist kein Ende, sondern nur ein Schlaf. Der Frühling ist ein Neubeginn.
Sicherlich ist Vivaldi ein Künstler gewesen, jedoch nicht so ein großartiger Komponist wie Paganini, Bach, Beethoven oder Händel. Die Durchschlagskraft eines Künstlers wird von dessen Innenleben bestimmt. Auch das Maß der Unabhängigkeit von Geldquellen ist ein entscheidungserheblicher Faktor, wenn es um die Entfaltung von schöpferischer Kraft geht.
Wohlgemerkt, Unterhaltungsmusik kann durchaus sehr angenehm und sehr schön sein. Sie ist wie ein Sonnenschein der gegen Depressionen hilft und das Gemüt erhebt. Aber all dies genügt eben nicht, wenn es darum geht, aus der Mittelmäßigkeit herauskommen zu wollen. Dazu braucht es mehr.
Wenn die meisten Künstler, denen man wie einst, so auch heute fast überall begegnet, lediglich einen mittelmäßigen Eindruck hinterlassen, so hat dies seinen Grund in der Mittelmäßigkeit ihrer Absichten. Jedem Künstler fällt es jedoch leicht, mit höher gesteckten Zielen und mit einem erweiterten Gesichtskreis zu wachsen.
Großartiges Künstlertum fällt leicht, wenn das Gemüt des Künstlers vor Begehren nach schönen und großartigen Darbietungen brennt, und es kann keine schönere und keine großartigere künstlerische Absicht geben, als zu den Bemühungen um Frieden auf Erden einen Beitrag leisten zu wollen.
mit freundlicher Empfehlung
Suminoto
© neuzeitliche elektronische Veröffentlichung
keinerlei Urheberrechte vorbehalten
Verbreitung erwünscht !
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#575515) Verfasst am: 01.10.2006, 15:40 Titel: Re: Antworten auf an mich gerichtete Fragen. |
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Suminoto hat folgendes geschrieben: | Es handelt sich hier nicht um einen von Menschen festgelegten Zweck, sondern um eine in sich selbst begründete Tatsache, mit der man sich ebenso abfinden muss, wie man sich mit dem Vorhandensein der Naturgesetze abfinden muss, ohne dafür eine Erklärung zu haben. |
Soso. Mit Hilfe welcher Methodik hast du denn diese naturwissenschaftliche Erkenntnis gewonnen? Und wie ließe sie sich empirisch überprüfen?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#576012) Verfasst am: 02.10.2006, 13:53 Titel: |
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Suminoto hat folgendes geschrieben: | Der Text eines Liedes ist beispielsweise wichtiger als die Melodie. |
Da liegst du völlig falsch. Genau umgekehrt. Ich liebe Verdis Opern, aber ich spreche kein Wort Italienisch. Gerade in der Oper ist der Text oft nur ein notwendiges Vehikel, damit man die Musik überhaupt singen kann. Und bei der Schlagermusik sind die fremdsprachigen Titel in der Regel deshalb besser, weil man den Text nicht versteht.
Suminoto hat folgendes geschrieben: | Viele Künstler haben nur einen einzigen guten Wurf gelandet, und der Rest ist eher von bescheidener Qualität. |
Stimmt. Wer kennt außer dem Bolero noch was anderes von Ravel? Und was hat Chatchaturian sonst noch geschrieben außer dem "Säbeltanz"?
Es ist allerdings zu bedenken, daß die Kunst (alle Kunst) in unserem Zeitalter weitgehend alle Wirkungsmöglichkeiten verloren hat. Ich erwähnte schon, daß die Maler uns mit Sozialkritik nicht mehr imponieren können, wir kriegen genug davon in Zeitschriften und im Fernsehen. Goyas Bilder erleben wir fast täglich in immer neuer Form.
Nicht anderes ergeht es der Literatur. Charles Dickens konnte mit seinem Roman "Nicholas Nickleby" die Yorckshirer Knabenschulen in die Luft sprengen. Schreibt heute mal einen Roman, in dem teppichknüpfende Kinder vorkommen. Wen schert's? Auch die Bücher von und über Kindersoldaten: Interessant - und sonst?
Kunst ist zum Geschäft pervertiert. Der wahre Kunstkenner ist nämlich der, der sich einen billigen "Kunstdruck" an die Wand hängt. Der Mann, der vor einem Rothko an seinem Schreibtisch sitzt, ist ein Arschloch, das einen "Rahmen" braucht. (Das Bild hängt ja auch hinter ihm, da braucht er es nicht den ganzen Tag zu sehen...)
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Raphael auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.02.2004 Beiträge: 8362
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(#576027) Verfasst am: 02.10.2006, 14:24 Titel: |
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Ahriman hat folgendes geschrieben: | Ich liebe Verdis Opern, aber ich spreche kein Wort Italienisch. |
o tu felix
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Suminoto Außenseiter
Anmeldungsdatum: 17.09.2006 Beiträge: 93
Wohnort: Schwarzwald
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(#577515) Verfasst am: 04.10.2006, 20:51 Titel: |
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Salut zoff
... und einen freundlichen Gruß in die Runde
Ich danke für das Durchstöbern meiner elektronischen Äußerungen und für Deine offenherzige Stellungnahme vom 28. September. In Bezugnahme auf Deine Fragen-Serie werfe ich gerne eine Reihe Entgegnungen hier in den Ring.
zoff hat folgendes geschrieben: | Wer sagt, daß eine Kunstform über einer anderen steht? Wer legt die Kategorien fest? Du? |
Es kommt nicht darauf an, was ich oder was Andere sagen oder festlegen, sondern nur darauf, was tatsächlich der Fall ist. Alles Maßgebende ist durch die Existenz von Naturgesetzen festgelegt. Nirgendwo in der Natur gibt es Gleichheit. Überall in der Natur besteht Hierarchie. Auch auf den Gebieten der Wissenschaft und der Kunst existiert eine naturbedingte Rangordnung.
Genau so, wie die Menschenkunde die höchstrangige Wissenschaft ist, so ist menschliches Betragen die höchste Kunstform, welche einzig nur durch die Lebenskunst zum Ausdruck gebracht werden kann. Alle gegenwärtigen und zukünftigen Ereignisse auf Erden werden durch das Betragen von Menschen bestimmt. Der Mensch ist ein Regulator, weil er auf Erden eine Prozessorfunktion besitzt.
Das Motto abstrakten Denkens lautet: "Gleiches Recht für alle". Dieses theoretische Glattziehen stellt den Versuch dar, dem Wesen der Individualität das ihr eigene Maß entziehen zu wollen, und den sogenannten "Gleichwert" einführen zu wollen, von dem es in der Natur nirgendwo ein Beispiel gibt.
Diese gleichmacherische Geisteshaltung wurde zum Geburtshelfer des Pluralismus, der aus einer Ablehnung natürlicher Rangordnung besteht. Gerade dadurch wurde der Individualität die Wurzel beschnitten, und damit auch ihr ureigentliches Wachstum. Auf solche Weise wird das Besondere eingeebnet, und der Einmaligkeit ihre Quellkraft entzogen.
Mittels dieser Denkweise wurde das Wesen des Unterschiedes in eine Schablone gepresst, und in abstrakte Grenzen verwiesen, die in Wirklichkeit nirgendwo bestehen. Gültigkeit kann eine Behauptung nur dann besitzen, wenn mit ihr auf einen Gegenstand Bezug genommen wird, der bezüglich dessen natürlicher Rangordnung seiner richtigen Ebene zugeordnet ist.
Die Neutralität ist das Fundament eines Denkgebäudes, in welchem die moderne Vielmeinerei ein und aus geht. Gerade die Neutralität ist es, die den vergeblichen Versuch unternimmt, Dinge nebeneinander stellen zu wollen, die von Natur aus übereinander stehen. Das Netz der Neutralität wird heutzutage so fein gesponnen, daß selbst geschickte Denker in den klebrigen Maschen dieser Denkgewohnheit steckenbleiben.
Mann kann leicht einen falschen Eindruck von Wirklichkeiten bekommen, weil es dem Gehirn des Menschen möglich ist, sich in Täuschungen ebenso mühelos zu bewegen, wie in Wahrheiten. Die Neutralität ist bereits zum viel umschwärmten Betrachtungsgegenstand geworden, dem heutzutage mehr denn je mit zungenbrecherischer Ernsthaftigkeit gehuldigt wird.
Neutralität ist schlimmer als Bosheit, weil sie dem geistigen Selbstmord den Weg bereitet. Das gleichzeitige Festhalten an Gedanken, die nicht zusammenpassen, war schon immer die Ursache für Unentschlossenheit. Gerade diese Tatsache ist es, die das Wesen der Neutralität zum Negativismus in höchster Potenz gemacht hat.
zoff hat folgendes geschrieben: | Und was hat es mit der von Dir verlinkten Webseite auf sich? Soll das Satire sein? Das wäre dann aber nur Kleinkunst, wohl kaum Deine "Kategorie", und außerdem schlechte Satire, da über weite Strecken nicht überspitzt genug, und außerdem fehlt die Pointe. Oder soll das Dein Ernst sein? Vielleicht klärst Du uns mal auf. |
Sehr gerne. Nichts lieber als dies !! Die Geißel der Satire als Zuchtrute ist mit den Geboten der Menschlichkeit ebenso unvereinbar, wie eine Strafmaßnahme mit der Höflichkeit. Um die Wirklichkeit ohne witzige Randbemerkungen ertragen zu können, wird ohnehin bereits ein hohes Maß an Humor benötigt.
Satire ist zwecks Verbreitung von Klartext nur ein recht unbeholfenes Werkzeug, weil auch beim Lachen das menschliche Herz weinen kann. Mit Satire kann nur wenig erreicht werden, weil dadurch immer nur Gleichgesinnte erfreut werden können. Mit Satire erreicht man nie, was man anstrebt, und am allerwenigsten eine Änderung der Zustände.
Nicht umsonst sagt ein Sprichwort: "Wohl dem, der nicht da sitzt, wo die Spötter sitzen". Spott und Satire verwunden viel zu stark, um heilsame Kräfte aktivieren zu können. Das Bekunden von Satire ist nur auf dem Rücken von Gefühlen möglich.
Im Grunde genommen handelt es sich bei Satire um eine gezielte Taktlosigkeit, die ohne einen Ausweg zu zeigen, sich mit schwarzseherischem Pessimismus und mit Polemik begnügt, und sich selbst in spöttischem Zynismus, in Ironie, und in wichtigtuerischem Possenreißen sehr gut gefällt.
Mit Satire treibt man die Leute oft unbewusst und ungewollt noch tiefer in jene Fallen hinein, aus denen man sie eigentlich gerne herauslocken möchte. Im Internet kann jeder den Leuten seine Gedanken vorstellen, auch wenn sie unrichtig sind. Und wenn diese Gedanken verrückt aussehen, dann sehen sie eben verrückt aus. Das interessiert die Leute mehr, als manche meinen.
Das Internet ist dafür bekannt, daß man dort Dinge in Erfahrung bringen kann, die sonst nirgendwo zu haben sind. Der große Vorteil von interaktiver Kommunikation ist es, daß es zu ausführlichen Auseinandersetzungen kommen kann. Da der Mensch ein einsichtiges Wesen ist, wird sich im Laufe der Zeit schon das Richtige herauskristallisieren.
Es ist jedenfalls sehr zu begrüßen, wenn alles zur Sprache kommt, und wenn alle frischauf mitreden. Dies ist dann das wunderbare Prinzip der mannigfaltigen Resonanz, deren Ergebnis immer einen mehr oder weniger großen Bezug zum Richtigen hat.
Ein geschliffenes Mundwerk ist wie ein fröhlicher Peitschenknall. Gerade durch eine harmonische Verbindung von Scherz und tiefem Ernst kann das zustande kommen, was man "Humor" nennt. Nur darin kann das Narrentum zu seiner vollen Reife gelangen, die dann der Torheit ihre schönen Gesichtszüge verleiht. Niemand kann ohne Ernst scherzen, ohne dabei der Blödigkeit zu verfallen.
Im ernst gemeinten Scherz küssen sich Weisheit und Narrentum, und bei solch einem vergnüglichen Ereignis sollte man unbedingt beteiligt sein wollen. Komik ist nur dann ein Frevel, wenn ihr der tiefe Ernst fehlt. Im Scherz eines Toren tritt ein tiefgehendes Anliegen in Erscheinung.
Einem Narren ist es nicht um die Gaudi zu tun, sondern um eine Botschaft, die von einem vielsagenden Ernst getragen ist. Narrenphilosophie war schon immer sehr schwerwiegend. Es gilt den unverkennbaren Ernst wahrzunehmen, der in der Narrheit wohnt. Nur betrogene Realisten verkennen die nützliche Fusion von Scherz und Ernst.
Scherz ohne Ernst wirkt oberflächlich. Nur im Gespann mit tiefem Ernst sollte der Scherz auf die Bühne treten oder sich in den Kampf wagen. Der Scherz entspringt einer goldenen Laune. Satire, Zynismus und Spott dagegen nicht.
Jede Kultur und jede Tradition ist umsonst, wenn die Menschheit dadurch nicht vernünftig und klug wird. Es genügt nicht, wenn lediglich die Aufmerksamkeit der Menschheit erreicht wird. Es kommt darauf an, daß ein Stein ins Rollen kommt. Das Verbleiben in der Theorie geht nicht in die Wirklichkeit ein.
Erasmus von Rotterdam war ein Fürst unter den Humanisten, der die Milde des Herzens gepredigt hatte, und dessen unvergessene Großtat darin bestand, daß er der erste Bannerträger des Individualismus gewesen ist. Erasmus hatte sehr häufig und recht vielsagend gelächelt.
Vorbehaltlose Zustimmung entsprach jedoch nicht dem Lächeln dieses Holländers, sondern es bedeutete: "Sei mit Deinem Urteil nicht vorschnell, und nicht gleich endgültig. Warten wir lieber erst einmal ab, wie die Sache weitergeht." Erasmus lächelte nicht hämisch, nicht verächtlich und auch nicht schadenfroh.
Er zeigte mit seinem Lächeln einen gewissen Vorbehalt an, der auf eine Zurückhaltung hinweist, die oft angebracht ist, und jedenfalls besser ist, als eine voreilige Zustimmung oder sofortige Ablehnung. Es bedeutet behutsame Überlegung, die alles prüfen und nur das Richtige behalten will.
mit freundlicher Empfehlung
Suminoto
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Verbreitung erwünscht !
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sanft auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 14.08.2006 Beiträge: 1431
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