Heilige und Weise

[bernstein]

Wenn wir davon ausgehen, daß abgesehen von der großen Zahl der Betrüger tatsächlich auch echte Heilige und Weise existierten bzw. existieren und daß diese zu sehr tiefgreifenden Erkenntnissen über ihr und unser Wesen gelangt sind, wie sollen wir dann unsere Reaktionen auf solche außergewöhnlichen Gestalten begreifen?

Denn sie haben ja nicht nur buchstäblich Milliarden von Mitmenschen inspiriert, sondern sind auch gefoltert, vergiftet, gekreuzigt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden, und zwar oft von gesetzestreuen Bürgern, die die Gesellschaft vor dem Einfluß jener außergewöhnlichen Erscheinungen schützen wollten.

Erschwert wird die Beantwortung der Frage durch die Tatsache, daß einige jener religiösen Gestalten und Meister sich nach konventionellen Maßstäben äußerst merkwürdig verhalten haben. Einige von ihnen scheinen sich absichtlich über die gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit hinweggesetzt, die Herrschenden provoziert und ihre Zuhörer beleidigt zu haben.
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Was sollen wir von diesen Menschen mit ihrem paradoxen Verhalten denken?

[Alzi]

Was scheren Heilige und Weise?

Podeste sind menschengemacht.
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Wer heilt hat recht!

[Woici]

[Shadaik]

[Heike J]

Wie definiert man einen "echten Heiligen" und einen "echten Weisen"?

[Babyface]

[bernstein]

[Kunigunde]

Man muss doch nicht fragen, ob einer heilig ist, sondern warum er heilig gesprochen wurde.
Also muss man die Motive desjenigen im Kontext mit den zu der Zeit herrschenden Verhältnissen kennen. Dann weiß man auch, warum der von bestimmten Herrschern o.ä. verfolgt wurde. Und dann muss man wissen, welche Motive es später gab, ihn heilig zu sprechen, d.h. warum es der Kirche nützt. Dann bleibt von der Heiligkeit nicht mehr viel übrig.

[Heike N.]

[step]

Und man sollte sich fragen, was überhaupt von Personenkult zu halten ist. Konzentriert man sich auf die Weisheiten selbst (selbstverständlich mit der gebotenen Skepsis), erledigt sich das mit den Heiligen übrigens von allein.

gruß/step
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.

[bernstein]

Alle Weltreligionen, und insbesondere die kontemplativen Traditionen, sind sich erstaunlicherweise darüber einig, daß wir unseren Intellekt überschätzen, unser gesamtes geistiges Potential hingegen erheblich unterschätzen.

Diese Traditionen, die in ihrer Gesamtheit die Philosophia perennis, die ewige Wahrheit oder die ewige Psychologie verkörpern, sehen in unserem gewöhnlichen Bewußtsein nichts weiter als halbbewußte Träume, Maya oder die Trance der alltäglichen Realität. Doch behaupten sie andererseits auch, wir könnten uns aus dieser alltäglichen Trance befreien und dadurch einen Zustand erreichen, der Erleuchtung, Befreiung, Erlösung, Moksha oder Erwachen genannt wird.

[Heike J]

[step]

[bernstein]

Es wird wohl kaum jemanden wundern, daß die Sichtweise der Heiligen und Weisen zu allen Zeiten immer wieder starke Gegenreaktionen hervorgerufen hat und daß sie dies in besonderem Maße auch in unserer Zeit tut.

Schon die bloße Möglichkeit der Erleuchtung - einmal ganz abgesehen davon, ob es einen Bereich reinen Gewahrseins oder einen höheren Geist, den die Erleuchtung angeblich enthüllt, tatsächlich gibt - ist von Materialisten, Marxisten und Szientisten bestritten worden.

Genauso sind die Aussagen von Menschen, die von sich behaupten, zu mystischen Einsichten und zur Befreiung gelangt zu sein, als pathologisch abgetan worden, wobei die Psychoanalyse und das, was William James "medizinischen Materialismus" nennt, eine wichtige Rolle gespielt haben.

[step]

[Sanne]

Wenn die Weisen wirklich weiser sind als andere, haben die anderen aus zwei Gründen Angst vor den Weisen: weil die Weisen weiser sind und weil sie anders sind...
Dann müßten die Weisen, wenn sie richtig schlau sind, sich ein bißchen anpassen, um nicht allzusehr aufzufallen, um die anderen an ihrer Weisheit teilhaben zu lassen oder um Kapital aus der Weisheit zu schlagen.
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Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)

[Woici]

[Alzi]

Philosophia perennis, Heilige und Weise:

http://www.transpersonal.at/glossar/Glossar_philosophia_perennis.htm


Bellis perennis (Gänseblümchen)
Der Name leitet sich von lateinisch "bellus" = schön und "perennis" = ausdauernd ab. Die "schöne Ausdauernde" war eine alte germanische Kultpflanze und u.a. der Göttin Freya geweiht.
Steckte sich früher ein Mädchen Gänseblümchen ins Haar, zeigte es damit an, daß es nicht heiraten wolle (freya ist frei, ungebunden).



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Wer heilt hat recht!

[Edgar]

Ein Mensch, der etwas konsequenter und besser tut als ich, der kann mir als heilig erscheinen. Nur anderen Menschen sind andere Dinge heilig, so dass es nie echte und falsche Heilige gibt. Es gibt nur Personen, die etwas vortäuschen, was sie nicht selbst leben, so dass diese dann als Scheinheilige bezeichnet werden. Für viele wirkt heute Cassius Clay wie ein Heiliger. Wer das so sehen will, warum nicht?

[Heike N.]

[Edgar]

Weiß ich doch alles. Doch wer hat ihn nicht bewundert diesen amerikanischen Boxer, der dem amerikanischen Militarismus widerstand und der USA ihren christlichen Rassismus gar ordentlich um die Ohren schlug?
Heiligkeit ist eine Steigerrung von Bewunderrung. Die besten Sportler der Welt stehen beim Namen Muhammed Ali immer noch erfurchtsvoll wie Schulbuben im Raum. Er bewegt noch heute die Gemüter.