beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#585821) Verfasst am: 19.10.2006, 01:36 Titel: Der Treibhauseffekt und die Folgen |
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In der BBC-Reihe Hardtalk war dieser Tage ein ausfuehrliches Interview mit dem britischen Klimatologen Prof.Chris Rapley vom British Antarctic Survey zu sehen, worin er recht beaengstigende Fakten zur globalen Erwaermung infolge des Treibhauseffektes insbesondere durch die steigende Kohlendioxid-Konzentration in der Erdatmosphaere vorbrachte.
Mit sehr ueberzeugenden Argumenten trat er der insbesondere in wissenschaftsfernen US-amerikanischen Kreisen verbreiteten Skepsis entgegen, dass die klimatischen Veraenderungen nicht unbedingt auf menschgemachte Ursachen zurueckzufuehren waeren. So fuehrte Prof. Rapley aus, dass die derzeitige explosionsartige Zunahme der Kohlendioxidkonzentration von der Dimension und dem Zeitrahmen her weit jenseits der natuerlichen Fluktationen innerhalb der letzten 1 Million Jahre liegt.
Ueber die letzte 1 Million Jahre liegen zuverlaessige Daten ueber die jeweilige Kohlendioxidkonzentration in der Erdatmospaehre vor, da das aelteste Eis innerhalb des antarktischen Eisschilds etwa dieses Alter aufweist und im Eis eingeschlossene Luft die Zusammensetzung der Erdatmosphaere zur Zeit seiner Entstehung buchstaeblich einfriert und auch heute noch chemische Analysen zulaesst. Aus diesen Analysen ergibt sich, dass die Konzentration von Kohlendioxid innerhalb der letzten 1 Million Jahre zwischen 180 und 280ppm geschwankt hat, wobei sich Vereisungszyklen von etwa 120 000 Jahren in den Veraenderungen der Kohlendioxidkonzentration niederschlugen. Bereits heute ist der entsprechende Wert deutlich aus seiner historischen Range ausgebrochen und liegt bei 380ppm! Diese Entwicklung ging auch nicht in den bisherigen in Jahrzehntausenden zu messenden Zeitraeumen vor sich, sondern vollzog sich sehr ploetzlich innerhalb der letzten 100 Jahre! Diese Entwicklung liegt weit ausserhalb der natuerlichen Schwankungen, mittlerweile sind wir bereits genauso weit von der historischen Obergrenze der Range entfernt, wie diese Range breit ist und ein Ende ist nicht abzusehen. Prof. Rapley sprach davon, dass Werte von bis 600ppm in einem ueberschaubaren Zweitrahmen nicht nur moeglich, sondern sogar wahrscheinlich sind. Dabei reicht der bisher aufgetretene Spike in der Kurve der Kohlendioxidkonzentration durchaus aus um bereits heute Klimatologen die Schweissperlen auf die Stirn zu treiben.
Bisher korrelierten die Kohlendioxidkonzentration und die jeweilige durchschnittliche Temperatur der Erdatmosphaere, die sich aus der Hoehe des Meeresspiegels ablesen laesst schon recht gut miteinander, wobei nicht jede Erwaermung mit einer Erhoehung der Kohlendioxidkonzentration einherging, da auch kosmische Vorgaenge (Veraenderung der Neigung der Erdachse, Aenderung des Abstands zur Sonne) eine solche Erwaermung ausloesen koennen, aber bisher noch jede Steigerung der Kohlendioxidkonzentration mit einer gleichzeitigen Steigerung der Temperatur der Erdatmosphaere und damit einem Ansteigen des Meeresspiegels zusammen auftrat.
Hier malt Prof. Rapley nun ein recht alarmierendes Bild. Er beziffert den im groenlaendischen Eisschild enthaltenen potentiellen Meeresspiegelanstieg mit ca. 6m, den des antarktischen Eisschilds mit ca. 60m, ein vollstaendiges Abschmelzen der Eismassen vorausgesetzt. Neueste Beobachtungen im Zusammenhang mit den spektakulaeren Abbruechen von Schelfeis in der Antarktis lassen darauf schliessen, dass sich katastrophenhafte Szenarien moeglicherweise viel schneller einstellen werden als bisher befuerchtet. Ein Abschmelzen des Schelfeises hat direkt keinerlei Einfluss auf den Meeresspiegel, da es bereits auf dem Meer schwimmt. Es hat sich allerdings herausgestellt, dass das Schelfeis den dahinterliegenden auf der Landmasse aufsitzenden antarktischen Eisschild stuetzt. Dort wo das Schelfeis bereits fehlt, lasst sich eine dramatische Beschleunigung der Fliessbewegung der den Schelf speisenden riesigen Gletscher beobachten, sodass das Wegbrechen des Schelfeises eben indirekt doch zu einem Ansteigen des Meeresspiegels fuehrt! Im Extremfall kann es sogar passieren, dass riesige Teile von Festlandseis ins Rutschen geraten und ploetzlich ins Meer gleiten! Ueber diese Gefahr laesst sich nicht allzuviel sagen, da hierzu die Topographie des unter dem Eisschild liegenden Landes noch zu ungenuegend erforscht ist.
Alles in allem bleibt als Ergebniss der Ausfuehrungen von Prof. Rapley festzuhalten, dass noch in diesem Jahrhundert ungeheure Umwaelzungen drohen, die ihren Ausgangspunkt letztendlich in den klimatischen Veraenderungen durch den Treibhauseffekt haben. In diesem Zusammenhang ist auch ganz interssant, was BBC-world in einer Reportage vor einigen Wochen berichtete. Dort wurde einer der ersten eindeutigen Klimamigranten vorgestellt, der zweifelsfrei durch klimatische Ursachen gerade zum Heimatlosen wird. Er gehoert einem kleinen Inuit-Stamm an und lebte bisher mit ein paar Dutzend anderen Angehoerigen seines Volkes auf einer kleinen Insel in der Beringstrasse. Die Insel besteht nun nicht aus solidem Fels, sondern im Wesentlichen aus Schlamm, der vom Eis des Permafrostes zusammengehalten wird. Dieser Permafrost ist inzwischen im Schmelzen begriffen und weite Teile der Insel inklusive einiger Haeuser der einzigen Siedlung dort wurden bereits weggespuelt. So endet eine mehrere Tausend Jahre alte, permanente Siedlungsgeschichte dieser Insel, die es in ein oder zwei Jahrzehnten bereits nicht mehr geben wird!
Ein durch den Treibhauseffekt verursachter Anstieg des Meeresspiegels, und sei es nur um wenige Meter und nicht gleich um die durchaus auch moeglichen ueber 60 Meter, wird in Zukunft ausreichen um Hunderte von Millionen von Menschen in den oft sehr dicht besiedelten Tieflaendern das gleiche Schicksal zu bereiten, wie dem kleinen Inuitstamm in der Behringstrasse. Gigantische Wanderungsbewegungen, ohne Vorbild in der bisherigen Geschichte der Menschheit, werden die Folge sein. Insbesondere Bangla Desh mit seinen ueber 100 Millionen Einwohnern koennte in historisch gesehen allernaechster Zeit buchstaeblich von der Landkarte gespuelt werden. Wohin mit diesen vielen Menschen? Vor allem auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Migrantenfeindlichkeit in vielen Laendern, die durch ihren vrschwenderischen Lebensstil die sich abzeichnende Katastrophe zu einem Grossteil mitverursacht haben!
Wenn dabei die Migrationsstroeme nach dem Verursacherprinzip verteilt werden, wobei Laender, die heute pro Kopf mehr Kohlendoxid emitieren dann entsprechend auch hoehere Quoten an Klimafluechtlingen aufnehmen muessten, muesste man in manchen Laendern, darunter auch Deutschland, schon bald erheblich enger zusammenruecken und in den USA wuerden die “Bangladeshis” wohl die staerkste ethnische Gruppe werden…
Achja, eine Folge davon waere wohl, dass sich die ganze Abschieberei in die "Heimatlaender", die vielen beim Stichwort Migration, immer nur einfaellt, von selbst erledigen wuerde, falls man nicht noch auf die Idee kommt Klimafluechtlinge per Gerichtsbeschluss im Seegebiet ueber ihrer alten Heimat verklappen zu lassen, manchen Populisten wuerde ich solche Vorschlaege durchaus zutrauen..
Gruss, Bernie
_________________ Defund the gender police!!
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