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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16361
Wohnort: Arena of Air
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(#595901) Verfasst am: 03.11.2006, 02:41 Titel: |
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zarathrusta hat folgendes geschrieben: | amerikanische verhältnisse für unternehmer müssen her -schleunigst ,denn dort ist es so das der faulste kundenunfreundlicchte unternehmer in kurzer zeit bankrott geht nicht so wie hier. |
Aber ja. Das ist ein Wirtschaftssystem, in dem Alles nur noch auf Pump funktioniert, der Durchschnittsbürger mehr für seine Schulden ausgeben muß, als er im Monat verdient, und dessen Währung selbst praktisch auch nur noch durch Schulden gedeckt wird. Im Rahmen des "Shareholder Value"-Konzeptes, das dort seit den 1980er Jahren gepflegt wird, wurden in Wirklichkeit doch die wahren Werte der Wirtschaft vernichtet.
Zwar ist man damit ein Stück weiter als bei einer reinen Gewinnorientierung. Denn der Witz ist, daß beim "Shareholder Value" schon die zukünftige Entwicklung betrachtet wird. Aber das ist eben eigentlich eine Betrachtung, die sich auf den Kauf von Unternehmen und nicht auf die Führung von Unternehmen bezieht, und daher die falschen Entwicklungsschwerpunkte setzt.
Der "Kundenwert" -- also der vom Kunden wahrgenommene "Mehrwert" der angebotenen Leistung über seine Kosten hinaus (Def. von Porter) bzw. als Relation zwischen den Kosten, die er von sich aus dafür zahlen würde und den Kosten des Erwerbs (Def. von D'Aveni) -- ist natürlich ein Erfolgsfaktor dafür, da natürlich auch zur langfristigen Förderung des Unternehmenswertes auch kurzfristige Einnahmen notwendig wird. Aber der Kunde wird in diesem Konzept nur als "Mittel zum Zweck" und quasi als immer verfügbar gesehen.
Das "Stakeholder Value"-Konzept ist ein wenig besser, weil es festhält, daß die Entscheidungen von Unternehmen nicht nur der Gruppe der Anteilseigner zugute kommen sollten. Aber Fredmund Malik argumentiert in "Top Management", daß eben jenes Konzept genau so schädlich für das unternehmerische Handeln sei: Der Kunde habe gar keine Ansprüche an ein Unternehmen, sondern er kaufe schlicht und ergreifend bei einem anderen Unternehmen, wenn Firma A ihm den Wert nicht bieten könne, den er suche. Deswegen müsse die Schaffung von "Kundenwert", und alle anderen Werte (shareholder value, stakeholder value) seien erst von nachgelagerter Bedeutung und dürften entsprechend auch keine Ziele sein, auf die hin man optimieren sollte, weil eben dies zu einer o.g. "Suboptimierung" führen würde.
Malik kritisiert, daß die US-Manager diese Relation im Rahmen ihrer Ausbildung nicht lernten und sich auch in der Praxis nicht zu einem Umdenken genötigt sähen, weil sowohl die Politik als auch ein Großteil der Unternehmen der Meinung seien, Maßnahmen, die den Aktienindex hochtreiben, seien der Wirtschaft förderlich. Das Management auf Basis des Kundenwertes mit seinen doch eher "weichen", subjektiv geprägten Bewertungsmaßstäben ist natürlich schwieriger zu bewerkstelligen als das stark kennzahlorientierte ShV-Management, aber "das wahre Management" beginne eben erst dort, wo eben nicht mehr der Controller die Unternehmensstrategie planen könne. (Ähnlich wäre es wohl, daß wenn ein Arzt an den Symptomen herumdoktort, der Patient dennoch immer noch krank bleibt.)
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#595920) Verfasst am: 03.11.2006, 09:26 Titel: |
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Celsus-2006 hat folgendes geschrieben: | Ob und wann man reich genug ist, muss nun mal jeder selbst festlegen. Man sieht an den Betrugsaffären unter Spitzenverdiedern in der freien Wirtschaft, dass es sehr wichtig ist, noch mal eben schnell ein paar 100.000€ nebenher zu machen, auch wenn man schon eine Jahreseinkomen in Millionennähe hat. Schließlicu hat Kollege X eine größere Yacht im Lausanner See als man selbst.
Oder man sehe sich die vielen Milliardäre an. Hören die auf, Profitmaximierung zu betreiben, bloß weil sie schon nicht mal merh ihre Zinsen ausgeben können?
Also, kein Neid.
| Doch Neid.
Zitat: |
Für diese Leute muss es brummen, an der Börse und auf dem Konto. Ihr seid scheißegal. Verfügungsmasse, Standortnachteil, nicht renditetaugliches Humankapital, Mitarbeiter, die man abbauen muss.
Außerdem: Wenn wir alle nur noch die Hälfte verdienen würden und dafür aber doppelt soviel arbeiten müssten, und das am besten bis 75, dann ginge es uns allen besser. |
Die Hälfte von 5,00 Euro die Stunde?
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#595922) Verfasst am: 03.11.2006, 09:32 Titel: |
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Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | Thao hat folgendes geschrieben: | Damit die Reichen reicher werden. |
Aber was nutzt mir Reichtum, wenn ich ihn ständig verteidigen muss und ihn nicht geniessen kann?
Was bringt es mir, mehr zu haben als mein nachbar?
| Das sagst du nur weil du arm bist.
Zitat: |
Ist es nicht entscheidend, dass ich 'genug' für mich habe?
Alles, was man über 'Genug' hinaus besitzt (und damit meine ich inclusive Vorräte für schlechte Zeiten), ist doch nur Belastung statt Nutzen.
Nur an sich zu raffen um zu besitzen ist doch unökonomisch!
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In der Bibel steht: "Wer da hat, dem wird gegeben werden. Und wer nichts hat, dem wird auch das wenige noch genommen, was er hat."
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Valen MacLeod Antitheist
Anmeldungsdatum: 11.12.2004 Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden
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(#595964) Verfasst am: 03.11.2006, 12:59 Titel: |
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Es hat lange genug gedauert dass man sich eingestand, dass unser Gesundheitssystem so nicht funktonieren kann. Und man versuchte es immer noch mit alten Mitteln in Gang zu halten.
Ähnlich ist es mitunserem Wirtschaftssystem. Wie lange wird man da brauchen zu erkennen, dass es nicht funktioniert??
_________________ V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.
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Konstrukt konstruktiver Radikalist
Anmeldungsdatum: 19.08.2005 Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten
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(#595980) Verfasst am: 03.11.2006, 13:33 Titel: |
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Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: |
Ähnlich ist es mitunserem Wirtschaftssystem. Wie lange wird man da brauchen zu erkennen, dass es nicht funktioniert?? |
Solange eine Macht- und Geldelite davon profitiert funktioniert sie doch ....nein, Du hast völlig recht.
_________________ "Geisteskrank den eignen Namen sagen: Ich ich ich ich denke also bin ich - Bin ich nicht! Ich ist geisteskrank. Und kauf mir was." (Peter Licht)
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Valen MacLeod Antitheist
Anmeldungsdatum: 11.12.2004 Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden
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(#596032) Verfasst am: 03.11.2006, 15:32 Titel: |
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Konstrukt23 hat folgendes geschrieben: | Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: |
Ähnlich ist es mitunserem Wirtschaftssystem. Wie lange wird man da brauchen zu erkennen, dass es nicht funktioniert?? |
Solange eine Macht- und Geldelite davon profitiert funktioniert sie doch ....nein, Du hast völlig recht. |
Das kann sie von mir aus ruhig weiterhin. Nur müssen wir von einem linearen endlich zu einem zirkularem System kommen. Die Rohstoffengpässe der deutschen Wirtschaft durch die erhöhte Nachfrage der Schwellennationen besonders in Asien sind nur ein erstes Symptom.
_________________ V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.
Zuletzt bearbeitet von Valen MacLeod am 03.11.2006, 23:38, insgesamt einmal bearbeitet |
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Stefan auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 6217
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(#596217) Verfasst am: 03.11.2006, 20:03 Titel: |
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Allianz verdoppelt Gewinn, läßt aber nicht vom geplanten Stellenabbau ab. Gleichzeitig beschließt die Regierung eine Unternehmenssteuerreform und verschenkt dadurch mal eben 5.000.000.000 Euro. Und auch die Steuermehreinnahmen durch die Konjunkturblase vor der MwSt.-Erhöhung in Höhe von 40.000.000.000 Euro gehen zu einem gutem Teil an die Arbeitgeber, anstatt endlich mal in Bildung zu investieren. Wann kann man bei ebay endlich Handgranaten kaufen?
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Torsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.09.2003 Beiträge: 3456
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(#596241) Verfasst am: 03.11.2006, 20:36 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: |
Ich hatte es immer so verstanden, dass 'die Wirtschaft' die Aufgabe hat die für die Menchen nötigen Waren und Dienstleistungen bereitzustellen. Sie darüber hinaus zum Selbstzweck zu erheben ist doch widernatürlich und pervers!
Ist es wirklich so simpel? Oder bin ich nur der Einzige, der das erkennt? |
Es gibt nicht "die Wirtschaft". Es gibt Anbieter, Nachfrager, Arbeitnehmer, Arbeitgeber. Und von diesen hat keiner das große ganze, sondern jeder sein individuelles Interesse im Auge.
Das ist nicht pervers (=abnorm), sondern völlig natürlich. |
http://www.orden.de/ordensl/index.php
Zitat: | Ordensleute wollen mit ihrer Lebensform eine lebendige Erinnerung daran sein, daß das Leben mehr ist als Essen und Trinken, als Raffen und Schaffen, als die knappe Zeitspanne zwischen Geborenwerden und Sterben.
Ordensleute stehen dafür, daß es wichtiger ist zu sein als etwas oder vieles zu haben, daß das Leben auch über den irdischen Tod hinausragt, daß das Loslassen des eigenen Ich nicht Verlust bedeutet, sondern aus der Isolation zur Gemeinschaftserfahrung führt. |
Auch der Neoliberalismus kann die Erinnerung an Wahrheit, mit seiner Lüge der zum Selbstzweck gewordenen Reichtumsvermehrung, die in Wirklichkeit nur ein erbärmliches konsumieren und ein gemeingefährliches produzieren ist, eben nicht ganz ausrotten.
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