Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
|
(#596249) Verfasst am: 03.11.2006, 20:55 Titel: |
|
|
hehehe hat folgendes geschrieben: | ...oder der Demokratie. Wahrheit durch Mehrheitsentschlüsse zu ersetzen, ist nämlich nur in einem ganz abgegrenzten Bereich von politischen Entscheidungen eine zulässige Option. |
In der Demokratie geht es vor allem auch darin die Richtung vorzugeben und die Wünsche der Bevölkerung zu berücksichtigen. Es gibt kein perfektes Tempolimit für die Autobahn, sondern das ist, wie in vielen Fällen, eine Abwägung mit Vor- und Nachteilen.
Der verstaubte Katholizismus gibt uns auf die komplexen Fragen, einer komplexen, modernen Welt keine Antworen. Er gibt uns sogar äußerst absurde und kontraproduktive Antworten. Siehe Kondome. Oder siehe Stammzellenforschung. Eine embryonale Stammzelle soll wichtiger sein, als Erwachsene Menschen, die an schrecklichen Krankheiten leiden???
hehehe hat folgendes geschrieben: |
Will man schließlich ALLES (also auch alle Werte und Normen einer Gesellschaft) dem Mehrheitsentschluss unterwerfen, steht der nächste Hitler schon vor der Tür. Dummes Volk, das ihn wählen würde, gibts auch genug. |
Was sagt uns das jetzt über katholische Mehrheiten?
Die Wahrheit richtet sich in der Tat nicht nach der Mehrheit. Sonst wäre z.B. der Katholizismus in Österreich war. Er ist und bleibt aber unwahr und deshalb verschwindet er von der Bildfläche. Dämonen, drachentötende Heilige, jungfräuliche Geburten, ... , solche Märchen sterben aus.
Übrigens hat Hitler ähnlich argumentiert, wie du. Die deutsche Gesellschaft betrachtete als marod und fehlgeleitet. Er wollte dem Volk auf seinen objektiven, arischen Weg zurückführen. Andere Meinungungen und Ideologien können da nur stören.
hehehe hat folgendes geschrieben: |
Ich nicht, zumal ich nicht so unwissend bin zu denken, es gebe "die Religion". Gewisse Religionen, allen voran das Christentum, haben eine schwere Krise (BEI UNS wohlgemerkt - schau mal auf die Weltkarte, was das absolut bedeutet ) während Esoterik und asiatisches religiöses Gedankengut einen riesigen Boom erfahren. Der Offenbarungscharakter des Christentums passt nicht in den relativistischen Zeitgeist und auch nicht zum heutigen Ideal des Menschen, möglich individuell, autonom, autark und unabhängig zu sein, und primär nach Verwirklichung der eigenen Interessen zu streben (ein Gott, der Forderungen an mich stellt und mich danach richten wird, ist in diesem Kontext eine eher störende Vorstellung); anderes reliöses Gedankengut ist damit jedoch wunderbar kompatibel (und erfährt dementsprechend einen Boom). |
Wenn der Katholizismus am "Zeitgeist" scheitert, na dann taugt er wohl nicht viel. Euer Gott schafft es nicht allen Menschen seine Überzeugungen zu übermitteln?
hehehe hat folgendes geschrieben: | Die genannten zeitgeistigen Strömungen, die mit dem Christentum kollidieren, werden aber meiner Einschätzung nach nicht lange überlebensfähig sein, da sie enorme gesellschaftliche Probleme aufwerfen, die heute schon überdeutlich zu erkennen sind. Eine zunehmende Atomisierung der Menschen, Individualisierung und ein Leben rein aus dem Egoismus und dem Drang nach Verwirklichung des Selbst, die einhergehende menschliche Kälte und Vereinsamung, die gigantischen wirtschaftlichen Probleme die sich ergeben wenn jeder nur noch nehmen und keiner mehr geben will, das Wegschwinden von gesellschaftlichem Konsens in allen Bereichen und die damit einhergehende Orientierungslosigkeit und Verwahrlosung der jungen Generation |
hehehe, der Menschenfreund hat gesprochen.
Verwahrlosung der Jugendlichen? Was für ein Unsinn! Die Jugend ist so intelligent und gebildet, wie nie zuvor. Auch beging sie nie zuvor weniger schwere Gewaltverbrechen. Es geht im großen und ganzen aufwärts. Es gab niemals eine bessere Zeit zu leben, als die heutige und die Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen.
Alte Zyniker, wie du, die sich einreden, dass früher alles besser war, tun mir leid.
Hitler und die Nazis haben übrigens nicht anders argumentiert. Sie schrieben sich eine furchtbare Krise und eine Marodierung der deutschen Gesellschaft herbei. Und sie wollten die deutsche Gesellchaft wieder auf ihren vorbestimmten, arischen Weg bringen. Wiedersprüchliche Ansichten, wie Internationalismus und dergleichen würden nur stören und die deutschen von ihrem wahren Weg abbringen. Die NPD argumentiert bis dato nicht anders.
|
|
Nach oben |
|
 |
Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
|
(#596251) Verfasst am: 03.11.2006, 20:58 Titel: Re: Passen Atheismus und Demokratie zusammen? |
|
|
milhous hat folgendes geschrieben: | Nur waren die USA nicht von Anfang an demokratisch oder würdest du ein Land das die Sklaverei und Diskriminierung erlaubt, gegenüber Indianern eine Art ethnische Säuberung betrieb etwa als Teil einer Demokratie bezeichnen?
An Anfang hatten die USA ein Zensuswahlrecht, besitzlose weisse Männer durfte nicht wählen, Schwarze, Frauen und Indianer waren vom Wahlrecht ausgeschlossen. |
Diesen Einwand habe ich hier schon mehrfach gelesen und er ist nicht stichhaltig. Es ist besser, wenn zumindestens weiße Männer wählen, also wenn nur ein Monarch bestimmt, was Sache ist. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Abgesehen davon gab es auch weiße Sklaven und freie Schwarze. Das Wahlrecht war niemals explizit rassistisch. Frauen durften in der Tat nicht wählen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Torsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.09.2003 Beiträge: 3456
|
(#596252) Verfasst am: 03.11.2006, 21:01 Titel: Re: Passen Atheismus und Demokratie zusammen? |
|
|
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Es ist besser, wenn zumindestens weiße Männer wählen, also wenn nur ein Monarch bestimmt, was Sache ist. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. |
Nur irgendwie scheint die Welt über diesen Schritt nicht hinauszukommen. MWS, das Männlich Weisse Syndrom, rulez the World.
|
|
Nach oben |
|
 |
Komodo Maggots!
Anmeldungsdatum: 27.05.2005 Beiträge: 4588
Wohnort: 2Fort
|
(#596253) Verfasst am: 03.11.2006, 21:04 Titel: |
|
|
Krabat hat folgendes geschrieben: | Komodo hat folgendes geschrieben: | Doch, das tut es. Je gebildeter eine Gesellschaft, umso weniger spielt Religion eine Rolle. |
Perfekte Begründung. Klassische Bildung, nehme ich an? | Fragst du nach meiner Bildung oder die Bildung der Gesellschaft?
|
|
Nach oben |
|
 |
Hatuey registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.02.2004 Beiträge: 2821
|
(#596257) Verfasst am: 03.11.2006, 21:13 Titel: Re: Passen Atheismus und Demokratie zusammen? |
|
|
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | milhous hat folgendes geschrieben: | Nur waren die USA nicht von Anfang an demokratisch oder würdest du ein Land das die Sklaverei und Diskriminierung erlaubt, gegenüber Indianern eine Art ethnische Säuberung betrieb etwa als Teil einer Demokratie bezeichnen?
An Anfang hatten die USA ein Zensuswahlrecht, besitzlose weisse Männer durfte nicht wählen, Schwarze, Frauen und Indianer waren vom Wahlrecht ausgeschlossen. |
Diesen Einwand habe ich hier schon mehrfach gelesen und er ist nicht stichhaltig. Es ist besser, wenn zumindestens weiße Männer wählen, also wenn nur ein Monarch bestimmt, was Sache ist. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Abgesehen davon gab es auch weiße Sklaven und freie Schwarze. Das Wahlrecht war niemals explizit rassistisch. Frauen durften in der Tat nicht wählen. |
Aber es dauert 100 Jahre bis alle Schwarzen das Wahlrecht erhielten, Frauen durften erst 1920 auf Bundesebene wählen, Indianern wurde das Wahlrecht viel später gewährt. Als Beispiel einer christlichen geprägten Demokratie taugt die USA nicht. Demokratie bedeutet übersetzt Herrschaft durch das Volk.
England besass zur selben Zeit ein Wahlsystem, dass auch nur Haushaltsvorstehern das Wahlrecht zugestand, die über Besitz verfügt.
|
|
Nach oben |
|
 |
Cato Der Freund der Bösen
Anmeldungsdatum: 13.08.2005 Beiträge: 970
Wohnort: Wolkenkuckucksheim
|
(#596261) Verfasst am: 03.11.2006, 21:18 Titel: Re: Passen Atheismus und Demokratie zusammen? |
|
|
Krabat hat folgendes geschrieben: | Die westlichen Länder, die die Demokratie "erfunden" haben sind nicht atheistisch, und das Mutterland der Demokratie, die USA sind schon gar nicht atheistisch. |
Das Mutterland der Demokratie ist aber das antike Griechenland, namentlich Athen. Die Griechen aber glaubten an die Olympischen Götter. Was uns zu der Frage führt, ob Christentum und Demokratie zusammenpassen.
Krabat hat folgendes geschrieben: | Im christlich orientierten Staat USA herrscht heute Demokratie und Freiheit, während in atheistischen Staaten wie Nordkorea Diktatur herrscht. |
Ach ja, Christentum und Demokratie. Nachdem man ihnen den Faschismus weggenommen hatte, die kommunistische Gefahr ihnen aber noch immer auflauerte wurden sie auf einmal Demokraten und Verfechter der Menschenrechte und fanden sich ein im westlichen Lager des kalten Krieges. Was allerdings gläubige Christen tatsächlich von demokratischen Bewegungen denken, das erzählt uns nun der Martin Luther und bitte:
Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern
Zitat: | Im vorigen Buchlin turste ich die Bauren nicht urteilen, weil sie sich zu Recht und besser Unterrischt erboten, wie denn Christus gebeut, man solle nicht urteilen, Matth. 7. Aber ehe denn ich mich umsiehe, fahren sie furt und greifen mit der Fause drein mit Vergessen ihrs Erbietens, rauben und toben und tun wie die rasenden Hunde. Dabei man nu wohl siehet, was sie in ihrem falschen Sinn gehabt haben und daß eitel erlogen Ding sei gewesen, was sie unter dem Namen des Evangeli in den zwelf Artikeln haben furgewendet. Kurzum, eitel Teufelswerk treiben sie. Und in Sonderheit ist's der Erzteufel, der zu Möhlhusen regiert und nichts denn Raub, Mord, Blutvergießen anricht, wie denn Christus Joh. 8 von ihm sagt, daß er sei ein Morder von Anbeginn. Nu, denn sich solche Baurn und elende Leute verfuhren lassen und anders tun, denn sie geredt haben, muß ich auch anders von ihnen schreiben und erstlich ihre Sunde fur ihre Augen stellen, wie Gott Jesaja und Hesekiel befehlt, ob sich etlich erkennen wollten und darnach der weltlichen Oberkeit Gewissen, wie sie sich hierinnen halten sollen, unterrichten.
Dreierlei greuliche Sunden wider Gott und Menschen laden diese Baurn auf sich, daran sie den Tod verdienet haben an Leibe und Seele mannigfältiglich: Zum ersten, daß sie ihrer Oberkeit treu und hulde geschworen haben, untertänig und gehorsam zu sein, wie solchs Gott gebeut, da er spricht: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist. Und Röm. 13: Idermann sei der Oberkeit untertan etc.. Weil sie aber diesen Gehorsam brechen mutwilliglich und mit Frevel und dazu sich wider ihre Herren setzen, haben sie damit verwirkt Leib und Seel, als die treulose, meineidige, lugenhaftigen, ungehorsamen Buben und Bosewicht pflegen zu tun, darum auch St. Paulus Röm. 13 ein solch Urteil uber sie fället: Wilche der Gewalt widerstreben, die werden ein Gericht uber sich uberkommen. Wilcher Spruch auch die Baurn endlich treffen wird, es geschehe kurz oder lange, denn Gott will Treu und Pflicht gehalten haben.
Zum andern, daß sie Aufruhr anrichten, rauben und plundern mit Frevel Kloster und Schlosser, die nicht ihr sind, damit sie als die offentlichen Straßenräuber und Morder alleine wohl zwiefältig den Tod an Leib und Seele verschulden. Auch ein aufruhrischer Mensch, den man des bezeugen kann, schon in Gotts und kaiserlicher Acht ist, daß, wer am ersten kann und mag, denselben erwurgen recht und wohl tut. Denn uber einen offentlichen Aufruhrigen ist ein iglicher Mensch beide, Oberrichter und Scharfrichter, gleich, als wenn ein Feur angehet: Wer am ersten kann leschen, der ist der Best. Denn Aufruhr ist nicht ein schlechter Mord, sondern wie ein groß Feur, das ein Land anzundet und verwustet. Also bringt Aufruhr mit sich ein Land voll Mords, Blutvergießen und macht Witwen und Waisen und verstoret alles wie das allergroßest Ungluck. Drum soll hier zuschmeißen, wurgen und stechen, heimlich oder offentlich, wer da kann, und gedenken, daß nichts Giftigers, Schädlichers, Teuflischers sein kann denn ein aufruhrischer Mensch, gleich als wenn man einen tollen Hund totschlahen muß: Schlägst du nicht, so schlägt er dich und ein ganz Land mit dir.
Zum dritten, daß sie solche schreckliche, greuliche Sunde mit dem Evangelio decken, nennen sich christliche Bruder, nehmen Eid und Hulde und zwingen die Leute zu solchen Greueln mit ihnen zu halten, damit sie die allergroßten Gotteslästerer und Schänder seines heiligen Namens werden, und ehren und dienen also dem Teufel unter dem Schein des Evangelii. Daran sie wohl zehenmal den Tod verdienen an Leib und Seele, daß ich häßlicher Sunde nie gehoret habe. Und achte auch, daß der Teufel den Jungsten Tag fuhle, daß er solch unerhorte Stuck furnimmt, als sollt er sagen, es ist das letzte, darum soll es das ärgste sein, und will die Grundsuppe ruhren und den Boden gar ausstoßen, Gott wölle ihm wehren. Da siehe, wilch ein mächtiger Fürst der Teufel ist, wie er die Welt in Händen hat und ineinandermengen kann, der so bald so viel tausend Baurn fangen, verfuhren, verblenden, verstocken und empören kann und mit ihn machen, was sein allerwütigester Grimm furnimmt.
Es hilft auch die Baurn nicht, daß sie furgeben, 1. Mos. 1 und 2, seien alle Ding frei gemeine geschaffen, und daß wir alle gleich getauft sind, denn im Neuen Testament hält und gilt Moses nicht, sondern da steht unser Meister Christus und wirft uns mit Leib und Gut unter den Kaiser und weltlich Recht, da er spricht: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist. So spricht auch Paulus Rom. 12 zu allen getauften Christen: Idermann sei der Gewalt untertan. Und Petrus: Seid untertan aller menschlicher Ordnung. Dieser Lehre Christi sind wir schuldig zu geleben, wie der Vater vom Himmel gebeut und sagt: Dies ist mein lieber Sohn, den höret. Denn die Taufe macht nicht Leid und Gut frei, sondern die Seelen. Auch macht das Evangeliun nicht die Güter gemein, ohn alleine, wilche solchs williglichvon ihn selbs tun wöllen, wie die Aposteln und Jünger Apostelgesch. 4 täten, wilche nicht die fremden Güter Pilatis und Herodis gemein zu sein foderten, wie unser unsinnige Bauren toben, sonder ihr eigen Güter. Aber unser Bauren wöllen der andern fremden Güter gemein haben und ihr eigen fur sich behalten. Das sind mir feine Christen! Ich mein, daß kein Teufel mehr in der Helle sei, sondern allzumal in die Baurn sind gefahren. Es ist uberaus und uber alle Maße das Wueten.
Weil denn nu die Bauren auf sich laden beide, Gott und Menschen, und so manchfältiglich schon des Tods an Leib und Seele schuldig sind und keine Rechten gestehen noch warten, sondern immerfort toben, muß ich hie die weltliche Oberkeit unterrichten, wie sie hierin mit gutem Gewissen fahren sollen. Erstlich: Der Oberkeit, so da kann und will ohn vorgehend Erbieten zum Recht und Billigkeit solche Baurn schlahen und strafen, will ich nicht wehren, ob sie gleich das Evangelion nicht leidet. Denn sie hat des gut Recht, sintemal die Baurn nu nicht mehr um das Evangelion fechten, sondern sind offentlich worden treulose, meineidige, ungehorsame, aufrührische Mörder, Räuber, Gotteslästerer, wilche auch heidenische Oberkeit zu strafen Recht und Macht hat, ja, dazu schuldig ist, solche Buben zu strafen. Denn darum trägt sie das Schwert und ist Gotts Dienerin uber den, so Ubels tut (Röm. 13).
Aber die Oberkeit, so christlich ist und das Evangelion leidet, derhalben auch die Bauren keinen Schein wider sie haben, soll hie mit Furchten handeln und zum ersten die Sachen Gott heimgeben und bekennen, daß wir solchs wohl verdienet haben, dazu besorgen, daß Gott vielleicht den Teufel also errege zu gemeiner Strafe deutschs Lands, darnach demutiglich bitten wider den Teufel um Hülfe. Denn wir fechten hie nicht alleine wider Blut noch Fleisch, sondern wider die geistlichen Bösewicht in der Luft, wilche mit Gebet mussen angriffen werden. Wenn nu das Herze so läßt walten, ob er uns wölle oder nicht wölle zu Fürsten und Herren haben, soll man sich gegen die tolle Bauren zum Uberfluß (ob sie es wohl nicht wert sind) zu Recht und Gleichem erbieten, darnach, wo das nicht helfen will, flugs zum Schwert greifen.
Denn ein Fürst und Herr muß hie denken, wie er Gottes Amtmann und seins Zorns Diener ist (Röm. 13), dem das Schwert uber solche buben befohlen ist und sich ebenso hoch fur Gott versundiget, wo er nicht straft und wehret und sein Amt nicht vollfuhret, als wenn einer mördet, dem das Schwert nicht befohlen ist. Denn wo er kann und straft nicht, es sei durch Mord oder Blutvergießen, so ist er schuldig an allem Mord und Ubel, das solche buben begehen, als der, da mutwilliglich durch Nachlassen seins göttlichen Befehls zuläßt, solchen Buben ihre Bosheit zu uben, so er's wohl wehren kann und schuldig ist. Darum ist hie nicht zu schlafen. Es gilt auch nicht hie Geduld oder Barmherzigkeit. Es ist des Schwerts und Zorns Zeit hie und nicht der Gnaden Zeit.
So soll nu die Oberkeit hie getrost fortdringen und mit gutem Gewissen dreinschlahen, solang sie eine Ader regen kann. Denn hie ist das Vorteil, daß die Bauren böse Gewissen und unrechte Sachen haben, und wilcher Baur darüber erschlagen wird, mit Leib und Seele verluren und ewig des Teufels ist. Aber die Oberkeit hat ein gut Gewissen und rechte Sachen und kann zu Gott also sagen mit aller Sicherheit des Herzens: Siehe, mein Gott, du hast mich zum Fursten oder Herren gesetzt, daran ich nicht kann zweifeln, und hast mir das Schwert befohlen uber die Ubeltäter (Röm. 13). Es ist dein Wort und mag nicht lügen, so muß ich solchs Amt bei Verlust deiner Gnaden ausrichen, so ists auch offentlich, daß diese Bauren vielfaltig fur dir und fur der Welt den Tod verdienet und mir zu strafen befohlen. Willt du nu mich durch sie lassen töten und mir die Oberkeit wieder nehmen und untergehen lassen, wohlan, so geschehe dein Wille. So sterbe ich doch und gehe unter in deinem göttlichen Befehl und Wort und werde erfunden im Gehorsam deines Befehls und meines Amts. Drum will ich strafen und schlahen, solange ich eine Ader regen kann. Du wirst's wohl richten und machen.
Also kann's denn geschehen, daß, wer auf der Oberkeit Seiten erschlagen wird, ein rechter Märterer für Gott sei, so er mit solchem Gewissen streit, wie gesagt ist, denn er geht in göttlichem Wort und Gehorsam. Wiederum, was auf der Bauren Seiten umkommt, ein ewiger Hellebrand ist, denn er fuhret das Schwert wider Gotts Wort und Gehorsam und ist ein Teufels Glied. Und ob's gleich geschehe, daß die Bauren oblegen (da Gott fur sei!), denn Gott sind alle Ding muglich, und wir nicht wissen, ob er vielleicht zum Vorlauft des Jüngsten Tags, wilcher nicht ferne sein will, wölle durch den Teufel alle Ordnung und Oberkeit zerstören und die Welt in einen wusten Haufen werfen, so sterben doch sicher und gehen zu Scheitern mit gutem Gewissen, die in ihrem Schwertamt funden werden und lassen dem Teufel das weltlich Reich und nehmen dafur das ewige Reich. Sölch wunderliche Zeiten sind itzt, daß ein Fürst den Himmel mit Blutvergießen verdienen kann baß denn andere mit Beten.
Am Ende ist noch eine Sache, die billig soll die Oberkeit bewegen. Denn die Bauren lassen ihn nicht benugen, daß sie des Teufels sind, sondern zwingen und dringen viel frummer Leute, die es ungerne tun, zu ihrem teufelischen Bunde und machen dieselbigen also teilhaftig aller ihrer Bosheit und Verdammnis. Denn wer mit ihn' bewilliget, der fährt auch mit ihn' zum Teufel und ist schuldig aller Ubeltat, die sie begehen. Und müssen's doch tun, weil sie so schwachs Glaubens sind, daß sie nicht widerstehen. Denn hundert Töde sollt ein frummer Christ leiden, ehe er ein Haarbreit in der Bauren Sache bewilliget. Oh, viel Märterer künnten itzt werden durch die blutdürstigen Bauren und Mordpropheten. Nu solcher Gefangener unter den Baurn sollten sich die Oberkeit erbarmen. Und wenn sie sonst keine Sache hätten, das Schwert getrost wider die Bauren gehen zu lassen und selbs Leib und Gut dranzusetzen, so wäre doch diese uberig groß gnug, daß man solche Seele, die durch die Bauren zu solchem teuflischen Verbundnis gezwungen und ohn ihren Willen mit ihnen so greulich sundigen und verdammt müssen werden, errettet und hulfe. Denn solche Seelen sind recht im Fegefeur, ja, in der Hellen und Teufels Banden.
Drum, lieben Herren, loset hie, rettet hie, helft hie! Erbarmet euch der armen Leute! Steche, schlahe, würge hie, wer da kann! Bleibst du druber tot, wohl dir! Seliglichern Tod kannst du nimmermehr uberkommen, denn du stirbst in Gehorsam göttlichs Worts und Befehls (Röm. am 13.) und im Dienst der Liebe, deinen Nähisten zu retten aus der Hellen und Teufels Banden. So bitte ich nu: Fliehe von den Bauren, wer da kann, als vom Teufel selbs! Die aber nicht fliehen, bitte ich, Gott wöllte sie erleuchten und bekehren. Wilche aber nicht zu bekehren sind, da gebe Gott, daß sie kein Gluck noch Gelingen haben mussen. Hie spreche ein iglicher frummer Christ Amen. Denn das Gebet ist recht und gut und gefället Gott wohl. Das weiß ich. Dunkt das jemand zu hart, der denke, daß unträglich ist Aufruhr, und alle Stünde der Welt Verstörung zu warten sei. |
Kurz und knapp: Christentum und Demokratie sind unvereinbar.
_________________ Im Übrigen bin ich dafür, dass der Monotheismus zerstört werden muss.
|
|
Nach oben |
|
 |
Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
|
(#596262) Verfasst am: 03.11.2006, 21:20 Titel: Re: Passen Atheismus und Demokratie zusammen? |
|
|
Torsten hat folgendes geschrieben: | Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Es ist besser, wenn zumindestens weiße Männer wählen, also wenn nur ein Monarch bestimmt, was Sache ist. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. |
Nur irgendwie scheint die Welt über diesen Schritt nicht hinauszukommen. MWS, das Männlich Weisse Syndrom, rulez the World. |
Frauen stehen auf starke Männer und wählen solche.
milhous hat folgendes geschrieben: | Aber es dauert 100 Jahre bis alle Schwarzen das Wahlrecht erhielten, Frauen durften erst 1920 auf Bundesebene wählen, |
Zwei Jahre nach Österreich, na und? Ohne die Vorreiter Frankreich und USA hätten wir das Frauenwahlrecht heute noch nicht. Was verlangst du? Perfektion am ersten Tag?
Schwarzen wurde das Wahlrecht nicht verweigert, sondern es wurde - soweit ich weiß - n Minimum an Bildung vorgeschrieben. (Das ist ja eine Idee, womit die intellektuell-abgehobenen hier im Forum ja gerne spielen) Viele Schwarze waren aber Analphabeten, also durften sie nicht zur Wahl.
|
|
Nach oben |
|
 |
hehehe registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.07.2006 Beiträge: 674
|
(#596264) Verfasst am: 03.11.2006, 21:31 Titel: |
|
|
Zitat: | Es gibt kein perfektes Tempolimit für die Autobahn, sondern das ist, wie in vielen Fällen, eine Abwägung mit Vor- und Nachteilen. |
Es gäbe durchaus ein Limit, was ein Optimum darstellen würde, nur kriegt man das nicht so leicht raus. Genauso gäbe es auch bei jeder politischen Entscheidungfindung die optimale Entscheidung, die man aber eben nicht kennt - und daher durch den Mehrheitsentschluss ersetzt. Wenn wir allwissend wären, wäre die Demokratie völlig überflüssig, weil wir die Frage nach richtig/falsch konkret beantworten könnten und ihr nicht in Mehrheitsentschlüssen ausweichen müssten.
Zitat: | Der verstaubte Katholizismus gibt uns auf die komplexen Fragen, einer komplexen, modernen Welt keine Antworen. Er gibt uns sogar äußerst absurde und kontraproduktive Antworten. Siehe Kondome. |
Jetzt hatte ich bei "absurde Antworten" schon was originelles erwartet, und Du kommst mit dem 08/15 Standardthema Kondome... ihr Atheisten seid oft ziemlich vorhersehbar.
Zitat: | Oder siehe Stammzellenforschung. Eine embryonale Stammzelle soll wichtiger sein, als Erwachsene Menschen, die an schrecklichen Krankheiten leiden??? |
Mit diesem Satz reduzierst Du eine komplexe Problematik völlig unzulässigerweise auf eine rethorische Frage, die 1. impliziert, dass diese Forschung die Krankheiten heilen könnte (fraglicher Optimismus) und 2. dass die ethischen Einwände sich nur auf die Zerstörung der Zelle bezögen. Es geht aber vor allem auch um ethische Dammbrüche, die mit Blick beispielsweise auf die Möglichkeit therapeutischen Klonens ganz reale Gefahren sind. Die Frage ist also eher, ob man aufgrund utopischer Hoffnungen, die von profilierungssüchtigen Wissenschaftlern und profitgeilen Konzernen geweckt wurden, es wagen darf solche Dammbrüche zu riskieren.
Zitat: | Er ist und bleibt aber unwahr und deshalb verschwindet er von der Bildfläche. Dämonen, drachentötende Heilige, jungfräuliche Geburten, ... , solche Märchen sterben aus. |
Ein ebenso unbewiesenes Märchen ist wohl Deine Aussage, er sei "unwahr" (und bleibt das sogar - wow ) - oder kannst Du beweisen, dass es Gott, Dämonen usw. nicht gibt?
Zitat: | Übrigens hat Hitler ähnlich argumentiert, wie du. |
Wohl eher wie Dein Strohmann?
Zitat: | Die deutsche Gesellschaft betrachtete als marod und fehlgeleitet. Er wollte dem Volk auf seinen objektiven, arischen Weg zurückführen. Andere Meinungungen und Ideologien können da nur stören. |
Ich sehe Diktaturen als das größere Übel an im Vergleich zur Demokratie, bin mir aber bewusst, dass ein Ersetzen der Wahrheitsfrage durch Mehrheitsbeschluss garantiert nicht das Ideal darstellen kann. Und ich weise daraufhin, dass es tödlich ist, ALLE gesellschaftlichen Fragen zu demokratisieren: Gewisse Grundrechte des Menschen hat auch die größte Mehrheit nie und nimmer umzustürzen.
Zitat: | Wenn der Katholizismus am "Zeitgeist" scheitert, na dann taugt er wohl nicht viel. |
Oder der Zeitgeist. Im übrigen: Der kath. Kirche wird seit 2000 Jahren der baldige Untergang prophezeiht. Du darfst Dich gerne in die Reihe der Orakelsprecher einreihen und mit ihnen lächerlich machen, wenn die Kirche eben doch (wie der Herr es uns versprochen hat) bis ans Ende der Zeiten bestehen bleibt
Zitat: | Verwahrlosung der Jugendlichen? Was für ein Unsinn! Die Jugend ist so intelligent und gebildet, wie nie zuvor. |
Mhmm von Pisa nie was gehört? Im übrigen: Statistisch gesehen sinkt der Durchschnitts-IQ in Deutschland seit Jahren dramatisch. Das hat aber eher mit Einwanderung von Unqualifizierten zu tun als mit dem Zeitgeist.
Zitat: | Auch beging sie nie zuvor weniger schwere Gewaltverbrechen. |
Wow die Statistik will ich aber sehen, die das beweist
"Nie zuvor" verspricht ja eine ziemlich umfassende Statistik - fängt die eigentlich beim Neandertaler an oder noch früher?
Zitat: | Es geht im großen und ganzen aufwärts. Es gab niemals eine bessere Zeit zu leben, als die heutige und die Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen. |
Aha es gab nie eine bessere zeit zu leben als heute... und Leute, die sowas schreiben, bilden sich auch noch ein, besonders rational zu sein?
Um zu wissen, ob "man" heute wirklich besser lebt als irgendwann "damals", müsstest Du nicht nur "damals" gelebt haben, sondern den statistischen Durchschnitt des Wohlbefindends derer, die "damals" lebten bilden, und mit dem heutigen vergleichen - das ist nichtmal theoretisch möglich, und Deine Behautung damit nix anderes als haltlose Spekulation.
Im großen und ganzen möchte ich aber auch in keiner anderen Zeit leben als der heutigen. Das heisst aber nicht, dass ich die Gegenwart so verklären und alles Negative ausblenden muss wie Du.
Zitat: | Alte Zyniker, wie du, die sich einreden, dass früher alles besser war, tun mir leid. |
Ich bin ein Zyniker? Wäre mir neu. Im übrigen denke ich keineswegs, dass früher alles besser war. Ich bin persönlich sehr zufrieden, mache aber nicht die Augen zu angesichts der gesellschaftlichen Probleme, die sich nunmal auftun. Ich sehe das Dramatische nicht JETZT, sondern in der absehbaren Zukunft; ich sehe eher, dass diejenigen Werte und Normen, die unseren JETZIGEN Wohlstand ermöglicht haben, an vielen Ecken bröckeln. Die Wertediskussion und ähnliche Stimmen sind übrigens kein Zeitvertreib gelangweilter Politiker, sonden zeigen, dass auch andere diese Probleme langsam erkennen.
Zitat: | Hitler und die Nazis haben übrigens nicht anders argumentiert. Sie schrieben sich eine furchtbare Krise und eine Marodierung der deutschen Gesellschaft herbei. |
Das stimmt allerdings. Übrigens nicht nur Hitler: Alle großen Diktaturen beruhen auf dem Prinzip, die Gegenwart und jüngere Vergangenheit in möglichst furchtbarem Licht erscheinen zu lassen, damit es eben gerechtfertigt ist, zugunsten der Durchsetzung der perfekten Zukunft ein paar Grundrechte oder auch ein paar "Querulanten" aus dem Weg zu räumen.
Allerdings hab ich nicht vor, Diktator zu werden, und ich vertrete auch keine Allheil-Ideologie, um die Probleme zu lösen, die ich klar sehen kann. Ich nehme mir aber die Freiheit, diese Probleme dennoch beim Namen zu nennen, auch ohne utopische Lösungsvorschläge
|
|
Nach oben |
|
 |
hehehe registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.07.2006 Beiträge: 674
|
(#596265) Verfasst am: 03.11.2006, 21:39 Titel: |
|
|
Zitat: | Was allerdings gläubige Christen tatsächlich von demokratischen Bewegungen denken, das erzählt uns nun der Martin Luther und bitte: |
Wie bitte??? Luthers Geschwätz soll stellvertretend für "die Christen sein"? Selbst unter Protestanten wirst Du heute kaum einen finden, der ausnahmslos die lutherischen Thesen vertritt.
Zitat: |
Kurz und knapp: Christentum und Demokratie sind unvereinbar. |
Es muss herrlich sein, in so einer simplen Schwarz-Weiss-Welt wie Du zu leben. Allerdings intellektuell auch ziemlich anspruchslos. Andererseits könnte es Dich vor geistigem Regress bewahren, dass Du immerhin erhebliche intellektuelle Verrenkungen tätigen musst, um "die Christen" jeweils so passend zu definieren, dass sie auch mit jedem nur erdenklichen Unrecht und jeder nur möglichen falschen Ansicht irgendwie was zu tun haben (wie im diesen Fall "Luther=die Christen") - auch eine Art geisterhaltender Denksport
Zuletzt bearbeitet von hehehe am 03.11.2006, 21:41, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben |
|
 |
Hatuey registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.02.2004 Beiträge: 2821
|
(#596266) Verfasst am: 03.11.2006, 21:41 Titel: |
|
|
hehehe hat folgendes geschrieben: |
Oder der Zeitgeist. Im übrigen: Der kath. Kirche wird seit 2000 Jahren der baldige Untergang prophezeiht. Du darfst Dich gerne in die Reihe der Orakelsprecher einreihen und mit ihnen lächerlich machen, wenn die Kirche eben doch (wie der Herr es uns versprochen hat) bis ans Ende der Zeiten bestehen bleibt
|
Vor 1000 Jahren war die katholische Kirche die mächtigste Institution in Europa, sie beherrschaft dank gefälschter Urkunden, Konstantinschenkung, weite Teile Europa, konnte König ein,- und absetzen. Jetzt beschränkt sich ihre weltliche Herrschaft auf den Vatikan.
Die Menschenrechte, die Demokratie wurden von den Päpsten als gottlos verdammt.
Zitat: | Von 1813 an attackierten die Päbste jede neue Verfassung - die österreichische, französische, belgische - als 'gottlos'.
Warum? Weil sie es wie Atheisten wagten, Gewissensfreiheit, Pressefreiheit, freie parlamentarische Institutionen, für die alle unangesehen ihrer Religion oder Religionslosigkeit wählen durften, und völlige Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz zu garantieren.
(Peter de Rosa: Gottes erste Diener - Die dunkle Seite des Pabsttums)
|
Die katholische Kirche hat sich den Umständen und dem Zeitgeist angepasst. Früher verdammten Päpste die Menschenrechte, heute ist es die Verhütung.
|
|
Nach oben |
|
 |
Torsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.09.2003 Beiträge: 3456
|
(#596267) Verfasst am: 03.11.2006, 21:45 Titel: Re: Passen Atheismus und Demokratie zusammen? |
|
|
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Frauen stehen auf starke Männer und wählen solche. |
Das ist doch ein veraltetes Bild vom Patriarchat. Die moderne und aufgeklärte Frau von Welt will selber MacherIn in den gesellschaftlichen Verhältnissen sein, die vom MWS geprägt wurden.
|
|
Nach oben |
|
 |
Krabat dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 02.09.2006 Beiträge: 784
|
(#596270) Verfasst am: 03.11.2006, 21:58 Titel: Re: Passen Atheismus und Demokratie zusammen? |
|
|
milhous hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | In der Demokratie von 1776 waren nur weisse besitzende Männer wahlberechtigt, schwarze Sklaven, Frauen und Indianer waren ausgeschlossen. |
Das ist die christliche Demokratie von der du so schwärmst. |
Ich schwärme von keiner christlichen Demokratie. Aber viele schwärmen von der griechischen Demokratie, die auch nicht sonderlich demokratisch war nach unserem heutigen Standard.
In dieser Demokratie gab es Sklaven, Frauen hatten gar keine politischen Rechte, es gab Leibeigene, die von ihrem Herrn getötet werden durften. Die damalige Demokratie war eher eine Herrschaft reicher Männer. Ich würde das eher als städtische Plutokratie beschreiben.
Es wäre besser, Du würdest Amerika aus heutiger Sicht beurteilen, nicht zum Zeitpunkt seiner Gründung. Sind doch olle Kamellen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Cato Der Freund der Bösen
Anmeldungsdatum: 13.08.2005 Beiträge: 970
Wohnort: Wolkenkuckucksheim
|
(#596286) Verfasst am: 03.11.2006, 22:41 Titel: |
|
|
hehehe hat folgendes geschrieben: | Wie bitte??? Luthers Geschwätz soll stellvertretend für "die Christen sein"? Selbst unter Protestanten wirst Du heute kaum einen finden, der ausnahmslos die lutherischen Thesen vertritt. |
Ohne Luther & Konsorten gäbe es heute gar kein Christentum mehr, zumal sie noch immer aus seiner Bibel lesen, die Vulgata des Hieronymus wird es wohl kaum sein. Zur Erklärung sollte ein Nietzschezitat oder ein Besuch in der Sixtinischen Kapelle genügen:
Zitat: | Versteht man endlich, will man verstehn, was die Renaissance war? Die Umwerthung der christlichen Werthe, der Versuch, mit allen Mitteln, mit allen Instinkten, mit allem Genie unternommen, die Gegen-Werthe, die vornehmen Werthe zum Sieg zu bringen ... Es gab bisher nur diesen grossen Krieg, es gab bisher keine entscheidendere Fragestellung als die der Renaissance, - meine Frage ist ihre Frage -: es gab auch nie eine grundsätzlichere, eine geradere, eine strenger in ganzer Front und auf das Centrum los geführte Form des Angriffs! An der entscheidenden Stelle, im Sitz des Christenthums selbst angreifen, hier die vornehmen Werthe auf den Thron bringen, will sagen in die Instinkte, in die untersten Bedürfnisse und Begierden der daselbst Sitzenden hineinbringen ... Ich sehe eine Möglichkeit vor mir von einem vollkommen überirdischen Zauber und Farbenreiz: - es scheint mir, dass sie in allen Schaudern raffinirter Schönheit erglänzt, dass eine Kunst in ihr am Werke ist, so göttlich, so teufelsmässig-göttlich, dass man Jahrtausende umsonst nach einer zweiten solchen Möglichkeit durchsucht; ich sehe ein Schauspiel, so sinnreich, so wunderbar paradox zugleich, dass alle Gottheiten des Olymps einen Anlass zu einem unsterblichen Gelächter gehabt hätten - Cesare Borgia als Papst ... Versteht man mich? ... Wohlan, das wäre der Sieg gewesen, nach dem ich heute allein verlange -: damit war das Christenthum abgeschafft! - Was geschah? Ein deutscher Mönch, Luther, kam nach Rom. Dieser Mönch, mit allen rachsüchtigen Instinkten eines verunglückten Priesters im Leibe, empörte sich in Rom gegen die Renaissance ... Statt mit tiefster Dankbarkeit das Ungeheure zu verstehn, das geschehn war, die Überwindung des Christenthums an seinem Sitz -, verstand sein Hass aus diesem Schauspiel nur seine Nahrung zu ziehn. Ein religiöser Mensch denkt nur an sich. - Luther sah die Verderbniss des Papstthums, während gerade das Gegentheil mit Händen zu greifen war: die alte Verderbniss, das peccatum originale, das Christenthum sass nicht mehr auf dem Stuhl des Papstes! Sondern das Leben! Sondern der Triumph des Lebens! Sondern das grosse Ja zu allen hohen, Schönen, verwegenen Dingen! ... Und Luther stellte die Kirche wieder her: er griff sie an ... (der Antichrist) |
hehehe hat folgendes geschrieben: | Es muss herrlich sein, in so einer simplen Schwarz-Weiss-Welt wie Du zu leben. Allerdings intellektuell auch ziemlich anspruchslos. Andererseits könnte es Dich vor geistigem Regress bewahren, dass Du immerhin erhebliche intellektuelle Verrenkungen tätigen musst, um "die Christen" jeweils so passend zu definieren, dass sie auch mit jedem nur erdenklichen Unrecht und jeder nur möglichen falschen Ansicht irgendwie was zu tun haben (wie im diesen Fall "Luther=die Christen") - auch eine Art geisterhaltender Denksport  |
Luther ist ja nicht allein: Man denke an die katholische Kirche und deren Jubel, über den Sturz der gewählten Regierung in Italien, durch Mussolini und dessen Faschisten. Der Papst sah damals die Welt vom Liberalismus erlöst. Oder die Zustimmung der katholischen Zentrumspartei zum Ermächtigungsgesetz der Nationalsozialisten. Den Verrat an der spanischen Republik und die Rolle beim Aufstieg und der Herrschaft des faschistischen Diktators Franco; selbiges gilt auch für Portugal und Chile unter der faschistischen Diktatur. Eine ganz schön lange Liste, wenn der Luther da so ganz und gar allein stünde, mit seinen Ansichten, in der Christenheit.
_________________ Im Übrigen bin ich dafür, dass der Monotheismus zerstört werden muss.
|
|
Nach oben |
|
 |
Cato Der Freund der Bösen
Anmeldungsdatum: 13.08.2005 Beiträge: 970
Wohnort: Wolkenkuckucksheim
|
(#596300) Verfasst am: 03.11.2006, 23:04 Titel: Re: Passen Atheismus und Demokratie zusammen? |
|
|
Krabat hat folgendes geschrieben: | Ich schwärme von keiner christlichen Demokratie. Aber viele schwärmen von der griechischen Demokratie, die auch nicht sonderlich demokratisch war nach unserem heutigen Standard. |
Nach dem griechischen Verständnis der Demokratie gemäß dem Wortsinn könnte allen falls die Schweiz noch als gemäßigte Demokratie vor den griechischen Preisrichtern um Gnade betteln. Alle anderen modernen "Demokratien" würden wahlweise eher der Oligarchie/Aristokratie oder der Monarchie zugeordnet bzw. als Mischformen bezeichnet werden – Aristoteles lässt sich in seinen politischen Schriften dazu aus. Übernimmt man einen Begriff von einer anderen Kultur, so hat man dessen Definition als originäre zu akzeptieren; alles andere ist nicht hinnehmbar – ob das allerdings auch Christen verstehen, nachdem sie den Gott der Juden gestohlen haben und diesen dann zwei Jahrtausende im Namen eben jenes Gottes vorgeworfen haben, Gottesmörder zu sein, bleibt fraglich.
Krabat hat folgendes geschrieben: | In dieser Demokratie gab es Sklaven, Frauen hatten gar keine politischen Rechte, es gab Leibeigene, die von ihrem Herrn getötet werden durften. Die damalige Demokratie war eher eine Herrschaft reicher Männer. Ich würde das eher als städtische Plutokratie beschreiben. |
Nein war sie nicht; schon Solons Kompromissverfassung ist eine Timokratie – Einteilung der Bürgerschaft in Vermögensklassen – nach den Reformen des Kleisthenes sind aber alle Athener vor dem Gesetz gleich; was den Adel spätestens mit Abschluss der Reformen des Perikles allen Vorrechten beraubt hatte und die Politik weitgehend fähigen Rednern, geschickten Staatsmännern und Demagogen überließ – welche die Volksversammlung lenken konnten. Thukydides beklagt sich, dass nach dem Tod des Perikles die Menge die Geschäfte geführt hätte (wegen der Streitereien der Politiker und deren Buhlen um den ersten Platz bei der Menge) – und der Thukydides war wahrlich kein Freund der reinen Demokratie. Athen ist hier näher bekannt, es bestehen aber wenig Zweifel, dass die anderen als Demokratien klassifizierten Staaten – Argos, Syrakus usw. – sich grundsätzlich anders organisierten. Wobei noch anzumerken ist, dass das griechische Verständnis von Aristokratie (teilweise) sehr nahe am modernen Demokratieverständnis lag (auch in Sparta war die Volksversammlung Trägerin der Souveränität, wenn auch ihre Befugnisse eingeschränkt waren – die direkte Wahl des obersten Regierungskollegiums, der fünf Aufseher, haben sich die Menschen in vielen modernen Staaten allerdings noch nicht erkämpft).
Krabat hat folgendes geschrieben: | Es wäre besser, Du würdest Amerika aus heutiger Sicht beurteilen, nicht zum Zeitpunkt seiner Gründung. Sind doch olle Kamellen. |
Nein, sind sie nicht. Man sollte wissen woher Staaten kommen und wie sie sich entwickelt haben. Amerika ist ein eindrucksvolles Beispiel für das nun folgende Zitat:
Zitat: | Nach dem gleichen Naturgesetz, weshalb der geringste Organismus unendlich mehr ist als die kunstvollste Maschine, ist auch jede noch so mangelhafte Verfassung, die der freien Selbstbestimmung einer Mehrzahl von Bürgern Spielraum läßt, unendlich mehr als der genialste und humanste Absolutismus; denn jene ist der Entwicklung fähig, also lebendig, dieser ist was er ist, also tot. |
Wobei man dies stark auf Ausmaß und Grad der Grundrechte beschränken muss: Die Aufhebung der Sklaverei – und hier das einzige Mal gegen den Willen einer starken Sklavenhalterkaste – und die Verleihung des Frauenwahlrechts und die volle rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau sind keine geringen Leistungen, historisch gesehen. Auf dem Gebiet der politischen Teilhabe und der Entscheidungsprozesse hat sich Amerika allerdings kaum entwickelt. Für den Staat war die Stärkung der Bundesregierung, nach dem Bürgerkrieg, segensreich. Aus dem Standpunkt der Demokratie ist die Stärkung des Präsidentenamtes alles andere als wünschenswert und auch sonst beschränkt sich die direkte Machtausübung und Entscheidungsfindung des Volkes auf ein recht geringes Maß.
_________________ Im Übrigen bin ich dafür, dass der Monotheismus zerstört werden muss.
|
|
Nach oben |
|
 |
Cato Der Freund der Bösen
Anmeldungsdatum: 13.08.2005 Beiträge: 970
Wohnort: Wolkenkuckucksheim
|
(#596303) Verfasst am: 03.11.2006, 23:11 Titel: |
|
|
narziss hat folgendes geschrieben: | Wie viele der Einwohner Nordkoreas sind denn Atheisten? Ich kenne keine Statistik dazu, wüsste es aber gern. |
Einen Staat, der einen Toten zum ewigen Staatspräsidenten ernennt, würde ich nicht als atheistischen Staat bezeichnen; in Nordkorea hat man die traditionelle Staatsreligion, den Buddhismus, einfach durch einen Führerkult ersetzt, der nach Art und Ausmaß durchweg religiöse Züge trägt und daher erübrigt sich das auch mit dem Atheismus – dass sich Menschen selbst zu Götter ernennen dürfte spätestens mit Jesus auch in Europa angekommen sein.
narziss hat folgendes geschrieben: | Staaten mit mehrheitlich atheistischer Bevölkerung sind aber auch Frankreich, Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Tschechien... |
Europa ist insgesamt recht gottlos; unabhängig davon, wie viele offiziell noch Mitglied christlicher Sekten sind: Deren Gottesdienste sind gähnend leer – nicht umsonst würde der Papst die Menschen anbetteln, doch bitte wieder mit ihren Kindern zur Messe zu kommen oder sich darüber beklagen, dass man seinem Gott nicht mehr zuhören würde.
_________________ Im Übrigen bin ich dafür, dass der Monotheismus zerstört werden muss.
|
|
Nach oben |
|
 |
Cato Der Freund der Bösen
Anmeldungsdatum: 13.08.2005 Beiträge: 970
Wohnort: Wolkenkuckucksheim
|
(#596327) Verfasst am: 03.11.2006, 23:44 Titel: |
|
|
Raedingens hat folgendes geschrieben: | Bei der Demokratie hat die Mehrheit das Sagen.
Die andern müssen sich ihr fügen und da haben Menschen oft ein Problem.
Dann wird trotzdem gemurrt und geschumpfen und man ist unzufrieden. |
Die Tyrannei der Mehrheit frei nachTocqueville, hm? Dieses Problem lässt sich nicht wirklich vermeiden; es lässt sich durch Grundrechte und ein Bewusstsein dafür erheblich reduzieren (Cato der Jüngere lehnte es noch im Bürgerkrieg gegen Caesar ab, Sklaven von Staatswegen für frei zu erklären und zu bewaffnen, da dies ein widerrechtlicher Eingriff in das Privateigentum sei. Und das nach den verheerenden Niederlagen der Pompejaner und Republikaner bei Pharsalos und Thapsus. Zu einer Zeit also, da die Republik schon fast verloren war und kein Mittel geschaut werden dürfte, wenn man sie noch retten wollte – ganz so puritanisch sollte man nun nicht an die Grundsätze der Verfassung glauben, aber ein Volk das die Prinzipien seiner Freiheit als Tugenden erinnerlicht hat, wird diese instinktiv verteidigen. Verfolgung und Unterdrückung von Minderheiten kommen, so gesehen, auch recht selten in demokratischen Staaten vor – wenn es auch Ausnahmen gibt; siehe Athen gegen Ende des peloponnesischen Krieges oder Amerika unter McCarthy im Kalten Krieg.
Raedingens hat folgendes geschrieben: | Trotzdem ist eine solche Art Regierung immer noch besser als wenn das Land von nur einem Menschen regiert wird, der seine Arbeit schlecht macht. |
Man möchte hier Churchill zitieren, für den die Demokratie als die am wenigsten schlechte Regierungsform darstellte.
Raedingens hat folgendes geschrieben: | Würde die ganze Welt von einem guten König regiert dem sich alle unterordnen würden, so wäre gegen die Art Regierung nichts einzuwenden. |
Oh doch!
Zitat: | Es muß durch seinen Tod geschehn. Ich habe
Für mein Teil keinen Grund, ihn wegzustoßen,
Als fürs gemeine Wohl. Er wünscht, gekrönt zu sein;
Wie seinen Sinn das ändern möchte, fragt sich.
Der warme Tag ist's, der die Natter zeugt;
Das heischt mit Vorsicht gehn. Ihn krönen? - Ja -
Und dann ist's wahr, wir leihn ihm einen Stachel,
Womit er kann nach Willkür Schaden tun.
Der Größe Mißbrauch ist, wenn von der Macht
Sie das Gewissen trennt; und, um von Cäsarn
Die Wahrheit zu gestehn, ich sah noch nie,
Daß ihn die Leidenschaften mehr beherrscht
Als die Vernunft. Doch oft bestätigt sich's,
Die Demut ist der jungen Ehrfurcht Leiter;
Wer sie hinanklimmt, kehrt den Blick ihr zu;
Doch hat er erst die höchste Spross' erreicht,
Dann kehret er der Leiter seinen Rücken,
Schaut himmelan, verschmäht die niedern Tritte,
Die ihn hinaufgebracht. Das kann auch Cäsar:
Drum, eh er kann, beugt vor. Und weil der Streit
Nicht Schein gewinnt durch das, was Cäsar ist,
Legt so ihn aus: das, was er ist, vergrößert,
Kann dies und jenes Übermaß erreichen.
Drum achtet ihn gleich einem Schlangenei,
Das, ausgebrütet, giftig würde werden
Wie sein Geschlecht, und würgt ihn in der Schale. |
...gegen diese Fusion, des hobbesschen Staates mit dem christlichen Guten, wird jeder aufrechte Mensch stets den Dolch im Gewande führen, damit Hände für ihn sprechen können.
_________________ Im Übrigen bin ich dafür, dass der Monotheismus zerstört werden muss.
|
|
Nach oben |
|
 |
hehehe registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.07.2006 Beiträge: 674
|
(#596661) Verfasst am: 04.11.2006, 18:39 Titel: |
|
|
@Cato
Zitat: | Ohne Luther & Konsorten gäbe es heute gar kein Christentum mehr |
Wow, da hat aber einer tief in die Glaskugel geguckt. Cato, ich ernennen Dich hiermit zu meinem Lieblings-Orakel in diesem Forum; bei Dir findet man immer was neues zum Lachen!
|
|
Nach oben |
|
 |
HFRudolph Bright
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 1229
|
(#596697) Verfasst am: 04.11.2006, 19:33 Titel: |
|
|
Passen Atheismus und Demokratie zusammen?
Ich fände die Betrachtung dieser Frage unter dem Gesichtspunkt ganz interessant, inwieweit Atheisten einen (wahren) Theisten für zurechnungsfähig halten dürfen? Immerhin hält ein Theist irgendetwas einfach so für wahr.
Ich meine, dass es so ist: Auch Theisten können vernünftige Politik machen und auch wählen gehen, wobei Ausnahmen die Regel bestätigen: In den Bereichen, in denen sich Politiker (oder Wähler) auf die Theologie berufen, entgleitet ihnen gelegentlich die Rationalität, wobei sich dann die Frage der Zurechnungsfähigkeit stellt. Nicht ohne Grund ermahnt der Papst die Katholiken zur Benutzung ihres Verstandes...
Gruß
HFRudolph
|
|
Nach oben |
|
 |
tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22336
|
(#597260) Verfasst am: 05.11.2006, 20:35 Titel: |
|
|
HFRudolph hat folgendes geschrieben: | ... inwieweit Atheisten einen (wahren) Theisten für zurechnungsfähig halten dürfen? | Das ist legal. Glaube ich.
HFRudolph hat folgendes geschrieben: | Auch Theisten können vernünftige Politik machen und auch wählen gehen, ... | Puh, Glück gehabt ... (*schweißabwisch*) Dann hab ich meine Stimme ja vielleicht tatsächlich in eine Wahlurne geworfen und mich nicht versehentlich in die Kirche zum Klingelbeutel verlaufen ...
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
|
|
Nach oben |
|
 |
HFRudolph Bright
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 1229
|
(#597423) Verfasst am: 05.11.2006, 23:35 Titel: |
|
|
@tillich (epigonal):
Ich muss das so verklausulieren, sonst habe ich gleich ne Klage von irgendwelchen Wahnsinnigen am Hals...
|
|
Nach oben |
|
 |
Ogion registrierter User
Anmeldungsdatum: 29.10.2006 Beiträge: 230
Wohnort: Giessen
|
(#597472) Verfasst am: 06.11.2006, 00:58 Titel: |
|
|
Demokratisch gefasste Entscheidungen sind eben dieses, Entscheidungen. Ich wüsste gerne mal, warum eigentlich alle davon reden, bei demokratischen Entscheidungen würden Wahrheiten postuliert?!?
Warum gibt es denn eine Opposition und warum gibt es immer wieder Politikwechsel??
Ebendoch weil nicht Axiome postuliert werden, sondern Entscheidungen getroffen. Auch sind diese Entscheidungen nicht ewig, sondern nur bis zur nächsten Wahl, bei der diese Entscheidung revidiert wird und eine neue getroffen wird.
Theismus unterscheidet sich insofern erheblich von demokratischen Ideen, als dass beim Theismus Axiome gesetzt werden ,und zwar immer von einer oder weniger Personen. Denn hat schon mal jemand von einer Religion mit Gottesvorstellung gehört, dessen matphysische Welterklärungen demokratisch getroffen werden und auch mal reformiert werden?
Andererseits gibt es auch in der Demokratie Dinge, die nicht von der demokratischen Entscheidungsfindung berührt werden dürfen, so zum Beispiel die Menschenrechte. Außerdem hat die Demokratie das methodische Problem der Entstehung: Wie kann eine Demokratie entstehen, aus einem Staat der vorher beispielsweise monarchsich organisiert war? Sie kann nicht durch demokratische Mittel entstehen, denn diese gibt es ja noch nicht. Also muss der Anstoß zu einer demokratischen Form immer auf undemokratische Weise geschehen. Deshalb muss man auch sagen, dass die Verfassung oder zumindest ein Grundbaustein (wie in Deutschland das Grundgesetz) zeitlich unbegrenzt gültig ist. Das ist natürlich unmöglich und auch nicht erwünscht, denn wir wollen doch hoffen, dass sich die Menshen weiterentwickeln und bessere Formen des Zusammenlebens finden. Schließlich erschien den Menschen im Mittelalter die Monarchie als einzige richtige Lebensform (sie kannten, die Mehrheit der Bevölkerung, auch nicht wirklich etwas anderes), also wird in Zukunft bestimmt auch einaml die heutige Demokratie überholt sein. Diese Überlegung kann man aber nicht in die Verfassung miteinarbeiten, denn sie soll ja erst dann abgeschafft werden, wenn es etwas besseres geben soll. Wenn das dann soweit ist, dann können die heutigen demokratischen Regeln keine Gültigkeit mehr beanspruchen. Eine Demokratie kann und darf also nicht ihre Abschaffung regeln. Darum muss sie auch wehrhaft sein und sich gegen verfassungsfeindliche Ideen zur wehr setzen. Natürlich muss sich das in einem richtigen Verhältniss mit den Prinzipien der Demokratie und der Menscherechte bewegen. Wenn eine Demokratie zu schwach ist, dann passiert soetwas wie in Weimar, sie erlaubt auf legaler Weise ihre Abschaffung; wenn sie zu stark ist, dann passiert soetwas wie in den USA heute, dass sich die Demokratie mehr und mehr einem Polizeistaat nähert.
Ogion
_________________ "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit." - Immanuel Kant
"Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um vorübergehend ein wenig Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch
Sicherheit." - Benjamin Franklin
|
|
Nach oben |
|
 |
CoS Antitheist
Anmeldungsdatum: 10.07.2005 Beiträge: 2734
|
(#597517) Verfasst am: 06.11.2006, 02:09 Titel: |
|
|
hehehe hat folgendes geschrieben: | Wahrheit durch Mehrheitsentschlüsse zu ersetzen, ist nämlich nur in einem ganz abgegrenzten Bereich von politischen Entscheidungen eine zulässige Option. |
Genau - Besser ist ein Volk und ein Führer - So gibt es keine dummen Wähler und wir folgen der althergebrachten, christlichen Devise: "Fresse halten und marschieren"
hehehe hat folgendes geschrieben: | wenn jeder nur noch nehmen und keiner mehr geben will |
Du meinst so wie es die Großkirchen seit jeher gemacht haben?
Würde die Kirche nur 10% ihrer über Jahrtausende ersparten Besitze investieren, könnten sie ganz Afrika sozialisieren, den Kindern Kleidung und was zu essen geben - Komisch das sie es nie tut - Im Gegenteil - Das man mit armen Schweinen auch noch Geld verdient wie es zum Beispiel Mutter Teresa eindrucksvoll gezeigt hat.
Krabat hat folgendes geschrieben: | Wer nicht an Gott glaubt, rettet sich immer in seine vermeintliche Intelligenz. Er hält sich für gebildet und höherstehender. |
Gefährlich sind religiöse, weltanschaulich oder politisch tief überzeugte Menschen, wenn sie sich (1a) im Besitz der alleinigen oder gar noch schlimmer (1b) im Besitz der allein seligmachenden Wahrheit wähnen, (2) von Gott (Geist, Gruppe, Clan, Gesellschaft, Natur, Vernunft, Symbolische Macht) persönlich auserwählt wähnen und (3) einen Missionierungsauftrag von Gott (Geist, Gruppe, Clan, Gesellschaft, Natur, Vernunft, Symbolische Macht) erhalten wähnen ohne ein ausdrückliches Toleranzgebot gegen Andersdenkende auferlegt zu bekommen oder sich selbst aufzuerlegen.
Auserwählt, das bedeutet zunächst, sich selbst zu erhöhen und über Andere und Fremde sich zu erheben, dahinter steckt der ebenso einfache wie primitive Wunsch, der Größte, Beste, Schönste, Stärkste oder allgemein, der Wertvollste, ein Auserwählter zu sein. Die Auserwählt- Selbsterhöhung bedeutet in den allermeisten Fällen zugleich eine Erniedrigung der anderen, Andersartigen, Fremden. Damit ist der Boden für Fanatismus und Größenwahn bereitet.
_________________ "Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
|
|
Nach oben |
|
 |
tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22336
|
(#597701) Verfasst am: 06.11.2006, 13:41 Titel: |
|
|
HFRudolph hat folgendes geschrieben: | @tillich (epigonal):
Ich muss das so verklausulieren, sonst habe ich gleich ne Klage von irgendwelchen Wahnsinnigen am Hals... |
Ach? Die Aussage, dass Christen und so eigentlich unzurechnugsfähig sind, aber zufällig doch mal vernünftige Politik machen können, ist also eine abmildernde Verklausulierung?
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
|
|
Nach oben |
|
 |
kamelpeitsche Weapon of Mass Discussion
Anmeldungsdatum: 15.11.2003 Beiträge: 4555
Wohnort: Devil's Dancefloor
|
(#597713) Verfasst am: 06.11.2006, 13:56 Titel: |
|
|
hehehe hat folgendes geschrieben: | Es gäbe durchaus ein Limit, was ein Optimum darstellen würde, nur kriegt man das nicht so leicht raus. |
Das Optimum für dich ist ein anderes als für mich als für den Vorsitzenden des ADAC. Demokratie basiert ja darauf, die verschiedenen Bedürfnisse und Wünsche sowie die daraus resultierenden Prämissen für Entscheidungen zu synchronisieren. Dass du an diesem Punkt irgendwie abzuschalten scheinst und von absoluter Wahrheitsfindung redest, ein Ziel, das kein mir bekannter Demokrat vertritt, zeigt m.E. nur, dass du die Prinzipien unserer Demokratie nicht ganz durchblickst. Erinnert ein wenig an den Atheisten, der einem Lutheraner die Kreuzzüge vorhält.
_________________ "Was immer jeder Einzelne mitbringen will an Prägung oder Anderssein - einem kollektiven Imperativ enzieht es sich mit Sicherheit"
|
|
Nach oben |
|
 |
Chinasky dirty ol' man
Anmeldungsdatum: 27.03.2006 Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden
|
(#597726) Verfasst am: 06.11.2006, 14:22 Titel: |
|
|
Cato hat folgendes geschrieben: |
Einen Staat, der einen Toten zum ewigen Staatspräsidenten ernennt, würde ich nicht als atheistischen Staat bezeichnen... |
Wollte nur mal einen kurzen Fanboy-Jubel zu Deinen letzten paar Beiträgen loswerden. Ich finde Deine Argumentationen selbst dort, wo ich mal ihnen inhaltlich nicht ganz zustimmen kann, immer äußerst lehrreich, herrlich schneidend im Ton, witzig und damit unterhaltsam! Danke für die Mühen, die Du Dir damit machst, immer entsprechende Zitate Deiner Klassiker herauszusuchen. Wegen solcher Postings macht das Stöbern im FGH Spaß!
_________________ Still confused - but on a higher level.
Mein Zeugs auf deviantart
|
|
Nach oben |
|
 |
Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
|
(#600112) Verfasst am: 10.11.2006, 10:17 Titel: |
|
|
hehehe hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Es gibt kein perfektes Tempolimit für die Autobahn, sondern das ist, wie in vielen Fällen, eine Abwägung mit Vor- und Nachteilen. |
Es gäbe durchaus ein Limit, was ein Optimum darstellen würde, nur kriegt man das nicht so leicht raus. Genauso gäbe es auch bei jeder politischen Entscheidungfindung die optimale Entscheidung, die man aber eben nicht kennt - und daher durch den Mehrheitsentschluss ersetzt. Wenn wir allwissend wären, wäre die Demokratie völlig überflüssig, weil wir die Frage nach richtig/falsch konkret beantworten könnten und ihr nicht in Mehrheitsentschlüssen ausweichen müssten. |
Das Optimum hängt aber von den persönlichen Bedürfnissen aller Menschen ab. Ich interessiere mich nicht für Autos. Andere fahren gerne damit. Ich lebe gerne in der Stadt. Andere wollen am Land leben und in die Stadt zur Arbeit pendeln. Von der Güterbeförderung bin ich selber abhängig und das hängt davon ab, welche Güter ich gerne hätte.
Und diesen Wünschen der Autofahrer stehen Kosten gegenüber. Autofahrer riskieren ihr Leben, das ihrer Familie und das Dritter. Jedes Jahr stirbt eine Kleinstadt im Straßenverkehr. Zehn Kleinstädte werden verletzt. Darüber hinaus gibt es Kosten für die Umwelt und die Frage, wie sehr uns die Umwelt am Herzen liegt.
Ein Supercomputer, der eine gute Lösung für das Problem ausrechnen müsste, muss die Bedürfnisse und die Opferbereitschaft jedes einzelnen berücksichigen, um Lösungen ausrechnen zu können. Solange er nicht Gedanken lesen kann, müssen die Menschen also befragt werden. Sie müssen darüber in irgendeiner Weise abstimmen. Das ist Demokratie.
hehehe hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Der verstaubte Katholizismus gibt uns auf die komplexen Fragen, einer komplexen, modernen Welt keine Antworen. Er gibt uns sogar äußerst absurde und kontraproduktive Antworten. Siehe Kondome. |
Jetzt hatte ich bei "absurde Antworten" schon was originelles erwartet, und Du kommst mit dem 08/15 Standardthema Kondome... ihr Atheisten seid oft ziemlich vorhersehbar. |
Vorhersehbar sind Katholiken auch in vielen Punkten. Das Kondomthema ist enorm relevant. Daran hängt das Leid von Zigmillionen Menschen! Das ist nicht einfach so von der Hand zu weisen!
hehehe hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Oder siehe Stammzellenforschung. Eine embryonale Stammzelle soll wichtiger sein, als Erwachsene Menschen, die an schrecklichen Krankheiten leiden??? |
Mit diesem Satz reduzierst Du eine komplexe Problematik völlig unzulässigerweise auf eine rethorische Frage, die 1. impliziert, dass diese Forschung die Krankheiten heilen könnte (fraglicher Optimismus) und 2. dass die ethischen Einwände sich nur auf die Zerstörung der Zelle bezögen. Es geht aber vor allem auch um ethische Dammbrüche, die mit Blick beispielsweise auf die Möglichkeit therapeutischen Klonens ganz reale Gefahren sind. Die Frage ist also eher, ob man aufgrund utopischer Hoffnungen, die von profilierungssüchtigen Wissenschaftlern und profitgeilen Konzernen geweckt wurden, es wagen darf solche Dammbrüche zu riskieren. |
Sollten echte ethische Problematiken auftreten, dann wird die Gesellschaft über sie diskutieren und entscheiden, so wie sie das in der Vergangenheit auch getan hat, wenn neue Technologien neue Fragen aufwarfen.
Die religiösen Einwände gegen die Stammzellenforschung haben keine Basis in der Realität und sind daher irrelevant.
Deine Verteufelung von Wissenschaftlern und Konzernen hättest du sparen können. Ich könnte Bischöfen, Theologen und religösen Ethik-Kommissions-Mitgliedern auch niedere Beweggründe andichten. Aber ich weiß, dass ein ad hominem ein Fehlschluss ist und denke daher nicht in diesen Bahnen.
hehehe hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Er ist und bleibt aber unwahr und deshalb verschwindet er von der Bildfläche. Dämonen, drachentötende Heilige, jungfräuliche Geburten, ... , solche Märchen sterben aus. |
Ein ebenso unbewiesenes Märchen ist wohl Deine Aussage, er sei "unwahr" (und bleibt das sogar - wow ) - oder kannst Du beweisen, dass es Gott, Dämonen usw. nicht gibt?  |
Kannst du beweisen, dass es keine Einhörner gibt? Ich nicht und solange es nicht den Funken eines Belegs dafür gibt, gehören Einhörner zur Gruppe der Märchen und Legenden, so wie die Bibel (die ebenfalls Einhörner erwähnt) und die Regenbogenschlange der Aboriginals.
hehehe hat folgendes geschrieben: | Und ich weise daraufhin, dass es tödlich ist, ALLE gesellschaftlichen Fragen zu demokratisieren: Gewisse Grundrechte des Menschen hat auch die größte Mehrheit nie und nimmer umzustürzen. |
Diese Wahl besteht nicht. Wenn die Mehrheit ein bestimmtes Grundrecht unbedingt abschaffen will, dann wird das geschehen und niemand kann das verhindern.
hehehe hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Wenn der Katholizismus am "Zeitgeist" scheitert, na dann taugt er wohl nicht viel. |
Oder der Zeitgeist. Im übrigen: Der kath. Kirche wird seit 2000 Jahren der baldige Untergang prophezeiht. |
Ich habe der katholischen Kirche keinen baldigen Untergang bescheinigt und außerdem vom "Katholizismus" geschrieben. Aber es ist auffällig und erstmalig, dass die Kirche hier in Europa massiv an Gläubigen und noch vielmehr an "mindshare" verliert. Das gibst du doch selber zu und du machst es am bösen "Zeitgeist" fest.
Was genau soll diese Entwicklung umkehren?.
hehehe hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Verwahrlosung der Jugendlichen? Was für ein Unsinn! Die Jugend ist so intelligent und gebildet, wie nie zuvor. |
Mhmm von Pisa nie was gehört? Im übrigen: Statistisch gesehen sinkt der Durchschnitts-IQ in Deutschland seit Jahren dramatisch. Das hat aber eher mit Einwanderung von Unqualifizierten zu tun als mit dem Zeitgeist. |
Beleg für das Sinken des Durchschnitts-IQs? Den IQ der Einwanderer müsste man konseuqenterweise mit dem IQ aus ihren Herkunftsregionen vergleichen.
PISA wird erst seit 5 Jahren durchgeführt und hysterisch diskutiert. Deutschland ist in einem Punkt nicht an der Spitze. Na und? Finnland ist vorne und die sind nicht gläubiger als die Deutschen.
hehehe hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Auch beging sie nie zuvor weniger schwere Gewaltverbrechen. |
Wow die Statistik will ich aber sehen, die das beweist
"Nie zuvor" verspricht ja eine ziemlich umfassende Statistik - fängt die eigentlich beim Neandertaler an oder noch früher? |
Ich spreche von Mord und Totschlag, sowie schweren Gewaltdelikten. Das Niveau ist hier seit Anfang der 90er auf fast ein Viertel gesunken. In den frommen 50ern waren die Zahlen 10 Mal so hoch, wie heute. Vergewaltigungen gehen auch zurück, seit dem Zeitpunkt, als das Thema enttabuisiert wurde.
Urvölker haben extrem hohe Mordraten. Es gibt besonders gewalttätge Völker in denen jeder Dritte durch Feindeshand stirbt! Die Todesraten im WW1 udn WW2 waren geringer.
Aber deine Anmerkungen zu PISA, Gewaltätigkeit und dergleichen hast du ohnehin nur so in den Raum geworfen ohne einen Zusammenhang mit dem Katholizismus zu zeigen. Du gehst genauso vor, wie die Zeugen Jehovas. Die labern auch was von der angeblich so maroden und verfallenden Welt und wollen uns derartig deprimiert ihre Religion als Lösung unterschieben.
hehehe hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Es geht im großen und ganzen aufwärts. Es gab niemals eine bessere Zeit zu leben, als die heutige und die Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen. |
Aha es gab nie eine bessere zeit zu leben als heute... und Leute, die sowas schreiben, bilden sich auch noch ein, besonders rational zu sein?
Um zu wissen, ob "man" heute wirklich besser lebt als irgendwann "damals", müsstest Du nicht nur "damals" gelebt haben, sondern den statistischen Durchschnitt des Wohlbefindends derer, die "damals" lebten bilden, und mit dem heutigen vergleichen - das ist nichtmal theoretisch möglich, und Deine Behautung damit nix anderes als haltlose Spekulation.
Im großen und ganzen möchte ich aber auch in keiner anderen Zeit leben als der heutigen. Das heisst aber nicht, dass ich die Gegenwart so verklären und alles Negative ausblenden muss wie Du. |
Ich verblende überhaupt nichts Negatives. Du hast vollkommen kulturpessimistisch geschrieben und dem musste ich entgegnen. Es gibt noch jede Menge zu tun, aber wir sind am höchsten Stand unserer Entwicklung.
Ich kann den heutigen Zustand deshalb rational als besser als jemals zuvor beurteilen, weil ich Werte habe. Werte sind zum Werten da. Wir haben ein nie zuvor gewesenes Maß an Freiheit (inkl. freier Liebe usw.), Sicherheit, Wohlstand, Leidlosigkeit, Rationalität und vielem mehr.
Und man kann leicht Rückschlüsse auf das Wohlbefinden der Menschen damals ziehen. Bis 1977 gab es eine furchtbare Krankheit, die mehr Opfer forderte als jede andere. Und die Opfer waren meistens kleine Kinder. Pocken. Mediziner haben diese Krankheit ausgerottet, tw. gegen religiöse Widerstände. Noch vor zwanzig Jahren war ein Oberschenkelhalsbruch quasi ein Todesurteil. Heute laufen hunderttausende Rentner mit künstlichen Hüftgelenken herum. Kinder werden weniger geschlagen und Homosexuelle nicht mehr zwangskastriert.
Ich kann dir also eine riesige Latte an ganz konkreten Errungenschaften nennen, die drastische Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Betroffenen haben.
hehehe hat folgendes geschrieben: | Ich sehe das Dramatische nicht JETZT, sondern in der absehbaren Zukunft; ich sehe eher, dass diejenigen Werte und Normen, die unseren JETZIGEN Wohlstand ermöglicht haben, an vielen Ecken bröckeln. Die Wertediskussion und ähnliche Stimmen sind übrigens kein Zeitvertreib gelangweilter Politiker, sonden zeigen, dass auch andere diese Probleme langsam erkennen. |
Die christlichen Werte bröckeln: Demut, Keuschheit, Frömmigkeit, Obrigkeitshörigkeit und vieles mehr.
Diese sind auch bestenfalls wertlos, schlimmstenfalls kontrapruduktiv, wenn es um das Wohl der Menschheit geht.
Grundsätzlich hat jeder Mensch Werte. Das Gerede von allgemeiner Wertelosigkeit ergibt keinen Sinn. Die Nazis hatten Werte, genauso wie die Stalinisten, die alten Germanen oder Paris Hilton.
Die Christen sehen nur ihre Werte und heulen über deren Verfall. Ich sehe keine dramatischen Probleme bei allen humanistisch relevanten Werten.
|
|
Nach oben |
|
 |
|