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korf registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.08.2005 Beiträge: 358
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(#602199) Verfasst am: 14.11.2006, 10:08 Titel: Missionierung mit Hilfe des weihnachtlich-christlichen Barmherzigkeitsreflexes |
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Alle Jahre wieder um die Weihnachtszeit wird auch an der Grundschule unserer Kinder der weihnachtlich-christliche Barmherzigkeitsreflex ausgelöst, der nur zu gerne auch von missionierenden Oragnisationen ausgenutzt wird. Besonders perfide scheint mir die diesjährig ausgewählte Organisation "Geschenke der Hoffnung", einer deutschen Tochter der US-evangelikalen Billy-Graham-Association die Hilfsbereitschaft der Kinder zu instrumentalisieren: Die Schulkinder packen kleine Geschenke in einen Karton, schreiben einen Gruß dazu und ab gehts in irgendein armes Land. Dort wird die Gabe zusammen mit kindgerechter christlicher Erweckungslektüre den Kindern dort im Rahmen einer christlich-erbaulichen Feier übergeben. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, das Kollegium in einer email über die Hintergründe zu informieren:
Zitat: |
Sehr geehrte ...
leider etwas spät habe ich mir die Mühe gemacht, nähere Informationen über die für die diesjährige Spendenaktion ausgesuchte Organisation, "Geschenke der Hoffnung e.V.", einzuholen, die über das harmlos-nette Bild, das auf der Homepage gegeben wird, hinausgehen.
Diese Organisation verfolgt nicht nur den Zweck, Kindern in Not eine kleine Freude zu bereiten, sondern sie dient auch der evangelikalen Mission, wie schon aus der Homepage hervorgeht: "...christliches Werk mit internationalem Profil, das Menschen in Not hilft und das Evangelium weitergibt". Den Kindern wird bei Gelegenheit der Geschenkübergabe gleich eine christliche Lektüre angeboten, wie die ehemalige geschäftsführende Direktorin hier bestätigt.
In welchem Geiste diese Lektüre verfasst sein mag, kann man erahnen, wenn man die Herkunft und die Verflechtungen dieser Organisation betrachtet. "Geschenke der Hoffnung eV" ist ein europäischer Ableger der "Billy Graham Evangelistic Association" (wie man u.a. hier nachlesen kann), der sich erst 2001 aus "Billy Graham Evangelistic Association Deutschland" in den heutigen Namen umbenannt hat. Billy Graham, baptistischer Erweckungsprediger, befürwortet die Todesstrafe, verdammt die Abtreibung, ist gegen Homosexuelle und hat seinerzeit durch Massenpredigten ("crusades") den Vietnamkrieg unterstützt.
Für die Mitglieder von "Geschenke der Hoffnung eV", die sich den Grundsätzen der Dachorganisation "Samaritans Purse" verpflichten müssen (siehe hier), sind unter anderem diese beiden Glaubensgrundsätze bindend:
"We believe in the resurrection of both the saved and the lost; the saved unto the resurrection of eternal life and the lost unto the resurrection of damnation and eternal punishment. Revelation 20:11-15; I Corinthians 15:51-57."
"We believe that, for the salvation of lost and sinful man, repentance of sin and faith in Jesus Christ results in regeneration by the Holy Spirit and that Jesus Christ is the only way of salvation. Titus 3:4-7; Luke 24:46-47; Ephesians 2:8-9; John 14:6; Acts 4:12."
Ich muss gestehen, meine freundlichen Gefühle für die selbstlose Hilfsbereitschaft dieser Leute schwindet dahin bei diesen Grundsätzen, finden sie es doch völlig in Ordnung, daß meine Familie und ich "damnation and eternal punishment" verfallen werden, weil wir den einzigen Weg zur Erlösung nicht gehen wollen, wozu ich aber Absurditäten wie diese erstmal anerkennen müsste:
"We believe in the deity of our Lord Jesus Christ, in His virgin birth, in His sinless life, in His miracles, in His vicarious and atoning death through His shed blood, in His bodily resurrection, in His ascension to the right hand of the Father, and in His personal return in power and glory. John 1:1-4; Matthew 1:23; Philippians 2:5-11; Hebrews 1:1-4 & 4:15; Acts 1:11 & 2:22-24; I Corinthians 15:3-4"
Kurzum, ich möchte diese christlich-fundamentalistische Organisation, die auch von der evangelischen und katholischen Kirche kritisch gesehen wird (siehe hier und hier), nicht mit Sachspenden in ihrer Missionierungstätigkeit unterstützen. Die Menschen in Not haben anderes nötiger, als in diesem Geiste missioniert zu werden.
Für sinnvoller hielte ich eine Hilfeleistung, die dem Grundsatz "Hilfe zur Selbsthilfe" verpflichtet ist und nicht den Nebenzweck irgendeiner Missionierung verfolgt. Die Kritikdes Erzbischöflichen Ordinariates München, Fachbereich Sekten- und Weltanschauungsfragen scheint mir wohlbegründet:
"Das entwicklungspolitische Konzept der Aktion Weihnachten im Schuhkarton leistet keine nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe. Stattdessen werden Produkte aus einem für die Empfängerländer mehr oder weniger fremden Kulturraum importiert und dort an hilfsbedürftige Kinder verteilt. Damit kommt die Aktion nur punktuell und einmalig einzelnen Kindern zu Gute. Eine längerfristige Perspektive fehlt. Vielmehr ist zu befürchten, dass durch die Geschenke weitere Wünsche und Begehrlichkeiten geweckt werden, die ansonsten gar nicht aufgekommen wären. Darüber hinaus ist für den Transport der Päckchen eine beträchtliche Logistik erforderlich, die aus ökologischen wie aus ökonomischen Gründen wenig sinnvoll erscheint."
Aus der evangelischen Kirche verlautet ähnlich:
""Weihnachten im Schuhkarton“ ist der deutsche Ableger einer international tätigen Gesellschaft. Sie ist auf professionelle Spendeneinwerbung und auf plakative Evangelisation ausgerichtet. Ihre Wirkung vor Ort ist fragwürdig. "
Falls es noch möglich sein sollte, möchte ich sie bitten, die Pakete die unsere Kinder abgegeben haben, uns wieder zurückzugeben, damit sie von uns in einer unseren Vorstellungen entsprechenden Weise gespendet werden können. Dies bitte aber in einer diskreten Weise, bei der unsere Kinder nicht bloßgestellt werden!
Sollten aber die Pakete schon unterwegs sein, so bleibt mir nur die Bitte, in Zukunft auf die Sinnhaftigkeit unter Gesichtspunkten der nachhaltigen Hilfe zur Selbsthilfe und auf die weltanschauliche Neutralität der Hilfsorganisationen zu achten. Auch wäre es schön, wenn die Eltern rechtzeitig und ausreichend ausführlich über den Charakter der anvisierten Hilfsorganisationen aufgeklärt würden.
Bitte bedenken Sie auch, daß es für uns Eltern, wenn wir unsere Kinder nicht von diesen an sich lobenswerten Vorhaben ausschließen wollen, womit wir sie in peinliche Situationen bringen würden, keine freie Wahl gibt, ob wir uns beteiligen oder nicht. Auch unter diesem Gesichtspunkt sollte eine für alle akzeptable und über jeden Zweifel erhabene weltanschaulich neutrale Hilfsorganisation gewählt werden. In der Hoffnung, daß Ihnen Diese Informationen hifreich waren, verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen |
Dieser Billy Graham ist übrigens nebenbei der Erwecker JWB's und konnte auch gut mit JWB's Vater und Nixon.
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#602203) Verfasst am: 14.11.2006, 10:26 Titel: |
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zunächst: respekt für diesen brief. erstens dass du ihn überhaupt geschrieben hast und zweitens noch relativ neutral formuliert hast.
ich fürchte aber das die aktion zwar richtig, aber doch zu diesem zeitpunkt wirkungslos bleiben wird.
es ist zu hoffen, dass in zukunft im vorfeld besser recherchiert wird, wem man helfen will. noch besser wäre eine beteiligung an der planung und durchführung der spendenaktion durch interessierte eltern.
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#602225) Verfasst am: 14.11.2006, 11:10 Titel: |
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Bitte über die Reaktion berichten!
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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korf registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.08.2005 Beiträge: 358
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(#602339) Verfasst am: 14.11.2006, 14:57 Titel: |
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L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben: | zunächst: respekt für diesen brief. erstens dass du ihn überhaupt geschrieben hast und zweitens noch relativ neutral formuliert hast. | Naja, ich gehe erstmal davon aus, daß es sich um Ahnungslosigkeit handelt. Man kann auch leicht durch die Spendengütesiegel des Deutschen Zentralisntituts für Soziale Dienste in Sicherheit gewiegt werden. das besagt ja aber lediglich, daß die Mittel dort ankommen, wo sie hinsollen.
L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben: |
ich fürchte aber das die aktion zwar richtig, aber doch zu diesem zeitpunkt wirkungslos bleiben wird.
es ist zu hoffen, dass in zukunft im vorfeld besser recherchiert wird, wem man helfen will. noch besser wäre eine beteiligung an der planung und durchführung der spendenaktion durch interessierte eltern. | Das werden wir sehen, Ich weiss im Moment nicht genau, ob die Pakete heute morgen schon weg waren. Wenn nicht, wird unsere Sachspende rausgenommen, das wäre für mich persönlich schon mal ein Erfolg, da ich dann diesen Mist nicht auch noch persönlich unterstütze. Ausserdem fühle ich mich jetzt schonmal besser!!
Evtl. wird sogar die ganze Aktion nochmal überdacht, wer weiß... Auf jeden Fall, habe ich da jetzt was angestossen und das verfolge ich jetzt auch weiter.
...Elternbeteiligung... naja, ich war selber jahrelang im Elternbeirat. Da halten sich die Konformisten, die es akzeptieren lediglich Zuarbeit für die Lehrer zu leisten. Wer es wagte eine andere Meinung zu haben, kriegte nicht nur tierisch Stress mit der Schulleitung, sondern wurde dann auch noch von den Eltern, für die man sich ja einsetzen wollte, fallengelassen wie eine heisse Kartoffel.
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#602433) Verfasst am: 14.11.2006, 18:11 Titel: |
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korf hat folgendes geschrieben: | ...Elternbeteiligung... naja, ich war selber jahrelang im Elternbeirat. Da halten sich die Konformisten, die es akzeptieren lediglich Zuarbeit für die Lehrer zu leisten. Wer es wagte eine andere Meinung zu haben, kriegte nicht nur tierisch Stress mit der Schulleitung, sondern wurde dann auch noch von den Eltern, für die man sich ja einsetzen wollte, fallengelassen wie eine heisse Kartoffel. |
ich weiss was du meinst. "desinteressiertes und hierarchieorientiertes pack" möchte man solchen leuten entgegenbrüllen!
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Waldorf Rassiger Nutzer
Anmeldungsdatum: 07.09.2006 Beiträge: 231
Wohnort: Daheim
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(#602481) Verfasst am: 14.11.2006, 19:34 Titel: Neue Schule |
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Werter Herr Propagandhi,
L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben: | es ist zu hoffen, dass in zukunft im vorfeld besser recherchiert wird, wem man helfen will. noch besser wäre eine beteiligung an der planung und durchführung der spendenaktion durch interessierte eltern. |
Noch besser wäre ggf die Gründung einer freien Ersatzschule.
Da kann man sich vereinsrechtlich organisieren und den Angestellten (ganz demokratisch und hierachiefrei) vorschreiben welche Zuarbeit sie zu dulden haben und welche Fehler sie sich auf keinen Fall erlauben dürfen.
Dann muss man nur sehen wie man das mit geltendem Arbeitsrecht in Übereinstimmung bringen kann und natürlich noch woher man das Personal bekommt.
Also ganz einfach das.
hlg Waldorf (der Verständige)
_________________
Etliche Leute wollen Gott mit den Augen ansehen, als ihn eine Kuh ansieht, und wollen Gott lieb haben, als ihn eine Kuh lieb hat.
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#602505) Verfasst am: 14.11.2006, 20:23 Titel: Re: Neue Schule |
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Waldorf hat folgendes geschrieben: | Werter Herr Propagandhi,
L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben: | es ist zu hoffen, dass in zukunft im vorfeld besser recherchiert wird, wem man helfen will. noch besser wäre eine beteiligung an der planung und durchführung der spendenaktion durch interessierte eltern. |
Noch besser wäre ggf die Gründung einer freien Ersatzschule.
Da kann man sich vereinsrechtlich organisieren und den Angestellten (ganz demokratisch und hierachiefrei) vorschreiben welche Zuarbeit sie zu dulden haben und welche Fehler sie sich auf keinen Fall erlauben dürfen.
Dann muss man nur sehen wie man das mit geltendem Arbeitsrecht in Übereinstimmung bringen kann und natürlich noch woher man das Personal bekommt.
Also ganz einfach das.
hlg Waldorf (der Verständige) |
ja natürlich! mal eben ne schule gründen. warum mir das nicht eher eingefallen ist!
wie schreibt man angestellten (die vereinsmitglieder sind) demokratisch und hierarchiefrei etwas vor?
darf ich fragen was dich bedrückt, dass du derart grantig bist?
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Waldorf Rassiger Nutzer
Anmeldungsdatum: 07.09.2006 Beiträge: 231
Wohnort: Daheim
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(#604215) Verfasst am: 17.11.2006, 18:20 Titel: Macht Mehr Freie Schulen |
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Werter Herr Propagandhi,
L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben: | darf ich fragen was dich bedrückt, dass du derart grantig bist? |
Nicht grantig! Normal das!
Es bedrückt mich das du meinst den Schulleiter so anbrüllen zu müssen.
Schulleiter ist auch kein so leichter Beruf. Zumindest bei uns in der Gegend gibt es einige unbesetzte Stellen.
Da kann man doch fragen: Ist der Job zuwenig besser bezahlt? Fehlt es den Leuten an Ehrgeiz?
Oder gibt es einfach zuwenig geeignetes "hierarchieorientiertes Pack"?
Was ist (bzgl. Elternbeirat) gemeint mit: "Da halten sich die Konformisten, die es akzeptieren lediglich Zuarbeit für die Lehrer zu leisten."
Ich kann auch nachvollziehen das manche Lehrer selbst gutgemeinte Hilfe nicht unbedingt akzeptieren wollen. Insbesondere wenn sie als Einmischung in Unterrichtsbelange verstanden werden kann.
hlg Waldorf
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Etliche Leute wollen Gott mit den Augen ansehen, als ihn eine Kuh ansieht, und wollen Gott lieb haben, als ihn eine Kuh lieb hat.
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Femina registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.07.2005 Beiträge: 1038
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(#604426) Verfasst am: 18.11.2006, 00:27 Titel: |
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Hallo Korf,
danke für diesen Hinweis. Ich möchte nun gern einen ähnlichen Brief in unserer Schule, unserem Kindergarten und unserer Stadtbibliothek abgeben. An allen 3 Orten wird für die Aktion gesammelt. Allerdings fände ich es schön, eine (oder mehrere) alternative - neutrale - Organisation(en) zu benennen, über die man den armen Kindern wirklich eine Weihnachtsfreude machen kann.
Wer hat Vorschläge?
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Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
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(#604446) Verfasst am: 18.11.2006, 01:03 Titel: Re: Missionierung mit Hilfe des weihnachtlich-christlichen Barmherzigkeitsreflex |
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@korf:
korf hat folgendes geschrieben: | Dieser Billy Graham ist übrigens nebenbei der Erwecker JWB's und konnte auch gut mit JWB's Vater und Nixon. |
GWB ist Alkoholiker, er wurde im Großen und Ganzen auf nicht ganz tranzparente Weise von seinem Alkoholkonsum abgehalten (bis auf die "Bretzel-Affäre"), die Folgen sind fatal:
Afghanistan, Irak, ... (Guantanamo).
_________________ Leben kann tödlich sein
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korf registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.08.2005 Beiträge: 358
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(#604447) Verfasst am: 18.11.2006, 01:09 Titel: |
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Moin Femina,
Ja, diese Aktion scheint ziemlich weitverbreitet zu sein, und kaum einer weiß, was dahinter steckt.
Ganz gute Argumente gegen diese Aktion kommen von den grossen Kirchen. Vor allem natürlich aus Neid, weil andere ihre Spendengründe abgrasen. Aber wenn Du in Deinem Schreiben darauf verweist, hast du anerkannte Autoritäten auf deiner Seite. Übrigens hat so ein Brief am meisten Gewicht, wenn er sachlich und gut informiert geschrieben ist, ohne jede Polemik oder Erregung....
Ist mir leider auch nicht ganz gelungen.
Ein weiteres Argument gegen die Weihnachten im Schuhkarton-Aktion ist, daß man im voraus nicht weiss, wo die Geschenke hingehen, man weiss also auch nicht was gebraucht wird.
Die Auswahl der Länder, in die die Hilfe geht, ist auch sehr merkwürdig:
Armenien, Belarus, Bulgarien, Kosovo, Kroatien, Litauen, Moldawien, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Südafrika, Ukraine und das Westjordanland.
Da sind viele Länder darunter, in denen es keine bedrohlichen Versorgungsengpässe, Bürgerkriege usw. gibt. Wieso sollte man Hilfe nach Litauen, in die Slowakei oder nach Kroatien schicken? Ich vermute, daß diese Auswahl eher nach Missionsgesichtspunkten getroffen worden ist. Die Billy Graham Association hatte in den neunzigern eine Missionskampagne in den ehemaligen Ostblock-Staaten gestartet.
Es ist wohl ziemlich schwierig, Kindern die Möglichkeit zur praktischen, konkreten Hilfe zu geben, so daß es gleichzeitig den Empfängern der Hilfe nützt und am besten noch eine Rückkopplung gibt. Geld ist eben für alle Hilfsorganisationen am besten zu gebrauchen.
Am besten wäre eine Hilfe vor Ort. Hier gibt es z.B. die Möglichkeit in einer Kinderkrebsstation einen Clownbesuch zu finanzieren...
Gruß
korf
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Femina registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.07.2005 Beiträge: 1038
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(#604475) Verfasst am: 18.11.2006, 01:56 Titel: |
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Danke noch mal, Korf.
Ich finde es unheimlich wichtig, hier Alternativen aufzuzeigen. Denn sonst heißt es leicht: Die ist zu geuzig und will nur eine gute Tat verhindern. Man sollte zeigen, dass man gern zu sinnvoller Hilfe bereit ist.
Vielleicht gibt es ja noch mehr Vorschläge sinnvoller Weihnachtshilfe?
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Mario Hahna aktiviert
Anmeldungsdatum: 04.04.2005 Beiträge: 9607
Wohnort: München
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(#604477) Verfasst am: 18.11.2006, 01:57 Titel: |
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Tja, allein schon der Anlass, Weihnachten, ist ja christlich. Ich würde da gar nicht mitmachen.
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jawajedi_0x72 dem reptilienhirn auf der spur
Anmeldungsdatum: 08.07.2006 Beiträge: 35
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(#604478) Verfasst am: 18.11.2006, 02:01 Titel: |
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Alphabetisierungsprojekte für Mädchen in der dritten Welt.
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korf registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.08.2005 Beiträge: 358
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IchundDu registrierter User
Anmeldungsdatum: 30.10.2006 Beiträge: 128
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(#605033) Verfasst am: 19.11.2006, 01:58 Titel: |
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Immerhin wird geholfen. Jede Hilfe ist Willkommen. Ob es jetzt Christen sind die helfen oder Atheisten ist doch zweitrangig. Und nur weil Christliche Lektüre mit verschenkt wird, heisst das nicht, dass auch alle Christen werden.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass es einen Verhungernden ziemlich egal ist woher die Hilfe kommt und was da noch so mit bei liegt.
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Femina registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.07.2005 Beiträge: 1038
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(#605045) Verfasst am: 19.11.2006, 02:55 Titel: |
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Thao, wie kommst du darauf, dass Weihnachten ein christliches Fest ist? Weil die Christen sich das irgendwann unter den Nagel gerissen haben?
Die Geschenke zu Weihnachten gehen für mich eher auf die Saturnalien zurück. Ein Friedensfest, an dem man besonders der Armen und Sklaven gedachte.
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22263
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(#605052) Verfasst am: 19.11.2006, 03:11 Titel: |
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IchundDu hat folgendes geschrieben: | Ich bin mir ziemlich sicher, dass es einen Verhungernden ziemlich egal ist woher die Hilfe kommt und was da noch so mit bei liegt. |
Es geht nicht um Verhungernde, sondern um Weihnachtsgeschenke für offenbar nicht sinnvoll ausgewählte Bedürftige; und damit wird verbunden eine anscheinend ziemlich platte Holzhammer-Missionierung für eine offenbar ziemlich fundamentalistische Organisation.
Ich stimme mit der Kritik überein. Komsich, dass die AKtion offenbar so verbreitet ist.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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IchundDu registrierter User
Anmeldungsdatum: 30.10.2006 Beiträge: 128
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(#605057) Verfasst am: 19.11.2006, 03:20 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | IchundDu hat folgendes geschrieben: | Ich bin mir ziemlich sicher, dass es einen Verhungernden ziemlich egal ist woher die Hilfe kommt und was da noch so mit bei liegt. |
Es geht nicht um Verhungernde, sondern um Weihnachtsgeschenke für offenbar nicht sinnvoll ausgewählte Bedürftige; und damit wird verbunden eine anscheinend ziemlich platte Holzhammer-Missionierung für eine offenbar ziemlich fundamentalistische Organisation.
Ich stimme mit der Kritik überein. Komsich, dass die AKtion offenbar so verbreitet ist. | Und wer zwingt einem das Geschenk anzunehmen?
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22263
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(#605067) Verfasst am: 19.11.2006, 03:49 Titel: |
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Niemand. Aber es geht doch darum, ob die Hilfe sinnvoll ist und ob das, was von der Organisation damit verbunden wird (die fundamentalistische Missionierung), auch vom Schenkenden gewünscht wird. Das erstes scheint mir nicht der Fall zu sein, das zweite würde ich für meine Person verneinen.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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moritura pan narrans
Anmeldungsdatum: 01.12.2003 Beiträge: 1358
Wohnort: Berlin
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(#605090) Verfasst am: 19.11.2006, 10:11 Titel: |
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Als Vorschlag für eine Organisation der man helfen kann:
www.rawa.org
1. ist das keine von außen übergestülpte Organisation, es ist ein Organisation die von Afghanen gegründet wurde und geführt wird.
2. sind die Projekte m.E. sehr grundlegend um etwas gegen den religiösen Fundamentalismus zu tun.
Projekte sind: Waisenhäuser, Lehrer für Heimschulen, Flüchtlingsbetreuung, Gesundheitsfürsorge, Aufbau von Erwerbsmöglichkeiten für Frauen, Hilfe für Prostituierte
Nachteil: Das Spenden ist etwas kompliziert.
Für eine Weihnachtsspende eignet sich vielleicht etwas auf dieser Seite:
https://www.charityhelp.org/rawa/donation/donations
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Tassilo Deaktiviert
Anmeldungsdatum: 17.05.2004 Beiträge: 7361
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alex6 registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.12.2005 Beiträge: 750
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(#605153) Verfasst am: 19.11.2006, 14:41 Titel: Weihnachtsfreude |
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Femina hat folgendes geschrieben: | Allerdings fände ich es schön, eine (oder mehrere) alternative - neutrale - Organisation(en) zu benennen, über die man den armen Kindern wirklich eine Weihnachtsfreude machen kann. |
Nicht fuer alle Kinder der Welt ist Weihnachten ein relevanter Termin - eigentlich nur fuer die in christlich-westlich gepraegten Gegenden und bei entsprechenden Minderheiten. Eine "Weihnachtsfreude" ist auch nicht gerade eine kontinuierliche Hilfe. Wenn Du spenden willst, frage doch mal beim HVD nach, vielleicht haben die eine Idee? Mir faellt gerade die Nesin-Stiftung in der Tuerkei ein, die sich fuer Bildung und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen engagiert. Siehe http://ibka.org/node/575
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korf registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.08.2005 Beiträge: 358
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(#605932) Verfasst am: 20.11.2006, 15:41 Titel: |
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Noch ein paar zusätzliche Informationen:
Geschenke der Hoffnung ist das deutsche Teilprojekt der "Operation Christmas Child" des "Samaritans purse". Der missionarische Charakter der Aktion wird im Jahresbericht 2005 unverhohlen gerühmt:
Zitat: | Four years ago, an Operation Christmas Child team delivered gift-filled shoe boxes to 60 children in Korhoxie, a remote farming village in the Ukraine. The children were overjoyed to receive such bautiful presents, and their parents were deeply moved that strangers cared enough to prepare these gifts for their sons and daughters. A group of residents were so impressed by the love shown to them that they decided to study the Bible and worship together. There was no church in the village, so they met in a farm building. That first year, four people accepted Jesus Christ as their Savior and were baptized. Ten more people were baptized the second year. Then a missionary couple moved to the area to work in the fields and to plant seeds of faith in the hearts of the people. Today this growing church meets regularly in the farm building or people’s homes. ... Thanks to those simple shoe box gifts, Korhoxie now has a vibrant body of believers united in worship, service, witness, and discipleship.
...
Our overseas partners distribute the Christmas gifts and offer Gospel booklets that are now available in 70 languages. A follow-up discipleship program enables girls and boys to learn more about Jesus by participating in a 10-lesson Bible study. Hundreds of thousands of children and family members have made decisions for Christ as a result of this program. |
Die Arbeitsstelle für Weltanschauungs- und Sektenfragen der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens hat dazu auch recherchiert:
Zitat: | Mit den lokalen Partnern der Organisation wird ein „Memorandum of Understanding“ abgeschlossen, dessen erster Satz das Ziel der Aktion unmissverständlich klarstellt:
"Operation Christmas Child is a project of Samaritan's Purse from children to children intended to demonstrate the love of Christ and to reach unreached children with the Gospel through the local church."
(Operation Christkind ist ein Projekt von Samaritan's Purse von Kindern für Kinder mit der Absicht, die Liebe von Christus zu demonstrieren und die unerreichten Kinder mit dem Evangelium zu erreichen durch die örtlichen Kirchen.)
Unter den Verantwortlichkeiten, die in diesem Dokument geregelt werden, steht an erster Stelle das Gebet für diesen Dienst. Die örtlichen Leitungsteams werden darin u.a. verpflichtet:
"Distribute the gifts with a focus on children unreached by the Gospel and those who have not previously recieved an OCC gift. " (…die Geschenke konzentriert auf solche Kinder zu verteilen, die noch nicht vom Evangelium erreicht wurden und in der Vergangenheit noch kein Geschenk von OCC bekommen haben.)
"Ensure that one copy of the provided OCC literature titled "The Greatest Gift Of All" is offered to each child that receives a shoe box gift, unless prohibited by local law." (…sicherzustellen, dass ein Exemplar der mitgelieferten OCC-Schrift „Das größte Geschenk von allen“ jedem Kind angeboten wird, das ein Schuhkartongeschenk erhält, falls dies nicht durch lokale Gesetze verboten ist.)
...
"Ensure that all people who will directly participate in OCC distributions hold a Gospel-centered event soon after the OCC distribution for the children who were involved, unless prohibited by local law." (… sicherzustellen, dass alle, die an OCC-Verteilaktionen mitgewirkt haben, kurz nach der Verteilung für alle daran beteiligten Kinder eine Veranstaltung organisieren, die das Evangelium im Mittelpunkt hat, falls dies nicht durch lokale Gesetze verboten ist.) |
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Hatuey registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.02.2004 Beiträge: 2821
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(#605937) Verfasst am: 20.11.2006, 15:47 Titel: Re: Missionierung mit Hilfe des weihnachtlich-christlichen Barmherzigkeitsreflex |
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korf hat folgendes geschrieben: | .....
Dieser Billy Graham ist übrigens nebenbei der Erwecker JWB's und konnte auch gut mit JWB's Vater und Nixon. |
Ich würde es eher nicht so kritisch sehen, natürlich wollen diese Menschen Kinder evangelisieren, aber das wird ihnen nicht allein dadurch gelingen, indem sie Kindern Weihnachtsgeschenke verteilen. Würde man es verbieten, dann können diese Leute die Märtyrerkarte ausspielen,
Aber würde Scientology hinter dieser Geschenkverantstaltung stecken, würde der Staat die Geschenke so behandeln, als enthielten sie Anthrax.
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korf registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.08.2005 Beiträge: 358
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(#605950) Verfasst am: 20.11.2006, 16:13 Titel: Re: Missionierung mit Hilfe des weihnachtlich-christlichen Barmherzigkeitsreflex |
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milhous hat folgendes geschrieben: |
Ich würde es eher nicht so kritisch sehen, natürlich wollen diese Menschen Kinder evangelisieren, aber das wird ihnen nicht allein dadurch gelingen, indem sie Kindern Weihnachtsgeschenke verteilen. Würde man es verbieten, dann können diese Leute die Märtyrerkarte ausspielen, |
Von Verbieten ist nicht die Rede. Ich will informieren, damit nicht so viele Leute darauf hereinfallen.
Und dieser höchst effektiv missionierenden Organisation die Fähigkeit zum missionieren abzusprechen ist wohl mehr als naiv. Lies mal hier!
Der Weg über die Kinder ist der effektivste Weg der Missionierung, weil man es noch nicht mit gefestigten Meinungen, mit kritikfähigen Menschen, zu tun hat, weil sie durch Geschenke so leicht zu erfreuen sind. Und in den Geberländern kann man über das Kindchenschema, ohne den Umweg über den Verstand, direkt das weihnachtlich gestimmte Herz erreichen.
Diese Leute sind Profis.
Das Glaubensbekenntnis(!) der Billy-Graham-Association enthält als letzte zwei Punkte
Zitat: | We must dedicate ourselves anew to the service of our Lord and to His authority over our lives.
In using every modern means of communication available to us to spread the Gospel of Jesus Christ throughout the world. |
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