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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#611605) Verfasst am: 01.12.2006, 03:25 Titel: Darf die Polizei lügen? |
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Habe vor einiger Zeit wieder einen der Richter Di Romane von Gulik gelesen (genial, müßt ihr euch mal antun) darin, im Anhang, wird erklärt dass ein hoher Beamter der vergiftet wurde und im sterben lag angeordnet hat man solle ihn nach seinem tod enthaupten und seinen Kopf zur schau stellen, darunter sollte man schreiben dass man den jenigen die diesen Staatsfeind getötet haben eine Belohnung zahlt wenn sie sich melden.
Hat funktioniert, die Täter haben sich gemeldet und erklärt wie sie vorgegangen sind, und ein paar mehr Köpfe rollten.
Nun meine Frage: Darf die Polizei heute ähnlich vorgehen?
Darf sie Unwahrheiten verbreiten um Täter zu überführen, darf sie öffentlich lügen, sagen sie hätte den Täter erwischt so dass sich der wahre Täter in sicherheit wiegt und Fehler begeht?
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#611639) Verfasst am: 01.12.2006, 11:17 Titel: |
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Na klar doch. Angeklagte dürfen doch auch lügen.
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Keller last neoliberal standing and car of the year 1983!
Anmeldungsdatum: 30.11.2006 Beiträge: 1411
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(#611663) Verfasst am: 01.12.2006, 12:45 Titel: |
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Ahriman hat folgendes geschrieben: | Na klar doch. Angeklagte dürfen doch auch lügen. |
der vergleich ist abwegig.
sicher beantworten kann ich es nicht, nehme aber an, dass dies möglich ist. letztlich tut ein verdeckter ermittler ja nichts anderes. ob man es derart auf die spitze treiben sollte, ist natürlich ne andere frage, oder ob man damit der institution polizei nicht eher schadet.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#611914) Verfasst am: 01.12.2006, 20:14 Titel: |
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Ahriman hat folgendes geschrieben: | Na klar doch. Angeklagte dürfen doch auch lügen. |
Der Unterschied ist der, dass der Innenminister Dienstherr der Polizei ist und der Innenminister als Politiker und Luegenmonopolist bereits fuer die Polizei, die selber nicht luegen darf, luegt. Angeklagte sind von dieser Arbeitsteilung nicht tangiert, da sie nicht der Dienstherrschaft des Innenministeriums unterliegen....
Gruss, Bernie
_________________ Defund the gender police!!
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#612425) Verfasst am: 02.12.2006, 12:41 Titel: |
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Nun, in den Krimis im Fernsehen ist es schon vorgekommen, daß die Kripo gezielte Fehlinformationen, sogar unter Mitwirkung der Presse, losgelassen hat, um einen Fall zu klären. Warum auch nicht? Inwieweit das im richtigen Leben geschieht, weiß man nicht. Sowas hängt man ja nicht an die große Glocke.
Das Problem liegt doch darin, daß eine faire Justiz und damit eine faire Polizei immer von vornherein im Nachteil gegenüber dem Verbrechen sind, das liegt in der Natur der Sache. Dem Gesetzesbrecher fällt es nicht im Traum ein, "fair" zu sein, schon das Verbrechen an sich ist "unfair". Eine Polizei, die gegen das Verbrechen auch mit "unfairen" Methoden vorgeht, könnte zunächst wünschenswert erscheinen, zweifellos wäre sie erfolgreicher. Jedoch tritt dann immer die Schwierigkeit auf, eine Grenze festzulegen, dieses "bis hierhin und nicht weiter!" Das wird man niemals regeln können, man sollte es wohl auch gar nicht versuchen.
Polizisten sind auch nur Menschen, ich hätte Verständnis dafür, wenn die Mordkommission etwas lasch vorgehen könnte, wenn der Mord an einem Gangsterboß aufzuklären ist und wesentlich mehr Energie zeigt, wenn ein braver Bürger umgelegt wurde: Die Motivation ist da sehr unterschiedlich.
Es dürfte am Polizeipräsidenten hängenbleiben, zu entscheiden, was gemacht wird und was nicht. Dafür ist er da, dafür wird er gut bezahlt, und wenn ihm das schlaflose Nächte macht, kann er den Hut nehmen und einen anderen ranlassen.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#612692) Verfasst am: 02.12.2006, 20:48 Titel: |
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Ahriman hat folgendes geschrieben: | Nun, in den Krimis im Fernsehen ist es schon vorgekommen, daß die Kripo gezielte Fehlinformationen, sogar unter Mitwirkung der Presse, losgelassen hat, um einen Fall zu klären. Warum auch nicht? Inwieweit das im richtigen Leben geschieht, weiß man nicht. Sowas hängt man ja nicht an die große Glocke.
Das Problem liegt doch darin, daß eine faire Justiz und damit eine faire Polizei immer von vornherein im Nachteil gegenüber dem Verbrechen sind, das liegt in der Natur der Sache. Dem Gesetzesbrecher fällt es nicht im Traum ein, "fair" zu sein, schon das Verbrechen an sich ist "unfair". Eine Polizei, die gegen das Verbrechen auch mit "unfairen" Methoden vorgeht, könnte zunächst wünschenswert erscheinen, zweifellos wäre sie erfolgreicher. Jedoch tritt dann immer die Schwierigkeit auf, eine Grenze festzulegen, dieses "bis hierhin und nicht weiter!" Das wird man niemals regeln können, man sollte es wohl auch gar nicht versuchen.
Polizisten sind auch nur Menschen, ich hätte Verständnis dafür, wenn die Mordkommission etwas lasch vorgehen könnte, wenn der Mord an einem Gangsterboß aufzuklären ist und wesentlich mehr Energie zeigt, wenn ein braver Bürger umgelegt wurde: Die Motivation ist da sehr unterschiedlich.
Es dürfte am Polizeipräsidenten hängenbleiben, zu entscheiden, was gemacht wird und was nicht. Dafür ist er da, dafür wird er gut bezahlt, und wenn ihm das schlaflose Nächte macht, kann er den Hut nehmen und einen anderen ranlassen. |
Hallo Ahriman,
Das stimmt natuerlich alles! Die Polizei darf lediglich keine Straftaten begehen bei ihrer Ermittlungsarbeit! Da ein bisschen Schwindeln jedoch keine Straftat darstellt, kann das der Polizei auch niemand verbieten, wenn dadurch ein Fahndungserfolg zustande kommt oder eine Straftat verhindert wird. Es gibt auch tatsaechlich Faelle, bei denen die Polizei Falschinformationen an die Presse weitergegeben hat um einen fluechtigen Taeter zu fangen. Ich las einmal davon, dass die britische Polizei faelschlich die Festnahme eines Bankraeubers verkuendete, den Taeter dadurch in falscher Sicherheit wiegte und ihn dadurch dazu bewegte sein Versteck zu verlassen um ihn dann am Flughafen festzunehmen. Was soll an einem solchen Vorgehen falsch sein? Man hatte schliesslich kein geltendes Gesetz gebrochen und die Presse anluegen ist bei Politikern ja auch schon laengst zur Routine geworden.
Die Polizei sollte jedoch schon aus Eigeninteresse darauf achten, dass absichtlich verbreitete Luegen hinterher auch gerechtfertigt werden koennen, weil ansonsten ein Vertrauensverlust bei der Bevoelkerung droht. Ansonsten gilt: Solange man selber kein geltendes Recht bricht heiligt der Zweck tatsaechlich die Mittel!
Gruss, Bernie
_________________ Defund the gender police!!
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Mario Hahna aktiviert
Anmeldungsdatum: 04.04.2005 Beiträge: 9607
Wohnort: München
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(#612779) Verfasst am: 02.12.2006, 22:57 Titel: |
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Hab mir in den Finger geschnitten und kann kaum tippen, daher nur eine kurze Antwort: Kommt drauf an.
Aussagen, die die Polizei durch Täuschung erlangt hat, können im Strafprozess unverwertbar sein, aber muss man immer für den Einzelfall bewerten.
_________________ Wer nichts weiß, glaubt alles.
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beda registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.09.2006 Beiträge: 4
Wohnort: süd-süd-ost
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(#612819) Verfasst am: 02.12.2006, 23:48 Titel: |
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Zitat: | Die Polizei darf lediglich keine Straftaten begehen bei ihrer Ermittlungsarbeit! Da ein bisschen Schwindeln jedoch keine Straftat darstellt, kann das der Polizei auch niemand verbieten |
Zitat: | Man hatte schliesslich kein geltendes Gesetz gebrochen und die Presse anluegen ist bei Politikern ja auch schon laengst zur Routine geworden. |
im ernst? ein "bisschen schwindeln" ist keine straftat? auch wenn dabei gezielt die presse falsch informiert wird? ob es nun bei politikern routine ist oder nicht, instrumentalisiert können lügen doch unmöglich legitimiert sein. immerhin ist die polizei ein staatsorgan und eine schwindelnde polizei lässt mich autoritäre systeme denken.
aber wenn man von polizei redet müsste man dann nicht auch geheimdienste miteinbeziehen? dort erscheint das legitimer, aber die lassen sich ja sowieso nicht in die karten schauen.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#612834) Verfasst am: 03.12.2006, 00:21 Titel: |
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Hallo beda,
beda hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Die Polizei darf lediglich keine Straftaten begehen bei ihrer Ermittlungsarbeit! Da ein bisschen Schwindeln jedoch keine Straftat darstellt, kann das der Polizei auch niemand verbieten |
Zitat: | Man hatte schliesslich kein geltendes Gesetz gebrochen und die Presse anluegen ist bei Politikern ja auch schon laengst zur Routine geworden. |
im ernst? ein "bisschen schwindeln" ist keine straftat? auch wenn dabei gezielt die presse falsch informiert wird? ob es nun bei politikern routine ist oder nicht, instrumentalisiert können lügen doch unmöglich legitimiert sein. immerhin ist die polizei ein staatsorgan und eine schwindelnde polizei lässt mich autoritäre systeme denken.
aber wenn man von polizei redet müsste man dann nicht auch geheimdienste miteinbeziehen? dort erscheint das legitimer, aber die lassen sich ja sowieso nicht in die karten schauen. |
Ich schraenkte ja auch ein, dass man hinterher in der Lage sein muss sein Vorgehen zu rechtfertigen, da sonst ein Vertrauensverlust droht!
Das schliesst schon mal aus, dass das Schwindeln zur Regel wird!
Mal im Ernst, wuerdest Du der Polizei einen Strick draus drehen wollen, wenn durch eine bewusst lancierte Falschmeldung, sagen wir mal, ein kleines Kind aus Geiselhaft befreit wird? Wenn ein Mord verhindert werden kann? Oder wie im beschriebenen Beispiel ein Schwerkrimineller gefasst werden kann?
Ich bin schon auch gegen einen Freibrief fuer's ungehemmte Luegen von Staatsorganen, aber in bestimmten Faellen halte ich das eben doch fuer eine akzeptable Vorgehensweise. Eben weil tatsaechlich keine Gesetze gebrochen werden. Wenn ein Polizeipraesident eine Falschmeldung der Art wie "Heute morgen um 5 Uhr wurde der Taeter im Fall des Bankraubes 'Zockerbank' gefasst" verbreitet und dadurch der echte Bankraeuber ins Netz geht, welches Gesetz wurde durch sowas denn gebrochen? Welcher so schwere Schaden ist dadurch entstanden, dass der Nutzen der Verhaftung eines gesuchten Schwerstkriminellen dadurch aufgewogen wird?
Mit dem Gehabe totalitaerer Staaten hat sowas eigentlich nix zu tun und ich sehe auch nicht wie durch sowas unbescholtene Buerger geschaedigt werden.
Gruss, Bernie
_________________ Defund the gender police!!
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zarathrusta gesperrt
Anmeldungsdatum: 18.07.2006 Beiträge: 887
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(#613025) Verfasst am: 03.12.2006, 14:54 Titel: |
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seit wann dürfen polizisten vor einem gericht nicht lügen -(grunz,lach)
um die aussage eines polizisten zu wirderlegen bedarf es sieben zeugen,jawohl auch noch heute.das gilt natürlich für politiker,kohl,ackermann,o.ä natürlich nicht.
zarathrusta
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#613416) Verfasst am: 03.12.2006, 22:45 Titel: |
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zarathrusta hat folgendes geschrieben: | seit wann dürfen polizisten vor einem gericht nicht lügen -(grunz,lach)
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Luegen vor Gericht stellt eine Straftat dar und deshalb absolut "off limits" fuer die Polizei! Da gibt's dann kein Vertun. Egal wie er das hinterher begruendet, wenn er inner Verhandlung den Richter anluegt, dann isser dran, der Bulle! Genau wie jeder andere Buerger auch...Theoretisch zumindest...
Manchmal waere es uebrigens sogar grob fahrlaessig, wenn ein Polizist die Leute nicht anluegt, z.B. wenn durch ein Feuer eine schnelle Evakuierung eines Gebaeudes notwendig wird und eine Panik droht, die moeglicherweise die Ausgaenge verstopfen koennte. Da wird jeder Bulle, der noch halbwegs seine Sinne beisammen hat, den Leuten vorluegen "Bitte verlassen sie zuegig und ruhig das Gebaeude. Es besteht keine akute Gefahr. Es handelt sich um eine rein vorsorgliche Massnahme", anstatt dass er den Leuten die Wahrheit erzaehlt: "Macht bloss dass Ihr raus kommt! Wer in 5 Minuten noch im Haus ist, der wird verbrennen!"
Gruss, Bernie
_________________ Defund the gender police!!
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