Weihnachtsstein II - Judgement Day - Manchmal kommen sie zwei mal

[Nergal]

(Stein in Space III)


Dieser Tag sollte vielen unvergessen bleiben, zumindest all jenen die ihn dann auch überleben würden, die Zeitungen und die anderen Massenmedien würdigten die Ereignisse über Jahre hinweg mit Sonderausgaben und Berichten und in der kollektiven Wahrnehmung blieb dieser besondere Tag als 912 festgemeißelt.
Was auf den ersten Blick wie der Einschlag eines Gesteinsbrockens aussah und als vierzeiliger Bericht in der Lokalpresse unterzugehen drohte sollte schon bald die Galaxis in Aufregung versetzen.

Kommissar Stein der Titelheld dieser Geschichte weilte wie üblich, wenn er seinen Dienst beendet hatte in Lady Mysterious's Cafe & SM-Lounge, weniger deshalb weil er SM mochte sondern weil er alte Gewohnheiten so schwer aufgab wie seine schwarzen Wollsocken die mittlerweile länger bei ihm waren als eine seiner sechs Ehefrauen.
Nicht wegen Lack und Leder war dies Steins Stammkneipe sondern einfach deshalb weil hier früher Kalles Frittenbude drinnen war, Steins ehemaliges Stammlokal, und da Stein, wie gesagt nicht dazu neigte seine Gewohnheiten zu wechseln deshalb blieb er einfach dabei dort hinzugehen wo er immer hingegangen war, dass sich hier nun Dominas und Sklaven traffen störte ihn eigentlich nicht.
Momentan war der Kommissar damit beschäftigt den ungeheuer brutalen Mord an einem stadtbekannten Luden zu klären.
Das Opfer war mit einem angespitzten und vergifteten Stahlträger auf den Asphalt einer recht unbelebten Seitengasse geheftet worden.
Mit letzter Kraft hatte der Sterbende noch etwas auf die Straße geschrieben, lange dachte man bei der Polizei dass es sich dabei um den Namen des Mörders handelte bis man in den fremdartigen Zeichen endlich die stark stilisierte Darstellung männlicher und weiblicher Genitalien erkannte.

Stein kam in diesem Fall nicht so recht weiter, wie er feststellen mußte hatten allein im vergangenen Jahr über 1340 Personen dem Opfer mit dem Tod gedroht, es gab eine Unmenge an Verdächtigen aber keinen von diesen wollte Stein die Tat zuordnen, zu außergewöhnlich war die Tat zu gewöhnlich schinen die Täter, etwas in Steins überproportioniertem Magen sagte ihm dass er den Täter wo anders suchen mußte.

Stein krammte ein zusammengefalltetes Stück Kohlenstofffolie aus seiner Tasche und lies seine Augen über die kindliche Schrift gleiten.
Es war ein Brief von Stein 01 seinem Patenklon* der ihm über die Ereignisse des letzten Ausflugs zum Sirius berichtete.
Gerade als Stein das Schreiben wegstecken wollte und im Begriff war das Lokal zu verlassen wurde das Aktuelle Programm auf Herrin-TV unterbrochen und eine Nachrichtensprecherin erschien auf dem Bildschirm...











*Für Leute die zu beschäftigt oder zu menschenfeindlich für eine eigene Familie sind gibt es etwas seit dem 4 Jahrtausend die Möglichkeit einen Patenklon zu unterstützen, ersten gibt man damit 100% der eigenen DNA weiter und zweitens hat man Anspruch auf ca 20% der Organe des Klons, nur für den Fall das mal was passiert.

[Rudolf]

Steint bis jetzt gut zu stein.

[Nergal]

Wir unterbrechen unser laufendes Programm für eine Sondersendung, soeben haben wir erfahren dass zwei der galaktischen Randwelten, Flora Viridia und Smack Down* entvölkert wurden.
Die CNN-Sonde hat folgende Bilder aufgenommen bevor sie um 13:42MEZ auf unerklärliche Weise verloren ging.

Stein blickte, umgeben von einigen Dominas und Männern in schwarzen Lederkostümen die sich zum Bildschirm drängten, auf die sich ihm bietenden Bilder.
Dies war nicht das was er erwartet hatte.
Wie jeder andere im Raum dachte der Kommissar dass man die Zeugnisse fürchterlicher Zerstörung zu gesicht bekommen würde denn Städte die abrasiert worden waren.
Ja abrasiert, bis zu einer höhe von ca 40cm war alles normal darüber war jedoch nichts mehr übrig.
Auf dem Boden standen halbe Fahrzeugräder, Stiefel und weitere jedoch undeffinierbare Gegenstände denen der obere Teil fehlte.









*Die Planeten wurden von den beiden berühmten Kartographen Albert Schneider und Horst Würgemüller entdeckt und vermessen.
Schneider neigte eher dazu poetische Namen in den wohlklingenden romanischen Sprachen oder gleich in Latein zu vergeben, auch wenn es sich um vergiftete Höllenlöcher handelte, Würgemüller hielt von so etwas wenig und hing der Überzeugung an man müße das was man benennen wollte erst mal genauer betrachten, weshalb er die Planeten auch ausgiebig erkundete und, durch sein ungezügeltes Temperament, die dort Lebenden Kreaturen verprügelte, einfach aus dem Grund weil ihm ihre Nasen nicht passten oder weil sie keine hatten.
So ist wenig verwunderlich dass die meisten der von ihm benannten Welten Namen tragen wie:
Drowning
Skull Crunch
Broken Leg und Eye fly

Würgemüller starb leider mit nur 41 Jahren als er ein tronksches Giftelefantenkalb vor seiner Mutter verprügeklte.

[Nergal]

Stein hatte kräftig geladen was Fritten und Schnaps anging und wankte gen Heimat.
Dass er nicht mit dem Wagen fuhr lag daran dass ihn der Bordcomputer nach einer Statusanalyse, als "stark in Reaktionsfähigkeit und Sinneswahrnehmung eingeschränkt" eingestuft hatte und der Autopilot die Angaben zum Streckenendpunkt der Fahrt immer mit einem "Ziel unverständlich oder unvollständig bitte wiederholen sie die Aktion" beantwortete.

Draussen war es eiskalt doch der Kommissar spürte davon relativ wenig auch spürte er nicht dass er bereits die vierte Runde um den Stadtpark zog bis er gegen diesen Typen lief.
"Wer bischt du deeeeeenn?"
"Oh entschuldigen Sie bitte, sind sie vieleicht Maximilian Oberhofer?"
"Waaaas? Seh ich vieleicht aus wie ein Zuhälter? Geh runter auf die Gnie und ich werd dir zeigen weeer ich bin duuuuuu...!"

Selbst wenn der Unbekannte auf die Knie gegangen wäre Stein hätte eine Leiter gebraucht um sein Gesicht zu erreichen.

"So war das natürlich nicht gemeint, entschuldigen Sie bitte ich muß nun weiter!"

Der Riese, er maß sicher 3m wenn nicht mehr, stampfte davon, das h-förmige Stahlprofil in der linken muskulösen Hand schwingend als sei es ein zu groß geratener Zahnstocher.

"Feigling komm doch her, was rennst du weg?"

Stein verlor das Gleichgewicht und landete auf dem Rücken, erst einige Stunden später sollte es ihm gelingen sich auf allen Vieren Heim zu schleppen, bis dahin hatte er Haluzinationen von einer fürchterlich dicken Frau die auf seiner Brust saß und puddingessend Geschichten aus dem ersten Weltkrieg erzählte.

[Nergal]

Steins Kopf schmerzte als ob zehntausend glühende, vibrierende Nadelspitzen drinnen stecken würden.
Stein rollte den alternden Wolf* von seinem Bauch und kroch in die Küche.
Nachdem der Kommissar sich einen "Guten-Morgen-Trunk"** zubereitet hatte blätterte er in der Zeitung seines Nachbarn und war erschüttert:

"Luden-Spießer hat wieder zugeschlagen, Polizei absolut ahnungslos!"

Stein dachte bei sich das der Mörder wohl ein extrem vorsichtiger und gerissener Verbrecher sein mußte so daß er ihm noch nicht ins Netz gegangen war, dazu sollte aber gesagt werden das steins altes Netz so grobmaschig war das ein Rudel Delfine durchschwimmen konnte, und es schon viele Löcher aufwies die vom einen Ende zum Anderen reichten gelegenttlich blieb aber doch ein besonders blöder fisch hängen, gerade mal genug zum satt zu werden und Rechnungen zu bezahlen.

Wie auch immer, die wichtigste Nachricht des Tages hatte er überlesen und nun fiel sie ihm geradezu ins Auge:"Drei weitere Planeten entvölkert, Immobilienmakler beteuern Unschuld!"

Stein war nicht gerade ein Schnellmerker wenn es darum ging aus der Zeitung etwas heraus zu lesen was von fundamentaler Bedeutung für den Fortbestand des Lebens im Universum war, gerade versuchte er sich vorzustellen wie man am besten einen Planeten bevölkert und ob dies wirklich so viel spaß machen würde wie er sich das vorstellte, oder ob es zu Impotenz führt...

Dann klingelte es endlich, weniger in Steins Kopf desto mehr in seiner Tasche.
Am Telefon war sein Chef und dieser wollte ihn unbedingt sehen, unverzüglich und vermutlich ohne Restalkohol.
Stein blieb also nichts anderes übrig als ein öffentliches Verkehrsmittel zu nehemen.
Draussen war mal wieder eine Minieiszeit und der BUS lies auf sich warten, endlich erschien ein etwa 8m hoher Zylinder in welchen sich die Fahrgästen zwängten und sogleich durch rotation des Fahrzeugs um die eigene Achse platzsparen im inneren verteilt wurden.












*Ein ganz besonderer Wolf, Canis Lupus Colonus, kein domestizierter Wolf wie der Haushund sondern ein Kulturfolger der sich in den Megastädten eine eigene Nische erobern konnte, dabei nahm sein Gehirnvolumen um 7% zu und seine Fellfarbe wechselte nicht ganz ohne einfluß der menschlichen Industrie und Abfallstoffe hin zum Blau.
Dieser Wolf hat inzwischen Wege gefunden Türen zu öffnen Kühlschränke zu plündern beim Drive in die Fast-food-Säcke abzufangen bevor sie im wagen landen und auch Automaten zu knacken.
Dem Menschen gegenüber verhält er sich eher passiv und wird deshalb auch größtenteils in Ruhe gelassen, von älteren Exemplaren ist bekannt dass sie nurmehr ein bis zwei Haushalte während der Abwesenheit der Bewohner aufsuchen, dort teils nächtigen, den Kühlschrank in unverdächtigem maße plündern und dann wieder verschwinden um ihrem Speiseplan noch einige Kleintiere hinzuzufügen.
So sie nicht direkt in den betroffenen Wohnungen sterben bleibt ihr Besuch zumeist unbemerkt.

**0,5l Kaffe, Kopfschmerztabletten, Antidepressiva und div Aufputschmittel (incl. Wechselwirkungen)

[Tarvoc]

@ Nergal:

Kannst du mir mal Schreib-Tipps geben? Ich arbeite nämlich auch gerade an meiner ersten Erzählung und es ist auch nicht so, dass ich keine Ideen hätte. Aber ich hab' Probleme, das vernünftig umzusetzen. Auch weil ich das Gefühl habe, zu stark in 'Bildern' zu denken: Ich stelle mir eine Szene vor, die Umgebung, die Ereignisse, aber ich kann das nicht so wirklich in Sprache umsetzen. Meine sprachliche Ausdrucksfähigkeit ist dafür vielleicht auch zu sehr auf Forumsdiskussionen und philosophische Essays getrimmt. Wie machst du das, eine Idee in eine eher 'literarische' Sprache umzusetzen?
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte

[Nergal]

Huch, ich dachte immer ich schreibe sehr schlecht!

Aber ich versuche es mal:

-Metaphern verwenden
-Nicht alles beschreiben sondern nur das was die Figur und Handlung selbst betrifft, sollte eine Verdichtung der Atmosphäre notwendig sein kann man dann auch in die Totale gehen.
-Die Ereignisse aus dem Blickwinkel beschreiben aus dem man die Geschichte gelesen haben möchte dh bei was lustigem das Komische einbringen.
-Nicht zu schnell vom einen zum anderen kommen sondern dem Leser Zeit lassen zu verstehen worum es überhaupt geht.
-Erst ein Grundgerüst schreiben (Stichworte oder ganze Teile die man dann ja mit copy&paste einsetzen kann) und sich dann selber fragen was man hier gerne genauer wissen möchte und was vielleicht zu grob klingt.

So mehr fällt mir da nicht wirklich ein, aber frag nach falls es spezieller wird.

[Tarvoc]

Vielen Dank.
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte

[Nergal]

Der Empfang war wie gewohnt ziemlich kühl, Reiter Schlug Stein einen Telefonhörer über den Kopf und erzwang eine kleinlaute rechtfertigung zu dem erneut gelungenem Ludenmord, danach beruhigte er sich und zog Stein von der Ludenverfolgung ab um ihm folgenden Fall aufzudrücken:

"Stein lesen sie eigentlich eine Zeitung?"
"Unregelmäßig aber..."
"Dann haben sie ja sicher nicht mitbekommen was in den letzten Tagen so alles passiert ist, oder?
"Sie meinen die Marderplage im Golf von VW?"
"Nein ich meine das mittlerweile drei Planeten am Rande der Galaxis leer gefegt worden sind von einer unbekannten, feindlichen Macht!"
"Und was hat die Polizei damit zu tun?"
"Na Planeten entvölkern fällt unter Massenmord* und den haben sie zu untersuchen, dummerweise auch weil unser Polizeibezirk bis doirthin reicht!"
"Wann soll es losgehen?"
"Sie machen sich morgen auf den Weg, die Reise dauert mit dem Zeitverdichter einen Retrotag sie sind also spätestens gestern angekommen, was mich beunruhigt ist dass sie sich bei mir noch immer nicht gemeldet haben!"
"Keine Ahnung was da mit mir los ist Chef, ich hoffe ich bin nicht in schwierigkeiten geraten!"

Stein nahm sich ein Taxi und fuhr heim, dort telefonierte er mit Schratt und Vosovic die ihn begleiten sollten, Schratt weigerte sich erst seinen Urlaub auf der Beauty-Farm vorzeitig zu beenden und Vosovic mußte ein Essen mit seiner Freundin*** verschieben aber schließlich einigte man sich darauf das man morgen um 11h mit dem Wagen des Kommissars abreisen würde.

Es war 10 Uhr und 49min.
Eilig warf Stein einige Wäschestücke in einen Plastiksack, dann packte er sich noch eine Damenhandtasche mit Lebensmitteln voll und stieg gleich danach in sein Auto mit dem er seine Mitarbeiter abholte.

Der TGV*** zum dritten Nebenarm stand bereits auf dem Verladepier und einige holländische Sternennomaden mit ihren Wohneinheiten fuhren schon in das Innere der riesenhaften Maschine.

der Kommissar reihte sich hinter einen schweizer Touristen mit Fahrradträger und löste ein Ticket am Schalter dann wartetet er auf das vorwärtskommen der Schlange vor ihm.
Schratt und Vosovic saßen auf den hinteren Sitzen und diskutierten über belanglosigkeiten wie den Verlauf der der amerikanischen Wahl zum Präsidenten.
Für Stein war dies alles was so anmutete wie ein Familienausflug, nicht mehr zu sein als nur die Ruhe vor dem Sturm.
Es schien alles in Ordnung zu sein doch sein Magen sagte ihm mit unmißverständlicher eindeutigkeit das ihm Gefahr drohte.
Steins Hirn-Magen-Kommunikation hatte immer gut funktioniert, der Magen verlangte Nachschub das Hirn regelte die linguistischen, finanziellen und mechanischen Formalitäten so gut es konnte und alle waren zufrieden, doch nun mußte das Veto der niederen Region, wider alle Vernunft, abgelehnt werden.
Stein hatte Arbeit zu erledigen, um seinen Magen zu besänfigen warf er einige Lebensmittel ein und es kehrte etwas Ruhe ein, um sofort von einem penetranten Klingelton unterbrochen zu werden.



*Damit sich das Militär nicht mit so etwas beschäftigen muß und genügend Zeit hat mit einer Flotte von 320.000 Schlachtkreuzern die 250km lange Grenze zur Tjoschoken-Allianz** zu bewachen
selbst ein Völkermord fällt unter Ruhestörung mit Todesfolge.

**Die Tjoschoken sind der Lieblingsgegner der galaktischen Union, insgesamt hat man bereits 1476 Kriege gegeneinander geführt davon wurden 1356 mit einem Sieg beendet 97 mal gab es eine Disqualifikation, 3 Niederlagen und 20 mal ein Unentschieden

***Stein hielt Vosovics Freundin für äußerst bemerkenswert wenn auch abstoßend, sie hatte zusammengewachsene Augenbrauen und konnte darauf einen Golfball tanzen lassen.

****TGV: Time and Gravitation Variator

[Nergal]

Stein hielt sich sein Mobiltelefon ans Ohr und meldete sich mit einem kurzen "Jupp!"
Einige Sekunden hörte er zu dann fiel ihm das Telefon aus der Hand und man hörte wie aufgelegt wurde.
Schratt und Vosovic blickten verwundert nach Vorne, Stein stieg aus, rannte zu einer naheliegenden Tankstelle , blieb dort wenige Minuten und kam verschwitzt und verstört wieder.
Wankend setzte er sich zurück auf den Fahrersitz, dann blickte er in eine kleine Tragetasche aus Elefantenhaut*, rollte diese zusammen und atmete tief durch.
Die Fahrzeugkollonne bewegte sich weiter, Stein startete den Wagen und fuhr nach.

"Wer war am Telefon?"
"Schlechte Nachrichten?"

Der Kommissar drehte sich zu seinen Mitarbeitern:
"Äusserst schlechte Nachrichten!".
"Ich habe so eben einen Anruf erhalten, ich solle sofort ein Handy mit Wertkarte, eine Flasche Motoröl, einen Korkenzieher, eine Stricknadel, mehrere Feuerzeuge und die neue Praline kaufen!"

"Und wieso machen sie so etwas?"
"Nun weil der Anrufer die Sachen sehr dringend braucht und auch ich selber der Anrufer war und mich mit dem Handy angerufen habe welches ich eben erworben habe!"
"Und das schlimmste, ich klang ziemlich panisch!"



Der TGV hatte sich nach dem Beladen in einen niedrigen Erdorbit begeben und wartete nun noch auf die Zuladung der Passagiere vom Mond dann konnte die Fahrt schließlich losgehen.
Im Bord-TV liefen die Nachrichten:

"... wurde der Wiechtierdiktator Schleidam vier Stunden lang vor laufender Kamera hingerichtet, zehn Kilogramm Salz waren schließlich nötig um seinen Körper aufzulösen. Dieses unappetitliche Schauspiel hat zu höchst unterschiedlichen intergalaktischen Reaktionen geführt:
Der Präsident der vereinigten Welten Jeb W. Flush hat die wirbellosen Bewohner von Slugopolis zu dieser Entscheidung beglückwünscht, der Zutische Premierminister meinte dass diese Form der Todesstrafe barbarisch sei und man ja nichts anderes erwarten kann von einem Haufen rückgratloser Würmer, die klotonische Zwitterkanzlerin zeigte sich hingegen interessiert am Rezept und der Zubereitung..."










*Elefanten sind nach einigen erfolgreichen Versuchen auf mehreren hundert Welten heimisch gerworden, mittlerweile gibt es so viele davon das man aus Elefanten viele Gebrauchsgegenstände fertigt.

[Nergal]

Die Quantenverdichterschaufeln des TGV kamen langsam auf 6000 Rotationen in der Minute und bald würden es 6000 Minuten pro Rotation sein wenn die Geschwindigkeit der Bewegung durch den künstlich gekrümmten Raum derart zunahm dass man sich durch eine Abkürzung in der Raumzeit selbst im Gestern begegnen konnte so man nicht Unterwegs an den Erdnüssen der Bordküche verschluckte.

Die Fahrt dauerte dreizehn Stunden und im TV konnte man die Nachrichten von Morgen welches noch eben Gestern gewesen war sehen:

...haben sich spontan hunderte Androiden und Roboter versammelt um gegen die Aufführung der Oper Terminator zu protestieren, der Sprecher der Organisation der künstlichen Lebensformen F0897 hat dazu aufgerufen dieses diskriminierende Machwerk, wie er es nannte zu boykottieren und der Hetze gegen nichtbiologisches Leben keine Chance zu geben.

Auch Heute kam es wieder zu Ausfällen einiger Gehirnschrittmacher der Firma Medion, die Geräte versagten plötzlich im Betrieb und legten große Teile der Großhirnrinde der Besitzer lahm, was aber nicht weiter auffiel da es sich dabei zumeist um Staatssekrätere und hohe Parteifunktionäre der großen Parteien handelt. Medion überlegt nun die gesamte Baureihe zurückzurufen, zerstörte Gehirnteile werden durch formschöne Plastikprothesen ersetzt...

Scheiße, 4000 Kanäle und ich seh hier immer nur Schrottsendungen, hat irgendwer die Zeitung von Dienstag, ich will mir nen Joint drehen.
Stein blickte auf den aufgedunsenen Mann mit er Sonnenbrille dem dazupassenden Sonnenbrand und der blondierten Perücke, verweilte einige Minuten mit den Augen auf ihm und reichte ihm dann die Zeitung.
Um die Sache mit dem Joint kümmerte er sich nicht da heut zu Tage dh in der Steinschen Zukunft eine Entzugskur nur etwa 20min im Neurosalon* in Anspruch nahm.
"Sie fahren wohl das erste mal nach Flora Viridia, was?"
"Wegen der Weiber nicht war?"
"Ich fahr immer wieder hin wenn meine Alte Kopfschmerzen hat... haben sie gewußt das die Girls dort Psychoaktive Substanzen über die Haut absondern. das ist besonders...

Stein hatte bereits sein Bewußtsein in den Leerlauf geschaltet und seine Sinne liefen im Autopilotenmodus, das einzige worauf er sich konzentrierte waren die kleinen Bildchen auf einer ungelesenen Broschüre die davor warnten während der Reise eine Dialyse anzufangen.
Leute die ohne unterlass auf ihn einredeten waren ihm zu wider, vermutlich mit ein Grund wieso seine erste und und dritte Ehe geschieden worden waren, dummerweise stubste ihn dieser nervige Typ immer wieder mit dem Ellenbogen wenn er auf etwas besonders anstössiges zu sprechen kam.

Inzwischen wurde Stein aber langsam müde er schrieb dies der wirkung des Marihuanarauches zu in wirklichkeit waren es aber zahlreich kleine Blutgerinsel die durch das Sitzen verursacht wurden und ihm langsam das Blut abdrehten...


*Ein Neurosalon ist meist ein kleiner Laden wie ein Friseurladen der aber im Gegensatz dazu Dienstleistungen wie verbesserung der Gedächtnisleistung, Inteligenzerhöhung, Axonneuverlegung und Gehirnoperationen anbietet.

[Nergal]

Stein wankte aus dem TGV, dicht hinter ihm seine Untergebenen und der ständig schwaffelnde Mitreisende.
Der Eiförmige Weltraumhafen des Sonnensystems in dem sich Flora Viridia der zuletzt angegriffene Planet befand war ziemlich überfüllt, überall Reporter die immer und immer wieder die Überlebenden befragten bis sich deren Zahl verminderte, Abenteuertouristen, Leute die schnell weg von hier wollten und die Armee der galaktischen Union die eigentlich nur auf eine riesenhafte Schwarzschildbombe* aufpasste um im schlimmsten Fall alles in einem schwarzen Loch verschwinden zu lassen.

Stein spuckte auf den Boden kratzte mit seinem Haustürschlüssel in den Ohren und lies die Bohrprobe in seiner Tasche verschwinden.
"Wir brauchen einen Führer der uns die Gegend zeigt und uns zu den 'Tatorten' führt, lasst uns also schnell einen anheuern, am besten den besten den wir finden können!"

Stein blickte sich um und fand dann auch was er suchte, eine ziemlich heruntergekommene Telefonzelle.
Er nahm das etwa dreissig Zentimeter dicke Branchenverzeichniss zur Hand blätterte es durch und fand auch gleich was er gesucht hatte:


Kevin Ramirez
Planeten tour guide und Fremdenführer
Der beste der Besten
4223 Weltraumbahnhof
Jelzin-Röhre 12


Ein Glück das dürfte nicht sehr weit von hier sein immerhin waren sie schon in der Elvis Main-Pipe, und wirklich kaum 8 Stunden später fanden sie die Gesuchte Adresse, vor dem Eingang der Wohnröhre kauerte ein alter bärtiger Mann und rauchte eine Crackpfeife**

"Sind Sie Kevin Ramirez fragte Stein?"
"Nein bin ich nicht, ich bin hier nur der Hausmeister!"
"Können Sie uns sagen wo wir Kevin Ramirez finden können?"
Der Alte hustete laut:
"Hm nun ist es 11 Uhr Er wird also vermutlich nach einer Schlägerei irgendwo besoffen herum liegen und mindestens sein drittes Kind für heute zeugen, also versuchen sie es am besten mit der kleinen Seitengasse neben dem Hotel zur befleckten Empfängniss!"

Stein bedankte sich und machte sich auf Kevin Ramirez zu suchen.






*Die Schwarzschildbombe erzeugt für den Zeitraum von 1,7 Jahren ein kleines schwarzes Loch welches dann wieder verschwindet und dabei Energie in Form von noch nicht näher erforschter Strahlung abgibt, die Funktionsweise der Bombe wird im Überlebenshandbuch für Soldaten der GU genauestens erläutert, es empfiehlt sich die Holografenprojektionsausgabe ansonst findet sich die Beschreibung in der Taschenbuchausgabe Seite 4.798 bis 8.802.

** Crack-Lite macht nicht mehr so schnell süchtig

[Nergal]

Kevin Ramirez war wohl einer der aussergewöhnlichsten Fremdenführer überhaupt, Stein fand ihn in der kleinen etwas mehr als einen Meter breiten Gasse neben dem Hotel zur befleckten Empfängnis.
Dort lehnte der riesige Muskelbepackte Ramirez quer über die Gasse gelehnt und schlief, das Schnarchen war entsetzlich laut und lies durch das in der Gasse herrschende Echo den Boden erzittern.
Während er schlief rauchte Ramirez zwei Zigaretten und eine Havanna, auf seiner Brust hatte sich ein kleiner Hund in den Haaren verfangen und jaulte mitleiderregend im takt des Schnarchens was sich in etwa so anhörte wie wenn man eine seltene Robbenart in einen Betonmischer wirft, was ja angeblich Glück beim Hausbau bringen soll.

Ramirez erwachte da sein hochsensibles Gehör oder seine Schwimblase die Schritte ausmachen konnten.
Mit einer schnellen Bewegung richtete sich Ramirez auf und löschte mit dem vorwärtsgleiten seiner tätowierten* Zunge die Tabakwaren in seiner Nase aus was ein zischendes Geräusch erzeugte, so dann spuckte er die Kippen in seine Brusttasche.

"Ich nehme mal an Sie wollen meine Dienste als Fremdenführer in Anspruch nehmen?

Seine Stimme klang so rauh und wild wie die Prärie (und sie hätte wohl besser in einen dieser fürchterlichen 500Seiten Liebesroman mit den vielversprechenden Covern gepasst die Frauen aus unerklärlichen Gründen am Bahnhoskiosk kaufen) und sein Atem roch nach Abenteuer, nach gebratenen Bohnen, nach Speck und nach frühem Herztod, dieser Mann war ein Fleisch gewordenes Westernklischee ein harter Cowboy der selbst beim Atmen so klang als ob man einen Igel durch ein rostiges Ofenrohr drückte.

"Ja genau, wir sind von der Polizei und unsere Ermittlungen führen uns nach Flora Viridia, deshalb benötigen wir die Erfahrung von jemandem der sich in dieser entlegenen Region Auskennt!"

Ramirez schwieg eine weile dann antwortete er:

"Dann sind Sie bei mir an den richtigen geraten ich kenne dieses System so gut wie die Innereien eines Kängurughs ich brauche keinen Kompass um ihnen zu sagen wo sie sind, wie das Wetter wird und was es zum Aendessen gibt!"

"Sie können uns also führen?"

"Mit verbundenem Hirn wenn nötig, kommen sie wir besprehen den Rest in einer Kneipe mein Hals ist schon trocken und mein Alkoholspiegel fällt rash ab!"



In der weiten Leere des Alls schwebte genau zu diesem Zeitpunkt ein merkwürdiges Objekt durch den Raum es war eine Schwarze Kugel die auf einer Seite in einen Kegel überging und auf der gegenüberliegenden eine Halbkugel aufgesetzt hatte, sah irgendwie aus wie der untere Teil eines Pendels wie es zum vorhersagen der Zukunft und dem Auspendeln von Wasseradern verwendet wird, doch im gegensatz zu diesem Zeug sollte das merkwürdige Ding schon bald ziemlich Schicksalsbestimmend für viele werden.
Das Objekt drehte sich um 180° gab ein Lichtsignal von sich und verschwand dann plötzlich.



...Hat sich der Vorsitzende des Zentralrats der Kapuklimsekte entrüstet darüber gezeigt dass es den Gläubigen nicht mehr gestattet wird ihre Frauen auf allen Vieren an einer Kette auszuführen, dies sei ein weiterer Intoleranter Akt gegen die Integration der Kapuklims welche schon viele ihrer alten Traditionen wie zB das Kotschleudern auf Ungläubige zurückgestellt haben um sich den Wünschen der heisigen konservativen Kräfte anzupassen, integration sei schließlich keine Einbahnstraße, so der Vorsitzende.
Gerd Wollsocken von Bündnis 50 die Grünen meinte dazu dass man eine Jahrtausende alte Kultur nicht derart angreifen darf ohne Alternativen für das beschneiden alter Tradition zu bieten, ein Kompromiss sei doch möglich und die Frauen könnten schließlich Knieschoner und Arbeitshandschuhe tragen...


"Kann bitte mal jemand den verdammten Fernseher abstellen!"
Der Aufforderung von Ramirerz wurde sofort Folge geleistert und man konnte endlich zum wesentlichen Teil des Vorgespräches zur Tour kommen.



*Gestiftet von sehr befriedigten Frauen

[Nergal]

War das nun zu kritisch und überspannt?

[Nergal]

Endlich war man auf diesem unansehnlichen Felsen gelandet, überall nur Sand, Steine und wilde Känguruhs die sich wer weiß von was ernährten, vermutlich waren sie neben dem tasmanischen Teufel die einzigen fleischfressenden Beuteltiere, denn das was es an Pflanzen gab war nicht mal grün oder genießbar, es handelte sich durchgehend um zwei Meter hohe, schräggeschnittene Röhren die sich die Flüssigkeit aus der trockenen Luft holten, heiß war es ebenfalls.

Nachdem man den Spacejet von Mercedes, eine unansehnliche Kiste die dazu neiget auf den Rücken zu kippen und gerade mal Platz für einen Kosmetikkoffer bot, in der Wüste geparkt hatte, begab man sich zum ersten Tatort.

"Allmächtiger Keks*, was ist hier nur passiert! "
Stein blickte auf den Boden wo sich in etwa 50cm noch alles erhalten hatte, oberhalb jedoch nichts mehr da war.
Es sah so aus als wäre hier alles abrasiert worden: Tiere, Menschen, Sensationen alles war auf kaum einen halben Meter reduziert, ob das fanatische Zwerge angerichtet hatten, Leute die Endlich mal auf die Welt hinabblicken wollten?

Plötzlich leuchtete am Himmel etwas auf...



Aus den Gesprächen mit Dr. R. Alms :


Das ist einfach nur mies was die Evolution mühsam in ein paar Milliarden Jahren zusammengefummelt hat, würde das einer meiner Studenten als Arbeiet abgeben ich würde ihm das Zeug über den Schädel ziehen, grauenvoll!
Die Natur ist ziemlich stümperhaft sie erschafft abstoßend unflexible Kreaturen die mehrere Generationen brauchen um sich anzupassen, mit ein Grund wieso ich bereits zum fünften mal verheiratet bin.
Ich denke dass sollte man ändern, man sollte Wesen schaffen die ihre Biologie und ihr Erbgut selbst anpassen können...

...ja meine Kollegen sind davon begeistert, als ich ihnen jedoch vorschlug erst mal all das Zeug zu beseitigen welches heute im Universum rumgurkt waren sie schockiert, aber ich sage immer man muß erst mal Platz schaffen für neue Ideen.







*Stein war kurzzeitig ein Gläubiger Glückskeksleser geworden, vor allem weil der Keks immer recht hatte, dh sich allgemein hielt, vorallem aber wirksam den kleinen Hunger in schach hielt.












So das muß ich ja auch irgendwann zu Ende bringen sonst sagt ihr wieder ich lass immer was liegen


Werde wohl immer schlechter