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Zu welcher philosophischen Richtung zählst du dich, um das Leib-Seele-Problem zu beantworten? |
Idealismus |
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4% |
[ 3 ] |
Spiritualismus |
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0% |
[ 0 ] |
Materialismus |
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23% |
[ 15 ] |
Realismus |
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12% |
[ 8 ] |
Agnostizismus |
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19% |
[ 12 ] |
Dualismus |
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1% |
[ 1 ] |
(Neutraler) Monismus |
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1% |
[ 1 ] |
Scheinproblem (Neo-Positivismus/Physikalismus) |
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20% |
[ 13 ] |
Sonstiges (Bitte Angabe) |
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15% |
[ 10 ] |
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Stimmen insgesamt : 63 |
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Autor |
Nachricht |
Scharif ibn Nur ibn Aiman auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.10.2006 Beiträge: 616
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(#645122) Verfasst am: 21.01.2007, 12:52 Titel: |
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Hallo Algol,
ich freue mich erstmal für die Antwort und muss dir zustimmen, da ich nicht weit genug gedacht habe, wie du.
Mir ist jetzt bewusst, dass "Fortschritt" ein zu schwammiger Begriff ist, der vermieden werden sollte. Aber auch deine geniale Anschaulichung mit den Computern hat mir den Sachverhalt näher gebracht.
Ich versuche einige Fakten aufzulisten, damit wir schauen können, ob ich dir nun richtig folgen konnte.
Die Umwelt kann nur mit einer Vielzahl von Modellen beschrieben werden, wobei es keine begrenzte Anzahl von möglichen und richtigen Modellen gibt, da ihre Wertigkeit durch die erreichbaren Ergebnisse und Vorhersagen bestimmt wird. Die Menschheit würde also nie aufhören zu forschen, also neue Modelle zu finden, da es DIE Modelle und Gesetzmäßigkeiten in der Natur nicht gibt, die man jemals finden könnte.
Gruß.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#646062) Verfasst am: 22.01.2007, 22:34 Titel: |
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Ich weiß nicht, ob es hier reinpasst, aber der australische Philosoph und Mathematiker David Chalmers vertritt einen interessanten Dualismus. Er zieht die Grenze nicht zwischen Körper und Geist, sondern: "Es ist ein Dualismus der Eigenschaften. Bewusstsein hat mit fundamentalen Eigenschaften der Welt zu tun, die durch Gesetze miteinander verbunden sind." Chalmers entstammt ja selber der naturwisenschaftlich-materialistischen Tradition mancher moderner Philosophen, hat sich aber anscheinend davon abgewand. Seiner Meinung nach ist das Bewusstsein physikalisch nicht erklärbar. Ich habe bisher nur einen Artikel in der FAS über ihn gelesen. Weiß jemand mehr über seine Bewusstseinstheorien und: würdet ihr den zur kritischen Auseinandersetzung empfehlen?
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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HFRudolph Bright
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 1229
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(#646452) Verfasst am: 23.01.2007, 16:00 Titel: |
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Noch mal kurz zur Quantenphysik:
Zitat: | Wikipedia schreibt zu de Broglie-Bohm:
Im Unterschied zur üblichen Quantenmechanik sind die Wahrscheinlichkeitsaussagen der Bohmschen Mechanik jedoch lediglich unserer Unkenntnis über die konkreten Anfangsbedingungen geschuldet.
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Sehe ich auch so, ohne mich näher damit beschäftigt zu haben.
Zitat: |
Wikipedia unter Kopenhagnerer Interpretation:
Ferner wird in der ursprünglichen Variante der Interpretation darauf verzichtet, den Objekten des quantentheoretischen Formalismus, wie beispielsweise der Wellenfunktion, eine Realität in unmittelbarem Sinne zuzusprechen, sondern sie werden lediglich als Mittel zur Vorhersage von Messergebnissen interpretiert, die als die einzigen Elemente der Realität angesehen werden.
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Eben! Man lehnt es ab, die Angelegenheit als Realität zu bezeichnen und benutzt es als Rechenmodell, weil die Unvereinbarkeit mit der Realität - insbesondere dem Kausalitätsprinzip und mit dem Wissenschaftsbegriff ansich - auf der Hand liegt!
Gruß
HFRudolph
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Dawkinsist dummer Name
Anmeldungsdatum: 08.09.2006 Beiträge: 105
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(#646781) Verfasst am: 23.01.2007, 23:21 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Dawkinsist hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Meines Erachtens muß ein kritischer Rationalist auch Naturalist sein und ein Naturalist auch Atheist, umgekehrt gilt das nicht unbedingt. |
Beides ist ganz klar nicht der Fall. Nicht nur, dass der wichtigste Vertreter des kritischen Rationalismus, Karl Popper, Anti-Naturalist war, es ist auch das Gros der kritischen Rationalisten. Bei den Naturalisten gibt es außerdem auch zahlreiche Agnostiker... |
Hans Albert ist hingegen Naturalist Und Popper war bei seiner Drei-Welten-Lehre nicht gerade konsequent seinem kritischen Rationalismus gefolgt. |
Zu sagen, dass der Begründer und wichtigste Vertreter des kritischen Rationalismus nicht konsequent genug war, ist ja wohl eine lächerliche Unterstellung. Die Drei-Welten-Theorie ist natürlich mit dem kritischen Rationalismus vereinbar.
Auch sind, wie bereits gesagt, die Mehrzahl der kritischen Rationalisten keine Naturalisten. Popper war sogar einer der bedeutendsten Kritiker des Naturalismus. Und ich kenne einige Personen, die durch die Logik der Forschung keine Naturalisten mehr sind.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#646821) Verfasst am: 24.01.2007, 01:50 Titel: |
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Dawkinsist hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | Dawkinsist hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Meines Erachtens muß ein kritischer Rationalist auch Naturalist sein und ein Naturalist auch Atheist, umgekehrt gilt das nicht unbedingt. |
Beides ist ganz klar nicht der Fall. Nicht nur, dass der wichtigste Vertreter des kritischen Rationalismus, Karl Popper, Anti-Naturalist war, es ist auch das Gros der kritischen Rationalisten. Bei den Naturalisten gibt es außerdem auch zahlreiche Agnostiker... |
Hans Albert ist hingegen Naturalist Und Popper war bei seiner Drei-Welten-Lehre nicht gerade konsequent seinem kritischen Rationalismus gefolgt. |
Zu sagen, dass der Begründer und wichtigste Vertreter des kritischen Rationalismus nicht konsequent genug war, ist ja wohl eine lächerliche Unterstellung. Die Drei-Welten-Theorie ist natürlich mit dem kritischen Rationalismus vereinbar.
Auch sind, wie bereits gesagt, die Mehrzahl der kritischen Rationalisten keine Naturalisten. Popper war sogar einer der bedeutendsten Kritiker des Naturalismus. Und ich kenne einige Personen, die durch die Logik der Forschung keine Naturalisten mehr sind. |
Da gab es hier schon mehrere Threads drüber. Ich werde die mal suchen und in einem entsprechenden darauf eingehen. - Hier möchte ich nur erst einmal fragen, was du unter Naturalismus verstehst.
Ich kenne recht viele kritische Rationalisten, die auch Naturalisten sind, ich kenne aber keine statistischen Erhebungen darüber, ob es die meisten sind, das ist aber auch irrelevant. Du erkennst doch Hans Albert sicher auch als renommierten Vertreter des kritischen Rationalismus an, oder? Also können wir sicher sagen, dass verschiedene kritische Rationalisten verschiedene Schlussfolgerungen ziehen. Welche davon richtig ist, könnte man dann ja auch auf Sachebene und nicht auf Personenebene entscheiden. Popper ist kein Gott, Albert ist kein Gott, so bedeutend sie auch für den kritischen Rationalismus waren, ob sie selbst Naturalisten sind oder nicht, sagt nichts darüber aus, ob ein KR konsequenterweise auch Naturalist sein müsste (zur Zeit). Interessant und relevant ist nur, wieso sie Naturalisten oder nicht waren, aber die Frage lässt sich nur auf der Sachebene klären und nicht mit Autoritätsargumenten, einverstanden?
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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HFRudolph Bright
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 1229
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(#647113) Verfasst am: 24.01.2007, 16:49 Titel: |
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Zitat: | Dawkinist schrieb:
Und ich kenne einige Personen, die durch die Logik der Forschung keine Naturalisten mehr sind. |
Wie geht das nun wieder vonstatten?
Gruß
HFRudolph
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#647118) Verfasst am: 24.01.2007, 16:56 Titel: |
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HFRudolph hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Dawkinist schrieb:
Und ich kenne einige Personen, die durch die Logik der Forschung keine Naturalisten mehr sind. |
Wie geht das nun wieder vonstatten?
Gruß
HFRudolph |
Gemeint ist das Buch von Popper: Die Logik der Forschung.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44644
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(#647140) Verfasst am: 24.01.2007, 17:15 Titel: |
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Dawkinsist hat folgendes geschrieben: | Popper war sogar einer der bedeutendsten Kritiker des Naturalismus. |
Kannst du mir ein Buch empfehlen, in dem Popper explizit am Naturalismus Kritik übt?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Latenight registrierter User
Anmeldungsdatum: 17.05.2005 Beiträge: 2549
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(#647176) Verfasst am: 24.01.2007, 17:42 Titel: |
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In "Auf der Suche nach einer besseren Welt" findet man eine kurze Passage dazu.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44644
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(#647433) Verfasst am: 24.01.2007, 22:29 Titel: |
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Latenight hat folgendes geschrieben: | In "Auf der Suche nach einer besseren Welt" findet man eine kurze Passage dazu. |
Cool, das Buch habe ich sogar. In welchem Kapitel ist denn die besagte Passage?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Latenight registrierter User
Anmeldungsdatum: 17.05.2005 Beiträge: 2549
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(#647561) Verfasst am: 25.01.2007, 00:22 Titel: |
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Moment, da schlag ich schnell nochmal nach...
*blätterblätter*
Das ist bei mir in der Taschenbuchausgabe Kapitel 5 "Logik der Sozialwissenschaften" S.83
Bzw. der 2. Absatz nach der 7.These.
Hoffe das hilft
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Tapuak registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.02.2006 Beiträge: 1264
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(#647588) Verfasst am: 25.01.2007, 00:55 Titel: |
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Dawkinsist hat folgendes geschrieben: | Popper war sogar einer der bedeutendsten Kritiker des Naturalismus. |
Äh, das halte ich ehrlichgesagt für falsch. Er war zwar kein Materialist (siehe seine Ontologie und seine Position zum Leib-Seele-Problem), aber dass er auch Anti-Naturalist gewesen sein soll, wäre mir neu (Naturalismus verstanden als Ausschluss von Wundern und dergleichen). Zwischen Materialismus und Naturalismus muss man da schon differenzieren.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44644
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(#647592) Verfasst am: 25.01.2007, 00:59 Titel: |
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Tapuak hat folgendes geschrieben: | Naturalismus verstanden als Ausschluss von Wundern und dergleichen. |
Das ist aber nicht das einzige Kriterium für Naturalismus. Auch ein konstruktivistisches oder methodisch-kulturalistisches Weltbild kann durchaus ohne "Wunder" auskommen - um nur zwei Beispiele von vielen zu nennen.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#647595) Verfasst am: 25.01.2007, 01:01 Titel: |
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Tapuak hat folgendes geschrieben: | Dawkinsist hat folgendes geschrieben: | Popper war sogar einer der bedeutendsten Kritiker des Naturalismus. |
Äh, das halte ich ehrlichgesagt für falsch. Er war zwar kein Materialist (siehe seine Ontologie und seine Position zum Leib-Seele-Problem), aber dass er auch Anti-Naturalist gewesen sein soll, wäre mir neu (Naturalismus verstanden als Ausschluss von Wundern und dergleichen). Zwischen Materialismus und Naturalismus muss man da schon differenzieren. |
Nunja, Poppers Drei-Welten-Theorie ist nun kaum noch naturalistisch. - Und Naturalismus und Materialismus stehen sich schon ziemlich nahe, wenn sie auch nicht unbedingt das gleiche sind.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Tapuak registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.02.2006 Beiträge: 1264
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(#647603) Verfasst am: 25.01.2007, 01:18 Titel: |
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Tarvoc, Kival: Ja, das läuft dann alles auf die Frage hinaus, welche Kriterien man nun unter den Begriff Naturalismus subsumiert. Wenn man den Begriff sehr sparsam definiert wie ich oben (also "alles ist natürlich, es gibt keine Wunder" usw.), könnte man ja selbst Poppers Dreiweltenlehre noch als naturalistisch bezeichnen, denn sie bezieht ja meines Wissens auch keine übernatürlichen Phänomene mit ein. Wenn man den Naturalismus schon nahe beim Materialismus einordnet, ist Poppers Ontologie eindeutig nicht mehr naturalistisch. Aber die Begriffs-Diskussion können wir uns von mir aus sparen.
Er selbst hat den Begriff sogar meines Wissens teilweise völlig anders verwendet. Ich erinnere mich da dunkel an "pro-naturalistische" und "anti-naturalisitsche" Standpunkte in den Sozialwissenschaften. Gemeint war damit aber eher eine "Orientierung an den Naturwissenschaften", soweit ich mich erinnere (kann das aber momentan nicht nachprüfen, war in seinem Buch "Das Elend des Historizismus").
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44644
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(#647610) Verfasst am: 25.01.2007, 01:23 Titel: |
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Tapuak hat folgendes geschrieben: | Ja, das läuft dann alles auf die Frage hinaus, welche Kriterien man nun unter den Begriff Naturalismus subsumiert. |
Ein methodischer Kulturalist wird dir vermutlich ganz gewaltig einen husten, wenn du ihn "unter Naturalismus subsummierst".
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Tapuak registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.02.2006 Beiträge: 1264
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(#647611) Verfasst am: 25.01.2007, 01:26 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Tapuak hat folgendes geschrieben: | Ja, das läuft dann alles auf die Frage hinaus, welche Kriterien man nun unter den Begriff Naturalismus subsumiert. |
Ein methodischer Kulturalist wird dir vermutlich ganz gewaltig einen husten, wenn du ihn "unter Naturalismus subsummierst".  |
Kann ich mit leben.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#647655) Verfasst am: 25.01.2007, 02:15 Titel: |
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Ich verstehe unter Naturalismus eigentlich vor allem das Primat der Naturiwssenschaften in Erkenntnisfragen, sowie die Ablehnung übernatürlicher Phänomene. Meines Erachtens ist der Naturalismus auch ein Monismus, aber vielleicht wäre es besser zu sagen: Mein Naturalismus ist ein Monismus.
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Dawkinsist dummer Name
Anmeldungsdatum: 08.09.2006 Beiträge: 105
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(#647890) Verfasst am: 25.01.2007, 15:31 Titel: |
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Zitat: | Wenn man den Begriff sehr sparsam definiert wie ich oben (also "alles ist natürlich, es gibt keine Wunder" usw.), könnte man ja selbst Poppers Dreiweltenlehre noch als naturalistisch bezeichnen, denn sie bezieht ja meines Wissens auch keine übernatürlichen Phänomene mit ein. |
Dann müsste man fast sämtliche Weltbilder als naturalistisch bezeichnen. Aussagen wie "Alles ist Natur." "Alles ist natürlich." sind bedeutungslos. Wieso sollten - wenn sie existieren würden oder zumindest im Glauben an sie - Dinge wie Zeus, Amun-Ra, das FSM, Geister, etc. denn bitte nicht zur Natur gehören?
Mit dem Begriff "übernatürlich" bezeichnet man gewöhnlich alles, was gegen - jetzige - Naturgesetze verstößt. Da sich Naturgesetze von Zeit zu Zeit aber immer wieder nicht als solche herausstellen und falsifiziert werden, kann der kritische Rationalist auch nicht sagen, es gäbe nichts übernatürliches. Davon ausgehen, dass sie nicht existieren, oder einfach nicht an sie glauben, kann er freilich schon.
Als Wunder bezeichnet man - sogar die kath. Kirche -, die gegen Naturgesetze verstoßen. Ein Naturgesetz ist eine strenge Gesetzmäßigkeit. Wenn ein Ereignis - tatsächlich, d.h. durch glaubwürdige Befunde - gegen solch ein "Naturgesetz" verstößt, zeigt das eben nur, dass die Theorie des Forschers falsch war und es sich um kein Gesetz dabei handelt. Wunder gibt es also nicht. Das ist zwar war, aber auch nur analytisch. Natürlich kann man jetzt noch weiter gehen und unter dem Wort "Wunder" etwas anderes verstehen, was es doch geben kann...
Dass Karl Popper nicht an Wunder oder übernatürliche Phänomene geglaubt hat, ist klar.
Zitat: | Du erkennst doch Hans Albert sicher auch als renommierten Vertreter des kritischen Rationalismus an, oder? |
Natürlich.
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Dawkinsist dummer Name
Anmeldungsdatum: 08.09.2006 Beiträge: 105
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(#647898) Verfasst am: 25.01.2007, 15:42 Titel: |
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Zitat: | Ich verstehe unter Naturalismus eigentlich vor allem das Primat der Naturiwssenschaften in Erkenntnisfragen, |
Nennt Popper das nicht Szientismus?
In Alles Leben Leben ist Problemlösen schreibt Popper irgendwo, dass die Erkenntnis ist, dass es keine Erkenntnis gibt.
Ich hoffe du fasst das nicht als Autoritätsgeschwafel auf; und wenn doch, so verzeihe mir. Popper ist nur der wichtigste Vertreter des KR gewesen und diese Auffassung "Ich weiß, dass ich nichts weiß" und konsequenter "... - und kaum das." halte ich für das Prinzip des kritischen Rationalismus.
Zitat: | [...]sowie die Ablehnung übernatürlicher Phänomene. |
Wie ich in dem obigen Beitrag schon ausgeführt habe, sagt ja gerade der KR, dass Erkenntnis fehlbar ist und sich wissenschaftliche Theorien wie Naturgesetze immer wieder als falsch herausstellen.
Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit so, dass es zahlreiche Dinge - wie zum Beispiel im subatomaren Bereich - gibt, die ganz klar gegen momentane wissenschaftliche Theorien verstoßen. Forschung verläuft revolutionär. Das heißt, dass alte Vorstellungen von neuen abgelöst werden. Der kritische Rationalist kann die Existenz solcher Sachen nicht konsequent ablehnen. Er kann aber davon ausgehen, dass sie nicht existieren, weil momentan nichts darauf hinweist, oder einfach nicht an sie glauben.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#647918) Verfasst am: 25.01.2007, 16:19 Titel: |
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Dawkinsist hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Ich verstehe unter Naturalismus eigentlich vor allem das Primat der Naturiwssenschaften in Erkenntnisfragen, |
Nennt Popper das nicht Szientismus?
In Alles Leben Leben ist Problemlösen schreibt Popper irgendwo, dass die Erkenntnis ist, dass es keine Erkenntnis gibt.
Ich hoffe du fasst das nicht als Autoritätsgeschwafel auf; und wenn doch, so verzeihe mir. Popper ist nur der wichtigste Vertreter des KR gewesen und diese Auffassung "Ich weiß, dass ich nichts weiß" und konsequenter "... - und kaum das." halte ich für das Prinzip des kritischen Rationalismus.
Zitat: | [...]sowie die Ablehnung übernatürlicher Phänomene. |
Wie ich in dem obigen Beitrag schon ausgeführt habe, sagt ja gerade der KR, dass Erkenntnis fehlbar ist und sich wissenschaftliche Theorien wie Naturgesetze immer wieder als falsch herausstellen.
Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit so, dass es zahlreiche Dinge - wie zum Beispiel im subatomaren Bereich - gibt, die ganz klar gegen momentane wissenschaftliche Theorien verstoßen. Forschung verläuft revolutionär. Das heißt, dass alte Vorstellungen von neuen abgelöst werden. Der kritische Rationalist kann die Existenz solcher Sachen nicht konsequent ablehnen. Er kann aber davon ausgehen, dass sie nicht existieren, weil momentan nichts darauf hinweist, oder einfach nicht an sie glauben. |
Nein, das empfinde ich nicht als Autoritätsgeschwafel. Popper und der KR haben den Skeptizismus aber in gewisser Weise überwunden (er geht darüber hinaus), weil wir damit eine Methode haben, die uns gute Modelle liefert, ohne das wir von Gewissheit reden müssen.
Ok, ich gebe zu, dass Erkenntnis ungenau war. Ich bin auch erst KR und dann Naturalist. Das heißt, ich lehne sie nicht konsequent ab, sondern es sieht für mich zur Zeit nicht danach aus, als würde es sie geben. Vielleicht sollte ich konkretisieren: Die naturwissenschaftliche Methode hat Vorrang und deren Ergebnisse sind grundlegend für meine Weltanschauung. Philosophische Denkgebäude und alle anderen auch dürfen meines Erachtens den naturwissenschaftlichen Theorien nicht widersprechen, um zur Zeit als brauchbar zu gelten. Änderungen der Theorien durch Falsifikation muss dann auch in der Weltanschauung eingebracht werden. Dadurch sind dann die Denkgebäude indirekt falsifizierbar, sie haben aber auch - meiner Meinung nach - keinen ontologischen-metaphysischen Status mehr.
In großartig anderem Sinne hat das step aber, glaube ich, auch nicht gemeint.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#649871) Verfasst am: 29.01.2007, 01:30 Titel: |
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Dawkinsist, etwas verwirrt bin ich aber doch, du bist doch ein "Bright", warum gehst du dann so gegen den Naturalismus an? VIelleicht erklärt sich mir das auch, wenn du mir eine frühere Frage beantwortest:
Zitat: | Hier möchte ich nur erst einmal fragen, was du unter Naturalismus verstehst. |
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Tapuak registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.02.2006 Beiträge: 1264
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(#649875) Verfasst am: 29.01.2007, 01:49 Titel: |
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Dawkinsist hat folgendes geschrieben: | Mit dem Begriff "übernatürlich" bezeichnet man gewöhnlich alles, was gegen - jetzige - Naturgesetze verstößt. |
Nein, ich würde damit solche Vorgänge bezeichnen, die prinzipiell unerklärlich sind.
Dawkinsist hat folgendes geschrieben: | Wie ich in dem obigen Beitrag schon ausgeführt habe, sagt ja gerade der KR, dass Erkenntnis fehlbar ist und sich wissenschaftliche Theorien wie Naturgesetze immer wieder als falsch herausstellen. |
Ja, aber "Naturalismus" heißt doch nicht: "Es gibt nichts, was gegen die derzeitig anerkannten Theorien über das Funktionieren der Natur verstößt". Es gibt zahllose Phänomene, die wir nicht erklären können, das streitet doch auch kein Naturalist ab. Naturalistisch zu denken heißt nach meiner Meinung, diese Phänomene als prinzipiell erklärbar zu deuten, und zwar auf der Basis allgemeingültiger Naturgesetze - und eben nicht den üblichen Fehlschluss zu begehen, das derzeit Unerklärliche als magisch oder übernatürlich zu deuten.
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HFRudolph Bright
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 1229
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(#650104) Verfasst am: 29.01.2007, 13:52 Titel: |
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Mal eine off-topic-Frage, weil ich so viele philosophisch Bewanderte anwesend sind:
Wie bezeichnet man eigentlich Albert Einsteins Aussage, es gebe neben der subjektiven Realität auch eine objektive, berechenbare Realität, die streng determiniert sei? Positivismus ist es jedenfalls nicht....
Gruß
HFRudolph
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44644
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(#650108) Verfasst am: 29.01.2007, 13:53 Titel: |
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HFRudolph hat folgendes geschrieben: | Wie bezeichnet man eigentlich Albert Einsteins Aussage, es gebe neben der subjektiven Realität auch eine objektive, berechenbare Realität, die streng determiniert sei? |
Materialismus? Realismus? Positivismus? K.A., ich müsste sehen, was für andere Sätze mit dieser Aussage in Verbindung stehen.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#650111) Verfasst am: 29.01.2007, 13:55 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | HFRudolph hat folgendes geschrieben: | Wie bezeichnet man eigentlich Albert Einsteins Aussage, es gebe neben der subjektiven Realität auch eine objektive, berechenbare Realität, die streng determiniert sei? |
Materialismus? |
Würde doch auch zu einem deterministischen radikalen Konstruktivismus passen oder?
_________________ Trish:(
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44644
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(#650117) Verfasst am: 29.01.2007, 13:58 Titel: |
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Wolf hat folgendes geschrieben: | Würde doch auch zu einem deterministischen radikalen Konstruktivismus passen oder? |
Glaube ich nicht. Wie kommst du darauf?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#650127) Verfasst am: 29.01.2007, 14:06 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Wolf hat folgendes geschrieben: | Würde doch auch zu einem deterministischen radikalen Konstruktivismus passen oder? |
Glaube ich nicht. Wie kommst du darauf? |
Wenn ich recht erinnere setzt er eine objektive Realität vorraus in der unser Hirn bzw Wahrnehmer entstehen konnten. Diese objektive Realität ist allerdings nicht wahrnehmbar und daher eher belanglos.
_________________ Trish:(
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HFRudolph Bright
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 1229
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(#650156) Verfasst am: 29.01.2007, 14:45 Titel: |
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Zitat: | Im Brockhaus steht zum Thema Quantenmechanik zur Kopenhagener Interpretation:
… Einstein vertrat eine statistische Interpretation: Die Wahrscheinlichkeitsaussagen charakterisieren unseren Wissensstand und sind (wie in der statistischen Thermodynamik) Aussagen über ein Kollektiv von Teilchen; es gibt eine vom Subjekt unabhängige objektive Realität, die exakt bestimmbar und streng determiniert ist. …
© 2003 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG |
Das ist meine einzige Quelle. Praktische Relevanz hat das in der Physik, ob man eher Anhänger der Kopenhagener Interpretation ist oder eben der einsteinschen Auslegnung und/oder De Broglie folgt.
Gruß
HFRudolph
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44644
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(#650308) Verfasst am: 29.01.2007, 18:15 Titel: |
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Wolf hat folgendes geschrieben: | Wenn ich recht erinnere setzt er eine objektive Realität voraus in der unser Hirn bzw. Wahrnehmer entstehen konnten. |
Das wäre dann aber nicht sehr radikal.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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