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Arrivederci auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 747
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(#651088) Verfasst am: 30.01.2007, 21:13 Titel: Re: Papst mahnt Forscher |
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boomklever hat folgendes geschrieben: |
2. Es hat keinen Sinn. Wie man hier auf dem FGH auch immer wieder erlebt kommen Christen unterschiedlichster Couleur, um den Dialog zu suchen was dann innerhalb weniger Postings in zwanghafte und oft agressive Missionierungsversuche ausartet (von ein paar positiven Ausnahmen abgesehen). Das hat auch einen guten Grund: Christen (und generell Theisten) können leicht jedem Gegenargument aus dem Weg gehen, indem sie nur auf der Grundlage ihrer heiligen Schrift argumentieren. Diese Unfähigkeit zu einer objektiven Debatte kann ungemein nerven (siehe Punkt 1).
Ich bin generell anders Denkenden aufgeschlossen aber wenn man jeglicher konstruktiven Diskussion von vornherein aus dem Weg geht, indem man die Unfehlbarkeit einer antiken Schriftensammlung postuliert sehe ich keinen Sinn in einer solchen Auseinandersetzung. |
Ein solches Auftreten ist wirklich keine Einladung "die Vernünftigkeit des Menschen auf neue Weise wiederzuentdecken – eine Vernünftigkeit, die offen ist für das Licht des göttlichen Logos und dessen vollkommene Offenbarung: Jesus Christus, den Mensch gewordenen Sohn Gottes"!
Damit ist es aber auch nicht nicht die Art von Glaubensweitergabe, die der Papst meint.
Habe soeben entdeckt, dass der nach außen gerichtete Teil der Rede schleichend in den nach innen gerichteten übergeht. Und bei dem, was er auf Deutsch anfügte, fiel mir vorhin schlagartig der Bischof von Regensburg, Axt-im-Walde-Müller, ein.
Edit: http://www.zenit.org/german/visualizza.phtml?sid=101945
Zitat: | [Auf Deutsch sagte der Papst:]
Einen frohen Gruß richte ich an alle Brüder und Schwestern deutscher Sprache. Gott hat uns erschaffen, damit wir ihn preisen und anbeten, und damit wir die Menschen lieben, wie er sie liebt. So betet die Kirche im Tagesgebet des heutigen Sonntags.
Die Liebe möge all unser Handeln bestimmen und leiten. Denn sie macht unser Tun wertvoll, und ohne sie hat nichts Bestand. Der Herr gebe uns Kraft, dass wir seine Liebe weiterschenken und das Gute tun. Gottes Segen begleite euch alle durch diese Woche! |
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#651107) Verfasst am: 30.01.2007, 21:43 Titel: |
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Arrivederci hat folgendes geschrieben: |
Schon klar. Aber wir sprechen hier ja nicht über die Rekatholisierung der Gesellschaft. Unter den gegenwärtig bei uns gegebenen Umständen kann es mittelfristig nur noch um die Sichtbarkeit des Religiösen in ihr gehen. Und nur um sie geht es deshalb meiner Ansicht nach auch dem Papst in dieser Ansprache. |
ich sehe die papstrede nicht so harmlos wie du es offenbar siehst.
der papst ergreift gegen wissenschaftler partei in einer zeit, in der in USA und zunehmend auch in europa ernsthaft die einbeziehung von ID in den biounterricht (nicht in den religionsunterricht!) in erwägung gezogen wird. (siehe Gießen)
auch die debatte um das so "wichtige" christliche fundament in der eu-verfassung sind ein beweis für die einflussnahme und somit machtausübung des papstes in europa.
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Arrivederci auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 747
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(#651130) Verfasst am: 30.01.2007, 22:06 Titel: |
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L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Arrivederci hat folgendes geschrieben: |
Schon klar. Aber wir sprechen hier ja nicht über die Rekatholisierung der Gesellschaft. Unter den gegenwärtig bei uns gegebenen Umständen kann es mittelfristig nur noch um die Sichtbarkeit des Religiösen in ihr gehen. Und nur um sie geht es deshalb meiner Ansicht nach auch dem Papst in dieser Ansprache. |
ich sehe die papstrede nicht so harmlos wie du es offenbar siehst.
der papst ergreift gegen wissenschaftler partei in einer zeit, in der in USA und zunehmend auch in europa ernsthaft die einbeziehung von ID in den biounterricht (nicht in den religionsunterricht!) in erwägung gezogen wird. (siehe Gießen)
auch die debatte um das so "wichtige" christliche fundament in der eu-verfassung sind ein beweis für die einflussnahme und somit machtausübung des papstes in europa. |
Die Europäer "haben keinen Respekt vor der eigenen Kultur".
Tja, wie steigert man den?
Möglich, dass der amerikanische Islamwissenschaftler vom Nebenthread damit sagen will "im Gegensatz zu uns - wir missionieren gegen die Verleugnung unserer christlich-jüdischen Wurzeln an!"
Aber steigert man so den Respekt vor der eigenen Kultur beim agnostischen und atheistischen Teil der Bevölkerung? Bspw. durch Hervorhebung einer nicht zu leugnenden christlichen Tönung in der EU-Verfassung?
Die Väter der EU-Verfassung wie auch unsere Politiker sollten zusehen, dass sie in der Bevölkerung einen Mindestkonsens über das, was unsere Kultur ausmacht, erreichen.
Eine für manche (gerade auch "weltlich" denkende) Gruppierungen durchaus nützliche Alternative wären nämlich Einsprengsel weniger islamischer als vielmehr bspw. konfuzianischer Provenienz. Damit könnte man Autoritätshörigkeit ohne von vornherein ("Du bist der Fels.") bestimmten Bezugspunkt erreichen - Halleluja!
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#651163) Verfasst am: 30.01.2007, 22:36 Titel: |
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Arrivederci hat folgendes geschrieben: |
Aber steigert man so den Respekt vor der eigenen Kultur beim agnostischen und atheistischen Teil der Bevölkerung? Bspw. durch Hervorhebung einer nicht zu leugnenden christlichen Tönung in der EU-Verfassung?
Die Väter der EU-Verfassung wie auch unsere Politiker sollten zusehen, dass sie in der Bevölkerung einen Mindestkonsens über das, was unsere Kultur ausmacht, erreichen.
Eine für manche (gerade auch "weltlich" denkende) Gruppierungen durchaus nützliche Alternative wären nämlich Einsprengsel weniger islamischer als vielmehr bspw. konfuzianischer Provenienz. Damit könnte man Autoritätshörigkeit ohne von vornherein ("Du bist der Fels.") bestimmten Bezugspunkt erreichen - Halleluja!  |
respekt vor der eigenen kultur steigern? was soll das denn sein?!
und hervorhebung einer nicht zu leugnenden christlichen tönung soll diesen effekt haben? was soll das totschlagargument?
statt "einsprengsel" benötigen wir allgemeine und verbindliche sozialisation der menschen.
es gibt nur einen grundkonsens: rationalität.
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Arrivederci auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 747
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(#651173) Verfasst am: 30.01.2007, 22:47 Titel: |
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Arrivederci hat folgendes geschrieben: |
(...) steigert man (...) den Respekt vor der eigenen Kultur beim agnostischen und atheistischen Teil der Bevölkerung (...) durch Hervorhebung einer nicht zu leugnenden christlichen Tönung in der EU-Verfassung? (...) |
@L.E.N.:
Antwort Teil I - nicht irgendwie aggressiv gemeint
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#651206) Verfasst am: 30.01.2007, 23:28 Titel: |
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Arrivederci hat folgendes geschrieben: | Arrivederci hat folgendes geschrieben: |
(...) steigert man (...) den Respekt vor der eigenen Kultur beim agnostischen und atheistischen Teil der Bevölkerung (...) durch Hervorhebung einer nicht zu leugnenden christlichen Tönung in der EU-Verfassung? (...) |
@L.E.N.:
Antwort Teil I - nicht irgendwie aggressiv gemeint  |
deine frage scheint ernst gemeint zu sein...
meine antwort: nein.
und zwar in vielerlei hinsicht: ich finde die vorstellung, man könne den respekt für eine kultur steigern absurd. dabei ist unerheblich bei welchem teil der bevölkerung so etwas erreicht werden soll.
darüberhinaus: was soll die christliche tönung in der eu verfassung bzw eine hervorhebung derselben sein oder bringen?
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Arrivederci auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 747
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(#651223) Verfasst am: 31.01.2007, 00:18 Titel: Re: Papst mahnt Forscher |
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L.E.N. hat folgendes geschrieben: | ich sehe die papstrede nicht so harmlos wie du es offenbar siehst.
der papst ergreift gegen wissenschaftler partei in einer zeit, in der in USA und zunehmend auch in europa ernsthaft die einbeziehung von ID in den biounterricht (nicht in den religionsunterricht!) in erwägung gezogen wird. (siehe Gießen)
auch die debatte um das so "wichtige" christliche fundament in der eu-verfassung sind ein beweis für die einflussnahme und somit machtausübung des papstes in europa. |
L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Arrivederci hat folgendes geschrieben: |
Aber steigert man so den Respekt vor der eigenen Kultur beim agnostischen und atheistischen Teil der Bevölkerung? Bspw. durch Hervorhebung einer nicht zu leugnenden christlichen Tönung in der EU-Verfassung?
Die Väter der EU-Verfassung wie auch unsere Politiker sollten zusehen, dass sie in der Bevölkerung einen Mindestkonsens über das, was unsere Kultur ausmacht, erreichen.
Eine für manche (gerade auch "weltlich" denkende) Gruppierungen durchaus nützliche Alternative wären nämlich Einsprengsel weniger islamischer als vielmehr bspw. konfuzianischer Provenienz. Damit könnte man Autoritätshörigkeit ohne von vornherein ("Du bist der Fels.") bestimmten Bezugspunkt erreichen - Halleluja!  |
respekt vor der eigenen kultur steigern? was soll das denn sein?!
und hervorhebung einer nicht zu leugnenden christlichen tönung soll diesen effekt haben? was soll das totschlagargument?
statt "einsprengsel" benötigen wir allgemeine und verbindliche sozialisation der menschen.
es gibt nur einen grundkonsens: rationalität. |
So - sorry, spät geworden!
I. Hatte in dem Posting mal wieder eine geistige 90°-Wende vollzogen.
Ich wollte weg von der Fokussierung (auch) dieses Threads auf die Gefahr der Etablierung überkommener Welterklärungsmodelle und auf einen Papst, dessen Worte sie fördern könnten.
Nach deinem letzten Posting hoffe ich freilich, dass die Worte des Papstes etwas anderes fördern: Die Überzeugung, dass es nie einen Grundkonsens über ein rein rationalistisches Weltbild geben dürfte.
Eine allgemeine und verbindliche Sozialisation der Menschen nach einem defizitären Verständnis von rationalem Denken und Handeln (Und jedes lehrbare Verständnis von rationalem Denken und Handeln ist defizitär; "Ratio an sich" kann nicht gelehrt werden.) hat man zuletzt in der DDR versucht. Das Ergebnis war ein Rückzug der Menschen in´s Private. In solchen abgeschotteten Enklaven können Bonsai-Päpste aller Arten erstehen mit einem mehr oder weniger vom offiziell anerkannten Verständnis von "Rationalität" abweichenden Gruppenkonsens; attraktiveren und weniger attraktiven Spielarten...
II. Familienverbände verfallen. Die Sozialphobie wird zur Seuche der Gegenwart.
Japanische Unternehmen sorgen rundum für ihre Angestellten, fungieren vielfach als Familienersatz auf eine westliche Arbeitnehmer - noch - befremdende Art.
Ich propagiere nicht das Einbringen konfuzianistischer Einsprengsel in unsere Kultur. Vielmehr denke ich, dass die Asiaten sie leisten wollen werden.
Je weniger geborgen (in einem umfassenden Sinn) sich die Menschen in dem, was sie als kulturellen Konsens wahrnehmen, fühlen, desto mehr sind sie bereit, diesen dranzugeben.
Ich behaupte: Ebenso gefährlich wie eine Ent-Rationalisierung des gesellschaftlichen Lebens wäre eine Ent-Mystifizierung. Denn Kultur braucht die Geborgenheit, die von mystischen Vorstellungen i. w. S. ausgeht.
Wir könnten so weit kommen, dass die Mentalitäten der Bewohner ganzer Landstriche nicht mehr nach der geografischen Lage bzw. einzelnen Volksstämmen benannt werden (bayerische, rheinische... Mentalität), sondern nach den dort angesiedelten multinationalen Konzernen bzw. inländischen Firmen, die die bevormundende Pseudo-Familientümelei japanischer Prägung übernehmen.
Jade hat folgendes geschrieben: | Udalricus hat folgendes geschrieben: | Was der Papst aber schon anspricht, ist die Offenheit dafür, dass Wissenschaft nicht alles an Erkenntnis sein kann. Welche Erkenntnisse darüber hinaus aber entscheidend für das Leben der Menschen sind, muss jeder einzelne nach seinem Gewissen und Verstand entdecken... |
Schön wäre es, wenn es so wäre. Religiöse Indoktrination, vor allem im Kindesalter, macht es in der Regel aber unmöglich, frei zu entscheiden, welchen Erkenntnissen oder Traditionen man folgen will. Statistisch bleiben über 80% der Gläubigen ihrer Religion bis zum Lebensende treu, was angesichts der Fülle an Möglichkeiten an religiöser und anderer Orientierung deutlich macht, dass die Gläubigen eben nicht frei, sondern in ihren Überzeugungen vorprogrammiert sind. |
Ach ja - @Jade: Eine solche soziale Konstellation wie oben beschrieben wäre ein interessantes Testfeld für die hier den Religionen anscheinend exklusiv unterstellte Suggestivkraft:
Gesetzt, Arbeitskräfte wären rar und jeder könnte nach Belieben zwischen den Common-Identity-Arealen, in die unser Land aufgeteilt wäre, switchen - Wie viele Prozent würden es wohl tun?
Zuletzt bearbeitet von Arrivederci am 31.01.2007, 00:27, insgesamt einmal bearbeitet |
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Arrivederci auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 747
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(#651228) Verfasst am: 31.01.2007, 00:24 Titel: |
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L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Arrivederci hat folgendes geschrieben: | Arrivederci hat folgendes geschrieben: |
(...) steigert man (...) den Respekt vor der eigenen Kultur beim agnostischen und atheistischen Teil der Bevölkerung (...) durch Hervorhebung einer nicht zu leugnenden christlichen Tönung in der EU-Verfassung? (...) |
@L.E.N.:
Antwort Teil I - nicht irgendwie aggressiv gemeint  |
deine frage scheint ernst gemeint zu sein...
meine antwort: nein.
und zwar in vielerlei hinsicht: ich finde die vorstellung, man könne den respekt für eine kultur steigern absurd. dabei ist unerheblich bei welchem teil der bevölkerung so etwas erreicht werden soll.
darüberhinaus: was soll die christliche tönung in der eu verfassung bzw eine hervorhebung derselben sein oder bringen? |
Meine Antwort lautet eben auch: Nein.
Deshalb schrieb ich: "Die Väter der EU-Verfassung wie auch unsere Politiker sollten* zusehen, dass sie in der Bevölkerung einen Mindestkonsens über das, was unsere Kultur ausmacht, erreichen."
*und werden vermutlich auch
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cptchaos kritischer Rationalist
Anmeldungsdatum: 17.07.2006 Beiträge: 304
Wohnort: Hamburg
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(#651232) Verfasst am: 31.01.2007, 00:30 Titel: |
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Ich bin Wissenschaftler,
und was der Papst meint halte ich für Unsinn. Vermutlich kann er noch nicht mal verständlich darlegen, wie den die von Ihm geforderte Rationalität aussehen soll.
Formaler Agnostizismus oder wie?
Von mir aus!
Mach ich aber nur, wenn es der Papst schaft seine Religion vollständig gegen (wissenschaftliche) Kritik zu immunisieren. Dazu gehört auch innere Widerspruchsfreiheit.
Aber er soll es mir dann bitte nicht Übel nehmen, wenn ich sein Gedankengebäude wegen grade zu grotesker Hässlichkeit und Uneleganz ablehne und insbesondere nicht dran glaube.
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reign bla bla
Anmeldungsdatum: 21.07.2006 Beiträge: 1880
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(#651233) Verfasst am: 31.01.2007, 00:31 Titel: |
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Der Papst mahnt Forscher? Für ihn aber gilt: "Gib dem Kaiser zurück, was des Kaisers."
_________________ be your own pet
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Udalricus katholischer Brückenbauer
Anmeldungsdatum: 09.01.2007 Beiträge: 70
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(#651237) Verfasst am: 31.01.2007, 00:40 Titel: |
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L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Arrivederci hat folgendes geschrieben: |
Schon klar. Aber wir sprechen hier ja nicht über die Rekatholisierung der Gesellschaft. Unter den gegenwärtig bei uns gegebenen Umständen kann es mittelfristig nur noch um die Sichtbarkeit des Religiösen in ihr gehen. Und nur um sie geht es deshalb meiner Ansicht nach auch dem Papst in dieser Ansprache. |
ich sehe die papstrede nicht so harmlos wie du es offenbar siehst.
der papst ergreift gegen wissenschaftler partei in einer zeit, in der in USA und zunehmend auch in europa ernsthaft die einbeziehung von ID in den biounterricht (nicht in den religionsunterricht!) in erwägung gezogen wird. (siehe Gießen)
auch die debatte um das so "wichtige" christliche fundament in der eu-verfassung sind ein beweis für die einflussnahme und somit machtausübung des papstes in europa. |
Ich bitte einfach darum, die Aussage des Papstes so differenziert zu sehen, wie sie gemeint ist:
1.) Der Papst greift nicht gegen Wissenschaftler schlechthin Partei, sondern lediglich gegen Wissenschaftler, die Wissenschaft so interpretieren, dass durch sie Religion überflüssig würde, hier wäre z.B. Richard Dawkins zu nennen. Ihm ist bewusst, dass das Pendel jetzt umzuschwingen droht: War es zu Beginn der Neuzeit die Kirche, die bisweilen der Wissenschaft ins Handwerk pfuschte, will jetzt die Wissenschaft (besser gesagt manche Vertreter davon) der Religion ihre Existenzberechtigung streitig machen. Als legitime Interpretationsmöglichkeit und Antwort auf Fragen, die über Wissenschaft hinausgeht, muss aber in einer freien Gesellschaft sowohl die Religion als auch der Atheismus seine Sichtweise darlegen dürfen. Beide transzendieren die Wissenschaft an sich und sind Deutungen der wissenschaftlich analysierten Welt.
2.) "Die Einflussnahme und Machtausübung" des Papstes ist nichts anderes, als was alle gesellschaftlichen Kräfte versuchen, wenn eine Verfassung oder ein Gesetzeswerk in Ausarbeitung ist: Seine Vorstellungen einfließen lassen. Auch Ökologen und Menschenrechtler dürfen hier mitreden, und das ist auch gut so. Was dann in einem demokratischen Prozess dabei herauskommt, gilt es anzunehmen, auch wenn es inhaltlich dem einen oder anderen schwerfällt, je nach Ergebnis. Dass das Christentum eine bedeutende Quelle der europäischen Kultur ist, wird wohl auch ein Atheist nicht bestreiten können, ebenso wie ein Christ nicht leugnen wird, dass auch Islam, Judentum und Aufklärung zur europäischen Entwicklung beigetragen haben. Das sollte auch eine Verfassung nicht verschweigen.
3.) In der Replik auf mein letztes Posting meinte L.E.N., sinngemäß, dass die Diskussion mit Gläubigen irgendwann an einen toten Punkt angelangen kann. Das stimmt, das ist aber ein ganz normales Phänomen in jedem Dialog, dass man unüberbrückbare Gegensätze erkennt. Das muss aber keineswegs das Ende des Dialogs bedeuten, sondern nur eine Änderung von Gesprächsform oder Thema.
Eine Grundschwierigkeit im Dialog der Partner Wissenschaft / Religion scheint mir zu sein, dass es auf beiden Seiten Richtungen gibt, die die Ergänzungsbedürftigkeit durch den anderen Partner nicht anerkennen wollen: Auf Seiten der Wissenschaft sind dies Szientisten und auf Seiten der Religion Fundamentalisten. Zwischen diesen beiden kann ein Gespräch nur zur Frustration führen. Führen ein religionsoffener Wisschaftler mit einem Fundamentalisten oder ein Szientist mit einem wissenschaftlich denkenden Gläubigen eine Diskussion, ist es immer noch schwierig, aber es gibt vielleicht manche gemeinsame Nenner. Am ergiebigsten aber wird es sein, wenn ein religionsoffener Wisschaftler und ein wissenschaftlich denkender Gläubiger miteinander ins Gespräch kommen. Das kann wirklich fruchtbar werden und das ist die Wunschvorstellung, die der Papst im Auge hat.
4.) Ich lese gerade das Buch "Aufgeklärt - und doch gläubig" von Walter Gnilsen, ein langgedienter Naturwissenschaftler, der genau diese Begegnung forciert. Er vertritt interessanterweise die Auffassung, dass gerade die wissenschaftlichen Entdeckungen des 20. Jahrhunders wie Unschärferelation, Relativitätstheorie, Quantenphysik und Urknall die Religion wieder wesentlich plausibler gemacht haben, als dies im Newtonschen Weltbild der frühen Neuzeit der Fall war, da diese einen eher materialistischen Determinismus nahelegten. Doch - so seine scheinbar paradoxe These - in den Köpfen der meisten modernen und aufgeklärten Menschen heute würde sich jetzt erst das frühneuzeitliche Denken entfalten und so zu einer religionskritischen Einstellung führen, die eigentlich nicht mit dem neuesten Weltbild kompatibel ist.
5.) Im Übrigen orte ich sehr viel Angst vor einer neuen Dominanz der Religion in manchen Postings hier. Woher diese Angst kommt, wenn man doch von der Überlegenheit und dem unaufhaltsamen Siegeszug von reiner Wissenschaft und Rationalismus überzeugt ist, entzieht sich meinem Verständnis. Ich persönlich habe keinerlei Angst vor der Wissenschaft, sondern freue mich darüber, welche atemberaubenden neuen Einblicke sie uns in Gottes Schöpfung immer wieder liefert.
_________________ Der Geist weht, wo er will
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#651239) Verfasst am: 31.01.2007, 00:43 Titel: Re: Papst mahnt Forscher |
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Udalricus hat folgendes geschrieben: |
Was er aber schon anspricht, ist die Offenheit dafür, dass Wissenschaft nicht alles an Erkenntnis sein kann. |
Nö, das steht da nicht. Da steht "Papst Benedikt XVI. hat die Wissenschaften vor gefährlicher Einseitigkeit gewarnt. Derzeit gebe es eine Tendenz, nur das als wahr anzuerkennen, was experimentell überprüfbar sei, sagte der Papst am Sonntag."
Zitat: | Welche Erkenntnisse darüber hinaus aber entscheidend für das Leben der Menschen sind, muss jeder einzelne nach seinem Gewissen und Verstand entdecken, wobei er auf überlieferte Möglichkeiten zurückgreifen kann. |
Nix und niemand hält die Menschen davon ab, das, was sie für ihr Leben brauchen, dort zu suchen, wo sie es vermuten. Nur darf jemand, der sein Heil in Rom oder im Kaffeesatz sucht, das nicht Wissenschaft nennen. Was der Papst fordert, ist, dass ab jetzt auch die Wissenschaft ihr naturalistisches Programm aufgibt und sich seinem Gott zuwendet. Das ist aber nicht die Aufgabe der Wissenschaft.
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16339
Wohnort: Arena of Air
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(#651249) Verfasst am: 31.01.2007, 01:33 Titel: Re: Papst mahnt Forscher |
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Arrivederci hat folgendes geschrieben: | II. Familienverbände verfallen. Die Sozialphobie wird zur Seuche der Gegenwart.
Japanische Unternehmen sorgen rundum für ihre Angestellten, fungieren vielfach als Familienersatz auf eine westliche Arbeitnehmer - noch - befremdende Art.
Ich propagiere nicht das Einbringen konfuzianistischer Einsprengsel in unsere Kultur. Vielmehr denke ich, dass die Asiaten sie leisten wollen werden.
Je weniger geborgen (in einem umfassenden Sinn) sich die Menschen in dem, was sie als kulturellen Konsens wahrnehmen, fühlen, desto mehr sind sie bereit, diesen dranzugeben.
Ich behaupte: Ebenso gefährlich wie eine Ent-Rationalisierung des gesellschaftlichen Lebens wäre eine Ent-Mystifizierung. Denn Kultur braucht die Geborgenheit, die von mystischen Vorstellungen i. w. S. ausgeht.
Wir könnten so weit kommen, dass die Mentalitäten der Bewohner ganzer Landstriche nicht mehr nach der geografischen Lage bzw. einzelnen Volksstämmen benannt werden (bayerische, rheinische... Mentalität), sondern nach den dort angesiedelten multinationalen Konzernen bzw. inländischen Firmen, die die bevormundende Pseudo-Familientümelei japanischer Prägung übernehmen. |
Nur ist in solchen Kulturen ja die Neigung zur Selbstverwirklichung nicht sehr stark ausgeprägt, und es wird eine geradezu identitätsvernichtende Arbeitsintensität gepflegt. Die Leute sind so ausgelaugt und so auf ihren Betrieb bezogen, daß sie in ihrer spärlichen Freizeit (etwa in der einen Woche Urlaub im Jahr) nichts mehr mit sich anzufangen wissen. Mag ja sein, daß die Arbeit für die meisten Japaner Sinnstiftung bis zum Exzess bedeutet, und daß sie auch akzeptieren, daß Leute auf der Strecke bleiben, die das nicht schaffen.
Andererseits ist diese Geborgenheit aber auch nur eine "Schein-Geborgenheit". Es mag zwar stimmen, daß der durchschnittliche japanische Arbeitnehmer bis zur Rente in einem Betrieb bleibt. Allerdings sind diejenigen Japaner, die erst einmal längere Zeit von der hiesigen Arbeits- und Lebenswelt gekostet haben, im Schnitt auch für die dortige Arbeitsmoral "verdorben" und sehnen sich nicht dahin zurück. Wenngleich es in unserer Gesellschaft und Arbeitswelt diese Tendenz zur Kaputtschufterei gibt, so ist sie - ebenfalls "im Schnitt" - immer noch humaner. Es könnte also sein, daß die japanische Arbeitskultur ebenfalls eine "Krücke" darstellt.
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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cptchaos kritischer Rationalist
Anmeldungsdatum: 17.07.2006 Beiträge: 304
Wohnort: Hamburg
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(#651250) Verfasst am: 31.01.2007, 01:34 Titel: |
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Udalricus hat folgendes geschrieben: | Eine Grundschwierigkeit im Dialog der Partner Wissenschaft / Religion scheint mir zu sein, dass es auf beiden Seiten Richtungen gibt, die die Ergänzungsbedürftigkeit durch den anderen Partner nicht anerkennen wollen: Auf Seiten der Wissenschaft sind dies Szientisten und auf Seiten der Religion Fundamentalisten. Zwischen diesen beiden kann ein Gespräch nur zur Frustration führen. |
Da existiert keine Ergänzugsbedürftigkeit aus sich selbst heraus. Wissenschaft und Religion sind schlicht verschiedene Entitäten. Wobei es vorkommt, dass Religion anfängt Aussagen zu machen die Wissenschaftlich prüfbaren Inhalt haben. Das Wissenschaft Aussagen macht, die religös Prüfbaren Inhalt haben ist mir noch nicht untergekommen.
Allenfalls Personen mögen das eine oder andere als Ergänzungsbedürftig ansehen. Aber dann ist immer noch nicht klar, warum man Relligion ausgerechnet durch Wissenschaft ergänzen sollte oder Wissenschaft durch Religion.
Udalricus hat folgendes geschrieben: |
4.) I. Doch - so seine scheinbar paradoxe These - in den Köpfen der meisten modernen und aufgeklärten Menschen heute würde sich jetzt erst das frühneuzeitliche Denken entfalten und so zu einer religionskritischen Einstellung führen, die eigentlich nicht mit dem neuesten Weltbild kompatibel ist.
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Hm, und wie begründet er, dass sie nicht mit dem neusten Weltbild kompatibel sein sollte?
Udalricus hat folgendes geschrieben: |
5.) Im Übrigen orte ich sehr viel Angst vor einer neuen Dominanz der Religion in manchen Postings hier. Woher diese Angst kommt, wenn man doch von der Überlegenheit und dem unaufhaltsamen Siegeszug von reiner Wissenschaft und Rationalismus überzeugt ist, entzieht sich meinem Verständnis. Ich persönlich habe keinerlei Angst vor der Wissenschaft, sondern freue mich darüber, welche atemberaubenden neuen Einblicke sie uns in Gottes Schöpfung immer wieder liefert. |
Also an einen Unaufhaltsamen Siegeszung der Wissenschaft und des Rationalismus glaubt wohl eher kein Rationalist. Siehe dazu "Das Elend des Historizismus" von Karl Popper. Daran zu glauben ist Irrational. Und wenn man sich die geschichte Europas anschaut, gibt es gute Gründe Angst vor einer neuen Dominanz der Religion zu haben. Genau so wie es gute gründe gibt, davor angst zu haben, dass Nazis wieder an die macht kommen.
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reign bla bla
Anmeldungsdatum: 21.07.2006 Beiträge: 1880
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(#651253) Verfasst am: 31.01.2007, 01:46 Titel: |
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Udalricus hat folgendes geschrieben: |
1.) Der Papst greift nicht gegen Wissenschaftler schlechthin Partei, sondern lediglich gegen Wissenschaftler, die Wissenschaft so interpretieren, dass durch sie Religion überflüssig würde, hier wäre z.B. Richard Dawkins zu nennen. | Für mich ist Religion überflüssig. Was will mir also der Papst?
Zitat: |
2.) "Die Einflussnahme und Machtausübung" des Papstes ist nichts anderes, als was alle gesellschaftlichen Kräfte versuchen, wenn eine Verfassung oder ein Gesetzeswerk in Ausarbeitung ist: |
Wie ich schon schrieb, der Papst hat sich an die Doktrin zu halten: "Gib dem Kaiser zurück, was des Kaisers.". Eine Einflussnahme auf "weltliche" Dinge ist fehl am Platz. Der soll in seiner Scheisse rumstochern und die Welt damit in Ruhe lassen. Nichts anderes fordert die Doktrin.
Zitat: | Ich persönlich habe keinerlei Angst vor der Wissenschaft, sondern freue mich darüber, welche atemberaubenden neuen Einblicke sie uns in Gottes Schöpfung immer wieder liefert. |
Die Wissenschaft gibt dir keinen Einblick in deines Gottes Schöpfung. Denn du hast deinen Gott gar nicht (wo ist dein Gott?), und ergo keine Schöpfung. Das ist nur dein und deinesgleichen üblicher Nonsens.
_________________ be your own pet
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enpassant registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2005 Beiträge: 522
Wohnort: leipzig
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(#651258) Verfasst am: 31.01.2007, 01:54 Titel: |
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Udalricus hat folgendes geschrieben: |
Ich bitte einfach darum, die Aussage des Papstes so differenziert zu sehen, wie sie gemeint ist: |
An dieser Papst-Aussage kann ich nichts "Differenziertes" finden, sondern nur wieder einmal den immer gleichen Versuch kirchlich-theologischer Einmischung in den Gang wissenschaftlicher Erkenntnis des Menschen. Und weil das nicht mehr mit Inquisition, Scheiterhaufen oder sonstiger kirchlich kontrollierter staatlicher Repression geht, macht man's eben auf die "sanfte" von-hinten-durchs-Knie-Tour.
Denn wenn der Papst sich an die Wissenschaft wendet und davor warnt, nur das als wahr anzuerkennen, was experimentell überprüft werden kann, dann ist das genau so absurd, wie einen Wagenbauer davor zu warnen, nur Räder zu bauen, die rund sind...
Wissenschaft ist nichts anderes als das Gründen von Erkenntnis allein auf Empirie und Intellekt. Was da heraus kommt, ist zwar immer begrenzt und niemals "absulot", "letztgültig" oder "unbezweifelbar" - aber dieses Wenige es ist hinterfrag- und nachprüfbar! Und genau das ist der Stachel im Fleische der Theologie, welche ja hinsichtlich des "Forschungsgegenstandes" mit der Wissenschaft eigentlich überhaupt nichts zu schaffen hätte.
Und was jeder über das wissenschaftlich bekannte bzw. überhaupt Erkennbare hinaus für wahr hält, ist ja bekanntlich jedermanns eigene Sache. Die Religion aber verkündet reichlich universale gesellschaftliche Geltungsansprüche. Solche Ansprüche aber muss man auch nachvollziehbar begründen. Eine "Begründung" dieser recht weitreichenden Ansprüche mittels nicht nachweisbaren transzendenten Persönlichkeiten und Sachverhalten aber verdient nicht einmal diese Bezeichnung, welcher Umstand den Verkündern derselben - erfreulicher Weise - immer nachhaltiger und deutlicher auf's Brot geschmiert wird.
Dies und die Tatsache, dass es in bestimmten Fragen, in welchen die Theologie Aussagen und Verkündungen tätigt, die in den durch Wissenschaft nachprüfbaren (immanenten) Bereich hinein reichen, zunehmend zu Kollisionen kommt, bei denen die Theologie naturgemäß immer den kürzeren ziehen muss, untergräbt natürlich sehr schmerzlich die imaginären Fundamente ihrer "absoluten und unfehlbaren, universell gültigen göttlichen Wahrheiten"...
Weil nun aber die transzendente Theologie für die immanente Wissenschaft überhaupt kein Thema ist, war es in Geschichte wie in der Gegenwart immer zuvörderst die Theologie, welche die Wissenschaft angreift. Nur ist es genau darum eben auch gerechtfertigt, wenn sich die Wissenschaft in Gestalt des einen oder anderen Vertreters derselben einmal das Recht heraus nimmt, die bisweilen absurd-hysterischen religiösen Anmaßungen nachdrücklich und pointiert in ihre Schranken zu verweisen (wie etwa Dawkins).
Zitat: | 4.) Ich lese gerade das Buch "Aufgeklärt - und doch gläubig" von Walter Gnilsen, ein langgedienter Naturwissenschaftler, der genau diese Begegnung forciert. Er vertritt interessanterweise die Auffassung, dass gerade die wissenschaftlichen Entdeckungen des 20. Jahrhunders wie Unschärferelation, Relativitätstheorie, Quantenphysik und Urknall die Religion wieder wesentlich plausibler gemacht haben, als dies im Newtonschen Weltbild der frühen Neuzeit der Fall war, da diese einen eher materialistischen Determinismus nahelegten. Doch - so seine scheinbar paradoxe These - in den Köpfen der meisten modernen und aufgeklärten Menschen heute würde sich jetzt erst das frühneuzeitliche Denken entfalten und so zu einer religionskritischen Einstellung führen, die eigentlich nicht mit dem neuesten Weltbild kompatibel ist. |
Dass es religiöse Naturwissenschaftler gibt, ist hinlänglich bekannt und bestätigt nur die Tatsache, dass Wissenschaft und Religion sich auf völlig unterschiedliche menschliche Motivationen gründen. Dass aber "gerade die wissenschaftlichen Entdeckungen des 20. Jahrhunders wie Unschärferelation, Relativitätstheorie, Quantenphysik und Urknall die Religion wieder wesentlich plausibler gemacht" hätten, ist reichlicher Unsinn und offenkundig auf dem Humus des religiösen Wunschdenkens des besagten Walter Gnilsen gediehen.
Denn dass jede menschliche, also auch jede wissenschaftliche Erkenntnis grundsätzlichen Grenzen unterworfen ist und wie diese beschaffen sind, ist nicht erst seit Quantenphysik & Co. bekannt. An welchem Punkt ich nun an die Stelle des Nicht-Wissens das religiöse Für-Wahr-Halten setze, ist im Grunde völlig einerlei...
_________________ Was das ewige Leben ist, weiß ich nicht - aber das gegenwärtige ist ein schlechter Spaß! (Voltaire)
Zuletzt bearbeitet von enpassant am 31.01.2007, 03:54, insgesamt 3-mal bearbeitet |
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CoS Antitheist
Anmeldungsdatum: 10.07.2005 Beiträge: 2734
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(#651267) Verfasst am: 31.01.2007, 02:20 Titel: |
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Arrivederci hat folgendes geschrieben: | Eine allgemeine und verbindliche Sozialisation der Menschen nach einem defizitären Verständnis von rationalem Denken und Handeln (Und jedes lehrbare Verständnis von rationalem Denken und Handeln ist defizitär; "Ratio an sich" kann nicht gelehrt werden.) hat man zuletzt in der DDR versucht. Das Ergebnis war ein Rückzug der Menschen in´s Private. In solchen abgeschotteten Enklaven können Bonsai-Päpste aller Arten erstehen mit einem mehr oder weniger vom offiziell anerkannten Verständnis von "Rationalität" abweichenden Gruppenkonsens; attraktiveren und weniger attraktiven Spielarten... |
Entschuldigung....aber so einen riesen Müll hab ich noch nie gelesen.
Willst Du jetzt tatsächlich sagen, dass die christliche Religion inklusive der Offenbarung des Mensch gewordenen Gottes in der Person von Jesus Christus, in der katholischen Version NÖTIG ist um eine Solzialisation zu bewerkstelligen?
Da könnten wir auch alle zusammen Rumpestilzchen oder Schneewittchen anbeten, dann hätten wir den gleichen Effekt, denn Du zielst darauf ab, dass alle das gleiche tun, alle das gleiche glauben und alle die gleiche Meinung haben MÜSSEN um ein soziales miteinander zu gewährleisten.
Blos wie soll ein haufen Roboter wahre Sozialisation betreiben? Ich plappere nach, dass wir alle unseren Gott lieben und ehren, ihm dafür danken, dass es für uns Mensch geworden ist, weil alle anderen das schließlich auch nachplappern und schon haben wir soziale Kontakte, die sonst schlichtweg unmöglich wären? Merkst Du was...
Was die DDR angeht - Es gab hier sehr wohl eine Sozialisation und das sogar stärker, als ich es heute beobachte. Man hatte damals nur nen schwarz/weiß Fernseher mit 2 Propaganda Programmen, die allen auf die Nerven gingen! Denkste wir haben hier Stundenlang unseren Laminat-Fussboden angeguckt?
Es gab in der DDR an jeder Ecke ein reichhaltiges Kultur-Programm für alle Altersklassen. Man bot dieses Programm eben auch zu Propaganda Zwecken, aber den meisten war es durchaus bewusst. FDGB zum Beispiel...
Es gab Jugendclubs (organisiert durch FDJ und Pioniere) und viele Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche und man wurde von vorn herein dazu erzogen sozial zu arbeiten, natürlich auch alles nur Propaganda, aber den meisten war das durchaus bewusst. Man konnte sich der Propaganda des Staates genau so schwer entziehen, wie heute der Propaganda der Kirchen!
Woher weißt Du denn soviel über die DDR? So wie sich das ließt die übliche Schwachsinnige Kirchen-Propaganda: "Die DDR der Staat der wissenschaftsgläubigen Religion-Hasser und der Herrschaft des Bösen schlechthin - des Kommunismus".
Auch was Deine Meinung über EU Verfassung und Islam angeht sieht man in Deinen Postings sehr schön wie Du Deine eigene (religiös vorgeschriebene) Meinung sagst, die Du mit (festgeschriebenen 08/15) Argumenten untermauerst, die auf Deinen eigenen Überlegungen zum Thema beruhen!
_________________ "Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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CoS Antitheist
Anmeldungsdatum: 10.07.2005 Beiträge: 2734
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(#651269) Verfasst am: 31.01.2007, 02:26 Titel: |
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Achso bevor jetzt hier gleich welche denken ich wäre Wendor hoch 2 - Ich habe dieses "Linientreue" Arbeiterklasse gelaber in der DDR genau so gehasst, wie das Linientreue "Ich bin Christ und gegen Moslems, Schwule und Ehebrecher" gelaber einiger Christen heute!
Die besten sozialen Kontakte entstehen durch verschiedene Meinungen und vernünftige Diskussionen. Auf diese Weise lassen sich die besten Möglichkeiten für alle finden. Wir müssen weg vom gezüchteten: "Schnaue halten und marschieren" Menschen - Egal ob dieser durch Religion, Kommunismus oder zu viele schlechte Märchen geprägt wird!
_________________ "Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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enpassant registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2005 Beiträge: 522
Wohnort: leipzig
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(#651283) Verfasst am: 31.01.2007, 03:52 Titel: |
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Udalricus hat folgendes geschrieben: | Dass das Christentum eine bedeutende Quelle der europäischen Kultur ist, wird wohl auch ein Atheist nicht bestreiten können, ebenso wie ein Christ nicht leugnen wird, dass auch Islam, Judentum und Aufklärung zur europäischen Entwicklung beigetragen haben. Das sollte auch eine Verfassung nicht verschweigen. |
Eine Verfassung ist kein Geschichtsbuch!
Was da hinein kommt, ist eine gemeinschaftlich vereinbarte Grundverfasstheit des Zusammenlebens, also "Werte" und Ansichten, die alle Teilen können. Und z.B. Gott samt der mit diesem Begriff verbundenen Ansprüche gehört nun wirklich keinesfalls dazu!
_________________ Was das ewige Leben ist, weiß ich nicht - aber das gegenwärtige ist ein schlechter Spaß! (Voltaire)
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Kantholz knüppelhart & gottlos
Anmeldungsdatum: 17.06.2006 Beiträge: 24
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(#651306) Verfasst am: 31.01.2007, 07:36 Titel: |
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Udalricus hat folgendes geschrieben: |
Als legitime Interpretationsmöglichkeit und Antwort auf Fragen, die über Wissenschaft hinausgeht, muss aber in einer freien Gesellschaft sowohl die Religion als auch der Atheismus seine Sichtweise darlegen dürfen. Beide transzendieren die Wissenschaft an sich und sind Deutungen der wissenschaftlich analysierten Welt.
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Ich sehe es keineswegs so, daß Religion die Wissenschaft transzendiert (der Atheismus sowieso nicht - womit auch?). Denn da, wo die Wissenschaft an ihre Grenzen gelangt, enthält sie sich vernünftigerweise jeder Aussage.
Wissenschaft und Religion sind erkenntnisgewinnende Prozesse, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Dies offenbart sich bereits in ihrer methodologischen Herangehensweise:
Die Wissenschaft bedient sich der Methode der Falsifizierung; eine Theorie wird durch Experiment entweder bestätigt oder verworfen, d. h. durch Überprüfung ihrer qualitativen und quantitativen Aussagen auf Wahrheitsgehalt überprüft. Nur in dem Ausmaß wie sich Theorien bewähren (also der Falsifikation entziehen), kann relative Sicherheit gewonnen werden, andernfalls haben sie sich überlebt.
Niemals erheben sie Anspruch auf endgültige Wahrheiten. Mit genau dieser Methodik hat es die Wissenschaft geschafft, sich eines Dogmatismus zu entziehen.
Die Religion dagegen kann sich dieser Methodik nicht bedienen, weil sich ihre Aussagen (z. B. die Existenz eines Gottes) einer experimentellen Überprüfung nicht unterziehen lassen. Sie postuliert. Nicht nur das - sie postuliert "die Wahrheit"! Als Verifikation dient einzig das "Credo!" ihrer Anhänger. Falsifikation würde dagegen schlicht die eigene Negation bedeuten.
Wissenschaft sucht nach Wahrheit in den Grenzen des menschlichen Erkenntnishorizonts - Religion behauptet Wahrheit außerhalb dessen.
Unterschiedlicher geht's kaum.
Berührungspunkte zwischen Wissenschaft und Religion kann man m. E. lediglich im Bereich metaphysischer Spekulationen lokalisieren.
Udalricus hat folgendes geschrieben: | Am ergiebigsten aber wird es sein, wenn ein religionsoffener Wisschaftler und ein wissenschaftlich denkender Gläubiger miteinander ins Gespräch kommen. Das kann wirklich fruchtbar werden und das ist die Wunschvorstellung, die der Papst im Auge hat. |
Eine systemübergreifende Durchdringung von Religion und Wissenschaft halte ich in der Tat für eine bloße "Wunschvorstellung" des Papstes; jedoch keineswegs eine "erwünschte" seitens der Wissenschaften.
Angesichts dieser Verhältnisse mag jeder sein eigenes Urteil über die päpstliche "Warnung an die Wissenschaften" fällen.
Ich danke für die Aufmerksamkeit!
_________________ Suchen ist gefährlich. Man entdeckt manchmal etwas, das man gar nicht finden wollte.
Zuletzt bearbeitet von Kantholz am 31.01.2007, 07:44, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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Doc Extropy dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 07.03.2006 Beiträge: 6149
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(#651307) Verfasst am: 31.01.2007, 07:39 Titel: |
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Ich glaube, daß die Wissenschaftler mit der großen Schwester große Freude hätten. Die findet es z.B. abscheulich, wenn jemand unredliche Methoden zum Erkenntnisgewinn einsetzt und befürwortet, ausschließlich wissenschaftliche Methoden einzusetzen.
Zwar ist die große Schwester derzeit wissenschaftlich nicht erfahrbar (mangels entsprechender Mittel), aber da sie nicht von sich behauptet, allmächtig zu sein und sich auch nicht absichtlich versteckt, sondern sogar hofft, daß sie eines Tages von Wissenschaftlern gefunden wird, ist das kein Problem.
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#651309) Verfasst am: 31.01.2007, 08:10 Titel: Re: Papst mahnt Forscher |
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Kramer hat folgendes geschrieben: | Udalricus hat folgendes geschrieben: |
Was er aber schon anspricht, ist die Offenheit dafür, dass Wissenschaft nicht alles an Erkenntnis sein kann. |
Nö, das steht da nicht. Da steht "Papst Benedikt XVI. hat die Wissenschaften vor gefährlicher Einseitigkeit gewarnt. Derzeit gebe es eine Tendenz, nur das als wahr anzuerkennen, was experimentell überprüfbar sei, sagte der Papst am Sonntag."
Zitat: | Welche Erkenntnisse darüber hinaus aber entscheidend für das Leben der Menschen sind, muss jeder einzelne nach seinem Gewissen und Verstand entdecken, wobei er auf überlieferte Möglichkeiten zurückgreifen kann. |
Nix und niemand hält die Menschen davon ab, das, was sie für ihr Leben brauchen, dort zu suchen, wo sie es vermuten. Nur darf jemand, der sein Heil in Rom oder im Kaffeesatz sucht, das nicht Wissenschaft nennen. Was der Papst fordert, ist, dass ab jetzt auch die Wissenschaft ihr naturalistisches Programm aufgibt und sich seinem Gott zuwendet. Das ist aber nicht die Aufgabe der Wissenschaft. |
punkt
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Po8 Nichts ist wahr, alles ist erlaubt.
Anmeldungsdatum: 20.07.2006 Beiträge: 803
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(#651312) Verfasst am: 31.01.2007, 08:36 Titel: Re: Papst mahnt Forscher |
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Stingery hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Papst mahnt Forscher
Papst Benedikt XVI. hat die Wissenschaften vor gefährlicher Einseitigkeit gewarnt. Derzeit gebe es eine Tendenz, nur das als wahr anzuerkennen, was experimentell überprüfbar sei, sagte der Papst am Sonntag. Dies beschränke die menschliche Vernunft und führe zu einer "schrecklichen Schizophrenie", in der sich Rationalismus und Materialismus, übersteigerte Technologie und ungebremstes Instinktdenken vereinten. Es sei nötig, eine Rationalität wieder zu entdecken, die auf die göttliche Vernunft hin offen sei. Glaube und Vernunft brauchten "keine Angst voreinander zu haben". |
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Ich meine, wie stellt sich der Papst das vor? Soll dann eine wissenschaftliche Aufsatzsammlung z.B. zum Aussterben der Dinosaurier so aussehen:
- Der Präsident der Royal Society hat eine starke innere Überzeugung, dass ein Asteroid der Grund für das Aussterben der Dinosaurier war
- Prof. Huxdane hatte eine persönliche Offenbarung, dass ein Asteroid der Grund für das Aussterben der Dinosaurier war
- Prof. Haldley wurde im starken Glauben aufgezogen, dass ein Asteroid der Grund für das Aussterben der Dinosaurier war
- Prof. Hawkins verkündet ein offizielles Dogma, das bindend für alle Hawkinsianer ist, dass ein Asteroid der Grund für das Aussterben der Dinosaurier war
(Übersetzt aus Beyond Belief 2006)
Die meisten nicht populärwissenschaftlichen Erkenntnisse sind für den normal Sterblichen genaus "unglaubwürdig" oder schwer vorstellbar wie theologische Postulate. Aber einen Kleriker in ein Labor zu lassen, der dann hinter jedem ungeklärten Phänomen seinen Gott aus der Kiste holt nur weil es ihm an wissenschaflticher Vorgehensweise und/oder Vorstellungskraft mangelt ist mit Sicherheit keine Lösung die die Menschheit weiterbringt. Im Gegenteil, Glauben behindert vehement den Erkenntnisprozess, da die Einführung von göttlichen Entitäten das weitere Nachdenken verhindert.
Darf sich andererseits die Wissenschaft in die Religion einmischen? Ich denke ja. Denn eine Jungfrauengeburt mag ein Glaubensinhalt sein, es ist aber definitiv auch ein medizinisches Phänomen. Der Gang übers Wasser ist ein physikalisches. Die historischen Behauptungen z.B. der Bibel können Grundlagen für eine archäologische Nachprüfbarkeit sein. Die ethisch-moralischen "Werte", die so oft bemüht werden, können Grundlage für eine psychologische und/oder sozialwissenschaftliche Untersuchung sein.
Das was ich aus Benedettos Statement raushöre ist lediglich die Angst der Theologie vor der Wissenschaft - doch wie üblich wird genau das Gegenteil verkauft.
Po8
_________________ 8 ist mein Name sicher nicht,
nicht mein IQ, nicht mein Gewicht.
Denn das was hier geschrieben steht,
das heißt auf englisch: der Poet
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#651314) Verfasst am: 31.01.2007, 08:42 Titel: Re: Papst mahnt Forscher |
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Po8 hat folgendes geschrieben: | Die ethisch-moralischen "Werte", die so oft bemüht werden, können Grundlage für eine psychologische und/oder sozialwissenschaftliche Untersuchung sein. |
ich fürchte das haben auch hier einige noch nicht realisiert, sondern sehen ethik immer noch als uneinnehmbare festung des religiösen.
infolgedessen malen sie zu unrecht den teufel an die wand, dass ein verschwinden dieses bollwerks zu einem moralischen niedergang der welt führen würde.
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Marie Huana registrierter User
Anmeldungsdatum: 06.12.2006 Beiträge: 194
Wohnort: Hintertupfingen
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(#651423) Verfasst am: 31.01.2007, 15:13 Titel: Re: Papst mahnt Forscher |
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Zitat: | Papst mahnt Forscher
Papst Benedikt XVI. hat die Wissenschaften vor gefährlicher Einseitigkeit gewarnt. Derzeit gebe es eine Tendenz, nur das als wahr anzuerkennen, was experimentell überprüfbar sei, sagte der Papst am Sonntag. Dies beschränke die menschliche Vernunft und führe zu einer "schrecklichen Schizophrenie", in der sich Rationalismus und Materialismus, übersteigerte Technologie und ungebremstes Instinktdenken vereinten. Es sei nötig, eine Rationalität wieder zu entdecken, die auf die göttliche Vernunft hin offen sei. Glaube und Vernunft brauchten "keine Angst voreinander zu haben". |
Ist doch alles klar wie Klärchen: Im Mittelalter wurde das gemeine Volk, dafür sorgte der Klerus, von jeglicher Bildung abgeschnitten. Bücher waren verboten, sogar die Bibel.
Im letzten Jahr äußerte der Papst im Journalisteninterview: "Die zunehmende Aufklärung erschwert den Glauben".
Und jetzt dieses. Die größte Angst des Klerus , früher so wie heute scheint zu sein, dass der Mensch mündig wird. Selbständig denkt. Unabhängig ist.
Mit dem was da so "von oben" kommt, kann man nur zu diesem Schluss gelangen:
Glaube hört auf, wo Wissen anfängt.
Wissen fängt an, wo Glaube aufhört.
Dazu fällt mir noch ein, dass die Wiege der medizinischen Wissenschaften (ausgerechnet) im Orient steht. Dort wurde in der Antike die erste heilkundliche Fakultät gegründet, während hier dank der Kirche Heilungsversuche durch fachkundige Frauen (Hexen wurden sie genannt), Bader und sonstige Helfer aufs schärfste verurteilt und oft mit dem Tod bestraft wurden. Ausgebildete Ärzte gab es im Einflussbereich der christlichen Kirche nicht, weil die Medizin "Gott ins Handwerk pfuscht".
Hat zwar nur indirekt mit dem Thema zu tun, aber trotzdem irgendwie mit Fortschritt: Das erste, was den Azteken auffiel, als sie mit den ersten Europäern in Kontakt kamen war folgendes: "Christen sind dreckig und waschen sich nicht, sie stinken furchtbar und vergewaltigen". Während bei diesem alten Volk Körper- und Sozialhygiene selbstverständlich war, brannte in Europa auf dem Scheiterhaufen alles, was gegen den Klerus oder irgendwie fortschrittlich war. Und die alten Azteken wurden von den Eroberern als Tiere gehandelt, solange sie nicht getauft waren. "Gesäubert durch Weihwasser".
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Pfaffenschreck Schwarzwaldelch; möööh
Anmeldungsdatum: 09.05.2006 Beiträge: 6422
Wohnort: City of dope
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(#651454) Verfasst am: 31.01.2007, 16:16 Titel: |
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Nichts ärgert einen Pfaffen mehr, als ein Gegenüber mit gesundem Verstand.
_________________ Merkwürdig, ich kann mich nicht erinnern, jemals einer kirchlichen Vereinigung beigetreten zu sein. Und doch mußte ich erst austreten, um Nichtmitglied zu werden!
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In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer;
Und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer.
Victor Hugo
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http://www.humanisten-freiburg.de/
Reinschauen, mitmachen, mitgestalten und etwas bewegen.
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Autoterrorist Die Gottespest
Anmeldungsdatum: 23.04.2006 Beiträge: 846
Wohnort: Duisburg
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(#651457) Verfasst am: 31.01.2007, 16:23 Titel: |
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Hallo liebe MitmenschInnen, ich stimme dem Papst zu!
Der Mensch darf sich vor nudligen Offenbarungen nicht mehr fürchten. Ramen.
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Blanka Xenophrasologiepreisträgerin 2007
Anmeldungsdatum: 22.09.2006 Beiträge: 1243
Wohnort: München
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(#651463) Verfasst am: 31.01.2007, 16:48 Titel: |
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enpassant hat folgendes geschrieben: | Denn wenn der Papst sich an die Wissenschaft wendet und davor warnt, nur das als wahr anzuerkennen, was experimentell überprüft werden kann, dann ist das genau so absurd, wie einen Wagenbauer davor zu warnen, nur Räder zu bauen, die rund sind... |
super vergleich, das bringts wohl auf den punkt !
Zitat repariert - kolja
_________________ Am zweifelfreisten frei von Zweifeln sind stets die Verzweifelten !
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Arrivederci auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 747
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(#651465) Verfasst am: 31.01.2007, 16:54 Titel: Re: Papst mahnt Forscher |
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@CoS: Bitte verdreh mein Posting nicht gar so sehr!
CoS hat folgendes geschrieben: | Ich plappere nach, dass wir alle unseren Gott lieben und ehren, ihm dafür danken, dass es für uns Mensch geworden ist, weil alle anderen das schließlich auch nachplappern und schon haben wir soziale Kontakte, die sonst schlichtweg unmöglich wären? Merkst Du was... |
"Beim morgendlichen Fahneneid bekenne ich mich als homo rationalis, nach Feierabend gehe ich zum Schamanen." Merkst du was? Etwa irgendwelche Anklänge an die Realität in der DDR?
CoS hat folgendes geschrieben: | Arrivederci hat folgendes geschrieben: | Das Ergebnis war ein Rückzug der Menschen in´s Private. In solchen abgeschotteten Enklaven können Bonsai-Päpste aller Arten erstehen mit einem mehr oder weniger vom offiziell anerkannten Verständnis von "Rationalität" abweichenden Gruppenkonsens; attraktiveren und weniger attraktiven Spielarten... |
Entschuldigung....aber so einen riesen Müll hab ich noch nie gelesen. |
... Und ich behaupte: Wenn es die DDR noch gäbe, müssten sie das Internet zensieren wie die Chinesen. Private Mailboxen wären vermutlich verboten.
CoS hat folgendes geschrieben: | (...) Deine eigene (religiös vorgeschriebene) Meinung (...) |
Hierauf zu reagieren habe ich nicht nötig.
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CoS Antitheist
Anmeldungsdatum: 10.07.2005 Beiträge: 2734
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(#651508) Verfasst am: 31.01.2007, 19:12 Titel: |
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Arrivederci hat folgendes geschrieben: | "Beim morgendlichen Fahneneid bekenne ich mich als homo rationalis, nach Feierabend gehe ich zum Schamanen." Merkst du was? Etwa irgendwelche Anklänge an die Realität in der DDR? |
Genau darauf wollte ich hinaus - Religion ist ersetzbar. Sie ist eines von vielen Mitteln viele Menschen auf "Linie" zu bringen.
Dieses "auf Linie" bringen ist es aber, was ich im allgemeinen kritisiere, erstrecht wenn irreale Weltbilder dazu nötig sind, die alle nachplappern, ohne selbst zu denken!
Arrivederci hat folgendes geschrieben: | ... Und ich behaupte: Wenn es die DDR noch gäbe, müssten sie das Internet zensieren wie die Chinesen. Private Mailboxen wären vermutlich verboten. |
Und wenn die Kirche noch die gleichen Einflüsse hätte wie im Mittelalter, dann wäre das Internet noch nicht erfunden und mich hätte man längst als Ketzer verbrannt!
_________________ "Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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