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Mr.Sunshine auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 06.08.2006 Beiträge: 327
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(#686612) Verfasst am: 20.03.2007, 02:29 Titel: Respekt gegenüber Friedhoefen, Verstorbenen,... |
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vorweg ich bin weder nekrophil noch habe ich sonstiges interesse an leichen.
folgendes szenario:
da ich auf meinen nächtlichen entnüchterungsmärschen immer an einem friedhof vorbei muss, kam ich irgendwann auf den trichter, dass ich mich nachts auf einem friedhof verdammt wohl fühle.
nja auf jeden fall haben wir ( ich + kumpels) angefangen auf dem friedhof en bier trinken zu gehen, nach ner party...( falls es auf dem heimweg liegt..)
allerdings stellt sich mir in letzter zeit immer öfter die frage, ob das respektlos ist.
dabei vertrete ich allerdings die einstellung, das respekt gegenüber den toten sinnlos ist, und solang wir den noch lebenden angehoerigen keinen anlass geben verärgert zu sein, das eigentlich in ordnung geht...
trotzdem muss ich mir in letzter zeit immer öfter anhoeren: respektlos, usw... "das tut man nicht!"
kann ich denn was dafuer dass man nur noch auf dem friedhof seine ruhe hat?....
_________________ "Das sind die Weisen, die durch Irrtum zur Wahrheit reisen. Die bei dem Irrtum verharren, das sind die Narren".Friedrich Rückert
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#686618) Verfasst am: 20.03.2007, 02:50 Titel: Re: respekt gegenüber friedhoefen, verstorbenen,... |
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Mr.Sunshine hat folgendes geschrieben: |
trotzdem muss ich mir in letzter zeit immer öfter anhoeren: respektlos, usw... "das tut man nicht!"
kann ich denn was dafuer dass man nur noch auf dem friedhof seine ruhe hat?.... |
Ich wohne direkt neben einem Friedhof und gehe da gerne mal spazieren. Ich sehe das ökonomisch: Nur zum Spazierengehen würde man solche grosszügigen Parks nicht anlegen. Und da ich die Toten nicht störe und sie mich nicht, ist doch beiden Seiten gedient.
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Zoff registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 21668
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(#686620) Verfasst am: 20.03.2007, 03:01 Titel: Re: respekt gegenüber friedhoefen, verstorbenen,... |
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Mr.Sunshine hat folgendes geschrieben: | vorweg ich bin weder nekrophil noch habe ich sonstiges interesse an leichen.
folgendes szenario:
da ich auf meinen nächtlichen entnüchterungsmärschen immer an einem friedhof vorbei muss, kam ich irgendwann auf den trichter, dass ich mich nachts auf einem friedhof verdammt wohl fühle.
nja auf jeden fall haben wir ( ich + kumpels) angefangen auf dem friedhof en bier trinken zu gehen, nach ner party...( falls es auf dem heimweg liegt..)
allerdings stellt sich mir in letzter zeit immer öfter die frage, ob das respektlos ist.
dabei vertrete ich allerdings die einstellung, das respekt gegenüber den toten sinnlos ist, und solang wir den noch lebenden angehoerigen keinen anlass geben verärgert zu sein, das eigentlich in ordnung geht...
trotzdem muss ich mir in letzter zeit immer öfter anhoeren: respektlos, usw... "das tut man nicht!"
kann ich denn was dafuer dass man nur noch auf dem friedhof seine ruhe hat?.... |
In Estland werden regelmäßig Picknicks auf den Gräbern der Verstorbenen veranstaltet.
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Real dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.03.2007 Beiträge: 441
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(#686629) Verfasst am: 20.03.2007, 03:29 Titel: |
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Ich glaube auch nicht, dass es die Toten stöhrt, es ist wohl eher, wie in der Kirche, da trinkst du auch kein Bier.
Ich weiß nicht, wie das auf den konfessionslosen Höfen zugeht, ich kenn gar keinen ...
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#686630) Verfasst am: 20.03.2007, 03:33 Titel: |
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Real hat folgendes geschrieben: | Ich glaube auch nicht, dass es die Toten stöhrt, es ist wohl eher, wie in der Kirche, da trinkst du auch kein Bier. |
[alterwitz]Neulich hat mein Sitznachbar im Gottesdienst ein Bier getrunken, da ist mir vor Schreck fast die Zigarette aus der Hand gefallen.[/alterwitz]
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#686662) Verfasst am: 20.03.2007, 08:32 Titel: |
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Ich war mal mit Anarchisten (!) irgendwo auf einem Kaff im Wendland. Wir wollten Boule spielen, aber die einzige dafür geeignete Fläche wäre der Kiesweg auf dem Friedhof gewesen, das wollten die anderen aber nicht, von wegen macht-man-nicht ... Oh Mann, was für ein Blödsinn!
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#686666) Verfasst am: 20.03.2007, 09:14 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Ich war mal mit Anarchisten (!) irgendwo auf einem Kaff im Wendland. Wir wollten Boule spielen, aber die einzige dafür geeignete Fläche wäre der Kiesweg auf dem Friedhof gewesen, das wollten die anderen aber nicht, von wegen macht-man-nicht ... Oh Mann, was für ein Blödsinn! |
klingt nach fleischessender Vegetarier, weisser Neger oder so.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
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(#686683) Verfasst am: 20.03.2007, 10:29 Titel: |
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Ne kleine Bierparty auf dem Friedhof? Nur weil der Ort für einen selbst keine Bedeutung hat heißt das nicht, dass man die Gefühle andere Menschen übergehen kann.
_________________ Storm by Tim Minchin
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Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
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(#686688) Verfasst am: 20.03.2007, 10:35 Titel: |
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Wenns sonst keiner mitbekommt, wessen Gefühle werden denn verletzt?
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Win nicht registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.02.2007 Beiträge: 263
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(#686694) Verfasst am: 20.03.2007, 10:45 Titel: Re: Respekt gegenüber Friedhoefen, Verstorbenen,... |
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Mr.Sunshine hat folgendes geschrieben: | nja auf jeden fall haben wir ( ich + kumpels) angefangen auf dem friedhof en bier trinken zu gehen, nach ner party...( falls es auf dem heimweg liegt..) |
Wen sollte das stören, wenn ihr euer Bier respektvoll trinkt? Solange ihr eure leeren Flaschen wieder mitnehmt, nicht an die Gräber schifft oder laut gröhlt, finde ich nichts verwerfliches daran.
Andere stehen an den Gräbern und labern die Toten mit ihren Problemen zu, das finde ich viel eigenartiger.
Mr.Sunshine hat folgendes geschrieben: | trotzdem muss ich mir in letzter zeit immer öfter anhoeren: respektlos, usw... "das tut man nicht!" |
Was daran "tut man denn nicht"? Abends/nachts auf den Friedhof gehen? Sich dort aufhalten? Getränke zu sich nehmen? Und wer legt sowas fest?
Ich glaube, dass einige da gewisse Dogmen vor Augen haben, die sie aber noch nie hinterfragt haben. Versuch doch mal, sie im Gespräch dazu zu bringen, darüber nachzudenken. Wo ist denn z.B. der sachliche Unterschied, ob ich mittags oder abends auf den Friedhof gehe?
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#686698) Verfasst am: 20.03.2007, 10:53 Titel: |
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Jolesch hat folgendes geschrieben: | Ne kleine Bierparty auf dem Friedhof? Nur weil der Ort für einen selbst keine Bedeutung hat heißt das nicht, dass man die Gefühle andere Menschen übergehen kann. |
Ich weiß nicht, wie die Friedhöfe bei euch so sind, aber hier bestehen die nicht nur aus Gräbern. Es sagt ja niemand, dass man sich auf Opa Willis Grabstein setzen muss, wenn just seine Witwe Blümchen pflanzen will. Friedhöfe sind in der Regel weitläufig angelegte Parkanlagen, da gibt es ebenso Bänke als auch gräberlose Bereiche.
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
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(#686699) Verfasst am: 20.03.2007, 10:54 Titel: |
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Surata hat folgendes geschrieben: | Wenns sonst keiner mitbekommt, wessen Gefühle werden denn verletzt? |
Bekommts wirklich keiner mit?
Und auch wenn es ein "Verbrechen ohne Opfer" ist: ich muss sagen, dass mir die Vorstellung jemand verwendet mein Familiengrab als Ersatz-Pub nicht gefällt...bei religiösen Menschen ist das wohl noch ausgeprägter...
_________________ Storm by Tim Minchin
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#686700) Verfasst am: 20.03.2007, 11:01 Titel: |
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Die Gepflogenheiten um das Totengedenken in diesem Land finde ich ohnehin sehr merkwürdig. Ich meine, wenn ich mich an jemanden erinnern und seiner gedenken möchte, dann ist das ohnehin etwas, das sich bei mir im Kopf abspielt, und dazu ist ein Ort so geeignet wie der andere. Ich kann nicht nachvollziehen, warum die meisten Leute dazu ein bepflanztes Beet mit einem polierten (zumeist auch noch grottenhäßlichen) Steinklotz brauchen. Wenn ich an einen sehr guten Freund denke, der vor Jahren an Krebs gestorben ist, dann leere ich zu dessen Geburtstag ein Glas auf sein Wohl, aber ich käme nie auf die Idee, auf den Friedhof zu latschen. Wozu?
Noch merkwürdiger finde ich die um sich greifende Sitte, daß Leute wilde Gedenkstätten im Straßenbegleitgrün zu errichten, weil sich da einer den Hals abgefahren hat.
Als die "Estonia" abgesoffen ist, gab es ja nicht wenige, die forderten, man müsse die Reste der Toten (also den Matsch, der von ihnen wenn überhaupt noch übrig ist) da aus dem Wrack rausholen, nur um sie irgendwo zu verbuddeln. Kann ich beim besten Willen nicht verstehen, was das soll.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#686702) Verfasst am: 20.03.2007, 11:07 Titel: |
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Jolesch hat folgendes geschrieben: | Surata hat folgendes geschrieben: | Wenns sonst keiner mitbekommt, wessen Gefühle werden denn verletzt? |
Bekommts wirklich keiner mit?
Und auch wenn es ein "Verbrechen ohne Opfer" ist: ich muss sagen, dass mir die Vorstellung jemand verwendet mein Familiengrab als Ersatz-Pub nicht gefällt...bei religiösen Menschen ist das wohl noch ausgeprägter... |
Du unterstellst offenbar, daß dies Mißachtung gegenüber den Verstorbenen ausdrückt. Das sehe ich aber nicht unbedingt so. Vielleicht finden ja Leute, daß ein gepflegter Umtrunk dem Andenken des Verstorbenen viel besser gerecht wird als mit Leichenbittermine betreten herumzuschleichen? Warum nicht?
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#686703) Verfasst am: 20.03.2007, 11:08 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Die Gepflogenheiten um das Totengedenken in diesem Land finde ich ohnehin sehr merkwürdig. Ich meine, wenn ich mich an jemanden erinnern und seiner gedenken möchte, dann ist das ohnehin etwas, das sich bei mir im Kopf abspielt, und dazu ist ein Ort so geeignet wie der andere. Ich kann nicht nachvollziehen, warum die meisten Leute dazu ein bepflanztes Beet mit einem polierten (zumeist auch noch grottenhäßlichen) Steinklotz brauchen. Wenn ich an einen sehr guten Freund denke, der vor Jahren an Krebs gestorben ist, dann leere ich zu dessen Geburtstag ein Glas auf sein Wohl, aber ich käme nie auf die Idee, auf den Friedhof zu latschen. Wozu? |
Ich kann es auch nicht nachvollziehen. Ich war nach der Beerdigung nicht einmal am Grab meine Oma, ihr kann ich einfach besser anders gedenken. Manche benötigen aber eine bestimmte Stelle, an der sie das tun. Warum auch nicht? Mir ist jemand sympathischer, der am Grab eines Menschen, der ihm einmal sehr nahe war (und immer noch wichtig ist) "Zwiesprache" hält und vielleicht so zur Lösung des Problems kommt als jemand, der in eine Kirche rennt und mit dem Weihnachtsmann "monologisiert". Ersterer weiß nämlich, dass die Person, mit der er da "redet" existiert hat und sich auch dort befindet.
Andere halten es für völlig bekloppt, wenn du ein Glas auf das Wohl eines bereits Verstorbenen leerst. Was soll das denn sein?
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
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(#686704) Verfasst am: 20.03.2007, 11:09 Titel: |
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Jo, sofern nicht böswillig was zerstört wird, es ergo niemand merken würde... warum nicht....
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#686706) Verfasst am: 20.03.2007, 11:10 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Vielleicht finden ja Leute, daß ein gepflegter Umtrunk dem Andenken des Verstorbenen viel besser gerecht wird als mit Leichenbittermine betreten herumzuschleichen? Warum nicht? |
http://de.wikipedia.org/wiki/Tag_der_Toten
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#686707) Verfasst am: 20.03.2007, 11:15 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Die Gepflogenheiten um das Totengedenken in diesem Land finde ich ohnehin sehr merkwürdig. Ich meine, wenn ich mich an jemanden erinnern und seiner gedenken möchte, dann ist das ohnehin etwas, das sich bei mir im Kopf abspielt, und dazu ist ein Ort so geeignet wie der andere. Ich kann nicht nachvollziehen, warum die meisten Leute dazu ein bepflanztes Beet mit einem polierten (zumeist auch noch grottenhäßlichen) Steinklotz brauchen. Wenn ich an einen sehr guten Freund denke, der vor Jahren an Krebs gestorben ist, dann leere ich zu dessen Geburtstag ein Glas auf sein Wohl, aber ich käme nie auf die Idee, auf den Friedhof zu latschen. Wozu? |
Ich kann es auch nicht nachvollziehen. Ich war nach der Beerdigung nicht einmal am Grab meine Oma, ihr kann ich einfach besser anders gedenken. Manche benötigen aber eine bestimmte Stelle, an der sie das tun. Warum auch nicht? Mir ist jemand sympathischer, der am Grab eines Menschen, der ihm einmal sehr nahe war (und immer noch wichtig ist) "Zwiesprache" hält und vielleicht so zur Lösung des Problems kommt als jemand, der in eine Kirche rennt und mit dem Weihnachtsmann "monologisiert". Ersterer weiß nämlich, dass die Person, mit der er da "redet" existiert hat und sich auch dort befindet.
Andere halten es für völlig bekloppt, wenn du ein Glas auf das Wohl eines bereits Verstorbenen leerst. Was soll das denn sein? |
Das sag ich ja, das kann doch jeder halten wie er will. Ich bin nur gegen festgefahrenen Vorstellungen, wie ein angemessenes Totengedenken auzusehen hat. Ich sehe z.B. nicht ein, wieso es unwürdiger sein soll, jemanden an einer Stelle im Wald, die der Verstorbene sich ausgesucht hat, zu verbuddeln, als ihn auf einem umzäunten Gelände zu vergraben. Und wer will uns das weismachen? Die Kirche mal wieder.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
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(#686709) Verfasst am: 20.03.2007, 11:17 Titel: |
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Win hat folgendes geschrieben: | Und wer legt sowas fest? |
Ich glaube die Friedhofsverwaltung
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Vielleicht finden ja Leute, daß ein gepflegter Umtrunk dem Andenken des Verstorbenen viel besser gerecht wird als mit Leichenbittermine betreten herumzuschleichen? Warum nicht? |
Also nach "Andenken gerecht werden" hats nicht geklungen...
Zitat: |
nja auf jeden fall haben wir ( ich + kumpels) angefangen auf dem friedhof en bier trinken zu gehen, nach ner party...( falls es auf dem heimweg liegt..) |
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Du unterstellst offenbar, daß dies Mißachtung gegenüber den Verstorbenen ausdrückt. |
Eher gegenüber den Gefühlen der Hinterbliebenen.
Surata hat folgendes geschrieben: | es ergo niemand merken würde... |
Die Frage ist - ethisch betrachtet – wie zulässig so ein Argument ist.
_________________ Storm by Tim Minchin
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#686710) Verfasst am: 20.03.2007, 11:22 Titel: |
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Ich finde, das läuft auf die Frage hinaus, ob grundsätzlich die Beziehung der Lebenden zu den Toten respektiert werden soll, gleichgültig, wie man persönlich zum Tod, bzw zu Verstorbenen steht. Zum Beispiel könnte jemand das Grab als nichts anderes betrachten als eine Aufbewahrungsstätte für eine verrottende Leiche. Zugleich könte derjenige anerkennen, daß andere Menschen in den Gräbern viel mehr sehen (als Ort der Erinnerung an diesen Menschen vielleicht). Man kann unterschiedlicher Meinung über die Bedeutung von Totenstätten sein. Aber das ist nicht wichtig. Wichtig wäre die Frage, ob wir in einer Gesellschaft leben wollen, die abweichende Haltungen respektiert. Das muss nicht in der uns gewohnten Form geschehen. Wenn Picknick auf dem Friedhof ein tradierter Umgang mit den Toten ist (der vielleicht ausdrückt, daß die Toten unter den Lebenden weiterleben, also unvergessen sind) dann ist das keine Respeklosigkeit sondern ein anderer Ausdruck von Respekt.
Ob es eine Rolle spielen soll, ob respektloser Umgang bemerkt wird oder nicht, finde ich eine andere Diskussion, die vielleicht mit der Frage vergleichbar wäre, ob man der reichen Omi von nebenan einen 50-Euro-Schein klauen darf. Sie merkt es nicht und schaden tut es ihr auch nicht. Ich denke, man darf den Schein nicht klauen.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#686711) Verfasst am: 20.03.2007, 11:24 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Ich sehe z.B. nicht ein, wieso es unwürdiger sein soll, jemanden an einer Stelle im Wald, die der Verstorbene sich ausgesucht hat, zu verbuddeln, als ihn auf einem umzäunten Gelände zu vergraben. Und wer will uns das weismachen? Die Kirche mal wieder. |
Ich denke, dass dies auch zu einem nicht unwichtigen Teil mit dem Erhalt eines akzeptablen Grundwassers zu tun hat.
Ansonsten gebe ich dir natürlich Recht, die Friedhofskultur in unseren Breitengraden ist nun mal eine Mischung aus christlichem Schnickschnack und ökonomischer Notwendigkeit (irgendwann werden die Gräber halt wieder beseitigt; im Gegensatz zur muslimischen Tradition, die ewige Totenruhe verordnet: nix mit Einebnung nach 20 oder 25 Jahren).
Auf dem Friedhof ist übrigens meine Omi beerdigt worden:
Oberhausen, Westfriedhof
Eine sehr weitläufige Parkanlage, die mehr Sonntagsspaziergänger als Totengedenkende anlockt.
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Zuletzt bearbeitet von Heike N. am 20.03.2007, 11:24, insgesamt einmal bearbeitet |
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#686712) Verfasst am: 20.03.2007, 11:24 Titel: |
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Jolesch hat folgendes geschrieben: | Win hat folgendes geschrieben: | Und wer legt sowas fest? |
Ich glaube die Friedhofsverwaltung
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Vielleicht finden ja Leute, daß ein gepflegter Umtrunk dem Andenken des Verstorbenen viel besser gerecht wird als mit Leichenbittermine betreten herumzuschleichen? Warum nicht? |
Also nach "Andenken gerecht werden" hats nicht geklungen...
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Na gut. Es kann auch Gleichgältigkeit ausdrücken. Auch dagegen ist m.E. nicht mal was zu sagen. Wenn ich auf den Friedhof gehe, sind mir doch, wenn ich ehrlich bin, die meisten derer, die da vergraben wurden, völlig wumpe. Und da ist es doch egal, ob ich dabei ein Bier trinke oder nicht. Sich dazu zu bekennen finde ich immer noch besser als das übliche Andachtgeheuchel.
Und um Gefühle von Hinterbleibenen zu verletzen, wäre es zwingend erforderlich, daß die das mitkriegen.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#686713) Verfasst am: 20.03.2007, 11:26 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Ich sehe z.B. nicht ein, wieso es unwürdiger sein soll, jemanden an einer Stelle im Wald, die der Verstorbene sich ausgesucht hat, zu verbuddeln, als ihn auf einem umzäunten Gelände zu vergraben. Und wer will uns das weismachen? Die Kirche mal wieder. |
Ich denke, dass dies auch zu einem nicht unwichtigen Teil mit dem Erhalt eines akzeptablen Grundwassers zu tun hat.
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Von Belangen der Hygiene mal völlig abgesehen. Ich nehme mal nicht an, daß das die primäre Sorge der Bischöfe ist, die dagegen wettern.
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#686714) Verfasst am: 20.03.2007, 11:27 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Von Belangen der Hygiene mal völlig abgesehen. Ich nehme mal nicht an, daß das die primäre Sorge der Bischöfe ist, die dagegen wettern. |
Habe ich auch nicht gesagt. Das Ganze muss natürlich unbedingt in geweihter Erde passieren.
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Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
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(#686716) Verfasst am: 20.03.2007, 11:30 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: |
Und um Gefühle von Hinterbleibenen zu verletzen, wäre es zwingend erforderlich, daß die das mitkriegen. |
Zelig hat ja ein nettes Beispiel gebracht (Mir wäre ein wesentlich weniger nettes eingefallen )
"Unethisches" Verhalten wird in meinen Augen nicht dadurch besser, dass es niemand mitbekommt.
_________________ Storm by Tim Minchin
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#686718) Verfasst am: 20.03.2007, 11:33 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: |
Auf dem Friedhof ist übrigens meine Omi beerdigt worden:
Oberhausen, Westfriedhof
Eine sehr weitläufige Parkanlage, die mehr Sonntagsspaziergänger als Totengedenkende anlockt. |
Ja, das sieht doch ganz human aus. Fände ich nichts gegen zu sagen, wenn sich da im Sommer Leute auf die Wiese setzen, um sich einen zu trinken -- solange sie es das auf zivilisierte Weise tun, aber darauf würde ich auch in der städtsichen Grünanlage Wert legen. Daß man seinen Müll nicht liegen läßt, nicht neandertalerisch rumbrüllt und nicht in die Rabatten scheißt, ist für mich kulturelle Mindestanforderung, egal ob Friedhof oder nicht.
Ich kenn aber auch Friedhöfe, die wirken eher wie die letzte Deponie, auf der sich der Ordnungsspleen pedantischer Bürokraten ausgetobt hat.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#686719) Verfasst am: 20.03.2007, 11:40 Titel: |
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Jolesch hat folgendes geschrieben: |
"Unethisches" Verhalten wird in meinen Augen nicht dadurch besser, dass es niemand mitbekommt. |
Unethisches Verhalten ist etwas anderes als ordnungswidriges Verhalten. Z.B. Parken im Halteverbot ist ohne Zweifel ordnungswidrig, aber möglicherweise unethisch erst in Anbetracht der möglichen Folgen wie dem Blockieren einer Feuerwehrzufahrt. Wenn ich weiß, daß es aller Voraussicht nach keine Folgen hat, ist es immer noch ordnungswidrig, aber nicht unethisch.
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#686721) Verfasst am: 20.03.2007, 11:45 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Ja, das sieht doch ganz human aus. |
Und das schöne daran ist: das hat da schon immer so ausgesehen, ist also keiner modernen Renaturierungswelle in die Hände gefallen. Es gibt Fotos von mir (noch als Stippi mit Windelpaket), die dort aufgenommen wurden. Kein Unterschied zu heute.
Zitat: | Fände ich nichts gegen zu sagen, wenn sich da im Sommer Leute auf die Wiese setzen, um sich einen zu trinken -- solange sie es das auf zivilisierte Weise tun, aber darauf würde ich auch in der städtsichen Grünanlage Wert legen. Daß man seinen Müll nicht liegen läßt, nicht neandertalerisch rumbrüllt und nicht in die Rabatten scheißt, ist für mich kulturelle Mindestanforderung, egal ob Friedhof oder nicht. |
Sehe ich auch so.
Zitat: | Ich kenn aber auch Friedhöfe, die wirken eher wie die letzte Deponie, auf der sich der Ordnungsspleen pedantischer Bürokraten ausgetobt hat. |
Marcels Opa ist in Solingen auf so einem beerdigt worden. Liegt allerdings auch mitten in der Innenstadt, da ist nun mal nicht so viel Freifläche vorhanden, da muss ökonomisch gepackt werden, denke ich.
Mag natürlich auch daran liegen, dass der Friedhof oben ein städtischer ist, während der in Solingen ein kirchlicher ist.
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Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
Zuletzt bearbeitet von Heike N. am 20.03.2007, 11:47, insgesamt einmal bearbeitet |
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#686723) Verfasst am: 20.03.2007, 11:47 Titel: |
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Jolesch hat folgendes geschrieben: | "Unethisches" Verhalten wird in meinen Augen nicht dadurch besser, dass es niemand mitbekommt. |
Du meintest wohl "unmoralisch". Denn gegen welches ethische Gebot sollte da wohl verstoßen werden? Ganz besonders dann, wenn es niemand mitbekommt.
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Sisyphos II deaktiviert
Anmeldungsdatum: 11.11.2006 Beiträge: 341
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(#686724) Verfasst am: 20.03.2007, 11:49 Titel: |
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Ich halte Friedhöfe und Beerdigungen, ebenso wie die Rituale, die sich anschließen (Hinlatschen, Blumen ablegen, sich selbst Vorwürfe machen, mal drei Monate nicht da gewesen zu sein etc.) generell für Unsinn. Sobald jemand stirbt, existiert seine Persönlichkeit nicht mehr. Ich verabschiede mich vom Sterbenden vor seinem Tod und nicht danach - sofern ich Gelegenheit dazu habe. Alles andere ist Humbug.
Und wegen eines Stückes toter Biomasse einen solchen Aufwand zu betreiben, kann ich nicht nachvollziehen. Mit überkommenen Traditionen und viel Aberglauben wird ein ganzer Wirtschaftssektor per Gesetz am Leben erhalten: vom Sargtischler über das Beerdigungsunternehmen bis hin zum Blumenhändler, der neben jedem Friedhof zu finden ist.
Es reicht völlig, die Leiche aus hygienischen Gründen zu verbrennen und die Asche, die sich chemisch nicht wesentlich von der Asche aus einem Kamin unterscheidet, irgendwo hin zu streuen. Aber selbst die wird ja noch in einer teuren Urne verbuddelt. Eigentlich ist es absurd.
Edit: Das absurdeste ist, dass Rentner beginnen, für ihren Tod Geld zurückzulegen. Meine Großmutter hat schon seit Jahren gespart, damit ihre Beerdigung bezahlt werden kann.
Zuletzt bearbeitet von Sisyphos II am 20.03.2007, 11:58, insgesamt einmal bearbeitet |
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