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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#692897) Verfasst am: 27.03.2007, 20:48 Titel: |
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ok.
Was meinst Du dann aber mit "... und nicht ob sie es nach einem wie auch immer gearteten Vorfall tatsächlich kann." ? Hat ein Schlafender Interessen?
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#692898) Verfasst am: 27.03.2007, 20:50 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | ok.
Was meinst Du dann aber mit "... und nicht ob sie es nach einem wie auch immer gearteten Vorfall tatsächlich kann." ? Hat ein Schlafender Interessen? |
Selbstverständlich. Und was hebelt das an der Kritik an Singers Personenbegriff aus?
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#692907) Verfasst am: 27.03.2007, 21:00 Titel: |
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Shevek hat folgendes geschrieben: | L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Sehwolf hat folgendes geschrieben: | L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Shevek hat folgendes geschrieben: | L.E.N. hat folgendes geschrieben: | weshalb menschliches leben zu bevorzugen ist, lässt sich nachvollziehen, wenn man überlegt, ob man eher das leben seines kindes oder das eines anderen kindes retten würde, wenn man nur eins retten könnte. |
Ich halte es für gefährlich die Intuition von Eltern ihre eigenen Kinder zu retten und zu bevorzugen als Grundlage für Ethik zu nehmen.
Ich würde - rein intuitiv - jeden anderen Menschen, auch eine große Zahl von ihnen, töten und foltern um Schaden von meinen Kindern abzuwenden.
Hälst du das für eine brauchbare Grundlage einer Ethik?
Ich selbst halte es für reinen Mutterinstinkt und würde diese Intuition nie (zumindest nicht ungeprüft) zur Grundlage einer Ethik machen. |
solange eine andere ethik meine kinder anstatt der anderen in den tod risse, ist dies für mich eine brauchbare grundlage für ethik. |
Denk doch mal an den Fall Metzler. Würdest du es für sinnvoll erachten dass betroffene Eltern über die Rechtstaatlichkeit von Folter entscheiden?
Wir müssen hier sauber trennen zwischen einer Ethik des Alltags und einer Ethik, die Grenzfälle abdecken will. |
natürlich nicht! der rechtsstaat ist von der persönlichen ethik unabhängig und sollte es auch bleiben.
deshalb würde ich bei gelegenheit den mörder meines kindes auch töten, obwohl ich gegen die todestrafe bin. |
Wo machst du den Unterschied?
Und warum machst du einen Unterschied zwischen persönlicher Ethik und rechtsstaatlicher? |
weil ich persönliche in bestimmten situationen für naheliegender, die rechtsstaatliche hingegen für vernünftiger und legitimer halte.
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#692913) Verfasst am: 27.03.2007, 21:08 Titel: |
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@step: Du scheinst aus irgendwelchen Gründen nicht mit mir reden zu wollen. Ausgerechnet diesmal verstehe ich aber nicht warum
Ein Schlafender hat offenbar den selben Gedächtnisinhalt, wie ein Wachender, da es aus gutem Grund zu erwarten ist, dass der Schlafende nach dem Aufwachen keinen kompletten Gedächtnis- und Identitätsvelußt erleidet. Ausserdem kann ein Schlafender zB wärend des Schlafens Furcht vor Bedrohung empfinden (Alpträume). Es gibt zahlreiche Gründe, aus denen ein Schlafender sehr wohl die selben Interessen hat, als wenn er wach wäre.
Was ist nun aber mit AP's Einwand? Wieso ist das nix?
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#692925) Verfasst am: 27.03.2007, 21:21 Titel: |
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Semnon hat folgendes geschrieben: | Was ist nun aber mit AP's Einwand? Wieso ist das nix? |
Dem Potenzialitätsargument habe ich schon so oft begründet widersprochen, daß ich es nicht mehr immer wiederholen möchte.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#692933) Verfasst am: 27.03.2007, 21:30 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Semnon hat folgendes geschrieben: | Was ist nun aber mit AP's Einwand? Wieso ist das nix? |
Dem Potenzialitätsargument habe ich schon so oft begründet widersprochen, daß ich es nicht mehr immer wiederholen möchte. |
Dann muss ich dich leider als Sektencharlie abstempeln
Nein... Aber was war das nochmal... ein Stichwort bitte... Und welches nicht-formale Argument ist denn eigentlich kein Potentialitätsargument?
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#692941) Verfasst am: 27.03.2007, 21:44 Titel: |
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Malone hat folgendes geschrieben: | Interesse ist dadurch definiert, dass eine Person prinzipiell dazu in der Lage ist, einen Vorher-Nachher-Vergleich durchzuführen, und nicht ob sie es nach einem wie auch immer gearteten Vorfall tatsächlich kann. |
Ja, ein Interesse kann nach Singer nur eine (sich selbst) bewusste Person haben. Ein Interesse ist also nach seiner Definition immer ein bewusstes Interesse. Wenn der Mensch (allgemeiner das Wesen) erst einmal den Personenstatus erlangt hat, werden die Interessen nach seiner Ansicht kontinuierlich, sie überdauern danach also auch einen Schlaf oder ein Koma.
Warum aber folgt aus dieser Definition ein Sollen? Warum also sollen nur bewusste Interessen berücksichtigt werden? Warum darf man nicht die (höchstwahrscheinlichen) zukünftigen Interessen einer Noch-Nicht-Person extrapolieren, (so man denn mal temporär die Personen-Prämisse akzeptiert)? Warum darf die wahrscheinliche Entwicklung eines Säuglings für eine Ethik keine Rolle spielen?
Da ich diese für mich unverständliche Setzung nicht nachvollziehen kann, ist die Ethik Singers für mich nicht akzeptabel.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#692944) Verfasst am: 27.03.2007, 21:48 Titel: |
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Danke, Hochwürden ^^
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#692945) Verfasst am: 27.03.2007, 21:48 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Wenn der Mensch (allgemeiner das Wesen) erst einmal den Personenstatus erlangt hat, werden die Interessen nach seiner Ansicht kontinuierlich, sie überdauern danach also auch einen Schlaf oder ein Koma. |
Hier stimme ich übrigens Singer nicht zu - wenn er denn wirklich so argumentiert, und nicht nur hypothetisch.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#692947) Verfasst am: 27.03.2007, 21:51 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Wenn der Mensch (allgemeiner das Wesen) erst einmal den Personenstatus erlangt hat, werden die Interessen nach seiner Ansicht kontinuierlich, sie überdauern danach also auch einen Schlaf oder ein Koma. |
Hier stimme ich übrigens Singer nicht zu - wenn er denn wirklich so argumentiert, und nicht nur hypothetisch. |
Das wär eigentlich alles gewesen. Hättest dir die Zusammenstellung (fast?) sparen können.
Über deine rationalistisch-ethischen Zielvorstellung hast du in den Links nichts geschrieben oder ? Auf den Gedanken, dass ich eventuell tatsächlich von dir Belehrungen annehmen könnte kommst du wohl nicht.. dann habe ich ja ganze Arbeit geleistet ^^
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#692960) Verfasst am: 27.03.2007, 22:09 Titel: |
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Das anti-Potentialitätsargument wird benötigt, um das Kriterium "fehlendes Interesse" zu stützen. Das wieder ist ein Standbein von Singers Ethik, da, wenn, sagen wir mal bei einem geborenen Kind, an dessen Leben niemand Interesse hätte, und welches ja ausserdem weder über Eigeninteresse noch über Selbstbewußtsein verfügt (ich referiere nur), so der volle Schutz, den ein Menschenleben vor dem Zugriff Dritter geniesst, nicht begründet werden könne. Leute, die mit Potentialität argumentieren bringen diese Konstruktion zum Einsturz.
Meine Meinung dazu ist, daß wir in Wirklichkeit nie intentional handeln, ohne Potentialität vorauszusetzen und kaum je ohne Potentialität argumentieren. Ferner wäre noch anzumerken, daß diese Ethik meines Erachtens in einen argumentativen Notstand gerät, wenn wir beispielsweise Phänomene wie die in einigen Ländern nicht seltenen vom Geschlecht ("Mädchen sind nichts wert") abhängigen Kindstötungen berücksichtigen.
Woanders haben wir bereits ausführlich darüber diskutiert, alles in allem aber frage ich mich, ob es nicht eine fehlgeleitete Ratio ist, die Widerspruchsfreiheit (was ich hier überhaupt nicht beurteilen kann, ob dies überhaupt zutrifft) für ein ethisches System als Kriterium anführt, wenn diese Widerspruchsfreiheit letztlich mit der Reduzierung von Menschenrechten erkauft wird.
Grundsetzlich und langfristig halte ich dies für eine falsche Tendenz. Ich meine, es sollte immer in Richtung Verteidigung und Ausbau von Menschenrechten gehen. Und ich frage mich, ob eine graduelle Abstufung von Menschenrechten den Menschenrechten selber nicht widerspricht.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#692981) Verfasst am: 27.03.2007, 22:24 Titel: |
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Dem Menschenrechten als naturrechtliches Konzept widerspricht es. Ohne Frage.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#692982) Verfasst am: 27.03.2007, 22:24 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Das anti-Potentialitätsargument wird benötigt, um das Kriterium "fehlendes Interesse" zu stützen. Das wieder ist ein Standbein von Singers Ethik, da, wenn, sagen wir mal bei einem geborenen Kind, an dessen Leben niemand Interesse hätte, und welches ja ausserdem weder über Eigeninteresse noch über Selbstbewußtsein verfügt (ich referiere nur), so der volle Schutz, den ein Menschenleben vor dem Zugriff Dritter geniesst, nicht begründet werden könne. Leute, die mit Potentialität argumentieren bringen diese Konstruktion zum Einsturz. |
Genau genommen argumentiere ich gar nicht mit Potentialität, denn das hieße, die Personen- und die Interessen-Prämisse zu akzeptieren. Das aber tue ich nicht, denn mMn sollte ein Mensch unabhängig von diesen von Singer geforderten Voraussetzungen (ist eine Person - hat eigene bewusste Interessen) ein Recht auf ein zukünftiges selbstbestimmtes Leben haben und dieses sollte ihm nicht genommen werden, indem er getötet wird. Auch dann nicht, wenn er "nur" ein Säugling ist.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#692991) Verfasst am: 27.03.2007, 22:30 Titel: |
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Ich kann mir schwer vorstellen, das Singer so einem stinkbanalen Fehler auferliegt... Verstehen wir das nicht falsch? Vielleicht soll das als Reductio ad absurdum einer Prämisse dienen, die er anzugreifen versucht?
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#692992) Verfasst am: 27.03.2007, 22:30 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Genau genommen argumentiere ich gar nicht mit Potentialität, |
Ok.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | denn das hieße, die Personen- und die Interessen-Prämisse zu akzeptieren. |
Das muss meines Erachtens nicht zwangsläufig so sein.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Das aber tue ich nicht, denn mMn sollte ein Mensch unabhängig von diesen von Singer geforderten Voraussetzungen (ist eine Person - hat eigene bewusste Interessen) ein Recht auf ein zukünftiges selbstbestimmtes Leben haben und dieses sollte ihm nicht genommen werden, indem er getötet wird. Auch dann nicht, wenn er "nur" ein Säugling ist. |
Ja, Seh ich ähnlich.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#692993) Verfasst am: 27.03.2007, 22:32 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Dem Menschenrechten als naturrechtliches Konzept widerspricht es. Ohne Frage. |
Ich rede über die Menschenrechtserklärung(en).
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#692994) Verfasst am: 27.03.2007, 22:33 Titel: |
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@AP
Weißt du vielleicht etwa, WO Singer diese... problematische Argumentation unterläuft? Dann würd ich da besonders drauf achten, wenn ich es die Tage lesen.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#692998) Verfasst am: 27.03.2007, 22:36 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | Dem Menschenrechten als naturrechtliches Konzept widerspricht es. Ohne Frage. |
Ich rede über die Menschenrechtserklärung(en). |
Ehm, wie man die denn verstehst ist eben die Frage... die Menschenrechte haben sich aus dem Naturrecht (u.a.) entwickelt. Und hier ist natürlich auch ein Absolutheits- und Ewigkeitsanspruch. Den kann ich einfach nicht akzeptieren, so sehr ich die MEnschenrechte befürworte.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#693003) Verfasst am: 27.03.2007, 22:41 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | AP's Logikfehler ist noch viel simpler. In seinem Beispiel wägt er zwei potentielle Zukunftsszenarien gegeneinander ab: die Zukunft seines Kindes, wenn es die Hausaufgaben gemacht hat, mit der Zukunft seines Kindes, wenn es die Hausaufgaben nicht gemacht hat. Es geht also um zukünftige Interessen, für deren Entstehung er verantwortlich ist und deren Nicht-Erfüllbarkeit er vermeiden will. Die Schlussfolgerungen aus diesem Szenario lassen sich nicht auf niemals entstehende Interessen übertragen, denn hier werden zwei ganz andere Zukunftsszenarien gegeneinander abgewogen: eine Zukunft mit einem Menschen mit bewussten Interessen, und eine Zukunft ohne diesen Menschen. Den Unterschied hat Singer auch ausführlich erklärt, man sollte ihn echt gelesen haben, bevor man ihn kritisiert. Singers Standpunkt ist diesbezüglich auch sehr eindeutig und wird von ihm widerspruchsfrei begründet: wenn man zulässt, das bewusste Interessen entstehen (z.B. durch Kinder kriegen), trägt man Mitverantwortung für die Erfüllung dieser Interessen. |
Mir scheint, entweder AP oder kolja hat da was falsch verstanden. Ich glaube kolja hat recht, da Singer sicherlich kein Depp ist.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#693013) Verfasst am: 27.03.2007, 22:46 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | @AP
Weißt du vielleicht etwa, WO Singer diese... problematische Argumentation unterläuft? Dann würd ich da besonders drauf achten, wenn ich es die Tage lesen. |
Wikipedia.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#693014) Verfasst am: 27.03.2007, 22:47 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Wenn der Mensch (allgemeiner das Wesen) erst einmal den Personenstatus erlangt hat, werden die Interessen nach seiner Ansicht kontinuierlich, sie überdauern danach also auch einen Schlaf oder ein Koma. |
Hier stimme ich übrigens Singer nicht zu - wenn er denn wirklich so argumentiert, und nicht nur hypothetisch. |
Das ist mE einfach Unsinn, aber das will step ja nicht weiter begründen...
Jedenfalls erschiene mir das Ganze somit folgerichtig, vorausgesetzt kolja hat in obigem Zitat Singer richtig verstanden.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#693033) Verfasst am: 27.03.2007, 22:54 Titel: |
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Semnon hat folgendes geschrieben: | kolja hat folgendes geschrieben: | AP's Logikfehler ist noch viel simpler. In seinem Beispiel wägt er zwei potentielle Zukunftsszenarien gegeneinander ab: die Zukunft seines Kindes, wenn es die Hausaufgaben gemacht hat, mit der Zukunft seines Kindes, wenn es die Hausaufgaben nicht gemacht hat. Es geht also um zukünftige Interessen, für deren Entstehung er verantwortlich ist und deren Nicht-Erfüllbarkeit er vermeiden will. Die Schlussfolgerungen aus diesem Szenario lassen sich nicht auf niemals entstehende Interessen übertragen, denn hier werden zwei ganz andere Zukunftsszenarien gegeneinander abgewogen: eine Zukunft mit einem Menschen mit bewussten Interessen, und eine Zukunft ohne diesen Menschen. Den Unterschied hat Singer auch ausführlich erklärt, man sollte ihn echt gelesen haben, bevor man ihn kritisiert. Singers Standpunkt ist diesbezüglich auch sehr eindeutig und wird von ihm widerspruchsfrei begründet: wenn man zulässt, das bewusste Interessen entstehen (z.B. durch Kinder kriegen), trägt man Mitverantwortung für die Erfüllung dieser Interessen. |
Mir scheint, entweder AP oder kolja hat da was falsch verstanden. Ich glaube kolja hat recht, da Singer sicherlich kein Depp ist. |
Was meinst Du genau? Ich sehe den Widerspruch noch nicht.
Wikipedia sagt folgendes:
Wikipedia hat folgendes geschrieben: | Ein Recht auf Leben (oder gar die Pflicht dazu) existiert nicht per se, sondern nur abgeleitet aus einem Interesse einer Person, die zu leben wünscht. Die kann nur für eine sich selbstbewusste Person geltend gemacht werden. |
Das ist das, was ich weiter oben gesagt habe. Nach Singer kann es ein Recht auf Leben nur dann geben, wenn eine sich selbst bewusste Person das wünscht. Daraus folgt logischerweise, dass Noch-Nicht-Personen kein Recht auf Leben haben. Es kann nun Interessen von anderen an diesem Leben geben, aber wenn es keine anderen Interessen gibt, dann ist es aus seiner Sicht ethisch unbedenklich, diese Noch-Nicht-Person zu töten.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#693058) Verfasst am: 27.03.2007, 23:10 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
Wenn ich einen Menschen töte, brauche ich seine späteren Interessen nicht mehr zu berücksichtigen, denn er wird nach seinem Tode keine mehr haben. Das ist logisch. Nur folgt daraus keineswegs, dass die Tötung von Menschen, die noch keine Personen sind, ethisch unbedenklich sei.
Worauf ich hinweisen wollte: man kann sich nicht auf den Standpunkt zurückziehen, nur aktuelle Interessen seien von Belang. Das funktioniert nicht und da es nicht funktioniert, stellt sich eben gleich die Frage, warum man nicht auch zukünftige Interessen von noch nicht selbstbewussten Menschen berücksichtigen sollte.
Ich finde es falsch, einen Menschen zu töten, weil ich ihn damit seiner Zukunft beraube. Dabei sehe ich aber keinen großen Unterschied darin, ob dieser Mensch nun schon selbstbewusst ist oder noch nicht.
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J sag mal... ich bin wirklich irritiert
Offenbar quittiert Singer tatsächlich seine Argumentationskette an eine Stelle, die ihm probat erscheint, jedenfalls laut Wikipedia.
Ich habe aber Zweifel daran, dass das wirklich alles ist. Falls das so zutrifft, fällt Singers Argumenatation von der Wurzel bis zu den kleinsten Zweigchen komplett in sich zusammen und erweist sich als ad hoc.
Es gibt keinen Grund die Tatsache auszuklammern, dass aus einem gesunden Säugling unweigerlich eine Person mit einer Rechtssphäre werden wird. Das ist auch in der Tat kein 'Potentialitätsargument'.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#693067) Verfasst am: 27.03.2007, 23:17 Titel: |
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Ah, ich habs... hier
AP, das scheinst du nur überflogen zu haben oder?
Zitat: | Singer vergleicht Schwerstbehinderte mit Tieren auf einer ähnlich geistigen Stufe. Dies ist möglich, da er den Speziesismus ablehnt. Alle Argumente, die gegen ein gleiches Recht für Tiere in Anschlag gebracht werden, wendet er auch auf Behinderte an. Damit führt er die – aus seiner Sicht – Inkonsequenz des gewöhnlichen moralischen Urteilens vor Augen. Zum Beispiel kann das Prinzip der Gegenseitigkeit bezüglich ethischen Handelns nicht auf Tiere angewendet werden. Das trifft auf Behinderte jedoch genauso zu, wie auch auf Babys und Föten. Nun geht es ihm nicht darum, die Rechte Behinderter zu beschränken, sondern die Rechte der Tiere zu stärken – unabhängig von ihrer Spezies, unabhängig von ihren Fähigkeiten. Alles wird gemessen am Prinzip der gleichen Interessenabwägung und dem utilitaristischen Prinzip der Leidensminderung.
„Ein selbstbewusstes Wesen ist sich seiner selbst als einer distinkten Entität bewusst, mit ei-ner Vergangenheit und einer Zukunft. [...] Ein Wesen, das in dieser Weise seiner selbst be-wusst ist, ist fähig, Wünsche hinsichtlich seiner eigenen Zukunft zu haben.“
Würde man so ein Wesen töten, würde man seine Wünsche für die Zukunft (vor allem das Interesse am Fortbestand der Existenz) durchkreuzen – Wünsche, die weder ein Schwerstbehinderter noch ein Fötus haben können. Somit ist aus den nicht vorhandenen Interessen auch kein Recht auf Leben abzuleiten, da kein direktes Interesse daran besteht.
Wichtig ist, dass das Interesse am Fortbestand des Lebens, das Bewusstsein seiner selbst in der Zukunft, irgendwann einmal bestanden hat. Somit endet ein Interesse nicht, wenn man einmal nicht daran denkt, z.B. im Schlaf. Nicht, dass jemand potenziell einmal eine Person werden könnte ist relevant, sondern dass jemand ein Interesse hatte, welches auch unbewusst weiter bestehen kann. Hierin ist S. inkonsequent, denn danach kann der Status einer Person nicht verloren gehen und die Argumente für die Sterbehilfe zerfallen (s.u.).
Im Zweifelsfall, ob jemand nun eine Person ist, sollte zugunsten des Lebens entschieden werden |
Er will das gar nicht verwenden um Säuglingen das Lebensrecht abzusprechen. Sondern um darauf ein lebensrecht für Tiere & Schwerstbehinderte zu begründen... soetwas habe ich schon vermutet (REductio ad absurdum)
Wir haben aber trotzdem Recht mit unserem Einwand. Eine Argumentation, die das Werden eines vollen Bewußtseins nicht berücksichtigt, ist schlicht unvollständig.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#693075) Verfasst am: 27.03.2007, 23:27 Titel: |
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Die strikt logische Konsequenz daraus wäre übrigens, dass man gesunde Föten nicht abtreiben dürfte.
Grund: Dieser Fötus wird zu einem Menschen heranwachsen und eventuell weitere Mneschen hervorbringen. Die Summe des sich daraus ergebenden Glückes - das ist ja Singers Kernargument - ist nicht feststellbar, da es all diesen Menschen aus irgendwelchen unvorhersehbaren Gründen auch hundsmiserabel gehen kann. Folglich lässt sich so nicht entscheiden ob es der Glücksmaximierung dienlich ist, wenn eine schwangere Frau abtreibt (man könnte eigentlich nichteinmal sagen, ob dies die Frau insgesamt über den rest ihres Lebens hinweg glücklich machen wird, aber egal). Da im Zweifelsfall für das Leben entschieden werden soll, muss die Frau dann das Kind bekommen.
Scheinbar beschränkt er die 'Summierung über das Glück' auf einen bestimmten Zeitpunkt. Allein das Postulieren dieser Konsenssituation ist mE schon höchst wackelig...
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#693089) Verfasst am: 27.03.2007, 23:34 Titel: |
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Semnon hat folgendes geschrieben: | Ah, ich habs... hier
AP, das scheinst du nur überflogen zu haben oder? |
Nein, habe ich gelesen.
Semnon hat folgendes geschrieben: | Er will das gar nicht verwenden um Säuglingen das Lebensrecht abzusprechen. Sondern um darauf ein lebensrecht für Tiere & Schwerstbehinderte zu begründen... soetwas habe ich schon vermutet (REductio ad absurdum) |
Nein, das stimmt so nicht. Ein Lebensrecht hat seiner Meinung nach nur ein (momentan oder zu einem früheren Zeitpunkt) sich selbst bewusstes Wesen, das eine bewusste Zukunftsplanung vornehmen kann und leben will. Ein Tier, das dieses nicht kann, hat seiner Auffassung nach ebenso wenig ein Lebensrecht wie eben ein Säugling. Tiere, die leidensfähig sind, haben seiner Meinung nach jedoch ein Recht auf Leidminimierung.
Es spielt eigentlich auch keine Rolle, wozu er persönlich seine Ethik verwenden will. Folgt jemand seiner Ethik, dann ist die Tötung von Neugeborenen ethisch unbedenklich und nur das ist der entscheidende Punkt.
Semnon hat folgendes geschrieben: | Wir haben aber trotzdem Recht mit unserem Einwand. Eine Argumentation, die das Werden eines vollen Bewußtseins nicht berücksichtigt, ist schlicht unvollständig. |
Jau.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#693095) Verfasst am: 27.03.2007, 23:42 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
Nein, das stimmt so nicht. Ein Lebensrecht hat seiner Meinung nach nur ein (momentan oder zu einem früheren Zeitpunkt) sich selbst bewusstes Wesen, das eine bewusste Zukunftsplanung vornehmen kann und leben will. Ein Tier, das dieses nicht kann, hat seiner Auffassung nach ebenso wenig ein Lebensrecht wie eben ein Säugling. Tiere, die leidensfähig sind, haben seiner Meinung nach jedoch ein Recht auf Leidminimierung.
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Muss ich jetzt aber zurückweisen...
Er sagt - laut Wikipedia - WENN man nach gewöhnlichen Moralvorstellungen urteilt, DANN dürfte man auch einen Säugling/Behinderten töten, genau wie man ein Tier töten kann. Ansonsten steht es eben falsch in Wikipedia.
http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Singer
Zitat: | Singer vergleicht Schwerstbehinderte mit Tieren auf einer ähnlich geistigen Stufe. Dies ist möglich, da er den Speziesismus ablehnt. Alle Argumente, die gegen ein gleiches Recht für Tiere in Anschlag gebracht werden, wendet er auch auf Behinderte an. Damit führt er die – aus seiner Sicht – Inkonsequenz des gewöhnlichen moralischen Urteilens vor Augen. Zum Beispiel kann das Prinzip der Gegenseitigkeit bezüglich ethischen Handelns nicht auf Tiere angewendet werden. Das trifft auf Behinderte jedoch genauso zu, wie auch auf Babys und Föten. Nun geht es ihm nicht darum, die Rechte Behinderter zu beschränken, sondern die Rechte der Tiere zu stärken – unabhängig von ihrer Spezies, unabhängig von ihren Fähigkeiten. Alles wird gemessen am Prinzip der gleichen Interessenabwägung und dem utilitaristischen Prinzip der Leidensminderung. |
Bis ein Kind Bewußtsein entwickelt, gilt das Interesse am Leben des Kindes der Eltern
Das ist schon konsequent gedacht, nur muss die Entscheidung der Eltern über Leben und Tod des Kindes in Abhängigkeit zur Tatsache gestelt werden, dass dieses Kind irgendwann ein Anspruch auf Leben äußern wird. Es ist nicht egal, ob man einen Entwicklungsprozess unterbricht oder ob man die Existenz eines permanent unmündigen Wesens beendet.
Singer setzt natürlich noch zahlreiche Prämissen voraus, die sich keineswegs zwangsläufig ergeben...
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#693111) Verfasst am: 27.03.2007, 23:51 Titel: |
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ehrlich gesagt halte ich die singerschen Ideen zwar nicht für verwerflich, jedoch für unnsig und zwar um so sicherer, je länger ich darüber nachdenke...
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#693145) Verfasst am: 28.03.2007, 00:10 Titel: |
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Semnon hat folgendes geschrieben: | Muss ich jetzt aber zurückweisen... |
Okay. Vielleicht taucht ja noch ein ausgewiesener Singer-Experte auf, der uns sagen kann, wie es wirklich ist und was wir alles falsch verstanden haben.
Semnon hat folgendes geschrieben: | Bis ein Kind Bewußtsein entwickelt, gilt das Interesse am Leben des Kindes der Eltern
Das ist schon konsequent gedacht, |
Warum ist das konsequent gedacht? Was hat das mit dem (Selbst-)Bewusstsein zu tun? Warum kann eine Gesellschaft nicht ein Lebensrecht unabhängig von einem bestimmten Entwicklungsstand zugestehen, bzw. warum soll dieser (nicht genau feststellbare) Entwicklungsstand so wesentlich sein?
Semnon hat folgendes geschrieben: | nur muss die Entscheidung der Eltern über Leben und Tod des Kindes in Abhängigkeit zur Tatsache gestelt werden, dass dieses Kind irgendwann ein Anspruch auf Leben äußern wird. |
Nicht, wenn sie es vorher töten.
Semnon hat folgendes geschrieben: | Es ist nicht egal, ob man einen Entwicklungsprozess unterbricht oder ob man die Existenz eines permanent unmündigen Wesens beendet. |
Finde ich auch, nur für Singer ist es exakt dasselbe (falls ich nicht etwas völlig falsch verstehe), denn zukünftige Entwicklungen von Noch-Nicht-Personen dürfen seiner Auffassung nach keine Rolle spielen.
Semnon hat folgendes geschrieben: | Singer setzt natürlich noch zahlreiche Prämissen voraus, die sich keineswegs zwangsläufig ergeben... |
Ja.
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