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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#716441) Verfasst am: 04.05.2007, 09:23 Titel: Re: Atheistischer Staat? Wie bitte? |
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Sermon hat folgendes geschrieben: |
Der oft vergessene Punkt hinter allerlei hochabstrakten staatsphilosophischen Betrachtungen sind die Menschen. Wir leben in einer Gesellschaft, in der hoechst unterschiedliche Weltanschauungen existieren und irgendwie muessen wir ja miteinander auskommen, ohne uns wechselseitig zu massakrieren. |
Yep.
Sermon hat folgendes geschrieben: | Im politischen Raum in Deutschland haben die Saekularen fasst gar keine Lobby. Die Christen hingegen dominieren auch dort, wo sie gesellschaftlich laengst eine deutliche Minderheit sind.
Woran das liegt und wie es zu aendern waere, ist eine schwierige Frage. Statt sich der Muehe praktisch zu stellen, wird von etlichen lieber in hochabstrakte und ideologische Metatheorien ausgewichen, wo der Sieg als neue Heilsbotschaft auf dem Papier verkuendet wird. |
Auch dem kann ich nur zustimmen. Zwar bin ich nicht in der Rolle, dies für die areligiösen Verbände zu beurteilen. Ein ehrliche Analyse der Ursachen für die mangelnde Präsenz im öffentlichen Raum angesichts der vermuteten zahlenmäßigen Gleichheit/Überlegenheit nicht-Religiöser könnte jedoch vielleicht frustrierend sein.
Aktuelles Beispiel dafür, wie man sich selber ein Bein stellen kann ist der offene Brief der GBS. http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=716082#716082
Man stelle sich vor, ein Entscheider liest zufällig zunächst den dritten Punkt der Forderungen (Einblendung eines Hinweises "Werbesendung" als Konsumentenschutz). Gleichgültig ob man -wie ich- grundsätzlich das Anliegen des Briefes für berechtigt hält - dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, daß er gleich in der Tonne landet.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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Bestätigungs-Code registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.03.2007 Beiträge: 231
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(#716479) Verfasst am: 04.05.2007, 10:47 Titel: Re: Atheistischer Staat? Wie bitte? |
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Zoff hat folgendes geschrieben: | Apeiron hat folgendes geschrieben: | (..)
Ich würde gerne von euch wissen, ob es einen atheistischen Staat geben kann und ob dieser erstrebenswert wäre.
(..) |
Ein Staat, der sich über eine Weltanschauung definiert ist kein freier Staat und somit nicht erstrebenswert. |
hm
Welcher definierte Staat ist schon ertrebenswert?
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#716483) Verfasst am: 04.05.2007, 11:07 Titel: Re: Atheistischer Staat? Wie bitte? |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Aktuelles Beispiel dafür, wie man sich selber ein Bein stellen kann ist der offene Brief der GBS. http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=716082#716082
Man stelle sich vor, ein Entscheider liest zufällig zunächst den dritten Punkt der Forderungen (Einblendung eines Hinweises "Werbesendung" als Konsumentenschutz). Gleichgültig ob man -wie ich- grundsätzlich das Anliegen des Briefes für berechtigt hält - dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, daß er gleich in der Tonne landet. |
Was ist so seltsam an dieser Forderung? Werbung politischer Parteien muss bereits heute in ähnlicher Weise gekennzeichnet werden.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#716487) Verfasst am: 04.05.2007, 11:15 Titel: |
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Nicht alles, wofür geworben wird, soll konsumiert werden. Meine Meinung. Man kann von mir aus anderer Meinung sein. Aber in diese Diskussion einzusteigen wäre nötig, um die Begründung zu verstehen. Behindert also das Anliegen.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#716498) Verfasst am: 04.05.2007, 11:48 Titel: |
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Also stört Dich nur die Vokabel "Komsumentenschutz"? Damit ist doch offensichtlich der Konsument des Fernsehprogramms gemeint, was denn sonst? Hast Du hier "Konsument einer Religion" assoziert? Also würde Dich die Kennzeichung als "Religionswerbung" (analog z.B. zu "Wahlwerbung") gar nicht stören?
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#716504) Verfasst am: 04.05.2007, 12:01 Titel: |
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Es geht nicht darum was mich stört. Ich sage, die Verknüpfung verschiedener Forderungen mindert die Chance, die eine durchzusetzen, wenn die andere, naja, nicht realisierbar ist.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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(#716535) Verfasst am: 04.05.2007, 12:53 Titel: |
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UnsichtbarerGeist hat folgendes geschrieben: | Allerdings sollte der Staat mehr Möglichkeiten haben, Religionen einzuschränken z.B.
- wenn Kinder in negativer Weise "vorgeprägt" werden |
Welches sind diese Moeglichkeiten?
Der jahrelange Konflikt - mit einer Gruppe christlichfundamentalistischer Schulverweigerer - ist kuerzlich damit geendet, dasz der Staat denen eine private Konfessionsschule finanziert.
Was war die Alternative? Ein staatlicher Entzug des Erziehungs- und Umgangsrechtes? Welcher neuen Regelungen haette es dazu bedurft? So eine Richtung kam doch nur deshalb nicht zustande, weil es dazu keinen ausreichenden Willen gab!
Was mich an den berechtigten Klagen bezueglich Miszstaenden stoert, ist die oft durchschimmernde hypertrophe Ueberzeugung, wenn man nur die harten Instrumente haette, dann liesze sich schon alles gut regeln. Massive Formen der Dummheit generieren aber oft Probleme, welche sich leider kaum loesen lassen. Die Erkenntnis der Gestaltungsgrenzen bzw. Ohnmacht darf aber nicht dazu fuehren, immer nur nach noch repressiveren Instrumenten zu rufen. Man kann Dummheit nicht wirklich effektiv per Verbot verhindern. Wenn die Dummheit bereits internalisiert wurde, ist es vermutlich auch laengst zu spaet. Wenn man Kaeseglocken verhindern wollte, muesste der Eingriff fruehzeitig erfolgen.
_________________ "Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon)
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Hatuey registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.02.2004 Beiträge: 2821
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(#716540) Verfasst am: 04.05.2007, 13:05 Titel: Re: Atheistischer Staat? Wie bitte? |
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Apeiron hat folgendes geschrieben: | Seid gegrüßt Atheisten.
Ich würde gerne von euch wissen, ob es einen atheistischen Staat geben kann und ob dieser erstrebenswert wäre.
Oder ob diese Fragestellung vollkommener Quatsch ist, da die Atheisten so verschieden sind und sich niemals einigen könnten oder aus anderen Gründen.
Wie auch immer, ich werde sehen, wie ihr diese merkwürdige Frage beurteilt.
Gruß. |
So ein Staat müssten den Bürger den Atheistismus verordnen, dass wäre nicht wünschenswert. Wünschenwert ist ein weltanschaulich neutraler Staat, der Religion zur Privatsache erklärt.
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HFRudolph Bright
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 1229
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(#716552) Verfasst am: 04.05.2007, 13:24 Titel: |
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Zitat: | Iskaner schrieb:
Albanien hatte sich zeitweilig selbst als atheistischen Staat bezeichnet. |
Hat auch nichts genützt. Im Diercke-Schulatlas stand damals: 100% ohne Religionszugehörigkeit. Heute gibt es (nach wie vor) Moslems, orthodoxe Christen, Katholiken u. s. w., nebenbei wütet die Blutrache...
Ein atheistischer Staat ist Unsinn, ein sekularer Staat wäre das richtige: Die Frage nach Atheismus oder Religion geht den Staat nichts an! Religionen könnten wie Vereine behandelt werden.
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#716614) Verfasst am: 04.05.2007, 15:01 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Es geht nicht darum was mich stört. Ich sage, die Verknüpfung verschiedener Forderungen mindert die Chance, die eine durchzusetzen, wenn die andere, naja, nicht realisierbar ist. |
Du bleibst leider sehr unkonkret. Wenn es Dir nicht darum geht, was Dich stört, dann doch darum, was Du denkst, dass andere stören würde, denn in irgend einer Weise muss dieser Punkt 3 doch negativ hervorstechen. Und der einzige konkrete Einwand, den Du nanntest, war die Einstufung der Rezipienten als Konsumenten ...
zelig hat folgendes geschrieben: | Nicht alles, wofür geworben wird, soll konsumiert werden. |
... wo Du (aus meiner Sicht fälschlicherweise) eine Verknüpfung zwischen Konsum und Religion zu assoziieren schienst, während (aus meiner Sicht durch den Kontext erkennbar) einfach nur der Konsum des Fernsehprogramms gemeint war.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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reign bla bla
Anmeldungsdatum: 21.07.2006 Beiträge: 1880
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(#716636) Verfasst am: 04.05.2007, 15:42 Titel: Re: Atheistischer Staat? Wie bitte? |
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Apeiron hat folgendes geschrieben: | Seid gegrüßt Atheisten.
Ich würde gerne von euch wissen, ob es einen atheistischen Staat geben kann und ob dieser erstrebenswert wäre. | Klar, das geht prima. Damit sich der Mensch allerdings nicht selbst die Finger schmutzig machen muß, delegieren wir (?) die Aufgabe an Gott. Der kann sowas ja perfekt. Also: über alle nicht-überzeugten-Atheisten läßt er die Sintflut oder einen Virus oder irgend was herinbrechen und die gehen hops; voila, übrig ist der Atheisten-Staat (-Welt). Nichts leichter als das. :))))
Erstrebenswert? Ja sicher! (Ach ja, Gott begeht anschließend Suizid!)
_________________ be your own pet
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#716716) Verfasst am: 04.05.2007, 17:31 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | Und der einzige konkrete Einwand, den Du nanntest, war die Einstufung der Rezipienten als Konsumenten |
zelig hat folgendes geschrieben: | Man stelle sich vor, ein Entscheider liest zufällig zunächst den dritten Punkt der Forderungen (Einblendung eines Hinweises "Werbesendung" als Konsumentenschutz). Gleichgültig ob man -wie ich- grundsätzlich das Anliegen des Briefes für berechtigt hält - dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, daß er gleich in der Tonne landet. |
Aus dem offenen Brief:
Zitat: | Wenn islamisch oder christlich geprägte Sendungen überhaupt im öffentlich-rechtichen Rundfunk ausgestrahlt werden sollen, so wäre es im Sinne des Konsumentenschutzes geboten, wenn diese mit dem deutlihen Hinweis "Werbesendung" versehen würden. |
Ich gehe davon aus, daß dies noch nichtmal als diskussionswürdig betrachtet wird (lasse mich aber gerne korrigieren; wird das vielleicht schon praktiziert?). Das ist eigentlich alles. Ich sehe aber, daß dies nicht mein Problem ist.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#716746) Verfasst am: 04.05.2007, 18:08 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Ich gehe davon aus, daß dies noch nichtmal als diskussionswürdig betrachtet wird [...] |
Kann ja sein, aber warum? Was ist an dieser Forderung so abwegig, dass sie aus den anderen Forderungen, die Du offenbar als weniger abwegig betrachtest, negativ hervorsticht? Kannst Du das irgendwie nachvollziehbar erklären?
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#716756) Verfasst am: 04.05.2007, 18:21 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Ich gehe davon aus, daß dies noch nichtmal als diskussionswürdig betrachtet wird [...] |
Kann ja sein, aber warum? Was ist an dieser Forderung so abwegig, dass sie aus den anderen Forderungen, die Du offenbar als weniger abwegig betrachtest, negativ hervorsticht? Kannst Du das irgendwie nachvollziehbar erklären? |
Im wesentlichen, weil diese Einblendung bei kommerziellen Werbesendungen vorkommt, welche aber nicht als solche auf Anhieb erkannt werden können. Kann mir kaum vorstellen, daß dies umgesetzt würde. Ist diese Annahme nachvollziehbar?
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#716763) Verfasst am: 04.05.2007, 18:28 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Im wesentlichen, weil diese Einblendung bei kommerziellen Werbesendungen vorkommt, welche aber nicht als solche auf Anhieb erkannt werden können. |
Wird denn religiöse Propaganda leicht als solche erkannt? Wahlwerbung kann auch ziemlich leicht als solche erkannt werden, warum gibt es da eine Einblendung?
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#716766) Verfasst am: 04.05.2007, 18:33 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Im wesentlichen, weil diese Einblendung bei kommerziellen Werbesendungen vorkommt, welche aber nicht als solche auf Anhieb erkannt werden können. |
Wird denn religiöse Propaganda leicht als solche erkannt? Wahlwerbung kann auch ziemlich leicht als solche erkannt werden, warum gibt es da eine Einblendung? |
Hm, bitte unterscheide den hypothetischen Standpunkt, den ich referiere, von meinem eigenen.
Gehst Du denn davon aus, daß der Vorschlag ernst genommen wird? Und wenn nicht, behindert die Verknüpfung nicht das eigentlich Anliegen?
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
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(#716778) Verfasst am: 04.05.2007, 18:46 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Hm, bitte unterscheide den hypothetischen Standpunkt, den ich referiere, von meinem eigenen. |
Schon klar.
zelig hat folgendes geschrieben: | Gehst Du denn davon aus, daß der Vorschlag ernst genommen wird? Und wenn nicht, behindert die Verknüpfung nicht das eigentlich Anliegen? |
Weiß nicht. Es fällt mir nur schwer, mir jemanden vorzustellen, der das Anliegen ernst nehmen würde, aber wegen Punkt 3 stolpert.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#716788) Verfasst am: 04.05.2007, 18:56 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Hm, bitte unterscheide den hypothetischen Standpunkt, den ich referiere, von meinem eigenen. |
Schon klar.
zelig hat folgendes geschrieben: | Gehst Du denn davon aus, daß der Vorschlag ernst genommen wird? Und wenn nicht, behindert die Verknüpfung nicht das eigentlich Anliegen? |
Weiß nicht. Es fällt mir nur schwer, mir jemanden vorzustellen, der das Anliegen ernst nehmen würde, aber wegen Punkt 3 stolpert. |
Das wäre jemand, der auf der einen Seite es für gerechtfertigt hält, daß Konfessionslose sich ebenso darstellen können, wie Religiöse. Auf der anderen Seite diese Darstellungen für nicht kommerziell hält. Meinst Du, das gibt es nicht?
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#716809) Verfasst am: 04.05.2007, 19:26 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Das wäre jemand, der auf der einen Seite es für gerechtfertigt hält, daß Konfessionslose sich ebenso darstellen können, wie Religiöse. Auf der anderen Seite diese Darstellungen für nicht kommerziell hält. Meinst Du, das gibt es nicht? |
Das auch "Werbesendungen" als solche etikettiert werden, die keinen kommerziellen Hintergrund haben, zeigt mein Beispiel mit der Wahlwerbung. Dieser jemand müsste also diesen Umstand übersehen oder bewusst ignorieren.
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Zoff registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 21668
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(#717088) Verfasst am: 05.05.2007, 04:52 Titel: Re: Atheistischer Staat? Wie bitte? |
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Bestätigungs-Code hat folgendes geschrieben: | Zoff hat folgendes geschrieben: | Apeiron hat folgendes geschrieben: | (..)
Ich würde gerne von euch wissen, ob es einen atheistischen Staat geben kann und ob dieser erstrebenswert wäre.
(..) |
Ein Staat, der sich über eine Weltanschauung definiert ist kein freier Staat und somit nicht erstrebenswert. |
hm
Welcher definierte Staat ist schon ertrebenswert? |
Ich habe mich wohl ein wenig flapsig ausgedrückt.
Was ich meinte war:
Ein Staat, der eine Weltanschauung seinen Bürgern zur Auflage macht, ist nicht erstrebenswert.
Ist das so verständlich?
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Roter Ballon Lifted
Anmeldungsdatum: 22.12.2006 Beiträge: 2631
Wohnort: München
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(#717182) Verfasst am: 05.05.2007, 12:31 Titel: |
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Ist vielleicht auch nicht das GELBE vom Ei (harhar) aber Wiki sagt z.B.
Zitat: | Religion in der Volksrepublik China
Die Volksrepublik ist offiziell ein atheistischer Staat. Es gibt keine offiziellen Statistiken über Religionszugehörigkeit. Zahlenmäßige Aussagen über die Verbreitung einzelner Religionen sind daher allesamt problematisch.
Verbreitete Religionen sind Buddhismus, Daoismus, Islam, Christentum und Lamaismus (in Tibet und der Inneren Mongolei), daneben ist alter chinesischer Volksglauben sehr einflussreich. Der Konfuzianismus, der eigentlich eher Sozialethik als Religion ist, beeinflusst bis heute die moralischen Verhaltensweisen der Chinesen.
Der Glaubensausübung sind nach wie vor strenge Grenzen gesetzt, auch wenn die einschlägigen Regelungen viel liberaler gehandhabt werden als noch in den frühen 1980er Jahren. Die Toleranz der Behörden ist andererseits auch stark abhängig von der generellen politischen Lage. So erfahren Tempel und Klöster seit einiger Zeit wieder starken Zulauf, was vor allem mit der größer gewordenen sozialen Unsicherheit seit den Reformen in Zusammenhang steht. Im gleichen Kontext sind zahlreiche neue religiöse Bewegungen zu sehen, die seit den späten 1980er Jahren entstanden sind und die von den Behörden zunächst ignoriert wurden. Die bekannteste dieser Bewegungen ist Falun Gong.
Speziell dem Christentum steht die chinesische Regierung skeptisch gegenüber, was nicht zuletzt historische Ursachen hat. Gleichzeitig ist das Christentum in China die am schnellsten wachsende religiöse Bewegung. Nur die sich dem Staat unterordnenden „patriotischen“ Kirchen, etwa die Chinesische Katholisch-Patriotische Vereinigung, sind erlaubt. Diese erkennen als oberste Instanz nicht den Papst, sondern die Kommunistische Partei an. Es gibt eine starke Untergrundkirche die sich als inoffizielles Glied der katholischen Kirche betrachtet. Weitere Spannungsfelder ergeben sich mit der muslimischen Minderheit, die vor allem in Nordwestchina lebt, sowie mit der lamaistischen Strömung des Buddhismus, vor allem in Tibet. |
I Like Chinese
_________________ ____________________
ertrage die Clowns!
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22335
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(#718861) Verfasst am: 08.05.2007, 15:49 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | kolja hat folgendes geschrieben: | Weiß nicht. Es fällt mir nur schwer, mir jemanden vorzustellen, der das Anliegen ernst nehmen würde, aber wegen Punkt 3 stolpert. |
Das wäre jemand, der auf der einen Seite es für gerechtfertigt hält, daß Konfessionslose sich ebenso darstellen können, wie Religiöse. Auf der anderen Seite diese Darstellungen für nicht kommerziell hält. Meinst Du, das gibt es nicht? |
*fingerschnipp*
Hier ist so jemand.
Also, den Wunsch nach gleichberechtigter Vertretung humanistisch-säkularer Ideen kann ich unterstützen - der offene Brief ist aber wenig dazu angetan, dass dieses Anliegen ernst genommen wird.
Gründe:
1. Die bereits von zelig genannte Forderung nach "Werbesendung"-Einblendungen. Kommerzielle Werbung oder Wahlwerbung dient ja dem klaren Zweck eines vom Urheber erwünschten und für ihn positiven, kurzfristigen Verhaltens des Empfängers (kaufen bzw. Partei wählen). Das ist bei den in Rede stehenden Sendungen (Fernsehgottesdienste oder "Wort zum Sonntag") eindeutig nicht der Fall; es handelt sich vielmehr klar um seelsorgerliche Programmangebote. Diese mögen, wenn sie vom Zuschauer als positiv und hilfreich wahrgenommen werden, auch langfristig einen werbenden (auch im Sinne der Bindung) Effekt für die Kirche haben; ausgemacht ist das keineswegs (so habe ich auch mehrfach das Wort zum Schabbat im Radio gehört und als erfreuliches Programm wahrgenommen, ohne deswegen den Impuls verspürt zu haben, zum Judentum überzutreten - und gleiches könnte ich mir auch von einer Sendung mit "humanistischer Lebensberatung" o.dgl. denken) und steht jedenfalls nach Anlage der Sendungen eindeutig nicht im Vordergrund.
Vielmehr soll diese gewünschte, eher willkürliche Kennzeichnung derartige Programme natürlich schlicht und einfach durch die negativen Konnotationen des Worts "Werbung" abwerten - so viel zur geforderten "Neutralität". Dass diese wohl eher nicht das Ziel ist, wird ja schon dadurch klar, dass die reine Information darüber, dass das jeweilige Angebot von einer Kirche geprägt ist, ja eh schon vorhanden ist (bei Gottesdiensten sowieso, und auch beim Wort zum Sonntag wird ja immer dazugesagt "es sprach Pfarrer X von der ev./kath. Kirche" o.Ä.).
2. Diese Forderung stützt sich (unter 3. im ersten Teil des Briefs) auf eine Gleichsetzungskette "Bildungsauftrag" = "vorurteilsfrei" = "allein der empirisch feststellbaren Wahrheit verpflichtet" = "kein Lobbyismus" = "keine christlich geprägten Sendungen". (Die letzte Gleichsetzung habe ich ja schon im vorigen Absatz kritisiert.) Das ein "vorurteilsfrei wahrgenommener Bildungsauftrag" sich aber ausschließlich auf "empirisch Feststellbares" stützen dürfe, Glaubensaussagen oder philosophische Spekulation hingegen keinen Platz dabei hätten (auch nicht in pluralistischer Darbietung), ist aber keineswegs ausgemacht. Vielmehr entspricht diese Idee lediglich einer atheistischen Weltanschauung, nach der derartige Aussagen grundsätzlich sinnlos seien. Der Verfassser versucht also implizit, dem Leser seine Weltanschauung als Bildungsauftrag des Rundfunks unterzujubeln.
3. Billig zu habende triumphalistische Behauptungen a la "wenn [in fünfzehn oder zwanzig Jahren] voraussichtlich die Hälfte der Bevölkerung konfessionsfrei sein wird" erwecken den gleichen Eindruck einer "Ich hab eh recht"-Haltung, die den Leser eher zu Widerspruch reizt.
4. Bei den Muslimen weist der Autor zu Recht auf das Problem hin, dass unklar ist, inwieweit die nur zu schätzende Zahl von Muslimen tatsächlich von den Vertretern muslimischer Verbände repräsentiert wird (über die Zahl von deren Mitgliedern hinaus). Dies dient ihm dazu, eine Vertretung von Muslimen in Rundfunkräten implizit auf den St-Nimmerleins-Tag verschieben zu wollen ("zunächst solide empirische Daten erheben"). Merkwürdigerweise entgeht es ihm aber, dass exakt dasselbe Problem bei den Konfessionslosen besteht, für die er eine (zahlenmäßig den beiden Großkirchen entsprechende) Vertretung fordert: Hier sieht es ja mit den Mitgliederzahlen in Frage kommender Organisationen, die einen Vertreter entsenden könnten, noch viel düsterer aus.
5. Die Konfessionslosen mögen ja bei Umfragen als recht homogene Gruppe erscheinen - dass sie eine weltanschauliche Repräsentanz in Gremien überhaupt wünschen, ist keineswegs klar. Zumindest die Mitgliederzahlen der Verbände sprechen dagegen. Jetzt geht es ja bei Rundfunkräten ja aber nicht um eine proportional repräsentative politische Vertretung der Bevölkerung (das missversteht MSS eh), sondern darum, dass bestimmte Lebensbereiche berücksichtigt werden, und innerhalb dieser Lebensbereiche die u.U. relevanten Strömungen. Also zB. Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände für Wirtschaft und Arbeitswelt, verschiedene Sozialverbände, Umweltschutz etc. pp.
Dominierend ist dort ja übrigens eh (zu Recht, da durch Wahlen legitimiert und andere Lebensbereiche verknüfend) die institutionalisierte Politik mit Vertretern der Regierungen und Parteien/Fraktionen.
Nun daraus, dass in einem bestimmten Lebensbereich - hier also Religion/Weltanschauung - eine große Gruppe von Menschen nicht organisiert ist, direkt zu schließen, diese sei dennoch zu repräsentieren (was notwendigerweise ja aber nur durch bestimmte Organisationen, die sich als deren Repräsentanz benennen, geschehen könnte), ist zumindest gewagt. Um ein bisschen polemisch zu werden: Vergleichbar mit dieser Forderung käme mir ein "Verein der Nichtwähler und Poitikverdrossenen" vor, der fordert, die Nichtwähler seien wie die politischen Parteien und gemäß ihres Anteils an der wahlberechtigten Bevölkerung in Rundfunkräten zu vertreten.
Ebenso wenig überzeugt die Forderung, wenn die im Bereich "Religion/Weltanschauung" nicht organisierte Gruppe keine derartigen Vertreter bekäme, dürften auch die organisierten Gruppen (also die Kirchen) keine Vertreter haben. Man könnte ja auch schließen, diese Gruppe habe an Repräsentanz schlicht kein Interesse, weil ihnen dieser Lebensbereich schlicht völlig egal ist. Aber würde ja nicht das Außerachtlassen des ganzen Bereichs legitimieren: Auch die Tatsache, dass viele Menschen weder Mitglied einer Gewerkschaft noch eines Wirtschaftsverbandes sind, spricht ja nicht gegen gegen deren Vertretung in Rundfunkräten; ebnso wenig, wie die Tatsache, dass nur ein Bruchteil der Bevölkerung Mitglied eines Umweltschutzverbandes ist, dagegen spricht, dass auch Vertreter solcher Verbänder in Rundfunkräten sitzen.
Folgerung:
Wie oben gesagt: Ich persönlich sehe zwar, dass der humanistische/atheistische/säkulare Teil der Bevölkerung mangels mitgliederstarker Organisationen in Gremien wie Rundfunkräten zu kurz kommt und dass es wünschenswert wäre, wenn sich dies änderte. Und dies, obwohl die Mitgliederzahlen eher nicht dafür sprechen; wie bei den Muslimen muss man dann halt die Verbände nehmen, die da sind.
Dieser offene Brief,
--- der von vorne bis hinten deutlich spüren lässt, dass es den Verfasser mehr stört, dass andere Gruppen Vertreter haben (die Kirchen) oder bekommen könnten (die Muslime), als dass Säkulare sie nicht haben;
--- der deshalb eine gänzliche Nichtrepräsentanz des Bereichs Weltanschauung/Religion für inhaltlich genauso gut hält wie eine zusätzliche Repräsentanz seiner eigenen Weltanschauung, diese Repräsentanz also nur in Konkurrenz zu anderen, aber nicht an sich für sinnvoll hält;
--- und der auch sonst inhaltlich wesentlich von der Kritik am anderen lebt, aber nicht vom darstellen des eigenen,
ist aber nicht dazu geeignet, mich in meiner Meinung zu bestärken, sondern eher im Gegenteil.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#718898) Verfasst am: 08.05.2007, 16:20 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
--- und der auch sonst inhaltlich wesentlich von der Kritik am anderen lebt, aber nicht vom darstellen des eigenen |
Halte ich für ein zentrales Problem der Szene.
my2cents
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#718904) Verfasst am: 08.05.2007, 16:31 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
--- und der auch sonst inhaltlich wesentlich von der Kritik am anderen lebt, aber nicht vom darstellen des eigenen |
Halte ich für ein zentrales Problem der Szene.
my2cents |
Völlig richtig. Allein der HVD stellt eine positive Ausnahme da. (Und die HU, bei der die Religionskritik aber auch nur sekundär ist).
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