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Der Koran - wie ist er entstanden?

 
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UnsichtbarerGeist
Bekennender Pastafari



Anmeldungsdatum: 22.03.2007
Beiträge: 487

Beitrag(#722818) Verfasst am: 14.05.2007, 08:20    Titel: Der Koran - wie ist er entstanden? Antworten mit Zitat

Ich bin kein Moslem und schon gar kein islamischer Missionar, aber ich stelle jetzt trotzdem mal diese Frage:

Wie ist der Koran entstanden?

Was ist die wahrscheinlichste Theorie? Laut Muslimen hat ein Analphabet dieses Buch auswendig aufgesagt und außerdem befinden sich in dem Buch eine Reihe mathematischer Muster (Wortwiederholungen etc...), die m.E. zumindest beweisen, dass irgendjemand über dieses Buch im Ganzen nachgedacht hat (und nicht nur Stück für Stück in einem Anfall von Schizophrenie etwas "offenbart" hat). Das sich also ein Analphabet das alles ausgedacht hat, halte ich für unglaubwürdig - oder war das alles damals ganz anders, als es uns der (subjektive) Koran vermitteln will?

Was meint ihr?

GeIsT
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802.701
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Anmeldungsdatum: 24.06.2006
Beiträge: 39

Beitrag(#722843) Verfasst am: 14.05.2007, 11:00    Titel: Antworten mit Zitat

Mohammed hat etwa ab 610 gemeint, ihm würde etwas offenbart. Das geschah in Anfällen. Was genau seine Krankheit war, ist strittig. Vielleicht hatte er nur ein besonders stark oder schwach ausgebildetes Hirnareal für Orientierungssinn, Emotionen o.ä., das sich leicht in ekstatische Zustände versetzte/versetzen ließ. Jedenfalls begann das zu dieser Zeit, womit er immer mal bis zu seinem Tod 632 beschäftigt war. Anfangs waren seine "Korane" (Vorträge) noch lebendiger, impusiver, ursprünglicher, während sie später nüchterne kultisch-rechtliche Abhandlungen für konkrete Probleme der ersten Muslime wurden, die wohl kaum aus solchen Ekstasen resultieren dürften bzw. ohne eigene Reflexion entstanden.

Dass er Analphabet war, ist eine spätere islamische Überlieferung, mit der man untermauern will, dass er wirklich ein Prophet gewesen sei, der das alles niemals hätte selbst erfinden können. Er war aber Kaufmann, dürfte also zumindest rechnen gekonnt haben. Ein Kaufmann, der nicht schreiben konnte und der mit seinen Koranen die anderen Buchreligionen herausforderte? Das glaube, wer will.

Ob schon zu Mohammeds Lebzeiten erste Korane aufgeschrieben wurden, ist unbekannt. Die endgültige Redaktion des (kompletten Buches) "Koran", basierend auf schriftlichen Vorstufen, wurde erst unter Uthman ibn Affan in den 660er Jahren vollendet. Haupt-Aufschreiber des Koran war irgendwann nach Mohammeds Tod Zaid ben Tabit im Auftrag von Abu Bakr. Es gab in der Folge aber dennoch mehrere unterschiedliche Korane, die zugunsten des uthmanschen Korans eingesammelt und vernichtet wurden. Die Vorgeschichte des uthmanschen Korans ist unsicher, die Behauptung, der entspreche praktisch dem Erstentwurf Zaid ben Tabits, ist nicht belegbar.

Entstehung und Eigenarten des Koran und Islam können aus dem historischen Umfeld Mohammeds erschlossen werden, z.B. der gemeinsemitische Steinkult (u.a. Kaaba), die Erzählweise altarabischer Dichtung, die Auseinandersetzung mit biblisch-christlichen Ansichten (noch dazu oft falsch wiedergegeben, obwohl man von einem Erzengel wie Gabriel hätte erwarten können, dass er zumindest korrekte Grundkenntnisse in christlicher Dogmatik gehabt und weitergegeben hätte (was, zugegebenermaßen, einer quälende Angelegenheit ist ...); die geographisch-sprachliche Begrenztheit (das Arabische des 7. Jh.s als ewige Sprache Allahs? ); Legenden und phantastische Erzählungen (z.B. Salomo und die Ameisen); literarische Uneinheitlichkeit (stilistische Unterschiede, unterschiedliche Lesarten, wahrscheinlich auch vernichtete inhaltlich abweichende Aussagen) einzelner Suren. - Das alles sieht sehr menschlich aus, so wie man es von jedem Autor jedes Buchs zu jeder Zeit erwarten könnte.

Mohammeds Vorträge waren aber sehr beliebt, auch bei seinen Gegnern. Das lässt sich wohl am ehesten dadurch erklären, dass er an bereits bestehende altarabische und durchaus auch biblisch-christlich geprägte Vorstellungen und Traditionen anknüpfte.

Neben der Lücke von 20-30 Jahren zwischen Mohammeds Tod und der Korenedition von Uthman gibt es auch eine 150-jährige Überlieferungslücke zwischen Mohammed und der islamischen Geschichtssammlung/-schreibung, wobei die späteren Autoren zugeben, dass unerwünschte Nachrichten beseitigt wurden, z.B. Ibn Hischam in der Einleitung zur Lebensgeschichte des Propheten: „Ich werde manches weglassen, was Ibn Ishak in diesem Buch erwähnt hat, ... sowie endlich andere Dinge, welche hässlich zu erzählen sind, oder manchen wehe tun.“, oder Ibn Hagar Al Asqalani in seinem Buch Al Isaba. Wer weiß, was dieser Geschichtsklitterung noch alles zu "verdanken" ist? Wohl sicher nur Änderungen, die die spätere orthodoxe islamische Auffassung bestätigen.

Mohammed scheint mir ein sensibler und dichterisch begabter "Mittelständler" gewesen zu sein, der seine psycho-ekstatischen Erfahrungen religiös interpretiert hat. Dabei nahm er sehr frei altarabische und biblische Stoffe auf und verarbeitete sie auf seine Weise. Dass solche Texte literarisch "komponiert" wurden, ist kein Geheimnis. Die moderne Bibelforschung z,.B. hat derlei massenhaft zutage gefördert. Da werden dann sicherlich die Koran-Schreiber die Jahrzehnte(!) nach Mohammeds Tod genutzt haben, um dem ganzen eine subtile Form zu geben.

Islamische Apologeten behaupten oft, dass im Koran damals unbekannte wissenschaftliche Tatsachen stünden. Das lässt sich aber vornehmlich auf die griechischen Denker zurückführen, die schon in hellenistischer Zeit, aber im 7. Jh. erst recht, in aller Welt rezipiert wurden. Viele solche Behauptungen sind auch einfach nur verquere Koranauslegung, ähnlich wie es Biblizisten in Sachen Bibel als naturwissenschaftliche Faktensammlung tun.


Zuletzt bearbeitet von 802.701 am 14.05.2007, 11:15, insgesamt einmal bearbeitet
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Heike N.
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Beitrag(#722846) Verfasst am: 14.05.2007, 11:15    Titel: Antworten mit Zitat

802.701 hat folgendes geschrieben:
Dass er Analphabet war, ist eine spätere islamische Überlieferung, mit der man untermauern will, dass er wirklich ein Prophet gewesen sei, der das alles niemals hätte selbst erfinden können. Er war aber Kaufmann, dürfte also zumindest rechnen gekonnt haben. Ein Kaufmann, der nicht schreiben konnte und der mit seinen Koranen die anderen Buchreligionen herausforderte? Das glaube, wer will.


Seine Arbeitgeberin und spätere Ehefrau war Kaufmann (sagt man da eigentlich jetzt auch "Kauffrau"?). Er selber war zunächst Hirte. Sie selber war wohlhabend, dürfte entsprechende Schreiber durchaus bezahlt haben können (es ist allgemein bekannt, dass auch hochstehende Personen im Mittelalter oft recht ungebildet waren und lieber Schreiber beschäftigten, als sich selber zu bilden). Rechnen ist auch sicherlich nicht das gleiche wie Schreiben/Lesen bzw. gar virtuose Verse zu verfassen (die ja - wenn das so stimmt - erst nach seinem Tod niedergeschrieben und sicherlich ausgeschmückt wurden).
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Beitrag(#722852) Verfasst am: 14.05.2007, 11:32    Titel: Antworten mit Zitat

Heike N. hat folgendes geschrieben:
Seine Arbeitgeberin und spätere Ehefrau war Kaufmann (sagt man da eigentlich jetzt auch "Kauffrau"?). Er selber war zunächst Hirte. Sie selber war wohlhabend, dürfte entsprechende Schreiber durchaus bezahlt haben können (es ist allgemein bekannt, dass auch hochstehende Personen im Mittelalter oft recht ungebildet waren und lieber Schreiber beschäftigten, als sich selber zu bilden). Rechnen ist auch sicherlich nicht das gleiche wie Schreiben/Lesen bzw. gar virtuose Verse zu verfassen (die ja - wenn das so stimmt - erst nach seinem Tod niedergeschrieben und sicherlich ausgeschmückt wurden).
Ja, "Kauffrau" ist heutzutage ganz üblich, meine ich. zwinkern

Kann man natürlich sehen, wie man will. Ich denke aber, dass auch ein Hirte durchaus lernfähig gewesen sein könnte. Aber selbst damalige Dichter konnten wohl oft nicht lesen oder schreiben und hatten alles mit ihrem Gedächtnis gemacht. Den Hauptteil seiner Sprachkraft würde ich -Schreibenkönnen hin oder her - Mohammeds völliger Überzeugtheit zuschreiben. Sowas wirkt begeisternd auf Zuhörer. Aber egal, ob er schreiben konnte oder nicht, er ließ seine Anhänger seine Offenbarungen auswendig lernen anstatt sie aufzuschreiben oder aufschreiben zu lassen. (Zum Zeitpunkt seines Todes gab es anscheinend schon einige Aufzeichnungen, von wem auch immer - viele wohl von ben Tabit -, aber keine von Mohammed authorisierte Fassung.)

UnsichtbarerGeist, ich kann als Buch von Tilman Nagel: Der Koran, empfehlen. Der Autor schreibt ausgewogener als ich. Ist einer der wichtigsten Islamwissenschaftler (und ein Freimaurer).
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Heike N.
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Beitrag(#722853) Verfasst am: 14.05.2007, 11:40    Titel: Antworten mit Zitat

802.701 hat folgendes geschrieben:
Ja, "Kauffrau" ist heutzutage ganz üblich, meine ich. zwinkern


Eben. Heutzutage. Damals kaum. Aber nicht so wichtig.

Zitat:
Ich denke aber, dass auch ein Hirte durchaus lernfähig gewesen sein könnte.


Sicher. Ich wollte damit auch keinen Beleg erbringen, dass ein Hirte ein Depp ist, sondern dass ihm gewisse gesellschaftliche Starthilfen nicht gegeben waren.

Zitat:
Aber selbst damalige Dichter konnten wohl oft nicht lesen oder schreiben und hatten alles mit ihrem Gedächtnis gemacht. Den Hauptteil seiner Sprachkraft würde ich -Schreibenkönnen hin oder her - Mohammeds völligen Überzeugtheit zuschreiben. Sowas wirkt begeisternd auf Zuhörer. Aber egal, ob er schreiben konnte oder nicht, er ließ seine Anhänger seine Offenbarungen auswendig lernen anstatt sie aufzuschreiben oder aufschreiben zu lassen. (Zum Zeitpunkt seines Todes gab es anscheinend schon einige Aufzeichnungen, von wem auch immer - viele wohl von ben Tabit -, aber keine von Mohammed authorisierte Fassung.)


Na klar. Wann genau historische Tatsachen aufhören und Legendenbildung anfängt, kann man halt kaum sagen.
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Beitrag(#722856) Verfasst am: 14.05.2007, 11:46    Titel: Antworten mit Zitat

Heike N. hat folgendes geschrieben:
802.701 hat folgendes geschrieben:
Ja, "Kauffrau" ist heutzutage ganz üblich, meine ich. zwinkern


Eben. Heutzutage. Damals kaum. Aber nicht so wichtig.
Oh, entschuldige, habe ich falsch verstanden. Verlegen
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reign
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Beitrag(#722867) Verfasst am: 14.05.2007, 12:29    Titel: Antworten mit Zitat

Schau doch auch hier:Der frühe Islam
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Nasenbär
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Beitrag(#724762) Verfasst am: 16.05.2007, 19:34    Titel: Antworten mit Zitat

Der gute Mohammed hat wahrscheinlich nie einen Christen getroffen!
Hat sich immer nur berichten lassen.Naja was beim Hörensagen so rauskommt wissen wir ja...
Er hat gemeint,er müsste die Mission von Jesus zuende bringen.Wenn ich mir die Koransuren so ansehe ,stelle ich fest jede Sure widerspricht der vorherigen.Mohammed konnte Jesus nicht einordnen.
Irgendwie als Prophet,aber irgendwie auch mehr.Da war er wohl verwirrt......
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Johnnyboy
Stück Scheiße



Anmeldungsdatum: 26.06.2005
Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon

Beitrag(#724782) Verfasst am: 16.05.2007, 19:58    Titel: Antworten mit Zitat

Für diejenigen unter euch, die des Englischen mächtig sind:

http://www.wikiislam.com/wiki/The_Origins_of_the_Quran
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"Das Leben des Starken erfüllt seinen Sinn, das des Schwachen seinen Zweck".
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