Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
recital registrierter User
Anmeldungsdatum: 31.01.2004 Beiträge: 243
Wohnort: Wien
|
(#725354) Verfasst am: 17.05.2007, 21:53 Titel: |
|
|
Eine authentische Quelle entwickelte sich zum riesigen Strom namens Amazonas.
|
|
Nach oben |
|
 |
Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
|
(#725388) Verfasst am: 17.05.2007, 22:51 Titel: |
|
|
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Wer primitive Kulturen, in denen schon kleinste Konflikte per Mord und Totschlag ausgetragen werden, weil es keinen Rechtsstaat gibt, in der es keine nennenswerte evidenzbasierte Medizin gibt, keine Demokratie, keine Bildung, keine Gleichberchtigung, antiautoritäre Erziehung und tausend andere Errungenschaften, auf die gleiche Stufe stellt, wie die moderne Zivilisation, der schätzt all diese Errungenschaften gering. |
Innerhalb "primitiver" Kulturen werden Konflikte wahrscheinlich i.d.R. nicht durch "Mord und Totschlag" ausgetragen, hast Du für diese Behauptung Belege?
(und vergiß dabei die USA nicht ...)
Der sog. "Rechtsstaat" ist lediglich ein Papiertiger, wie das Beispiel der RAF nahegelegt hat.
Die "Medizin" der Naturvölker kann unsere "Medizin" um Längen schlagen, mit Ausnahme der wiederherstellenden Chirurgie.
"Demokratie" ist in den kleineren Gruppen der "Naturvölker" höchst wahrscheinlich eher gewährleistet, als in den Pseudodemokratien westlicher Länder. Außerdem wäre es ein eigenes Thema, ob "Volksherrschaft" überhaupt ein erstrebenwerter Zustand sein kann.
Wenn ich die "Bildung" in Deutschland fokussiere, dann sehe ich nichts.
"Gleichberechtigung" ist voll in Ordnung, die Männer bekommen die Kinder und säugen sie, oder die Frauen, eben "gleichberechtigt", wie auch Kinder bei uns "gleichberechtigt" sind ...
"autoritäre Erziehung" ...
"Erziehung" ist immer autoritär.
Und die "tausend anderen Errungenschaften" bestehen aus ausgefeilten Mechanismen, dem Volk plausibel zu machen, weshalb manche Bürger mit Recht das viertausendfache Gehalt von dem bekommen sollen, mit dem Bürger, die am Existenzminimum haushalten, auskommen müssen.
Ich habe den Eindruck, daß Du unreflektiert mit Schlagwörtern um Dich wirfst, um eine hanebüchene "Überlegenheit" zu konstruieren.
Was bitte soll denn btw. daran sooo erstrebenswert sein, daß die Mehrheit der Bürger in westlichen Ländern für ihren Lebensunterhalt täglich mindestens 8 Stunden beschäftigt ist, während "Naturvölker" dafür täglich etwa 2 Stunden aufwenden - und die haben dabei auch noch jede Menge Spaß ...
_________________ Leben kann tödlich sein
|
|
Nach oben |
|
 |
Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
|
(#725391) Verfasst am: 17.05.2007, 22:55 Titel: |
|
|
Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Die "Indios" erwarteten ja bereits die weißen Götter, die auf Schiffen kommen sollten. |
Kannst du Quellen angeben, dafür dass die Indios glaubten, dass die "Weißen Götter" auf Schiffen kommen sollten? |
Leider nein,
ich hatte das irgendwo gelesen, habe die Quelle aber nicht präsent.
_________________ Leben kann tödlich sein
|
|
Nach oben |
|
 |
Sehwolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 10077
|
(#725394) Verfasst am: 17.05.2007, 22:59 Titel: |
|
|
Algol hat folgendes geschrieben: | Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Die "Indios" erwarteten ja bereits die weißen Götter, die auf Schiffen kommen sollten. |
Kannst du Quellen angeben, dafür dass die Indios glaubten, dass die "Weißen Götter" auf Schiffen kommen sollten? |
Leider nein,
ich hatte das irgendwo gelesen, habe die Quelle aber nicht präsent. |
Auf Schiffen weiss ich jetzt auch nicht. Die Azteken (glaub ich) hatten einen weißen Gott und als Cortes landete dachten sie er sei zurück gekommen.
Nachtrag: Naja, so ähnlich:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ce_Acatl_Topiltzin_Quetzalcoatl
http://de.wikipedia.org/wiki/Quetzalcoatl
|
|
Nach oben |
|
 |
Keller last neoliberal standing and car of the year 1983!
Anmeldungsdatum: 30.11.2006 Beiträge: 1411
|
(#725402) Verfasst am: 17.05.2007, 23:08 Titel: |
|
|
Zitat: | Ich habe kein Problem damit. Es ist eine sinnvolle Einteilung. Ich halte eher das Gegenteil für problematisch, nämlich den exotistischen Glauben an den edlen Wilden. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. |
darum geht es überhaupt nicht.
Zitat: | Wer primitive Kulturen, in denen schon kleinste Konflikte per Mord und Totschlag ausgetragen werden, weil es keinen Rechtsstaat gibt, in der es keine nennenswerte evidenzbasierte Medizin gibt, keine Demokratie, keine Bildung, keine Gleichberchtigung, antiautoritäre Erziehung und tausend andere Errungenschaften, auf die gleiche Stufe stellt, wie die moderne Zivilisation, der schätzt all diese Errungenschaften gering. |
Du redest ziemlich an der Realität vorbei. Jede Kultur entwickelt ihre Normen und Werte, die auch die Austragung von Konflikten regeln. Das was du beschreibst dürfte eine absolute Rarität sein. Mir ist eine Ethnie bekannt (wenn auch nicht vom Namen her), der vergleichbares Aggressiosverhalten nachgesagt wird. Was du hier machst, ist nichts anderes, als dir den Wilden auszumalen, der vom guten weißen Mann gefälligst zu seinem eigenen Wohl domestiziert gehört. Die anderen Punkte, die du ansprichst, sind größtenteils technologische und gesellschaftliche Fortschritte, deren Existenz ich nie bestritten habe. Diese bedeuten natürlich auch Kultur, können in der Regel aber problemlos adaptiert werden, hieran kulturelle Überlegenheit festzumachen, ist abwegig. Bildung kannste aus deiner Liste rauschmeissen.
Zitat: | Die meisten primitiven Völker haben sowieso Ahnung davon, was gut für sie ist. Sie passen sich der Moderne an und imitieren sie in der Regel. |
na die Hauptsache, du weißt es...
Zitat: | Und von einer Evolution der Kulturen kann man sehr wohl sprechen. Es scheint eher, dass du die falsche Auffassung annimmst, wonach eine Evolution zwingend zum einem besseren, entwickelteren Zustand erfolgen muss. Der Evolution ist das egal. Es kann durchaus auch in die andere Richtung gehen und es gibt ja auch einige Beispiele für Kulturen, die untergegangen sind. |
davon ist überhaupt nicht die Rede. Es geht im weitesten Sinne um Evolutionismus. Man ging mal davon aus, menschliche Gesellschaften durchliefen mehr oder weniger zwangsläufig gewisse Entwicklungsstufen. Man könne also anhand "primitiver Kulturen" zunächst die eigene kulturelle Vergangenheit untersuchen. Weiterhin würden diese sich bei erreichen gewisser Kriterien (beispielsweise einer kritischen Masse) zwangsläufig in Richtung Industrialisierung entwickeln. Diese Sichtweise wurde aus guten Gründen mehrheitlich aufgegeben (frag nicht nach den Einzelheiten, ist ne Weile her)
_________________ Voll Bart! Der Award der Deutschen Bartträger Vereinigung
|
|
Nach oben |
|
 |
Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
|
(#725405) Verfasst am: 17.05.2007, 23:13 Titel: |
|
|
Algol hat folgendes geschrieben: | Innerhalb "primitiver" Kulturen werden Konflikte wahrscheinlich i.d.R. nicht durch "Mord und Totschlag" ausgetragen, hast Du für diese Behauptung Belege? |
A HISTORY OF VIOLENCE - by Steven Pinker
Zitat: | At the widest-angle view, one can see a whopping difference across the millennia that separate us from our pre-state ancestors. Contra leftist anthropologists who celebrate the noble savage, quantitative body-counts—such as the proportion of prehistoric skeletons with axemarks and embedded arrowheads or the proportion of men in a contemporary foraging tribe who die at the hands of other men—suggest that pre-state societies were far more violent than our own. It is true that raids and battles killed a tiny percentage of the numbers that die in modern warfare. But, in tribal violence, the clashes are more frequent, the percentage of men in the population who fight is greater, and the rates of death per battle are higher. According to anthropologists like Lawrence Keeley, Stephen LeBlanc, Phillip Walker, and Bruce Knauft, these factors combine to yield population-wide rates of death in tribal warfare that dwarf those of modern times. If the wars of the twentieth century had killed the same proportion of the population that die in the wars of a typical tribal society, there would have been two billion deaths, not 100 million. |
Selbst die Kriege im 20. Jahrhundert waren weit unblutiger als die normalen Konflikte in Stammeskulturen. Der Anteil an prähistorischen Skeletten, die Kriegswunden aufweisen, als auch die Beobachtung kontemporärer primitiver Kulturen führt zu diesem Ergebnis.
|
|
Nach oben |
|
 |
Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
|
(#725406) Verfasst am: 17.05.2007, 23:17 Titel: |
|
|
Keller hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Und von einer Evolution der Kulturen kann man sehr wohl sprechen. Es scheint eher, dass du die falsche Auffassung annimmst, wonach eine Evolution zwingend zum einem besseren, entwickelteren Zustand erfolgen muss. Der Evolution ist das egal. Es kann durchaus auch in die andere Richtung gehen und es gibt ja auch einige Beispiele für Kulturen, die untergegangen sind. |
davon ist überhaupt nicht die Rede. Es geht im weitesten Sinne um Evolutionismus. Man ging mal davon aus, menschliche Gesellschaften durchliefen mehr oder weniger zwangsläufig gewisse Entwicklungsstufen. |
Die Evolution kennt eben keine Entwicklungsstufen. Primitive Kulturen bezeichne ich als solche auf Basis ethischer Gesichtspunkte, nicht aufgrund der Annahme einer notwendigen kulturellen Entwicklung.
|
|
Nach oben |
|
 |
Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
|
(#725408) Verfasst am: 17.05.2007, 23:28 Titel: |
|
|
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Algol hat folgendes geschrieben: | Innerhalb "primitiver" Kulturen werden Konflikte wahrscheinlich i.d.R. nicht durch "Mord und Totschlag" ausgetragen, hast Du für diese Behauptung Belege? |
A HISTORY OF VIOLENCE - by Steven Pinker
Zitat: | At the widest-angle view, one can see a whopping difference across the millennia that separate us from our pre-state ancestors. Contra leftist anthropologists who celebrate the noble savage, quantitative body-counts—such as the proportion of prehistoric skeletons with axemarks and embedded arrowheads or the proportion of men in a contemporary foraging tribe who die at the hands of other men—suggest that pre-state societies were far more violent than our own. It is true that raids and battles killed a tiny percentage of the numbers that die in modern warfare. But, in tribal violence, the clashes are more frequent, the percentage of men in the population who fight is greater, and the rates of death per battle are higher. According to anthropologists like Lawrence Keeley, Stephen LeBlanc, Phillip Walker, and Bruce Knauft, these factors combine to yield population-wide rates of death in tribal warfare that dwarf those of modern times. If the wars of the twentieth century had killed the same proportion of the population that die in the wars of a typical tribal society, there would have been two billion deaths, not 100 million. |
Selbst die Kriege im 20. Jahrhundert waren weit unblutiger als die normalen Konflikte in Stammeskulturen. Der Anteil an prähistorischen Skeletten, die Kriegswunden aufweisen, als auch die Beobachtung kontemporärer primitiver Kulturen führt zu diesem Ergebnis. |
Das geht mE an der Fragestellung vorbei:
Kriege finden nicht innerhalb einer Gesellschaft, sondern gegen andere Gesellschaften statt.
Außerdem geht es wohl auch nicht um die Verhaltensweisen "prähistorischer" Kulturen, sondern um heute (noch) beobachtbare sog. "primitive" Kulturen.
Aber wir können auch gerne Belege sammeln, um das Verhalten unserer Vorfahren unter die Lupe zu nehmen, nur wird diese Vorgehensweise das Stadium der (plausibelen?) Spekulation kaum überschreiten können.
Bleiben wir diesbezüglich also besser bei heute beobachtbaren, sog. "primitiven Kulturen".
_________________ Leben kann tödlich sein
Zuletzt bearbeitet von Algol am 17.05.2007, 23:31, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben |
|
 |
Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
|
(#725410) Verfasst am: 17.05.2007, 23:31 Titel: |
|
|
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Primitive Kulturen bezeichne ich als solche auf Basis ethischer Gesichtspunkte, nicht aufgrund der Annahme einer notwendigen kulturellen Entwicklung. |
Welches sind dabei Deine ethischen Gesichtspunkte?
_________________ Leben kann tödlich sein
|
|
Nach oben |
|
 |
Hatuey registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.02.2004 Beiträge: 2821
|
(#725415) Verfasst am: 18.05.2007, 00:05 Titel: |
|
|
Im präkolumbianischen Amerika gab es nicht nur primitive Kulturen, sondern organisierte Zivilisationen, wobei die Inka und die Azteken nicht die Ausnahme waren.
http://www.freenet.de/freenet/wissenschaft/archaeologie/raetsel/eroberer/index.html
Zitat: | Es finden sich immer mehr Indizien dafür, dass die überwiegende Mehrheit der Bewohner auf Farmen und in Städten lebten. Sie hielten domestizierte Tiere, pflegten Gärten und betrieben Teiche. Doch was geschah mit ihnen? Wohin verschwanden nach Ankunft der ersten Europäer die Bewohner, die Städte und woher kamen plötzlich all die Büffel?
Antworten auf diese Fragen will Wissenschaftsautor Charles Mann in seinem neuesten Buch "1491 – New Revelations of the Americas Before Columbus" geben.
...
Wie dramatisch dieser Bevölkerungsrückgang war, wurde bisher unterschätzt. Nach Ansicht Manns war der amerikanische Kontinent vor Ankunft der Europäer eine gut erschlossene Kulturlandschaft mit intensiver Landwirtschaft und zahlreichen Städten. |
Am Ende gingen die meisten dieser Kulturen an eingeschleppten Krankheiten unter.
|
|
Nach oben |
|
 |
Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
|
(#725462) Verfasst am: 18.05.2007, 02:45 Titel: |
|
|
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Keller hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Und von einer Evolution der Kulturen kann man sehr wohl sprechen. Es scheint eher, dass du die falsche Auffassung annimmst, wonach eine Evolution zwingend zum einem besseren, entwickelteren Zustand erfolgen muss. Der Evolution ist das egal. Es kann durchaus auch in die andere Richtung gehen und es gibt ja auch einige Beispiele für Kulturen, die untergegangen sind. |
davon ist überhaupt nicht die Rede. Es geht im weitesten Sinne um Evolutionismus. Man ging mal davon aus, menschliche Gesellschaften durchliefen mehr oder weniger zwangsläufig gewisse Entwicklungsstufen. |
Die Evolution kennt eben keine Entwicklungsstufen. Primitive Kulturen bezeichne ich als solche auf Basis ethischer Gesichtspunkte, nicht aufgrund der Annahme einer notwendigen kulturellen Entwicklung. |
ergibt nur oberflächlich betrachtet Sinn
von den 'zwangsläufigen Entwicklungsstufen' geht man im Prinzip (nicht die Fachleute zwar)immernoch aus, was es natürlich nicht richtiger macht.
Primitivität als Begriff ist eigentlich nur am identifizierbaren technologischen Entwicklungsgrad halbwegs haltbar.
|
|
Nach oben |
|
 |
Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
|
(#725489) Verfasst am: 18.05.2007, 06:28 Titel: |
|
|
Semnon hat folgendes geschrieben: |
Primitivität als Begriff ist eigentlich nur am identifizierbaren technologischen Entwicklungsgrad halbwegs haltbar. |
Das ist doch auch umstritten (in der Ethonologie und meines Wissens auch in der Soziologie, soweit sie damit zu tun hat).
Soweit ich das Thema kenne, hat sich der Begriff der "primitiven" Völker in der Wissenschaft im 19. Jahrhundert durchgesetzt, als man der Ansicht war, kulturelle Entwicklungen haben prinzipiell linear zu verlaufen, mit uns (Westlern) selbst an der Spitze.
Dass man eine Entwicklung auch an (technischen) Errungenschaften festmacht, lässt sich wohl nicht verhindern. Aber ich war eigentlich immer der Ansicht, das wäre für die Soziologie wichtiger als für die Ethnologie
|
|
Nach oben |
|
 |
Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
|
(#725672) Verfasst am: 18.05.2007, 15:02 Titel: |
|
|
@Surata
halbwegs haltbar meinte ich. Ich gebe dir eigentlich Recht. Vor allem aber ist es mir ein Rätsel, wie man zB die Europäer im 16/17. Jahrhundert, also zur Zeit der Eroberung Amerikas, gerade in Bezug auf die Präsens von tödlicher Gewalt im Alltag da als milder beschreiben können will. Im Grunde muss man soziologisch gesehen sagen, dass die kultische Tötung, zu der wohl auch weltliche Folter und Todesstrafe zählt, in Europa in Bezug auf sadistische und showgeschäftliche Auswüchse, sowie in Bezug auf Bevölkerungskrontrolle durch Terror und Aschreckung, nicht weniger sondern sogar stärker ausgeprägt war als zB bei den Azteken. Der wesentlcihste Unterschied, den ich erkennen kann ist, dass sich bei uns niemand mit Blut bespritzte, der höherrangig war als ein Folterknecht oder Scharfrichter. Vielleicht wird das blauäugig als ein Maß öffentlicher Akzeptanz oder Repärsentanz angesehen, wenn sich gerade die Hohepriester selbst mit dem öffnen von Brustkörben befassen. In Bezug auf die Blutrünstigkeit und Grausamkeit selbst standen die Europäer den Atzteken in keinster Weise nach oder will etwa jemand einen qualitativen Unterschied zwischen Hexenverbrennungen und Menschenopfern (die übrigens als Ehre galten und so alt wurden die eh nicht) konstruieren? Sokrateer? Der wesentliche Unterschied zwischen Pizarro und Atahualpa war mE, dass Atahualpa Pizarro mit eigenen Händen umgebracht hätte, wärend Pizarro Atahualpa in huldvoller Distanz als möchtegernadeliger Schweinehirt garottieren liess, bzw vieleicht sogar üüüüberhaupt nichts davon wusste (Sarkasmus).
Vielleicht liegt es im kulturellen Umgang der Europäer mit dem Töten begründet, dass man durch Anzeichen des Anstands glaubt zwischen Bestie A und Bestie B wesuntlich unterscheiden zu können, was wohl auch mit dem Christentum zu tun hat. Jedenfalls waren die Europäer nicht weniger 'primitive' Leichenberge auftürmende, schlachtende, metzelnde, folternde und verbrennnende Irre als die Atzteken. Letztere waren mE weniger pervers, weil sie nicht gleichzeitig eine Sklavenreligion der Pseudobarmherzigkeit propagierten und zu ihrer Massenpsychose mE auch wesentlich stilvoller und bejahender standen. Allein schon diese netten Euphemismen der Europäer, wie 'garottieren', 'gouillautinieren' oder 'rädern' machen das doch deutlich. Gerade auch in der europäischen Kultur des Tötens ist diese christlich bedingte Ambivalenz zwischen auferzwungener Selbstkrontrolle und tierhaftem Blutrausch zu erkennen, was mir irgendwie mit dem Umgang mit der Sexualität verwandt vorkommt. Überreste dieses Zerrbildes wirken offensichtlich bis in die heutige Zeit und unabhängig vom Christentum.
Ausserdem war der europäische Bodycount wohl, zumindest am Ende des 30jährigen krieges, wesentlich höher und sollte ja in der Folgezeit weiter steigen, wie manche wissen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Keller last neoliberal standing and car of the year 1983!
Anmeldungsdatum: 30.11.2006 Beiträge: 1411
|
(#725787) Verfasst am: 18.05.2007, 20:29 Titel: |
|
|
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Keller hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Und von einer Evolution der Kulturen kann man sehr wohl sprechen. Es scheint eher, dass du die falsche Auffassung annimmst, wonach eine Evolution zwingend zum einem besseren, entwickelteren Zustand erfolgen muss. Der Evolution ist das egal. Es kann durchaus auch in die andere Richtung gehen und es gibt ja auch einige Beispiele für Kulturen, die untergegangen sind. |
davon ist überhaupt nicht die Rede. Es geht im weitesten Sinne um Evolutionismus. Man ging mal davon aus, menschliche Gesellschaften durchliefen mehr oder weniger zwangsläufig gewisse Entwicklungsstufen. |
Die Evolution kennt eben keine Entwicklungsstufen. Primitive Kulturen bezeichne ich als solche auf Basis ethischer Gesichtspunkte, nicht aufgrund der Annahme einer notwendigen kulturellen Entwicklung. |
was ist das gegenstück zu primitiv? fortschrifflich(er), entwickelt(er), progressiv(er)? gib dir jetzt bitte mal mühe.
_________________ Voll Bart! Der Award der Deutschen Bartträger Vereinigung
|
|
Nach oben |
|
 |
Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
|
(#725795) Verfasst am: 18.05.2007, 20:52 Titel: |
|
|
Ich meine, dass das Wort halt auf konkrete technische Entwicklungen vergleichend angewandt werden kann, so dass man etwa sagen kann, dass eine Dampfmaschine primitiver ist, als ein Kernkraftwerk. So herangehend würde ich dann zB sagen, dass eine Zivilisation, die zum interstellaren Reisen fähig ist, fortschrittlicher ist, als ein Volk von Jägern und Sammlern.
|
|
Nach oben |
|
 |
Johnnyboy Stück Scheiße
Anmeldungsdatum: 26.06.2005 Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon
|
(#725801) Verfasst am: 18.05.2007, 21:05 Titel: |
|
|
Wenn man primitiv als "einfach gestrickt" versteht, kann man es sehr wohl auf technischen Fortschritt anwenden.
_________________ "Das Leben des Starken erfüllt seinen Sinn, das des Schwachen seinen Zweck".
|
|
Nach oben |
|
 |
Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
|
(#725805) Verfasst am: 18.05.2007, 21:11 Titel: |
|
|
hmmmm... joah, passt wohl irgendwie auch.
|
|
Nach oben |
|
 |
beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
|
(#725828) Verfasst am: 18.05.2007, 22:18 Titel: Re: ARD-Teletext: "Papst verärgert Indianer" |
|
|
Sticky hat folgendes geschrieben: | Heute erschien im ARD-Teletext, Seite 157 folgende Meldung:
Zitat: | Papst verärgert Indianer
Papst Benedikt XVI. hat mit Äußerungen zur Christianisierung Lateinamerikas heftige Kritik unter Indianer-Vertretern ausgelöst. Die brasilianische Indianerorganisation Coiab warf dem katholischen Kirchenoberhaupt Arroganz und Respektlosigkeit vor. Auch Indianer in Mexiko, Kolumbien und Venezuela äußerten sich empört über den Papst.
Laut Benedikt XVI. hatten die Ureinwohner Amerikas die Christianisierung "still herbeigesehnt". Die Kirche verneinte damit ihre Verantwortung für die "Vernichtung unserer Kultur und unserer Identität", so die Indianervertreter. |
Was soll amn dazu noch sagen...? |
z.B. dass sich die fruehen Christen im alten Rom bestimmt regelrecht darum gerissen haben, den Loewen als Hauptgang ihres Festmenues serviert zu werden....
Sowas sage ich unser Haida lieber nicht. Bei uns wohnen naemlich auch so ein paar versprengte Katholiken. Am Ende bedanken sich die Haida noch bei denen fuer ihr Glueck, dass sie u.a. in katholischen Missionsschulen vom Onkel im Talar mit der Erfuellung ihrer stillen sexuellen Sehnsuechte beglueckt wurden...
Gruss, Bernie
_________________ Defund the gender police!!
|
|
Nach oben |
|
 |
|