Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#741469) Verfasst am: 08.06.2007, 15:03 Titel: Hass und Wehrmotivation |
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Erziehung zum "Hass auf den imperialistischen Klassenfeind" war Bestandteil der "sozialistischen Wehrerziehung" in der DDR. Wobei man sich unter dem Feind wohl einen fetten Bankier vorstellen sollte, der auf einem Geldsack sitzt.
Das Dilemma war bloß, daß der Gegner, den man "hassen" sollte, fast genau so aussah wie man selbst, die gleiche Sprache sprach und, wenn es besonders ungünstig kam, sogar mit einem verwandt sein konnte. (Durch eine glückliche Fügung bin ich freilich um den feldgrauen "Trachtenverein" herumgekommen, so daß ich nicht in die Lage kam, einem zu "hassenden" Feind gegenüber zu liegen.)
Eine Armee kann aber wahrscheinlich gar nicht anders funktionieren, als dass "Haß" auf den Gegner erzeugt wird, um die Hemmschwelle zum Töten herabzusetzen.
In der Bundeswehr als "demokratischer Armee" gehört es sicher nicht zum guten Ton, von "Hass" zu sprechen, sondern es werden eher imaginäre Gegner ausgemacht, die das Land bedrohen sollen und die zu bekämpfen sind. Nur gut, dass die Truppe in größeren Verbänden noch nicht zum Einsatz kommen mußte ... Ein Unteroffizier, der den Feind als "schwarzen Farbigen" darstellte, erhielt kürzlich gleich eine Abmahnung. Am besten, "dem Feind" gar nicht erst ein menschliches Antlitz geben.
Besonders widerwärtig fand ich das Segnen von US-amerikanischen Waffen durch Militärpfaffen und die Taufe eines Unterseebootes auf den Namen Christi. Die Raketen und Bomben wären schließlich im Ernstfall in dem Land niedergegangen, in dem der "kommunistische Feind" wohnte, in dem ich wohnte, so wie sie wirklich in Vietnam niedergingen; sie hätten keinen Unterschied gemacht, ob sie auf Christen oder Atheisten niedergingen ... (eine besondere Perversion von: "Liebet Eure Feinde!", indem ihr sie umbringt).
All das bringt auf den Gedanken, dass die politische Instrumentalisierung von "Hass" als einer menschlichen Emotion eher der Vergangenheit angehören sollte und die Berechtigung der Existenz von Massenarmeen auf dem Prüfstand steht, die ohne eine gehörige Portion von "Hass auf den Feind" nicht auskommen können, auch wenn nicht mehr das Wort im Munde geführt wird.
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Derrick registrierter User
Anmeldungsdatum: 27.04.2007 Beiträge: 118
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(#743267) Verfasst am: 10.06.2007, 21:43 Titel: |
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Ich habe noch nie jemanden so hassen können, dass ich ihm den Tod an den Hals hätte wünschen können. Sobald mal Abstand da war, verflog der Hass auch wieder.
Ich hoffe, das bleibt in Zukunft so.
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