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Greg auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.03.2006 Beiträge: 1098
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(#751791) Verfasst am: 21.06.2007, 14:40 Titel: Imaginärer Gegenpart bei Einsamkeit |
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Was mir grad in den Sinn kommt ist folgendes:
Ich schreibs nur mal so auf.
Der Mensch ist ein soziales Wesen, er braucht andere Menschen, die ihm das Gefühl von "Sicherheit" und "Geborgenheit" geben.
Ferner braucht er sie, um sein eigenes Handeln zu reflektieren, darüber nachzudenken und dadurch mit sich selber zu kommunizieren; sie sind sein Widerpart, der abrät, Vorschläge macht, Handlungen hinterfragt etc.
Wenn jetzt jemand wie Tom Hanks in dem Film Cast away sich diesen Volleyball als Gegenpart baut und mit ihm redet, dann antwortet er sich ja quasi selber. Er benutzt den Volleyball als Möglichkeit über sein Handeln nachzudenken und hält somit seinen Geist wach.
Aber er könnte ja auch direkt mit sich reden und seine Gedankengänge vor sich hinbrabbeln.
"Ich werde jetzt versuchen Feuer zu machen...hm, klappt nicht, ich könnte...ob das wohl geht?"
statt
"Hey, Wilson, was hältst du davon...wie würdest du das sehen..." und krasser als "Antwort Wilsons" die eigenen Bedenken zu nennen und sich sogar emotional darüber auszulassen: "Ach, du nörgelst doch immer...hast du eine bessere Idee."
Wenn man das nicht macht, also das projezieren auf einen anderen Menschen bzw. als Ersatz auf eine Abstraktion (imaginärer Freund von Kindern), welchen Schaden kann ein Mensch nehmen?
Nimmt er überhaupt schaden? Kann man das eigtl. unterdrücken, das mit sich selbst reden, sei es direkt oder per selbstgebasteltem imaginären oder echtem Stellvertreter.
Macht Alleinsein verrückt im eigtl. Sinne? Oder senkt es schlimmstenfalls nur die sog. social skills?
Irgendwelche Fachliteratur, schlaue Internetseiten, irgendwer vom Fach da?
Ich will input!
Danke!
der untote Greg
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Paradox nicht mehr da
Anmeldungsdatum: 21.03.2007 Beiträge: 418
Wohnort: Köln
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(#753331) Verfasst am: 23.06.2007, 09:30 Titel: Re: Imaginärer Gegenpart bei Einsamkeit |
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Greg hat folgendes geschrieben: |
Macht Alleinsein verrückt im eigtl. Sinne? Oder senkt es schlimmstenfalls nur die sog. social skills?
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Ich bin zwar nicht vom Fach, aber ich fand die Frage so spannend
Meine Sichtweise: Menschen brauchen Menschen und längere Einsamkeit ist eine Belastung. Je nach Veranlagung kann das auch zu psychotischen Zuständen führen.
Man sieht dann z.B. brennende sprechende Dornbüsche :->
Ob aus so einer psychotischen Episode ne ausgewachsene Psychose werden kann, weiss ich nicht, vermute es aber.
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Svea zurück
Anmeldungsdatum: 01.09.2006 Beiträge: 1908
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(#753336) Verfasst am: 23.06.2007, 10:01 Titel: Re: Imaginärer Gegenpart bei Einsamkeit |
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Greg hat folgendes geschrieben: | Was mir grad in den Sinn kommt ist folgendes:
Ich schreibs nur mal so auf.
Aber er könnte ja auch direkt mit sich reden und seine Gedankengänge vor sich hinbrabbeln.
"Ich werde jetzt versuchen Feuer zu machen...hm, klappt nicht, ich könnte...ob das wohl geht?"
statt
"Hey, Wilson, was hältst du davon...wie würdest du das sehen..." und krasser als "Antwort Wilsons" die eigenen Bedenken zu nennen und sich sogar emotional darüber auszulassen: "Ach, du nörgelst doch immer...hast du eine bessere Idee."
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In der Schule hatten wir mal ne Lektüre mit so nem ähnlichen Fall. Damals hieß es wenn man über Jahre hinweg isoliert lebt und mit niemandem redet verlernt man das sprechen. Aber ich kann es mir irgendwie nicht vorstellen...
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#753361) Verfasst am: 23.06.2007, 11:38 Titel: |
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Kommt auch noch sehr auf den betreffenden Menschen an. Ich konnte schon immer sehr gut mit mir alleine auskommen. In vielen Situationen (etwa auf touristischer Reise) finde ich es ausgesprochen angenehm, wenn ich niemand bei mir habe, auf den ich Rücksicht nehmen muß. Wenn ich etwa irgendwas ausführlich betrachte, und neben mir steht jemand mit Motzgesicht und langweilt sich.
Tatsächlich geschieht es oft, wie oben angeführt, daß ich meine Denkvorgänge mitspreche. Das soll eine preußische Eigenart sein, in Kobells "Der Brandner Kaspar" sagt der heilige Petrus: "Der Preuße spricht den Denkvorgang mit, der Bayer gibt's Ergebnis nur bekannt." Aber wie soll ich wissen, was ich denke, bevor ich gehört habe, was ich sage...
Der Einsame
Wer einsam ist, der hat es gut,
weil keiner da, der ihm was tut.
Ihn stört in seinem Lustrevier
kein Tier, kein Mensch und kein Klavier,
und niemand gibt ihm weise Lehren,
die gut gemeint und bös zu hören.
Der Welt entronnen geht er still
in Filzpantoffeln, wann er will.
Sogar im Schlafrock wandelt er
bequem den ganzen Tag umher,
er kennt kein weibliches Verbot,
drum raucht und dampft er wie ein Schlot.
Geschützt vor fremden Späherblicken
kann er sich selbst die Hose flicken.
Liebt er Musik, so darf er flöten,
um angenehm die Zeit zu töten,
und laut und kräftig darf er prusten,
und ohne Rücksicht darf er husten,
und allgemach vergißt man seiner.
Nur allerhöchstens fragt mal einer:
Was, lebt er noch? Ei schwerenot,
ich dachte längst, er wäre tot.
Kurz, abgesehen vom Steuerzahlen,
läßt sich das Glück nicht schöner malen.
Worauf denn auch der Satz beruht:
Wer einsam ist, der hat es gut.
Wilhelm Busch
Ach ja, da ist ja auch noch Don Camillo, der sich mit Jesus unterhält.
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musikdusche reflektierender User
Anmeldungsdatum: 29.05.2006 Beiträge: 896
Wohnort: Düsseldorf
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(#753367) Verfasst am: 23.06.2007, 11:50 Titel: |
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Vielleicht hilfts ja weiter: Wikipedia: "soziale Isolation"
_________________ Jeder Fehler erscheint unglaublich dumm, wenn Andere ihn begehen. (Lichtenberg)
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Arrivederci auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 747
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(#753848) Verfasst am: 24.06.2007, 09:17 Titel: |
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Allgemeine Antwort auf eine allgemeine Frage:
Mir scheint neuerdings, dass Selbsthilfegruppen eine weit unterschätzte, moderne "Vergemeinschaftungsform" darstellen, zumal solche, in denen nicht nur geredet wird. Will sagen: Sie haben den Zenit ihrer Bedeutung längst noch nicht erreicht, und sie sind vielfach dabei, den Mief der vergangenen 40 Jahre abzulegen.
Auch in Selbshilfegruppen, in denen "nur" geredet wird, kann doch nicht jeder alles ansprechen. Doch es gibt welche, die kreative Elemente und/oder Ausflüge mit im Angebot haben.
Kreative Elemente sind eine nonverbale Ausdrucksform.
Bewegung fördert, wie ich erst vor ein paar Tagen im Münchner Merkur gelesen habe, die - mit Verlaub - Intelligenz, und damit wohl auch die Problemlösungskompetenz, von der Bedeutung von Ausflügen als alternativer Rahmen für das Zusammensein mal ganz abgesehen.
Beides kann helfen, die Hilflosigkeit gegenüber den eigenen Empfindungen/Stimmungen zu senken, somit das allgemeine Stressniveau und auch das Bedürfnis, hierauf evtl. mit (Selbst-)Reglementierung zu reagieren.
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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#756391) Verfasst am: 27.06.2007, 15:39 Titel: |
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Ich denke wenn man niemanden zur korrektur, hinterfragung der eigenen Gedanken hat dann kann man sich auf etwas sehr versteifen und rasch in psychische Störungen abrutschen oder fanatisch werden wie religiöse fanatiker die zwar Gesellschaft haben aber keine Hinterfragung der eigenen Position.
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