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Evangelischer Theologe: gegen Feminisierung der EKD und hist.-kritische Methode

 
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
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Beitrag(#752828) Verfasst am: 22.06.2007, 14:41    Titel: Evangelischer Theologe: gegen Feminisierung der EKD und hist.-kritische Methode Antworten mit Zitat

Der Pastor und promovierte evangelische Theologe Dr. Joachim Cochlovius der EKD spricht sich gegen die "Bibel in gerechter Sprache", die "Feminisierung der Kirche" und gegen die historisch-kritische Methode aus:

Feminismus ist in der Kirche auf dem Vormarsch

Zitat:
Als Ursache für diese und andere Fehlentwicklungen in der evangelischen Kirche sieht der Theologe die historisch-kritische Bibelauslegung. Sie sei seit über 50 Jahren die vorherrschende Auslegungsmethode in der EKD. Diese Methode unterwerfe die Heilige Schrift dem vom Zeitgeist abhängigen Denken des Menschen. Die Folgen seien verheerend: „Neuzeitliche Ideen, Ideologien und gesellschaftliche Trends setzen biblische Weisungen außer Kraft.“


Ein wenig ulkig ist, dass der Artikel von Cochlovius selbst geschrieben wurde. Lachen
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Norton
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 11.11.2006
Beiträge: 4372

Beitrag(#752859) Verfasst am: 22.06.2007, 15:20    Titel: Re: Evangelischer Theologe: gegen Feminisierung der EKD und hist.-kritische Meth Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:


Ein wenig ulkig ist, dass der Artikel von Cochlovius selbst geschrieben wurde. Lachen

Pillepalle

Nur ein wenig?
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alae
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Anmeldungsdatum: 23.03.2006
Beiträge: 7039

Beitrag(#752883) Verfasst am: 22.06.2007, 15:53    Titel: Antworten mit Zitat

Wie einflussreich ist Cochlovius eigentlich in der EKD? "Startheologe" oder kleines Licht abseits des Mainstreams?
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#752885) Verfasst am: 22.06.2007, 15:56    Titel: Antworten mit Zitat

alae hat folgendes geschrieben:
Wie einflussreich ist Cochlovius eigentlich in der EKD? "Startheologe" oder kleines Licht abseits des Mainstreams?

Für mich war es neu, dass es überhaupt Evangelikale in der EKD gibt. Ich hatte die konzeptionell immer ausschließlich in den Freikirchen angesiedelt.
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Heike J
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#752894) Verfasst am: 22.06.2007, 16:06    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
alae hat folgendes geschrieben:
Wie einflussreich ist Cochlovius eigentlich in der EKD? "Startheologe" oder kleines Licht abseits des Mainstreams?

Für mich war es neu, dass es überhaupt Evangelikale in der EKD gibt. Ich hatte die konzeptionell immer ausschließlich in den Freikirchen angesiedelt.


http://www.ekd.de/aktuell_presse/news_2006_10_02_1_barth_allianz.html
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Tapuak
registrierter User



Anmeldungsdatum: 23.02.2006
Beiträge: 1264

Beitrag(#753000) Verfasst am: 22.06.2007, 18:57    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Für mich war es neu, dass es überhaupt Evangelikale in der EKD gibt. Ich hatte die konzeptionell immer ausschließlich in den Freikirchen angesiedelt.

Von wegen. Mir ist in Bremen eine EKD-Gemeinde bekannt, in deren Kindergottesdienst offener Kreationismus gelehrt wird. Allerdings scheinen die Gemeinden hier auch über eine ziemlich große Freiheit zu verfügen, was ihre "inhaltliche Ausrichtung" angeht. Ob es in den anderen Landeskirchen eine wirksame Kontrolle darüber gibt, was in den einzelnen Gemeinden abläuft, weiß ich nicht.
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Evilbert
auf eigenen Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#753025) Verfasst am: 22.06.2007, 19:45    Titel: Antworten mit Zitat

alae hat folgendes geschrieben:
Wie einflussreich ist Cochlovius eigentlich in der EKD? "Startheologe" oder kleines Licht abseits des Mainstreams?


Zitat:
Joachim Cochlovius ist heute Vorsitzender des Gemeindehilfsbundes[2].

Unter seinem Vorsitz startete der Gemeindehilfsbund 2003 den Aufruf „Seelsorgerliche Hilfe statt kirchlicher Anerkennung für gleichgeschlechtliche Partnerschaften“ an diejenigen Gemeinden aus Gliedkirchen der EKD, die kritisch zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare stehen, offen ihre Überzeugung zu bekennen und sich durch Eintrag in einer Adressenliste auch für andere Gemeinden zu erkennen zu geben. Bis zum September 2006 haben sich hier 123 Gemeinden (von insgesamt rund 16200 EKD-Gemeinden) bereit erklärt, diesem Aufruf zu folgen.


http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Cochlovius

Er ist auch der Vordenker des "Gemeindenetzwerks", auf dessen Seiten der link im Eingangsposting weist.
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ballancer
... leidet an dianoia ...



Anmeldungsdatum: 27.05.2007
Beiträge: 4767

Beitrag(#753061) Verfasst am: 22.06.2007, 20:26    Titel: Antworten mit Zitat

Evilbert hat folgendes geschrieben:
alae hat folgendes geschrieben:
Wie einflussreich ist Cochlovius eigentlich in der EKD? "Startheologe" oder kleines Licht abseits des Mainstreams?


Zitat:
Joachim Cochlovius ist heute Vorsitzender des Gemeindehilfsbundes[2].

Unter seinem Vorsitz startete der Gemeindehilfsbund 2003 den Aufruf „Seelsorgerliche Hilfe statt kirchlicher Anerkennung für gleichgeschlechtliche Partnerschaften“ an diejenigen Gemeinden aus Gliedkirchen der EKD, die kritisch zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare stehen, offen ihre Überzeugung zu bekennen und sich durch Eintrag in einer Adressenliste auch für andere Gemeinden zu erkennen zu geben. Bis zum September 2006 haben sich hier 123 Gemeinden (von insgesamt rund 16200 EKD-Gemeinden) bereit erklärt, diesem Aufruf zu folgen.


http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Cochlovius

Er ist auch der Vordenker des "Gemeindenetzwerks", auf dessen Seiten der link im Eingangsposting weist.


Dennoch trifft es sicher nicht zu, ihn als Represaentant der Evangelikalen schlechthin zu verstehen. Denn auch wenn wm gegenüber manchen Ansichten eine gewisse distanz hegt, sind einige evangelikale Gruppen bei weitem nicht dem Feminismus oder der modernen theologischen Forschung krass ablehnend. Unter der HKM wird in diesem Kontext nicht etwa die Berücksichtigung des historischen Kontextes und der Selbstanspruch biblischer Schriften verstanden (die ja auch zum Standard in evangelikalen Gemeinden gehört), sondern die a priori-Haltung diverser theologischer Arbeiten, die von einer Falscheheit der biblischen Überlieferung ausgehen.

Auch ist die Fixierung auf Homosexualität, die als Thema im NT fast gar nicht erscheint, keineswegs representativ für Evangelikale, unter denen es ein breites Spektrum an Ansichten gibt.
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Konrad
auf eigenen Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 01.06.2007
Beiträge: 1528

Beitrag(#753131) Verfasst am: 22.06.2007, 21:53    Titel: Antworten mit Zitat

ballancer hat folgendes geschrieben:
...Denn auch wenn wm gegenüber manchen Ansichten eine gewisse distanz hegt, sind einige evangelikale Gruppen bei weitem nicht dem Feminismus oder der modernen theologischen Forschung krass ablehnend.
...


Über diese "Einige evangelikale Gruppen", die dem Feminismus oder der modernen theologischen Forschung nicht krass ablehnend gegenüberstehen, hätte ich gerne nähere Infos.
Für mich ist eine solche Haltung unter evangelikalen Fundis schlicht nicht vorstellbar.
(Wobei ich, zur Präzisierung das Wort Fundi für bibeltreue Christen im Sinn der angelsächsischen "Fundamentals" gebrauche, also Pietisten, Pfingstler und Charismatiker).
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Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#753196) Verfasst am: 22.06.2007, 23:37    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
alae hat folgendes geschrieben:
Wie einflussreich ist Cochlovius eigentlich in der EKD? "Startheologe" oder kleines Licht abseits des Mainstreams?

Für mich war es neu, dass es überhaupt Evangelikale in der EKD gibt. Ich hatte die konzeptionell immer ausschließlich in den Freikirchen angesiedelt.

Ich kenne Cochlovius nicht, aber das Geistliche Rüstzentrum Krelingen, und das wird von Evangelikalen betrieben. Die hiesige Baptistengemeinde veranstaltet dort ihre Jugendfreizeiten.
_________________
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ultramontanist
registrierter User



Anmeldungsdatum: 14.11.2005
Beiträge: 278

Beitrag(#753844) Verfasst am: 24.06.2007, 09:01    Titel: Antworten mit Zitat

Konrad hat folgendes geschrieben:
ballancer hat folgendes geschrieben:
...Denn auch wenn wm gegenüber manchen Ansichten eine gewisse distanz hegt, sind einige evangelikale Gruppen bei weitem nicht dem Feminismus oder der modernen theologischen Forschung krass ablehnend.
...


Über diese "Einige evangelikale Gruppen", die dem Feminismus oder der modernen theologischen Forschung nicht krass ablehnend gegenüberstehen, hätte ich gerne nähere Infos.
Für mich ist eine solche Haltung unter evangelikalen Fundis schlicht nicht vorstellbar.
(Wobei ich, zur Präzisierung das Wort Fundi für bibeltreue Christen im Sinn der angelsächsischen "Fundamentals" gebrauche, also Pietisten, Pfingstler und Charismatiker).


Es gibt sogar Evangelikale, die Homosexualität nicht krass ablehnen.
http://www.forumromanum.de/member/forum/forum.php?action=std_tindex&USER=user_94074&onsearch=1&threadid=2
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ballancer
... leidet an dianoia ...



Anmeldungsdatum: 27.05.2007
Beiträge: 4767

Beitrag(#753983) Verfasst am: 24.06.2007, 15:28    Titel: Antworten mit Zitat

[quote="Konrad" postid=753131]
ballancer hat folgendes geschrieben:
...Denn auch wenn wm gegenüber manchen Ansichten eine gewisse distanz hegt, sind einige evangelikale Gruppen bei weitem nicht dem Feminismus oder der modernen theologischen Forschung krass ablehnend.
...


Über diese "Einige evangelikale Gruppen", die dem Feminismus oder der modernen theologischen Forschung nicht krass ablehnend gegenüberstehen, hätte ich gerne nähere Infos.


Zunächst ist hier wohl eine Begriffsklärung erforderlich. Ich gehe von folgender Definition aus:
Zitat:

Der Feminismus ist eine politische Bewegung mit dem Ziel, die Gleichheit, Menschenwürde und Entscheidungsfreiheit von Frauen, die Selbstbestimmung über deren Leben und ihren Körper zu erreichen. Er zielt auf eine Veränderung der Gesellschaft ab, in der die vom Feminismus analysierte geschlechtshierarchische Unterdrückung von Frauen nicht mehr vorkommt und die gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse durch Ebenbürtigkeiten geprägt sind. Der Feminismus sieht die in der bisherigen Geschichte vorherrschenden Gesellschaftsordnungen als männerzentriert und androzentrisch an und interpretiert diesen Umstand als Männerherrschaft (Patriarchat) . Er interpretiert Ungerechtigkeiten als patriarchalisch verursacht und bezieht daraus seine Existenzberechtigung. Auf dieser Grundlage haben sich zahlreiche Strömungen und Ausprägungen entwickelt, die sie teilweise ergänzen, aber auch widersprechen.


http://de.wikipedia.org/wiki/Feminismus

Das alles ist soweit doch weitgehend mit dem neuen Testament vereinbar. In den evangelikalen Kreisen ist ein gut Teil der Frauen weitgehend emanzipiert und entspricht keineswegs dem Vorurteil, das man in atheistischen Kreisen pflegt. Auf Rückfrage an Frauen, die eben sehr selbstbewusst und emanzipiert auftreten, habe ich entsprechende Rückmeldungen erhalten. Allerdings lehnt man einen extremen Feminismus, der seinen Zweck in sich selber hat, eher ab.

Konrad hat folgendes geschrieben:
Für mich ist eine solche Haltung unter evangelikalen Fundis schlicht nicht vorstellbar.
(Wobei ich, zur Präzisierung das Wort Fundi für bibeltreue Christen im Sinn der angelsächsischen "Fundamentals" gebrauche, also Pietisten, Pfingstler und Charismatiker).


Ebenfalls hier zur Begriffsklärung:

Zitat:

Der Begriff Fundamentalismus im weiten Sinn bezeichnet eine religiöse oder weltanschauliche Strömung, deren Ziel eine radikale, da kompromisslose Rückbesinnung auf die Wurzeln der jeweiligen Religion oder Ideologie ist. Im engeren ursprünglichen Sinn bezeichnet das Wort eine im US-amerikanischen Protestantismus entstandene konservativistische Bewegung, deren Wurzeln die Eschatologie (Endzeitlehre) ist.


http://de.wikipedia.org/wiki/Fundamentalist

Und weiter:

Zitat:
Charakteristisch für den christlichen Fundamentalismus ist die Abgrenzung gegenüber allen Strömungen, die die eigene Lehre nicht vollständig teilen - auch gegenüber anderen christlich-fundamentalistischen Gruppen.
...
Wesentliche Merkmale des heutigen protestantischen Fundamentalismus können die absolute Autorität der wörtlich ausgelegten Bibel (Biblizismus, fundamentalistisches Schriftverständnis) sein. Jede Form der historisch-kritischen Methode der Bibelkritik wird leicht als Angriff auf den christlichen Glauben verstanden (im Unterschied zu einem Teil der Evangelikalen). Für die protestantischen Fundamentalisten ist die wörtliche Irrtumslosigkeit der Bibel nicht nur in religiösen, sondern auch in geschichtlichen und naturwissenschaftlichen Belangen eine wesentliche und unverzichtbare Glaubensgrundlage - das unterscheidet ihre Bibelauslegung von der anderer konservativer Christen, die die Bibel zwar ebenfalls als Gottes Wort ansehen, aber moderne Methoden der Exegese nicht prinzipiell ablehnen.
...
Soziologisch hat der christliche Fundamentalismus strikte, unverrückbare Kriterien, um die "drinnen" und die "draußen" zu unterscheiden. Oft wird ein bestimmter Kleidungsstil betont (Frauen mit langen Röcken, mit Hut oder mit Kopftuch in der Kirche, Männer nur mit oder nur ohne Bart). Daneben gibt es geschriebene und ungeschriebene Regeln, um als "weltlich" definierte Aktivitäten (beispielsweise Kino, Tanz, Kartenspiel, Make-up, Alkohol, Kaffee, moderne Musik, Fernsehen und andere Medien, leichte Lektüre, höhere Bildung) sorgfältig zu vermeiden. Diese Regeln können von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich sein.
...
Ein Merkmal fundamentalistischer christlicher Gruppen ist eine grundsätzliche Ablehnung nicht nur der Ökumene, sondern auch anderer Formen der Zusammenarbeit mit anderen christlichen Richtungen.


http://de.wikipedia.org/wiki/Christlicher_Fundamentalismus

Diese Leute gibt es und sind somit korrekt beschrieben. Im Gegensatz dazu sind Evangelikale wie folgt definiert.

Zitat:
Das relativ junge Wort evangelikal ist heute ein feststehender Ausdruck für ein in seinem Selbstverständnis auf besondere Weise bibeltreues protestantisches Christentum geworden, das sich von Traditionalismus, Liberalismus, Säkularismus, aber meist auch von liturgisch orientierten nichtprotestantischen Kirchen abgrenzt. Die Bezeichnung Evangelical wurde in den Vereinigten Staaten im 20. Jahrhundert immer mehr verwendet, um Christen zu bezeichnen, die in der Tradition der bibeltreuen Erweckungsbewegungen stehen. Nur in wenigen Fällen identifizieren sie sich selbst mit dem Begriff des christlichen Fundamentalismus;


Die Bezeichnung bibeltreu halte ich jedoch für eher irreführend. Wenn das NT auffordert, alles zu prüfen, den Buchstaben nicht töten zu lassen, sondern das Leben des Geistes zu suchen und die Berufung zur Freiheit kennt, dann ist dieser Begriff eher nichtssagend. Denn die Schrift ernst zu nehmen heißt doch auch, die vielen stellen, die eine Lösung vom Gesetz und den Buchstaben ernst zunehmen. Und genau so sehen es viele Evangelikale auch im Gegensatz zu den Fundamentalisten.
Zitat:

Evangelikale werden oft mit so genannten Fundamentalisten gleichgesetzt. In der folgenden Tabelle sind die grundsätzlichen Unterschiede zwischen (christlichen) Fundamentalisten und Evangelikalen dargestellt: ...


Die Details hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Evangelikal

Ich denke, damit sollte fundiert klar werden, dass deine Vermischung der Begriffe die Sache nicht klarer wird, sondern dass Schubladen im Denken eher einem gewissen 'Fundamentalismus' zugeordnet werden sollten zwinkern
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#754002) Verfasst am: 24.06.2007, 16:20    Titel: Antworten mit Zitat

@ballancer:
Diese ausführlichen, theoretischen Wiki-Artikel bringen uns nicht weiter. In der Einschätzung von religiösen oder politischen Strömungen sind Wiki-Artikel extrem subjektiv und oft von denjenigen Geschrieben, die sich von der jeweiligen Betrachtungsweise etwas erhoffen.

Die Tabelle, die Fundamentalisten von nicht-fundamentalistischen Evangelikalen unterscheidet, ist schon mal sehr dürftig und auch die Verbindung von Fundamentalismus und Endzeitglauben, bzw. Fundamentalismus und einem Rückbezug auf irgendwas.
Nach diesen Definitionen dürfte es keine fundamentalistischen Katholiken geben. Diese gibt es aber sehr wohl. Und die RAF würden auch nicht als Fundamentalisten zählen, da ihr Ideal ja in der Zukunft und nicht in der Vergangenheit liegt.

Der Fundamentalist sieht die Lösung aller Probleme in seiner Ideologie und hinter jedem Übel sieht er eine Opposition zu seiner Ideologie. Es gibt feministische Fundamentalisten, marxistische Fundamentalisten usw.

Insofern ist klar, dass Evangelikale nicht notwendigerweise fundamentalistisch sein müssen. Wenn man sich aber die Umfragen in den USA ansieht, dann decken sich Evangelikalismus und Fundamentalismus aber sehr wohl, auch wenn es Ausnahmen gibt. Und auch du bist (möglicherweise) eine Ausnahme für den deutschsprachigen Raum. Die Evangelikalen, die wir Atheisten so erleben und von denen wir hören, sind da ganz anders. Das hat nichts mit Schubladendenken zu tun, sondern mit Erfahrung und mit der Faktenlage.

Wo ist denn die liberal-evangelikale Opposition zum evangelikalen Gemeindehilfsbund) (Wobei der ja selbst schon eher zu den moderaten zählt, nachdem er innerhalb der EKD arbeitet...)

ballancer hat folgendes geschrieben:
Das alles ist soweit doch weitgehend mit dem neuen Testament vereinbar. In den evangelikalen Kreisen ist ein gut Teil der Frauen weitgehend emanzipiert und entspricht keineswegs dem Vorurteil, das man in atheistischen Kreisen pflegt. Auf Rückfrage an Frauen, die eben sehr selbstbewusst und emanzipiert auftreten, habe ich entsprechende Rückmeldungen erhalten. Allerdings lehnt man einen extremen Feminismus, der seinen Zweck in sich selber hat, eher ab.

Da bin ich aber erst mal misstrauisch. Wir kennen ja das Beispiel vieler kopftuchtragender Islamistinnen, die sich emanzipiert geben, möglicherweise auch in ihrer eigenen Beziehung nicht unterdrückt sind, aber dennoch Regeln und Werte verteidigen, die für die meisten Frauen zur Unterdrückung führen würden.

Für uns Atheisten ist das ja ziemlich egal, ob Frauen Priesterinnen werden können. Aber für gläubige Menschen hat das Gewicht und es fragt sich, welche Motivation und Begründung besteht, ihnen dieses Amt zu verwehren.

Wie siehst du das?
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ballancer
... leidet an dianoia ...



Anmeldungsdatum: 27.05.2007
Beiträge: 4767

Beitrag(#754615) Verfasst am: 25.06.2007, 17:12    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
@ballancer:
Diese ausführlichen, theoretischen Wiki-Artikel bringen uns nicht weiter. In der Einschätzung von religiösen oder politischen Strömungen sind Wiki-Artikel extrem subjektiv und oft von denjenigen Geschrieben, die sich von der jeweiligen Betrachtungsweise etwas erhoffen.

Die Tabelle, die Fundamentalisten von nicht-fundamentalistischen Evangelikalen unterscheidet, ist schon mal sehr dürftig und auch die Verbindung von Fundamentalismus und Endzeitglauben, bzw. Fundamentalismus und einem Rückbezug auf irgendwas.


Wikipedia ist nicht über jede Kritik erhaben, auch sind einige Artikel nicht besonders brauchbar. Allerdings stellen die meisten Artikel schon eine gute Basis gesammelten Wissens dar. Es ist also nicht sinnvoll, die Quelle pauschal zu kritisieren, sondern ggf. einzelne Aussagen zu diskutieren. Ich habe mich auch darum darauf gestützt, um nicht nur auf meine Privatmeinung verweisen zu müssen.

Hier wird ja speziell auf den christlichen Fundamentalismus, den ich ebenfalls sehr decidiert ablehne, eingegangen. Fundamentalismus in einer allgemeinen Definition im Sinne einer Verengung auf eine Basis-Lehrmeinung, wird an anderer Stelle behandelt.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Nach diesen Definitionen dürfte es keine fundamentalistischen Katholiken geben. Diese gibt es aber sehr wohl. Und die RAF würden auch nicht als Fundamentalisten zählen, da ihr Ideal ja in der Zukunft und nicht in der Vergangenheit liegt.


Der Fundamentalist sieht die Lösung aller Probleme in seiner Ideologie und hinter jedem Übel sieht er eine Opposition zu seiner Ideologie. Es gibt feministische Fundamentalisten, marxistische Fundamentalisten usw.

So schreibt ja mein Zitat doch auch: 'Der Begriff Fundamentalismus im weiten Sinn bezeichnet eine religiöse oder weltanschauliche Strömung, deren Ziel eine radikale, da kompromisslose Rückbesinnung auf die Wurzeln der jeweiligen Religion oder Ideologie ist.'

Die Wurzeln der RAF ist doch die radikale Gesellschaftsdeutung, die sich an Marx anlehnt. Du kommst mir hier etwas wortklauberisch vor.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Insofern ist klar, dass Evangelikale nicht notwendigerweise fundamentalistisch sein müssen. Wenn man sich aber die Umfragen in den USA ansieht, dann decken sich Evangelikalismus und Fundamentalismus aber sehr wohl, auch wenn es Ausnahmen gibt. Und auch du bist (möglicherweise) eine Ausnahme für den deutschsprachigen Raum. Die Evangelikalen, die wir Atheisten so erleben und von denen wir hören, sind da ganz anders. Das hat nichts mit Schubladendenken zu tun, sondern mit Erfahrung und mit der Faktenlage.


Ich kenne eben Sozialarbeiterinnen mit Piercings, die kein Problem haben, sich evangelikal zu nennen, oder Leute mit Tatoos ... zwinkern Die stellen eben nicht die Mehrheit der Evangelikalen, sind aber gar nicht so selten, wie du meinst. Und in den USA ist die christliche Linke nicht nur in den modernistischen Gemeinden zuhause, sondern hat sehr wohl eine breite Basis auch in evangelikalen Gemeinden.

Fundamentalisten fühlen sich darum mit der Bezeichnung 'evangelikal' oftmals auch nicht so wohl, weil ihnen das viel zu breit und unspezifisch ist.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Wo ist denn die liberal-evangelikale Opposition zum evangelikalen Gemeindehilfsbund) (Wobei der ja selbst schon eher zu den moderaten zählt, nachdem er innerhalb der EKD arbeitet...)


Die Freikirchen sind keineswegs weniger liberal, bloß weil sie das Konzept der Volkskirche aus ähnlichen Gründen ablehen, mit denen das auch die Atheisten tun. Viel Kritik an den Amtskirchen erscheint denen doch auch gar nicht so falsch. Wer als Konservativer seinen Platz in der EKD sucht, der findet hier ebenso wie Ultraliberale seinen Platz.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
ballancer hat folgendes geschrieben:
Das alles ist soweit doch weitgehend mit dem neuen Testament vereinbar. In den evangelikalen Kreisen ist ein gut Teil der Frauen weitgehend emanzipiert und entspricht keineswegs dem Vorurteil, das man in atheistischen Kreisen pflegt. Auf Rückfrage an Frauen, die eben sehr selbstbewusst und emanzipiert auftreten, habe ich entsprechende Rückmeldungen erhalten. Allerdings lehnt man einen extremen Feminismus, der seinen Zweck in sich selber hat, eher ab.

Da bin ich aber erst mal misstrauisch. Wir kennen ja das Beispiel vieler kopftuchtragender Islamistinnen, die sich emanzipiert geben, möglicherweise auch in ihrer eigenen Beziehung nicht unterdrückt sind, aber dennoch Regeln und Werte verteidigen, die für die meisten Frauen zur Unterdrückung führen würden.

Für uns Atheisten ist das ja ziemlich egal, ob Frauen Priesterinnen werden können. Aber für gläubige Menschen hat das Gewicht und es fragt sich, welche Motivation und Begründung besteht, ihnen dieses Amt zu verwehren.

Wie siehst du das?


In einigen evangelikalen Kreisen sind Frauen als Prediger oder in Gemeindeleitung auch kein Problem, in anderen schon. Meine Schwiegermutter fand den Pastor in ihrer Gemeinde wegen seiner Haltung zwischen den Geschlechtern auch ganz schlimm. Sie allerdings vertrat die Ansicht, das mit dem schweigendem Weib wörtlich zu nehmen sei, der Pastor warb für Gleichberechtigung. Das absurde daran: Mit ihrer Haltung durfte sie ja eigentlich den Pastor gar nicht kritisieren, und er durfte mit seiner den Frauen auch nichts vorschreiben - auch nicht, wie sie sich zu emanzipieren haben. zwinkern

An der Basis sind einige Frauen und Männer allerdings nicht zufrieden mit der tendenziell konservativen Auslegung und würden lieber hier mehr Offenheit sehen - ohne von dem Grundkonzept der Wertschätzung der Bibel abzurücken.

Vielleicht kümmern sich die meisten Evangelikalen eher mit dem Leben in Freiheit nach ihrem Gewissen, anstelle die Fundamentalisten zu der Freiheit bekehren zu müssen. Ich denke, du hast hier eine eingeschränkte Wahrnehmung.
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#754740) Verfasst am: 25.06.2007, 19:00    Titel: Antworten mit Zitat

ballancer hat folgendes geschrieben:
In einigen evangelikalen Kreisen sind Frauen als Prediger oder in Gemeindeleitung auch kein Problem, in anderen schon. Meine Schwiegermutter fand den Pastor in ihrer Gemeinde wegen seiner Haltung zwischen den Geschlechtern auch ganz schlimm. Sie allerdings vertrat die Ansicht, das mit dem schweigendem Weib wörtlich zu nehmen sei, der Pastor warb für Gleichberechtigung. Das absurde daran: Mit ihrer Haltung durfte sie ja eigentlich den Pastor gar nicht kritisieren, und er durfte mit seiner den Frauen auch nichts vorschreiben - auch nicht, wie sie sich zu emanzipieren haben. zwinkern

An der Basis sind einige Frauen und Männer allerdings nicht zufrieden mit der tendenziell konservativen Auslegung und würden lieber hier mehr Offenheit sehen - ohne von dem Grundkonzept der Wertschätzung der Bibel abzurücken.

Naja, aber Paulus hatte nunmal klare Ansichten zu dem Thema und der hatte schließlich laut christlicher Auffassung einen direkten Draht zu Gott. Wie kann man behaupten, die Bibel wertzuschätzen, wenn man gleichzeitig klare und unmissverständliche Anweisungen ignoriert.

Meine Frage hast du nicht beantwortet.
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Konrad
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Anmeldungsdatum: 01.06.2007
Beiträge: 1528

Beitrag(#754748) Verfasst am: 25.06.2007, 19:06    Titel: Antworten mit Zitat

@ Ballancer
Danke für Deine Erklärungsversuche. In meinem Fachgebiet nehme ich solche gerne an, in einem Diskussionsforum sind sie mir zu ermüdend.
Ich kenne in meinem verwandtschaftlichen Umfeld etliche Leute die regelmässig und überzeugt in Freikirchen wie die Freien Evangelischen Gemeinde, den Evangelischen Brüderverein, Gemeinde für Urchristentum und die Pfingstmission gehen.
Und ich kenne die Ansichten dieser Leute recht gut. Manche von denen versuchen mich nämlich seit über 40 Jahren zu bekehren. Alle diese Leute haben rigide Moralvorstellungen, legen die Bibel absolut wörtlich aus und wähnen sich im letzten Stadium der Endzeit.
Mag sein das es Freikirchen gibt die Freikirchen sind, weil ihnen die Landeskirchen zu konservativ sind. Ich kenne aber keine Solchen.
Und was die Kleidung der Jugendlichen betrifft (wg. Deiner Bemerkung betr. Piercings):
Auch dort laufen Teenager mit bauchfreien Tops und Bauchnabelpiercings herum. Denken tun sie aber bereits so fundamentalistisch wie ihre Eltern. Ich habe mal einem dieser Mädels gesagt, im Prinzip sollten sie Tops mit Logo wie dem Intel- Logo tragen,Inschrift geändert in: Fundi inside.
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ballancer
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Anmeldungsdatum: 27.05.2007
Beiträge: 4767

Beitrag(#754807) Verfasst am: 25.06.2007, 20:13    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Naja, aber Paulus hatte nunmal klare Ansichten zu dem Thema und der hatte schließlich laut christlicher Auffassung einen direkten Draht zu Gott. Wie kann man behaupten, die Bibel wertzuschätzen, wenn man gleichzeitig klare und unmissverständliche Anweisungen ignoriert.

Meine Frage hast du nicht beantwortet.


Du meinst die Frage: Wie siehst du das?

Ich finde Paulus äußerst beeindruckend. Auch wenn er schreibt: Prüft alles, und das Gute behaltet.

Misogyne Äußerungen halte ich nicht für gut. Wenn ich nun Paulus treu sein will, muss ich das verwerfen. Paulus hat vielleicht mehr als jeder andere zur Emanzipation der Frauen beigetragen. Erhat die Unabhängigkeit des Wertes der Menschen von Ethnie, Geschlecht und sozialem Status erklärt. Das kenne ich von keinem anderen antiken Autor. Auch die griechische Kultur war hier sehr weit entfernt.

Ich verstehe diese wenigen Sätze, die ihm nun misogyn ausgelegt werden, als konkrete Stellungnahme zu einer aktuellen Situation in einem konkret frauenfeindlichem Umfeld. Durch die Einschränkung, die er hier empfahl, wollte er einer zu schnellen Emanzipation Einhalt gebieten, da er die Gefahr sah, dass Nebensächliches den Kern des Evangeliums überlagert.

Aber wie er selber schreibt: Menschliche Satzungen und Gebote sind nicht gesetzlich zu befolgen. Auch das AT, dessen Ursprung er ja auch in Gott sah, verstand er nicht als den Heilsweg, der unbedingt einzuhalten wäre.

Würde Paulus vor der Zeit auferstehen, dann würde er den Fundis gehörig die Leviten lesen ... Auf den Arm nehmen
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