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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#758206) Verfasst am: 29.06.2007, 22:18 Titel: Die Wertigkeit von Kulturen |
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Wie kann man kulturen miteinander vergleichen, ihren Wert feststellen?
Durch den Wert den sie dem menschlichen Leben, dem Leben überhaupt beimessen?
Durch die Rechte die sie gewähren?
Was denkt ihr sollte man Kulturen überhaupt "werten"?
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#758220) Verfasst am: 29.06.2007, 22:27 Titel: Re: Die Wertigkeit von Kulturen |
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Nergal hat folgendes geschrieben: |
Was denkt ihr sollte man Kulturen überhaupt "werten"? |
Ja, sicher. Warum nicht?
Selbstverständlich ist für mich eine Kultur mehr wert, in der die Rechte des Individuums geachtet werden, als eine solche, in der wegen absurder Vergehen gesteinigt wird.
Selbstverständlich ist für mich eine Kultur mehr wert, die eine vielfältige Literatur hervorgebracht hat, als eine solche, die es bislang nicht mal zu einer Schriftsprache gebracht hat.
Selbstvesrtändlich ist für mich eine Kultur mehr wert, in der Errungenschaften der Zivilisation des Dasein der Menschen erleichtern, als eine solche, in der Rückständigkeit für ein Leben am Rande der Existenzbedingungen sorgt.
usw.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Forke Innenminister
Anmeldungsdatum: 19.05.2007 Beiträge: 1682
Wohnort: Am Unterlauf der Elbe
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(#758227) Verfasst am: 29.06.2007, 22:32 Titel: |
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Was ist denn überhaupt eine "Kultur"? Kann man eine einzelne Kultur genau abgrenzen?
Und bitte keine Antworten, die irgendwas mit Bakterien oder Pilzen zu tun haben.
_________________ "Jede hat mich gern, aber keine liebt mich! - Wenn ich an den lieben Gott glaubte, - wie müßte ich ihn hassen!"
Erich Mühsam, Tagebücher
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#758228) Verfasst am: 29.06.2007, 22:34 Titel: |
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Forke hat folgendes geschrieben: | Was ist denn überhaupt eine "Kultur"? Kann man eine einzelne Kultur genau abgrenzen?
Und bitte keine Antworten, die irgendwas mit Bakterien oder Pilzen zu tun haben. |
Kultur ist das, was für das Leben von Menschen an einem bestimmten Ort oder einer Region und einer bestimmten Zeit typisch ist. Mal so in die Tüte gesprochen.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Forke Innenminister
Anmeldungsdatum: 19.05.2007 Beiträge: 1682
Wohnort: Am Unterlauf der Elbe
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(#758236) Verfasst am: 29.06.2007, 22:47 Titel: |
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Ich sehe ein Problem mit der Wertigkeit darin, das keine Kultur wirklich homogen ist. Natürlich gibt es da solche und solche, und einige sind homogener als andere, aber...
Wenn wir von der Region ausgehen, sind da selten wirklich feste Grenzen (Außer durch die Geographie vorgegebenen, da kommen dann Isolierte Inselvölker ins Spiel - nur, wo gibt es die denn heute noch?). Und dann die Globalisierung etc.
OK, wenn wir dann eine Kultur genau abgegrenzt hätten, dann kommen soviele Variabeln ins Spiel... leicht ist das nicht.
Menschenrechte, Toleranz etc pp wären natürlich schon Hinweise, die eine Kultur über die andere setzen. Woher beziehen wir aber unsere Kentnisse über andere Kulturen? Was ist wie eingefärbt, sowohl im Positiven, wie auch im Negativen?
Ich sehe außerdem keinen Sinn in so einer Wertigkeit, hat doch selbst die beste Kultur höchstwahrscheinlich auch Kritikpunkte, die dann in anderen Kulturen besser gelöst sind.
Nö, Wertigkeit ist eine unnötige Simplifizierung - man sollte alle Aspekte einer Kultur unvoreingenommen betrachten, und da kritisieren was zu kritisieren ist, bzw. loben was lobenswert ist (Löblich? ).
_________________ "Jede hat mich gern, aber keine liebt mich! - Wenn ich an den lieben Gott glaubte, - wie müßte ich ihn hassen!"
Erich Mühsam, Tagebücher
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#758252) Verfasst am: 29.06.2007, 23:16 Titel: |
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Die Wertigkeit einer Kultur zu bemessen, ist ein sehr schwieriges Unterfangen. Außer dem Grad der Zivilisation, welcher ist das eigentlich, (Menschenrechte, Bildungsstand, Stand der Technik?) kommt ja auch noch so was wie ein, sagen wir mal "Wohlfühlfaktor" hinzu. Unter Wohlfühlfaktor meine ich "das" Ausmaß an Freude und Wohlbefinden, sowie den Grad an Neurosefreiheit. Der Grad an Identität und psychischer Integrität etc.
Sicherlich gibt es noch andere Parameter, die man als Meßlatte für eine "Wertigkeit" einer Kultur ansetzen könnte.
Ich bin von vornherein schon mal skeptisch, wenn es um eine Art "Rangordnung" von Kulturen geht, da in der Vergangenheit schon recht viel Mißbrauch damit betrieben wurde. Man denke nur mal an die Kolonialherren, die auf Grund einer angeblichen Höherwertigkeit von Europäern schamlos indigene Völker ausbeuteten. Vom Hitler-Faschismus will ich erst garnicht reden.
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Keller last neoliberal standing and car of the year 1983!
Anmeldungsdatum: 30.11.2006 Beiträge: 1411
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(#758279) Verfasst am: 29.06.2007, 23:35 Titel: |
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Zitat: | Wenn wir von der Region ausgehen, sind da selten wirklich feste Grenzen (Außer durch die Geographie vorgegebenen, da kommen dann Isolierte Inselvölker ins Spiel - nur, wo gibt es die denn heute noch?). Und dann die Globalisierung etc. |
Mikronesien u.a.
_________________ Voll Bart! Der Award der Deutschen Bartträger Vereinigung
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Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
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(#758282) Verfasst am: 29.06.2007, 23:40 Titel: |
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Kulturen sind sehr wichtig, speziell die besonders schützenswerten Leitkulturen.
Natürlich gibt es auch besonders wertvolle und besonders schrottige Leitkulturen.
_________________ Leben kann tödlich sein
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Esperanto gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.06.2007 Beiträge: 333
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(#758335) Verfasst am: 30.06.2007, 01:35 Titel: Re: Die Wertigkeit von Kulturen |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Wie kann man kulturen miteinander vergleichen, ihren Wert feststellen?
Durch den Wert den sie dem menschlichen Leben, dem Leben überhaupt beimessen?
Durch die Rechte die sie gewähren?
Was denkt ihr sollte man Kulturen überhaupt "werten"? |
Das kommt ganz auf die Kriterien an natürlich. Als Platoniker und Christ werde ich Kulturen natürlich danach beurteilen, inwieweit sie dem Guten-Wahren-Schönen entsprechen bzw. der Gutschönheit. Nazis und Rassenfanatiker werden alles an den Genen festmachen wollen und Libertins an den Freiheiten, die eine bestimmte Gesellschaft gewährt.
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Esperanto gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.06.2007 Beiträge: 333
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(#758338) Verfasst am: 30.06.2007, 01:38 Titel: Re: Die Wertigkeit von Kulturen |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Nergal hat folgendes geschrieben: |
Was denkt ihr sollte man Kulturen überhaupt "werten"? |
Ja, sicher. Warum nicht?
Selbstverständlich ist für mich eine Kultur mehr wert, in der die Rechte des Individuums geachtet werden, als eine solche, in der wegen absurder Vergehen gesteinigt wird.
Selbstverständlich ist für mich eine Kultur mehr wert, die eine vielfältige Literatur hervorgebracht hat, als eine solche, die es bislang nicht mal zu einer Schriftsprache gebracht hat.
Selbstvesrtändlich ist für mich eine Kultur mehr wert, in der Errungenschaften der Zivilisation des Dasein der Menschen erleichtern, als eine solche, in der Rückständigkeit für ein Leben am Rande der Existenzbedingungen sorgt.
usw. |
Wobei mir an primitiven Kulturen ja z.B. gefällt, dass man dort nur soviel arbeitet, wie man zum Essen braucht. Aber schon klar natürlich, dass auf einer solchen reinen Subsistenzgrundlage weder Wissenschaft noch Literatur entstehen kann (die bedürfen ja immer eines Gewinnüberschusses).
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Esperanto gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.06.2007 Beiträge: 333
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(#758341) Verfasst am: 30.06.2007, 01:42 Titel: |
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Forke hat folgendes geschrieben: | Was ist denn überhaupt eine "Kultur"? Kann man eine einzelne Kultur genau abgrenzen?
Und bitte keine Antworten, die irgendwas mit Bakterien oder Pilzen zu tun haben. |
Normalerweise dürfte man unter "Kultur" die Sitten und Gebräuche, die Lebensgewohnheiten einer Ethnie, eines Volkes bzw. eines Großstammes verstehen. "Zivilisation" ist dagegen völkerübergreifend und macht sich am Vorhandensein von Hochreligion, Schrift und Stadt fest (also z.B. die abendländische Zivilisation beruht auf dem Christentum, verwendet die lateinische Schrift und kennt natürlich auch die Stadt).
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Tapuak registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.02.2006 Beiträge: 1264
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(#758459) Verfasst am: 30.06.2007, 10:53 Titel: Re: Die Wertigkeit von Kulturen |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Wie kann man kulturen miteinander vergleichen, ihren Wert feststellen? |
Man kann jedenfalls feststellen, wie stark bestimmte Werte in verschiedenen Gesellschaften verwirklicht sind, und die Gesellschaften in dieser Hinsicht miteinander vergleichen. Z.B. kann man den Wert "Toleranz" nehmen und die Frage stellen "Wie wird in Gesellschaft A und Gesellschaft B auf abweichende Interessen, etwa von Minderheiten, reagiert?", und ähnliche Fragen. So kann man ziemlich objektiv ermitteln, welche Gesellschaft im Hinblick auf diesen Wert leistungsfähiger ist als eine andere.
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hacketaler Frauen ficken ist was für Schwuchteln!
Anmeldungsdatum: 10.02.2005 Beiträge: 6031
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(#758601) Verfasst am: 30.06.2007, 14:33 Titel: Re: Die Wertigkeit von Kulturen |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Nergal hat folgendes geschrieben: |
Was denkt ihr sollte man Kulturen überhaupt "werten"? |
Ja, sicher. Warum nicht?
Selbstverständlich ist für mich eine Kultur mehr wert, in der die Rechte des Individuums geachtet werden, als eine solche, in der wegen absurder Vergehen gesteinigt wird.
Selbstverständlich ist für mich eine Kultur mehr wert, die eine vielfältige Literatur hervorgebracht hat, als eine solche, die es bislang nicht mal zu einer Schriftsprache gebracht hat.
Selbstvesrtändlich ist für mich eine Kultur mehr wert, in der Errungenschaften der Zivilisation des Dasein der Menschen erleichtern, als eine solche, in der Rückständigkeit für ein Leben am Rande der Existenzbedingungen sorgt.
usw. |
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#758606) Verfasst am: 30.06.2007, 14:43 Titel: Re: Die Wertigkeit von Kulturen |
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Esperanto hat folgendes geschrieben: |
Das kommt ganz auf die Kriterien an natürlich. Als Platoniker und Christ werde ich Kulturen natürlich danach beurteilen, inwieweit sie dem Guten-Wahren-Schönen entsprechen |
Hätteste mal lieber Buch I der Rhetorik seines Schülers Aristoteles beachtet.
Das sollte mE hier keine Abwägung zwischen Schön/Häßlich (Festrede) oder das Rechte/Unrechte (Gerichtsrede), sondern zwischen Nützlich/Schädlich (beratende Rede) sein.
Wir wollen aus der Fragestellung ja auch einen möglichen Nutzen für uns selbst ziehen.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#758625) Verfasst am: 30.06.2007, 15:16 Titel: Re: Die Wertigkeit von Kulturen |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Nergal hat folgendes geschrieben: |
Was denkt ihr sollte man Kulturen überhaupt "werten"? |
Ja, sicher. Warum nicht?
Selbstverständlich ist für mich eine Kultur mehr wert, in der die Rechte des Individuums geachtet werden, als eine solche, in der wegen absurder Vergehen gesteinigt wird.
Selbstverständlich ist für mich eine Kultur mehr wert, die eine vielfältige Literatur hervorgebracht hat, als eine solche, die es bislang nicht mal zu einer Schriftsprache gebracht hat.
Selbstvesrtändlich ist für mich eine Kultur mehr wert, in der Errungenschaften der Zivilisation des Dasein der Menschen erleichtern, als eine solche, in der Rückständigkeit für ein Leben am Rande der Existenzbedingungen sorgt.
usw. |
Ich neige zwar auch zu einer solchen Bewertung, aber nur, weil die von Dir genannten Werte für mich eine gewisse Priorität haben. Und das haben sie wiederum zum Teil durch meine biologische und kulturelle Herkunft. Daher finde ich diese Bewertung alles andere als selbstverständlich.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Elisa.beth registrierter User
Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 2344
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(#758633) Verfasst am: 30.06.2007, 15:30 Titel: Re: Die Wertigkeit von Kulturen |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: |
Selbstverständlich ist für mich eine Kultur mehr wert, in der die Rechte des Individuums geachtet werden, als eine solche, in der wegen absurder Vergehen gesteinigt wird.
Selbstverständlich ist für mich eine Kultur mehr wert, die eine vielfältige Literatur hervorgebracht hat, als eine solche, die es bislang nicht mal zu einer Schriftsprache gebracht hat.
Selbstvesrtändlich ist für mich eine Kultur mehr wert, in der Errungenschaften der Zivilisation des Dasein der Menschen erleichtern, als eine solche, in der Rückständigkeit für ein Leben am Rande der Existenzbedingungen sorgt. usw. |
Meine Zustimmung
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#758703) Verfasst am: 30.06.2007, 17:28 Titel: |
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Man könnte noch folgende Kriterien einführen:
- wieviele Opfer von Verteilungsungerechtigkeiten erzeugt eine Kultur.
- wieviele Opfer militärischer Aktivitäten erzeugt die Kultur
Und zwar jeweils intern und extern.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#758740) Verfasst am: 30.06.2007, 18:57 Titel: |
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Oder folgende Kriterien:
- wie alt ist diese Kultur bereits?
- wie erfolgreich verdrängt diese Kultur andere Kulturen?
- wie ähnlich ist diese Kultur meiner eigenen?
- wie zufrieden sind die Angehörigen dieser Kultur durchschnittlich?
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#758743) Verfasst am: 30.06.2007, 19:01 Titel: |
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Wie anpassungsfähig, dynamisch ist die Kultur?
Müsste man heute noch fragen, denke ich.
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hainer frustrierter User
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 2539
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(#758753) Verfasst am: 30.06.2007, 19:16 Titel: |
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Und wie borniert, chauvinistisch und überheblich ist eine Kultur.
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Elisa.beth registrierter User
Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 2344
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(#758765) Verfasst am: 30.06.2007, 19:30 Titel: |
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hainer hat folgendes geschrieben: | Und wie borniert, chauvinistisch und überheblich ist eine Kultur. |
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Komodo Maggots!
Anmeldungsdatum: 27.05.2005 Beiträge: 4588
Wohnort: 2Fort
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(#758884) Verfasst am: 30.06.2007, 23:31 Titel: |
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Selbstverständlich kann man eine Kultur bewerten.
Ich würde als Kriterium für den Wert vor allem die Fortschrittlichkeit in Hinblick auf die Ethik nehmen, in der die Rechte eines Menschen auf seine Gesundheit und sein Leben mehr Wert sind als das, was zum Beispiel ihre Mytologie verlangt und nicht selbst nurt auf Mytologie basiert, also beliebig ist.
Eine Gesellschaft, die unserer Technisch überlegen ist aber Ethisch von religiösen Fanatikern geführt wird wäre unserer Kultur dadurch unterlegen. In diesem Zusammenhang kann es natürlich auch so sein, dass eine Gesellschaft mit einem steinzeitlichen Technologiestand unserer Kultur überlegen ist. Dafür müsste es zum Beispiel bei ihnen aus ethsichen Gründen heraus Sterbehilfe geben.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#758894) Verfasst am: 01.07.2007, 00:07 Titel: Re: Die Wertigkeit von Kulturen |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Wie kann man kulturen miteinander vergleichen, ihren Wert feststellen?
Durch den Wert den sie dem menschlichen Leben, dem Leben überhaupt beimessen?
Durch die Rechte die sie gewähren?
Was denkt ihr sollte man Kulturen überhaupt "werten"? |
Ich wuerde davon abraten, weil die Menschen allgemein dazu neigen, in dieser Frage zu dem exakt gleichen Resultat zu gelangen: Die eigene Kultur ist die wertvollste aller Kulturen und verglichen mit der sind die anderen Kulturen alle minderwertig.
Warum reicht es eigentlich nicht aus zu sagen, dass die vielen Kulturen alle verschieden voneinander sind und man von "objektiven" Wertungen besser Abstand nimmt?
Das ist wie mit den Kindern, wenn man mehrere davon hat. Welche Mutter wuerde da schon eine Rangliste aufstellen, welches Kind das wertvollste ist und welches das wertloseste? Und vor allem, was wuerden wir von einer solchen Mutter halten?
Gruss, Bernie
_________________ Defund the gender police!!
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Komodo Maggots!
Anmeldungsdatum: 27.05.2005 Beiträge: 4588
Wohnort: 2Fort
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(#758909) Verfasst am: 01.07.2007, 00:40 Titel: |
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Naja, wenn du schon Kinder mit Kulturen vergleichst, solltes du da villeicht wirklich nichts bewerten.
Oder anders gesagt, der Vergleich hinkt nicht, sondern hat eher garkeinen Beine...
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Esperanto gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.06.2007 Beiträge: 333
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(#758915) Verfasst am: 01.07.2007, 00:59 Titel: Re: Die Wertigkeit von Kulturen |
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Evilbert hat folgendes geschrieben: | Esperanto hat folgendes geschrieben: |
Das kommt ganz auf die Kriterien an natürlich. Als Platoniker und Christ werde ich Kulturen natürlich danach beurteilen, inwieweit sie dem Guten-Wahren-Schönen entsprechen |
Hätteste mal lieber Buch I der Rhetorik seines Schülers Aristoteles beachtet.
Das sollte mE hier keine Abwägung zwischen Schön/Häßlich (Festrede) oder das Rechte/Unrechte (Gerichtsrede), sondern zwischen Nützlich/Schädlich (beratende Rede) sein.
Wir wollen aus der Fragestellung ja auch einen möglichen Nutzen für uns selbst ziehen. |
Deswegen sind die Kulturen für mich die nützlichsten, die der Gutschönheit zum Siege verhelfen. Mit der Toleranz habe ich es nicht so.
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Esperanto gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.06.2007 Beiträge: 333
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(#758918) Verfasst am: 01.07.2007, 01:01 Titel: Re: Die Wertigkeit von Kulturen |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: | Nergal hat folgendes geschrieben: | Wie kann man kulturen miteinander vergleichen, ihren Wert feststellen?
Durch den Wert den sie dem menschlichen Leben, dem Leben überhaupt beimessen?
Durch die Rechte die sie gewähren?
Was denkt ihr sollte man Kulturen überhaupt "werten"? |
Ich wuerde davon abraten, weil die Menschen allgemein dazu neigen, in dieser Frage zu dem exakt gleichen Resultat zu gelangen: Die eigene Kultur ist die wertvollste aller Kulturen und verglichen mit der sind die anderen Kulturen alle minderwertig.
Warum reicht es eigentlich nicht aus zu sagen, dass die vielen Kulturen alle verschieden voneinander sind und man von "objektiven" Wertungen besser Abstand nimmt?
Das ist wie mit den Kindern, wenn man mehrere davon hat. Welche Mutter wuerde da schon eine Rangliste aufstellen, welches Kind das wertvollste ist und welches das wertloseste? Und vor allem, was wuerden wir von einer solchen Mutter halten?
Gruss, Bernie |
Jedenfalls kannst du in einer islamischen Kultur nicht gleichgeschlechtlich heiraten z.B. Für Leute, die gleichgeschlechtlich heiraten wollen, ist so eine Kultur also sicher minderwertig.
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Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
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(#758921) Verfasst am: 01.07.2007, 01:09 Titel: Re: Die Wertigkeit von Kulturen |
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Esperanto hat folgendes geschrieben: |
Jedenfalls kannst du in einer islamischen Kultur nicht gleichgeschlechtlich heiraten z.B. Für Leute, die gleichgeschlechtlich heiraten wollen, ist so eine Kultur also sicher minderwertig. |
Ich halte christliche Kulturen auch für minderwertig
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16342
Wohnort: Arena of Air
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(#758932) Verfasst am: 01.07.2007, 01:45 Titel: |
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Da kommt mir etwa die Typologie von Hofstede in den Sinn, nach der Kulturen sich insbesondere anhand von Merkmalsausprägungen von fünf Dimensionen unterscheiden lassen sollen (die Dimensionen überschneiden sich offenbar zum Teil) (Welge/Holtbrügge, "Internationales Management", 3.Auflage 2003, S.195ff.):
Machtdistanz ist das Ausmaß, in dem eine Kultur ungleich verteilte Macht akzeptiert. Eine Kultur mit hoher Machtdistanz wird zu einer starken Hierarchiebildung und starker Betonung von Autorität tendieren, während eine Kultur mit niedriger Machtdistanz eher zu flachen Hierarchien tendiert. (Werte für ausgewählte Länder: Deutschland 35, USA: 46, Japan: 54, China: 80)
Unsicherheitsvermeidung ist das Ausmaß, in dem sich eine Gesellschaft durch mehrdeutige Situationen bedroht fühlt und formale Mechanismen konstruiert, um diese zu vermeiden. Kulturen mit hoher Unsicherheitsvermeidung haben häufig starre Glaubens- und Verhaltensrichtilinien, während Kulturen mit niedriger Unsicherheitsvermeidung eine größere Toleranz gegenüber Abweichungen und eine geringere Streßneigung haben. (China: 40, USA: 46, Deutschland: 65, Japan: 92)
Individualismus bezeichnet den Stellenwert der Selbstverwirklichung des Individuums in einer Kultur. Kulturen mit niedrigem Individualismus (kollektivistische Kulturen) betonen eher soziale Beziehungen und sanktionieren Verstöße gegen gesellschaftliche Regeln eher durch Scham, während hoch individualistische Kulturen zwar einerseits mehr Chancengleichheit versprechen, andererseits aber auch soziale Beziehungen dem persönlichen Fortkommen unterordnen und Verstöße durch Schuldzuweisung sanktionieren. (China: 15, Japan: 46, Deutschland: 67, USA: 91)
Maskulinität bezeichnet den Stellenwert materieller Werte und des Leistungsprinzips in der Gesellschaft. Maskuline Kulturen sind stark konfliktorientiert, während feminine Kulturen eher auf eine hohe Lebensqualität und soziale Beziehungen ausgerichtet sind. ([zum Vergleich: Schweden: 5], China: 50, USA: 62, Deutschland: 66, Japan: 95)
Langfristige Orientierung bezeichnet das Ausmaß, in dem in einer Kultur langfristige Planungen angestellt werden. Langfristig orientierte Kulturen halten Werte wie Ausdauer und Beharrlichkeit hoch und sind stark von Traditionen geprägt, während kurzfristig orientierte Kulturen durch eine höhere Flexibilität und eine hohe Konsumneigung gekennzeichnet sind. (USA: 29, Deutschland: 31, Japan: 80, China: 114)
Allerdings muß man festhalten, daß die Erhebung, aufgrund derer Hofstede dieses Kulturmodell aufstellte, schon fast 40 Jahre alt ist und auch eher Eigenschaften von Ländern als von Kulturen abbildet. Andere Analysen liefern auch ganz andere Einschätzungen, so etwa, daß Deutschland ein sehr hierarchisch strukturiertes Land sei. Oder ein chinesischer Kommilitone meinte mal, daß die chinesischen Traditionen ja von Menschen gemacht seien und auch als menschengemacht und damit grundsätzlich als hinterfragbar und veränderbar betrachtet würden, während in der Historie über den westlichen Traditionen immer der unhinterfragbare Gott schwebte und eine Änderung evtl. dadurch konterkariert wurde, daß sie ja ein Sakrileg darstellte und göttliche Strafe nach sich zöge. Demnach sei die chinesische Kultur sogar flexibler als die westliche.
Nun gibt es die These, daß Kulturen grundsätzlich nicht miteinander vergleichbar seien und man vielmehr versuchen sollte, die Auffassungen, die in einer Kultur dargestellt werden, aus der Entwicklung einer Kultur zu verstehen (vgl. a.a.O., S.36). Und auch diese Dimensionen weisen vielleicht schon darauf hin, daß man "per se" keine Wertigkeit von Kulturen eröffnen und eine Kultur grundsätzlich als "besser" oder als "schlechter" beurteilen kann.
Was die Bewertung dieser kulturellen Auffassungen angeht, kann man natürlich durchaus differenzieren. So gibt es Bereiche, die durchaus von einer Kultur geregelt werden oder auch situationsabhängig gehandhabt werden können, allgemeine ethische Prinzipien müssen allerdings von und in jeder Gesellschaft akzeptiert werden (vgl. a.a.O., S.328ff.).
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#758959) Verfasst am: 01.07.2007, 03:45 Titel: |
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Ich persönlih würde Kulturen nicht wie BB mit Kindern vergleichen gelegentlich gibt es ja doch welche die man zubaggern sollte, und Kinder, seien sie noch so mißraten darf man ja nicht zubaggern.
Ich denke aber nicht das eine technisch weit fortgeschrittene Kultur unbedingt überlegen ist es zählt wie viele bereits erwähnt haben die Lebensqualität und dabei könnte uns durchaus ein Stamm von Buschmännern überlegen sein.
Was die Bewertung angeht so bin ich mit Epikur und Bentham die als Ziel die Vermeidung von Leid sehen, dh eine Kultur ist um so mehr wert desto weniger Leid sie hervorbringt.
Am Anfang der Skala sehe ich den zufriedenen Menschen dessen Versorgung, Bildung, Freiheit gesichert ist und der psychisch unbelastet ist, am Ende der Skala ist der Tod dh Alles was einen solchen hervorruft (Hinrichtungen, Zwangsarbeit, Hunger, Krieg, ...).
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#758996) Verfasst am: 01.07.2007, 10:20 Titel: |
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Nergal hat folgendes geschrieben: |
Ich denke aber nicht das eine technisch weit fortgeschrittene Kultur unbedingt überlegen ist es zählt wie viele bereits erwähnt haben die Lebensqualität und dabei könnte uns durchaus ein Stamm von Buschmännern überlegen sein.
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Das könnte sein, aber ich bezweifle es. Die wenigsten würden freiwillig in einer Buschmann-Kultur leben wollen, wenn sie es sich aussuchen könnten.
Nergal hat folgendes geschrieben: | Am Anfang der Skala sehe ich den zufriedenen Menschen dessen Versorgung, Bildung, Freiheit gesichert ist und der psychisch unbelastet ist, |
Nicht vergessen sollte manden Umstand, in wie weit es eine Kultur dem Individuum ermöglicht, seine Potentiele auszuschöpfen. Eine Kultur, die das ermöglicht, ist zwangsläufig einer überlegen, die das nicht tut. Schließt man z.B. Frauen aus den gesellschaftlichen Leben aus, wie es im Islam der Fall ist, heißt das nichts anderes, als daß das Potential der Hälfte der Bevölkerung brach liegt. Das kann, völlig unabhängig von ethischen Erwägungen, nur nachteilig sein.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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