Freigeisterhaus Foren-Übersicht
 FAQFAQ   SuchenSuchen   MitgliederlisteMitgliederliste   NutzungsbedingungenNutzungsbedingungen   BenutzergruppenBenutzergruppen   LinksLinks   RegistrierenRegistrieren 
 ProfilProfil   Einloggen, um private Nachrichten zu lesenEinloggen, um private Nachrichten zu lesen   LoginLogin 

Ein paar aktuelle Hinweise zum Thema Kreationismus und ID
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3 ... 59, 60, 61 ... 152, 153, 154  Weiter
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   Drucker freundliche Ansicht    Freigeisterhaus Foren-Übersicht -> Wissenschaft und Technik
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Darwin Upheaval
Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator



Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden

Beitrag(#762649) Verfasst am: 06.07.2007, 15:58    Titel: Antworten mit Zitat

Hier eine relativ neue dpa-Meldung zu Wolffs Vorstoß, religiöse Aspekte fächerübergreifend zu unterrichten. Selbst Parteifreunde gehen inzwischen auf Distanz sowie der Chemie-Nobelpreisträger Hartmut Michel:

FR-online hat folgendes geschrieben:
"Kein Raum für Mythen"

Wissenschaftler kritisieren Ministerin Wolff

_________________
"Science is a candle in the dark." - Carl Sagan

www.ag-evolutionsbiologie.de
www.facebook.com/AGEvolutionsbiologie
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Alchemist
registrierter User



Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#762657) Verfasst am: 06.07.2007, 16:08    Titel: Antworten mit Zitat

Aus dem Artikel:

Zitat:
Selbst Parteifreunde gehen auf Distanz: Wissenschaft und Glaube dürften nicht vermischt werden, sagte Wolffs saarländischer Kollege Jürgen Schreier, sonst gerate man gegenüber fundamentalistischen Muslimen in Argumentationsnot.



Ist das die einzige Sorge, die diesen Herren diesbezüglich plagt?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Darwin Upheaval
Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator



Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden

Beitrag(#762669) Verfasst am: 06.07.2007, 16:23    Titel: Antworten mit Zitat

Alchemist hat folgendes geschrieben:
Aus dem Artikel:

Zitat:
Selbst Parteifreunde gehen auf Distanz: Wissenschaft und Glaube dürften nicht vermischt werden, sagte Wolffs saarländischer Kollege Jürgen Schreier, sonst gerate man gegenüber fundamentalistischen Muslimen in Argumentationsnot.



Ist das die einzige Sorge, die diesen Herren diesbezüglich plagt?


Keine Ahnung, warum sie von den Muslimen-Fundis reden. Der einzige, den ich kenne und der hierzulande eine gewisse Rolle spielt, ist Adnan Oktar (alias Harun Yahya). Aber was er schreibt, ist so daneben, dass selbst die bei W+W im Vergleich dazu ein konsistentes Weltbild vertreten.

Vermutlich hat sich noch nicht herumgesprochen, dass hierzulande eher die rechtskonservativen und fundamentalistischen Christen den Ton angeben. Einerseits ein gutes Zeichen, weil das zeigt, dass Antievolutionismus (noch?) keine so große Rolle spielt, wie in den USA. Andererseits natürlich ein bisschen blauäugig, weil man doch seit den Vorkommnissen in Gießen eigentlich wissen müsste, was sich so alles im Hintergrund ereignet, und dass die Evolutionsgegner mehr unternehmen, als nur zu argumentieren.
_________________
"Science is a candle in the dark." - Carl Sagan

www.ag-evolutionsbiologie.de
www.facebook.com/AGEvolutionsbiologie
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Halligstorch
Skeptischer Schwärmer



Anmeldungsdatum: 02.02.2006
Beiträge: 1210

Beitrag(#762677) Verfasst am: 06.07.2007, 16:32    Titel: Antworten mit Zitat

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Keine Ahnung, warum sie von den Muslimen-Fundis reden. Der einzige, den ich kenne und der hierzulande eine gewisse Rolle spielt, ist Adnan Oktar (alias Harun Yahya). Aber was er schreibt, ist so daneben, dass selbst die bei W+W im Vergleich dazu ein konsistentes Weltbild vertreten.

Vermutlich hat sich noch nicht herumgesprochen, dass hierzulande eher die rechtskonservativen und fundamentalistischen Christen den Ton angeben. Einerseits ein gutes Zeichen, weil das zeigt, dass Antievolutionismus (noch?) keine so große Rolle spielt, wie in den USA. Andererseits natürlich ein bisschen blauäugig, weil man doch seit den Vorkommnissen in Gießen eigentlich wissen müsste, was sich so alles im Hintergrund ereignet, und dass die Evolutionsgegner mehr unternehmen, als nur zu argumentieren.


Die freiheitlichen Errungenschaften der Aufklärung müssen mit unvermeidbarer Härte (Wehret den Anfängen!) gegen fundamentalische Angriffe verteidigt werden:



Gruß

Halligstorch
_________________
»Monotheisten, Fundamentalisten, Kreationisten sind nur dann gefährlich, wenn sie sich von der Intoleranz heutiger Atheisten anstecken lassen und wie diese Atheisten auf eine einzige Wahrheit für alle bestehen.«
Richard Rorty, amerikanischer Philosoph

http://www.kritische-naturgeschichte.de
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Alchemist
registrierter User



Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#762679) Verfasst am: 06.07.2007, 16:35    Titel: Antworten mit Zitat

Kann mir einer mal kurz erklären, was halligstorch eigentlich darstell?

Kreationist? kurz-oder langzeit? ID-ler?

Evolutionstheoriegegner? was für einer?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#762684) Verfasst am: 06.07.2007, 16:40    Titel: Antworten mit Zitat

Markus Nees hat folgendes geschrieben:
Keine Ahnung ob Wittgenstein der Standard ist, ...

da Du Dich auf Wittgenstein berufen hast, dachte ich, Du wüsstest das. Ich denke, dass das für die Frage, um die es hier geht keine Rolle spielt.

Markus Nees hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Wenn Du auf diesem Niveau argumentieren musst, bist Du an der Schule natürlich an der falschen Baustelle.

Sorry, aber für tiefgreifende Auseinandersetzungen mit einem Thema ist die Schule immer die falsche Baustelle, deswegen schreibt sie sich ja auch die Wissensvermittlung (und die persönliche Reifung) auf die Fahnen.

Genau. Wir reden ja gerade darüber, wie man das unter einen Hut bekommt.

Markus Nees hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Die Frage ist, was man gewinnt, wenn man Kästchendenken betreibt ('im Fach Biologie machen wir Fachwissenschaft und sonst nichts'). Abgesehen davon, dass das nicht lehrplankonform ist, ist das die sicherste Möglichkeit, dass Schüler Probleme bekommen, falls sie mit Evolutionsgegnern konfrontiert werden. Die fallen dann aus allen Wolken, wenn ihnen jemand klar macht, wie problematisch viele Details dessen sind, was sie gelernt haben.

Stimmt natürlich auch, vielleicht sollte man einfach versuchen den Schülern zu vermitteln, dass naturwissenschaftliche Aussagen immer vorläufige sind, und wie diese erworben wurden. Vielleicht sollte man auch noch anmerken, dass wenn die ET in 50Jahren widerlegt werden sollte, war sie dennoch zu unserer Zeit korrekt.

So sehe ich das auch, ich gehe von 'zeitkernigen Gültigkeiten' aus, also einem Standard, der sich ändern kann.

Die Ausgangsfrage war ja, ob es diesbezüglich Sinn macht, Schöpfungslehren im Biologie-Unterricht zu behandeln. Mein Problem ist, dass ich gar nicht im Wortlaut kenne, was meine Chefin gesagt hat. Ich habe mich durch Dutzende von Artikeln gelesen und bin eigentlich immer noch nicht schlauer geworden. Jeder beleuchtet das Problem aus seiner Warte, und ich bin mir gar nicht sicher, ob hier nicht auch oft Menschen aneinander vorbei reden. Jeder pickt sich dann das heraus, was ihm in den Kram passt.

Nur ein Beispiel: Leggewie, den ich von einem Vortrag her kenne, hat sich sehr deutlich in einem Interview geäußert. Aus dem kann sich nun jeder herauspicken, was ihm passt. Auf der einen Seite drischt er vehement auf Wolff ein (und zwar so gut wie ausschließlich aus 'staatsrechtlichen' Gründen), auf der anderen Seite unterstellt er den aufrechten Kreationismusbekämpfern dieselben Fundi-Strukturen wie deren Gegnern, dann liegt er vollkommen falsch damit, dass man 14-15 jährige Schüler angeblich zwischen zwei Vorstellungen (Evolution oder biblische Schöpfung) wählen lässt (bestenfalls im Religionsunterricht, denn in diesem Alter steht Evolution nicht in Biologie auf dem Lehrplan), und auch sonst noch kann man viel gut und schlecht in dem finden, was er sagt. Er ist halt Soziologe und sieht das, was Frau Wolff gesagt hat oder nicht unter einem vollkommen anderen Aspekt als ein Evolutionsbiologe.

Ich denke, dass Frau Wolff die Pflicht hat, sehr klar zu äußern, was sie eigentlich konkret vertritt. Vorher macht eine inhaltliche Debatte keinen Sinn.
_________________
Ein seliges und unvergängliches Wesen (die Gottheit) trägt weder selbst Mühsal, noch belädt es ein anderes Wesen damit. Darum kennt es weder Zorn noch Wohlwollen. Dergleichen gibt es nur bei einem schwachen Wesen. (Epikur)

Der Christengott ist immens schwach!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Algol
Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia



Anmeldungsdatum: 22.06.2006
Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin

Beitrag(#762688) Verfasst am: 06.07.2007, 16:44    Titel: Antworten mit Zitat

Alchemist hat folgendes geschrieben:
Kann mir einer mal kurz erklären, was halligstorch eigentlich darstell?

Kreationist? kurz-oder langzeit? ID-ler?

Evolutionstheoriegegner? was für einer?

Schulterzucken
Ist das wichtig für Dich?
_________________
Leben kann tödlich sein
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Darwin Upheaval
Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator



Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden

Beitrag(#762737) Verfasst am: 06.07.2007, 17:28    Titel: Antworten mit Zitat

Gestern erläuterte Wolff ihre Thesen noch einmal in einer Aktuellen Stunde des Landtags. Danach müsse der
Biologieunterricht
auch "vermitteln, dass es Grenzen der Erkenntnis, des Wissens gibt". Jenseits dieser Grenzen seien "andere Ebenen des Denkens und des Glaubens gefragt".

Also beginnen jenseits der (derzeitigen?) "Erkenntnisgrenze" die "Erkenntnismethoden" der Religion zu greifen, und das soll allen Ernstes im Biologieunterricht vermittelt werden? Das erinnert mich an die instruktiven Warnhinweise, die in den USA verschiedentlich auf Evolutionslehrbücher aufgeklebt worden sind: "This textbook contains material on evolution. Evolution is a theory, not a fact, regarding the origin of living things.".

http://www.welt.de/politik/article1000661/Evangelische_Kirche_gegen_Bibel_im_Fach_Biologie.html?r=RSS


Zitat:
Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hingegen verteidigt seine Kultusministerin. Er sagte gestern, im Biologieunterricht müsse die Beschäftigung mit philosophischen und theologischen Aussagen die naturwissenschaftliche Diskussion ergänzen.


Warum fordert man eigentlich nicht die "Ergänzung" des Religionsunterrichts durch fundierte wissenschaftstheoretische Aussagen sensu Mahner & Bunge oder Kanitscheider?

Teufel
_________________
"Science is a candle in the dark." - Carl Sagan

www.ag-evolutionsbiologie.de
www.facebook.com/AGEvolutionsbiologie
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Alchemist
registrierter User



Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#762742) Verfasst am: 06.07.2007, 17:33    Titel: Antworten mit Zitat

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Gestern erläuterte Wolff ihre Thesen noch einmal in einer Aktuellen Stunde des Landtags. Danach müsse der
Biologieunterricht
auch "vermitteln, dass es Grenzen der Erkenntnis, des Wissens gibt". Jenseits dieser Grenzen seien "andere Ebenen des Denkens und des Glaubens gefragt".


Mit dieser Argumentation müsste man auch konsequenterweise auch religiöse Ansichten im Physikunterricht fordern.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Kival
Profeminist Ghost



Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#762743) Verfasst am: 06.07.2007, 17:34    Titel: Antworten mit Zitat

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Warum fordert man eigentlich nicht die "Ergänzung" des Religionsunterrichts durch fundierte wissenschaftstheoretische Aussagen sensu Mahner & Bunge oder Kanitscheider?

Teufel


Weil man da wüsste, dass man mit einer vernünftigen Behandlung des Themas, seinem Klientel - den Kirchenbesuchern - ans Bein pinkeln würde. Außerdem könnte es passieren, dass Schüler in der Schule (EDIT: umfassendes, nicht nur auf NW bezogenes) kritisches Denken gelehrt bekommen würden, eine schreckliche - gefährliche - Vorstellung.
_________________
"A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)


Zuletzt bearbeitet von Kival am 06.07.2007, 17:35, insgesamt einmal bearbeitet
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Alchemist
registrierter User



Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#762744) Verfasst am: 06.07.2007, 17:34    Titel: Antworten mit Zitat

Algol hat folgendes geschrieben:
Alchemist hat folgendes geschrieben:
Kann mir einer mal kurz erklären, was halligstorch eigentlich darstell?

Kreationist? kurz-oder langzeit? ID-ler?

Evolutionstheoriegegner? was für einer?

Schulterzucken
Ist das wichtig für Dich?


Ja, weil ich halligstorch nur als Evo-kritiker hier sehe, und ich gerne wissen würde, was er denn für eine bessere Alternative zu bieten hätte.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Konrad
auf eigenen Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 01.06.2007
Beiträge: 1528

Beitrag(#762752) Verfasst am: 06.07.2007, 17:41    Titel: Antworten mit Zitat

Alchemist hat folgendes geschrieben:
Algol hat folgendes geschrieben:
Alchemist hat folgendes geschrieben:
Kann mir einer mal kurz erklären, was halligstorch eigentlich darstell?

Kreationist? kurz-oder langzeit? ID-ler?

Evolutionstheoriegegner? was für einer?

Schulterzucken
Ist das wichtig für Dich?


Ja, weil ich halligstorch nur als Evo-kritiker hier sehe, und ich gerne wissen würde, was er denn für eine bessere Alternative zu bieten hätte.


Mich interessiert es auch. Ich habe auf seiner Homepage vor allem Artikel gegen etwas gesehen aber keine für etwas.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
ChristopherSaint
Juveniler präpotenter Jüngling



Anmeldungsdatum: 20.03.2007
Beiträge: 226

Beitrag(#762768) Verfasst am: 06.07.2007, 18:00    Titel: Antworten mit Zitat

pyrrhon hat folgendes geschrieben:
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Dein Schweigen ist nur eine Bestätigung meiner Argumentation.

So sehe ich das eigentlich auch.


Wo wir schon beim inhaltslosen Partei-ergreifen sind:
Ich nicht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Ölbendölp
junger, adretter Kreazzicrank



Anmeldungsdatum: 27.01.2005
Beiträge: 514
Wohnort: Sachsen

Beitrag(#762806) Verfasst am: 06.07.2007, 18:41    Titel: Antworten mit Zitat

ChristopherSaint hat folgendes geschrieben:
pyrrhon hat folgendes geschrieben:
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Dein Schweigen ist nur eine Bestätigung meiner Argumentation.

So sehe ich das eigentlich auch.


Wo wir schon beim inhaltslosen Partei-ergreifen sind:
Ich nicht.


Ich auch nicht.
_________________
Was ich nicht fangen kann, ist kein Fisch.

PIRATEN an die Macht!

Evolution und Schöpfung
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Schlaufuchs
registrierter User



Anmeldungsdatum: 17.05.2007
Beiträge: 46

Beitrag(#762878) Verfasst am: 06.07.2007, 19:49    Titel: Antworten mit Zitat

Die Diskussion scheint ja munter weiter über Frau Wulff zu gehen. Aber ich würde El Schwalmo und Markus Nees doch gerne etwas fragen. Ich habe beobachtet, dass in der Evolution/Schöpfungs Debatte häufig vom Naturalismus als philosophische Grundlage der Naturwissenschaften die Rede ist. Und das scheint ihr ja auch beide so zu sehen. Ich bin davon ehrlich gesagt doch recht überrascht.
Naturalismus ist in meinen Augen in erster Linie eine erkenntnistheoretische Position. In der klassischen Form vielleicht eine materialistische und in moderner Form eine Position, in der man den Erkenntnissen der Naturwissenschaft Priorität vor allen anderen Formen der Erkenntnis einräumt. Mit anderen Worten: die Naturwissenschaften sind die primäre Methode der Erkenntnisgewinnung für einen Naturalisten. Insgesamt ist die naturalistische Position denke ich eine Gegenposition einer aprioristischen Position.
Die philosophische Basis der Wissenschaften bildet hingegen die Wissenschaftstheorie. Diese hat sowohl normativen als auch deskriptiven Charakter.
Selbstverständlich fließen in die gesetzten Normen auch erkenntnistheoretische Positionen ein. Für eine naturalistische Position im modernen Sinne ergibt das dann schon philosophische Probleme. Grundsätzlich ist es aber so, dass man keine vollständig gemeinsame erkenntnistheoretische Basis für die Wissenschaftstheorie braucht. Für eine realistische Wissenschaftstheorie ist lediglich die Formulierung eines minimalen gemeinsamen erkenntnistheoretischen Konsenses erforderlich. Aus diesem folgen dann einige generelle Methoden. Und die Hauptströmungen die dann zu den verschiedenen Positionen der heutigen Wissenschaftstheorie geführt haben sind dann eben klassischerweise Empirismus und Realismus von Naturalismus habe ich in diesem Zuisammenhang eigentlich noch nie gehört.
Die Wissenschaftstheorie insgesamt oder vielleicht besser die Wissenschaftsphilosophie hat sich natürlich die Frage zu stellen, welcher Erkenntniswert wissenschaftlichen Erkenntnissen zukommt.
Insbesondere hier unterscheiden sich die verschiedenen Positionen der Wissenschaftstheorie dann zum Teil deutlich. Und erst hier spielt dann die Frage naturalistisch oder nicht eine Rolle.
Eine Haltung wie der strukturelle Realismus z.B. muss damit keineswegs im Konflikt mit einer religiösen Position stehen.
Würde man den Naturalismus als Grundlage der Naturwissenschaft wählen, so hätte man einen Induktionsschluss gemacht. Und man würde die Fallibilibisimusvoraussetzung verletzen. Daher ist der Naturalismus nicht die Grundlage der Wissenschaften so wie sie die Wissenschaftstheorie in meinen Augen im allgemeinen versteht. Und insbesondere ist Intelligent Design daher nicht deshalb schon von vorneherein nicht wissenschaftlich weil es nicht naturalistisch ist.
Ich bin natürlich kein Philosoph aber der Aufsatz über Naturalismus bei Wikipedia sagt eigentlich genau alles das über Naturalismus wie ich es mir vorgestellt habe. Und ein Freund von mir hat in Philosophie bei einem Wissenschaftstheoretiker promoviert und ich habe schon einige male mit ihm über Wissenschaftstheorie diskutiert und von Naturalismus als Fundament der Naturwissenschaften war da nie die Rede (oder wenn dann wohl immer nur als ich schon unterm Tisch lag) zwinkern .
Vielleicht kann mich mal jemand aufklären ob ihr da was ganz anderes meint als ich.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Kival
Profeminist Ghost



Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#762884) Verfasst am: 06.07.2007, 19:52    Titel: Antworten mit Zitat

@Schlaufuchs

Wie soll die Naturwissenschaft denn "übernatürliche" Phänomene untersuchen? Abgesehen davon, wie sinnvoll dieser Begriff Übernatürlichkeit überhaupt sein soll, ist die Methodik der Naturwisseschaft m. E. deswegen zwangsweise naturalistisch, weil sie naturgesetzliche Zusammenhänge untersucht.

EDIT: Ich bin allerdings weder Markus noch El Schwalmo Lachen
_________________
"A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#762921) Verfasst am: 06.07.2007, 20:35    Titel: Antworten mit Zitat

Schlaufuchs hat folgendes geschrieben:
... gerne etwas fragen. Ich habe beobachtet, dass in der Evolution/Schöpfungs Debatte häufig vom Naturalismus als philosophische Grundlage der Naturwissenschaften die Rede ist.

willst Du nicht lieber Darwin Upheavals Meinung dazu hören?

Du kannst wahlweise auch das Original

Mahner, M.; Bunge, M. (2000) 'Philosophische Grundlagen der Biologie' Berlin; mult., Springer

lesen, oder einfach Deinen Freund fragen, ob ihm diese Autoren bekannt sind.
_________________
Ein seliges und unvergängliches Wesen (die Gottheit) trägt weder selbst Mühsal, noch belädt es ein anderes Wesen damit. Darum kennt es weder Zorn noch Wohlwollen. Dergleichen gibt es nur bei einem schwachen Wesen. (Epikur)

Der Christengott ist immens schwach!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Kival
Profeminist Ghost



Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#762925) Verfasst am: 06.07.2007, 20:39    Titel: Antworten mit Zitat

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Schlaufuchs hat folgendes geschrieben:
... gerne etwas fragen. Ich habe beobachtet, dass in der Evolution/Schöpfungs Debatte häufig vom Naturalismus als philosophische Grundlage der Naturwissenschaften die Rede ist.

willst Du nicht lieber Darwin Upheavals Meinung dazu hören?


Was soll das?

Zitat:
Du kannst wahlweise auch das Original

Mahner, M.; Bunge, M. (2000) 'Philosophische Grundlagen der Biologie' Berlin; mult., Springer

lesen, oder einfach Deinen Freund fragen, ob ihm diese Autoren bekannt sind.


Oder auch Die Natur der Dinge von eben jenen Autoren oder etwas von Kanitscheider oder Vollmer...
_________________
"A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Mr Schnuffi
Faule Schäfer haben gute Hunde.



Anmeldungsdatum: 18.02.2007
Beiträge: 827

Beitrag(#762951) Verfasst am: 06.07.2007, 21:10    Titel: Antworten mit Zitat

Naja Philosoph (und El Schwalmo) bin ich auch nicht, aber ich denke schon, dass der Naturalismus die philosophische Grundlage der modernen Naturwissenschaften ist (wobei es wohl eine Henne-Ei-Problematik gibt). Ich spekuliere mal: der Naturalismus ist ein Produkt des naturwissenschaftlichen Erfolgs, der zu einer Weltsicht führte, die man als Naturalismus bezeichnet.
Der Naturalismus geht unter anderem von der Nichtexistenz von Wundern, Geistern und Göttern aus. Wenn ich dies nicht tue, wird es meiner Meinung nach schwierig, überhaupt naturwissenschaftliche Forschung zu betreiben, da Götter und Wunder den Naturgesetzen nicht unterworfen sind. Gäbe es jetzt Wunder kann ich nicht mehr behaupten, dass die Erkenntnisse bsp der Physik universellen Charakter haben. Forschungsgebiete wie die Evolutionstheorie gehen davon aus, dass die Kräfte, die Welt und Organismen formten, konstant sind, vom Anbeginn bis heute unverändert, all dies lässt sich nur in einem naturalistischen Weltbild behaupten.

Du (schlaufuchs) hast ja auch geschrieben, dass Realismus und Empirismus die Grundlagen bilden, im Text von Wikipedia sind diese ja als Charakteristika von naturalistischen Positionen aufgeführt.

Ich würde sagen, dass die Erkenntnistheorie eher die Methoden und die Fragestellung in der Naturwissenschaft untersucht und weiterentwickelt. Heute orientieren sich die Naturwissenschaften stark an Popper, allerdings gab es Naturwissenschaften schon davor. Francis Bacon gilt, glaube ich, als Vater der Naturwissenschaften.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Darwin Upheaval
Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator



Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden

Beitrag(#763396) Verfasst am: 07.07.2007, 11:57    Titel: Antworten mit Zitat

Ölbendölp hat folgendes geschrieben:
ChristopherSaint hat folgendes geschrieben:
pyrrhon hat folgendes geschrieben:
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Dein Schweigen ist nur eine Bestätigung meiner Argumentation.

So sehe ich das eigentlich auch.


Wo wir schon beim inhaltslosen Partei-ergreifen sind:
Ich nicht.


Ich auch nicht.

*hätschel*
_________________
"Science is a candle in the dark." - Carl Sagan

www.ag-evolutionsbiologie.de
www.facebook.com/AGEvolutionsbiologie


Zuletzt bearbeitet von Darwin Upheaval am 10.07.2007, 20:57, insgesamt einmal bearbeitet
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Ölbendölp
junger, adretter Kreazzicrank



Anmeldungsdatum: 27.01.2005
Beiträge: 514
Wohnort: Sachsen

Beitrag(#763455) Verfasst am: 07.07.2007, 13:57    Titel: Antworten mit Zitat

Zwei neue Beiträge auf dem Ins-Mittelalter-Zurückstürz-Blog: Klick mich!
_________________
Was ich nicht fangen kann, ist kein Fisch.

PIRATEN an die Macht!

Evolution und Schöpfung
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Schlaufuchs
registrierter User



Anmeldungsdatum: 17.05.2007
Beiträge: 46

Beitrag(#764215) Verfasst am: 08.07.2007, 19:13    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Kival, Hallo Mr. Schnuffi,

El Schwalmo hat sich bei mir per PN gemeldet. Wenn es nicht einen außerordentlichen Bedarf geben sollte, werde ich hier auf weitere Erläuterungen zur Wissenschaftstheorie verzichten und weiteres mit El Schwalmo perönlich klären.

Mit dem Hinweis darauf, dass ich kein Philosoph bin war übrigens nicht gemeint, dass ich keine Ahnung habe und ein wenig einführende Erläuterungen suche. Smilie
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Mr Schnuffi
Faule Schäfer haben gute Hunde.



Anmeldungsdatum: 18.02.2007
Beiträge: 827

Beitrag(#764241) Verfasst am: 08.07.2007, 20:00    Titel: Antworten mit Zitat

Also wenn ich nicht störe, würde ich eigentlich schon gerne mitlesen. Ich lasse mich eigentlich auch korrigieren, wenn ich Blödsinn von mir gab. Außerdem wäre es mal eine erfrischende Abwechslung zu der üblichen Disserei, die es hier überwiegend zu lesen gibt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Schlaufuchs
registrierter User



Anmeldungsdatum: 17.05.2007
Beiträge: 46

Beitrag(#764282) Verfasst am: 08.07.2007, 21:03    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Mr. Schnuffi,

oh da habe ich mir ja was eingebrockt. Eigentlich wollte ich nur höflich sein und nicht diejenigen, die mir geantwortet haben im Regen stehen lassen. Eine e-mail Diskussion mit El Schwalmo würde für mich nämlich einige Vorteile bringen und daher würde ich sie deutlich vorziehen. So kann ich z.B. aus Zeitgründen nicht immer in einer für einen Thread angemessenen Zeit reagieren. Und in einem solchen Falle kommt noch hinzu, dass wir beide keine Profis sind und sicher auch mal in die Literatur schauen müssen. Das reißt einen Thread unnötig auseinander und der Verlauf der Diskussion ist schwer zu verfolgen. Ich verstehe aber Dein Interesse. Die Aussagen die Du getroffen hast sind im übrigen im wesentlichen richtig.
Ich würde vorschlagen, dass ich die Diskussion mit El Schwalmo ruhig zu Ende führe mich noch ein bisschen schlauer mache, und dann Stück für Stück die Dinge poste, die wir herausgefunden und erörtert haben. Dauert zwar ne Weile ist dann aber sicher auch qualitativ besser als eine Thread Diskussion, die unter Zeitdruck entsteht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Darwin Upheaval
Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator



Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden

Beitrag(#764304) Verfasst am: 08.07.2007, 21:28    Titel: Antworten mit Zitat

@ Schlaufuchs: Ich weiß ja nicht, was Dir El Schwalmo so alles in seiner PN gesteckt hat, was es nicht wert wäre, hier öffentlich erörtert zu werden (aufgrund meiner bisherigen Erfahrung mit seinen PNs kann ich mir allerdings gut vorstellen, worüber es ging). Wie auch immer, da ich hier angesprochen wurde, möchte ich eine Antwort nicht schuldig bleiben:


Schlaufuchs hat folgendes geschrieben:
Grundsätzlich ist es aber so, dass man keine vollständig gemeinsame erkenntnistheoretische Basis für die Wissenschaftstheorie braucht. Für eine realistische Wissenschaftstheorie ist lediglich die Formulierung eines minimalen gemeinsamen erkenntnistheoretischen Konsenses erforderlich. Aus diesem folgen dann einige generelle Methoden. Und die Hauptströmungen die dann zu den verschiedenen Positionen der heutigen Wissenschaftstheorie geführt haben sind dann eben klassischerweise Empirismus und Realismus von Naturalismus habe ich in diesem Zuisammenhang eigentlich noch nie gehört.


Der Empirismus (Positivismus) und erkenntnistheoretische Realismus beziehen sich aber auf andere Kategorien als der ontologische Naturalismus. Der Empirismus oder Positivismus hat grob gesprochen die Rückführung wissenschaftlicher Aussagen auf Erfahrungssätze zum Ziel. Mit seiner Forderung nach intersubjektiver Verständlichkeit und Nachprüfbarkeit und dem Ausschluss des Spekulativen, Unnützen und Unklaren schließt er jedoch den Naturalismus ein. Im übrigen ist der Empirismus anti-realistisch und gilt heute als überholt.

Der erkenntnistheoretische (wissenschaftliche) Realismus geht davon aus, dass es "da draußen" eine Welt gibt, die unabhängig vom erkennenden Subjekt existiert und die wir wenigstens in Teilen als solche erkennen können. Aber auch diese These lässt sich nur im Rahmen des ontologischen Naturalismus sinnvoll vertreten, weil sich die Welt ja nur aufgrund ihrer kausalen Gesetzesstruktur im Sinne des wissenschaftlichen Realismus erschließen lässt.

Kurz: Der ontologische Naturalismus ist zwar nicht das einzige Kritierium, durch das sich Wissenschaft definiert, aber er steht im Zentrum des wissenschaftlichen "Wertekanons", wie ihn etwa Bunge und Mahner definieren. Danach wird die Theorienbildung in den Realwissenschaften durch erkenntnistheoretische, methodologische und axiologische Prinzipien geleitet, aber auch durch ontologische. Diese Prinzipien stehen nicht isoliert nebeneinander, sondern sind miteinander logisch verknüpft.


Schlaufuchs hat folgendes geschrieben:
Die Wissenschaftstheorie insgesamt oder vielleicht besser die Wissenschaftsphilosophie hat sich natürlich die Frage zu stellen, welcher Erkenntniswert wissenschaftlichen Erkenntnissen zukommt.
Insbesondere hier unterscheiden sich die verschiedenen Positionen der Wissenschaftstheorie dann zum Teil deutlich. Und erst hier spielt dann die Frage naturalistisch oder nicht eine Rolle.
Eine Haltung wie der strukturelle Realismus z.B. muss damit keineswegs im Konflikt mit einer religiösen Position stehen.


Ich nehme an, Du meinst den strukturellen Realismus sensu Worrall ("Structural Realism: The Best of Both Worlds, Dialectica 43, 1989, S. 99 – 124"). Die Frage ist, ob man Worralls Position überhaupt realistisch nennen kann, denn er lehnt ja nicht beobachtbare Entitäten (AKA die theoretischen „Inhalte“) ab und erkennt nur theoretische „Strukturen“ an. Diese im Grund deskriptive wie anti-realistische Haltung kennt man schon vom Positivismus, hat sich in der akademischen Philosophie aber nicht durchgesetzt. Die Wissenschaft vertritt von je her einen „Entitäten-Realismus“ - schließlich sucht man nicht nach mathematischen Strukturen einer Theorie (die nur den semantisch leeren Formalismus darstellen), sondern nach den Entitäten und Mechanismen, die für wissenschaftliche Erklärungen eigentlich benötigt werden. Außerdem ist ein Realismus sensu Worrall auch nicht offen gegenüber Religion, weil die in ihr postulierten Entitäten dann erst recht keinen ontologischen Status aufweisen.

Worüber Du vermutlich sprichst, ist die „pessimistische Metainduktion“ der Anti-Realisten, wie sie beispielsweise Laudan oder van Fraassen gegen den wissenschaftlichen Realismus und gegen das „no-miracle-Argument“ der Naturalisten einwenden. Ich bezweifle aber, dass derartige Philosophien in der akademischen Welt ernst genommen werden, denn dann müsste man ja annehmen, dass keinerlei Verbindung zwischen dem Erfolg von Theorien und ihrer empirischen Adäquatheit besteht. Eine solche These erklärt jedoch nicht, warum es Theorien gibt, die sich bewähren, warum es eine Kontinuitätsrelation zwischen den Theorien bzw. eine systematische Wissenskumulation gibt. Und warum sollte man sich dann überhaupt noch mit Wissenschaft beschäftigen? Schließlich ist es doch viel bequemer, sich auf geoffenbarte Wahrheiten zu berufen oder das Pendel zu schwingen! Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang beispielsweise die Arbeit von Psillos zur Verteidigung des wissenschaftlichen Realismus:

Psillos, S. (1996): Scientific Realism and the ’Pessimistic Induction’. Philosophy of Science 63, S. 306 – S. 314.


Schlaufuchs hat folgendes geschrieben:
Würde man den Naturalismus als Grundlage der Naturwissenschaft wählen, so hätte man einen Induktionsschluss gemacht.


Nein, der Naturalismus ist sozusagen die universelle ontologische "Nullhypothese". (Da sie über die Erfahrung hinausgeht, spielt die Induktion hier keine Rolle.) Die Nullhypothese besagt nicht mehr und weniger, als dass die Welt kausal strukturiert und in sich geschlossen ist. Das ist die sparsamste Hypothese und zugleich Grundlage jeder Theorienbildung. Gingen wir davon aus, dass es übernatürliche Eingriffe in den Gang der Welt gibt und gab, dann wäre es streng genommen sinnlos, Experimente durchzuführen und Theorien auf Gesetzesaussagen und Mechanismen zurückzuführen. Niemand, der an einem bestimmten Punkt nicht mehr weiter kommt, sagt, ein Schöpfer habe das bewirkt. Eine solche These erklärt nichts, ist nicht falsifizierbar und daher systematisch betrachtet immer willkürlich.


Schlaufuchs hat folgendes geschrieben:
Und man würde die Fallibilibisimusvoraussetzung verletzen.


Nein. Der Naturalismus ist als ontologische Nullhypothese besser falsifizierbar als jede andere ontologische These, sonst wäre er nicht die Nullhypothese. Wenn man ein Phänomen entdeckt, welches das etablierte, wissenschaftliche Theoriennetzwerk inkonsistent werden lässt, wäre der Naturalismus nicht mehr konsistent vertretbar. Siehe dazu auch:

Kanitscheider, B. (2003): Naturalismus, metaphysische Illusionen und der Ort der Seele. In: Zur Debatte. Themen der Katholischen Akademie in Bayern 1, S. 33-34.


Schlaufuchs hat folgendes geschrieben:
Daher ist der Naturalismus nicht die Grundlage der Wissenschaften so wie sie die Wissenschaftstheorie in meinen Augen im allgemeinen versteht. Und insbesondere ist Intelligent Design daher nicht deshalb schon von vorneherein nicht wissenschaftlich weil es nicht naturalistisch ist.


Intelligent Design ist vor allem deshalb unwissenschaftlich, weil es sich auf Entitäten bezieht, die nicht intersubjektiv nachprüfbar sind, keinen Erklärungwert besitzen, heuristisch steril sind und keine Wissensprogression generieren. Ein Forschungsprogramm, das diesen Namen verdient, existiert nicht. Dies hängt aber unmittelbar mit der Verletzung des naturalistischen Prinzips zusammen, so dass man schon behaupten kann, dass eine Wissenschaft, die diesen Namen verdient, nur eine naturalistische sein kann.
_________________
"Science is a candle in the dark." - Carl Sagan

www.ag-evolutionsbiologie.de
www.facebook.com/AGEvolutionsbiologie


Zuletzt bearbeitet von Darwin Upheaval am 08.07.2007, 21:47, insgesamt einmal bearbeitet
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Schlaufuchs
registrierter User



Anmeldungsdatum: 17.05.2007
Beiträge: 46

Beitrag(#764313) Verfasst am: 08.07.2007, 21:45    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Darwin Upheaval,

ich habe Dich eigentlich nicht angesprochen. Richtig ist, dass El Schwalmo Dich ins Spiel gebracht hat. Der Zusammenhang hat sich mir nicht erschlossen. Offenbar auch Kival nicht.
Danke trotzdem für die Antwort. Die genannten Gründe im Posting oben waren durchaus Ernst gemeint.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#764327) Verfasst am: 08.07.2007, 22:06    Titel: Antworten mit Zitat

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
@ Schlaufuchs: Ich weiß ja nicht, was Dir El Schwalmo so alles in seiner PN gesteckt hat, was es nicht wert wäre, hier öffentlich erörtert zu werden (aufgrund meiner bisherigen Erfahrung mit seinen PNs kann ich mir allerdings gut vorstellen, worüber es ging).

wie lehrt das Sprichwort:

Auch wenn Du ein wenig paranoid bist, heißt das noch lange nicht, dass 'sie' nicht hinter Dir her sind!
_________________
Ein seliges und unvergängliches Wesen (die Gottheit) trägt weder selbst Mühsal, noch belädt es ein anderes Wesen damit. Darum kennt es weder Zorn noch Wohlwollen. Dergleichen gibt es nur bei einem schwachen Wesen. (Epikur)

Der Christengott ist immens schwach!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Mr Schnuffi
Faule Schäfer haben gute Hunde.



Anmeldungsdatum: 18.02.2007
Beiträge: 827

Beitrag(#764400) Verfasst am: 09.07.2007, 00:05    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Hallo Mr. Schnuffi,

oh da habe ich mir ja was eingebrockt. Eigentlich wollte ich nur höflich sein und nicht diejenigen, die mir geantwortet haben im Regen stehen lassen. Eine e-mail Diskussion mit El Schwalmo würde für mich nämlich einige Vorteile bringen und daher würde ich sie deutlich vorziehen. So kann ich z.B. aus Zeitgründen nicht immer in einer für einen Thread angemessenen Zeit reagieren. Und in einem solchen Falle kommt noch hinzu, dass wir beide keine Profis sind und sicher auch mal in die Literatur schauen müssen. Das reißt einen Thread unnötig auseinander und der Verlauf der Diskussion ist schwer zu verfolgen. Ich verstehe aber Dein Interesse. Die Aussagen die Du getroffen hast sind im übrigen im wesentlichen richtig.
Ich würde vorschlagen, dass ich die Diskussion mit El Schwalmo ruhig zu Ende führe mich noch ein bisschen schlauer mache, und dann Stück für Stück die Dinge poste, die wir herausgefunden und erörtert haben. Dauert zwar ne Weile ist dann aber sicher auch qualitativ besser als eine Thread Diskussion, die unter Zeitdruck entsteht.


Ist okay, da ich ab Mittwoch wahrscheinlich erst mal eins zwei Wochen off-line bin, könnte ich eh nicht mitdiskutieren. Dazu kommt noch, dass ich mich im Moment auf mein Diplom vorbereite, wodurch ich wohl besser bedient bin, wenn ich mich auf Biochemie und Genetik konzentriere. Somit fehlt mir auch die Zeit mich mit relevanten philosophischen Positionen zu beschäfftigen, was für eine vernünftige Diskussion unentbehrlich ist.
Ich fände es aber wirklich prima, wenn ihr die Ergebnisse eurer Diskussion irgendwann mal posten könntet.

Ein paar Anregungen bezüglich Literatur würden mich freuen, Gerhard Vollmer wollte ich mir mal zu legen; wer noch mehr interessantes kennt, bitte posten.

@El Schwalmo: Danke für deine Nachricht.

Bis denn
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Ölbendölp
junger, adretter Kreazzicrank



Anmeldungsdatum: 27.01.2005
Beiträge: 514
Wohnort: Sachsen

Beitrag(#764742) Verfasst am: 09.07.2007, 17:27    Titel: Antworten mit Zitat

Und wieder zwei Beiträge auf dem Seit-Neustem-gefährden-wir-die-Menschenrechte-Blog
_________________
Was ich nicht fangen kann, ist kein Fisch.

PIRATEN an die Macht!

Evolution und Schöpfung
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#765115) Verfasst am: 10.07.2007, 06:01    Titel: Antworten mit Zitat

Heute Abend findet in Frankfurt eine Diskussionsveranstaltung über die Äußerungen von Frau Wolff zu Bibel und Biologie statt.

Leider wird sie nicht anwesend sein, auch kein Vertreter des Ministeriums. Wird aber sicher trotzdem spannend: ein katholischer Naturphilosoph (Mutschler) trifft auf 'eigenem Boden' auf einen naturalistisch eingestellten Biologen (Kutschera).

In diesem Kontext ist vielleicht interessant, was Hans Küng (Interview bzw. Text) zu der aktuellen Diskussion in Hessen sagt. Wenn ich die paar Dutzend Texte, die ich bisher zum Thema gelesen habe, Revue passieren lasse, scheint mir Küng zumindest die differenzierteste und der Sache angemessenste Position zu vertreten.
_________________
Ein seliges und unvergängliches Wesen (die Gottheit) trägt weder selbst Mühsal, noch belädt es ein anderes Wesen damit. Darum kennt es weder Zorn noch Wohlwollen. Dergleichen gibt es nur bei einem schwachen Wesen. (Epikur)

Der Christengott ist immens schwach!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   Drucker freundliche Ansicht    Freigeisterhaus Foren-Übersicht -> Wissenschaft und Technik Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3 ... 59, 60, 61 ... 152, 153, 154  Weiter
Seite 60 von 154

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.



Impressum & Datenschutz


Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group