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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#764886) Verfasst am: 09.07.2007, 20:38 Titel: |
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Myron hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Myron hat folgendes geschrieben: | Hm, ich unterscheide einfach zwischen wirklichen und unwirklichen Dingen, d.i. Scheindingen. |
Wie machst du das denn? |
Das mache ich, indem ich es tue. |
Das Unterscheidungskriterium, Myron .
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Myron Mereoplethyntikologe
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3638
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(#764893) Verfasst am: 09.07.2007, 20:47 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Algol hat folgendes geschrieben: | "Stuhl" ist eine Universalie. |
Ich glaube wir missverstehen uns. Ich meinte schon Stühle und nicht Universalien. |
Ein Stuhl ist natürlich eine 'Einzelheit' ('ens particulare') und keine 'Allgemeinheit' ('ens universale').
Der Begriff Stuhl oder die Eigenschaft, ein Stuhl zu sein, können als Universalien gelten.
Dabei gilt folgende Beziehung:
Wenn x ein einzelner Stuhl ist, dann exemplifiziert x die allgemeine Eigenschaft, ein Stuhl zu sein.
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Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
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(#764894) Verfasst am: 09.07.2007, 20:47 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Algol hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Algol hat folgendes geschrieben: | "Stuhl" ist eine Universalie. |
Ich glaube wir missverstehen uns. Ich meinte schon Stühle und nicht Universalien. |
Um weitere Mißverständnisse zu vermeiden, erläutere doch bitte, was Du damit meinst, wenn Du "Stühle" schreibst. |
Äh, lassen wir das! |
Ja.
_________________ Leben kann tödlich sein
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Myron Mereoplethyntikologe
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3638
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(#764897) Verfasst am: 09.07.2007, 20:51 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: |
Das Unterscheidungskriterium, Myron . |
Danke für die Nachhilfe.
Die eigentliche Frage scheint also zu lauten:
"Wie stellt man fest, ob etwas real oder irreal ist?"
Wie kann man beispielsweise feststellen, ob das Loch-Ness-Monster existiert, d.i. real ist?
Sicher nicht, indem man den Begriff Loch-Ness-Monster analysiert, sondern indem man zu dem besagten See fährt und diesen nach urzeitlichen Tieren absucht.
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der kleine Fritz registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.06.2005 Beiträge: 2183
Wohnort: Planet Erde
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(#764899) Verfasst am: 09.07.2007, 20:56 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | "Wie unterscheidet sich z.B. das Konstrukt "Raum" von dem Konstrukt "Stuhl" oder dem Konstrukt "Tisch"? Wenn man etwas als "Konstrukt" bezeichnet, dann muss diese Bezeichnung ja fähig sein, eine irgendwie geartete Abgrenzung zu leisten. |
Tja, die Abgrenzung besteht meiner Meinung nach darin, daß der Stuhl - im Gegensatz zum Raum - ein konkretes materielles Objekt ist, aus bekannter kosmischer Materie besteht, (s. Periodensystem der Elemente) einen leibhaftigen Konstrukteur hat und dessen Zweck allgemein bekannt ist. Man kann ihn sich auch bei einer Schlägerei gegenseitig auf den Schädel hauen!
Mach das mal mit dem gedachten Raum!
Wobei ich mir allerdings nicht ganz sicher bin, ob du mir nicht umgehend klarmachen wirst, daß das auch möglich sein kann! !
_________________ und Gott bleibt stumm....
um so eifriger schwatzen seine selbsternannten Missionare.
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Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
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(#764900) Verfasst am: 09.07.2007, 20:57 Titel: |
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Genussdenker hat folgendes geschrieben: | Übrigens "die" Wissenschaft kennt meinen Kenntnisen nach keinen Lehrstuhl,der die Glaubwürdigkeit der Existenz Gottes zum Thema hat. Die institutionelle,akademische Wissenschaft stellt sich also nicht gegen Religion. |
Übrigens, "die" Wissenschaft kennt meinen Kenntnissen nach keinen Lehrstuhl, der die Glaubwürdigkeit der Existenz der Wyxpix zum Thema hat. Die institutionelle akademische Wissenschaft stellt sich also nicht gegen blödsinnige Konstruktionen.
Genussdenker hat folgendes geschrieben: |
Der Universalienstreit hatte folgende metaphysische Frage zu klären : gibt es einen Unterschied zwischen dem Göttlichen/Mystischen und dem Weltlichen. |
Wikipedia hat folgendes geschrieben: |
Das Universalienproblem (auch: Universalienstreit) ist eine grundlegende Diskussion in der Philosophie, die in der Scholastik einen Höhepunkt hatte, aber bis in die Gegenwart reicht, über die Frage, ob man Allgemeinbegriffen (sogenannten Universalien) wie „Mensch“ oder „Menschheit“ oder mathematischen Entitäten wie „Zahl“, „Relation“ oder „Klasse“ eine ontologische Existenz beimessen kann oder ob es sich um rein verstandesmäßige Begriffsbildungen handelt. |
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Genussdenker hat folgendes geschrieben: |
Doch wenn ich weiss,dass wenn Irrgläubige an Religionsunterrichten ihre Religion zur Manipulation der Kinder missbrauchen und sie aber vom Dienst suspendiert werden können,wirkt es doch beruhigend. |
Was sind denn Deiner Meinung nach "Irrgläubige" und was "Rechtgläubige"?
Genussdenker hat folgendes geschrieben: |
Das pantheistische Weltbild mag den allermeisten Menschen fremd sein. Und wie wir dies auch immer deffinieren und was wir auch immer darunter verstehen,eines hat es dem polarisierendem modernen Weltbild voraus : es vereint die Dinge. |
Die Trennung von "Gott/Göttern" und "Welt" erfolgte sehr früh durch den katholischen Klerus und das ganz vehement.
_________________ Leben kann tödlich sein
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Tarvoc Holy shit, 4 decades already.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44767
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(#764904) Verfasst am: 09.07.2007, 21:06 Titel: |
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Myron hat folgendes geschrieben: | Wie kann man beispielsweise feststellen, ob das Loch-Ness-Monster existiert, d.i. real ist?
Sicher nicht, indem man den Begriff Loch-Ness-Monster analysiert, sondern indem man zu dem besagten See fährt und diesen nach urzeitlichen Tieren absucht. |
Aha. Man sucht also etwas und findet es entweder nach einer gewissen Zeit oder eben nicht. Aber wo kommen denn da jetzt "unwirkliche" "Scheindinge" vor?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustand, in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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der kleine Fritz registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.06.2005 Beiträge: 2183
Wohnort: Planet Erde
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(#764924) Verfasst am: 09.07.2007, 21:29 Titel: |
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der kleine Fritz hat folgendes geschrieben: | "Und was ist die erste, zweite und dritte Dimension der "Raumzeit"? . |
Myron hat folgendes geschrieben: | Das sind die drei räumlichen Dimensionen.. |
Tja, sind diese Dimensionen nun relativ oder absolut?
Bei letzterem, wirst du mir dann auch sagen können:
wohin weist im Universum die räumlichen Dimensionen Höhe, Breite, Länge ohne das wir uns dafür eine Bezugspunkt geschaffen hätten ?
Nur das möchte ich von dir wissen
Und wenn das Universum nun ein kugelförmiger Hohlraum ist, was nutzen dir da deine drei Dimensionen?
_________________ und Gott bleibt stumm....
um so eifriger schwatzen seine selbsternannten Missionare.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#764928) Verfasst am: 09.07.2007, 21:33 Titel: |
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Das hatten wir schon öfter.
Das Konzept von "Dingen an sich" ist erkenntnistheoretisch widersprüchlich. Wenn wir also unterscheiden wollen zwischen Modellen von Scheindingen und Modellen von sog. real existierenden Dingen, so müssen wir das Unterscheidungskriterium widerspruchsfrei formulieren, z.B. indem wir eine physiklische Theorie angeben, wann wir etwas "wirklich" nennen.
Alle solchen Theorien enthalten immer wieder nur Modelle, auch der Physiker kann nur eine hypothetische Realität definieren. Das Wort "real" in unseren Weltmodellen ist also nur gerechtfertigt durch Meßeigenschaften einer bestimmten Klasse von Phänomenen. Unser Modell der Welt enthält keineswegs "Dinge an sich", sondern Konstrukte, die sich gegenüber Nachprüfung auf bestimmte Weise so zu verhalten scheinen, als seien sie real.
Das reicht dem Physiker allerdings aus. Nicht dagegen dem Theologen und so manchem Philosophen, auch Kant und sogar Popper waren da anfällig.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#764930) Verfasst am: 09.07.2007, 21:35 Titel: |
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der kleine Fritz hat folgendes geschrieben: | wohin weist im Universum die räumlichen Dimensionen Höhe, Breite, Länge ohne das wir uns dafür eine Bezugspunkt geschaffen hätten ? ... Und wenn das Universum nun ein kugelförmiger Hohlraum ist, was nutzen dir da deine drei Dimensionen? |
Unser euklidisches Raummodell ist isotrop und hat bestimmte mathematische Eigenschaften, die ein beliebiges System dreier orthogonaler Basisvektoren erlauben.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Myron Mereoplethyntikologe
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3638
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(#764939) Verfasst am: 09.07.2007, 21:44 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Aha. Man sucht also etwas und findet es entweder nach einer gewissen Zeit oder eben nicht. Aber wo kommen denn da jetzt "unwirkliche" "Scheindinge" vor? |
Man beachte, dass das Wirklichsein von etwas Wirklichem nicht davon abhängt, ob wir imstande sind, dies festzustellen. — Ontologie ist nicht gleich Epistemologie.
Es mag Dinge geben, von deren Wirklichsein wir niemals erfahren.
Bloße Scheindinge ("unwirkliches Scheinding" ist doppelt gemoppelt, da Scheindinge per definitionem unwirklich sind) kommen nirgendwo vor, und deshalb kann man sie in der Wirklichkeit nicht finden. Ein Scheinding ist ein reines Hirngespinst.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#764946) Verfasst am: 09.07.2007, 21:50 Titel: |
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Myron hat folgendes geschrieben: | Man beachte, dass das Wirklichsein von etwas Wirklichem nicht davon abhängt, ob wir imstande sind, dies festzustellen. |
Wir können das Wirklichsein sinnvoll nur so definieren, daß wir hypothetisch imstande wären, dies festzustellen.
Myron hat folgendes geschrieben: | — Ontologie ist nicht gleich Epistemologie. |
Das stimmt, die Ontologie (als Lehre vom Sein des Seienden) ist unsinnig.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Myron Mereoplethyntikologe
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3638
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(#764953) Verfasst am: 09.07.2007, 21:58 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: |
Das Konzept von "Dingen an sich" ist erkenntnistheoretisch widersprüchlich. |
Der Begriff einer repräsentationsunabhängigen, für sich bestehenden Wirklichkeit aber keineswegs!
step hat folgendes geschrieben: |
Wenn wir also unterscheiden wollen zwischen Modellen von Scheindingen und Modellen von sog. real existierenden Dingen, so müssen wir das Unterscheidungskriterium widerspruchsfrei formulieren, z.B. indem wir eine physiklische Theorie angeben, wann wir etwas "wirklich" nennen. |
Hier geht es um die Frage, welche "ontological commitments" wir eingehen sollen, d.h. welchen theoretischen Objekten das Prädikat "real" zuzuschreiben ist und welchen nicht.
Das betrifft aber nicht die Wirklichkeit selbst, sondern nur unsere Sicht der Nämlichen.
Denn die Realität ist ja nicht von unseren Zuschreibungen abhängig.
step hat folgendes geschrieben: |
Alle solchen Theorien enthalten immer wieder nur Modelle, auch der Physiker kann nur eine hypothetische Realität definieren. Das Wort "real" in unseren Weltmodellen ist also nur gerechtfertigt durch Meßeigenschaften einer bestimmten Klasse von Phänomenen. Unser Modell der Welt enthält keineswegs "Dinge an sich", sondern Konstrukte, die sich gegenüber Nachprüfung auf bestimmte Weise so zu verhalten scheinen, als seien sie real. |
Es ist zu unterscheiden zwischen der Welt, der Wirklichkeit und unseren Modellen bzw. Theorien davon. Der Mensch konstruiert Theorien der Realität, aber nicht die Realität.
Das Ziel aller Wissenschaft sind Theorien, die die Realität so repräsentieren, wie sie ist.
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Tarvoc Holy shit, 4 decades already.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44767
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(#764963) Verfasst am: 09.07.2007, 22:09 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Das reicht dem Physiker allerdings aus. |
Mir auch.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustand, in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#764966) Verfasst am: 09.07.2007, 22:10 Titel: |
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Myron hat folgendes geschrieben: | Hier geht es um die Frage, welche "ontological commitments" wir eingehen sollen, d.h. welchen theoretischen Objekten das Prädikat "real" zuzuschreiben ist und welchen nicht. Das betrifft aber nicht die Wirklichkeit selbst, sondern nur unsere Sicht der Nämlichen. |
Es geht immer nur darum. Die "Wirklichkeit selbst" ist nur ein Modell.
Myron hat folgendes geschrieben: | Denn die Realität ist ja nicht von unseren Zuschreibungen abhängig. |
Dieses Argument verstehe ich nicht. Setzt es nicht bereits eine wirklichere Wirklichkeit voraus, als die, die wir sehen?
Myron hat folgendes geschrieben: | Es ist zu unterscheiden zwischen der Welt, der Wirklichkeit und unseren Modellen bzw. Theorien davon. Der Mensch konstruiert Theorien der Realität, aber nicht die Realität. |
Richtig.
Myron hat folgendes geschrieben: | Das Ziel aller Wissenschaft sind Theorien, die die Realität so repräsentieren, wie sie ist. |
Ich denke, von dieser Vorstellung hat sich die moderne Wissenschaft verabschiedet, oder muß es tun. Das Ziel von Wissenschaft heute sind Theorien, die möglichst gute Voraussagen über prüfbare Phänomene machen. Ontologische Letztfragen sind dabei mE komplett nebensächlich geworden, wenn nicht sogar als sinnlos erkannt.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#764968) Verfasst am: 09.07.2007, 22:11 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Das reicht dem Physiker allerdings aus. |
Mir auch. |
Step meinte auch eigentlich: Es reicht ihm. Es soll da ja Physiker geben, die auch Metaphysik betrieben oder dem zumindest einen Berechtigung zusprechen.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Tarvoc Holy shit, 4 decades already.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44767
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(#764979) Verfasst am: 09.07.2007, 22:18 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Step meinte auch eigentlich: Es reicht ihm. |
Ich hatte das schon verstanden.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustand, in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#764981) Verfasst am: 09.07.2007, 22:20 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Das reicht dem Physiker allerdings aus. | Mir auch. |
Step meinte auch eigentlich: Es reicht ihm. Es soll da ja Physiker geben, die auch Metaphysik betrieben oder dem zumindest einen Berechtigung zusprechen. |
Und auch Biologen, siehe meine endlosen Ontologiediskussionen mit El Schwalmo & Co über Mahner/Bunge
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Myron Mereoplethyntikologe
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3638
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(#764985) Verfasst am: 09.07.2007, 22:23 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Die "Wirklichkeit selbst" ist nur ein Modell. |
Wohl kaum. Überhaupt erscheint mir diese Aussage wenig sinnvoll, da darin der grundlegende Unterschied zwischen der Wirklichkeit und und dem Bild/den Bildern, die wir uns davon im Geiste machen, verwischt wird.
Wer hat das "die Wirklichkeit" genannte Modell denn gebastelt? — Der liebe Gott vielleicht?!
(Nichttechnische, theoretische) Modelle sind komplexe Zeichengebilde, die es aber nur gibt, weil sie von intelligenten Lebewesen erdacht worden sind.
Myron hat folgendes geschrieben: |
Dieses Argument verstehe ich nicht. Setzt es nicht bereits eine wirklichere Wirklichkeit voraus, als die, die wir sehen? |
Diese Frage verstehe ich wiederum nicht.
step hat folgendes geschrieben: |
Myron hat folgendes geschrieben: | Es ist zu unterscheiden zwischen der Welt, der Wirklichkeit und unseren Modellen bzw. Theorien davon. Der Mensch konstruiert Theorien der Realität, aber nicht die Realität. |
Richtig. |
Na also, dann sind wir uns ja im Allgemeinen einig.
step hat folgendes geschrieben: |
Das Ziel von Wissenschaft heute sind Theorien, die möglichst gute Voraussagen über prüfbare Phänomene machen. Ontologische Letztfragen sind dabei mE komplett nebensächlich geworden, wenn nicht sogar als sinnlos erkannt. |
In meinen Augen ist die Frage danach, welche unserer theoretischen Objekte real sind, mitnichten nebensächlich.
Der Wissenschaftler will doch wissen, wie die Wirklichkeit tatsächlich beschaffen ist.
(Das will der Metaphysiker übrigens auch.)
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#764989) Verfasst am: 09.07.2007, 22:29 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | Step meinte auch eigentlich: Es reicht ihm. |
Ich hatte das schon verstanden. |
Ja. Und?
step hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Das reicht dem Physiker allerdings aus. | Mir auch. |
Step meinte auch eigentlich: Es reicht ihm. Es soll da ja Physiker geben, die auch Metaphysik betrieben oder dem zumindest einen Berechtigung zusprechen. |
Und auch Biologen, siehe meine endlosen Ontologiediskussionen mit El Schwalmo & Co über Mahner/Bunge |
Ja, alles gelesen...
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#765001) Verfasst am: 09.07.2007, 22:41 Titel: |
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Myron hat folgendes geschrieben: | ... da darin der grundlegende Unterschied zwischen der Wirklichkeit und und dem Bild/den Bildern, die wir uns davon im Geiste machen, verwischt wird. |
Wie gesagt, der Unterschied besteht nur aus einer physikalischen Eigenschaft, die selbst wieder Teil einer Theorie ist.
Myron hat folgendes geschrieben: | (Nichttechnische, theoretische) Modelle sind komplexe Zeichengebilde, die es aber nur gibt, weil sie von intelligenten Lebewesen erdacht worden sind. |
Genau.
Myron hat folgendes geschrieben: | Wer hat das "die Wirklichkeit" genannte Modell denn gebastelt? — Der liebe Gott vielleicht?! |
Nein, das waren intelligente Wesen.
Myron hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Das Ziel von Wissenschaft heute sind Theorien, die möglichst gute Voraussagen über prüfbare Phänomene machen. Ontologische Letztfragen sind dabei mE komplett nebensächlich geworden, wenn nicht sogar als sinnlos erkannt. |
In meinen Augen ist die Frage danach, welche unserer theoretischen Objekte real sind, mitnichten nebensächlich. Der Wissenschaftler will doch in Erfahrung bringen, wie die Wirklichkeit tatsächlich beschaffen ist. |
Aber nur, weil die "Wirklichkeit" das ist, worüber Theorien Voraussagen machen können. Die intersubjektive und empirische "Härte" der Wirklichkeit erlaubt aber heutzutage nicht mehr den Schluss auf ihre Absolutheit, sondern nur noch darauf, daß wir unser Weltmodell um eine physikalische Eigenschaft erweitern müssen, die jene Härte erklärt.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
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(#765018) Verfasst am: 09.07.2007, 22:53 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Myron hat folgendes geschrieben: | Das Ziel aller Wissenschaft sind Theorien, die die Realität so repräsentieren, wie sie ist. |
Ich denke, von dieser Vorstellung hat sich die moderne Wissenschaft verabschiedet, oder muß es tun. Das Ziel von Wissenschaft heute sind Theorien, die möglichst gute Voraussagen über prüfbare Phänomene machen. Ontologische Letztfragen sind dabei mE komplett nebensächlich geworden, wenn nicht sogar als sinnlos erkannt. |
Diese Aussage ist mir auch aufgefallen.
Meine Fragen dazu sind,
in welcher Sprache unsere Simulation geschrieben ist,
wie ihre einzelnen Programme/Unterprogramme aussehen
und auf welcher Hardware sie läuft.
Wenn diese Fragen geklärt sind, haben wir das bestmögliche Modell der *hust* "Realität".
Wir sollten es dann nur noch zum Laufen bringen ...
_________________ Leben kann tödlich sein
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Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
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(#765031) Verfasst am: 09.07.2007, 23:03 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Myron hat folgendes geschrieben: | Wer hat das "die Wirklichkeit" genannte Modell denn gebastelt? — Der liebe Gott vielleicht?! |
Nein, das waren intelligente Wesen. |
Diese kleinen, grauen, quietschenden Pelztierchen?
Die stillen Fjorde Norwegens und die blonden Norwegerinnen sind beinahe preiswürdig.
_________________ Leben kann tödlich sein
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#765055) Verfasst am: 09.07.2007, 23:17 Titel: |
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Myron hat folgendes geschrieben: | Wer hat das "die Wirklichkeit" genannte Modell denn gebastelt? — Der liebe Gott vielleicht?! |
Wenn man sich sinnvoll nach der Entstehung von etwas fragt, so impliziert das die Voraussetzung eines kausalen Umfelds, eines Zeitpfeils, vor dem dasjenige geschieht. Die meisten Phänomene, die sich intersubjektiv-empirisch "hart" zeigen, z.B. Sterne, können so erklärt werden, indem wir eine Theorie aufstellen über den naturgesetzlichen Zusammenhang des Raumzeitabschnitts, in dem der Stern meßbar ist, mit den Raumzeitabschnitten, in denen das nicht der Fall ist.
Aus o.g. Gründen funktioniert das nicht bei Phänomenen, die o.g. Voraussetzungen nicht erfüllen, z.B. die Raumzeit selbst oder das Universum insgesamt. Hier machen mesokosmische Begriffe wie "Entstehung", "basteln", Kausalität usw. keinen Sinn mehr, amn braucht allgemeinere physikalische Theorien.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Genussdenker registrierter User
Anmeldungsdatum: 07.07.2007 Beiträge: 62
Wohnort: Schweiz/Zürich
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(#765118) Verfasst am: 10.07.2007, 06:28 Titel: wie weiter? |
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Nun,eure Post's sind ja gut und recht. Ja,wir können da ein wenig Begriffe etymologisch bis zur Unkenntlichkeit analysieren,wir können uns hier noch ein wenig über Physik unterhalten und hier und da noch triviale,nichtssagende Bekenntnise umherschleudern. Oder die Metaphysik auseinander nehmen (deren einzelne Bestandteile einige ja sowieso für unsinnig halten).
Oder uns über den Inhalt unterhalten.
Ehrlich gesagt : ob hier jemand an Gott glaubt oder nicht,ist ziemlich unrelevant (es besteht hier darüber ja sowieso eine einheitliche Ansicht).
Und noch ehrlicher gesagt : viele eure Aussagen erinnern mich in der Art wie sie vorgetragen werden,genau an die Art deren,welche ihr kritisiert : die allzu Strenggläubigen! Genauso trivial und genauso unbegründet und vor Allem genauso polarisierend. Der "einzige" Unterschied : ihr vertritt dann lediglich die gegenteilige Ansicht. Mehr nicht.
Selbstverständlich beziehe ich diese Kritik nicht auf alle hier.
Da einige von euch bestimmt konkrete politische Vorstellungen haben (im Bezug auf das Thema) ,schlage ich mal vor, die möglichen und erwiesenen Folgen politischer Säkularisierung zu thematisieren.
Genussdenker
_________________ Wissen dient dem Verstehen
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#765123) Verfasst am: 10.07.2007, 07:36 Titel: |
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Eine Frage an die Naturalisten im Kreis.
1. Existiert Bedeutung?
2. Was ist Bedeutung aus naturalistischer Sicht?
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#765133) Verfasst am: 10.07.2007, 08:43 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Eine Frage an die Naturalisten im Kreis.
1. Existiert Bedeutung?
2. Was ist Bedeutung aus naturalistischer Sicht? |
2. Bedeutung (eines Begriffs) ist der Modellzusammenhang, den ein bewußtes System mit diesem Begriff assoziiert. Dieser Zusammenhang kann Wissen (also einer guten Theorie) entsprechen, muß es aber nicht.
1. Daher ist Bedeutung real in dem Sinne, daß ihm ein neronales Korrelat entspricht, das u.U. sogar Wissen über die Welt enthält.
Oder so.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#765235) Verfasst am: 10.07.2007, 13:22 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Eine Frage an die Naturalisten im Kreis.
1. Existiert Bedeutung?
2. Was ist Bedeutung aus naturalistischer Sicht? |
1. Bedeutung ist ein Konstrukt von Menschen, ase aber auch auf unterster materieller Ebene repräsentiert wird. In diesem Sinne ist es dann real.
2. "Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache" (PU 43). Die naturalistische Sicht ändert in dieser Ebene gar nicht daran; das einzig naturalistische an meinem Verständnis von Bedeutung ist, dass es auf materieller Ebene Korrelationen gibt, Verbindungen in unserem Gehirn, die dafür sorgen, das wir Bedeutungen zusprechen ("verstehen").
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#765249) Verfasst am: 10.07.2007, 13:40 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: |
2. "Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache" (PU 43). |
Wofür steht denn die Abkürzung PU ?
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#765251) Verfasst am: 10.07.2007, 13:41 Titel: |
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Evilbert hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: |
2. "Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache" (PU 43). |
Wofür steht denn die Abkürzung PU ? |
Oh, ich dachte, das wäre hier mittlerweile direkt verständlich: Philosophische Untersuchungen von Wittgenstein.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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