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Pschibi Peter Pan
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 154
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(#768995) Verfasst am: 15.07.2007, 10:08 Titel: Über die Kunst |
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Im Schöpferischen, im Küstlerischen liegt eine große Kraft verborgen. Der darstellende Ästhet verzichtet bewusst eine Zeit lang auf Wertungen, er lässt wild, assoziativ und wahllos Gedanken-, Farbenströme aus seinem Inneren heraus, die sich nicht um Wahrheit scheren und doch tiefste Wahrheit sind. Küstlerisch spiegelt er die Welt wieder, versucht, seine Innenwelt und die Außenwelt darzustellen, sich ihrer so erst bewusst zu werden und sie schließlich zu verstehen, ja, auch wenn er erst scheinbar auf Moral verzichtet, so ist er doch das Beste Beispiel eines Philosophen. Er wird von der gleichen Suche nach Erkenntnis und Güte angetrieben. Würde er die Welt verstehen, fände er sie gut, so hätte er keinen Grund, künstlerisch tätig zu werden. Doch er ist nicht wunschlos glücklich, empfindet eine wunderliche Sehnsucht, er will verstehen, er sucht das Gute und mit dieser Sehnsucht, dieser Qual geht er konstruktiv um, lässt sie Antrieb einer unermesslichen Weltbereicherung sein, ist ein Freigeist, wagt es auch, zu denken, was der Mob nicht denkt, zu fühlen, was der Mob nicht fühlt und entdeckt so Neues, den Ursprung jeden Fortschritts, auch den der Massen. Manch ein Literat mag Schreckliches schreiben, Schauderhaftes, Uns bewegt etwas, eine autobiographische Offenbarung seiner selbst und seiner Qualen meinen wir zu erkennen, doch auch wenn ein Schriftsteller in seinem Schreiben immer auch sich selbst offenbart, so sollten wir uns hüten, allzuviel Mitleid zu empfinden, denn der Künstler ist im Schreiben nicht unglücklich, es gibt nichts schöneres für ihn, als aus Freiheit frei zu schaffen, er erschafft Gedanken- und Gefühlswelten, ist zutiefst lebendig. Er erweckt begeistert Begeisterung und er ist anderen ein Stütze, erweitert ihren Horizont, lässt sie aus festgefahren, dogmatischen Gedankensystemen heraustreten und zeigt ihnen Neuland. Neuland, das der Mensch so dringend bedarf, denn er ist unersättlich, doch in seinem immerwährenden Streben muss er nicht unglücklich sein, im Wünschen, in Sehnsuchten liegt eine Schönheit, liegt Leben, solange Hoffnung uns beseelt. Dem Taumel weihen wir uns, dem schmerzlichsten Genuss.
Was haltet ihr davon?
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alfons Bär
Anmeldungsdatum: 24.04.2005 Beiträge: 1167
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(#769236) Verfasst am: 15.07.2007, 18:41 Titel: Re: Über die Kunst |
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Pschibi hat folgendes geschrieben: | (...) doch auch wenn ein Schriftsteller in seinem Schreiben immer auch sich selbst offenbart, so sollten wir uns hüten, allzuviel Mitleid zu empfinden (...)
Was haltet ihr davon? |
Im Sinne dieses Satzes darf ich ohne Mitleid sagen:
Ein paar gute Gedanken und leider auch einige Allgemeinplätze, jedoch so klischeehaft ausgedrückt, dass es an Edelkitsch grenzt.
Alfons
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Pschibi Peter Pan
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 154
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(#769258) Verfasst am: 15.07.2007, 19:51 Titel: |
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hmm könnte an alkoholbedingter überspanntheit liegen, oder daran, dass ich letzte woche einen ultraschwulstigen Essay von Thomas Mann zum Thema gelesen habe
danke für die Kritik
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alfons Bär
Anmeldungsdatum: 24.04.2005 Beiträge: 1167
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(#769277) Verfasst am: 15.07.2007, 20:54 Titel: |
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Pschibi hat folgendes geschrieben: | hmm könnte an alkoholbedingter überspanntheit liegen, oder daran, dass ich letzte woche einen ultraschwulstigen Essay von Thomas Mann zum Thema gelesen habe
danke für die Kritik |
Hey! Jemand, der mit Kritik leben kann! Drei Sonderpunkte in der B-Note!
Was war es denn für ein Mann-Essay? "An einen jungen Dichter", "Kritik und Schaffen", "Dichterische Arbeit und Alkohol" oder "Unsere Schriftsteller bei der Arbeit"? Ich gebe zu, ich habe sie alle noch nicht gelesen...
Alfons
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Pschibi Peter Pan
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 154
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(#771267) Verfasst am: 18.07.2007, 18:36 Titel: |
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Ich schreibe gerne, vor allem dann, wenn ich nichts zu sagen habe, wenn mir langweilig ist, weil ich nichts denke, denn so kann ich im Schreiben Gedanken entwickeln, die möglicherweise Potential haben, entsprechede Langeweile zu vertreiben. Ja so ist das, und deswegen mach ich das jetzt auch, leider fällt mir im Moment absolut nichts ein, ich könnte ja darüber schreiben, dass ich es relativ witzig finde, wie sowohl Dogmatismus als auch Neophilie der Qualität einer Diskussion zuträglich sind, beide auf ihre Weise eben, der Dogmatiker liefert das Rohmaterial, gegen das der Neophile Sturm läuft und verteidigt es mit immer stärkeren Verfeinerungen, aber ist das nicht trivial, fade und langweilig, und wenn es so wäre, wäre das relevant, interessiert es eigentlich, ob es relevant ist, ist es eigentlich relevant, ob es interessant ist? Emotionaler Taumel ist zumindest ein Zeichen von Leben, und hier scheint offfenbar ein Mangel desselben vorzuliegen. Nur, muss immer alles emotional sein, müssen wir uns wirklich überspannt dem Taumel weihen und in einer Achterbahnfahrt der Gefühle meinen, zu erkennen, dass wir leben. Das hat ja auch etwas ausschweifendes an sich, und die Ausschweifung ist laut Nietzsche Tochter der Freudlosigkeit. Nun, das könnte als eine Verteidigung der Enthaltsamkeit betrachten, nur glaube ich nicht, dass es weise ist, sich ihr allein zu verschreiben, zumindest nicht, wenn man ich ist. Abwechslung zwischen Taumel und Askese erscheint da viel sinnvoller. Nun, nach so viel Gleichmut vielleicht etwas Tragik, etwas Gefühl.
Kalt war es, gegen das Fenster prasselten Hagelkörner und ein ungemütlicher, eiskalter Wind zog erbarmungslos durchs Zimmer. Alles war verloren, ich war endgültig allein, sie würde nie wieder zurückkommen, sie, die ich doch so sehr geliebt habe (jaja, ganz bestimmt wird's so sein), ich glaube, ohne sie nicht leben zu können (welch schöne tragik) ... ich glaube, diese selbstironie ist ein zeichen dafür, dass es mit der Kunst des Taumels heute nicht sehr gut bestellt ist, irgendwie kitschig ... sicher, mag man sich in einer solchen situation befinden, mag es ganzes leben, umfassendes fühlen und todernst sein, doch jetzt bin ich nicht in entsprechender verfassung, .. nun, ich wollte assoziativ fortfahren und gerade so schreiben, wie es mir gefällt, denn zu denn ich wollte mal sagen, dass man mitleid nicht dazu nutzen sollte, sich selbst zu zerstören, auch wenn es die seele verfeinern mag, vielmehr als ein ethisches Instrument. Wobei dieses Instrument ohne Verstehen, ja ohne eine gewisse Distanz sinnlos wird, aber Rationalität allein ist blind ..
Wenn ihr glaubt, ich würde irgendwas aussagen wollen, dann mögt ihr recht haben, ich weiß es nicht, aber ich denke, man kann alles 'mal versuchen ...
_________________ http://philosophieforum.rescogitans.de
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Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
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(#771297) Verfasst am: 18.07.2007, 19:58 Titel: Re: Über die Kunst |
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Das Layout könnte man mE noch etwas augenfreundlicher gestalten.
Pschibi hat folgendes geschrieben: | Küstlerisch spiegelt er die Welt wieder, ... |
oder den Abdruck, den er sich von "der Welt" macht.
Pschibi hat folgendes geschrieben: | ja, auch wenn er erst scheinbar auf Moral verzichtet, so ist er doch das Beste Beispiel eines Philosophen. Er wird von der gleichen Suche nach Erkenntnis und Güte angetrieben. |
so?
Das suche ich auch ...
Zitat: | zu denken, was der Mob nicht denkt, zu fühlen, was der Mob nicht fühlt |
Mob wirkt in diesem Zusammenhang auf mich wie aus einer provokant elitären Position heraus verkündet.
Aber solche Positionen erwartet wohl der Mob vom "darstellenden Ästheten" ...
könnte man mE etwas subtiler formulieren.
Zitat: | und entdeckt so Neues, den Ursprung jeden Fortschritts |
er nimmt auch einen anderen Standpunkt ein, ändert damit seine eigene Perspektive und die mancher Betrachter und eröffnet dadurch verändernden Tendenzen stärkere Wirkungsmöglichkeiten.
Zitat: | Manch ein Literat mag Schreckliches schreiben, Schauderhaftes, Uns bewegt etwas, |
war es von Anfang an Deine Intention, Literaten mit darstellende Ästheten gleichzusetzen?
Wenn ja, sollte man das mE evtl. noch besonders herausstellen und nicht einfach einsickern lassen.
Zitat: | eine autobiographische Offenbarung seiner selbst und seiner Qualen meinen wir zu erkennen, |
Pippi Langstrumpf wirkt auf mich weder gequält, noch autobiographisch.
Zitat: | doch auch wenn ein Schriftsteller in seinem Schreiben immer auch sich selbst offenbart, |
klingt gut
Zitat: | so sollten wir uns hüten, allzuviel Mitleid zu empfinden, |
wer hat denn dabei "allzuviel Mitleid"?
In einer Art Selbstoffenbarung vielleicht der Autor mit sich selbst?
Zitat: | er erschafft Gedanken- und Gefühlswelten, ist zutiefst lebendig. |
er kondensiert auch Gedanken und schafft Gefühlswelten - aber viele Autoren sind nicht mehr lebendig ...
Zitat: | Er erweckt begeistert Begeisterung und er ist anderen ein Stütze, |
und falls er die richtigen Worte findet, kann er seine Begeisterung auf den Leser übertragen oder seine tiefe Niedergeschlagenheit und seine täglichen Depressionen ...
Zitat: | erweitert ihren Horizont, |
und eröffnet durch diesen Standortwechsel neue Perspektiven und damit einen neuen Horizont,
führt seine Leser auf einen Berggipfel, auf eine Ebene oder in ein tiefes Tal ...
Zitat: | lässt sie aus festgefahren, dogmatischen Gedankensystemen heraustreten |
und läßt sie seine Perspektive fühlen, führt sie vom Schwanz des Elefanten zum Rüssel oder zu den Stoßzähnen ...
Zitat: | Neuland, das der Mensch so dringend bedarf, | (dessen)
Das Bild vom Neuland finde ich gut (oder altes Land aus neuer Sicht ...)
Neuland, dessen der Mensch so dringend bedarf, um seiner klapprig gewordenen Schindmähre, die einst kühn als Pegasus nach den Sternen galoppierte, noch etwas Fleisch auf die Rippen zu bringen, bevor er sie für ein schmales Trinkgeld dem Abdecker übergibt.
Zitat: | Dem Taumel weihen wir uns, dem schmerzlichsten Genuss. |
Goethes Faust
_________________ Leben kann tödlich sein
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Arrivederci auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 747
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(#774347) Verfasst am: 23.07.2007, 22:39 Titel: Re: Über die Kunst |
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Pschibi hat folgendes geschrieben: | Was haltet ihr davon? |
1. Mich bringt das auf die Frage, welches deine Lieblingsschriftsteller sind.
2. Wieviel Autobiographisches steckt deiner Meinung nach in den "Buddenbrooks" oder in der "Ausweitung der Kampfzone"?
In einem guten Buche stehen mehr Wahrheiten, als sein Verfasser hineinzuschreiben meinte (Marie v. Ebner-Eschenbach)
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