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Kinderfreundlichkeit
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ateyim
registrierter User



Anmeldungsdatum: 21.05.2007
Beiträge: 3656
Wohnort: Istanbul

Beitrag(#773296) Verfasst am: 21.07.2007, 21:28    Titel: Kinderfreundlichkeit Antworten mit Zitat

Ich bin nun etwas mehr als ein halbes Jahr in Istanbul und ich bin immer noch dabei mich einzuleben... nun ja, 35 Jahre Deutschland haben mich doch sehr gepraegt...

eins sticht aber besonders ins Auge...

das Verhaeltnis der Umfelds, wenn man mit einem Kinderwagen unterwegs ist, wenn ein Kind mal unaufhörlich weint, oder wenn man abends mit Kleinkindern ins Restaurant geht.

Ich nehme oft meinen fast 2jaehrigen Neffen den Eltern ab, damit sie auch etwas entlastet werden und, weil ich den Kleinen halt gern habe (hat irgendwie doch Vaterinstinkte bei mir geweckt Sehr glücklich )

Hier ist es ganz normal, dass Teenagerpaerchen Hand in Hand an uns vorbeigehen und dabei 'beide' dem Kleinen zulaecheln oder ihn ansprechen. Es passiert hier oft, dass sogar hartgesottene, coole Jungs uns ansprechen, in ihrer Hosentasche kramen und ein sogennates 'nazar boncuğu' herausholen... ein 'Auge gegen den bösen Blick', ein Schmuckstück, dass den Kleinen vor Unheil bewahren soll.

Als wir an einem Kunstrasenplatz vorbeikamen, auf dem Jugendliche sich getroffen hatten und Fussball spielten und mein Neffe von sich aus auf die Spielenden zulief, haben die ihn ohne Murren und zu Knurren mitspielen lassen, sich mit ihm beschaeftigt... und das obwohl sie für die Nutzung des Platzes Geld bezahlt hatten... als ich denen spontan ein Eis ausgeben wollte haben sie abgelehnt und sogar gesagt, dass sie jede Woche um die selbe Zeit dort sind... und haben sich mit Winken und "bis zum naechsten Mal" verabschiedet...

in Deutschland habe ich so eine Kinderfreundlichkeit nicht wahrgenommen.. erst recht nicht von Jüngeren... wenn ein Kind im Bus weinte und die Mutter das Kind nicht beruhigen kann, gab es meistens nur genervte Blicke, die deutlich machten, dass man von der Mutter nicht viel hielt, denn sie schien ja unfaehig zu sein... oder diese leisen Gespraeche, die in einer Lautstaerke stattfinden, dass die betroffene merkt, dass man über sie spricht, aber sie nicht verstehen kann, was genau gesagt wird...

hier steht auf dem kleinsten Flecken, wo grüner Rasen ist, steht auch mindestens eine Rutsche oder eine Wippe...

OK... es gibt hier kein Kindergeld, es gibt keine soziale Unterstützung für Eltern, Kindergaerten kosten viel Geld... und ich will auch nicht beschönigen, dass je weiter man nach Osten geht, umso mehr wird es wichtig, ob man einen Sohn oder eine Tochter hat... ich will nichts pauschal schönreden...die Unterschiede sind kein Geheimnis, denn nicht umsonst gibt es staatliche Kampagnen mit dem Titel: SCHICK AUCH DEINE TOCHTER IN DIE SCHULE... aber man schweigt das Problem nicht tot, und ich merke, dass hier was getan wird, und sich langsam was verbessert, was diese Problematik betrifft

aber gerade hier in Istanbul mit seinen 12-16 Millionen Einwohnern, wo jeder auf der Strasse gestresst ist, im Verkehr man sich fast gegenseitig umbringt, sorgen Kinder allseits für ein Laecheln.

Gestern.. wir hatten ca. 35 Grad... hat eine Mutter im Park bestimmt 15 Minuten ihr Kind versucht ruhig zu bekommen... mit Spielen, Singen etc. ... als das Kind am Ende eingeschlafen war, sah ich, wie eine andere Mutter die Genervte zu einem Eistee ein, den die Einladende vom Kiosk holte...

ein Land in dem der staatliche Mindestlohn umgerechnet bei 250 Euro liegt, ein Land, in dem es nicht mal den Hauch eines soziales Netzes gibt


meine Absicht ist nicht jetzt weil ich mal was gefunden haben, was hier besser ist, über Deutschland rumzuwettern, dazu bin ich zu 'germaniaphil' zwinkern ...

aber es ist nun mal das, was mir nach einem halben Jahr in dieser Megapolis als der grösste positive Unterschied zu Deutschland bzw. Köln tagtaeglich ins Auge springt... und ich merke jetzt erst, was im Umgang mit Kindern wirklich real in einem Land im Alltagsleben, im taeglichen Miteinander möglich ist... und gerade Deutschland hat mit dem Plus der staatlichen Hilfe so denke ich, eine so gute Grundlage eigentlich ein Kinderparadies zu sein... schade, dass man davon weit entfernt ist
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Ladeeni
Ex-Muslim & Kameltreiber



Anmeldungsdatum: 02.04.2007
Beiträge: 831
Wohnort: NRW

Beitrag(#773316) Verfasst am: 21.07.2007, 21:59    Titel: Antworten mit Zitat

vielen Dank für diesen schönen und interessanten Beitrag!


Es kommen bestimmt ein paar User und lassen Sprüche los wie: stimmt gar nicht. Wieso braucht man Kinder überhaupt. Kinder müssen sich perfekt benehmen!

Das habe ich schon auf dem SPON-Forum bei einer Diskussion über die Kinderfeindlichkeit in Deutschland erlebt!
_________________
Der bloggende Kameltreiber:

http://sa7rawi.blogspot.com/ (neu, bald auf Deutsch)

http://kameltreiber.blogspot.com (alt)
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Kival
Profeminist Ghost



Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#773321) Verfasst am: 21.07.2007, 22:02    Titel: Antworten mit Zitat

Ladeeni hat folgendes geschrieben:
Es kommen bestimmt ein paar User und lassen Sprüche los wie: stimmt gar nicht.


Ich kenne in Deutschland tatsächlich beide Arten von Reaktion, auch gerade junge Leute, die über kleine Kinder lächeln - aber auch so wie ateyim es von Deutschen beschreibt.

Zitat:
Wieso braucht man Kinder überhaupt.


Wer ist "man"? ,-).

Zitat:
Kinder müssen sich perfekt benehmen!


Aber auf gar keinen Fall...
_________________
"A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Konrad
auf eigenen Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 01.06.2007
Beiträge: 1528

Beitrag(#773390) Verfasst am: 21.07.2007, 23:11    Titel: Antworten mit Zitat

Bei dieser Diskussion gibt es einen oft zuwenig beachteten Nebenschauplatz:
Völker, sagen wir mal nördlich der Alpen, sind in der Regel leiser als Südländer.
Ich möchte fast sagen, dass die Völker im Mittelmeerraum und südlich eine ganz andere
Beziehung zu Lautstärke haben.
Das ist ganz einfach im täglichen Leben festzustellen, dazu braucht es keine Studien.
Wo sich unsereiner wegen z.B. Verkehrslärm die Ohren zuhält, redet ein Italiener einfach lauter,
aber zu stören scheint ihn der Lärm nicht.
Deshalb ist denke ich für uns das Geschrei eines Babys ab einer gewissen Lautstärke einfach stressiger als für z.B. einen Araber.
Das hat nichts mit Kinderfeindlichkeit zu tun. Ist ja schon gut...

(Natürlich können auch wir Nordländer laut sein, mit der richtigen Menge legaler Drogen,
oder wenn wir in den Süden ziehen, aber ich schreibe hier vom Alltag.)
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ateyim
registrierter User



Anmeldungsdatum: 21.05.2007
Beiträge: 3656
Wohnort: Istanbul

Beitrag(#773396) Verfasst am: 21.07.2007, 23:16    Titel: Antworten mit Zitat

da hast du nicht unrecht Konrad:

wenn hier mal die ganze Familie am Tisch sitzt ist hier ein Laermpegel, der einer Kölner Kneipe an Karneval Konkurrenz machen könnte....

zumal man auch nicht auf den Fernseher verzichten will und ihn dementsprechend laut stellt, damit er den Gespraechen und dem Kindergeschrei zumindest ebenbürtig ist...

und wenn dann auch noch das Telefon klingelt und Freunde aus Deutschland rufen an, bleibt man im lautesten Raum sitzen und brüllt noch mehr...


aber wir müssen mehr Lautstaerke hier verkraften, weil der Muezzin hier es sonst jeden Morgen schaffen würde, mich morgens vor 6 Uhr aus dem Bett zu brüllen zwinkern
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step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#773519) Verfasst am: 22.07.2007, 08:07    Titel: Antworten mit Zitat

Konrad hat folgendes geschrieben:
Völker, sagen wir mal nördlich der Alpen, ...

Das Hauptmerkmal von Kindern ist doch nicht ihr Lärmpegel! Zudem ist nach meiner Erfahrung die Kinderfreundlichkeit nörlich, westlich, südlich und östlich größer als in D, evtl. ausgenommen Teile von Österreich.

Vielleicht hängt es eher mit der preußisch geprägten Kultur zusammen, bzw. den "deutschen Tugenden"?
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#773523) Verfasst am: 22.07.2007, 08:15    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe übrigens tatsächlich den Eindruck, daß Kinder im öffentlichen Raum als störend empfunden werden (im Gegensatz zu Hunden beispielsweise). Kann das aber nicht so genau einordnen. Ist das eine münchner Erscheinung? Ist das eine städtische Erscheinung? Ist das eine "natürliche" Folge der schwindenden Präsenz von Kindern?
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Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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Jolesch
Freund des kleineren Übels



Anmeldungsdatum: 11.07.2004
Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII

Beitrag(#773524) Verfasst am: 22.07.2007, 08:17    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Konrad hat folgendes geschrieben:
Völker, sagen wir mal nördlich der Alpen, ...

Das Hauptmerkmal von Kindern ist doch nicht ihr Lärmpegel! Zudem ist nach meiner Erfahrung die Kinderfreundlichkeit nörlich, westlich, südlich und östlich größer als in D, evtl. ausgenommen Teile von Österreich.

Vielleicht hängt es eher mit der preußisch geprägten Kultur zusammen, bzw. den "deutschen Tugenden"?


Ich vermute eher es liegt am Wohlstand: Je reicher, desto weniger Kinder gibt es in der Gesellschaft...viele sind Kinder nicht gewöhnt, haben keine in ihrem Umfeld. Da geht viel Wissen und Toleranz bzw. Abhärtung verloren.
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Storm by Tim Minchin
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#773529) Verfasst am: 22.07.2007, 09:00    Titel: Antworten mit Zitat

Jolesch hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Konrad hat folgendes geschrieben:
Völker, sagen wir mal nördlich der Alpen, ...

Das Hauptmerkmal von Kindern ist doch nicht ihr Lärmpegel! Zudem ist nach meiner Erfahrung die Kinderfreundlichkeit nörlich, westlich, südlich und östlich größer als in D, evtl. ausgenommen Teile von Österreich.

Vielleicht hängt es eher mit der preußisch geprägten Kultur zusammen, bzw. den "deutschen Tugenden"?


Ich vermute eher es liegt am Wohlstand: Je reicher, desto weniger Kinder gibt es in der Gesellschaft...viele sind Kinder nicht gewöhnt, haben keine in ihrem Umfeld. Da geht viel Wissen und Toleranz bzw. Abhärtung verloren.

Glaub ich nicht. In meiner eigenen Kindheit herrschte (jedenfalls bei den konservativ eingestellten Erwachsenen) weit weniger Toleranz gegenüber dem Verhalten von Kindern, und die Anforderungen an das Benehmen von Kindern war höher. Ich erlebe oft genug ältere Leute, die sich darüber beklagen, wie "ungezogen" (was für ein Wort!) die Panzen heutzutage seien.
_________________
Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#773531) Verfasst am: 22.07.2007, 09:12    Titel: Antworten mit Zitat

Konrad hat folgendes geschrieben:
Bei dieser Diskussion gibt es einen oft zuwenig beachteten Nebenschauplatz:
Völker, sagen wir mal nördlich der Alpen, sind in der Regel leiser als Südländer.
Ich möchte fast sagen, dass die Völker im Mittelmeerraum und südlich eine ganz andere
Beziehung zu Lautstärke haben.

Ich weiß nicht recht, ich denke, das ist ein Klischee. Was auch hierzulande rumgebrüllt und rumgegrölt wird, da kann man meinen, Stille ist auch für die meisten Landsleute der Feind, der vernichtet werden muß.
_________________
Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Louseign
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Anmeldungsdatum: 02.06.2006
Beiträge: 5585

Beitrag(#773537) Verfasst am: 22.07.2007, 09:27    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Ich erlebe oft genug ältere Leute, die sich darüber beklagen, wie "ungezogen" (was für ein Wort!) die Panzen heutzutage seien.
Stimmt, zur Jugendzeit jener älteren Leute waren die Kinder gezogen - und zwar meistens an den Ohren. zwinkern
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Telliamed
registrierter User



Anmeldungsdatum: 05.03.2007
Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten

Beitrag(#773542) Verfasst am: 22.07.2007, 10:03    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe vor und nach der Perestrojka eine Weile in Russland gelebt, und das anders geartete Verhältnis von Erwachsenen zu den kleineren Kindern ist mir dort auch aufgefallen.

Die sozialen Verhältnisse sind nach der Perestrojka durch große Gegensätze gekennzeichnet, wenn jemand zu Reichtum gelangt ist (wahrscheinlich weniger als 5 Prozent der Bevölkerung), greift das Sprichwort "Durch Arbeit kann man nicht zu Reichtum kommen." Eine Zahnärztin lebte unterhalb des Existenzminimums, während ein Arbeiter das Doppelte verdiente; eine promovierte wissenschaftliche Mitarbeiterin verdiente weniger als umgerechnet 80 Euro im Monat. In den beiden Hauptstädten sind Millionen auf den öffentlichen Nachverkehr angewiesen. Und da sieht man:

In der Metro und im Bus sind die Kinder die "Könige". Ältere Menschen machen ihren Platz frei für Kinder, "denn die haben noch so schwache Beinchen". Kleine Mädchen sind wie Prinzessinnen angezogen, mit hellen (beim Spielen unpraktischen) Kleidchen, Schleifen in den Zöpfen, und werden auch entsprechend behandelt. Viele Jungen tragen blaue Matrosen- oder Schuluniformen. Durch Quengeln und Schreien erlangen die Kinder viel lauter und länger Aufmerksamkeit als bei uns.

Weibliche Säuglinge und Kleinkinder werden mit rosa, männliche mit blauen Bändern und Schleifen versehen, für meine Verhältnisse oft noch sehr warm verpackt und eng gewickelt, auch wenn die Temperaturen nicht winterlich sind, überaus prachtvoll sind die aufgelegten gleichfarbigen Deckchen (mitunter sogar Damast oder Seide), mit Spitzen und Rüschen ...

Sie wachsen aber auch länger als bei uns in einer Welt mit Märchenfiguren und Tieren auf, ein Eis "Morozhenoe!" ist die Seligkeit - noch länger beschützt vor Pornographie, vor Gewaltdarstellung im Fernsehen, Wodka, Samogon und ihren Freunden, Drogen und Zigaretten, das kommt in der Regel später als bei uns, dann aber mit Macht. Überall die Hoffnung, z.T. schon in der dritten oder vierten Generation: Die Kinder sollen es besser haben als wir es hatten!

Ich muß gestehen, daß ich den ins Auge fallenden Unterschied zu deutschen Verhältnissen (Ost wie West), die Vorzugsbehandlung für die Kinder, als "Hätscheln" und "Verwöhnen" empfunden habe. Wahrscheinlich hat sich in mir ein innerer "Preuße" gemeldet.
Denn viele männliche Jugendliche legen in Russland später ein ausgeprägtes Pascha-Verhalten an den Tag, und so manche junge Frau bewegt sich wie eine Prinzessin durch die Lande.

Ich kann mir das zum Teil so erklären: so lange die Kinder noch bei ihren Eltern sind, genießen sie die große Aufmerksamkeit der Erzieher. In der Schule gab es hingegen einheitliche Kollektiverziehung a la Makarenko, die man auch auf die DDR zu übertragen versuchte.
Man stelle sich den damaligen Gegensatz vor: in einer "normalen" kleineren Familie zu Hause steht man um sechs oder sieben auf, Papa uind Mutti gehen zur Arbeit. In der Schule aber heisst es dann erst einmal eine Stunde später: "Achtung!" und Aufstehen, wenn der Lehrer das Zimmer betritt. Der Gruppenratsvorsitzende meldet mit Pioniergruß: "Klasse 5 A ist zum Unterricht bereit! Es fehlt Müller entschuldigt, es fehlt Lehmann unentschuldigt!" Der berühmte Fahnenappell wurde nicht täglich abgehalten.
In Russland habe ich erlebt, dass die Studenten heute noch aufstehen, wenn der Dozent den Hörsaal betritt, während man mitunter bei uns die verehrten Studenten fragen will, ob sie die Beine herunternehmen und ihr Frühstück weglegen wollen.

Geflissentlich wurde in der DDR bei der paramilitärischen Kollektiverziehung übersehen, dass Makarenko seine Erziehungsmethode aus der Erfahrung mit streunenden Jugendbanden und Straffälligen ableitete, und man bei der Übertragung auf deutsche Verhältnisse auf eine überwiegend "kleinbürgerliche" Lebensweise in vorwiegend intakten Familien stieß.

Und die Kehrseite in Russland: diejenigen Kinder und Jugendlichen, denen eine solche Behandlung in der Familie nicht vergönnt war, die ziehen auch heute noch hauslos durch das Land, es sollen Hunderttausende sein ...
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fenriswolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2003
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Wohnort: Celle

Beitrag(#773552) Verfasst am: 22.07.2007, 10:30    Titel: Antworten mit Zitat

Find ich gut , Deinen Bericht aus Istanbul. Es ist oftmals sehr interessant , Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten zu können.
Ich selbst habe meine Kindheit in den 70ern nicht als besonders Kinderfeindlich erlebt. Aufgewachsen bin ich in West-Berlin. Sicherlich gab es immer mal wieder griesgrämige ältere Leute , die nicht wollten , daß wir auf dem Rasen spielen , oder mit dem Ball ständig gegen die Hauswand schießen. Aber eigentlich hat uns das nicht so sehr belastet. Als Reaktion auf besonders zickige Leute gab es auch schon mal Post in Form von Hundehaufen in deren Briefkasten. Wir waren also auch nicht "ohne".
Solche Reaktionen wie Du sie bescheibst sind mir aber auch bekannt. Finde das auch sehr schade. Heute liegt es wahrscheinlich daran , daß es immer weniger Kinder gibt. Die gehören nicht mehr zum Alltag vieler Leute , sie sind nicht mehr selbstverständlich.
Bei uns im Dorf käme kaum jemand auf die Idee kinderfeindlich zu sein. Wir Eltern sind hier keine kleine Minderheit , solch ein Verhalten wäre schnell ein Gesprächsthema unter den Bewohnern.
Aber ich finde ebenfalls , daß es das Zusammenleben erheblich erleichtert , wenn Kindern beigebracht wird höflich zu sein und sich gut zu benehmen. In unserer kleinen Stichstraße mit Wendehammer leben zwischen 25 und 30 Kinder. Die schlagen auch schon mal über die Stränge. Wir Eltern sind uns da weitestgehend einig , daß wir den Kleinen gegenüber zusammenhalten müssen , ansonsten laufen die aus dem Ruder. Ich habe daher überhaupt kein Problem , Nachbarskindern zackig den Marsch zu blasen , wenn es in ruhiger Ansprache nicht geht. Genauso bin ich nicht pingelig , sollte sich einer von meinen Rackern woanders nicht zu benehmen wissen. Dann kann er sich gerne dort seinen Anpfiff abholen. Insofern würde ich Kinderfeindlichkeit nicht daran ausmachen wollen , ob es da mal Erwachsene gibt die ab und zu mit ihnen meckern. Kinder können ganz schön flegelhaft sein , war ja auch mal eines.
Es geht doch viel mehr um die Umgebung in der sie aufwachsen können. Dürfen sie auch laut spielen , haben sie die Möglchkeit ihrem Bewegungsdrang auszuleben? Gibt anregende Dinge zu entdecken , gibt es eine Gemeinschaft die aufeinander achtet? Kann da nur dankbar ein Lied von singen , wenn sich unser Großer im Alter von 2 Jahren dann und wann zum Einkaufen auf den Weg zu Edeka gemacht hat. Dann gab es immer rechtzeitig Leute die ihn erkannten und unterwegs aufgefischt haben. Insofern müßte ersteinmal das Wesen von Kinderfeindlichkeit definiert werden.
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ateyim
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Anmeldungsdatum: 21.05.2007
Beiträge: 3656
Wohnort: Istanbul

Beitrag(#773557) Verfasst am: 22.07.2007, 10:46    Titel: Antworten mit Zitat

zwinkern haett mich aber schon interssiert, was der 2jaehrige bei Edeka einkaufen wollte
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fenriswolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2003
Beiträge: 376
Wohnort: Celle

Beitrag(#773558) Verfasst am: 22.07.2007, 10:52    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke mal Bier , Kippen und Chips. Kinder sind ja unheimliche Nachahmer.
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#773562) Verfasst am: 22.07.2007, 11:08    Titel: Antworten mit Zitat

Nanu, Heike N. hat diesen Thread noch gar nicht entdeckt.

Wien wird von Amerikanern und Russen, die hier leben oft als kinderfreundlich bezeichnet. Liegt wohl an der Infrastruktur, am sicheren Straßenverkehr usw. Ich verbitte mir auf jeden Fall die Zurechnung der Österreicher zum Preußentum. Mit den Augen rollen

Erst neulich sind mir vier kleine Kinder, die gerade alleine auf dem Weg vom Spielplatz zu ihrem Gemeindebau auf der anderen Straße waren, über den Radweg gelaufen. Die vier haben mich nicht beachtet und ich bin großzügig über den Gehbereich des Gehsteigs ausgewichen. Kleine Kinder schlagen ja oft Haken wie die Karnickel. Da geht man als Radfahrer auf Nummer Sicher. In dem Moment haben mich die vier dann doch gesehen und die größte der vier, die maximal in der 1. Klasse Volksschule war, fing an mich anzuschnauzen: "He! Sie fahren falsch! Sie dürfen nicht auf dem Gehsteig fahren!" Argh Gröhl...

Man sieht also, dass die Kinder in Wien schon früh ziemlich goschert sind und wenn die mich anschnauzen, dann sage ich auch was zurück; mache ich ja bei Erwachsenen auch.

Kindergeschrei fremder Kinder ignoriere ich einfach. Kinder schreien und quengeln meistens aus Kalkül und wegen Nichtigkeiten. Wenn man sie dann jedesmal tröstet, dann fördert man damit das Geschrei und da will ich den Eltern auch nicht in die Quere kommen. Vielleicht ist das von ateyim geschilderte und Ladeeni bestätigte Verhalten der Grund dafür, dass man im Fernsehen immer laut kreischende Frauen und heulende Männer aus diesen Kulturen sehen kann, die sich übrigens auch dann so verhalten, wenn gar niemand gestorben ist.
Ich erinnere mich da z.B. an die Frau, die zum letzten Krieg zw. Libanon und Israel an drei unterschiedlichen Tagen laut den Verlust von drei unterschiedlichen Häusern bekreischte. Offenbar muss sie als im Immobiliengeschäft tätig gewesen sein. Lachen

Das von ateyim geschilderte Verhalten wäre in Österreich auch schon deshalb nicht möglich, weil Kinder von klein auf gelehrt bekommen, dass man von Fremden keine Geschenke nimmt (wegen den Kinderschändern). Umgekehrt schreckt das auch Erwachsene davon ab, fremden Kindern etwas zu schenken, oder sie anzusprechen. Also ich käme mir da irgendwie komisch vor.

Mit Südländer vs. Nordländer kann es auch nichts zu tun haben, denn Italien ist, im Gegensatz zu alten Klischee, sehr kinderfeindlich geworden. Wer dort ab drei Kindern aufwärts hat, gilt als asozial. Die Straßen sind für Kinder lebensgefährlich. Man sieht auch kaum Kinder im Straßenbild.

Genauso wie Ralph habe ich kinderfeindliches Verhalten eigentlich nur von Pensionisten erlebt. Ich kaufe ihnen aber nicht ab, dass sie früher als Kinder so still gewesen wären. Alte Menschen glauben immer, dass früher alles besser war. Das Gehirn vergisst das Negative. Ich schätze sogar, dass die früher lauter waren, weil damals die Eltern noch nicht so übervorsichtig waren, ihre Kinder alleine zu lassen, wie heute.

Und das ist etwas, was es in dieser Zahl in der Türkei und Arabien noch nicht geben kann. Aber selbst in Arabien muss irgendwann mit dem Bevölkerungswachstum Schluss sein und dann werdet auch ihr es mit einem steigenden Bevölkerungsanteil an Rentnern zu tun haben, die nichts besseres zu tun haben, als am Fenster zu sitzen und Falschparker zu notieren.

Update:
Übrigens dürfen Kinder in unserem Kulturkreis selbst entscheiden, wen sie heiraten wollen. Darüber hinaus schneidet man nichts von ihren Geschlechtsorganen ab. Es ist verpönt, wen Eltern ihre Kinder schlagen, wodurch das auch seltener vorkommt.

Den Vogel schießen meiner Meinung nach die Schiiten ab:

(tillich hielt dieses Foto für eine Fälschung)

Ich finde also, dass unterm Strich die griesgrämigen Rentner da wesentlich geringer ins Gewicht fallen.


Zuletzt bearbeitet von Sokrateer am 22.07.2007, 11:20, insgesamt 2-mal bearbeitet
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L.E.N.
im falschen Film



Anmeldungsdatum: 25.05.2004
Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#773564) Verfasst am: 22.07.2007, 11:08    Titel: Antworten mit Zitat

ateyim, du hast recht. Deprimiert
_________________
Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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astarte
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Anmeldungsdatum: 13.11.2006
Beiträge: 46545

Beitrag(#773570) Verfasst am: 22.07.2007, 11:27    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Jolesch hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Konrad hat folgendes geschrieben:
Völker, sagen wir mal nördlich der Alpen, ...

Das Hauptmerkmal von Kindern ist doch nicht ihr Lärmpegel! Zudem ist nach meiner Erfahrung die Kinderfreundlichkeit nörlich, westlich, südlich und östlich größer als in D, evtl. ausgenommen Teile von Österreich.

Vielleicht hängt es eher mit der preußisch geprägten Kultur zusammen, bzw. den "deutschen Tugenden"?


Ich vermute eher es liegt am Wohlstand: Je reicher, desto weniger Kinder gibt es in der Gesellschaft...viele sind Kinder nicht gewöhnt, haben keine in ihrem Umfeld. Da geht viel Wissen und Toleranz bzw. Abhärtung verloren.

Glaub ich nicht. In meiner eigenen Kindheit herrschte (jedenfalls bei den konservativ eingestellten Erwachsenen) weit weniger Toleranz gegenüber dem Verhalten von Kindern, und die Anforderungen an das Benehmen von Kindern war höher. Ich erlebe oft genug ältere Leute, die sich darüber beklagen, wie "ungezogen" (was für ein Wort!) die Panzen heutzutage seien.



Das nehme ich auch so wahr, Kinder mussten zum Beispiel im Restaurant nicht zu hören sein, heute ist das lockerer, man ging mit kleinen Kindern kaum aus, heute nimmt mal Babies überall mit, Stillen in der Öffentlichkeit war in meiner Mutter Generation und bis kurz vor meiner undenkbar (Stillen war sowieso in Mutterns Zeit verpönt, die ganze Kinderkriegerei von Ärzten pathologisiert) heute ganz normal.

Ich kann mir aber vorstellen, dass durch weniger Kinderpräsenz die Toleranz wieder runtergeht, oder sie geht sehr hoch, Kinder: wie toll, wie exotisch! Traurig

Ich finde allerdings, dass Kinder nicht ohrenbetäubend schreien müssen, wenn sie sich artikulieren, bei meinen war das auch nie ein Problem. Ich bin relativ lärmempfindlich, das wissen die von klein auf, man muss mich nicht anschreien, um gehört zu werden. Bei Babies ist es was anderes, die dürfen sich so ausdrücken, wie sie können, und man reagiert darauf und dann ist gut. Ein Baby, dass sich nicht beruhigen kann, hat meist einen Grund und wenn es möglich ist, sollte man auf das Kleine eingehen und den Grund beseitigen. Babies ist es in Gesellschaft oft zu stressig, oder wenn die Eltern in Hektik sind, zeigt es das Kind an, dann ging ich (oder mein Mann) eben mit ihm raus, dem Kind und der Gesellschaft gehts besser, und ich stecke halt mal zurück.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Kinder schreien und quengeln meistens aus Kalkül und wegen Nichtigkeiten.


Blödsinn. Babies keinesfalls. Größere, wenn sie gelernt haben, dass Eltern nur zu hören, wenn man massiv nervt. Und was für dich Nichtigkeiten sind, muss für ein Kind keines sein. Aber diese Erkenntnis setzt etwas Einfühlungsvermögen vorraus.
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Konrad
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Anmeldungsdatum: 01.06.2007
Beiträge: 1528

Beitrag(#773573) Verfasst am: 22.07.2007, 11:32    Titel: Antworten mit Zitat

Ich kann vieles was Sokrateer schreibt bestätigen. Fremde (Klein-) Kinder anzusprechen trauen sich die meisten Leute unter 60 eh nicht mehr. Zu tief hat sich der Kinderschänder- Generalverdacht schon in die Köpfe eingegraben.
Die einzige unverdächtige Kommunikationsform mit einem Kind ohne Erwachsenenbegleitung ist der Zusammenschiss. Böse

Ich hatte neulich ein kleines Erlebnis, das mir zeigt, das es auch eine vorgespielte bzw. antrainierte Verhaltensweise gibt, die Kinderfreundlichkeit suggeriert.
Ich sass mit einer Bekannten in einem Strassencafé, als eine Frau mit Kinderwagen vorbeiging. Die beiden kannten sich und begannen ein kurzes Gespräch.
Während des ganzen Gesprächs lächelte meine Begleitung mit strahlenden Augen abwechselnd die Frau und das Kind im Wagen an. Die ganze Unterhaltung verlief in überaus herzlichem, beinahe süssem Ton.
Die Frau ging weiter, meine Bekannte drehte sich wieder zu mir, Lächeln und Strahlen erloschen langsam und sie sagte zu mir mit wieder normaler Stimme: "jesses, was für ein hässliches Kind!"
Mit den Augen rollen

@ Astarte:
Ich glaube meine Tochter war auch eher ein stilles Baby. Weiss es allerdings nicht mehr so genau, da über 30 jahre her.
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#773574) Verfasst am: 22.07.2007, 11:34    Titel: Antworten mit Zitat

astarte007 hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Kinder schreien und quengeln meistens aus Kalkül und wegen Nichtigkeiten.


Blödsinn. Babies keinesfalls. Größere, wenn sie gelernt haben, dass Eltern nur zu hören, wenn man massiv nervt. Und was für dich Nichtigkeiten sind, muss für ein Kind keines sein. Aber diese Erkenntnis setzt etwas Einfühlungsvermögen vorraus.

Babys habe ich auch nicht gemeint. Mit den Augen rollen
Ob das Kind wegen irgendwas wirklich wichtigem weint, oder weil es keinen Schokoriegel bekommen hat, können höchstens die Eltern wissen. Soll das Kind lernen, dass jedesmal, wenn es in der Öffentlichkeit weint, es von Fremden Leuten Geschenke bekommt?
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astarte
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Beitrag(#773577) Verfasst am: 22.07.2007, 11:47    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
astarte007 hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Kinder schreien und quengeln meistens aus Kalkül und wegen Nichtigkeiten.


Blödsinn. Babies keinesfalls. Größere, wenn sie gelernt haben, dass Eltern nur zu hören, wenn man massiv nervt. Und was für dich Nichtigkeiten sind, muss für ein Kind keines sein. Aber diese Erkenntnis setzt etwas Einfühlungsvermögen vorraus.

Babys habe ich auch nicht gemeint. Mit den Augen rollen
Ob das Kind wegen irgendwas wirklich wichtigem weint, oder weil es keinen Schokoriegel bekommen hat, können höchstens die Eltern wissen. Soll das Kind lernen, dass jedesmal, wenn es in der Öffentlichkeit weint, es von Fremden Leuten Geschenke bekommt?


Nö. Obwohl, Zahnärzte brauchen auch Arbeit...

Die Unsitte Kindern ständig Süßes zu schenken, meinte ich nicht. Die Eltern haben es in der Hand, dass ihr Kind sich entfalten kann, und sich kindgerecht verhalten kann, aber nicht allen ständig auf den Nerven rumtrampelt. Ich hab nur dem Satz, wie du ihn formuliert hast widersprochen.

Als meine Kleine von Neurodermitis geplagt war, und wenig Zucker essen sollte, bekam sie ständig in Geschäften, von Nachbarn und Verwandten Süßigkeiten angeboten und musste immer nein sagen, was hat mich das gernervt. Kinder werden sowas von überhäuft, das ist keine Freundlichkeit mehr, weil nichts Besonderes, sondern unmäßig, zumindest nahm ich das so wahr. Das ist nicht die Kinderfreundlichkeit, die ich mir wünsche, die sich in Förderung der Süßwarenindustrie erschöpft..
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astarte
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Beitrag(#773580) Verfasst am: 22.07.2007, 11:54    Titel: Antworten mit Zitat

Konrad hat folgendes geschrieben:
@ Astarte:
Ich glaube meine Tochter war auch eher ein stilles Baby. Weiss es allerdings nicht mehr so genau, da über 30 jahre her.


Meine waren nicht besonders still, aber wenn wir bei Freunden oder sonst wo waren fanden sie es immer recht interessant, und wenn sie müde oder gestresst wurden, und unausstehlich, sind wir halt Heim oder haben sonst wie reagiert.
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astarte
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Beitrag(#773584) Verfasst am: 22.07.2007, 12:04    Titel: Antworten mit Zitat

Konrad hat folgendes geschrieben:
Ich kann vieles was Sokrateer schreibt bestätigen. Fremde (Klein-) Kinder anzusprechen trauen sich die meisten Leute unter 60 eh nicht mehr. Zu tief hat sich der Kinderschänder- Generalverdacht schon in die Köpfe eingegraben.
Die einzige unverdächtige Kommunikationsform mit einem Kind ohne Erwachsenenbegleitung ist der Zusammenschiss. Böse

Ich hatte neulich ein kleines Erlebnis, das mir zeigt, das es auch eine vorgespielte bzw. antrainierte Verhaltensweise gibt, die Kinderfreundlichkeit suggeriert.
Ich sass mit einer Bekannten in einem Strassencafé, als eine Frau mit Kinderwagen vorbeiging. Die beiden kannten sich und begannen ein kurzes Gespräch.
Während des ganzen Gesprächs lächelte meine Begleitung mit strahlenden Augen abwechselnd die Frau und das Kind im Wagen an. Die ganze Unterhaltung verlief in überaus herzlichem, beinahe süssem Ton.
Die Frau ging weiter, meine Bekannte drehte sich wieder zu mir, Lächeln und Strahlen erloschen langsam und sie sagte zu mir mit wieder normaler Stimme: "jesses, was für ein hässliches Kind!"
Mit den Augen rollen



Und was machst du denn in so einem Fall?
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Konrad
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Beitrag(#773585) Verfasst am: 22.07.2007, 12:08    Titel: Antworten mit Zitat

astarte007 hat folgendes geschrieben:

Und was machst du denn in so einem Fall?


Bezieht sich diese Frage auf den ersten oder den zweiten Abschnitt meines Posts?
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Beitrag(#773586) Verfasst am: 22.07.2007, 12:10    Titel: Antworten mit Zitat

Konrad hat folgendes geschrieben:
astarte007 hat folgendes geschrieben:

Und was machst du denn in so einem Fall?


Bezieht sich diese Frage auf den ersten oder den zweiten Abschnitt meines Posts?


Sorry: auf den zweiten.
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Beitrag(#773589) Verfasst am: 22.07.2007, 12:13    Titel: Antworten mit Zitat

@ateyim

Ich lese Deine Beiträge gerne. Ist auch ein interessantes Thema.

In Deutschland gibt es mMn durchaus eine gewisse Kinderfeindlichkeit und das liegt, denke ich, an zwei Dingen: erstens findet in Deutschland weniger öffentliches Leben statt als in südlichen Ländern, es gibt eher einen Hang zur Privatheit und zweitens gibt es einfach auch relativ wenig Kinder. Es gibt viele Leute, die fordern, Kinder sozusagen in Reservate abzuschieben und damit aus bestimmten Bereichen der Öffentlichkeit auszugrenzen ("ich will meine Ruhe haben"). Kinder werden schnell als Störfaktoren angesehen und die Eltern dann böse angesehen, wenn diese die Kinder nicht so kontrollieren können, dass sie sich vollkommen unauffällig verhalten, so dass sie der hier gängigen Vorstellung von Ruhe und Ordnung entsprechen.

Das gilt allerdings nicht überall, es gibt (zumindest in Berlin) auch Gegenden und Orte, an denen Kinder integriert sind.

Diese Forderung nach Kinderreservaten finde ich übrigens unangenehm.

Eine kleine Geschichte noch: als mein ältester Sohn 3 Monate alt war, haben wir Urlaub in der Türkei gemacht und sind dann eines Abends in einem Restaurant essen gegangen. Er hatte zu der Zeit sehr oft Blähungen und hat deswegen dann oft sehr ausdauernd geschrieen. So war es auch an diesem Abend. Dort hat uns aber niemand böse angesehen, im Gegenteil, die Besitzer des Restaurants haben sich, während wir gegessen haben, rührend um den Kleinen gekümmert. Sie haben ein Betttuch genommen, ihn da rein gelegt und ihn dann sehr ausdauernd geschaukelt. (Hat allerdings nicht viel genutzt.) In Deutschland wären wir sicher aufgefordert worden, das Restaurant zu verlassen.
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Konrad
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Beitrag(#773593) Verfasst am: 22.07.2007, 12:22    Titel: Antworten mit Zitat

Ich binn Mann. Ich sage der Frau natürlich ins Gesicht, dass sie ein hässliches Kind hat. Jawohl! Auf den Arm nehmen

Nein, Blödsinn. Natürlich nicht. Worauf ich eigentlich hinauswollte ist, das diese zuckersüsse, überfreundliche Art mit Kleinkindern und deren Eltern zu sprechen
1.) Nicht wirklich ehrlich gemeint sondern vorgetäuscht,
2.) Für mich auch ziemlich albern ist.
Und mir ist aufgefallen, das vor allem Frauen dieses künstliche Getue besonders beherrschen.

Ich bemühe mich auch im Gespräch mit kleineren Kindern, freundlich und nett zu sein, ohne in diesen eigenartigen Babysprech zu kippen. ( Habe in der Verwandtschaft einige wenige Kleinkinder)
Ich glaube das es für Kinder so angenehmer ist als dieses unsägliche hochoktavige Gekünstel.
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astarte
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Beitrag(#773600) Verfasst am: 22.07.2007, 12:36    Titel: Antworten mit Zitat

Konrad hat folgendes geschrieben:
Ich binn Mann. Ich sage der Frau natürlich ins Gesicht, dass sie ein hässliches Kind hat. Jawohl! Auf den Arm nehmen

Nein, Blödsinn. Natürlich nicht. Worauf ich eigentlich hinauswollte ist, das diese zuckersüsse, überfreundliche Art mit Kleinkindern und deren Eltern zu sprechen
1.) Nicht wirklich ehrlich gemeint sondern vorgetäuscht,
2.) Für mich auch ziemlich albern ist.
Und mir ist aufgefallen, das vor allem Frauen dieses künstliche Getue besonders beherrschen.



Gut, dass übersüßliche kenn ich auch, das merkt man, schleimt zurück und hält das Gespräch kurz. Dabei denkt man "Ja, du mich auch" und so gleicht sich alles wieder aus. Sehr glücklich

Zitat:
Ich bemühe mich auch im Gespräch mit kleineren Kindern, freundlich und nett zu sein, ohne in diesen eigenartigen Babysprech zu kippen. ( Habe in der Verwandtschaft einige wenige Kleinkinder)
Ich glaube das es für Kinder so angenehmer ist als dieses unsägliche hochoktavige Gekünstel.


Ja denk ich auch, das Gekünstelte kriegen die Kinder meist mit. Schlimm sind auch die Witzigen, die so blöde Scherze drauf haben, die so halb Verarsche der Kinder sind, mir fällt jetzt kein Beispiel ein, das fand ich als Kind schon so ätzend.
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Ralf Rudolfy
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Beitrag(#773601) Verfasst am: 22.07.2007, 12:36    Titel: Antworten mit Zitat

astarte007 hat folgendes geschrieben:
Das nehme ich auch so wahr, Kinder mussten zum Beispiel im Restaurant nicht zu hören sein, heute ist das lockerer, man ging mit kleinen Kindern kaum aus, heute nimmt mal Babies überall mit, Stillen in der Öffentlichkeit war in meiner Mutter Generation und bis kurz vor meiner undenkbar

Allerdings bin ich durchaus nicht der Meinung, daß dafür jeder Ort ein angemessener ist.
_________________
Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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astarte
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Beitrag(#773603) Verfasst am: 22.07.2007, 12:40    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
astarte007 hat folgendes geschrieben:
Das nehme ich auch so wahr, Kinder mussten zum Beispiel im Restaurant nicht zu hören sein, heute ist das lockerer, man ging mit kleinen Kindern kaum aus, heute nimmt mal Babies überall mit, Stillen in der Öffentlichkeit war in meiner Mutter Generation und bis kurz vor meiner undenkbar

Allerdings bin ich durchaus nicht der Meinung, daß dafür jeder Ort ein angemessener ist.


Kirche? zynisches Grinsen

Och, man kann sich abwenden, sich in eine Ecke zurückziehen, , und Stillen ist allemal besser als ein hungriger sich reinsteigernder Säugling, oder? Viele Babies mögen es auch nicht, gestillt zu werden, wenn rundum Trubel ist.
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