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Kinder... Kinder

 
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Sehwolf
registrierter User



Anmeldungsdatum: 26.03.2006
Beiträge: 10077

Beitrag(#778971) Verfasst am: 31.07.2007, 02:55    Titel: Kinder... Kinder Antworten mit Zitat

09.07.2007
stern.de hat folgendes geschrieben:
Conny Elisabeth N. hatte ihren Sohn und ihre zweijährige Tochter Lena Isabell vom 10. Dezember 2006 an vier Tage allein in der Wohnung zurückgelassen. Das Mädchen wurde gerettet. In seinem Fall wirft die Staatsanwaltschaft der Mutter versuchten Totschlag durch Unterlassen vor.
...
Die arbeitslose 20-Jährige hatte den Kindern Essen und Trinken bereit gelegt. Der kleine Leon Sebastian starb an Austrocknung. Die Polizei hatte am 14. Dezember auf Drängen des Jugendamtes die Wohnung aufgebrochen und dort die Leiche des stark dehydrierten Babys in seinem Gitterbett gefunden. Die zwei Jahre alte Schwester Lena Isabell zeigte ebenfalls Zeichen mangelnder Flüssigkeitsaufnahme.


18.07.2007
Oberfalz.net hat folgendes geschrieben:
Behörde verteidigt sich gegen Staatsanwalt: Drei Monate alter André starb trotz 50 Hausbesuchen
Der Junge war am 22. Juni gestorben. Erste Obduktionsergebnisse, nach denen das Kind ausgetrocknet und verhungert war, sollen durch weitere Untersuchungen bestätigt werden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die 26 Jahre alte Mutter und ihren 25-jährigen Freund. Gegen
Mitarbeiter des Jugendamtes wird wegen "fahrlässiger Tötung durch Unterlassen" ermittelt.


27.07.2007
netzzeitung hat folgendes geschrieben:
Die Angeklagte bestreitet, das Kind misshandelt zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr Totschlag vor. Die Mutter soll ihren fünf Monate alten Sohn am gesamten Körper geschlagen und das schwer verletzte Baby anschließend in unmittelbarer Nähe ihrer Wohnung unter ein geparktes Auto gelegt haben. Dann sei sie geflohen. Eine Passantin fand den Säugling am 16. November 2006.


30.07.2007
Spiegel-Online hat folgendes geschrieben:
Der Vater eines zwei Monate alten Jungen ist in Bremen wegen versuchter Tötung verhaftet worden. Der 20-Jährige soll seinen Sohn so brutal gequält haben, dass er fast starb. Seine Mutter schlief während der Misshandlung in einem Zimmer nebenan.
Auf Grund der Misshandlungen habe der kleine Lukas schwerste Kopfverletzungen und Hirnblutungen erlitten und reanimiert werden müssen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Der Säugling schwebe weiterhin in Lebensgefahr.


31.07.2007
Spiegel-Online hat folgendes geschrieben:
Sie wurden mit Handschellen gefesselt, durften nachts nicht auf die Toilette gehen und haben nie eine Schule von innen gesehen: Neun Jugendliche zwischen 15 und 27 Jahren wurden von ihrer Adoptivmutter jahrelang wie Gefangene gehalten. Die Frau kassierte das staatliche Pflegegeld ein.
...
Die 62-Jährige hatte die Neun, die wegen gesundheitlicher Einschränkungen besonderer Betreuung bedurften, offensichtlich unter verschiedenen Identitäten in der Stadt New York adoptiert. Bei der Adoption von beeinträchtigten Kindern zahlen die Behörden den Adoptiveltern bis zu 55 Dollar (rund 40 Euro) Unterstützung pro Tag.
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jdf
MIM-104C Nikopol
Foren-Admin



Anmeldungsdatum: 30.05.2007
Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B

Beitrag(#778972) Verfasst am: 31.07.2007, 02:58    Titel: Antworten mit Zitat

Kein Kommentar.
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Argáiþ
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#778982) Verfasst am: 31.07.2007, 04:04    Titel: Antworten mit Zitat

Ich kann das kaum lesen. Unerträglich.
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Ralf Rudolfy
Auf eigenen Wunsch deaktiviert.



Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#778993) Verfasst am: 31.07.2007, 07:36    Titel: Antworten mit Zitat

Das ist zweifellos schlimm, aber was soll dieser Therad jetzt sagen?

Sollen wir uns jetzt gegenseitig versichern, wie böse die Welt ist?
_________________
Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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hacketaler
Frauen ficken ist was für Schwuchteln!



Anmeldungsdatum: 10.02.2005
Beiträge: 6031

Beitrag(#778998) Verfasst am: 31.07.2007, 08:10    Titel: Antworten mit Zitat

ich frag mich nur, ob es das schon immer gab und einfach nicht aus den jeweiligen orten hinausgetragen wurde, oder ob es wirklich neue phänomene sind.
ich befürchte, zumindest in ihrer häufung, sind sie neu.
es scheint so, dass viele (besonders) junge eltern völlig überfordert sind. oder haben die ihrerseits einfach nie gelernt, was erziehung und sorge durch eltern ist? zu den historien steht ja nichts....
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Jolesch
Freund des kleineren Übels



Anmeldungsdatum: 11.07.2004
Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII

Beitrag(#779010) Verfasst am: 31.07.2007, 09:16    Titel: Antworten mit Zitat

Semnon hat folgendes geschrieben:
Ich kann das kaum lesen. Unerträglich.


Ich versuch bei allen Themen rational zu bleiben, aber wie der "jüngste Fall" im Spiegel nachgezeichnet wurde ist mir schlecht geworden durch eine Mischung von Zorn und Mitleid.

hacketaler hat folgendes geschrieben:
ich befürchte, zumindest in ihrer häufung, sind sie neu.


Liegt z.T. sicher auch an den neuen Familien-Formen. (oder früher - zynisch betrachtet - wurden tote Kleinkinder öfter unbemerkt verscharrt)
_________________
Storm by Tim Minchin
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hacketaler
Frauen ficken ist was für Schwuchteln!



Anmeldungsdatum: 10.02.2005
Beiträge: 6031

Beitrag(#779030) Verfasst am: 31.07.2007, 09:45    Titel: Antworten mit Zitat

Jolesch hat folgendes geschrieben:


hacketaler hat folgendes geschrieben:
ich befürchte, zumindest in ihrer häufung, sind sie neu.


Liegt z.T. sicher auch an den neuen Familien-Formen. (oder früher - zynisch betrachtet - wurden tote Kleinkinder öfter unbemerkt verscharrt)


ja eben, oder man hat es zumindest nicht in ein paar hundert km entfernung noch mitbekommen.
aber neulich war doch auch irgendwas mit einem paar, dass lieber online gezockt hat, statt kinder zu füttern. zumindest das ist auf jeden fall neu skeptisch
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Celsus-2006
Unpapst



Anmeldungsdatum: 26.07.2006
Beiträge: 1617
Wohnort: Süddeutschland

Beitrag(#779039) Verfasst am: 31.07.2007, 10:13    Titel: Antworten mit Zitat

Es ist ebenso schrecklich wie anscheinend auch zunehmend, was gewiss mit der totalen Überforderung und Hilflosigkeit/ Unfähigkeit der Eltern zusammenhängt, die wahrscheinlich selbst schon aus unsäglichen Kindheiten kommen.

Allerdings sollte man nicht glauben, Kindern sei es "früher" besser gegangen. Ob es die Arbeit in Schornsteinen, Kaminen und Bergwerken war oder auf dem Land: Das Leben eines Kindes war nicht viel wert.

Wenn es den armen Taglöhnern und Kleinbauern schlecht ging, dann haben sie die Kinder im Winter unterm Dach schlafen lassen, so dass sie am nächsten Morgen erfroren waren. Dafür gab es den Ausdruck: Man hat sie gehimmelt.

Gruß
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Blanka
Xenophrasologiepreisträgerin 2007



Anmeldungsdatum: 22.09.2006
Beiträge: 1243
Wohnort: München

Beitrag(#779045) Verfasst am: 31.07.2007, 10:25    Titel: Antworten mit Zitat

die tatsache daß es allen vorkommt als würden sich derartige vorfälle häufen ist der beste beleg dafür daß der trend genau andersherum läuft, es werden immer seltenere fälle !
so entwickelt sich die wahrnehmung der gesellschaft : zuerst nehmen die vorfälle ab und dann erst als reaktion darauf wird die gesellschaft in diesem bezug empfindlicher und bewertet die wenigeren vorfälle dadurch stärker. dasselbe gilt für sexuellen mißbrauch von kindern, es sind noch nie sowenige mißbraucht worden wie heute. also : solange solche vorfälle in den medien unsere aufmerksamkeit mehr und mehr erregen ist die zahl der vorfälle gewiß fallend. also wenigstens eine etwas gute nachricht.
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Am zweifelfreisten frei von Zweifeln sind stets die Verzweifelten !
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boomklever
Impfgegnergegner



Anmeldungsdatum: 25.07.2006
Beiträge: 11112
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#779085) Verfasst am: 31.07.2007, 11:17    Titel: Antworten mit Zitat

Celsus-2006 hat folgendes geschrieben:
Es ist ebenso schrecklich wie anscheinend auch zunehmend, was gewiss mit der totalen Überforderung und Hilflosigkeit/ Unfähigkeit der Eltern zusammenhängt, die wahrscheinlich selbst schon aus unsäglichen Kindheiten kommen.

Entschuldigt das diese Fälle? Wahrscheinlich kann jeder, der ein Kind verwahrlosen lässt oder in irgendeiner Form Gewalt gegen ein Kind anwendet auf eine eigene unschöne Vergangenheit/Kindheit zurück blicken und deren Eltern wiederum auch. Ich denke mal die Vorgeschichte dieser Menschen könnte ein Ausgangspunkt zur Resozialisierung sein, entschuldigt aber deren Verhalten nicht.
Was ich nicht begreifen kann ist, dass es in jeder Stadt entsprechende Hilfsangebote gibt. Warum nehmen diese Eltern die Angebote nicht wahr? Ich denke das wäre ein Ansatz, solchen Fällen entgegenzuwirken - mehr Sozialarbeiter in Brennpunkten und Schulen, die öffentliche Wahrnehmung dieser Angebote steigern...
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Ralf Rudolfy
Auf eigenen Wunsch deaktiviert.



Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#779089) Verfasst am: 31.07.2007, 11:23    Titel: Antworten mit Zitat

boomklever hat folgendes geschrieben:
Celsus-2006 hat folgendes geschrieben:
Es ist ebenso schrecklich wie anscheinend auch zunehmend, was gewiss mit der totalen Überforderung und Hilflosigkeit/ Unfähigkeit der Eltern zusammenhängt, die wahrscheinlich selbst schon aus unsäglichen Kindheiten kommen.

Entschuldigt das diese Fälle? Wahrscheinlich kann jeder, der ein Kind verwahrlosen lässt oder in irgendeiner Form Gewalt gegen ein Kind anwendet auf eine eigene unschöne Vergangenheit/Kindheit zurück blicken und deren Eltern wiederum auch. Ich denke mal die Vorgeschichte dieser Menschen könnte ein Ausgangspunkt zur Resozialisierung sein, entschuldigt aber deren Verhalten nicht.

Hat ja auch keiner behauptet.
_________________
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Malone
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Anmeldungsdatum: 02.09.2004
Beiträge: 5269

Beitrag(#779123) Verfasst am: 31.07.2007, 12:35    Titel: Antworten mit Zitat

Blanka hat folgendes geschrieben:
die tatsache daß es allen vorkommt als würden sich derartige vorfälle häufen ist der beste beleg dafür daß der trend genau andersherum läuft, es werden immer seltenere fälle !
so entwickelt sich die wahrnehmung der gesellschaft : zuerst nehmen die vorfälle ab und dann erst als reaktion darauf wird die gesellschaft in diesem bezug empfindlicher und bewertet die wenigeren vorfälle dadurch stärker. dasselbe gilt für sexuellen mißbrauch von kindern, es sind noch nie sowenige mißbraucht worden wie heute. also : solange solche vorfälle in den medien unsere aufmerksamkeit mehr und mehr erregen ist die zahl der vorfälle gewiß fallend. also wenigstens eine etwas gute nachricht.



Woher weißt Du das?
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Valen MacLeod
Antitheist



Anmeldungsdatum: 11.12.2004
Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden

Beitrag(#779131) Verfasst am: 31.07.2007, 12:59    Titel: Antworten mit Zitat

boomklever hat folgendes geschrieben:
Entschuldigt das diese Fälle? Wahrscheinlich kann jeder, der ein Kind verwahrlosen lässt oder in irgendeiner Form Gewalt gegen ein Kind anwendet auf eine eigene unschöne Vergangenheit/Kindheit zurück blicken und deren Eltern wiederum auch. Ich denke mal die Vorgeschichte dieser Menschen könnte ein Ausgangspunkt zur Resozialisierung sein, entschuldigt aber deren Verhalten nicht.
Was ich nicht begreifen kann ist, dass es in jeder Stadt entsprechende Hilfsangebote gibt. Warum nehmen diese Eltern die Angebote nicht wahr? Ich denke das wäre ein Ansatz, solchen Fällen entgegenzuwirken - mehr Sozialarbeiter in Brennpunkten und Schulen, die öffentliche Wahrnehmung dieser Angebote steigern...

Ich glaube nicht, das mehr Sozialarbeiter wirklich helfen würden.

Ich habe mich selbst schon dabei ertappt, dass ich meinen Sohn, wenn er mich zur Weissglut brachte, härter angefasst hab, als ich es eigentlich wollte, oder mir nachher eingestehen wollte. Ok, ich habe ihn nie geprügelt... aber wo ist die Grenze? Oft erwische ich mich schon bei ziemlich harten Worten ihm gegenüber - und auch das ist schon eine Form von Gewalt, die ich eigentlich meiden will.

Ich kann mir nur vorstellen, dass Eltern, die ihren Kindern ernsthaft (und vielleicht sogar willentlich) Schmerzen zufügen eine innere Sicherung durchbrennt, die sie nicht mehr trennen lässt, wer Aggression gegen sie ausübt. Dann eskalieren sie und wenden sich gegen das schwächste Glied in der Kette.

Irre ich mich, oder betreffen die beschriebenen Fälle oft besonders junge Eltern? Bis auf den einen Fall mit der 69jährigen habe ich den Eindruck. Sind die 'einfach' überfordert?

Als Eltern versucht man seinem Kind alles zu geben, was man meint, dass es braucht. Gerade Eltern mit zu geringem Familieneinkommen stehen hier unter immensem Druck. Einerseits sehen sie den Bedarf des Kindes, andererseits ihre Unfähigkeit diesen zu decken. (Das soll nichts entschuldigen... ich überlege nur die Ursachen!)
_________________
V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.
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Greasel
auf Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 13.06.2006
Beiträge: 1055

Beitrag(#779230) Verfasst am: 31.07.2007, 15:21    Titel: Antworten mit Zitat

Wir sollten uns immer vor Augen halten, dass Schuld und Unschuld Herrschaftsmittel sind! Bei der Aufarbeitung der von Sehwolf präsentierten Fälle haben sie nichts verloren.

Gruß
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astarte
Foren-Admin
Foren-Admin



Anmeldungsdatum: 13.11.2006
Beiträge: 46545

Beitrag(#779391) Verfasst am: 31.07.2007, 18:57    Titel: Antworten mit Zitat

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
boomklever hat folgendes geschrieben:
Entschuldigt das diese Fälle? Wahrscheinlich kann jeder, der ein Kind verwahrlosen lässt oder in irgendeiner Form Gewalt gegen ein Kind anwendet auf eine eigene unschöne Vergangenheit/Kindheit zurück blicken und deren Eltern wiederum auch. Ich denke mal die Vorgeschichte dieser Menschen könnte ein Ausgangspunkt zur Resozialisierung sein, entschuldigt aber deren Verhalten nicht.
Was ich nicht begreifen kann ist, dass es in jeder Stadt entsprechende Hilfsangebote gibt. Warum nehmen diese Eltern die Angebote nicht wahr? Ich denke das wäre ein Ansatz, solchen Fällen entgegenzuwirken - mehr Sozialarbeiter in Brennpunkten und Schulen, die öffentliche Wahrnehmung dieser Angebote steigern...

Ich glaube nicht, das mehr Sozialarbeiter wirklich helfen würden.

Ich habe mich selbst schon dabei ertappt, dass ich meinen Sohn, wenn er mich zur Weissglut brachte, härter angefasst hab, als ich es eigentlich wollte, oder mir nachher eingestehen wollte. Ok, ich habe ihn nie geprügelt... aber wo ist die Grenze? Oft erwische ich mich schon bei ziemlich harten Worten ihm gegenüber - und auch das ist schon eine Form von Gewalt, die ich eigentlich meiden will.


Zumindest den Impuls kennt bestimmt jeder der Kinder hat, man nennt es Zorn oder Wut. Dann die Kleinen wirklich zu schlagen, mit Strafen oder verbaler Gewalt zu reagieren, um ihnen angeblich Gehorsam, Respekt, Angepasstheit, bis hin zu Hörigkeit, Unterwürfigkeit beizubringen, nur zu ihrem Besten natürlich, ist erst seit sehr kurzer Zeit als völlig kontraproduktiv und schädlich angesehen!

Heute hält man (ich auch) es für angebracht sich zu beherrschen, um die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes nicht zu stören und als Vorbild für Gewaltfreiheit (kurz gesagt). Ich finde es wichtig, sich Zorn und Wut durchaus zuzugestehen, das ist menschlich und Kinder und Erziehung zehren an den Nerven. Das ist nun mal so.

Aber seine Neigung dies an den Kindern auszulassen, die ja schwächer sind und deren Nervensägerei oft durchaus Grund und Sinn hat, muss man immer versuchen im Griff zu haben, und das ist schwer und klappt, wie du vielleicht auch festgestellt hast besonders dann schlecht, wenn man eh schon im Stress ist. Kinder vertragen es, wenn Eltern auch etwas mal falsch machen und nicht immer perfekt sind, man kann ihnen erklären, was in der Situation dahin geführt hat. Wichtig ist es aber, dass den Kindern klar ist, dass man es als Fehler ansieht und nicht als Erziehungsmaßnahme, wenn man mal gegen seine Prinzipien doch schreit oder was Fieses sagt.

Dass Hilfsangebote nicht angenommen werden ist für mich auch manchmal schwer zu begreifen. Aber es fällt, wenn man sich mal umhört, den Meisten offensichtlich wahnsinnig schwer, sich an diese zu wenden, das liegt vielleicht an den Vorurteilen und Halbwissen gegenüber Psychologie, Beratung, Pädagogik (bin ich schuld, mach ich was/alles falsch, bin ich ein Versager als Erziehungsberechtigter, schlechte Mutter, schlechter Vater, was sagen die Leute, ich bin/mein Kind ist doch nicht verrückt, hilft doch eh nix, der Psychokram, (dabei geht es oft bei Erziehungsberatung um ganz praktische Tipps) die können sich doch selber oft nicht helfen...) und man muss sich erstmal eingestehen, dass was wirklich schief läuft, und nicht nur ne schlechte Phase ist, die sich verwächst.


Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:


Irre ich mich, oder betreffen die beschriebenen Fälle oft besonders junge Eltern? Bis auf den einen Fall mit der 69jährigen habe ich den Eindruck. Sind die 'einfach' überfordert?

Als Eltern versucht man seinem Kind alles zu geben, was man meint, dass es braucht. Gerade Eltern mit zu geringem Familieneinkommen stehen hier unter immensem Druck. Einerseits sehen sie den Bedarf des Kindes, andererseits ihre Unfähigkeit diesen zu decken. (Das soll nichts entschuldigen... ich überlege nur die Ursachen!)


Ich schätze es kommt bei solchen Fällen vieles zusammen, eine ganze Lebensgeschichte.
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CoS
Antitheist



Anmeldungsdatum: 10.07.2005
Beiträge: 2734

Beitrag(#779400) Verfasst am: 31.07.2007, 19:14    Titel: Antworten mit Zitat

Was mich bei solchen Fällen immer interessiert sind die beweggründe der Täter. Ich meine hier wird doch kaum noch einer glauben, dass diese Menschen einfach nur "böse" sind, auch wenn man uns dieses "gut/böse" Bild immer wieder einzuimpfen versucht...

Sind diese Menschen geistig gestört, oder einfach unfähig mit Kindern umzugehen? Ich mein schreiende Kinder können einem wirklich den Nerv rauben und meist sind es "unfreiwillige" Mütter oder Väter die ihre Kinder dann misshandeln. Sie kommen damit einfach nicht klar. So ne Art Affekthandlungen nehm ich mal an...
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"Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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astarte
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Anmeldungsdatum: 13.11.2006
Beiträge: 46545

Beitrag(#779410) Verfasst am: 31.07.2007, 19:26    Titel: Antworten mit Zitat

http://www.focus.de/schule/familie/erziehung/psychologie/kindesmisshandlung_aid_25760.html
Hier wurde diese Frage auch gestellt.
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boomklever
Impfgegnergegner



Anmeldungsdatum: 25.07.2006
Beiträge: 11112
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#779421) Verfasst am: 31.07.2007, 19:36    Titel: Antworten mit Zitat

astarte007 hat folgendes geschrieben:
Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
boomklever hat folgendes geschrieben:
Entschuldigt das diese Fälle? Wahrscheinlich kann jeder, der ein Kind verwahrlosen lässt oder in irgendeiner Form Gewalt gegen ein Kind anwendet auf eine eigene unschöne Vergangenheit/Kindheit zurück blicken und deren Eltern wiederum auch. Ich denke mal die Vorgeschichte dieser Menschen könnte ein Ausgangspunkt zur Resozialisierung sein, entschuldigt aber deren Verhalten nicht.
Was ich nicht begreifen kann ist, dass es in jeder Stadt entsprechende Hilfsangebote gibt. Warum nehmen diese Eltern die Angebote nicht wahr? Ich denke das wäre ein Ansatz, solchen Fällen entgegenzuwirken - mehr Sozialarbeiter in Brennpunkten und Schulen, die öffentliche Wahrnehmung dieser Angebote steigern...

Ich glaube nicht, das mehr Sozialarbeiter wirklich helfen würden.

Ich habe mich selbst schon dabei ertappt, dass ich meinen Sohn, wenn er mich zur Weissglut brachte, härter angefasst hab, als ich es eigentlich wollte, oder mir nachher eingestehen wollte. Ok, ich habe ihn nie geprügelt... aber wo ist die Grenze? Oft erwische ich mich schon bei ziemlich harten Worten ihm gegenüber - und auch das ist schon eine Form von Gewalt, die ich eigentlich meiden will.


Zumindest den Impuls kennt bestimmt jeder der Kinder hat, man nennt es Zorn oder Wut. Dann die Kleinen wirklich zu schlagen, mit Strafen oder verbaler Gewalt zu reagieren, um ihnen angeblich Gehorsam, Respekt, Angepasstheit, bis hin zu Hörigkeit, Unterwürfigkeit beizubringen, nur zu ihrem Besten natürlich, ist erst seit sehr kurzer Zeit als völlig kontraproduktiv und schädlich angesehen!

Heute hält man (ich auch) es für angebracht sich zu beherrschen, um die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes nicht zu stören und als Vorbild für Gewaltfreiheit (kurz gesagt). Ich finde es wichtig, sich Zorn und Wut durchaus zuzugestehen, das ist menschlich und Kinder und Erziehung zehren an den Nerven. Das ist nun mal so.

Aber seine Neigung dies an den Kindern auszulassen, die ja schwächer sind und deren Nervensägerei oft durchaus Grund und Sinn hat, muss man immer versuchen im Griff zu haben, und das ist schwer und klappt, wie du vielleicht auch festgestellt hast besonders dann schlecht, wenn man eh schon im Stress ist. Kinder vertragen es, wenn Eltern auch etwas mal falsch machen und nicht immer perfekt sind, man kann ihnen erklären, was in der Situation dahin geführt hat. Wichtig ist es aber, dass den Kindern klar ist, dass man es als Fehler ansieht und nicht als Erziehungsmaßnahme, wenn man mal gegen seine Prinzipien doch schreit oder was Fieses sagt.

Danke, guter Text! Ich kann solche Gefühlsregungen eher nicht nachvollziehen, da ich glaube, dass meine Geduld fast grenzenlos bemessen ist, aber ich kenne auch andere (meine eigene Mutter zum Beispiel) deren Nerven nur aus dem sprichwörtlichen seidenen Faden bestehen. zwinkern
astarte007 hat folgendes geschrieben:

Dass Hilfsangebote nicht angenommen werden ist für mich auch manchmal schwer zu begreifen. Aber es fällt, wenn man sich mal umhört, den Meisten offensichtlich wahnsinnig schwer, sich an diese zu wenden, das liegt vielleicht an den Vorurteilen und Halbwissen gegenüber Psychologie, Beratung, Pädagogik (bin ich schuld, mach ich was/alles falsch, bin ich ein Versager als Erziehungsberechtigter, schlechte Mutter, schlechter Vater, was sagen die Leute, ich bin/mein Kind ist doch nicht verrückt, hilft doch eh nix, der Psychokram, (dabei geht es oft bei Erziehungsberatung um ganz praktische Tipps) die können sich doch selber oft nicht helfen...) und man muss sich erstmal eingestehen, dass was wirklich schief läuft, und nicht nur ne schlechte Phase ist, die sich verwächst.

Deswegen wäre es wichtig, dass eine öffentliche Aufklärungsarbeit geleistet wird, die eben beleuchtet, dass man sich nicht schämen muss, Hilfe in Anspruch zu nehmen sondern, dass man sich nur dann etwas vorzuwerfen hat wenn man die Hilfe nicht annimmt. Erst dann ist man schuld/eine schlechte Mutter/Vater / hat versagt/was auch immer. Eine Aufklärungskampagne, die das nicht nur den Betroffenen vor Augen führt sondern auch der weiteren Öffentlichkeit, um eine evtl. Stigmatisierung zu vermeiden.
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astarte
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Anmeldungsdatum: 13.11.2006
Beiträge: 46545

Beitrag(#779428) Verfasst am: 31.07.2007, 19:44    Titel: Antworten mit Zitat

boomklever hat folgendes geschrieben:
astarte007 hat folgendes geschrieben:

Dass Hilfsangebote nicht angenommen werden ist für mich auch manchmal schwer zu begreifen. Aber es fällt, wenn man sich mal umhört, den Meisten offensichtlich wahnsinnig schwer, sich an diese zu wenden, das liegt vielleicht an den Vorurteilen und Halbwissen gegenüber Psychologie, Beratung, Pädagogik (bin ich schuld, mach ich was/alles falsch, bin ich ein Versager als Erziehungsberechtigter, schlechte Mutter, schlechter Vater, was sagen die Leute, ich bin/mein Kind ist doch nicht verrückt, hilft doch eh nix, der Psychokram, (dabei geht es oft bei Erziehungsberatung um ganz praktische Tipps) die können sich doch selber oft nicht helfen...) und man muss sich erstmal eingestehen, dass was wirklich schief läuft, und nicht nur ne schlechte Phase ist, die sich verwächst.

Deswegen wäre es wichtig, dass eine öffentliche Aufklärungsarbeit geleistet wird, die eben beleuchtet, dass man sich nicht schämen muss, Hilfe in Anspruch zu nehmen sondern, dass man sich nur dann etwas vorzuwerfen hat wenn man die Hilfe nicht annimmt. Erst dann ist man schuld/eine schlechte Mutter/Vater / hat versagt/was auch immer. Eine Aufklärungskampagne, die das nicht nur den Betroffenen vor Augen führt sondern auch der weiteren Öffentlichkeit, um eine evtl. Stigmatisierung zu vermeiden.


Dann wären mehr Sozialarbeiter usw doch hilfreich, weil es einfach normaler wird, dass sie da sind, dass man hingeht. Ich denke das ist im Gange, bei uns gibt es immer wieder Projekte und Vorträge, aber es erreicht die, die es am notwendigsten brauchen leider zuletzt.
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boomklever
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Anmeldungsdatum: 25.07.2006
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Beitrag(#779443) Verfasst am: 31.07.2007, 20:01    Titel: Antworten mit Zitat

astarte007 hat folgendes geschrieben:
boomklever hat folgendes geschrieben:
astarte007 hat folgendes geschrieben:

Dass Hilfsangebote nicht angenommen werden ist für mich auch manchmal schwer zu begreifen. Aber es fällt, wenn man sich mal umhört, den Meisten offensichtlich wahnsinnig schwer, sich an diese zu wenden, das liegt vielleicht an den Vorurteilen und Halbwissen gegenüber Psychologie, Beratung, Pädagogik (bin ich schuld, mach ich was/alles falsch, bin ich ein Versager als Erziehungsberechtigter, schlechte Mutter, schlechter Vater, was sagen die Leute, ich bin/mein Kind ist doch nicht verrückt, hilft doch eh nix, der Psychokram, (dabei geht es oft bei Erziehungsberatung um ganz praktische Tipps) die können sich doch selber oft nicht helfen...) und man muss sich erstmal eingestehen, dass was wirklich schief läuft, und nicht nur ne schlechte Phase ist, die sich verwächst.

Deswegen wäre es wichtig, dass eine öffentliche Aufklärungsarbeit geleistet wird, die eben beleuchtet, dass man sich nicht schämen muss, Hilfe in Anspruch zu nehmen sondern, dass man sich nur dann etwas vorzuwerfen hat wenn man die Hilfe nicht annimmt. Erst dann ist man schuld/eine schlechte Mutter/Vater / hat versagt/was auch immer. Eine Aufklärungskampagne, die das nicht nur den Betroffenen vor Augen führt sondern auch der weiteren Öffentlichkeit, um eine evtl. Stigmatisierung zu vermeiden.


Dann wären mehr Sozialarbeiter usw doch hilfreich, weil es einfach normaler wird, dass sie da sind, dass man hingeht. Ich denke das ist im Gange, bei uns gibt es immer wieder Projekte und Vorträge, aber es erreicht die, die es am notwendigsten brauchen leider zuletzt.

Mit Vorträgen, die irgendwann Abends im gesellschaftlichen Rahmen stattfinden wird man diese Gruppe auch kaum erreichen können. Ein Patentrezept habe ich dafür aber auch nicht. Vielleicht eine Art Informationstage an Schulen, die nicht gleich den Finger in die Wunde legen, sondern eher unter einem Motto wie `Erziehungstips' oder `elterlicher Erfahrungsaustausch' o.ä. laufen, so dass sich niemand direkt angesprochen zu fühlen braucht. Dann wäre vielleicht auch die Chance größer, dass Betroffene so etwas tatsächlich wahrnehmen. Dürfte eine schwierige Gratwanderung sein zwischen einem offenen Ansprechen des Themas (um eben Tabuisierung/Stigmatisierung zu vermeiden) und die Dinge so rüber zu bringen, dass sich niemand auf den Schlips getreten fühlt.
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vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
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Beitrag(#779484) Verfasst am: 31.07.2007, 20:49    Titel: Antworten mit Zitat

Malone hat folgendes geschrieben:
Blanka hat folgendes geschrieben:
die tatsache daß es allen vorkommt als würden sich derartige vorfälle häufen ist der beste beleg dafür daß der trend genau andersherum läuft, es werden immer seltenere fälle !
so entwickelt sich die wahrnehmung der gesellschaft : zuerst nehmen die vorfälle ab und dann erst als reaktion darauf wird die gesellschaft in diesem bezug empfindlicher und bewertet die wenigeren vorfälle dadurch stärker. dasselbe gilt für sexuellen mißbrauch von kindern, es sind noch nie sowenige mißbraucht worden wie heute. also : solange solche vorfälle in den medien unsere aufmerksamkeit mehr und mehr erregen ist die zahl der vorfälle gewiß fallend. also wenigstens eine etwas gute nachricht.



Woher weißt Du das?


Ich habe es zwar nicht persönlich überprüft, aber es soll Leute geben die dies statistisch belegen können.
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Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Sehwolf
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Anmeldungsdatum: 26.03.2006
Beiträge: 10077

Beitrag(#779497) Verfasst am: 31.07.2007, 21:01    Titel: Antworten mit Zitat

Blanka hat folgendes geschrieben:
die tatsache daß es allen vorkommt als würden sich derartige vorfälle häufen ist der beste beleg dafür daß der trend genau andersherum läuft, es werden immer seltenere fälle !

Lernt man diese Art der empirischen Schlussfolgerung auf der Uni?

Falls du gute neue Zahlen hast, wäre es schön du wredest uns daran teilhaben lassen. MW kursieren stark widersprüchliche Varianten. Die Unicef spricht von ca 50 Infantiziden pro Jahr in D. Laut einer anderen Statistik ist die Zahl der Fälle mit medialer Verbreitung seit 1-2 Jahrzehnten ziemlich konstant (~20 p.A.). Vor 1-2 Jahren hatte sich Schönbohm mal mit der Behauptung rausgewagt im Osten seien es 2-3x so viele Fälle wie im Westen, aber es seien seit der Wende weniger geworden.
Das Problem fängt schon damit an, dass solche Fälle in keiner keiner Kriminalstatistik seperat gelistet werden.

Auszug aus dem Unicef-Report
Zitat:
b) Erziehungsgewalt / körperliche Misshandlung:
• die Mehrheit der Eltern wendet zumindest minderschwere Formen physischer Erziehungsgewalt an, etwa leichte Ohrfeigen oder einen Klaps (Bussmann 2002, 2003, 2005, Pfeiffer und Wetzels 1997)
• ca. 10% bis 15% der Eltern wenden schwerwiegendere und häufigere körperliche Bestrafungen an Engfer 2005)

c) Misshandlung / Vernachlässigung mit Todesfolge
• Kindesmisshandlung/-vernachlässigung mit Todesfolge: jährlich ca. 50 Kinder (UNICEF 2003)
• Kindstötungen: Tendenz in den letzten Jahrzehnten deutlich abnehmend (Halbierung der jährlichen
Fallzahlen seit 1980; Polizeiliche Kriminalstatistik - Todesursachenstatistik)
d) Eingriffe in die elterliche Sorge (Kinder unter 3 Jahre):
• Inobhutnahmen: 1785 Fälle in 2005 (Steigerung der Fallzahlen von 1995 bis 2005 um ca. 40 %; Statistisches Bundesamt)
• Sorgerechtsentzug: etwa 2200 Fälle jährlich von Kindern unter 3 Jahren (Münder; Mutke, Schone 2000)
e) Hilfen zur Erziehung (Kinder unter 6 Jahren in 2005):
• Familienersetzende Maßnahmen : ca. 16.000 Fälle (seit 1995 relativ konstante Fallzahlen; KOMDAT Jugendhilfe 2006)
• Familienunterstützende Maßnahmen: ca. 40.000 Fälle (Zunahme um fast 50 % seit 1995; KOMDAT Jugendhilfe 2006 )
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Louseign
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Anmeldungsdatum: 02.06.2006
Beiträge: 5585

Beitrag(#779510) Verfasst am: 31.07.2007, 21:11    Titel: Antworten mit Zitat

hacketaler hat folgendes geschrieben:
aber neulich war doch auch irgendwas mit einem paar, dass lieber online gezockt hat, statt kinder zu füttern. zumindest das ist auf jeden fall neu skeptisch

Neu daran ist nur das Suchtmittel. Vorher war's der Alkohol, der die Eltern ihr Kind einfach vergessen ließ... - schlimm genug!


Zuletzt bearbeitet von Louseign am 31.07.2007, 21:12, insgesamt einmal bearbeitet
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vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#779511) Verfasst am: 31.07.2007, 21:12    Titel: Antworten mit Zitat

Sehwolf hat folgendes geschrieben:
Blanka hat folgendes geschrieben:
die tatsache daß es allen vorkommt als würden sich derartige vorfälle häufen ist der beste beleg dafür daß der trend genau andersherum läuft, es werden immer seltenere fälle !

Lernt man diese Art der empirischen Schlussfolgerung auf der Uni?



Kann man irgendwie nachvolziehen.
Z.B.

Vogelgrippe = 0 Fälle im Jahr = großes Tobuhawobu.
Rinderwahn = 0 bis 3 Fälle im Jahr = großes Tobuhawobu.
Menschen die Sterben weil Fischgräte im Halse steckenbleiben = 800 Fälle im Jahr = wenig Tobuhawobu.
8 bis 10 tausen Verkehrstote im Jahr = wenig Tobuhawobu.
_________________
Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm

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astarte
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Anmeldungsdatum: 13.11.2006
Beiträge: 46545

Beitrag(#779519) Verfasst am: 31.07.2007, 21:18    Titel: Antworten mit Zitat

boomklever hat folgendes geschrieben:
astarte007 hat folgendes geschrieben:
boomklever hat folgendes geschrieben:
astarte007 hat folgendes geschrieben:

Dass Hilfsangebote nicht angenommen werden ist für mich auch manchmal schwer zu begreifen. Aber es fällt, wenn man sich mal umhört, den Meisten offensichtlich wahnsinnig schwer, sich an diese zu wenden, das liegt vielleicht an den Vorurteilen und Halbwissen gegenüber Psychologie, Beratung, Pädagogik (bin ich schuld, mach ich was/alles falsch, bin ich ein Versager als Erziehungsberechtigter, schlechte Mutter, schlechter Vater, was sagen die Leute, ich bin/mein Kind ist doch nicht verrückt, hilft doch eh nix, der Psychokram, (dabei geht es oft bei Erziehungsberatung um ganz praktische Tipps) die können sich doch selber oft nicht helfen...) und man muss sich erstmal eingestehen, dass was wirklich schief läuft, und nicht nur ne schlechte Phase ist, die sich verwächst.

Deswegen wäre es wichtig, dass eine öffentliche Aufklärungsarbeit geleistet wird, die eben beleuchtet, dass man sich nicht schämen muss, Hilfe in Anspruch zu nehmen sondern, dass man sich nur dann etwas vorzuwerfen hat wenn man die Hilfe nicht annimmt. Erst dann ist man schuld/eine schlechte Mutter/Vater / hat versagt/was auch immer. Eine Aufklärungskampagne, die das nicht nur den Betroffenen vor Augen führt sondern auch der weiteren Öffentlichkeit, um eine evtl. Stigmatisierung zu vermeiden.


Dann wären mehr Sozialarbeiter usw doch hilfreich, weil es einfach normaler wird, dass sie da sind, dass man hingeht. Ich denke das ist im Gange, bei uns gibt es immer wieder Projekte und Vorträge, aber es erreicht die, die es am notwendigsten brauchen leider zuletzt.

Mit Vorträgen, die irgendwann Abends im gesellschaftlichen Rahmen stattfinden wird man diese Gruppe auch kaum erreichen können. Ein Patentrezept habe ich dafür aber auch nicht. Vielleicht eine Art Informationstage an Schulen, die nicht gleich den Finger in die Wunde legen, sondern eher unter einem Motto wie `Erziehungstips' oder `elterlicher Erfahrungsaustausch' o.ä. laufen, so dass sich niemand direkt angesprochen zu fühlen braucht. Dann wäre vielleicht auch die Chance größer, dass Betroffene so etwas tatsächlich wahrnehmen. Dürfte eine schwierige Gratwanderung sein zwischen einem offenen Ansprechen des Themas (um eben Tabuisierung/Stigmatisierung zu vermeiden) und die Dinge so rüber zu bringen, dass sich niemand auf den Schlips getreten fühlt.


Mei, das ist ein Riesenproblem, denn es ist ja so dass je mehr Probleme da sind, je nötiger die Hilfe wäre, die Hemmschwelle immer höher wird. Leuten, die wirklich misshandeln ist doch bewusst, dass sie sicher keinen Beifall bekommen werden, für ihr Verhalten gegenüber dem Kind. Je größer die Probleme, desto mehr Scham, Angst, Heimlichkeit, Versteckspiel. Die wirklich heftigen Fälle wie die oben erreicht man so nicht mehr. Was aber nicht abschrecken darf, denn Prophylaxe ist wichtig für alle, die nicht komplett abgedreht sind, aber doch dicke Probleme haben. Im Idealfall wird es normal mit Ratlosigkeit in der Erziehung zum Berater zu gehen, und dann erreicht es zumindest auch die, wo man Eskalation verhindern kann, weil die sich nicht mehr als außergewöhnlich schlecht empfinden, weil ja jeder mal ratlos ist.
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boomklever
Impfgegnergegner



Anmeldungsdatum: 25.07.2006
Beiträge: 11112
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#779531) Verfasst am: 31.07.2007, 21:23    Titel: Antworten mit Zitat

astarte007 hat folgendes geschrieben:

Mei, das ist ein Riesenproblem, denn es ist ja so dass je mehr Probleme da sind, je nötiger die Hilfe wäre, die Hemmschwelle immer höher wird. Leuten, die wirklich misshandeln ist doch bewusst, dass sie sicher keinen Beifall bekommen werden, für ihr Verhalten gegenüber dem Kind. Je größer die Probleme, desto mehr Scham, Angst, Heimlichkeit, Versteckspiel. Die wirklich heftigen Fälle wie die oben erreicht man so nicht mehr. Was aber nicht abschrecken darf, denn Prophylaxe ist wichtig für alle, die nicht komplett abgedreht sind, aber doch dicke Probleme haben. Im Idealfall wird es normal mit Ratlosigkeit in der Erziehung zum Berater zu gehen, und dann erreicht es zumindest auch die, wo man Eskalation verhindern kann, weil die sich nicht mehr als außergewöhnlich schlecht empfinden, weil ja jeder mal ratlos ist.

Yup, darauf wollte ich eigentlich hinaus. Dass jemand, der `komplett abgedreht' ist (wie auch immer das zu definieren ist - die Übergänge sind fließend), von sich aus in den wenigsten Fällen Hilfe sucht ist klar.
_________________

Don't gift pearls before casting an octopus in a movie.
-- Cherry (ACNH)
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