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Stefan auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 6217
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(#778012) Verfasst am: 30.07.2007, 00:44 Titel: |
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Hornochse hat folgendes geschrieben: | Kramer hat folgendes geschrieben: | Stefan hat folgendes geschrieben: |
Und warum kannst du dann nicht mit einem Fingerschnips nicht auch allgütig sein? |
...So gesehen schliesst Allmacht Allwissenheit ein, weil ein Mangel an Wissen immer auch einen Mangel an Macht bedeutet, den man zwar durch zusätzliches Wissen beheben kann, aber dann war man vorher nicht allmächtig. |
Das würde ich nicht unterschreiben. Allmacht ist, meiner Ansicht nach, die potentielle Fähigkeit, ausnahmslos jede "Aktion" durchzuführen. Allwissenheit ist vielleicht die Erweiterung des potentiellen Aktionsradius.
Somit könnte dieser allmächtige Gott seinen Radius erweiter, muss es aber nicht. |
Ein launischer Gott?
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#778013) Verfasst am: 30.07.2007, 00:49 Titel: |
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@Hornochse
Kann ein allmächtiges Wesen etwas nicht können? Kann also Gott einen Stein erschaffen, den er nicht heben kann?
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#778015) Verfasst am: 30.07.2007, 00:53 Titel: |
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Hornochse hat folgendes geschrieben: |
Das ist richtig. Doch du verwendest berechtigterweise den Konjunktiv. |
Ja, weil ich von mir spreche.
Zitat: | Es ist nicht gesagt, dass ein allmächtiger Gott auch allwissend sein will. |
Er will es nicht, er muss es sein, sonst wäre er nicht allmächtig, denn:
Hornochse hat folgendes geschrieben: | Allmacht ist, meiner Ansicht nach, die potentielle Fähigkeit, ausnahmslos jede "Aktion" durchzuführen. |
Um ausnahmslos jede Aktion durchführen zu können, muss Gott wissen, welche Aktionen überhaupt möglich sind. Weiss er das nicht, gibt es Ausnahmen. Daran ändert auch das Adjektiv "potentiell" nichts. Wenn Gott die Möglichkeit hat, um Ereignis X in seinem Interesse zu verändern, aber Mangels Wissen nicht dazu in der Lage ist, dann ist er nicht allmächtig. Sein Mangel an Wissen würde seine Allmacht einschränken, womit er nicht mehr allmächtig wäre.
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#778055) Verfasst am: 30.07.2007, 03:35 Titel: |
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Zitat: | Es ist nicht gesagt, dass ein allmächtiger Gott auch allwissend sein will. |
Er will es nicht, er muss es sein, sonst wäre er nicht allmächtig, denn:
Hornochse hat folgendes geschrieben: | Allmacht ist, meiner Ansicht nach, die potentielle Fähigkeit, ausnahmslos jede "Aktion" durchzuführen. |
Zitat: | Um ausnahmslos jede Aktion durchführen zu können, muss Gott wissen, welche Aktionen überhaupt möglich sind. Weiss er das nicht, gibt es Ausnahmen. Daran ändert auch das Adjektiv "potentiell" nichts. Wenn Gott die Möglichkeit hat, um Ereignis X in seinem Interesse zu verändern, aber Mangels Wissen nicht dazu in der Lage ist, dann ist er nicht allmächtig. Sein Mangel an Wissen würde seine Allmacht einschränken, womit er nicht mehr allmächtig wäre. |
Es geht nicht um das Wissen darum, wie er ein Ereignis in seinem Interesse verändern kann, sondern um das Wissen um das Ereignis selbst (ich erschwerte mir meine Argumentation vorhin selbst, indem ich Allwissenheit nur auf die Aktion bezog): Z.B. ist ein Gott denkbar, der zwar die Fähigkeit besitzen könnte, den Todestag eines jeden Menschen im Vorhinein zu wissen, dies aber nicht wissen will.
Zum Abschluss sei noch gesagt, dass solche Argumentationen immer ins Absurde führen. Das haben die Begriffe, mit denen wir monentan umgehen, so an sich. (Dies soll keine Neutralisierung der Diskussion darstellen)
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#778056) Verfasst am: 30.07.2007, 03:40 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | @Hornochse
Kann ein allmächtiges Wesen etwas nicht können? Kann also Gott einen Stein erschaffen, den er nicht heben kann? |
Mit diesem Paradoxon rührt man an das Grundproblem der Allmacht: Wenn ein Gott diesen Stein schaffen kann (was er ja können müsste), müsste er ihn trotzdem im Nachhinein heben können. Ein Gläubiger würde sagen: Das kann der Mensch nicht fassen.
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
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chiring Asatru
Anmeldungsdatum: 11.08.2005 Beiträge: 1694
Wohnort: Westfalen
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(#778058) Verfasst am: 30.07.2007, 03:57 Titel: |
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Hornochse hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | @Hornochse
Kann ein allmächtiges Wesen etwas nicht können? Kann also Gott einen Stein erschaffen, den er nicht heben kann? |
Mit diesem Paradoxon rührt man an das Grundproblem der Allmacht: Wenn ein Gott diesen Stein schaffen kann (was er ja können müsste), müsste er ihn trotzdem im Nachhinein heben können. Ein Gläubiger würde sagen: Das kann der Mensch nicht fassen. |
Womit wir wieder in der Denkfalle angelangt wären.
Ein künstliches Problem hat keinen natürlichen Ausweg.
_________________ .
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ewersk registrierter User
Anmeldungsdatum: 27.07.2007 Beiträge: 6
Wohnort: Rellingen
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(#796110) Verfasst am: 19.08.2007, 19:09 Titel: Diverse Antworten ... |
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Ich bedanke mich (nach meiner Reiserückkehr) für die Reaktionen auf mein „Elaborat“ (?) v. 27. 07.07 („Ein ,verphilosophiertes´, kritisches Gedankenspiel über Gott und die Welt“). Anschließend ein paar replizierende Ausführungen:
Konkretisierung der unbestimmten Formulierung „ein bestimmter Menschenschlag“:
Zu diesem Menschenschlag zählen für mich zunächst einmal die Menschen nicht, die konfessionslos sind. In der BRD wäre dies wohl derzeit ein Bevölkerungsanteil von ca. 32%. Noch ist also der größte Teil der Bevölkerung in der BRD nicht konfessionslos. Er ist christlich (katholisch und evangelisch), islamisch usw.. Läßt man von den Christen die reinen „Taufscheinchristen“ beiseite, bleiben für mich die Menschen übrig, die die Gepflogenheiten des Christentums mehr oder minder ausgeprägt an sich haben. Sie sind für mich der „bestimmte Menschenschlag“. Hier handelt es sich um Menschen, die das tradiert christliche Weltbild unkri- tisch beibehalten, welches ihnen meist im intellektuell, physisch und psychisch wehrlosen Kindesalter im christlich geprägten Kulturkreis zugeteilt wurde bzw. welches durch Zufälligkeiten (geographischer, gesellschaftlicher und familiärer Art) von ihnen übernommen werden mußte. Es sind durchweg Menschen, die glauben, daß sie die für sie relevanten Erkenntnisse, welche sie für ihren Lebensvollzug und für ihre Existenzentwürfe benötigen, kirchengehorsam den angeblich mit Offenbarungscharakter versehenen heiligen Schriften entnehmen können. Sie empfinden sich als gehorsame Adressaten der „Offenbarungschriften“ und erkennen deren angeblichen Offenbarungscharakter autoritätshörig an. Solche Menschen haben in der Regel den festen Willen, ihre religiösen Glaubensvorstellungen gegen die völlig anders geartete Erfahrungswirklichkeit dadurch zu retten, indem sie ihr Denken völlig in den Dienst dieses Willens stellen.
Erklärung zur „Textlänge“ meiner Schrift – soll auch generell für dieses Forum gelten:
Nach meiner bescheidenen Kenntnis gibt es kein intersubjektiv gültiges Kriterium, nach dem beurteilt werden könnte, wann oder von welchem Textumfang ab ein Schriftwerk für einen bestimmten Gebrauch zu lang ist. Somit müßte man es liberalerweise dem Qualitätsempfinden des Autors überlassen, welchen Textumfang er benötigt, um das unterzubringen, was er mitteilen möchte. Dabei sollte man auch tolerieren, daß der Autor evtl. nicht so geschickt darin ist, einen Text ohne Informations- und Qualitätsverlust optimal zu komprimieren. Ließe man z. B. bei einem Musikstück einige Noten weg, so würde dadurch wohl dessen Klangqualität gemindert. Ich bin natürlich nicht so vermessen, mich mit einem Komponisten vergleichen zu wollen ! Den Textumfang meiner Schrift meine ich jedenfalls der effektiven Komplexität des von mir behandelten Themas und dem Verständnishorizont der potentiellen Leser angepaßt zu haben. Auch ich beherrsche nicht die Kunst, es allen recht zu machen.
Ich hoffe, daß zwischen den Zeilen die Ironie bemerkt wird, mit der ich meine, geschrieben zu haben. Meine Schrift soll nicht als sakrosankt und apodiktisch gelten, sie soll aber provozieren, andere Schlauberger veranlassen, auch ihr Hirn zu bemühen und eigenen Text abzulassen.
Hier abschließend meine ich, daß die gewählte Thematik, die in diesem Forum abgehandelt werden soll, derart anspruchsvoll ist, daß der Spagat wohl nicht zu schaffen ist, der Thematik qualitativ angemessene Texte zu produzieren, sich dabei aber gleichzeitig kurz zu fassen. Eines sollte der Text allerdings möglichst nicht sein – langweilig.
Was ist Gottes Allmacht?
Zur Abfassung meiner Schrift war es notwendig, wenigstens zu versuchen, mich für eine Weile gedanklich in die eigenartige Begriffswelt der christlichen Ideologie hineinzuversetzen, die ich für märchenhaft-absurd und unheilvoll halte, welche aber leider gleichwohl unsere westliche Kultur geprägt und die Tradition beherrscht hat. Das in dieser Ideologie verwendete Begriffsinstrumentarium und übliche Wunschdenken ist wohl nicht nur für mich dermaßen irrational und lächerlich, daß ich es nicht für nützlich halte und auch nicht als meine Aufgabe betrachte, Definitionsleistungen zu erbringen. Was immer man unter „göttlicher Allmacht“ zu verstehen hat, mögen die Parteigänger der christlichen Amtskirchen evtl. wissen und erklären, die wohl aufgrund göttlicher Gunst über ein entsprechendes Erkenntnisprivileg zu verfügen scheinen, von der andere Menschen offenbar ausgeschlossen sind.
Ein paar Bemerkungen zur Macht der angeblichen „göttlichen Stellvertreterin auf Erden“ kann ich mir bei dieser Gelegenheit hier nicht verkneifen. In ihrer sich selbst zugeschriebenen göttlichen Stellvertreterfunkion auf Erden meint die katholische Kirche offenbar, an der himmlischen Allmacht in irdischer Dimension partizipieren zu können. So sieht sie sich aufgrund dessen wohl in der Rolle der alleinigen, legitimen Hüterin des archaisch-mythischen, religiösen Schriftgutes (zumindest hinsichtlich des Neuen Testamentes). Zudem behauptet sie explizit (gerade kürzlich wieder), die alleinige Repräsentantin der wahren Kirche zu sein. Im frühen Anfang des Christentums hatte sie sich insbesondere aber nur deswegen gegen viele andere religiöse Sekten in dem für diese ungleich gewesenen Konkurrenzkampf durchgesetzt, weil sie immer wieder von durchweg despotischen Machthabern Hilfen, Privilegien, Schenkungen und Schutz vor Feinden erhielt. Zu allen Zeiten war die katholische Kirche mehr an der Seite der jeweils herrschenden Staatsmacht zu finden und hat von deren Macht partizipiert. Im übrigen lebte sie weitgehend von der Ausbeutung des menschlichen Angstpotentials, welches der Realitätsdruck erzeugt. Hiervon leben die Amtskirchen teilweise auch heute noch. Die katholische Kirche glaubt, allein im Besitz des wahren Rechts zu sein, kirchliche „Trost-, Heil- und Erlösungsmittel“ vertreiben zu dürfen. Von ihr wurden diese religiösen „Mittel“ über mehrere Jahrhunderte hindurch an den Menschen auf ihre Wirkung und Verträglichkeit hin „ausgetestet“, ob sie wollten oder nicht. Was bei diesem überaus langen und noch andauernden klerikalen „Großfeldversuch“ kirchlicher Machtausübung herausgekommen ist, kann in der auf 10 Bände angelegten „Kriminalgeschichte des Christentums“ von Karlheinz Deschner nachgelesen werden (derzeit sind 8 Bände erschienen). Wie diesen Büchern mit ihren überaus beeindruckenden Nachweisen klar zu entnehmen ist, haben das religiöse Schriftgut und das auf ihm fußende klerikale und politische Denken und Handeln sowie die kirchlichen „Trost-, Heil- und Erlösungsmittel“ erhebliche schädliche Auswirkungen auf Verstand, Vernunft, Rechtsentwicklung, Bildung, Forschung und sozialen Fortschritt der Menschen gehabt. Die indirekten schädlichen Auswirkungen kirchlicher Macht und „Mittel“ waren über viele Jahrhunderte hindurch sogar körperverletzend und tödlich, wovor kein „Beipackzettel“ je gewarnt hatte. Im Gegenteil, durch die je aktuelle klerikale Verkündigung und eine ständige Flut von religiöser „Erbauungsliteratur“ wurde und wird auch heute noch jede Schädlichkeit vieler biblischer Textpassagen und Inhalte christlicher Ideologie kaschiert und dadurch kaum wahrgenommen. Jedes säkulare „Mittel“ aber, welches derartige schädliche Auswirkungen hätte, würde man schon vom Markt genommen haben oder es würde zumindest dessen Vertreiber einer permanenten, erheblichen gesellschaftlichen Kritik ausgesetzt sein. Würde eine säkulare Institution mit ihrem „heiligen Schriftwerk“, mit ihrer Ideologie und mit ihren „Mitteln“ solche unbeschreiblichen Tragödien in der Menschheitsgeschichte verursacht haben wie es die christlichen Kirchen durch ihre Machtausübung über viele Jahrhunderte hindurch tatsächlich taten, hätte man ihr wohl längst die Lizenz entzogen. Eine säkulare Institution mit solcher dunklen Vergangenheit, wie die christlichen Kirchen sie aufweisen, hätte man auch wohl schon aufgelöst und zur Verantwortung gezogen. Klerikale Entschuldigungen reichen da nicht.
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Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
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(#796329) Verfasst am: 19.08.2007, 23:41 Titel: |
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Jede Religion ist von Sterblichen geschaffen, weshalb also dieser argumentative Aufwand?
Von Göttern wissen wir nichts.
Darmbakterien können sich eben auch keine realistische Vorstellung von dem Tier oder dem Menschen machen, in dem sie leben.
Und das ist nur ein weiteres Lebewesen und kein "allmächtiger Gott".
_________________ Leben kann tödlich sein
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Malcolm Ekelpaket
Anmeldungsdatum: 25.07.2007 Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg
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(#796373) Verfasst am: 20.08.2007, 01:08 Titel: |
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Mich persönlich langweilt diese Diskussion. Ich habe keine Lust mich mit den Absurditäten der Religion lange zu beschäftigen. Viel interessanter finde ich es, sich mit der Rolle, die sie in unseren westlichen Gesellschaften spielt, nüchtern und sachlich zu beschäftigen. Ist dies nicht ein "Freigeisterhaus"? So lese ich es zumindestens. Ein "freier Geist" zu sein, ist jedoch ein gewaltig hoher Anspruch und ihm sollten wir versuchen Genüge zu tun.
Bewerten wir zum Bespiel die Rolle der Kirchen und Religionen positiv oder negativ? Dies ist eine spannende Frage. Mit ihr habe ich Lust mich zu beschäftigen. Daß das "gedankliche Gebäude" der Religionen von Absurditäten strotzt, weiß ich selber, das finde ich langweilig. Sich schon deshalb für einen "freien Geist" zu halten, weil man sich der frommen Betschwester, dem frommen Betbruder überlegen hält, halte ich für ein bißchen billig.
Genauso kann man sich mit der Rolle von "Aufklärung" kritisch beschäftigen. Denn ehrlich gesagt wäre eine Welt, die von einem blinden Glauben an Wissenschaften geprägt ist, auch eine Welt des Schreckens. Man kann auch den Wissenschaftler oder Philosophen für eine Art von säkularen "Ersatzpriesters", mindestens aber eine Art "Gurus" halten.
Aufklärung bedeutet für mich, und das ist ihre edelste Ausprägung, die Pflege selbständigen Denkens. Und das selbständige Denken wird Dir in dieser Welt verdammt schwer gemacht. Sicher auch von der Religion, aber nicht nur. Selbst ein Philosophieseminar muß nicht unbedingt ein Ort selbständigen Denkens sein, er kann auch das genaue Gegenteil sein. Gruppendruck und Autoritätsglaube existieren auch außerhalb der Kirchen. Die Stärke des Christentums besteht für mich gerade darin, daß es sich in der Absurdität und Überzogenheit ihrer "Lehrsätze" zu einem guten Teil "autoritärer Auslegung" auch entzieht. Das erzieht zum selbständigen Denken. Ein "widerspruchsfreies System" ist autoritärer Auslegung viel zugänglicher. Deshalb mag das Herumharken auf den Widersprüchen der Religion zwar sehr viel mit "Aufklärung" zu tun haben, aber wenig mit einem "freien Geist", der sich mit kulturellen Systemen - religiös oder nichtreligiös - unbefangen beschäftigt.
Gruß Martin
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deirfloo Globulisierungsgegner
Anmeldungsdatum: 26.06.2006 Beiträge: 1126
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(#796483) Verfasst am: 20.08.2007, 11:28 Titel: |
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Malcolm hat folgendes geschrieben: | Man kann auch den Wissenschaftler oder Philosophen für eine Art von säkularen "Ersatzpriesters", mindestens aber eine Art "Gurus" halten.
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Trotzdem sind diese um ein vielfaches glaubwürdiger und die Chancen, daß sie der Wahrheit näher kommen als jemand, der einfach Behauptungen aufstellt, sind exorbitant höher...
_________________ Skeptical scrutiny is the means, in both science and religion, by which deep thoughts can be winnowed from deep nonsense.
Carl Sagan
was ich grade höre: http://www.cantosonor.eu
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Blanka Xenophrasologiepreisträgerin 2007
Anmeldungsdatum: 22.09.2006 Beiträge: 1243
Wohnort: München
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(#797220) Verfasst am: 21.08.2007, 10:49 Titel: |
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Malcolm hat folgendes geschrieben: | Mich persönlich langweilt diese Diskussion. Ich habe keine Lust mich mit den Absurditäten der Religion lange zu beschäftigen. Viel interessanter finde ich es, sich mit der Rolle, die sie in unseren westlichen Gesellschaften spielt, nüchtern und sachlich zu beschäftigen. Ist dies nicht ein "Freigeisterhaus"? So lese ich es zumindestens. Ein "freier Geist" zu sein, ist jedoch ein gewaltig hoher Anspruch und ihm sollten wir versuchen Genüge zu tun.
Bewerten wir zum Bespiel die Rolle der Kirchen und Religionen positiv oder negativ? Dies ist eine spannende Frage. Mit ihr habe ich Lust mich zu beschäftigen. Daß das "gedankliche Gebäude" der Religionen von Absurditäten strotzt, weiß ich selber, das finde ich langweilig. Sich schon deshalb für einen "freien Geist" zu halten, weil man sich der frommen Betschwester, dem frommen Betbruder überlegen hält, halte ich für ein bißchen billig.
Genauso kann man sich mit der Rolle von "Aufklärung" kritisch beschäftigen. Denn ehrlich gesagt wäre eine Welt, die von einem blinden Glauben an Wissenschaften geprägt ist, auch eine Welt des Schreckens. Man kann auch den Wissenschaftler oder Philosophen für eine Art von säkularen "Ersatzpriesters", mindestens aber eine Art "Gurus" halten.
Aufklärung bedeutet für mich, und das ist ihre edelste Ausprägung, die Pflege selbständigen Denkens. Und das selbständige Denken wird Dir in dieser Welt verdammt schwer gemacht. Sicher auch von der Religion, aber nicht nur. Selbst ein Philosophieseminar muß nicht unbedingt ein Ort selbständigen Denkens sein, er kann auch das genaue Gegenteil sein. Gruppendruck und Autoritätsglaube existieren auch außerhalb der Kirchen. Die Stärke des Christentums besteht für mich gerade darin, daß es sich in der Absurdität und Überzogenheit ihrer "Lehrsätze" zu einem guten Teil "autoritärer Auslegung" auch entzieht. Das erzieht zum selbständigen Denken. Ein "widerspruchsfreies System" ist autoritärer Auslegung viel zugänglicher. Deshalb mag das Herumharken auf den Widersprüchen der Religion zwar sehr viel mit "Aufklärung" zu tun haben, aber wenig mit einem "freien Geist", der sich mit kulturellen Systemen - religiös oder nichtreligiös - unbefangen beschäftigt.
Gruß Martin |
DU bist ein FREIDENKER ??
und dann wirfst Du anderen vor ihre freiheit nicht ausreichend zu nutzen weil...ja weil was ??
weil sie sich sorgen machen daß sie in einer welt voller idiotischer verblendeter religiöser untergehen mit ihrer erkenntnis der freiheit des menschen ? sollen sie lieber nur die freiheit innerhalb der grenzen der religiösen brüskierung nutzen , so wie Du ? damit sie gut behütet lernen auf hirngespinste zu vertrauen wenn sie anfangen sie anzuzweifeln ?
_________________ Am zweifelfreisten frei von Zweifeln sind stets die Verzweifelten !
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#797319) Verfasst am: 21.08.2007, 12:29 Titel: |
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Blanka hat folgendes geschrieben: | Malcolm hat folgendes geschrieben: | Mich persönlich langweilt diese Diskussion.
"..."
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DU bist ein FREIDENKER ??
und dann wirfst Du anderen vor ihre freiheit nicht ausreichend zu nutzen weil...ja weil was ??
weil sie sich sorgen machen daß sie in einer welt voller idiotischer verblendeter religiöser untergehen mit ihrer erkenntnis der freiheit des menschen ? sollen sie lieber nur die freiheit innerhalb der grenzen der religiösen brüskierung nutzen , so wie Du ? damit sie gut behütet lernen auf hirngespinste zu vertrauen wenn sie anfangen sie anzuzweifeln ? |
- Warum sollte er kein Freidenker sein ? Der Begriff ist doch ohnehin sehr schwammig.
Die Voraussetzungen für einen Freidenker muß doch nicht eine "unablässige" Religionskritik sein.
Es lässt sich z.B. irgendwann auch ein Schlußstrich ziehen.
Zudem ich die Art und Weise "wie" man miteinander diskutiert fast genauso wichtig
finde wie die Argumente.
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Blanka Xenophrasologiepreisträgerin 2007
Anmeldungsdatum: 22.09.2006 Beiträge: 1243
Wohnort: München
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(#797324) Verfasst am: 21.08.2007, 12:38 Titel: |
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Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Blanka hat folgendes geschrieben: | Malcolm hat folgendes geschrieben: | Mich persönlich langweilt diese Diskussion.
"..."
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DU bist ein FREIDENKER ??
und dann wirfst Du anderen vor ihre freiheit nicht ausreichend zu nutzen weil...ja weil was ??
weil sie sich sorgen machen daß sie in einer welt voller idiotischer verblendeter religiöser untergehen mit ihrer erkenntnis der freiheit des menschen ? sollen sie lieber nur die freiheit innerhalb der grenzen der religiösen brüskierung nutzen , so wie Du ? damit sie gut behütet lernen auf hirngespinste zu vertrauen wenn sie anfangen sie anzuzweifeln ? |
- Warum sollte er kein Freidenker sein ? Der Begriff ist doch ohnehin sehr schwammig.
Die Voraussetzungen für einen Freidenker muß doch nicht eine "unablässige" Religionskritik sein.
Es lässt sich z.B. irgendwann auch ein Schlußstrich ziehen.
Zudem ich die Art und Weise "wie" man miteinander diskutiert fast genauso wichtig
finde wie die Argumente. |
welcher unterschied besteht darin jemanden vorzuwerfen kein freidenker zu sein, oder ihn zu fragen ob er denn einer ist oder nicht ?
genau der gleiche unterschied wie zwischen kritik und vorurteil.
_________________ Am zweifelfreisten frei von Zweifeln sind stets die Verzweifelten !
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Konstrukt konstruktiver Radikalist
Anmeldungsdatum: 19.08.2005 Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten
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(#797338) Verfasst am: 21.08.2007, 12:57 Titel: |
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@ewersk
WOW - Super Text!
_________________ "Geisteskrank den eignen Namen sagen: Ich ich ich ich denke also bin ich - Bin ich nicht! Ich ist geisteskrank. Und kauf mir was." (Peter Licht)
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#797354) Verfasst am: 21.08.2007, 13:20 Titel: |
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Blanka hat folgendes geschrieben: | "..."
welcher unterschied besteht darin jemanden vorzuwerfen kein freidenker zu sein, oder ihn zu fragen ob er denn einer ist oder nicht ? |
- Das war gar nicht mein Punkt.
Gegen berechtigte Kritik habe ich im Prinzip nichts einzuwenden.
Zitat: | genau der gleiche unterschied wie zwischen kritik und vorurteil. |
- Welcher Unterschied besteht zwischen einem "Hamster im Laufrad" und einem Freidenker ?
Vieles wiederholt sich nun mal und das ist dann schlicht langweilig.
D.h. für die einen mag das dann noch irgendwie interessant sein,
für die anderen hat es längst jeden Reiz verloren.
Atheisten die sich durch den Gegensatz definieren,
sind wohl weit verbreitet. Andere möchten lieber
(ganz) ohne "Religion" in Anführungszeichen leben
oder sind eben nicht so affektiert in Bezug auf das
Thema Religion und sehen das z.B. viel
gelassener. Das ist möglich.
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