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Anarchismus
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
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Beitrag(#798578) Verfasst am: 22.08.2007, 21:42    Titel: Antworten mit Zitat

so hebe denn bitte an! Sehr glücklich
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L.E.N.
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Anmeldungsdatum: 25.05.2004
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Beitrag(#798579) Verfasst am: 22.08.2007, 21:43    Titel: Antworten mit Zitat

Shevek hat folgendes geschrieben:
Ok, dann nehm ich mal den Einführungstext:

http://de.wikipedia.org/wiki/Anarchie#.C3.9Cbersicht
Zitat:
Wenn der Begriff in größeren Zusammenhängen verwendet wird, bezeichnet Anarchie auch eine auf sozialen und philosophischen Ideen basierende Gesellschaftsordnung.

Das stimmt natürlich, sagt aber noch nichts aus.

Zitat:
Anarchie bedeutet, dass jeder Mensch sich ohne unterdrückende Autorität und in freier Assoziation mit anderen Menschen entfalten kann.

Das ist natürlich nicht haltbar. Wenn dann bedeutet es eine Gesellschaft, die darauf ausgerichtet ist es jedem Menschen zu ermöglichen. Aber Anarchie ist nicht die große Therapierunde in der alle zu ihrer freien Entfaltung getragen werden. Es ist ein politisches System in dem auf institutionalisierte Macht verzichtet wird, was bedeutet dass zum einen niemandem Macht über andere gegeben wird und zum anderen Strukturen geschaffen und erhalten werden die solche Art der Machtanhäufung verhindern.

Zitat:
Freiwillig angenommene Autoritäten, wie etwa Mentoren, Trainer oder Berater, sind mit der Idee einer herrschaftsfreien Ordnung kompatibel.

Stimmt, weil Freiwillig und ohne Sanktionsmittel, über die andere nicht ebenso verfügen.

Zitat:
Ebenso können Regeln in Form von Sozialen Normen existieren.

Stimmt auch.

Zitat:
Die Anarchie negiert indes jegliche Autorität,

Stimmt so nicht, was abgeschafft wird, ist institutionaliserte Macht, also die Möglichkeit andere mit Mitteln wie z.B. Gefängnis zu zwingen.

Entsprechend gibt es natürlich auch
Zitat:
weder eine Exekutive (ausführende), eine Judikative (richterliche) noch eine Legislative (gesetzgebende) Gewalt, somit also kein Staat.

im uns geläufigen Sinn, aber das bedeutet nicht, dass es nicht Instutionen/Organe der Gesellschaft geben kann, die sich enstprechend aufteilen.

Zitat:
Vielmehr wollen die Anarchisten die Gesellschaft selbst regeln, etwa über Räte, freie Übereinkunft oder rein funktionale Entscheidungen.

Ja, das wollen sie, aber wenn sie dafür eine Aufteilung die der Gewaltenteilung nahe kommt für sinnvoll halten werden sies wohl tun.

Zitat:
Eine solche Organisationsstruktur ist per Definition hierarchie- und gewaltfrei und sollte nicht mit einer herkömmlichen Administration verwechselt werden. Eine anarchistische Gesellschaft im Sinne des Anarchismus ist eine Gesellschaft, in der jeder Mensch selbst beziehungsweise in Kooperation mit anderen für die eigenen Lebensumstände Verantwortung übernimmt. Es gibt keinerlei lenkende Zentralgewalt. Sanktionen gehen nicht von einer Führungsschicht aus, sondern sind nur möglich, wenn vorher vereinbarte Regeln verletzt wurden [1], mit den Worten von Pierre Joseph Proudhon: "Anarchie ist Ordnung ohne Herrschaft."

Das stimmt so, allerdings ist das mit den Sanktionen etwas idealisiert. Nur weil sie nicht von einer führenden Schicht ausgehen, bedeutet es nicht, dass sie nur erfolgen wenn vorher vereinbarte Regeln verletzt wurden.

Anarchie ist immer noch ein Gesellschaftsform von Menschen, und es wird nicht alles gleich eitel Sonnenschein und alle sind glücklich weiße und gerecht, nur weils keine Herrschaft mehr gibt. Allerdings fällt die Möglichkeit weg, anderen die eigenen Marotten aufzuzwingen, und es fällt die Möglichkeit weg sich in: "Ich hab nur Befehle befolgt" zu verpissen.


kannst du bitte begründen weshalb du in den punkten jeweils nicht zustimmst?
oder stimmst du einfach nur nicht zu?
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Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Tarvoc
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Beiträge: 44731

Beitrag(#798580) Verfasst am: 22.08.2007, 21:47    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
so hebe denn bitte an! Sehr glücklich

Das werde ich natürlich nicht tun. Lachen
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- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Autoterrorist
Die Gottespest



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Beitrag(#798588) Verfasst am: 22.08.2007, 21:54    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
aber selbst verständlich tut es das! nämlich eins das prinzipiell (ob durch biologische voraussetzungen oder gesellschaftlich anerzogen) mehr altruistisch als egoistisch ausgerichtet ist.
Nein. Anarchisten können auch argumentieren, dass der Mensch eben nur so ist wie ihn seine Umgebung formt und dass er gar keine Natur hat. "Die Existenz geht der Essenz voraus!" (Sartre)

Zitat:
Je nach leßart ist aber direkte Demokratie eine Anarchie.
Direktdemokratie, also Volksherrschaft, hieße, dass jeder Mensch über jeden regiert, da das Volk sich ja selbst regiert. Das ist aber entweder Unfug oder das Ende der Herrschaft. Demnach kann man es so sehen.

Zitat:
Der Anarchismus ist eine kleinbürgerliche politische Strömung.
Das wird oft gesagt, weil die formulierte Idee tatsächlich von "Intellektuellen" stammte. Vergessen wird aber, dass der Gedanke von einer Abwesenheit der Herrschaft schon so lang existiert wie die Menschheit selbst. Bakunin und Konsorten waren sicherlich nicht die ersten Anarchisten, sie waren nur die ersten, die den Gedanken des Anarchismus als eine Theorie formulierten. Deswegen unterscheidet man auch zwischen natürlichen und wirklichen Anarchisten, wobei die natürlichen unbewusst anarchistisch denken und handeln. "Mir tut jeder leid, der nicht mit zwanzig Anarchist war." (Clemenceau)

Zitat:
Kennzeichnend ist außerdem eine Armut an Theorie.
Eher im Gegenteil. Es gibt unzählige anarchistische Vorstellungen, daher ist der Anarchismus auch keine dogmatische Theorie. Ich kann dir für den Einsteig wie immer nur "Freiheit Pur" von Horst Stowasser empfehlen! Überrascht
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Kival
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Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#798593) Verfasst am: 22.08.2007, 22:00    Titel: Antworten mit Zitat

Autoterrorist hat folgendes geschrieben:
Anarchisten können auch argumentieren, dass der Mensch eben nur so ist wie ihn seine Umgebung formt und dass er gar keine Natur hat. "Die Existenz geht der Essenz voraus!" (Sartre)


So ein Schwachsinn sollten sie allerdings tunlichst lassen.
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Tarvoc
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Beitrag(#798594) Verfasst am: 22.08.2007, 22:06    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
So ein Schwachsinn sollten sie allerdings tunlichst lassen.

Das ist mitnichten ein Schwachsinn, sondern lediglich der Verzicht auf Metaphysik. Immerhin geht es, wenn von der 'Natur des Menschen' die Rede ist, nicht um den Naturbegriff der Wissenschaften. Es geht dabei auch nicht um irgendeine genetische oder biologische Größe. Sondern diese Verwendung des Begriffs der 'Natur des Menschen' ist schon von Anfang an ideologisch und auch metaphysisch aufgeladen. Ansonsten könnte man damit keine Gesellschaftsentwürfe a priori entkräften wollen. Im Grunde handelt es sich um die Behauptung einer "Wesenheit" im aristotelischen Sinne. Das ist der Schwachsinn. Und nicht der Verzicht darauf.
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Kival
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Beitrag(#798601) Verfasst am: 22.08.2007, 22:16    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
So ein Schwachsinn sollten sie allerdings tunlichst lassen.

Das ist mitnichten ein Schwachsinn, sondern lediglich der Verzicht auf Metaphysik. Immerhin geht es, wenn von der 'Natur des Menschen' die Rede ist, nicht um den Naturbegriff der Wissenschaften. Es geht dabei auch nicht um irgendeine genetische oder biologische Größe. Sondern diese Verwendung des Begriffs der 'Natur des Menschen' ist schon von Anfang an ideologisch und auch metaphysisch aufgeladen. Ansonsten könnte man damit keine Gesellschaftsentwürfe a priori entkräften wollen. Im Grunde handelt es sich um die Behauptung einer "Wesenheit" im aristotelischen Sinne. Das ist der Schwachsinn. Und nicht der Verzicht darauf.


Ich gehe schon davon aus, dass Autoterorist meinte, dass es keine biologische Determination des Menschen gäbe.
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Peter H.
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Beitrag(#798602) Verfasst am: 22.08.2007, 22:17    Titel: Antworten mit Zitat

Warum ist der A. eine kleinbürgerliche Ideologie? Er ist geprägt von Individualismus und Subjektivismus. In der Ökonomie favorisiert er z.T. die "kleine Warenproduktion", alles Gütezeichen des K.
Natürlich darf man nicht verkennen, dass es unterschiedliche Strömungen im A. gibt.
wir haben den Stirnerschen Individualanarchismus, Proudhons A., den eines Bakunin sowie Anarchokummunismus im Sinne Kropotkins.
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Kival
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Beitrag(#798609) Verfasst am: 22.08.2007, 22:21    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Warum ist der A. eine kleinbürgerliche Ideologie? Er ist geprägt von Individualismus und Subjektivismus.


Deinen Stalinismus kannst Du wo anders predigen gehen.
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Tarvoc
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Beiträge: 44731

Beitrag(#798611) Verfasst am: 22.08.2007, 22:22    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
Ich gehe schon davon aus, dass Autoterorist meinte, dass es keine biologische Determination des Menschen gäbe.

Selbstverständlich sind Menschen biologisch determiniert. Nur ist das nicht gemeint, wenn in diesem Kontext von einer 'Natur des Menschen' die Rede ist.
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Kival
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Beiträge: 24071

Beitrag(#798614) Verfasst am: 22.08.2007, 22:24    Titel: Antworten mit Zitat

Autoterrorist hat folgendes geschrieben:
Zitat:
aber selbst verständlich tut es das! nämlich eins das prinzipiell (ob durch biologische voraussetzungen oder gesellschaftlich anerzogen) mehr altruistisch als egoistisch ausgerichtet ist.
Nein. Anarchisten können auch argumentieren, dass der Mensch eben nur so ist wie ihn seine Umgebung formt und dass er gar keine Natur hat. "Die Existenz geht der Essenz voraus!" (Sartre)


Das ist offensichtlich purer Kulturalismus Schulterzucken
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#798616) Verfasst am: 22.08.2007, 22:26    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
Peter H. hat folgendes geschrieben:
Warum ist der A. eine kleinbürgerliche Ideologie? Er ist geprägt von Individualismus und Subjektivismus.


Deinen Stalinismus kannst Du wo anders predigen gehen.


1. gibt es keinen Stalinismus, sondern vielmehr verschärften Leninismus
2. kommen wir hier zum Meinungsaustausch zusammen
3. sind die Bewertungen nicht von Stalin, sondern von Marx und Engels, von mir vereinfacht wiedergegeben!
4. hob ich auch die kleine Warenproduktion hervor Smilie
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Tarvoc
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Beiträge: 44731

Beitrag(#798620) Verfasst am: 22.08.2007, 22:29    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Er ist geprägt von Individualismus und Subjektivismus.

Noch mehr Dumpfparolismus und ich schlaf' ein...
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Autoterrorist
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Beitrag(#798623) Verfasst am: 22.08.2007, 22:30    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Ich gehe schon davon aus, dass Autoterorist meinte, dass es keine biologische Determination des Menschen gäbe.
Eigentlich wollte ich nur sagen, dass "der Anarchist" mit seiner Denkweise nicht existiert und dass der Anarchismus auch nicht nur von dieser einen Behauptung ausgeht. Dass es die Natur des Menschen nicht gibt, hieße für mich z.B., dass der Mensch von Natur aus nicht egoistisch oder altruistisch ist.
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L.E.N.
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Beitrag(#798625) Verfasst am: 22.08.2007, 22:34    Titel: Antworten mit Zitat

Autoterrorist hat folgendes geschrieben:
Zitat:
aber selbst verständlich tut es das! nämlich eins das prinzipiell (ob durch biologische voraussetzungen oder gesellschaftlich anerzogen) mehr altruistisch als egoistisch ausgerichtet ist.
Nein. Anarchisten können auch argumentieren, dass der Mensch eben nur so ist wie ihn seine Umgebung formt und dass er gar keine Natur hat. "Die Existenz geht der Essenz voraus!" (Sartre)


das halte ich für unsinn. der mensch ist mitnichten ausschliesslich produkt seiner umwelt.
mMn etwa ebenso wichtig ist sein biologisches erbe, seine genetisch bedingte persönlichkeit, die nur bedingt manipulierbar ist.
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Tarvoc
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Beitrag(#798626) Verfasst am: 22.08.2007, 22:34    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
Das ist offensichtlich purer Kulturalismus. Schulterzucken

Ach was. Es geht einfach darum, dass man nicht mit einem Verweis auf Biologie einen Gesellschaftsentwurf a priori verwerfen kann. Wenn man also mit einem Verweis auf die 'Natur des Menschen' ein Gesellschaftssystem a priori verwerfen will, dann kann dieser Begriff keine biologische oder zumindest keine rein biologische Grundlage haben. Zumal 'der Mensch' oder die 'Natur des Menschen' für die Biologie nicht mehr ist als eine modellhafte Abstraktion, welche letztlich aus Einzelbeobachtungen abstrahiert wurde. Erst in Kombination mit einer Metaphysik wird er zu einer Größe, die als Argument verwendet werden kann, einen Gesellschaftsentwurf a priori zu verwerfen.
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Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 22.08.2007, 22:37, insgesamt einmal bearbeitet
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Wolf
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Beitrag(#798628) Verfasst am: 22.08.2007, 22:36    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
Das ist offensichtlich purer Kulturalismus. Schulterzucken

Ach was. Es geht einfach darum, dass man nicht mit einem Verweis auf Biologie einen Gesellschaftsentwurf a priori verwerfen kann. Wenn man also mit einem Verweis auf die 'Natur des Menschen' ein Gesellschaftssystem a priori verwerfen will, dann kann dieser Begriff keine biologische oder zumindest keine rein biologische Grundlage haben. Zumal 'der Mensch' oder die 'Natur des Menschen' für die Biologie niemals mehr sein kann als eine modellhafte Abstraktion. Erst in Kombination mit einer Metaphysik wird er zu einer Größe, die als Argument gegen Gesellschaftsentwürfe verwendet werden kann.

Sonst scheinst du mir kritischer.
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Trish:(
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Tarvoc
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Beitrag(#798630) Verfasst am: 22.08.2007, 22:37    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
Sonst scheinst du mir kritischer.

Kritischer wogegen? Versteh' ich jetzt nicht... Schulterzucken
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Autoterrorist
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Beitrag(#798633) Verfasst am: 22.08.2007, 22:39    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
das halte ich für unsinn. der mensch ist mitnichten ausschliesslich produkt seiner umwelt.
Ausschließlich sicherlich nicht, aber die Frage, ob Gene oder Milieu, ist ja immer noch eine große Streitfrage.
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L.E.N.
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Beitrag(#798634) Verfasst am: 22.08.2007, 22:39    Titel: Antworten mit Zitat

Autoterrorist hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Ich gehe schon davon aus, dass Autoterorist meinte, dass es keine biologische Determination des Menschen gäbe.
Eigentlich wollte ich nur sagen, dass "der Anarchist" mit seiner Denkweise nicht existiert und dass der Anarchismus auch nicht nur von dieser einen Behauptung ausgeht. Dass es die Natur des Menschen nicht gibt, hieße für mich z.B., dass der Mensch von Natur aus nicht egoistisch oder altruistisch ist.


da er dies aber ist, sollte man anfangen dies in der beurteilung von gesellschaftideen zu berücksichtigen.
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Beitrag(#798635) Verfasst am: 22.08.2007, 22:40    Titel: Antworten mit Zitat

Autoterrorist hat folgendes geschrieben:
Zitat:
das halte ich für unsinn. der mensch ist mitnichten ausschliesslich produkt seiner umwelt.
Ausschließlich sicherlich nicht, aber die Frage, ob Gene oder Milieu, ist ja immer noch eine große Streitfrage.


richtig. vor allem ob der anteil durch das eine oder andere beeinflussbar ist/beeinflusst wird.
ich gehe von einer gewissen variabiltät in beide richtungen aus.
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Beitrag(#798636) Verfasst am: 22.08.2007, 22:41    Titel: Antworten mit Zitat

Menschen sind recht viel von ihrer jeweiligen Kultur geprägt. Man lese nur mal die Bücher "Taipi" und "Omu" von Melville, dann wird einem Vieles klar.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44731

Beitrag(#798637) Verfasst am: 22.08.2007, 22:41    Titel: Antworten mit Zitat

L.E.N. hat folgendes geschrieben:
da er dies aber ist [...]

Was ist er?
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Kival
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Beitrag(#798640) Verfasst am: 22.08.2007, 22:42    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
Das ist offensichtlich purer Kulturalismus. Schulterzucken

Ach was. Es geht einfach darum, dass man nicht mit einem Verweis auf Biologie einen Gesellschaftsentwurf a priori verwerfen kann. Wenn man also mit einem Verweis auf die 'Natur des Menschen' ein Gesellschaftssystem a priori verwerfen will, dann kann dieser Begriff keine biologische oder zumindest keine rein biologische Grundlage haben. Zumal 'der Mensch' oder die 'Natur des Menschen' für die Biologie nicht mehr ist als eine modellhafte Abstraktion, welche letztlich aus Einzelbeobachtungen abstrahiert wurde. Erst in Kombination mit einer Metaphysik wird er zu einer Größe, die als Argument verwendet werden kann, einen Gesellschaftsentwurf a priori zu verwerfen.


Man kann sehr wohl Gesellschaftsentwürfe auch ohne experimentelles Austesten auf Grundlage des biologischen und soziologischen Wissens verwerfen. Ideen sterben lassen, bevor Menschen sterben müssen.
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Anmeldungsdatum: 25.05.2004
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Beitrag(#798643) Verfasst am: 22.08.2007, 22:44    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
Das ist offensichtlich purer Kulturalismus. Schulterzucken

Ach was. Es geht einfach darum, dass man nicht mit einem Verweis auf Biologie einen Gesellschaftsentwurf a priori verwerfen kann. Wenn man also mit einem Verweis auf die 'Natur des Menschen' ein Gesellschaftssystem a priori verwerfen will, dann kann dieser Begriff keine biologische oder zumindest keine rein biologische Grundlage haben. Zumal 'der Mensch' oder die 'Natur des Menschen' für die Biologie nicht mehr ist als eine modellhafte Abstraktion, welche letztlich aus Einzelbeobachtungen abstrahiert wurde. Erst in Kombination mit einer Metaphysik wird er zu einer Größe, die als Argument verwendet werden kann, einen Gesellschaftsentwurf a priori zu verwerfen.


Man kann sehr wohl Gesellschaftsentwürfe auch ohne experimentelles Austesten auf Grundlage des biologischen und soziologischen Wissens verwerfen. Ideen sterben lassen, bevor Menschen sterben müssen.


exakt so sehe ich es auch.
es schliesst sich die frage an, wie sicher ist das wissen um die biologische grundlage?
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Tarvoc
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Beitrag(#798644) Verfasst am: 22.08.2007, 22:45    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
Man kann sehr wohl Gesellschaftsentwürfe auch ohne experimentelles Austesten auf Grundlage des biologischen und soziologischen Wissens verwerfen.

Aber nicht einfach mit einem allgemeinen Verweis auf die 'Natur des Menschen'. Das ist einfach viel zu wenig aussagekräftig. Wenn man einen Gesellschaftsentwurf auf der Grundlage bereits vorhandenen Wissens (das übrigens auch experimentell gewonnen ist) verwerfen will, dann indem man zuerst dieses Wissen präsentiert und dann ganz konkret eine Verbindung zu dem jeweiligen Modell zieht, die seinen Erfolg unwahrscheinlich erscheinen lässt.
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Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 22.08.2007, 22:47, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Anmeldungsdatum: 25.05.2004
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Beitrag(#798645) Verfasst am: 22.08.2007, 22:45    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
L.E.N. hat folgendes geschrieben:
da er dies aber ist [...]

Was ist er?



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Wolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2004
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Beitrag(#798646) Verfasst am: 22.08.2007, 22:45    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Sonst scheinst du mir kritischer.

Kritischer wogegen? Versteh' ich jetzt nicht... Schulterzucken

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
Das ist offensichtlich purer Kulturalismus. Schulterzucken

Ach was. Es geht einfach darum, dass man nicht mit einem Verweis auf Biologie einen Gesellschaftsentwurf a priori verwerfen kann.
Aber sicher kann man dies, wenn die nicht veränderbare Natur des Menschen hinreichend bekannt ist. Ich wage mal zu behaupten, dass das Gesellschaftssystem die "freie Entfaltung", welche sich primär durch Gesetzlosigkeit auszeichnet, nicht funktioniert.
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Beitrag(#798648) Verfasst am: 22.08.2007, 22:46    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
da er dies aber ist, sollte man anfangen dies in der beurteilung von gesellschaftideen zu berücksichtigen.
Ja, aber er ist eben vielleicht nicht ausschließlich das eine oder das andere. Ich glaube auch nicht, dass Egoismus oder Altruismus etwas mit Genen zu tun hat, also nur von der Umwelt bedingt ist. Aber vielleicht ist das auch mehr Wunschvorstellung, bin schließlich kein Wissenschaftler.
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Kival
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Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#798649) Verfasst am: 22.08.2007, 22:47    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
Man kann sehr wohl Gesellschaftsentwürfe auch ohne experimentelles Austesten auf Grundlage des biologischen und soziologischen Wissens verwerfen.

Aber nicht einfach mit einem allgemeinen Verweis auf die 'Natur des Menschen'. Das ist einfach viel zu wenig aussagekräftig.


Natürlich nicht. Aber da oben stand vor allem was anderes.
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