ateyim registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.05.2007 Beiträge: 3656
Wohnort: Istanbul
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(#802593) Verfasst am: 26.08.2007, 22:37 Titel: |
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ich habe hier im Fernsehen vor einigen Tagen 'Osama-der Film' gesehen, der von der Unterdrückung der afghanischen Frauen zu Zeit der Taliban handelt. http://www.osama-derfilm.de/
Mich hat der Film innerlich zermürbt, und ich war auch die Tage darauf noch oft mit den Gedanken beim Film.
Gestern hatten wir dann Besuch von ziemlich religiösen Bekannten und sie hatten den Film auch gesehen.
Darauf angesprochen meinten sie, dass das schon traurig sei, dass die Taliban den Islam so falsch gedeutet haetten...
auch auf die Gefahr hin, dass es zum grossen Eklat kommt, holte ich Koranzitate hervor, die sich mit der Rolle der Frau beschaeftigen und sagte ihnen, dass die Taliban eigentlich nur Wort für Wort sich an 'Gottes Worte' gehalten haetten.
damit war man gar nicht einverstanden. Diese Zitate seien missverstaendlich, die Frau sei laut Koran im Grunde gleichwertig etc.
es war für mich wieder mal der Beweis dafür, dass das Islamverstaendnis hier ein anderes ist, als in arabischen Laendern und sich sogar von dem Islamverstaendnis unterscheidet, den ich bei meinen Landsleuten in Deutschland feststellen konnte...
ich merke hier von Tag zu Tag immer deutlicher, dass religiöse Türken in Deutschland eine Bereitschaft zu Radikalismus und Fundamentalismus in sich tragen, der deutlich grösser ist, als das in der Türkei selbst der Fall ist.
So Worte wie 'Fehlinterpretation', 'Missdeutung', 'falsche Übersetzung' sind hier so haeufig zu hören, waehrend gerade in Deutschland man sich an jedes Wort des Koran und der Hadith klammert.
Der Minister für Religiöse Angelegenheiten spricht hier offen darüber, dass der Islam neu gedeutet werden müsse und dass man eine Neudeutung nicht tabuisieren dürfe...
ich bin zwar der Meinung, dass eine Neudeutung eine 'neue Religion' hervorbringen würde, weil man ja 'Gottes Worte' im Hinblick auf die Gegebenheiten und Erfordernisse der Gegenwart neu deuten und filtern würde, doch das sehen meine lieben Mitbürger anders.... sie wollen den 'wahren' den 'guten' Islam wieder hervorbringen, der in den letzten Jahrhunderten verlorengegangen sei, aufgrund von Fehldeutungen...
Ich weiss nicht, wie fruchtbar so ein Vorhaben ist, aber es wirkt auf mich wie ein Lichtschein am Ende eines langen dunklen Tunnels... und die Gewissheit, dass wohl die Mehrheit der 'Glaeubigen' in der Türkei immer bestrebt sein wird, nach Interpretationen des Koran zu suchen, die seine Wettleidenschaft zulassen, den Bier- und Rakigenuss gestatten, um dann mit einem 'ausreichend minus' doch noch beim Ableben das paradiesische Klassenziel zu erreichen, ist ein gutes Gefühl.
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