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Das 200jahre Theorem

 
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groundhog
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Anmeldungsdatum: 11.03.2007
Beiträge: 296

Beitrag(#809851) Verfasst am: 03.09.2007, 23:54    Titel: Das 200jahre Theorem Antworten mit Zitat

Eine Beobachtung von mir, die ich hier mal zur Diskussion stellen möchte. Beisiele und Gegenbeispiele sind erwünscht:

Das 200jahre Theorem:
Die Position der rkK (2007) ist grob identisch mit der Position der mitteleuropäischen Gesellschaft vor 200 Jahren.

Die rkK nimmt ja zu vielen Gesellschaftlichen Themen einen Standpunkt ein, der aus einem langen Prozess des Bibelstudiums, Exegese und mit Gott reden resultiert. Meinen Beobachtung im Gespräch mit vielen Christen ist, dass man mit dem 200jahre Theorem die heutige Position der rkK verblüffend gut vorausahnen kann, selbst wenn man von diesem theologischen Geschwurbel keine Ahnung hat.

Beispiele:

Gentechnik: Gabs 1800 nicht >> Sünde (2007)
die Pille: gabs 1800 nicht >> Sünde
Verhütung mit Kalender: 1800 gesellschaftlich akzeptiert >> keine Sünde
Kriege: 1800 nicht so toll, aber notwendig >> 2007: wenn gehts vermeiden, aber nicht so schlimm, als dass man sich darüber aufregen müsste

Menschenrechte: entwickeln sich so gerade um 1800 >> in 2007: manches ist ganz okay
Homoehe: um 1800 schweres Vergehen >> 2007: schwerste Sünde und eines der Lieblingsthemen der Kirche

Abtreibung: 1800 gabs nicht >> 2007 Sünde

Bildung: um 1800 allgemeine Schulbildung entwickelt sich >> 2007 mir nicht bekannt, was sagt die deutsche Bischofskonferenz zu unserem Bildungssystemes?; nach dem 200jahre Theorem müsste die Kirche hier einen gleichgültige Postion einnehmen (so nach dem Motto: ist zwar gut, aber nicht so wichtig)

Demokratie: 1800 mit Misstrauen beäugt bzw. dagegen >> um 2007: weitgehend demokratisch (das hier könnte eine Ausnahme sein)

Trennung von Staat und Kirche: um 1800 nicht vorhanden >> um 2007 nur mit Zähneknirschen toleriert, bzw. Bestrebungen diese rueckgaengig zu machen

Armut: um 1800 natürliches übel, keine systematischen Bekämpfung, nur Linderung >> um 2007: könnte eine Ausnahme sein: weis jemand was über die Aktivitäten der rkK hier?

Masturbation: um 1800 ganz, ganz schwere Sünde >> ich tippe mal auf Sünde, oder irgendwie dagegen, weis es aber nicht genau

Scheidungen: um 1800 verpönt >> 2007 nicht anerkannt, immer noch Sünde

Im allgemeinen scheint das 200jahre Theorem bei moralischen Fragen besonders gut zu funktionieren. Bei Fragen die auch politisch wichtig sind, scheint es aber Ausnahmen zu geben. Das Theorem erlaubt auch nicht die exakte Argumentation der Kirche vorauszusagen (die ist jedesmal aufs neue lustig), sondern nur das Ergebnis der theologischen Betrachtungen.


Edit, Fehler korrigiert + Nachtrag:
Computer: 1800 gabs nicht, aber Rechner, bzw. Rechenmaschienen vorhanden >> kein problem in 2007
Killerspiele: 1800 gabs nicht >> in 2007: weis es nicht genau, tippe mal auf kristische Sichtweise
Erziehung der Kinder: 1800 Aufgabe der Frau >> 2007: Aufgabe der Mutter
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Argáiþ
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#809860) Verfasst am: 04.09.2007, 00:16    Titel: Antworten mit Zitat

bissl wirrköpfig das Ganze, hm?
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groundhog
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Anmeldungsdatum: 11.03.2007
Beiträge: 296

Beitrag(#809867) Verfasst am: 04.09.2007, 00:28    Titel: Antworten mit Zitat

Semnon hat folgendes geschrieben:
bissl wirrköpfig das Ganze, hm?


Was meinst du? Die Beispiele die ich genannt habe? Die waren rein zufällig wie sie mir gerade eingefallen sind. Du kannst es ja an anderen Einzelfällen prüfen, deswegen habe ich das ja auch hier reingestellt.

Das Theorem gibt ja auch nur eine grobe Einschätzung der rkK wieder. Das verblüffende daran ist, dass man mit ein wenig Geschichtswissen darüber, was die Menschheit so vor 200 jahren gedacht hat, oft zum selben Ergebnis kommt, wie jahrelange theologische Diskussionen.
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Konrad
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Beiträge: 1528

Beitrag(#809869) Verfasst am: 04.09.2007, 00:36    Titel: Re: Das 200jahre Theorem Antworten mit Zitat

groundhog hat folgendes geschrieben:

Abtreibung: 1800 gabs nicht


Falsch! Gabs (fast) immer und überall.
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Argáiþ
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#809872) Verfasst am: 04.09.2007, 00:45    Titel: Antworten mit Zitat

Naja, das Meiste könte man genauso zur Zeit um 1950 und nach 1650 Sagen. Dann ist es völlig willkürlich ein 200 Jahre-Intervall für Dinge zu postulieren, die vor 200 Jahren noch gar nicht existiert haben und zu denen keine Meinung existierte (Computerspiele)
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Critic
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Beitrag(#809878) Verfasst am: 04.09.2007, 00:57    Titel: Re: Das 200jahre Theorem Antworten mit Zitat

groundhog hat folgendes geschrieben:
Killerspiele: 1800 gabs nicht >> in 2007: weis es nicht genau, tippe mal auf kristische Sichtweise


Nun, weit gefehlt. Zuerst einmal haben Spiele wie Schach auch nur einen anderen Symbolisierungsgrad. Daneben mag man sich - als Bube - schon gegenseitig durch die Fluren gejagt haben. Und "um die Ehre" schoß man sich im Morgengrauen gegenseitig in die Köpfe.

Die modernen Medien haben natürlich den Bezug zur Zeit verändert, und zwar um so mehr, je mehr Eindrücke sie pro Zeiteinheit vermitteln können. Man vergleiche mal, wieviel Zeit ein Abend hat und wie lange er dauert, wenn man ein Buch liest, wie schnell er aber vergeht, wenn man fernsieht.

Ansonsten noch ein Punkt: Um 1800, als sich das Lesen als Kulturtechnik durchzusetzen begann, wurde entsprechend die "Lesesucht" als ein großes Problem gesehen. Es wurde propagiert, wer lese, verliere etwa den Bezug zur Realität und zu den Pflichten der Arbeit. Heute weiß man (siehe Bushman und sein Experiment zur Wirkung von Texten, in denen "gottgewollte" Gewalt vorkommt), daß Lesen ebenfalls aggressiv macht. Und neulich präsentierte die nicht wirklich realitätsbezogene Gabriele Kuby dann ein Schreiben von Papst Ratzinger, der sich bei ihr für die Aufklärung in Sachen "Harry Potter" bedankt habe, womit sie Stein und Bein propagieren kann, daß jene Kinderbuchserie die Leser anfällig für die Anfeindungen des Satans mache. Während sie gleichzeitig den ersten nennenswerten Sieg(?) der christlichen Staaten über die Türken in der Seeschlacht von Lepanto frenetisch feierte, und jubelnd berichtete, daß zigtausende Leichen an den Strand gespült wurden und das Meer rot gewesen sei von Blut Ohnmacht. Diese Vorstellung realen Horrors verstört mich seltsamerweise viel mehr als die Figuren aus "Harry Potter".
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"Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"

Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

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groundhog
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Anmeldungsdatum: 11.03.2007
Beiträge: 296

Beitrag(#809882) Verfasst am: 04.09.2007, 01:06    Titel: Antworten mit Zitat

Semnon hat folgendes geschrieben:
Naja, das Meiste könte man genauso zur Zeit um 1950 und nach 1650 Sagen. Dann ist es völlig willkürlich ein 200 Jahre-Intervall für Dinge zu postulieren, die vor 200 Jahren noch gar nicht existiert haben und zu denen keine Meinung existierte (Computerspiele)


selbst wenn du recht hast und deinen drei Jahreszahlen genauso funktionieren, widerlegt das ja immer noch nicht meinen These zwinkern Ich finde aber dass 200 jahre am besten passt.

Und ich bin nach der Regel verfahren, dass Sachen heute Sünde sind, die es vor 200 Jahren noch nicht gab.


Critic hat folgendes geschrieben:
groundhog hat folgendes geschrieben:
Killerspiele: 1800 gabs nicht >> in 2007: weis es nicht genau, tippe mal auf kristische Sichtweise


Nun, weit gefehlt. Zuerst einmal haben Spiele wie Schach auch nur einen anderen Symbolisierungsgrad. Daneben mag man sich - als Bube - schon gegenseitig durch die Fluren gejagt haben. Und "um die Ehre" schoß man sich im Morgengrauen gegenseitig in die Köpfe.

Stimmt. Kann man so sehen. Man hat Kinder nicht davor geschont Gewalt zu sehen. Nach meinem 200jahre Theorem müsste als die Kirche heute eine weitgehend gleichgültige Meinung zu Killerspielen haben. Stimmt das?
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Zuletzt bearbeitet von groundhog am 04.09.2007, 01:10, insgesamt einmal bearbeitet
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#809884) Verfasst am: 04.09.2007, 01:07    Titel: Antworten mit Zitat

groundhog hat folgendes geschrieben:
Semnon hat folgendes geschrieben:
bissl wirrköpfig das Ganze, hm?


Was meinst du? Die Beispiele die ich genannt habe? Die waren rein zufällig wie sie mir gerade eingefallen sind. Du kannst es ja an anderen Einzelfällen prüfen, deswegen habe ich das ja auch hier reingestellt.

Das Theorem gibt ja auch nur eine grobe Einschätzung der rkK wieder. Das verblüffende daran ist, dass man mit ein wenig Geschichtswissen darüber, was die Menschheit so vor 200 jahren gedacht hat, oft zum selben Ergebnis kommt, wie jahrelange theologische Diskussionen.


Die "Menschheit" hat das nicht gedacht vor 200 Jahren, sondern nur die Pfaffen.

Die haben das aber auch schon vor 1700 Jahren alles so ähnlich erdacht.
Aber: Zu der Zeit waren Kriegshandlungen zum Beispiel völlig unerlaubt, wenige Jahre später dann aber geradezu Pflicht für Christen.

Wenn es also irgendein xxx - Jahre-Theorem gibt, dann das zwischen dem "großen" Konstantin und heute. Ist aber bereits lange als "Konstantinische Wende" bekannt.

Merke: "Groß", "Wende", das sind immer ganz prima tolle Sachen für das Volk !
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Argáiþ
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#809896) Verfasst am: 04.09.2007, 01:30    Titel: Antworten mit Zitat

groundhog hat folgendes geschrieben:
Semnon hat folgendes geschrieben:
Naja, das Meiste könte man genauso zur Zeit um 1950 und nach 1650 Sagen. Dann ist es völlig willkürlich ein 200 Jahre-Intervall für Dinge zu postulieren, die vor 200 Jahren noch gar nicht existiert haben und zu denen keine Meinung existierte (Computerspiele)


selbst wenn du recht hast und deinen drei Jahreszahlen genauso funktionieren, widerlegt das ja immer noch nicht meinen These zwinkern Ich finde aber dass 200 jahre am besten passt.

Und ich bin nach der Regel verfahren, dass Sachen heute Sünde sind, die es vor 200 Jahren noch nicht gab.


Critic hat folgendes geschrieben:
groundhog hat folgendes geschrieben:
Killerspiele: 1800 gabs nicht >> in 2007: weis es nicht genau, tippe mal auf kristische Sichtweise


Nun, weit gefehlt. Zuerst einmal haben Spiele wie Schach auch nur einen anderen Symbolisierungsgrad. Daneben mag man sich - als Bube - schon gegenseitig durch die Fluren gejagt haben. Und "um die Ehre" schoß man sich im Morgengrauen gegenseitig in die Köpfe.

Stimmt. Kann man so sehen. Man hat Kinder nicht davor geschont Gewalt zu sehen. Nach meinem 200jahre Theorem müsste als die Kirche heute eine weitgehend gleichgültige Meinung zu Killerspielen haben. Stimmt das?


Alle kompetitiven Spiele als im Prinzip gleich anzusehen ist irgendwie total absurd. Computerspiele sind etwas ganz anderes.

Was ergibt es denn für einen Sinn Dinge einzubeziehen, die es vor 200 Jahren noch nicht gab? So lässt sich unmöglich irgend ein Muster finden. Oben hast du ja einige Beispiele gebracht, in denen du von gesellschaftliochen Ansichten auf verwandte kirchliche Ansichten der heutige Zeit schließt. Wenn du aber zeigen willst, dass dein 200 Jahre Intervall irgendwie 'verblüffend' gut passt, musst du nicht nur mehr Beispiele bringen, sondern zeigen, dass es das vor 300 Jahren zB nicht gab und das erscheint mir einfach nicht der Fall zu sein.
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Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#809904) Verfasst am: 04.09.2007, 01:39    Titel: Antworten mit Zitat

groundhog hat folgendes geschrieben:
Und ich bin nach der Regel verfahren, dass Sachen heute Sünde sind, die es vor 200 Jahren noch nicht gab.


Autos, Flugzeuge, Kernkraftwerke, Grosswindanlagen, Radio, Fernsehen, Internetforen, Atkins-Diät, Nordic-Walking, Das Wort zum Sonntag, weibliche Ministranten, DVDs, Fotokopierer, Mel Gibson, elektronische Orgeln, gelgedämpfte Sportschuhe, Koedukation, Bundesrepublik Deutschland, Einwegpfand, Zentrumspartei, CDU und CSU, Papamobil, Fernsehgottesdienst und die Autobahn.
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#810001) Verfasst am: 04.09.2007, 09:54    Titel: Antworten mit Zitat

Semnon hat folgendes geschrieben:
Naja, das Meiste könte man genauso zur Zeit um 1950 und nach 1650 Sagen. Dann ist es völlig willkürlich ein 200 Jahre-Intervall für Dinge zu postulieren, die vor 200 Jahren noch gar nicht existiert haben und zu denen keine Meinung existierte (Computerspiele)

Nicht nur das, auch aus den anderen Beispielen, die sich um 1800 existente Sachverhalte drehen, kann ich beim besten Willen keine Regelmäßigkeit erkennen.

Ich vermute eher, es wurde zu jeder Zeit immer alles so hingedreht, wie es den Macht- und Einflußinteressen der Kirche zupaß kam.

Wenn die Kirchenführung in einigen Punkten ihre Haltung verändert hat, dann liegt dem meistens keine Neubewertung in der Sache zugrunde, sondern schlicht die Einsicht, daß man mit der bisherigen Lehrmeinung keinen Blumenpott mehr gewinnen kann.
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Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Shadaik
evolviert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#810067) Verfasst am: 04.09.2007, 11:51    Titel: Antworten mit Zitat

Demokratie seh ich nicht grade als Gegenbeispiel, oder wird Kirche von Unten etwa mit offenen Armen beim Papst empfangen? zwinkern
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Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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groundhog
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Anmeldungsdatum: 11.03.2007
Beiträge: 296

Beitrag(#810219) Verfasst am: 04.09.2007, 15:40    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
groundhog hat folgendes geschrieben:
Und ich bin nach der Regel verfahren, dass Sachen heute Sünde sind, die es vor 200 Jahren noch nicht gab.


Autos, Flugzeuge, Kernkraftwerke, Grosswindanlagen, Radio, Fernsehen, Internetforen, Atkins-Diät, Nordic-Walking, Das Wort zum Sonntag, weibliche Ministranten, DVDs, Fotokopierer, Mel Gibson, elektronische Orgeln, gelgedämpfte Sportschuhe, Koedukation, Bundesrepublik Deutschland, Einwegpfand, Zentrumspartei, CDU und CSU, Papamobil, Fernsehgottesdienst und die Autobahn.


Details, Details, ... *abwink* Smilie

Meine Formulierung erfüllt natuerlich nicht die Forderungen an die Exaktheit die man an mathematische Theorem stellt, ein bisschen verallgemeinern/vergröbern muss man da schon.

So sind Autos, Flugzeuge teile der grösseren Gruppe Verkehrsmittel, die es ja schon gab. genauso sind Autobahnen die evolutionären Nachfolger von Strassen. ähnliches gilt auch für deinen anderen beispiele.

Man könnte meine Behauptung vielleicht so präzessieren:
Die Position der Kirche (heute) zu einer gesellschaftlichen Fragestellung ist ähnlich der Postion im mitteleuropäischen Mainstream anno 1800. Und zwar umso ähnlicher je eher es vergleichbar ist bzw. nur in den Teilaspekten identisch, die um 1800 schon bekannt waren. Wenn diese Frage damals absolut unbekannt war, dann ist die Grundhaltung der Kirche heute eher negativ/distanziert.

Das Ähnlichkeitsmas müsste noch präzessiert werden.

Zum Beispiel elektronische Orgel:
Orgeln waren schon bekannt und natuerlich ganz toll, also ist prinzipiell an einer Orgel heute nichts auszusetzen. Die Tatsache dass sie heute elektronisch betrieben wird und nicht mechanisch könnte man als Nebensächlich einstufen.

Oder Autobahn:
Strassen waren bekannt und sind natuerlich damals wie heute kein Problem. Neu ist, dass man so schnell reisen kann. Das war damals unbekannt und müsste demnach nach meiner Behauptung heute kritisch beäugt werden. Z.B: Ich kann mich an einen Pfarrer (Wort zum Sonntag) erinnern, der als Beispiele für christliches Miteinander auch Rücksicht beim Schnellfahren genant hat.
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Critic
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Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16342
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#810791) Verfasst am: 05.09.2007, 02:26    Titel: Antworten mit Zitat

(1)
Semnon hat folgendes geschrieben:
Alle kompetitiven Spiele als im Prinzip gleich anzusehen ist irgendwie total absurd. Computerspiele sind etwas ganz anderes.


Es hängt immer davon ab, zu welchem Zweck Dinge gebraucht werden. Es wird ja gerne Computerspielen vorgeworfen, die menschliche Psyche zu zerstören. Bobby Fischer äußerte diese "differenzierte" Haltung aber auch zum Schachspiel, daß es letztlich sogar die Aufgabe sei, das Ego des Gegners bis zur Unkenntlichkeit zu zerstören. Schach geht natürlich auf ein Taktikspiel zurück. Andererseits gibt es heute keine Condottieri mehr, die sich im Wirtshaus eines Dörfchens treffen, dort bei einem Weinchen ausrechnen, wer die Schlacht wohl gewonnen hätte (wobei ja die Simulation der Schlacht eine Humanisierung war und obendrein noch die Ressourcen der Söldnerführer schonte), und dann mit ihren Leuten nach der gemütlichen Landpartie wieder nach Hause marschieren. Sondern man spielt zum Zeitvertreib, als Hobby, als soziale Aktivität. Und Jugendliche gebrauchen Computerspiele doch wohl ganz ähnlich.

(2)
Zitat:
Was ergibt es denn für einen Sinn Dinge einzubeziehen, die es vor 200 Jahren noch nicht gab? So lässt sich unmöglich irgend ein Muster finden. Oben hast du ja einige Beispiele gebracht, in denen du von gesellschaftliochen Ansichten auf verwandte kirchliche Ansichten der heutige Zeit schließt. Wenn du aber zeigen willst, dass dein 200 Jahre Intervall irgendwie 'verblüffend' gut passt, musst du nicht nur mehr Beispiele bringen, sondern zeigen, dass es das vor 300 Jahren zB nicht gab und das erscheint mir einfach nicht der Fall zu sein.


Vielleicht hilft ja das Beispiel "Haltung der Kirche zum Buch" Am Kopf kratzen? Die sogenannte "Lesesucht" wurde so um die Zeit, als Goethes "Die Leiden des jungen Werthers" erstmals veröffentlicht wurde, zum ersten Mal wissenschaftlich thematisiert, die satirische Auseinandersetzung ("Don Quixote" liest Ritterromane und wähnt sich schließlich selbst in einem) allerdings zweihundert Jahre älter. Wer lese, verliere den Sinn für die Realität. Etwa zur selben Zeit hatte die rkK in ihrem "Index Librorum Prohibiturum" verkündet, daß ein Gläubiger die dort aufgeführten Bücher nicht lesen dürfe, am gefährlichsten natürlich die Bibel. Dieser "Index" wurde bis Mitte des 20. Jahrhunderts weitergepflegt. Und erst vor ein paar Jahren entschuldigte sich die Kirche dafür, daß sie seinerzeit Galilei dazu gezwungen hatte, seinen Erkenntnissen abzuschwören. Man sieht also, es geht mit Riesenschritten voran, wenn jetzt schon "Harry Potter" verteufelt wird.
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#810987) Verfasst am: 05.09.2007, 15:00    Titel: Antworten mit Zitat

Ego zerstören gilt auch für jede andere Einzelsportart. Dann bin ich sicher, dass du überhaupt Sport aus deiner komischen Ansicht ausklammern würdest. Man kann auch Zeichnen oder Schwimmen als Zeitvertreib sehen und die Standardanwendung von PC spielen ist nicht die, gegen Menschen online zu spielen, sondern gegen den Computer. Computerspiele stellen eine völlig eigene Katergorie dar, die man nur fallen lassen kann, wenn man wirklich alles in einen Topf schmeisst, aber da bist du ja auch nicht konsequent.

Zitat:
Vielleicht hilft ja das Beispiel "Haltung der Kirche zum Buch" ?
Ah, du willst mir helfen, sehr freundlich Mit den Augen rollen Ich bin leider trotz deiner zuvorkommenden Hilfe nicht einverstanden.

Mich erstaunt vor allem das völlige Fehlen jeder Inhaltsbezogenheit. Ich sagte ja nicht, dass es einzelne Fälle nicht geben würde, auf die das 200 Jahre Intervall anwendbar wäre, sondern meine gerade in dem Zitat... naja, das was ich eben gesagt habe und es gilt selbstverständlich immer noch.
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groundhog
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Anmeldungsdatum: 11.03.2007
Beiträge: 296

Beitrag(#811042) Verfasst am: 05.09.2007, 16:22    Titel: Antworten mit Zitat

Semnon hat folgendes geschrieben:

Was ergibt es denn für einen Sinn Dinge einzubeziehen, die es vor 200 Jahren noch nicht gab? So lässt sich unmöglich irgend ein Muster finden. Oben hast du ja einige Beispiele gebracht, in denen du von gesellschaftliochen Ansichten auf verwandte kirchliche Ansichten der heutige Zeit schließt. Wenn du aber zeigen willst, dass dein 200 Jahre Intervall irgendwie 'verblüffend' gut passt, musst du nicht nur mehr Beispiele bringen, sondern zeigen, dass es das vor 300 Jahren zB nicht gab und das erscheint mir einfach nicht der Fall zu sein.


Meine Behauptungen (ich habe sie übrigens weiter unten präzessiert, um deiner Unterscheidung, Computerspiel, kompetitives Spiel und sonst was, gerechter zu werden) ist rein empirisch zu sehen. Es spielt keine Rolle ob du da einen kausalen Zusammenhang zwischen Mainstream anno 1800 und rkK 2007 herstellen kannst, oder nicht.
Wenn ich also behaupte: "Die rkK steht Dingen negativ/distanziert gegenüber, die es vor 200 Jahren nicht gab" kann das durchaus rein empirisch wahr sein.

Das "verblüffend gut" bezog sich übrigens auf das "passen" nicht auf die 200 Jahre. Vielleicht funktioniert es mit 300 Jahren (noch) besser, glaube es aber nicht.
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#811058) Verfasst am: 05.09.2007, 16:59    Titel: Antworten mit Zitat

Nein, ich meinte eben keinen kausalen Zusammenhang sondern vergleichbare Ansichten, also eigentlich durchaus auch das was du meinst.
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Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16342
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#811334) Verfasst am: 05.09.2007, 23:44    Titel: Antworten mit Zitat

Semnon hat folgendes geschrieben:
Ego zerstören gilt auch für jede andere Einzelsportart. Dann bin ich sicher, dass du überhaupt Sport aus deiner komischen Ansicht ausklammern würdest. Man kann auch Zeichnen oder Schwimmen als Zeitvertreib sehen und die Standardanwendung von PC spielen ist nicht die, gegen Menschen online zu spielen, sondern gegen den Computer. Computerspiele stellen eine völlig eigene Katergorie dar, die man nur fallen lassen kann, wenn man wirklich alles in einen Topf schmeisst, aber da bist du ja auch nicht konsequent.


Na, Pfeiffer hat mit seiner tollen Studie ja auch - das lustige Wort in diesem Zusammenhang ist - "bewiesen" (zumindest für russische Jugendliche), daß intelligentere Menschen und Menschen, die Sport treiben, auch gewalttätiger sind. Das Universalgenie Leonardo da Vinci hatte allerdings auch eine ähnliche Haltung zum Sport, daß nämlich wer sich an Sportaktivitäten erfreuen könne, einfach nicht wisse, wie es ist, in einer Schlacht Todesängste zu erleiden. (Kurios eigentlich, war der Mann am Ende noch Pazifist, obwohl er Waffen entwarf?)

Daß Computerspiele nicht die alleinige Freizeitaktivität sein sollten, weil man - auch wenn man davon nicht zum Amokläufer wird - auf diese Weise soziale Beziehungen auch nicht entwickeln kann, darüber müssen wir uns wohl auch nicht streiten.

Andererseits war gleichermaßen auch die "Lesesucht" nicht zwingend eine Einzelaktivität. Sondern es wurde beklagt, daß sich auch unter Dienstleuten immer einer finden ließe, der den Anderen die neueste Räuberpistole vorlesen könne.

Mit die heftigste Kritik kam allerdings häufig von jenen Leuten, die selbst eine massive Erfahrung damit hatten, wie verdreht die Realität sein mag, wenn man keine Außenwelt zuläßt: Die Scholastiker haben ja im wesentlichen in ihren Büchern gelebt, mit der Bibel und Aristoteles hat man ja alles erklärt.

Um 1950 "wußte" man, daß wer Comics liest, zur Homosexualität "verleitet" wird. Und heute weiß man auch, daß an den meisten Kritiken sinnigerweise auch nichts dran war.
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