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"religiöse Momente beim Humanismus"?
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"religiöse Momente beim Humanismus"?
Ja, es gibt doch auch religiösen Humanismus!
8%
 8%  [ 2 ]
Ja, jede Weltanschauung ist Religionsersatz.
4%
 4%  [ 1 ]
Weiss nicht/ Interessiert mich nicht...
12%
 12%  [ 3 ]
Nein, Religion und Humanismus widersprechen sich.
37%
 37%  [ 9 ]
Nein, konsequenter Humanismus lehnt Religion ab.
37%
 37%  [ 9 ]
Stimmen insgesamt : 24

Autor Nachricht
Tapuak
registrierter User



Anmeldungsdatum: 23.02.2006
Beiträge: 1264

Beitrag(#816058) Verfasst am: 11.09.2007, 23:39    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Genau auf Letzteres hatte ich angespielt. Auch das christliche Weltbild erreicht seinen statischen Punkt nur je nach Fundamentalismuslevel irgendwo zwischen der Jungfrauengeburt und nirgendwo. Ein moderner evangelischer Theologe kann möglicherweise mehr ethische Dynamik (hihi) zeigen als ein leidenschaftlicher Humanist.

Ganz bestimmt. Mein Vergeich bezog sich auch nur auf extrem vereinfachte und abstrakte Versionen der beiden Weltanschauungen. Die Frage ist, inwieweit das überhaut ausfschlussreich ist, da in beiden Fällen letztendlich unklar ist und ewig unklar sein wird, was denn nun die "eigentlichen" Inhalte, das "Wesen" dieser Weltanschauungen ist. Wie man weiß, ist es im Fall des Christentums schwierig, überhaupt irgendwelche konkreten Inhalte auszumachen, da es im Laufe seiner Geschichte bekanntlich für alles uns nichts herhalten musste. Beim Humanismus ist die Schärfe des Begriffs kaum höher.

Aus diesem Grunde wäre es ebenso legitim, die Weltaunschauungen nicht als abstrakte "Lehren" zu analysieren, sondern danach zu schauen, wie die tatsächlichen Befürworter der jeweiligen Weltanschauung gestrickt sind. Beim Christentum bringt das jedoch auch nicht viel, da, wie du sagst, jeder Fundamentalismusgrad vertreten ist und man somit jedes gewünschte Ergebnis bestätigt sehen könnte. Beim Humanismus kenne ich zuwenige Leute persönlich, die sich uneingeschränkt so nennen, um darüber ein Urteil treffen zu können. Aber ich halte es natürlich für möglich, dass bestimmte Menschenbilder in der Praxis trotz anderslautender Vorsätze dogmatisiert werden.

Zitat:
Nach meinem Verständnis verstehen auch viele Humanisten (im engeren Sinne) gewisse Überzeugungen und Werte als unumstößlich und unverhandelbar, mit zeitloser Gültigkeit, wenn auch natürlich nicht offenbart.

Ich will das wie gesagt nicht überstrapazieren, es ist für mich weniger eine fundamentale Wesensähnlichkeit, als einfch nur ein Kritikpunkt am Humanismus.

Ja, diesem Kritikpunkt stimme ich auf der theoretischen Ebene zu. Man muss sich aber auch fragen, inwieweit es z.B. für Organisationen wie den HVD in der Praxis möglich wäre, ein wirklich konsequent "fallibilistisches" Weltbild politisch wirksam zu vertreten. In der politischen Praxis ist es m.E. bis zu einem gewissen Grad notwendig, sich auf bestimmte Welt- oder Menschenbilder "festzulegen", oder zumindest so zu tun, als ob man das tut. Die humanistischen Verbände haben ja jetzt bereits Probleme, ein inhaltliches Profil zu gewinnen. Und das würde sicher nicht leichter, wenn sie schreiben würden, dass sie ihr Welt- und Menschenbild jeden Tag neu definieren, je nach dem, welche wiss. Erkenntnisse gerade neu reingekommen sind.

Das soll jetzt bestimmt kein Plädoyer für das dogmatische Festhalten an liebgewonnenen metaphysischen Menschenbildern sein, aber vielleicht kann man so ansatzweise erklären, warum die organisierten Humanisten evtl. etwas inkonsequent sind, wenn es um die Einbeziehung neuer Erkenntnisse in ihr Menschenbild geht.
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Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#816105) Verfasst am: 12.09.2007, 01:20    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Das führt zu tabuähnlicher Ablehnung gezielter Veränderungen, zu Speziezismus usw.


Das sehe ich anders. Humanismus führt nicht zu Speziezismus, er ist eine Sonderform des Speziezismus. Ich sehe das aber nicht als Nachteil, wir können gar nicht anders. Wenn ich jedesmal, bevor ich über eine Wiese gehe, zwischen dem Massenmord an Lebewesen, den ich damit anrichte und meinem Interesse, über eine Wiese gehen zu wollen, nachdenken müsste, würde ich ja wahnsinnig werden.
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CoS
Antitheist



Anmeldungsdatum: 10.07.2005
Beiträge: 2734

Beitrag(#816122) Verfasst am: 12.09.2007, 02:34    Titel: Antworten mit Zitat

Konsequenter Humanismus lehnt Religion ganz klar ab! In der Religion geht es darum Menschen für eine Sache auf eine Linie zu bekommen. Es geht dabei um die Sache und nicht um das Individuum.

Im Humanismus geht es zwar auch um eine Sache, aber er bezieht sich auf die Rechte des Individuums!
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"Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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Tapuak
registrierter User



Anmeldungsdatum: 23.02.2006
Beiträge: 1264

Beitrag(#816164) Verfasst am: 12.09.2007, 09:31    Titel: Antworten mit Zitat

CoS hat folgendes geschrieben:
In der Religion geht es darum Menschen für eine Sache auf eine Linie zu bekommen. Es geht dabei um die Sache und nicht um das Individuum.

Meinst du nicht, dass das ein wenig zu sehr vereinfacht ist? In der Tat werden bei vielen Religionen auch kollektive Aspekte in den Mittelpunkt gerückt, z.B. im Islam. Aber wenn man sich etwa die religiöse Praxis vieler Christen anschaut, macht sie auf mich doch eher einen egozentrisch-individualistischen Eindruck. Sie klauen sich die Glaubensinhalte je nach ihren psychischen Bedürfnissen maßgeschneidert zusammen und sie "beten" dafür, dass ihr ausgedachtes Herrenwesen irgendwelche persönlichen Popelprobleme löst. Das ist an Egozentrik wohl kaum noch zu überbieten. Daher denke ich, dass heutzutage in vielen Fällen die persönliche "Kontingenzbewältigung" im Vordergrund steht (also das Umgehen mit der eigenen Labilität) und nicht so sehr das Erreichen einer gemeinsamen Sache (beides schließt sich natürlich nicht aus; es geht nur um die Gewichtung).
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L.E.N.
im falschen Film



Anmeldungsdatum: 25.05.2004
Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#816178) Verfasst am: 12.09.2007, 09:42    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Das führt zu tabuähnlicher Ablehnung gezielter Veränderungen, zu Speziezismus usw.


Das sehe ich anders. Humanismus führt nicht zu Speziezismus, er ist eine Sonderform des Speziezismus. Ich sehe das aber nicht als Nachteil, wir können gar nicht anders. Wenn ich jedesmal, bevor ich über eine Wiese gehe, zwischen dem Massenmord an Lebewesen, den ich damit anrichte und meinem Interesse, über eine Wiese gehen zu wollen, nachdenken müsste, würde ich ja wahnsinnig werden.


Daumen hoch!
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Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Tapuak
registrierter User



Anmeldungsdatum: 23.02.2006
Beiträge: 1264

Beitrag(#816201) Verfasst am: 12.09.2007, 10:10    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Das führt zu tabuähnlicher Ablehnung gezielter Veränderungen, zu Speziezismus usw.


Das sehe ich anders. Humanismus führt nicht zu Speziezismus, er ist eine Sonderform des Speziezismus. Ich sehe das aber nicht als Nachteil, wir können gar nicht anders. Wenn ich jedesmal, bevor ich über eine Wiese gehe, zwischen dem Massenmord an Lebewesen, den ich damit anrichte und meinem Interesse, über eine Wiese gehen zu wollen, nachdenken müsste, würde ich ja wahnsinnig werden.

In der Praxis besteht in der Tat die Notwendigkeit, vereinfachte Entscheidungsverfahren zu verwenden, da man nicht in jeder Situation von Punkt null abwägen kann, welche Interessen durch welche Handlung möglicherweise berührt wären, wie diese zu gewichten sind usw. Im Alltag gehe ich mit bestimmten Lebewesen also auch auf eine bestimmte Weise um, "weil sie ein Mensch sind", "weil sie ein Schwein sind" usw. Das sind aber lediglich vereinfachte Modelle, von denen ich in der Praxis Gebrauch mache, weil eine komplette Abwägung nicht in jeder Einzelsituation möglich ist.

Dass ich auf diese Weise im Alltag speziesistisch handle, ist aber mitnichten ein Grund dafür, diesen rein denkökonomisch begründeten Speziesismus auch in Ideologien und ethische "Theorien" zu übernehmen, da diese ja in Ruhe schriftlich ausformuliert werden können und somit auf keine allzu stark vereinfachten Modelle angewiesen sind. In einer ethischen Abhandlung würde ich es daher nicht akzeptieren, wenn argumentiert würde, wir sollten bestimmte Lebewesen in einer bestimmten Weise behandeln, "weil sie ein Mensch sind", "weil sie ein Schwein sind" usw.

Darüber hinaus halte ich das Beispiel mit der Wiese für nicht besonders passend, da mir kein Autor bekannt ist, der eine ethische Abwägung vor dem Betreten der Wiese fordern würde. Es ist also eigentlich ein Strohmann.
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Zumsel
registrierter User



Anmeldungsdatum: 08.03.2005
Beiträge: 4667

Beitrag(#816249) Verfasst am: 12.09.2007, 11:17    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Aus meiner Sicht enthält der Humanismus im engeren Sinne wesentliche irrationale Aspekte.


Was noch kein Hinweis auf Metaphysik wäre. Im Gegensatz etwa zu einer übertriebenen Vernunftbetonung. Streng genommen könnte man die Vernunft gar als das principium metaphysicum betrachten.

step hat folgendes geschrieben:
Zwar werden Götter und Geister entmystifiziert, aber beim Menschen und seiner Seele (oder Person) ist damit Schluß, er wird metaphysisch absolut gesetzt


Stimmt, hier erweist sich der Humanismus als Ausläufer des Christentums.

step hat folgendes geschrieben:
Das führt zu tabuähnlicher Ablehnung gezielter Veränderungen, zu Speziezismus usw.


Im Gegenteil. "Verbesserung", (Zwangs)Anpassung an ein Ideal, Vernichtung individueller Andersartigkeiten, Hass und Misstrauen gegenüber allem "natürlichen" im Menschen sowie Gleichmacherei jeglicher Art (und "Antispezieszismus" ist nun wirklich der groteske Höhepunkt absurder Gleichmacherei) ist seit jeher das Ziel monotheistischer Religionen und in Sonderheit des Christentums.
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